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My love bite on your neck

von

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Love bite 27 - Amors Liebespfeil (Ohne Adult)

So. Und weil ich euch so lange hab warten lassen, gibt es heute von mir gleich zwei Kapitel. Bitte schön. ^^
 


 

Love bite 27 - Amors Liebespfeil (Ohne Adult)
 

"Na los. Lass uns endlich aufstehen."

"Keine Lust", murmle ich und blinzle Meilo müde an, der sich auf mich gelegt hat, und auf mich nieder starrt.

"Büüüde. Ich habe Hunger."

"Und ich bin müde, weil du mich die ganze Nach über im Boot auf Trab gehalten hast."

"Das stimmt doch gar nicht! Wir sind gleich wieder zurückgerudert."

"Und wer musste rudern?"

"Ich konnte nicht."

"Ja, weil du eingepennt bist, und ich dich aus dem Boot ins Zimmer schleppen musste." Meilo zieht den Mund schief. "Noch eine halbe Stunde. Dann stehe ich von mir aus auf." Ich ziehe mir das freie Kissen herbei und lege es mir aufs Gesicht.

Meilo seufzt, murmelt ein "Och Mann", und klettert von mir runter. "Dann gehe ich mich schon mal fertig machen."

"Tu das", brumme ich ins Kopfkissen. Wenn er jetzt denkt, dass mich das zum Aufstehen bewegt, dann hat er sich geirrt. Ich bin viel zu müde, um mit ihm unter die Dusche zu steigen. Und außerdem, noch viel zu befriedigt.

Die Badezimmertür geht zu. Ich werfe das Kissen von mir und drehe mich auf die Seite, weg vom Fenster. Mit geschlossenen Augen dämmere ich vor mich hin und bin fast wieder eingeschlafen, da rüttelt jemand an meiner Schulter. "Die halbe Stunde ist rum. Hopp! Aufstehen."

"Du lügst", knurre ich.

"Ich lüge nicht! Du weißt doch, wie lange ich im Bad brauche. Du hattest sogar noch mehr wie eine halbe Stunde."

"Bin aber immer noch müde."

Meilo seufzt. Die Matratze senkt sich. "Nic? Bitte", säuselt es an meinem Ohr. "Ich habe Hunger und ich möchte mit dir frühstücken."

"Nachher."

Wieder ein Seufzen. "Nic? Steh auf."

"Nein!"

"Gut. Dann anders." Ich wippe auf und ab. Meilo scheint sich zu bewegen. Plötzlich wird es warm an meinem Ohr. Ist das seine Zunge? "Wenn du nicht gleich aufstehst, nerve ich dich so lange, bis du aus dem Bett bist."

"Das schaffst du nicht."

"Ach nein?" Ich schüttle den Kopf, warte jedoch gespannt ab, was mein Süßer vor hat. "Okay, du hast es nicht anders gewollt." Uhhh! Ich bekomme Angst. "Nihiiiic, Niiiiiiiihiiiic." Ich kann ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Das soll nervig sein? "Nihiiic. Nic ... Nic-Nic-Nic-Nic-Nic-Nic-Nic-Nic-Nic-Nic-Nic ..."

"AHHH!" Ich halt's nicht aus! Der quakt mir genau ins Ohr! "Hör auf!", schnarre ich und versuche mich wegzudrehen. "Du bist ja schlimmer als jeder Wecker!" Meilo lacht, hört aber nicht auf mich weiter mit diesem Nic-Nic-Nic zu nerven. Weil wegdrehen nichts bringt (Meilo hat sich einfach auf mich geworfen), probiere ich ihn zu packen, was mit auch nach einigen Anläufen gelingt. Als ich ihn von mir weg schupse, und mich nun selbst auf ihn lege, schreit mein Göttergatte lachend auf. "Hörst du jetzt auf?", keuche ich.

"Nein! ... Nic-Nic-Nic ..."

"Schluss jetzt! Das ist ja Tierquälerei!" Ich fange Meilos rudernde Hände ein und drücke sie auf der Matratze nieder. Nachdem das geschafft ist, presse ich meinen Mund auf seinen. Selige Ruhe!

Erst als er ruhig unter mir liegt, und leise Laute der Zufriedenheit von sich gibt, beende ich den Kuss. "Hörst du jetzt auf?", frage ich ihn.

"Bist du jetzt wach?" Frechdachs!

"Leider ja", seufze ich gespielt theatralisch auf. "Man gönnt mir auch keine Ruhe."

"Du hast mein ungeteiltes Mitleid, aber jetzt zieh dich an." Meilo patscht mir auf die Brust und rutscht unter mir hervor. Ergeben falle ich mit dem Gesicht voran ins Bettzeug. "Shirt oder Pullover?" Woher soll ich das wissen?
 

Meilo grinst breit und macht sich über sein Frühstück her. "Lecker! Hab ich ein Kohldampf!" Ich dagegen bin schon wieder fast am Einpennen. "Hey! Nicht schlafen." Erwischt. "Willst du meinen freien Tag heute durchschlafen, oder was?"

"Wollten wir nicht sowieso im Bett bleiben?" Ich ringe mir ein schwaches Grinsen ab.

"Das glaubst auch nur du. Ich hab was vor mit dir." Jetzt werde ich neugierig. "Rodeln", sagt Meilo und lächelt mich breit an.

Ich lege die Stirn in Falten und schaue mich um. "Wie lange habe ich geschlafen? Liegt etwa schon Schnee?"

"Nein, du Ulknudel. Sommerrodeln."

"Der Sommer ist vorbei", erinnere ich ihn.

"Aber wegen des guten Wetters ist die Bahn noch geöffnet."

"Und woher weißt du das?"

Meilo zieht einen Prospekt aus seiner Hosentasche. Hat der da einen ganzen Prospektladen drinnen deponiert? "Hier! Der ist mir gestern in die Augen gesprungen."

"Meilo, der Prospekte-König", lache ich und klappe den Prospekt auf. "Sieht nett aus. Besonders das Kleinkind hier." Das freut sich wie Bolle. "Ist die Bahn auch für Erwachsene?"

"Natürlich ist sie das", motzt Meilo, wird dann jedoch kleinlaut. "Was besseres habe ich nicht gefunden, es sei denn, du willst eine Bierbrauerei besichtigen."

"Bier? Da bin ich dabei!" Meilo legt den Kopf schräg. Er trinkt nicht so gerne Bier, weshalb diese Möglichkeit eher flach fällt. "War ein Scherz", beruhige ich ihn. "Also schön, fahren wir Sommerrodeln im Herbst. Zu zweit sitzt man da bestimmt ziemlich dicht beieinander ..." Ich lecke mir über die Lippen. Meilos Augen blitzen vergnügt auf. Jetzt freue ich mich eigentlich doch auf das Kinderrodeln.

"Guten Morgen. Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?" Henning steht plötzlich neben unserem Tisch.

"Morgen. Ja, alles bestens." Ich verkneife mir ein allzu offensichtliches Grinsen.

"Sehr fein", sagt Henning und strahlt dabei sogar noch heller als es die Sonne über uns tut.

"Und bei dir? Alles gut gelaufen?", frage ich ihn leise. Er weiß ja nicht, dass wir wissen, wie gut es bei ihm und dem Koch tatsächlich gelaufen ist.

"Ist es", lächelt Henning und bekommt einen leichten Rotschimmer im Gesicht. "Wir haben uns ... ähm ausgesprochen." So nennt man das jetzt also. Ja, ja. Die Liebe mit ihren vielen Arten der Kommunikation. Ist es nicht schön?

"Nur ausgesprochen?" Ich will es endlich aus seinem Mund hören! Und vor allem, sind sie jetzt zusammen, oder nicht?

"Nicht nur", gibt er zu.

"Das heißt ihr beiden seit zusammen?"

Henning schluckt und guckt sich im um. Außer uns frühstücken noch zwei andere Hotelgäste auf der Terrasse. "Ja", flüstert er. "Aber das weiß noch keiner."

"Okay", nicke ich. "Dann viel Glück."

"Danke."

"Das schafft ihr schon", meint Meilo, der wohl verstanden hat, um was es geht, obwohl ich ihm noch gar nichts von dem gestrigen Tag erzählt habe.

Henning schwebt wieder von dannen und ich greife zur Kaffeetasse. "Was ist denn nun gestern passiert?", fragt Meilo mich. "Hattest du deine Finger da mit ihm Spiel?"

"Kann man so sagen", grinse ich. "Ich habe Amor gespielt." Und die Rolle steht mir immer besser, wie ich finde.

"Du hast ihnen deinen Liebespfeil gezeigt?" Meilo tut entsetzt.

"Ja. Gleich nachdem du weg warst, bin ich mit den beiden in die Küche und habe sie mit meinem Liebespfeil aufeinander scharf gemacht." Ich trinke einen Schluck Kaffee und blinzle Meilo frech an.

"Jetzt sag doch mal! Was ist geschehen?" Ich stelle die Tasse ab und beginne Meilo alles zu erzählen. Dass ich Heiko eifersüchtig gemacht habe, und dass ich Henning kleine Tipps gegeben habe. "Du bist ja wirklich wie Amor", amüsiert sich mein Schatz. "Erst hast du mich verzaubert, dann deinem Ex und seinem Neuen geholfen, was ich immer noch nicht ganz verstehe, und jetzt das. Alle Achtung."

"Ich bin eben umgeben von Liebe", grinse ich. "Und von Liebespfeilen." Ich zwinkere Meilo zu.

"Ich hoffe, du meinst damit nur deinen und meinen, sonst setzt es Schläge mit meinem Bogen." Ich frage jetzt lieber nicht, was er genau mit Bogen meint.

"Natürlich nicht", antworte ich empört. "Unsere Liebespfeile sind die Einzigen, die mich wirklich interessieren."

"Gut. Das beruhigt mich." Er zwinkert mir zu. Immer, wenn er das macht, bekomme ich weiche Knie. Das ist eindeutig seine amouröse Kraft. Hoffentlich bemerkt sie kein anderer außer mir, sonst bekommt es derjenige mit mir zu tun!
 

Den Rest des Frühstücks über unterhalten wir uns über Belanglosigkeiten, machen Pläne für Morgen und versuchen nicht daran zu denken, dass wir uns bald wieder trennen müssen, am Samstag, um genau zu sein. Trotzdem sollten wir froh sein, dass wir wenigstens die Woche über zusammen sein konnten, wenngleich auch nicht die ganze Zeit.

"Wollen wir gleich los?", möchte Meilo von mir wissen, als wir wieder in unserem Zimmerchen sind.

"Gerne. Dann können wir nachher nochmal mit dem Ruderboot raus ..." Ich wackle mit meinen Augenbrauen auf und ab und schmiege mich an meinen Süßen, der wieder vorm Spiegel steht und sich im Gesicht herumfingert.

Er lacht und sieht mich im Spiegel an. "Ich dachte, du magst kein Ruderbootfahren."

"Och, so schlecht ist es gar nicht. Besonders, wenn du mit sehr, sehr wenig Stoff am Leib in so einem Ding sitzt." Ich schließe die Augen und knabbere an seinem Ohrläppchen.

"Du und deine schmutzigen Gedanken."

"Gib zu, du hast immer genau die gleichen schmutzigen Gedanken wie ich, wenn wir zusammen sind."

"Vielleicht nicht die Gleichen, aber ähnliche", lacht er und dreht sich in meinen Armen um. "Ich bin richtig glücklich mit dir, weißt du das?"

"So etwas in dieser Richtung habe ich schon geahnt", schmunzle ich.

"Idiot", grinst Meilo und küsst mich.

Da fällt mir ein: "Was war das eigentlich gestern Nacht?"

"Was denn?", fragt er mich.

"Na das mit dem, das ich Sachen für dich tue, weil ich dich liebe, und dass das für andere nicht selbstverständlich sei." Ich kann mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern, aber sowas in dieser Art hat er mir gestern auf dem Boot zugeflüstert. Ich konnte ihn nicht sofort fragen, was er damit gemeint hat, weshalb ich es jetzt erst tue. Wir waren mit anderen Dingen beschäftigt. Ihr versteht?

"Das stimmt ja auch", sagt Meilo achselzuckend. "Was gibt es da zu erklären?"

"Wieso hast du das gesagt? Für mich klang es, als würde dich schon wieder was beschäftigen. Oder ist es etwa immer noch wegen deiner Angst, ich würde mit einem anderen ..."

"Nein!", unterbricht mich Meilo. "Das ist es nicht. Ich wollte es dir nur mal gesagt haben."

"Ach so", murmle ich verwundert. "Mehr nicht?"

"Mehr nicht." Warum glaube ich ihm nicht? Er macht sich doch bestimmt wieder Sorgen. "Es macht mich einfach glücklich, dass du so viel für mich aufnimmst und deswegen nie sauer bist."

"Du kannst doch nichts dafür." Er nicht, aber dieser bescheuerte Vertrag. Am liebsten würde ich ihn abfackeln. Würde nur auch nichts bringen.

"Du bist immer so geduldig mit mir. Auch wenn ich in letzter Zeit ständig unsere Treffen absagen musste. Und jetzt spielst du für mich noch diesen Logan Wittmen. Manchmal denke ich, du bist zu gut für mich."

"Und manchmal denke ich, dass du dir den ganzen Tag nur Mist ausdenkst", knalle ich zurück, meine es aber nicht böse. Im Gegenteil. "Hör auf dir über so etwas den Kopf zu zerbrechen. Um bei dir sein zu können, würde ich noch einiges mehr tun." Meilo lächelt mich dünn an. "Können wir jetzt los? Ich will mich an deinen Rücken pressen, während wir die Rodelbahn hinuntersausen." Er soll aufhören, so traurig zu gucken, verdammt noch eins!

"Gleich. Ich gehe nur nochmal schnell auf Toilette und dann ... Scheiße." Ein Handyklingeln. Meilos Handy. "Ich muss da ran gehen", sagt er und sieht mich entschuldigend an.

"Kein Problem. Geh ran." Ist ja auch nur ein klingelndes Handy. Was will das schon von uns wollen? Doof nur, dass sich das Klingeln gar nicht gut anhört. Irgendwie ... bedrohlich. Und als Meilo auf das Display schaut, kann ich schon alles an seinem Gesichtsausdruck ablesen. "Gerd?", frage ich. Er nickt. "Geh dran, sonst bekommt er noch einen Koller." Bestimmt hat er bemerkt, dass Meilo nicht brav in seinem Hotelzimmer hockt. Dieser Sklaventreiber!

"Ja?", Meilo hockt sich mit dem Rücken zu mir aufs Bett, nachdem er abgehoben hat. Ich laufe zum Bett und rutsche bis zu Meilo rüber, bis ich hinter ihm knie und meine Arme um ihn lege. "Wieso? Das war nicht geplant gewesen!" Ich drücke meine Nase in Meilos Nacken. Ich habe es geahnt! Da ist wieder irgendwas im Busch. Irgendein kurzfristiger Termin, der uns den Tag versaut. "Ich habe frei. Das habe ich immer nach einem Auftritt, damit ich mich ausruhen kann. ... Nein! Ich werde ganz sicher nicht hinkommen! Das war so nicht abgemacht gewesen!" Oh oh. Meilo seufzt genervt und ich kann sehen, wie sich seine Kiefermuskeln anspannen. "Und das sagst du mir erst jetzt? ... Ich bin extra nicht da, weil ich mit meinem Berater noch einiges zu bereden habe! ... Das kann dir doch egal sein!" Ich kann Gerds aufgebrachte Stimme hören. Zwar verstehe ich kein einziges Wort, aber er ist hörbar angepisst.

"Wir verschieben es mit der Bahn", flüstere ich in Meilos Ohr.

Er seufzt erneut, diesmal resignierend, und wischt sich übers Gesicht. Gerd zetert noch immer, doch Meilo beendet das Gespräch einfach und feuert sein Mobiltelefon auf das Bett. "Scheiße!" Ich schmiege mich fester an ihn.

"Um wie viel Uhr?", frage ich ihn leise.

"In einer Stunde. Die Adresse hat er mir schon gemailt. ... Gott, wie ich das hasse!" Nicht nur du, mein Hase.

Aber alles fluchen und hassen nützt sowieso nichts. Da müssen wir nun mal durch, so schwer es uns fällt. Ich lasse Meilo los und rutsche vom Bett. "Beeilen wir uns lieber. Nicht, dass Keith sich noch verspätet."

Meilo guckt mich mit großen Augen an, während ich einen der Anzüge aus dem Schrank zerre, die ich zum Glück dabei habe. "Wir? Du willst mit?"

"Klar, was denkst du denn? Meinst du, ich lasse dich alleine?"

"Ähm Nic? Ich muss zu einer Fernsehshow."

"Und?"

"Bist du dir sicher, dass du da mit willst?"

"Warum nicht? Logan Wittmen wird auch mit Kameras fertig."

"Und was ist mit Niclas Ittninger? Wird der damit auch fertig?"

"Solange Meilo Haug bei ihm ist, kann dem doch gar nichts passieren", grinse ich und steige aus meiner Hose.

Mein Schatz steht auf und kommt kopfschüttelnd auf mich zu. "Du bist wirklich viel zu gut für mich."

"Ich sags dir nochmal: Bin ich nicht. Ich handle völlig eigennützig."

"Wirklich?"

"Wirklich", bestätige ich und umfasse Meilos Gesicht. "Ich wollte schon immer mal ins Fernsehen." Das bringt Meilo endlich wieder zum Lachen.

"Du Idiot", kichert er und zieht mich an sich. "Was würde ich ohne dich tun?"

"Alleine ins Fernsehen kommen?"
 

***
 

Mit verschränkten Armen lehne ich gegen einen Betonpfeiler und beobachte das ganze Spektakel aus sicherer Entfernung. Es ist nicht zu fassen! Die heulen ja fast!

Das Keith heute hier als Überraschungsgast auftritt, war nicht geplant gewesen. Klar, Überraschungsgast eben. Der eigentlich geplante Act für diese kleine regionale Musiksendung ist kurz vor der Sendung abgesprungen, hat mir Meilo auf dem Weg hier her erzählt, und das hat seine Plattenfirma gleich genutzt. Schweine! Jedenfalls sind die Zuschauer, alles Kiddies zwischen Grundschule und Pubertät, schier ausgeflippt, als Meilo ähh Keith die Bühne betreten hat. Es ist nicht zu fassen, was er für eine Wirkung auf die Menschen hat. Echt verrückt!

"Alles gut im Blick?" Ich drehe den Kopf nach hinten. Gerd! Oh, am liebsten würde ich ihm ... "Passen Sie nur schön auf. Ja nichts verpassen." Dieser Arsch grinst mich schäbig an und wagt es, sich neben mich zu stellen. "Ein Fernsehstudio ist Neuland für Sie, oder irre ich mich?" Aha. Daher weht also der Wind. Er will mich ausfragen.

"Nicht wirklich", gebe ich gelangweilt vom Stapel. "Die sind doch alle gleich."

"So so", brummt er. "Alle gleich ..." Sind sie das nicht? Oh je! Ruhig bleiben! Logan, tu was! Doch Logen tut das, was er am besten kann. Arrogant aussehen. Na ja, wenigstens etwas. "Es tut mir leid, dass ich Sie und Ihren 'Klienten' von der Arbeit abhalten musste, aber das hier gehört nun mal zu seinem Job, zu seinem Vertrag." Ich starre weiterhin durch meine Sonnenbrille auf die Bühne. Nein, du wirst mich nicht aus der Reserve locken. "Ich hoffe, ihr beide habt an nichts Wichtigem gesessen?"

"Es war wichtig genug, um ihn hier her zu begleiten." Ha! Gibs ihm Logan!

Gerd sieht mich an, dass kann ich aus den Augenwinkeln sehen. "Langweilt es Sie nicht, hier herumzustehen?"

"Kein bisschen", gebe ich zur Antwort.

"Sie überlegen wohl, was Sie ihm als nächstes 'raten'." Wieder schweige ich mich aus und ziehe nur verächtlich die Mundwinkel hoch. "Sie setzen meinem Klienten doch keine Flöhe ins Ohr, oder?" Da haben wir's. Er will wissen, was Meilo und ich angeblich bereden.

"Dazu habe ich keinen Grund. Flöhe sind so ekelige kleine Krabbelviecher. Wer mag die schon im Ohr sitzen haben?" Im sinnlosen Gelaber bin ich richtig gut.

"Hören Sie doch auf mit dieser Show!" Hopla. Der wird ja richtig wütend. Habe ich was verpasst? "Ich habe mich über Sie schlau gemacht, Logan Wittmen."

"Hat Ihnen gefallen, was sie über mich erfahren haben?" Und vor allem: "Was haben Sie denn alles über mich gefunden?"

Meilos Manager schiebt sich vor mich und funkelt mich böse an. Feuer hat er ja, das muss ich zugeben. "Es gibt Sie nicht", zischt er. "Ich habe gar nichts über Sie gefunden." Ich lächle ihn schmal an. "Was ist das für ein Spiel, dass Sie mit Meilo spielen?" Unsere gemeinsamen Spiele gehen dich einen Scheiß an, aber das sage ich ihm natürlich nicht.

"Ich spiele keine Spiele", sage ich und bleibe dabei so locker und gelangweilt wie möglich.

"Und wieso finde ich nicht den kleinsten Schnipsel über Sie im Internet? Warum kennt Sie keiner in der Branche?" Er wird richtig giftig.

"Mit der Branche habe ich nichts zu tun. Und finden werden Sie nichts über mich, weil Sie nichts über mich finden sollen. So einfach ist das."

"Sie kennen sich gar nicht aus in der Musikbranche?", lacht Gerd auf. "Sie wissen demnach gar nicht, auf was Sie sich einlassen."

"Nun, ich bin der Beste in meinem Job. Das hat nichts mit der Branche zu tun, in der meine Klienten arbeiten."

"Das glauben auch nur Sie." Glaub doch was du willst, du Arsch!

"Hier geht es einzig und allein um Meilo. Um nichts anderes. Das ist alles, was mein Job von mir verlangt."

"Und was ist der Job? Was tun Sie für ihn?"

"Alles", antworte ich und kann es mir nicht verkneifen dabei breit zu grinsen. "Einfach alles."

Gerd scheint meine Aussage zu verwirren, oder er weiß schlicht und einfach kein Gegenargument mehr. Er sagt jedenfalls nichts mehr, sondern starrt, genau wie ich, stumm auf die Bühne.

Keith werden verschiedene Fragen gestellt, die die Moderatorin alle von ihren hübschen pinken Tablet abliest. Mein Schatz gibt einstudierte Antworten, so scheint es zumindest, und alle sind glücklich. Zum Schluss dürfen auch die Fans ein paar Fragen stellen. Dabei kichern sie und sind total nervös. Irgendwie niedlich, und ich kann sie verstehen. Wer wird nicht schwach bei diesem Traumtypen? Und wie schwach man erst wird, wenn er ungeschminkt und unbekleidet neben einem liegt ... "Sie fressen ihm alle aus der Hand. Bemerkenswert, nicht?" Gerd hat seine Sprache wiedergefunden.

"Das ist seine Rolle", sage ich bloß und versuche ihn weitgehendst zu ignorieren. Es war so schön still gewesen, als er die Klappe gehalten hat.

"Aber eine, die ihm sehr gut steht, finden Sie nicht?" Arschloch!

"Alles reine Ansichtssache", gebe ich mich unbeeindruckt.

"Er hat Ihnen anscheinend gesagt, dass er das nicht mehr möchte, nicht wahr? Das er Keith Kandyce sterben lassen will."

Ich knirsche mit den Zähnen. "Ich werde Ihnen ganz sicher nicht erzählen, was er und ich miteinander bereden." Immer schön galant dem Thema ausweichen. Gut so Logan.

"Das müssen Sie auch gar nicht. Ich will sie nur vorwarnen."

"Das wiederum müssen Sie nicht", knurre ich, weil ich mich nur schwer zurückhalten kann. Gut, dass ich meine Sonnenbrille auf habe.

"Wissen Sie, Meilo glaubt, das alles einfach hinter sich lassen zu können, aber er ist ein Künstler. Die Rolle Keith Kandyce ist in ihm, und egal was er macht, sie wird immer ein Teil von Meilo sein. Das wird ihm irgendwann auch klar werden, und dann stehen Sie da, und wissen nicht, was Sie zu tun haben, weil Sie sich nicht damit auskennen. Sie werden untergehen." Brennende Wut ballt sich in meinem Bauch zusammen. Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein?! Als ob er wüsste, was in Meilo vorgeht! Oh, wenn ich könnte, läge dieser arrogante Sack schon längst auf dem Boden und würde meine Faust zu spüren bekommen.

Dennoch bleibe ich ruhig und überlege, was so ein Pfundskerl wie Logan Wittmen in dieser Situation tun würde. Ganz klar, er würde kontern. Gerissen und überheblich würde er seine Dominanz zur Schau stellen.

"Ich mag vielleicht ein Neuling in der Musikbranche sein, dennoch kenne ich mich bestens mit Künstlern aus. Mit ihren Eigenarten und ihren Bedürfnissen." Besonders mit Meilos Bedürfnissen ... "Man kann sie nicht in Klischees zwängen, in die sie zwar mal vor ein paar Jahren gepasst haben, nun dort jedoch längst hinausgewachsen sind. Menschen entwickeln sich weiter. Das sollten Sie vielleicht auch tun." Vorsichtig schiele ich rüber zu Gerd, um mich zu vergewissern, ob das gesessen hat. Er sieht wütend aus. Gut.

"Danke Keith, dass Sie zu uns gekommen sind!" Applaus brandet auf. Keiths Auftritt ist vorüber. Die Zuschauer flippen schier aus und Keith winkt ihnen zu, während er sich lächelnd von Dannen macht. Er kommt direkt auf mich und Gerd zu.

"Wunderbar!", ruft Gerd ihm zu, der seine Wut auf mich anscheinend vergessen hat. "Einmalig! Du warst mal wieder spitze!" Wer will denn da einem gewissen Klienten Honig ums Maul schmieren? Doch mein Schatz lässt sich davon nicht beeindrucken.

"Gehen wir?" Die Frage war an mich gerichtet. Ich nicke und stoße mich von dem Betonpfeiler ab.

"Du kannst jetzt nicht gehen!", ruft Gerd.

"Doch kann ich. Der Auftritt ist vorbei."

"Und die Fans?"

"Was ist mit ihnen?"

"Möchtest du keine Autogramme mehr geben?"

"Die gebe ich dieses Jahr noch genug", fertigt Meilo ihn ab und läuft im Stechschritt davon. Ich hinterher.

In seiner Garderobe sind wir wieder unter uns. Er schließt ab und lehnt sich mit der Stirn gegen die Tür. "Endlich vorbei", murmelt mein Schatz.

"Ging doch ganz schnell." Es dauerte alles in allem keine zwei Stunden. "Wir können sogar noch auf die Rodelbahn. Wie wäre es? ... Meilo? ... Schatz?"

"Einen Moment noch." Was hat er denn? Ich gehe zu ihm und will nach seinem Arm greifen, doch er dreht sich weg und marschiert auf die Sporttasche zu, in die er sich Wechselkleidung bereitgelegt hat. "Ich muss erst aus diesen Klamotten raus", sagt er, hebt die Sporttasche auf den kleinen Tisch, der hier steht, und setzt sich auf den Stuhl daneben. Ungeduldig beginnt er an seinen Stiefeln zu zerren. Allerdings wird das nichts, so wie ich das sehe. Nicht, wenn er wie bekloppt dran herumzieht, ohne vorher die Schnürsenkel aufgeknotet zu haben.

Kurzerhand eile ich ihm zu Hilfe. Den ersten Knoten geöffnet, fliegt der erste Schuh, dann der Zweite. Auch der Rest der Kleidung ist schnell runter. Danach geht es an seiner Schminke an den Kragen. Hektisch schrubbt er sich mit den Wattepads im Gesicht herum, während er in den kleinen Handspiegel guckt, den er vor sich hält. "Meilo! Du tust dir noch weh! Nicht zu fest!" Wieder möchte ich nach ihm greifen, doch dieses mal lässt er es nicht zu. "Willst du erstmal alleine sein? Soll ich draußen warten?"

"Was?" Panisch richten sich seine Augen auf mich.

"Ob ich rausgehen soll."

"Nein! Warum?"

Ich puste laut und lehne mich gegen den improvisierten Schminktisch. "Weil hier wieder irgendein Keith Kandyce Zeug abläuft, und du offenbar nicht willst, dass ich dich so sehe." Ich bin ja nicht blöd. Die Hand, mit der Meilo den Wattepad hält, senkt sich. "Ich habe also recht", schlussfolgere ich. Langsam mache ich mir wirklich Sorgen um Meilo. "Was ist los Meilo? Du bist seit dem Morgen in der Hütte immer wieder komisch drauf, sobald Keith ins Spiel kommt. Ich habe langsam wirklich Angst um dich." Jetzt, wo ich es laut ausgesprochen habe, fühle ich sie tatsächlich, diese Angst, die mich seit seinem Ausraster in der Hütte beschleicht, immer dann, wenn Meilo plötzlich nicht mehr der Meilo ist, den ich kennengelernt habe.

Er atmet tief ein und sieht mich an. Nicht zu fassen, doch er lächelt mich frech an! "Das musst du nicht", sagt er, wirft das Pad weg und schiebt seine Hand in meine. "Es ist nur, dass ich ein paar Minuten brauche, um wieder runter zu kommen. Verstehst du das? Ich muss Keith ausknipsen, um wieder Meilo sein zu können." Er lächelt verschämt. "Irgendwie schizophren, was?"

"Teilweise schon", gebe ich zu. Aber ich kann ihn mittlerweile ganz gut verstehen. Mit dieser Logan Sache ist es nicht anders. Man denkt ganz anders und schlüpft in eine andere Rolle. Wenn ich schon so fühle, wie muss es dann erst für Meilo sein? "Dann hat es nicht schon wieder was mit deinem Alter Ego zu tun?", frage ich sicherheitshalber nochmal nach, denn ich gehe jede Wette darauf ein, dass ich damit richtig liege, wenn auch nur zum Teil.

Meilo leckt sich über die Lippen und zieht an meiner Hand, sodass ich direkt vor ihm stehe. Er klopft sich auf den Schoß. Nur zu gern setze ich mit rittlings auf ihn. "Wenn ich als Keith auftrete, und du dabei bist, dann denke ich immer, du siehst ihn, und nicht mich. Und dann" er atmet stockend ein "dann werde ich eifersüchtig." Hilflos lacht Meilo auf und senkt den Blick.

"Meilo? Sieh mich bitte an." Zögernd folgt er meiner Bitte. "Was siehst du?"

"Was ich sehe?" Er stutzt.

"Ja."

"Na dich."

"Wirklich?"

Jetzt ist mein Schatz vollends verwirrt. "Wen soll ich denn sonst sehen?", fragt er mich.

"Logan Wittmen", helfe ich ihm auf die Sprünge. "Eigentlich solltest du ihn sehen, weil ich in seiner Rolle stecke, oder?" Meilo öffnet den Mund, sagt jedoch nichts, sondern mustert mich. "Meilo, verstehst du es jetzt? Ich sehe nicht mehr Keith, wenn ich auf die ganzen Poster in Nicoles Zimmer schaue. Und ich sehe ihn auch nicht, wenn ich dich auf der Bühne, oder bei Auftritten sehe. Ich sehe nur dich. Den Mann, den ich liebe. Ob du jetzt irgendwelche Soft-Lederfetischteile trägst und dazu Schminke, ist völlig nebensächlich. Ich brauche nur in deine Augen zu sehen, und ich weiß, dass du mein Meilo bist." Ebendiese Augen schauen mich gerade gerührt an.

"Nic, ich ..." Er bricht ab und wirft sich an meine Brust. Ich halte ihn fest und gebe mir eine mentale Ohrfeige. Das hätte ich Meilo schon viel eher sagen müssen!

"Falls du immer noch glaubst, dass Keith zwischen uns steht, dann lass dir gesagt sein, dass er das nicht tut. Es sind deine unmöglichen Arbeitszeiten, die das tun." Meilo schmunzelt leise, ehe er sich von mir löst und mit der freien Hand über das Gesicht fährt. "Ich hab's kapiert", schnieft er. "Wahrscheinlich stecke ich zu oft in dieser Rolle, und war mir deswegen so unsicher und auch ein Stück weit paranoid."

"Das musst du nicht. Nicht wegen mir zumindest." Das bringt ihn wieder zum Lachen. "So! Sieht mal zu, dass du das grässliche Zeug vom Gesicht bekommst, damit wir endlich die Rodelbahn unsicher machen können!" Ich drücke Meilo einen dicken Schmatzer auf die noch kirschroten Lippen und rutsche anschließend von seinem Schoß.

Ein Wattepad kommt auf mich zugeflogen. "Ich geb dir gleich ekeliges Zeug", lacht Meilo mit immer noch rauer Stimme.

"Echt? Hoffentlich das aus deinem Liebespfeil." Ich gehe in Deckung, weil nun die gesamte Wattepadpackung auf mich zugeflogen kommt. Hilfe!
 

***
 

Ungesehen sind wir aus dem Gebäude des Fernsehstudios gekommen und sitzen nun in meinem Auto. Auf einer einsamen Bundesstraße, die sich durch ein Waldgebiet schlängelt, sausen wir dahin. Meilo, der auf dem Beifahrersitz sitzt, trägt meine Logan-Brille und hat seinen Kopf auf den Arm gelegt, der wiederum halb aus dem offenen Autofenster hängt. Das ist doch glatt ein Foto wert, doch leider geht das nicht während der Fahrt. "Du erkältest dich noch", sage ich zu ihm und drehe das Radio leiser.

"Mir egal."

Ich patsche auf seinen Oberschenkel. "Mir aber nicht. Ich mache mir nur wieder Sorgen, wenn du ganz alleine krank im Hotel herumliegst."

Meilo ergreift meine Hand, die ich auf seinem Oberschenkel hab liegen lassen und drückt sie. "Na schön", sagt er und zieht den Kopf wieder ins Innere des Wagens. "Aber nur, weil du es bist."

"Sehr freundlich", grinse ich und kratze mir die Kopfhaut. "Dass das immer noch so sehr jucken muss." Die Perücke ist sofort geflogen, als wir außer Sichtweite des Fernsehstudios waren, was jetzt gut eine halbe Stunde her ist, aber es fühlt sich immer noch so an, als hätte ich sie auf.

"Soll ich dich kratzen?"

"Oh ja!" Meilos Finger verschaffen mir bestimmt baldige Linderung. Die Härchen auf meinen Oberarmen stellen sich auf, als er anfängt mich zu kraulen.

"Gut?"

"Mehr als gut", schnurre ich und kann mich nur schwer auf die Fahrbahn konzentrieren. Und es fällt mir sogar noch schwerer, als Meilos Lippen sich auf meinen Hals legen, und dort versuchen, einen Knutschflecken auf meine Haut zaubern. "Das ist unfair", krächze ich. "Ich kann mich gar nicht revanchieren."

Meilolein kichert. Mit einem lauten Schmatz löst er sich von mir und stützt sein Kinn auf meine Schulter. Verspielt zeichnet sein Zeigefinger kleine Schlangenlinien in meinem Nacken. "Du kannst dich heute Abend bei mir revanchieren", haucht er.

"Erst dann? Schade." Meine Augen fliegen in den Rückspiegel. Keiner hinter mir. Ich bremse ab und fahre rechts ran.

Mein verdatterter Meilo glotzt wie ein Schäfchen, das seine Mama sucht. Bevor er mich fragen kann, weshalb wir halten, umfasse ich seinen Kopf und nehme seine Lippen in Besitz. Blind suche ich nach dem Warnblinker, finde ihn, und drücke drauf.

"Was wird das?", keucht Meilo, den ich in den Beifahrersitz drücke. Hastig schnalle ich mich ab.

"Was glaubst du denn, was das wird?", stelle ich eine Gegenfrage.

"Hier?" Meilo lacht ungläubig auf.

"Nur ein bisschen spielen ...", säusle ich und lüpfe sein Shirt. "Ohne Love bites kommst du mir nicht davon."

"Deswegen hältst du einfach mitten auf der Straße? Du bist verrückt!"

"Erstens, ich stehe an der Seite und zweitens, ja, bin ich. Nach dir, oder weißt du das nicht mehr?"

"Doch, aber es ist schön, wenn du es mir hin und wieder sagst."

"Kleiner Nimmersatt", wispere ich und sauge mich gleich darauf an seinem Schlüsselbein fest.

Seufzend streckt Meilo den Hals durch. Ich schiebe mich weiter vor, um besser an ihn ran zu kommen und krabble mit einer Hand zwischen Meilos Beine. "Hast du ein Mikrophon mitgehen lassen, oder was ist das hier?", frage ich ihn glucksend.

"Das ist kein Mikrophon", antwortet er mir keuchend. "Schau doch mal nach, wenn du wissen willst, was es ist."

"Da bin ich jetzt aber mal gespannt." Flink öffne ich den Knopf und den Hosenstall meines Lieblings und gleite mit der Hand hinein. "Oh! Ein Liebespfeil!", rufe ich grinsend.
 

*
 

Ich gebe ihm Zeit, bis er wieder einigermaßen bei klarem Verstand ist, dann setze ich mich wieder auf. Ihn angrinsend stütze ich meinen Kopf auf den Handrücken und lehne mich gegen den Beifahrersitz. "So war das ... aber nicht geplant ... gewesen", japst Meilo mit einem seligen Lächeln auf den Lippen.

"Muss denn alles geplant sein?" Er schüttelt den Kopf. "Wäre ja auch langweilig", finde ich.

"Auf jeden Fall", schnurrt mein Herzblatt und schnappt sich mein Kinn. "Mit dir wird es nie langweilig." Oh, welch Lob. Wir versinken in einen Kuss. Leider nur so lange, bis eine tiefergelegte Karre an uns vorbeisaust, dabei Hupt wie bescheuert, und in einem Affenzahn davonrast. "Wir fahren lieber weiter", meint Meilo. "Bevor wir noch zu einem Verkehrshindernis werden." Zum Thema Verkehr halte ich jetzt mal die Klappe. Hinterher wirft man mir noch vor, dauergeil zu sein. Dabei bin ich doch bloß Meilogeil.
 

Mein Schatz knöpft sich wieder die Hose zu, und ich schnalle mich wieder an. Weiter geht's. Immer die Straße entlang, bis Ingos Navi mir sagt, dass ich rechts abbiegen muss. "Ich glaube, wir sind bald da", murmle ich.

"Sagst du, oder das Navi?"

"Sage ich. Das Navi guckt bei mir ab."

"Ah so." Meilo kichert. "Wie gut, dass du alle Straßenkarten Deutschlands im Kopf hast."

"Nech?" Ich bin so froh, dass es Meilo wieder gut geht. Und ich bin froh, dass er offensichtlich endlich verstanden hat, dass Keith einen Scheiß für mich bedeutet. Der Mann hinter dieser Kunstfigur ist es, den ich liebe, und mit dem ich zusammen sein möchte, und falls Meilo noch mehr Bestätigung braucht, sage ich es ihm gerne jeden Tag von neuen. Hauptsache, er hört auf, sich deshalb verrückt zu machen. Hinterher macht ihn das noch völlig kaputt, und das will ich auch gar keinen Fall.

/Sie haben Ihr Ziel erreicht/, blökt Ingos Navi.

"Das habe ich schon länger erreicht, mein Ziel", grinse ich und schiele dabei Meilo an.

"Sag bloß", lacht er und legt seine Hand auf meine, die auf dem Schaltknüppel liegt. Wärme durchflutet mich. Nie im Leben gebe ich diesen Mann wieder her.
 

Es scheint nicht viel los zu sein, auf der Sommerrodelbahn. Wir ergattern einen guten Parkplatz in Nähe des Eingangs. Ich stelle den Motor ab, löse den Gurt und rutsche mit dem Sitz so weit nach hinten wie möglich. Unter der Anzughose trage ich eine dünne Jeans, was zwar höchst unbequem zu tragen war, aber sich jetzt als äußerst praktisch erweist. Ich kann ja schlecht im Anzug rodeln gehen, nicht? Meilo packt derweil das Navi weg und wartet, bis ich auch das Hemd gegen ein Shirt und eine dünne Jacke ausgetauscht habe. "Mein Zeug steht dir besser als mir", überlegt Meilo.

"Wirklich?" Ich schaue an mir runter.

"Ja. Du füllst es besser aus." Bei den Worten tätschelt er meinen Bauch. Ja gibt's denn sowas?!

"Na warte", knurre ich, will ihn packen, aber er flüchtet schon aus dem Wagen. "BLEIB STEHEN!"

"Fang mich doch!" Darauf kannst du Gift nehmen, Freundchen!

Ich springe aus dem Wagen, schließe ihn ab und eile meinem flüchtenden Freund hinterher. Er ist schon vorn am Kassenhäuschen, was die Lage komplizierter macht. Ich kann ihn ja schlecht vor dem Kassenwart packen und für seine frechen Worte 'bestrafen'.

Als könnte Meilo kein Wässerchen trüben, steht er da und bezahlt zwei Eintrittskarten. Nach Luft schnappend komme ich bei ihm an. "Von den paar Metern schon aus der Puste?"

"Mal nicht frech werden, ja?" Ich stütze mich am Kassenhäuschen ab. "Das waren gut zwanzig Meter bis hier her."

"Zwanzig?! Höchstens zwei."

Ich werfe Meilo grimmig-drohende Blicke zu. "Warte nur", drohe ich ihm. "Das bekommst du wieder."

"Hoffentlich", säuselt er, schnappt sich die Karten und rauscht davon.

"Jetzt warte doch!" Muss der immer vorpreschen? Ohne mich?

Drinnen auf dem Gelände der Rodelbahn schließe ich zu ihm auf. "Ist das groß hier", staune ich. "Und wo ist die Bahn?"

"Keine Ahnung." Meilo zuckt mit den Schultern. "Hier gibt es noch viel mehr, als die Rodelbahn. Ah! Guck mal!" Ich schaue an Meilos ausgestrecktem Arm entlang. "Ruderbootfahren!"

"Ha ha. Nur, wenn du diesmal ruderst. Und wehe du sagst jetzt, dass mir das besser tun würde als dir." Meilo grinst sich einen, sagt aber zu seinem Glück nichts.

Gemächlich laufen wir den Hauptweg entlang, um uns zuerst einmal einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Es gibt so einiges, was man hier tun kann, außer zu Rodeln. Neben dem See, auf dem man auch Wasserski fahren kann, gibt es noch einen Streichelzoo und einen Spielplatz für die Kleinen, eine Art Biergarten mit Restaurant (mein armer Bauch fängt bei dem Anblick an zu knurren, was dieses Aas von Meilo natürlich mitbekommt, und sich köstlich darüber amüsiert), eine Kartrennbahn und Möglichkeiten zum Klettern, für alle, die sich in ihrem Urlaub gerne mal den Hals brechen möchten. "Und? Was machen wir zuerst?" Meilo schaut mich über den Rand der Sonnenbrille hinweg an.

"Wehe du lachst", murmle ich. "Wie wäre es mit Essen? Wir hatten noch kein Mittagessen." Ich sehe ganz genau, wie Meilo grinst. "Du hast gefragt!"

"Ja, ja. Schon gut. Essen ist genehmigt. Mein Bauch will auch langsam wieder gefüllt werden." Gebongte Sache.

Wir steuern das Restaurant an, wo wir uns in der Sonne niederlassen. Hier lässt es sich aushalten. Gerade so. Es ist wieder frischer geworden, obwohl die Sonne scheint. Ich studiere die Speisekarte, genau wie Meilo. Der Kellner erspäht uns und eilt herbei. Praktisch, wenn nicht viel los ist. Ich lasse Meilo zuerst bestellen, und er bestellt eine Menge.

Als ich an der Reihe bin, bestelle ich mit nur ein großes Wasser und einen Ceasar Salad. "Sag mal, ich habe dich doch nicht ernsthaft beleidigt vorhin?", fragt mich Meilo, nachdem der Kellner sich alles notiert hat, und wieder verschwunden ist.

"Hm?" Ich schaue von der Speisekarte auf, wo ich mich gerade genaustens über die Nachspeisen informiere. Sieht das alles lecker aus!

"Ich finde dich nicht fett oder untrainiert", erklärt Meilo.

"Das will ich dir auch geraten haben. Aber warum sagst du mir das jetzt?"

"Weil du dir wieder nur einen Salat bestellt hast." Ach so. Jetzt klingelt es bei mir.

"Der Salat reicht mir. Das ist vollkommen genug."

"Ein Salat?"

"Ja, ein Salat. Außerdem will ich auch noch einen Nachtisch. Zufrieden?" Meilo nickt. Ich lege die Karte beiseite und zupfe Meilo die Brille von der Nase. "Es ist unhöflich, die bei Tisch zu tragen", informiere ich ihn.

"Oh, Verzeihung. Wie konnte ich nur?"

"Es sei Ihnen verziehen." Lachend verschränken wir unsere Finger miteinander. Mit meinem Meilolein herumzublödeln ist doch immer wieder schön ...
 

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