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My love bite on your neck

von

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Love bite 08 - Scheiß drauf! (Ohne Adult)

Da die große, bzw. mittelgroße Bombe nun geplatzt ist, will ich schnell noch ein paar Worte loswerden. Und zwar zu Meilos Vertrag und dieser ominösen Klausel, dass er keine feste Beziehung haben darf.

Ich will damit keineswegs irgendeiner Plattenfirma unterstellen, dass sie sowas tatsächlich in ihre Verträge nehmen, oder irgendwas anderes tun, das in dieser Geschichte noch erwähnt wird. Das ist allein meiner Geschichte dienlich. Verbucht es unter dichterische Freiheit. ;D
 


 

Love bite 08 - Scheiß drauf! (Ohne Adult)
 

Langsam atme ich aus, dann wieder tief ein. Das Hotel vor mir jagt mir Angst ein. Es ist riesig und ich habe das Gefühl, als würde es drohend auf mich nieder blicken. Ich schlucke hart.

Der Eingang des großen Gebäudes ist überdacht. Hohe Säulen rechts und links. Davor zwei massige, bepflanzte Amphoren. Ein roter Teppich reicht von der Eingangstür bis zum Ende des überdachten Teils. Der krönende Abschluss allerdings ist ein Portier, der davor steht, und jeden Vorbeigehenden freundlich grüßt und sich dabei leicht vorbeugt.

Richtig noble Hütte, in die sich Meilo einquartiert hat. Oder wahrscheinlicher, einquartiert hat lassen.
 

Skeptisch schaue ich an mir runter. Zerlatschte Sneakers, eine verwaschene Jeans und ein zwar neues, aber keineswegs feines Shirt. Eben Kleidung, die man im Alltag so trägt, oder auf einem Keith Kandyce Konzert. So komme ich da nie rein!

Ich lege mir einen Plan zurecht, denke nach und denke nach, da spricht mich der Portier plötzlich von selbst an. "Würden Sie bitte weitergehen Sir?" Er hat mich Sir genannt.

"Ähm ... Ich bin hier mit jemanden verabredet", stottere ich mir zurecht.

"Dann warten Sie doch bitte ein paar Meter weiter. Danke." Bitte? Bin ich ihm etwa nicht fein genug, um vor seinem drecks-Hotel zu stehen?

'Ja, bin ich', erinnere ich mich selbst und denke an meine Jeans. "Nein, nein. Sie verstehen nicht", versuche ich es noch einmal. "Ich bin im Hotel mit einem Ihrer Gäste verabredet." Nun ist es raus.

Ich werde genaustens beäugt. "Und mit welchen unserer Gäste wäre das?"

"Ähm ..." Ich krame den Zettel hervor, auf dem mir Meilo alles aufgeschrieben hat. Vor lauter Aufregung habe ich nämlich alles vergessen. "Also ich soll die Blumen für André abliefern."

"Und wo bitte schön sind diese Blumen?" Oh!

"Die ... die ... Ähm ..." Himmel, was ist nur mit mir los? "Die habe ich nicht bei mir weil ... Also nur die Fotos davon. Ja! André möchte sie sich erst aussuchen, und dann soll ich sie liefern." Das Einzige was hier geliefert ist, bin ich, wegen dieser peinlichen Ausrede. "André Sotterbach zu Großfels erwartet mich sicher schon", versuche ich es erneut. "Er hat mir seine Zimmernummer aufgeschrieben." Ich wedle mit dem Zettel.

Der Portier grinst wissend. Es ist ja auch verdammt eindeutig, dass der Name nur ein Pseudonym sein kann. "Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen", meint er. "Fragen Sie drinnen an der Rezeption nach." Ich darf rein?!

"Danke!" Ich beeile mich, bevor er es sich wieder anders überlegt. Falls der Kerl weiß, welcher Mann sich hinter dem Pseudonym verbirgt, dann hält er mich jetzt bestimmt für einen aufgeregten Fan, oder noch schlimmer: Für einen ziemlich dummen und indiskreten Callboy.
 

"Guten Abend." Kaum im Hotel drinnen, werde ich auch schon angesprochen, während ich mich noch staunend im Foyer umsehe. Was für ein Schuppen! Wusste gar nicht, dass es bei uns in der Nähe solche feinen Hotels gibt. Wozu auch? Kann ich mir eh nicht leisten.

"N'Abend", antworte ich der jungen Frau an der Rezeption und löse meinen Blick von der mit Stuck verzierten hohen Decke, plus dazugehörigem Kronleuchter. "Ich habe einen Termin bei Herrn Sotterbach zu Großfels. Zimmernummer Hundertsiebenundzwanzig."

"Tut mir leid, aber ich kann Sie leider nicht einfach zu einem unserer Gäste schicken." AHH!

"Ich soll die Blumen abliefern", setzte ich erneut an. "Persönlich." Hatte er nicht gesagt, dass ich sie ihm persönlich bringen soll?

"Ach Sie bringen die Blumen für den Herrn?" Ich nicke. "Sie werden schon erwartet. Zehnter Stock. Soll ich Sie anmelden?"

"Ähm ja. Danke." Warum nicht? Die junge Frau lächelt mich an. Auf die selbe Weise, wie eben noch der Portier. Ich komme mir immer mehr wie ein Callboy für reiche Schnösel vor. Ich lasse mir nichts von meinem Unmut anmerken und steige in den Aufzug. Irgendwie stimmt es ja auch, was sie insgeheim von mir denken.

Unruhe erfasst mich. Unruhe und Vorfreude. Gebannt schaue ich auf die schon recht antik aussehende Stockwerkanzeige, die Stockwerk um Stockwerk höher fährt. Im Zehnten hält er an, es piepst und die Tür schiebt sich auf.

Leer liegt der große Hotelflur vor mir. Auch hier zieht sich ein roter Teppich durch den Flur. Große, aus gemaserten, dunklem Holz gefertigte Türen reihen sich links und rechts neben mir auf. Goldene Ziffern prangen auf ihnen. "Hundertsiebenundzwanzig", rufe ich mir Meilos Zimmernummer ins Gedächtnis, und fange an es zu suchen. Kurze Zeit später stehe ich auch schon vor der gesuchten Zimmertür.
 

Wie zu Beginn atme ich einmal tief ein und wieder aus. Dann klopfe ich an, wobei die Tür ganz von selbst aufschwingt. Nanu? "Hallo?"

"Komm rein!" Meilo! Na ja, wer auch sonst?

Ich fange an zu grinsen. "Herr Sotterbach zu Großfels?", rufe ich in das riesige Hotelzimmer, bestehend aus gleich mehreren Räumen, hinein, als ich die Tür hinter mir verschlossen habe. Auch hier hat sich das Hotel nicht lumpen lassen. Alles vom Feinsten. Selbst die Steckdosen. "Ihr Callboy ist da!" Ich höre Meilo lachen, kann aber nicht ausmachen, wo er sich aufhält. "Soll ich mich schon mal für Sie ausziehen?"

"Gern", haucht es plötzlich neben mir. Ich bekomme einen riesigen Schrecken, der sich jedoch sehr schnell wieder legt, denn Meilos Arme schlingen sich um mich.

Unsere Lippen finden sich ganz von selbst. Damit wir uns nicht umständlich verrenken müssen, drehe ich mich zu ihm herum und umarme ihn ebenfalls. "Ich hatte schon Angst ... du kommst nicht", wispert Meilo leise zwischen unseren Küssen.

"Wieso hätte ich nicht ... kommen sollen?"

Er blickt mir tief in die Augen. "Weil du vielleicht doch noch sauer auf mich bist." Ich schüttle den Kopf und lege meine rechte Hand auf seine Wange. "Bist du nicht?"

"Nein. Nicht mehr. Eher ... verblüfft", gestehe ich. "Wer hätte auch mit so etwas rechnen können? Ich als Gigolo für den gnädigen Herrn von Sotterbach."

"Wenn schon von Großfels", gluckst Meilo. "Es ist lächerlich, ich weiß. Aber es ist notwendig."

"Ich verstehe." Und das tue ich wirklich. Er kann ja schlecht mit seinem richtigen Namen einchecken. Nicht, dass einer seiner Fans ihn herausbekommt. Das Selbe gilt wohl auch für seinen Künstlernamen.

"Möchtest du erstmal was trinken?" Er entschlüpft meinem Griff und läuft in den großen Wohnbereich der Suite.

"Was hast du denn?", frage ich und schaue mich in dem, in Creme und Hellbraun gehaltenen Zimmer um. Die Couch ist riesig! Und der Flachbildschirm gegenüber erst.

"Alles was du willst." Verlockend ...

"Wasser genügt mir. Kennst mich doch."

"Und wie", grinst er. Wir setzten uns auf die Couch. "Und? Konntest du alles sacken lassen?"

"Nicht so wirklich, aber habe ich eine andere Wahl?" Ich schaue Meilo ernst an. Auf dem Weg hier her, habe ich mir nochmal diese verrückte Situation ganz genau durch den Kopf gehen lassen, und mich gefragt, ob es letztendlich irgendwas an meinen Gefühlen zu Meilo ändert. Natürlich tut es das nicht. Selbst, dass er mir nicht gleich von dieser Keith-Sache erzählt hat, kann ich ihm nicht wirklich vorhalten. Wer weiß schon, wie schwer es überhaupt für Meilo ist, jemanden kennenzulernen, geschweige denn, jemanden, der auch tatsächlich nur ihn sieht, und nicht sein Transen Ego? "Ich dachte mir, entweder, ich versuche dich zu vergessen, und nie wieder über dich nachzudenken, oder ich gebe meiner inneren Stimme nach, und ich versuche damit klarzukommen", sage ich zu ihm.

"Du bist hier bei mir, was heißt, du willst es versuchen?" Meilo sieht mich nervös an. Ich weiß, es ist gemein, aber seine Unsicherheit bringt mich leicht zum lächeln.

"Auch wenn es rational betrachtet völliger Irrsinn ist, selbst unter normalen Umständen ... Ja. Ich will es unbedingt versuchen." Es wird still. Meilos Blick wird unergründlich, dann nimmt er mir plötzlich vorsichtig das Glas aus der Hand. "Wenn das so ist", beginnt er und rutscht mir rittlings auf den Schoß "dann lassen wir das erstmal mit dem Reden und tun das, was mir schon seit Wochen den Schlaf raubt." Mir wird umgehend heiß und mein Puls schnellt in die Höhe. Soll ich raten, was er damit meint?
 

Ich schließe die Augen, als wir uns wieder zu küssen beginnen, lehne mich entspannt zurück, und lege meine Hände auf seinen Rücken. Meilo trägt bloß einen Bademantel. Was er darunter hat, oder was nicht, dass gilt es doch gleich mal herauszufinden.

An dem weichen Flanellgürtel wandere ich nach vorn, bis ich am Knoten angelangt bin und ihn öffne. Das alles mache ich blind und mit wenig Handlungsspielraum, denn Meilo drängt sich dich an mich und reibt sich dabei verlangend an mir. Den Knoten endlich geöffnet, schiebe ich die beiden Bademantelhälften auseinander. Der feste Bauch darunter ist noch leicht feucht und wie erwartet gänzlich unbekleidet. Weiter unten allerdings, stellt sich ein fieser Gummibund meinen Fingern in den Weg. "Runter", wispere ich und zupfe an dem Gummiband. Meilo keucht erschrocken auf. Das hört sich ja richtig sexy an. Nochmal!

"Lass das", knurrt er dunkel.

"Gefällt dir das nicht?" Er schüttelt den Kopf. "Schade. Ich finde es sehr unterhaltsam." Meilos grüne Augen funkeln mich gierig an. "Wahnsinn ..."

"Was denn?", fragt er mich.

"Als ich dein Alter Ego auf dem Plakat am Sportplatz gesehen habe, dachte ich, nie im Leben kann ein Mensch solch intensiv grüne Augen haben. Die müssen nachbearbeitet worden sein, aber deine Augen sind wirklich so grün."

"Du hast mich auf einem Plakat gesehen?" Das bringt ihn zum Schmunzeln.

"Ja. Du warst mindestens fünf Meter groß."

"Wow."

"Fast so groß wie das hier ..." Ich reibe mit dem Handballen über seinen Schritt. Meilos grüne Augen flattern, begleitet von einem leisen Stöhnen, zu.

"Ich bin schon so lange so verdammt scharf auf dich", keucht er. "In Kassel bin ich fast durchgedreht, weil ich dich am liebsten ins nächste Gebüsch gezogen hätte. Und als ich dich vorhin im Publikum gesehen habe ... Scheiße Niclas! Ich wollte dich sofort!" Hnnn ... Das höre ich doch gerne, besonders, weil ich im Park auch an nichts anderes hatte denken können.

Ich sauge Meilos Unterlippe ein, doch er schubst mich sanft von sich. "Und dann warst du verschwunden", flüstert er und sieht mich wieder an. Beinahe anklagend. "Mir ist fast das Herz stehen geblieben. Ich dachte, ich sehe dich nie wieder."

Ich bekomme ein schlechtes Gewissen. "Das hatte nichts mit dir zu tu... Doch! Natürlich hatte es was mit dir zu tun, aber ich musste an die frische Luft. Verstehst du?"

"Ja, kann ich." Erleichtert lächle ich ihn an. "Dafür war der Rest meines Konzertes die reinste Katastrophe! Hoffentlich hat es niemand gemerkt."

"Bestimmt nicht. Meine Schwester und ihre Freundinnen waren ganz begeistert. Bis auf die fehlende, zweite Zugabe ..." Meilo verzieht das Gesicht. "Das hat sie schon nicht umgebracht."

"Gut zu wissen." Sanft streichelt seine Hand über meinen Hals. Natürlich an genau der Stelle, an der er mir die Knutschflecken verpasst hat. Das fühlt sich gut an ... "Ich habe Bruce ein Foto von dir gezeigt und ihn nach dir suchen lassen", erzählt er weiter. "Und als ich dich in meiner Kabine sitzen sah, war ich total erleichtert. Er hatte dich gefunden und du bist nicht abgehauen."

"Bruce? Du meinst diesen bulligen Typen?"

"Ja", grinst er. "War er nett zu dir?"

"Wie man es nimmt ..."

"Oh sorry!", lacht Meilo und tupft mir einen Kuss auf den Hals.

"Machst du mir wieder welche?"

"Was?"

"Love bites", wispere ich mit einem heißen Prickeln im Bauch. "Machst du mir wieder welche? Die Alten sind schon ein wenig verblasst." Meilo sieht mich unergründlich an, nickt dann und presst seine Lippen auf meinen Hals. Leise seufzend strecke ich ihn durch. "Your love bites on my neck ..."
 

***
 

Meine Augen fallen fast zu. Trotzdem mag ich jetzt auf keinen Fall einschlafen. Zu wundervoll ist der Moment, das Gefühl der unmittelbaren Nähe, die uns so kurz nach unserem gemeinsamen Höhenflug miteinander verbindet.

Meilos Finger kraulen gemächlich durch mein Haar. Seine andere Hand hat meine umfasst, und unsere Finger sind miteinander verflochten. Dabei summt er leise irgendeine Melodie, keine Ahnung welche genau das ist. Das sanfte Vibrieren seiner Brust, auf der ich meinen Kopf gelegt habe, sowie die leisen Töne machen mich noch schläfriger. Es ist einfach zu gemütlich.

Wir liegen in dem großen Hotelbett seiner Luxussuite, die Lichter sind zwar aus, dennoch ist es ausreichend hell im Zimmer, um alles erkennen zu können. Den unzähligen Lampen und Reklametafeln der Stadt sei Dank. Wenn man die Augen etwas zusammenkneift, sehen sie aus wie Sterne. 'Als würden wir über ihnen schweben.' Was denke ich da schon wieder? Über mich selbst lachend, drehe ich den Kopf und drücke meine Nase gegen Meilos warme Haut. Er seufzt leise und der Windhauch kitzelt meinen Nacken. "Bist du auch so müde wie ich?", fragt er mich brummend.

"Mindestens."

"Kein Wunder." Er lacht leise, wobei ich mit einstimme. "Du hast ganz schön geackert." Und schon ist die Müdigkeit in mir wie weggeblasen.

Empört über diesen Spruch hebe ich den Kopf. "Geackert?! Bin ich ein Pferd oder was?!"

"Hn ... Nö. Obwohl du geschnaubt hast wie eins, als ich dir mit ..."

"Hey!"

"Was denn?"

"Mach dich noch über mich lustig!"

"Mache ich doch gar nicht."

Ich drehe mich auf den Bauch, damit ich mir den Kopf nicht die ganze Zeit über verrenken muss, und packe Meilos Kinn, der frech vor sich hin grinst. "Wer ist denn daran schuld, dass ich so 'ackern' musste?", frage ich ihn.

"Wir beide?", fragt er scheinheilig und lässt eine Augenbraue nach oben flippen.

"Ähm ... Ja, na gut! Wir beide! Das ist trotzdem kein Grund das Wort ackern zu benutzen."

"Ich wusste ja gar nicht, dass du so empfindsam bist."

"Ich geb dir empfindsam!" Ich beuge mich vor und beiße in Meilos Hals. Der windet sich lachend unter mir.

"Warte! Halt! Ahhahaa! Nicht noch mehr! Das muss ich doch morgen sonst alles abdecken!" Ich lasse von ihm ab.

"Du musst das abdecken?" Mein Blick wandert von Meilos Gesicht zu den dunklen Mahlen, die ich ihm an der selben Stelle verpasst habe, wie er mir all die male zuvor.

"Natürlich. Knutschflecken machen sich nicht so gut bei einem Pressetermin. Und sie werfen eine Menge Fragen auf, die ich auf keinen Fall beantworten möchte." Seine Hand streift über die linke Seite meines Gesichtes. An meinem gefleckten Hals bleibt sie liegen. "Ich hätte es auch gern anders", seufzt er leise und küsst meine Stirn.

"Nein, ich verstehe schon." Klar kann er die nicht zur Schau stellen. Selbst bei einem stinknormalen Job wäre das nicht allzu ratsam. Warum aber macht mich das so traurig? 'Weil sie alle wissen sollen, dass Meilo und ich ...' Ich zwinge mich den Satz nicht zu Ende zu denken. Für solcherlei Gedankenspielchen gibt es doch gar keinen Grund! Wir sind ja schließlich nicht zusammen …
 

Ich lege mich wieder auf mein bequemes Meilo-Kopfkissen nieder und starre auf die Lichter der Stadt, jenseits des großen Fensters vor mir. "Bald hat das zum Glück ein Ende", murmelt Meilo und macht wieder weiter damit, mir durch die Haare zu kraulen.

"Wie lange läuft dein Vertrag noch?"

"Bis Ende des Jahres." Stimmt. Das hatte er schon mal erwähnt. "Noch viereinhalb Monate."

"Hast du bis dahin noch viel zu tun?"

"Bis jetzt stehen noch elf Konzerte an. Dazu noch ... ich glaube drei Überraschungskonzerte. Dann noch Interviewtermine, weitere Veröffentlichungen mit Bonusmaterial, und so weiter. Meine Plattenfirma will noch ein paar Euros mit mir verdienen, seit sie wissen, dass ich mich von ihnen verabschieden werde."

"Schweine!"

Meilo kichert leise. "Ich hab ja auch was davon. Ein kleiner Puffer für später ist auch nicht zu verachten."

"Hast du nicht gesagt, du hättest was Neues?" Das hat er mich doch erst erzählt.

"Das schon, aber wer weiß schon wie das ankommt? Es wird total anders sein, als das, was ich jetzt mache. Weniger Glimmer, mehr Musik. Keith Kandyce wird mit Ablauf des Vertrages sterben."

Jetzt muss ich mich doch wieder zu ihm drehen. "Keine Schminke und Heels mehr?"

"Nie mehr." Das beruhigt mich. Meilo pur ist eindeutig viel besser. Obwohl ich einen wirklich puren Meilo gern nur für mich beanspruchen würde ... Lasst mir doch meine Träume!

"Warum hast du überhaupt damit angefangen?", frage ich ihn, um auf seine derzeitige Bühnen-Präsenz zurück zu kommen.

Meilo knabbert auf seiner Unterlippe herum und mustert mich. Gott, ist das heiß! Darf ich mitknabbern? "Als ich angefangen habe, damals noch ohne Plattenvertrag, war das mein Standartoutfit."

"Du verarschst mich?" Ich dachte, das wäre auf dem Mist der Plattenfirma gewachsen.

Er schüttelt den Kopf. "Tue ich nicht. In dieser Phase meines Lebens habe ich das gern getragen und mich auch gern aufwendig zurechtgemacht."

"Und das tust du jetzt nicht mehr?"

"Nein", antwortet er ohne zu zögern. "Keith Kandyce war von Beginn an mein Alter Ego. Die Seite in mir, die das eben ausleben wollte und die später auch meine Plattenfirma wollte. Aber diese Kunstfigur hat sich plötzlich auf mein normales Leben viel mehr ausgewirkt, als ich beabsichtigt hatte."

"Inwiefern?"

"Na ja. Wenn du morgens um halb vier allein in ein unpersönliches Hotelzimmer hineinstolperst, mit verlaufener Schminke im Gesicht und Absätzen bis in den Himmel, dann kommt man irgendwann ins Grübeln, ob das wirklich der Weg ist, den man im Leben einschlagen will."

"Das muss schwer sein", flüstere ich. "Sich ständig zu verstellen und auf Knopfdruck funktionieren zu müssen." Ich stelle mir das echt furchtbar vor. Ganz zu schweigen von den ganzen aufdringlichen Fans. Nur nicht an Nicole denken, Niclas!

"Es geht. Schlimmer aber ist, dass ich meine eigenen Songs nicht so singen darf, wie ich möchte. Wenn überhaupt."

"Nicht? Ich dachte, das sei die Aufgabe eines Sängers."

"Nicht, wenn du in eine ganz bestimmte Sparte gezwängt wirst und eine ganz bestimmte Hörergruppe ansprechen sollst. Als Mensch entwickelt man sich weiter. Ebenfalls als Musiker. Aber das darf ich nicht, weil ja sonst eventuell meine Fans abspringen würden." Wie fies ist das denn?!

"Und der Song?" Ich kreise mit dem Zeigefinger auf den dunklen Flecken auf Meilos Hals herum, zeige ihm somit, was für einen Song ich meine. "Ich kenne mich zwar nicht so gut mit den Songs von Keith aus, aber er hört sich nicht so an, als wäre er ein typischer Song von ihm. Nicht so … poppig", wenn ich den Sprachgebrauch der Mädels zitieren darf.

Meilo grinst mich an. Seine Lippen sind noch ganz dunkel und voll. Als würden sie mich geradezu anbetteln … "Es ist ja auch kein Keith-Song. Ich habe ihn für dich geschrieben. Nach unserer ersten Nacht. Weil du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen bist." Ich mache große Augen. "Ich habe vor ein paar Tagen unserem Keyboarder die Noten gegeben und eins führte zum Anderen. Ich wollte ihn unbedingt einmal live singen. Na ja. Und heute noch einmal." Er zwinkert mir zu und in meinem Bauch geht ein Feuerwerk los. "Gerd war sauer, aber das war mir egal. Und die Rechte des Songs gehören immer noch mir. Also eher gesagt, dir. Oder uns ... Na ja, du weißt schon, was ich meine." Nein, weiß ich nicht, aber ich frage lieber nicht nach. Noch nicht. Ich nicke einfach und tue so, als wüsste ich Bescheid.
 

Aber das bringt mich unweigerlich auf eine andere Frage, die mir, zugegebener maßen, schon seit vorhin im Backstagebereich auf der Seele brennt. "Sagtest du nicht, deine Plattenfirma sähe es nicht gern, wenn du was Ernstes mit jemanden eingehen würdest?" Dass das mit uns beginnt ernst zu werden, darüber möchte ich jetzt auch nicht näher nachdenken. Aber ich will das geklärt haben, bevor ich mich in etwas verrenne, das Meilo in Schwierigkeiten bringen könnte. Denn das möchte ich auf gar keinen Fall.

"Ja."

"Dein Song deutet aber so was in der Richtung an. Außerdem hast du gesagt, dir wäre jemand begegnet, der dich zu dem Song inspiriert hat. Also ich finde, wenn da keiner die richtigen Schlussfolgerungen zieht, dann ist er ganz schön blind."

"Was willst du damit sagen?", fragt er mich grinsend. Oh, oh.

"Nichts! Ich will nur nicht, dass du Ärger bekommst." Mehr oder weniger ...

"Darum mach dir mal keine Sorgen", gluckst er und stupst mir mit dem Zeigefinger auf die Nase. "Alles nur ein PR-Gag." Jetzt bin ich doch leicht verstimmt.

"So? Ich bin für dich bloß ein PR-Gag?" Ich schnappe mir seinen Finger und halte ihn fest.

"Gefällt dir das etwa nicht?" Ups. Erwischt. "Willst du gern mehr sein?" Doppelt erwischt.

"Und du? Willst du, dass ich mehr für dich bin?" Ich werde nervös. Darüber wollte ich doch noch gar nicht mit ihm reden!

"Da fragst du noch?", fragt er mich leise und setzt sich auf. Ich rutsche dabei seitlich von ihm hinunter und werde hinterrücks von Meilo in die Kissen gedrückt. Nun liegt er halb auf mir und blickt zu mir hinab. "Du bist schon viel mehr für mich", wispert er. "Viel, viel mehr ..."

Schwer ruht seine Hand auf meiner Brust. "Das ist verrückt." Ich bereue den Satz, kaum dass ich ihn ausgesprochen habe, doch es stimmt. Seitdem ich die Briefe und Post-Its von mir an Kilian in den Mülleimer der Raststädte geschmissen habe, wird es immer verrückter.

"Mag sein", meint Meilo. "Aber wozu lange herumreden, wenn man sich sicher ist, wohin die Reise geht?" Seine Hand wandert nach oben, streichelt meine Brust und legt sich auf meinen mit Flecken verzierten Hals. "Es war Schicksal, dass mein Auto gerade dann kaputt gegangen ist, als dieser Parkplatz vor mir auftauchte, auf dem auch noch ausgerechnet du gestanden, und mir geholfen hast. Als hättest du nur auf mich gewartet." Und wieder erwacht mein Bauch kribbelnd zum Leben. Wie macht der Kerl das nur?

"Aber das hätte doch jeder gemacht", murmle ich ein klitzekleines bisschen peinlich berührt.

"Das meine ich damit nicht. Auch wenn es wirklich nett von dir gewesen ist, mich abzuschleppen", grinst er. "Wegen dir habe ich endgültig die Entscheidung getroffen, meinen Vertrag nicht mehr zu verlängern."

Ungläubig schaue ich in Meilos Gesicht. "Wegen mir? Nur wegen den paar Stunden, die wir miteinander verbracht haben?" Und wieder bereue ich es, die Klappe aufgemacht zu haben.

"Nur?", fragt er mich und verengt die Augen.

"So meinte ich das doch gar nicht!" Oh Shit!

Meilo setzt sich auf. Mir wird sofort unendlich kalt, was nicht daran liegt, weil mir die Decke dabei weggezogen wird. "Ich muss mal ins Bad." Weg ist er.
 

Ich starre ihm mit offenen Mund nach, ehe ich mich aus meiner Schockstarre löse, mir die Decke um den Körper wickle, und ihm nachlaufe. Zu spät. Er ist schon im Bad verschwunden und hat die Tür geschlossen. "Meilo? Meilo, bitte mach auf!" Keine Reaktion. "Das war dumm formuliert! Ich bin bloß überrascht davon, dass du so eine schwerwiegende Entscheidung getroffen hast, obwohl wir uns noch gar nicht richtig kannten!" Und schon wieder denke ich im Geheimen, dass wir uns eigentlich noch immer nicht kennen. "Meilo?" Ich horche ins Bad hinein. Die Toilettenspülung geht. Oh.

Beschämt trete ich einen Schritt von der Tür weg. Als sie aufgeht, traue ich mich kaum Meilo anzusehen. Da quatsche ich ihn ausgerechnet voll, während er auf der Toilette hockt! "Sorry."

"Mir tut es leid. Du hast ja recht." Hä? "Es war wahrscheinlich dumm von mir, mich wegen einer Nacht in eine unbekannte Zukunft zu stürzen, aber ich dachte, wenn das mit dir und mir auch nur einen Hauch von einer Chance haben könnte, dann nur, wenn ich Keith Kandyce begrabe." Schon wieder stehe ich sprachlos da.

Er dachte schon damals über ihn und mich nach? Und allein die Chance darauf, dass wir beide vielleicht irgendwann zusammen kommen, brachte ihn dazu, sein Leben neu zu planen? "Es tut mir so leid. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass du das alles wegen dir und mir ... also ... Es tut mir leid." Ich seufze und kratze mich verlegen an der Stirn.

"Hör auf, dich ständig zu entschuldigen", schmunzelt Meilo. "Es gibt auch nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Es war meine Entscheidung. Das ich dich getroffen habe, war nur der letzte Anstoß dafür."

"Die erste Entschuldigung war fürs Zutexten durch die Toilettentür", verteidige ich mich kleinlaut, weil ich wieder nicht weiß, was ich darauf erwidern soll.

"Kein Ding, aber wenn du das öfter machst, dann lass ich demnächst die Badezimmertür offen."

Ich ziehe die Nase kraus. "Idiot!"

Meilo lacht und zieht mich an sich. Erst jetzt fällt mir auf, dass er noch immer nackt ist. Ich teile die Decke und lasse ihn drunter schlüpfen. Undenkbar, wenn er mir erfrieren würde!
 

Seine Arme gleiten um meinen Rücken und ich lehne mich mit geschlossenen Augen gegen seinen Oberkörper. Sogar im Stehen ist es total gemütlich, sich an ihn zu schmiegen. Ich könnte sofort einschlafen. "Niclas?"

"Hm?"

"Hattest du nicht auch von Anfang an das Gefühl, dass das mit uns etwas Besonderes ist?"

Ich öffne die Augen wieder, sehe aber nichts, außer Meilos Brust und Hals. Nicht der schlechteste Anblick ... "Irgendwie schon", gestehe ich. "Aber ich hielt das mit uns für einen One Night Stand. Ich wollte nicht darüber nachdenken, weil ich dachte, es bringe sowieso nichts. Du bist am nächsten Morgen weggefahren, und ich hätte niemals daran geglaubt, dass wir uns jemals wiedersehen würden."

"Und trotzdem hast du mir eine SMS geschrieben, als du meine Handynummer gefunden hast." Ich höre ihn lachen. "Und das sogar noch viel früher, als ich erwartet hatte."

"Wieso noch früher?" Bin ich zu vorschnell gewesen?

"Du hast dich erst von deinem Partner getrennt. Ich dachte, du brauchst vielleicht noch ein wenig Zeit, um das zu verarbeiten. Deswegen hatte ich dir die Nummer in dem Karton deponiert. Damit du dich in Ruhe dazu entscheiden konntest, dich bei mir zu melden. Ich wollte sie dir nicht in die Hand drücken, weil du dich dann vielleicht unter Druck gesetzt gefühlt hättest, dich bei mir melden zu müssen. Oder noch schlimmer: Die Nummer überstürzt weggeschmissen hättest."

"Das hätte es ganz sicher nicht", schmunzle ich. "Mal abgesehen davon, die Zeit zum Verarbeiten wäre wahrscheinlich noch viel länger ausgefallen, wenn du nicht plötzlich in meinem Leben aufgetaucht wärst." Ganz bestimmt sogar. "Aber was hat dich so sicher gemacht, dass ich mich irgendwann bei dir melde?" Das wüsste ich zu gerne.

"Ich wusste es eben. Ich hatte das im Gefühl." Er lächelt mich verschmitzt an, was auch mich lächeln lässt.

"Das war ganz schön mutig von dir. Was hättest du gemacht, wenn ich mich nicht bei dir gemeldet hätte? Oder wenn ich die Nummer erst gar nicht gefunden hätte?"

"Dann wäre ich irgendwann wieder zu dir gefahren. Ich weiß ja, wo du wohnst."

"Das hättest du wirklich gemacht? Zu mir gefahren, wenn ich dich nicht angerufen hätte?"

"Natürlich", sagt er in einem völlig überzeugten Tonfall. "Ich hätte bei dir geklingelt, hätte gesagt, dass ich gerade zufällig in der Nähe gewesen bin, und dich besuchen wollte."

"Hättest du?"

"Hmhm. Und dann hätte ich dich gefragt, ob du endlich über deinen miesen Ex hinweg bist, hätte dich dann geschnappt und nie wieder losgelassen."

In meinem Bauch breitet sich ein warmes Gefühl aus und ich bin für einen Moment sprachlos. "Und was hättest du gemacht, wenn ich gesagt hätte: Tut mir leid. Leider zu spät. Ich habe mir schon jemand anderen angelacht?" Ich unterdrücke ein Grinsen. Dass mir das nicht ganz gelingen mag, sehe ich an dem amüsierten Funkeln in Meilos grünen Augen. Seine Hände gleiten hinab an meinen Hintern. "Das hättest du sicher nicht gesagt", raunt er mir zu.

"Wieso nicht? Hätte doch sein können."

"Nein. Kein anderer Kerl wird dich nach mir jemals wieder anrühren." Bitte?!

"Was? Wieso nicht?", frage ich empört nach.

"Weil seit unserer ersten Nach auf deinem Arsch mein Name steht", flüstert Meilo und packt zur Bekräftigung seiner Worte kräftiger zu.

Das warme, flauschige Gefühl in meinem Bauch verstärkt sich um ein Vielfaches. "Echt?", frage ich ihn mir rauer Stimme, trete zurück und lasse die Bettdecke fallen. Umständlich drehe ich meinen Oberkörper nach hinten und versuche meinen Hintern zu begutachten. "Wo denn?"

"Das zeige ich dir im Bett", wispert Meilo hastig und jagt mich zurück auf das riesige Luxushotelbett.

Hoffentlich zeigt er es mir ganz genau und in aller Ruhe ...
 

***
 

"Nicilein? ... Niiihhiiiic?"

"Hmmm ..." Ich presse mein Gesicht fest in das Kissen unter mir. "Will noch schlafen", brummle ich in den weichen Stoff.

"Sicher?" Ich nicke umständlich und bekomme kaum Luft, aber auf keinen Fall drehe ich mein Gesicht auf die Seite! Es ist so schön dunkel, so eingesunken in dem Daunenkissen. "Was machen wir denn da jetzt?" Hinter mir raschelt es und mir wird die Decke vom Rücken gezogen. Ja, mach nur. So bekommst du mich nicht aus dem Bett. Frag meine Mutter. Die hat früher auch nicht davor zurückgeschreckt, mich mit kaltem Wasser zu wecken, wenn ich nicht aufstehen wollte. Gegen Versuche jeglicher Art bin ich vollkommen immun. Trotzdem warte ich ein klitze kleines bisschen neugierig darauf, wie Meilo mich zum Aufstehen bewegen möchte.

Auf meinem Nacken fühle ich zwei Finger. Ruhig kreisen sie in kleinen Bewegungen dort herum. Ja, nicht schlecht. Für den Anfang. Aber so werde ich mein gemütliches Plätzchen ganz sicher nicht aufgeben. Und auch nicht für die weichen Lippen, die kurz danach an der selben Stelle auftauchen. Ehrlich gesagt macht mich das nur noch müder. Das ist ja so entspannend!

Während die Lippen mich weiterhin im Nacken verwöhnen, rutschen die beiden Finger an meiner Wirbelsäule entlang nach unten. Ja, das könnte eventuell was werden. Ich werde urplötzlich ziemlich munter, als ich mir in Gedanken ausmale, wohin die zwei Fingerchen gerade unterwegs sind. Doch als sie an meinem Steißbein kehrt machen, knurre ich enttäuscht auf. Meilo lacht mir in den Nacken. "Nochmal?"

"Ja." Und wieder gehen die zwei Finger auf Talfahrt. Und wieder stoppen sie kurz vor dem Ziel und wandern zurück nach oben. "Meiloho!"

"Was denn?" Ich knirsche mit den Zähnen. Wie heiß sich seine Stimme anhört, wenn er versucht nicht zu lachen!

"Tiefer", fordere ich ihn auf.

"Tiefer?"

"Ja."

"Was denn?", fragt er noch einmal, diesmal mit tieferer Stimme. Ohh dieser ...! Lachend patscht er mir auf den Hintern und rückt von mir ab. "Auf jetzt! Ich muss bald los."

"Nein!" Jetzt bin ich eingeschnappt. Niclas will sofort seine Streicheleinheiten!

"Doch. Ich muss duschen. Und wenn du nicht aufstehen willst, muss ich das eben alleine tun." Die Matratze wackelt, leise Schritte.

Ich reiße die Augen auf, sehe aber nur Schwarz. Ruckartig schäle ich mein Gesicht aus dem Kissen und schaue Meilo hinterher. Seine nackte Kehrseite verschwindet just in diesem Moment im Bad. "Meilo! Warte!" Irgendwie habe ich das Gefühl, ihm ständig ins Bad nachlaufen zu müssen.
 

Dieses Mal hat er nicht abgeschlossen. Deswegen wage ich es, und schlüpfe ebenfalls ins Bad. Die Dusche rauscht und Meilo übt sich darin im sexy Silhouetten machen. Okay, viel Fantasie braucht es dazu nicht, denn die Scheibe ist aus spiegelfreiem, ganz und gar durchsichtigen Glas. Allein die daran hinab rinnenden Wassertropfen verzerren seinen Anblick ein wenig. Aber nicht viel. Es reicht, um ein gewisses Teil von mir dazu zu bringen, sich neugierig dem Schauspiel entgegenzurecken.

Ungeniert schiebe ich die Kabine auf. "Darf ich eintreten?"

"Ich dachte schon, du kommst nie." Meilo schnappt sich mein Handgelenk und zerrt mich unter den heißen Wasserstrahl. "Endlich wach?", kichert er und wischt mir ein paar Haarsträhnen von der Stirn.

"So schnell war ich noch nie aus dem Bett." Wir grinsen uns an, doch nicht lange. Prompt finden unsere Lippen zueinander, und saugen sich an dem Gegenpaar fest. Ihr glaubt nicht, wie lecker dieser Mann schmeckt! Von ihm kann ich gar nicht genug bekommen, weswegen ich ihn auch so ausgiebig wie möglich koste. Wir umarmen uns dabei, und das so eng, dass ich mir sicher bin, dass noch nicht mal der kleinste Wassertropfen zwischen uns passt. Meine Männlichkeit erwacht nun völlig, ebenso wie Meilos, wie ich erfreut bemerke.

Unsere Hände gehen auf Wanderung. Erst noch ohne Ziel, doch dann gleiten sie zwischen uns. Meilo greift sich die kleine Duschgelflasche, öffnet sie, und verteilt ihren duftenden Inhalt auf unseren Bäuchen. Ehe es nach unten im Abfluss verschwinden kann, verteilen wir es auf unserer erhitzten Haut.

"Fass mich auch an", wispert Meilo über das Rauschen der Duschbrause hinweg. Nichts lieber als das, mein Süßer.
 

*
 

Zärtlich küsst Meilo mein Schlüsselbein. "Noch mehr love bites?", kichere ich und hebe mein Gesicht zum Wasserstrahl hinauf. Mir ist heiß!

"Warum nicht?"

"Wenn es zu viele werden, muss ich sie mir nachher auch überschminken." Als Antwort erhalte ich einen weiteren Knutschflecken. Er kann es aber auch nicht lassen, was? Doch irgendwann muss auch mal Schluss damit sein. Hinterher sehe ich aus wie ein rasierter Dalmatiner.

Ich entschlüpfe ihm und seinem saugenden Lippen, und leere Duschgelflasche Nummer zwei in meiner Handfläche aus. Wer diese kleinen Minidinger bloß erfunden hat, die immer in den Hotels herumstehen? Für schlüpfrige Dinge in der Dusche reicht eine Flasche einfach nicht aus.

Ich reibe meine Handflächen kurz gegeneinander, verteile so das Gel und lege sie danach auf Meilos Rücken. Sanft massiere ich seinen Rücken. Schnurrend lehnt sich Meilo gegen meine Hände. Endlich kann ich sein Rückentattoo näher betrachten. Neugierig streichle ich an den dunklen Linien entlang, die sich größtenteils auf seiner linken Seite entlangwinden. Es sind keltische Knoten, die das Wort Stärke in ihren verschlungenen Linien verbergen, wie ich nun erkenne. Das muss verdammt weh getan haben! "Hat dein Tattoo eine tiefere Bedeutung für dich?", frage ich ihn. Aus Jux und Tollerei lässt man sich so ein großes Teil sicher nicht stechen.

"Das ist eine längere Geschichte."

"Erzählst du sie mir?"

"Jetzt?"

"Irgendwann mal."

"Sicher", meint er seufzend. Es interessiert mich brennend, warum Meilo sich gerade für dieses Tattoo entschieden hat. Überhaupt würde ich gern viel mehr von ihm erfahren. Aber alles zu seiner Zeit. Jetzt genießen wir erst einmal das Hier und Jetzt, und vor allem unsere Zweisamkeit.
 

Nachdem wir diese ausgiebig genossen, und unsere Dusche beendet haben, ziehe ich mich schnell an, wobei ich Meilo dabei beobachte, wie er, nur mit einem Handtuch um die Hüften, in seinen unzähligen Koffern wühlt. "Packst du die nicht aus?"

"Wozu? Ich muss sie meistens gleich wieder einpacken. Viel zu aufwendig." Ein Punkt für ihn. Trotzdem: Er fände sicherlich viel schneller was zum Anziehen, wenn er vorher auspacken würde.

Das Kinn auf dem Handballen abgestützt, sitze ich auf dem Bett und schaue ihm weiterhin dabei zu, wie er ein glitzerndes Kleidungsstück nach dem anderen prüft, es beiseite wirft, und das Nächste rausholt, um auch dies genaustens zu begutachten. Manche dieser Dinger würden jeder Hobbytranse das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. "Was machst du mit diesen Klamotten, wenn du nicht mehr Keith Kandyce bist?", frage ich ihn.

"Keinen Dunst." Er zuckt mit den Schultern. "Versteigern und für einen guten Zweck spenden vielleicht, doch da sie mir nicht alle gehören, kann ich das nicht allein entscheiden."

"Nicht?" Er verneint. "Du wirst echt von deiner Plattenfirma eingekleidet?"

"Überrascht dich das?" Er dreht seinen Kopf zu mir und lächelt verkniffen.

"Wenn ich näher darüber nachdenke, nein." Es muss wohl alles stimmig sein an Mr. Keith Kandyce.

Am Ende entscheidet Meilo sich für eine enge schwarze Jeans, ein recht gewöhnungsbedürftiges, silbernes Oberteil und eine Art Blazer in violett. Dazu hat er sich hohe Nietenboots rausgelegt. Der untere Teil gefällt von ihm mir eigentlich ganz gut, das sieht so Kiss-mässig aus, aber oben? "Stehen deine Fans wirklich auf diesen Kram?"

"Tun sie", antwortet er mir und kommt auf mich zu. Ich lege meine Arme um seine Hüfte und bette das Kinn auf seinem Bauch, sodass ich zu ihm aufschauen kann. Er krault mir unterdessen durch das noch feuchte Haar. "Ich würde jetzt auch viel lieber in Jogginghose und Shirt mit dir zusammen auf dem Bett herumflätzen, aber es geht leider nicht."

Ich lasse eine Augenbraue nach oben wandern. "Mit Jogginghose und Shirt?"

"Nicht gut?", grinst er.

"Nein. Ohne wäre mir lieber ..." Meilos Augen leuchten für wenige Millisekunden auf. Dann löst er sich seufzend von mir, haucht mir aber noch einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Mehr davon! Leider läuft er rüber zu einem großen Schreibtisch und setzt sich davor.

Vor ihm auf dem Tisch liegen zwei Alukoffer, die er öffnet. Darin, wie von mir schon erwartet, eine riesige Litanei an Schminkutensilien. In einem der Koffer ist sogar ein Spiegel. Routiniert beginnt er damit, seine Haut abzudecken und sich damit langsam vollends in Keith Kandyce zu verwandeln.

Neugierig wie ich bin, ziehe ich mir einen Stuhl heran und setzte mich neben ihn, wo ich ihn dabei eine Weile lang schweigend beobachte.

Grinsend beäugt Meilo mich im Spiegel. "Willst du auch mal?", fragt er mich schließlich.

"Lieber nicht", winke ich ab. "Für so etwas habe ich mich noch nie interessiert. Schminke war für mich schon immer was für Omas und Mütter."

Meilo lacht leise und tuscht sich die Wimpern. "Nur für Omas und Mütter? Und was ist mit Frauen und Leuten wie mich?"

"Die interessieren mich nicht."

"Ach?" Meilos Hand senkt sich und er dreht den Kopf zu mir. "Ich interessiere dich nicht?" Ups.

"Doch! Natürlich tust du das! Ich meine damit doch so Leute wie dich. Also geschminkte Männer." Kann es sein, dass ich mich hier gerade wieder in die Scheiße rede?

"Das heißt, hättest du mich als Keith Kandyce kennengelernt, hättest du dich nicht für mich interessiert?" Was soll ich darauf denn jetzt sagen?

"Wohl eher nicht", gebe ich zu. "Dazu hätte ich dich erst besser kennenlernen müssen." Ist er jetzt sauer? Ich versuche an seinem Gesicht abzulesen, ob er es ist, kann es aber nicht.

"Ekelst du dich davor? Vor mir?"

Entsetzt schüttle ich den Kopf. "Nein! ... Ich stehe eben nur nicht auf geschminkte Männer." Ich lege meine Hand auf Meilos Bein. "Ist das schlimm?"

Er mustert mich, schüttelt dann aber den Kopf. "Nein. Warum auch?" Ich bin erleichtert! "Ich bin nur vorsichtig, was solche Äußerungen betrifft." Weshalb er das ist, das muss ich ihn erst gar nicht fragen.

"Erzählst du mir davon?"

"Wovon?" Meilo hat wieder damit begonnen, sich die Wimpern zu bepinseln.

"Wie es für dich war. Hast du die Seite in dir erst versteckt? Wie hat deine Familie reagiert, als sie es herausgefunden haben?" Bin ich zu neugierig? Aber da ich nun schon mal gefragt habe, schaue ich Meilo interessiert an.

Die Wimperntusche verschwindet wieder im Koffer. Dafür zieht Meilo nun einen schwarzen Stift heraus. "Das kam alles nach und nach", berichtet er. "Als Kind habe ich immer bei meiner Mutter gesessen, und ihr beim Schminken zugeschaut. So wie du gerade mir zuschaust", gluckst er. Ich ziehe die Nase kraus. "Irgendwann wollte ich es selbst ausprobieren. Als meine Eltern weg waren, tat ich es."

"Wie alt warst du da?"

"Zehn oder elf glaube ich." Schon so früh? "Als ich älter wurde, verstand ich auch langsam, was mit mir los war und dass das kein normaler Zeitvertreib für einen Jungen war. Ebenfalls, dass ich auf Jungs stand, wurde mir schon ziemlich früh bewusst. Na ja, und damit meine Mutter sich nicht wunderte, warum ihr Make-Up immer so schnell leer war, schlich ich bei uns in die kleine Drogerie und mopste mir einige Tiegel und Fläschchen."

"Echt? Du hast gestohlen?"

Meilo verzieht das Gesicht. "Hättest du als Teenager den Mumm dazu gehabt, dir Make-Up zu kaufen?"

"Wohl eher nicht", gebe ich zu und muss unwillkürlich an meine ersten Kondome denken, die ich ja auch hab mitgehen lassen, weil es mir zu peinlich war, sie zu kaufen.

"Ich lebte in einem Dorf nahe der Hauptstadt. Zwar befindet sich mein Elternhaus ziemlich abgelegen, doch uns kannte dort jeder. Meine Eltern haben viele Freunde und Bekannte in der gesamten Umgebung. Es war mir einfach peinlich."

"Und wenn man dich beim Make-Up klauen erwischt hätte?"

Er zuckt mit den Schultern. "Dann hätte ich gesagt, ein älteres Mädchen hätte mich dazu gezwungen." Ich will eigentlich nicht, aber ich muss anfangen zu lachen.

"Oh Mann! Du hattest es faustdick hinter den Ohren, was?"

"Eigentlich nicht", schmunzelt Meilo. "Ich war ein ganz schöner Angstschisser."

"So so ... Und wann hatte sich das geändert?"

"So mit sechzehn ungefähr. In der Schule fing ich an, meine Augen mit Eyeliner aufzuhübschen. Erst ganz dezent, aber es wurde immer mehr. Das bemerkten meine Mitschüler recht schnell und ich durfte mir viel anhören. Mehr als das. Bald schon musste ich mich schminken, weil ich damit die blauen Flecken und manchmal auch eine aufgeplatzte Lippe kaschieren musste."

"Scheiße", hauche ich. Kinder können solche Arschlöcher sein! "Da hatte ich wohl Glück. Als ich mich geoutet habe, hat sich keiner getraut etwas dagegen zu sagen." Ich war auch nie ein Außenseiter. "Meine Freunde nahmen mein Outing ganz locker auf. Meine Familie auch." Obwohl ich bei dem Outing vor meinen Eltern fast gestorben wäre, soviel Angst hatte ich. Dementsprechend katastrophal fiel sie dann auch aus, worauf ich jetzt jedoch nicht eingehen möchte. Meine Mutter findet diese Geschichte immer noch lustig und gibt sie hin und wieder zum Besten. Sehr zu meinem Leidwesen.

"Dann hattest du wirklich großes Glück." Meilos Stimme wird leiser. Ermutigend lege ich meine Hand auf seinen Oberschenkel. Seufzend fährt er fort. "Als ich es nicht mehr aushielt, lernte ich mich zu verteidigen. Danach wurde es besser, aber trotzdem mied man mich." In mir kommt das dringende Bedürfnis auf, Meilo in meine Arme schließen zu müssen. Ich tue es nicht, was allein daran liegt, weil er sich gerade die Lippen knall rot schminkt. "Später ging ich in eine Berliner Schule. Ab da an wurde es besser und ich fand auch ein paar Freunde. Ich trieb mich mit ihnen in Clubs und Schwulenbars herum und bald schon stand ich oben auf der Bühne und gab ein paar Lieber zum Besten. Zuerst war es nur Karaoke, aber plötzlich waren alle ganz begeistert von meiner Stimme und ehe ich mich versah, war Keith Kandyce geboren und ich tingelte unter diesem Namen durch die Clubs. Erst noch einfach so, nur zum Spaß, doch dann fragte mich einer der Barbesitzer, ob ich nicht ein mal pro Woche bei ihm auftreten wollte und bot mir sogar Kohle dafür an. Und plötzlich verdiente ich Geld mit meinem Gesang." Meilo presst die Lippen aufeinander, bewegt sie hin und her, und wirft seinem Spiegelbild einen Kussmund zu. Klappernd fliegt der Lippenstift in einen der Koffer. "Für mich ging damals ein Traum in Erfüllung."

"Verstehe." Sehr gut sogar. Ich weiß, wie es sich anfühlt, einen Traumberuf zu haben, und man sehnlichst darauf wartet, dass der Traum endlich wahr wird. "Warst du damals eigentlich nur in der Szene unterwegs?", frage ich ihn, weil mir bei seiner momentanen Verwandlung in Keith noch was anderes in den Sinn kommt.

"Nicht nur. Aber Hauptsächlich. Je nachdem, wer mich gebucht hat."

"Und wie ist das jetzt?"

"Hm? Was meinst du?" Meilo sieht mich stirnrunzelnd an.

"Als ich das erste Mal die Bilder von dir in Nicoles Zimmer gesehen habe, wusste ich sofort, der Kerl ist stockschwul."

"Danke", lacht er und schenkt mir einen amüsierten Blick.

"Bitte." Ich grinse zurück. "Damit wollte ich aber auf was anderes hinaus."

"Und auf was?"

"Ist Keith Kandys offen schwul?" Diese Frage darf ich mir doch wohl erlauben, oder?

Meilo spielt mit einem dicken Puderpinsel. "Laut Keiths Biografie ist er Bi."

"Echt?" Ich bin überrascht.

"Echt", nickt Meilo und trullert mit dem Pinsel im Puderdöschen herum. "Aber diesbezüglich muss ich Sie darauf hinweisen, dass mein Management Sie vorher darauf aufmerksam gemacht hat, alle Fragen in dieser Richtung sein zu lassen."

"Uh!", schnarre ich. "Entschuldigen Sie, Mr. Kandyce. Ich wollte nicht indiskret sein." Meilo lacht und pudert sich sein hübsches Näschen. "Also ist es der Presse verboten, über deine … ich meine Keiths, sexuelle Orientierung zu reden?"

"Ist es. Ich darf mich dazu auch nicht äußern."

"Ist das nicht schwer? Ich meine, auf sowas stürzt sich doch die Presse."

"Am Anfang war es schon schwer für mich. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Vor allem, da ich mich nicht verstecken wollte. Aber ich lernte schnell, dass es bei dem, was ich tue, schon lange nicht mehr um nicht geht, sondern allein um Keith. Ich spiele eine Rolle. Seit damals, als ich ihn quasi erfunden habe. Diese Rolle hat die Plattenfirma gekauft, und zu dem gemacht, was sie heute ist. Mit mir hat das kaum noch was tun. Ich bin nur derjenige, der diese Rolle am Leben halten muss." Meilo lächelt bitter. "Bis zum Ende des Jahres zumindest noch."

Ich ringe mit mir. Wie hält er das nur aus? "Das hört sich furchtbar an", antworte ich schließlich.

Meilo nickt schwach, strafft sich dann jedoch und macht weiter, sich in Keith zu verwandeln. "Na ja. Ich habe gelernt, mich damit zu arrangieren. Und seit Keith offiziell Bisexuell ist, wird auch über seine sexuelle Orientierung nicht mehr viel spekuliert."

"Ah so", sage ich gedehnt. "Aber du bist nicht …?"

"Was? Nein!" Meilo dreht den Kopf zu mir. "Ich stehe nur auf Männer."

"Auf Männer?" Ich lasse eine Augenbraue nach oben wandern.

Meilo grinst verschmitzt. "Mein Hauptaugenmerk liegt dabei allerdings einzig bei dir."

"Gut zu wissen", lache ich.

Meilo wirft mir noch einen wirklich verdammt sexy Blick zu, dann pudert er sich weiter. Still schaue ich ihm dabei zu, bis er den Pinsel wegpackt und sich nochmal genaustens im Spiegel mustert.
 

"Und? Wie sehe ich aus?", möchte er anschließend von mir wissen.

Ich schaue Meilos Spiegelbild an. "Wie Keith Kandyce", antworte ich und lege meine Arme um seinen Nacken. Den Kopf bette ich auf seiner Schulter und schaue weiterhin in den Spiegel. Würde Nicole uns jetzt so sehen, sie würde ausrasten. Die Versuchung, ein Foto von uns zu machen, und es ihr zu schicken, wallt auf. Aber nur kurz. Sie würde total ausflippen!

"Ich gefalle dir nicht, oder?"

"Das würde ich so nicht sagen." Ich mustere Meilos anderes Ich ausführlich.

"Dein Gestarre verunsichert mich", murmelt er verlegen.

Das bringt mich zum Grinsen. Ich bringe Mr. Superstar in Verlegenheit. "Auf dem Plakat, das bei uns am Sportplatz hängt, du weißt schon, das dein Überraschungskonzert verkündet, da dachte ich: Solche grünen Augen hat doch kein Mensch! Die müssen nachbearbeitet worden sein, oder es sind irgendwelche Kontaktlinsen. Aber du hast wirklich so grüne Augen. Meilogrün."

"Das hast du schon mal gesagt, aber Danke." Er grinst mich an.

"Hätte ich dich als Keith Kandyce kennengelernt, also damals auf dem Parkplatz, dann wäre ich trotz Schminke auf dich Aufmerksam geworden." Dessen werde ich mir immer sicherer.

Meilo dreht sich zu mir. Bevor ich auch nur reagieren kann, hat er mein Gesicht umfasst, und drückt mir seine roten Lippen auf. "Das hast du süß gesagt", schmunzelt er. "Und ich darf dir sagen, dass du ebenfalls meine Aufmerksamkeit gehabt hättest, wenn du mit knallrot geschminkten Lippen vor mir gestanden hättest. Die Farbe steht dir." Bitte?!

Im Spiegel erkenne ich es. Meilos Lippenstift hat abgefärbt. "Wah!" Mr. Kandyce lacht sich schlappt, während ich mir mit einem Kosmetiktuch den Mund abwische. "Hör auf zu lachen!"

"Nöööö!" Der kringelt sich regelrecht. Ist das zu fassen?

"Ist ja mal gut jetzt", schmolle ich und knäule das Kosmetiktuch zusammen.

"Oh Niclas." Meilo, die Kichererbse, beruhigt sich endlich wieder. "Mein süßer, schnuffeliger Niclas."

"Schnuffelig? Sag das nicht nochmal." Langsam wird er übermütig.

"Na schön. Dann eben anders." Will ich wissen, was er jetzt schon wieder ausheckt? "Ich liebe dich." Ich halte die Luft an. Er hat es gesagt!

"Ich dich auch", wispere ich, selbst ganz erschrocken darüber, dass ich es ebenfalls gesagt habe. "Ich liebe dich, Meilo", wiederhole ich, und es ist richtig befreiend, es laut auszusprechen. Mein Magen spielt verrückt, und mein Herz schiebt Überstunden, aber ich habe mich schon lange nicht mehr so gut und so glücklich gefühlt, weil es sich verdammt richtig angefühlt hat, es zu sagen.
 

Ich beuge mich vor, umarme Meilo und küsse ihn. Ungeachtet dessen, dass ich davon schon wieder rote Lippen bekomme und er sich bestimmt gleich wieder nachschminken muss. Es gibt wichtigeres.

Und wie erwartet, als wir uns schwer atmend wieder lösen, bin ich nicht der Einzige, der verschmierte rote Farbe im Gesicht hat. "Dein Lippenstift ist leicht verschmiert", lache ich und wische mit dem Daumen über Meilos rechten Mundwinkel. Das macht es aber nur noch schlimmer.

"Scheiß drauf!", gluckst Meilo, packt mich, und raubt mir erneut den Atem. Die Antwort gefällt mir. Doch nicht nur die ...
 

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