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Die dunkle Seite des Mondes

von

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Frühlingserwachen

Grelles Licht schien durch die halb zugeklappten Jalousien und liessen eine gewisse nackte, verwirrte, junge Frau aufstöhnen, die mit lediglich einem Laken bedeckt im Bett lag. Ihre Augenlieder wollten nicht recht aufschlagen und sie versuchte sich zu wälzen, merkte jedoch, dass sie auf Widerstand stiess – sie war nicht alleine.

Der Grund, weshalb sie sich kaum bewegen konnte, war der Typ von gestern. Dunkle Locken, warmer Teint, dicke Augenbrauen, dichte Wimpern – ohne Zweifel, es war Lucifer. Er hatte seine muskulösen Arme um sie geschlungen und schlief tief und fest. Sein Atem kitzelte Rose leicht am Ohr, und obwohl sie letzte Nacht die dümmste Dummheit begangen hatte, bereute sie es kein Stück.
 

Anstatt Anstalten zu machen, um wieder nachhause zu kommen – wusste eigentlich jemand wo sie war? - liess sie ihren Blick über das Zimmer gleiten. Karg eingerichtet, fand sie. Im Grunde bestand das Zimmer nur aus einem Bett und einem modernen Wandschrank. Es gab nichts annähernd persönliches, das Rose hätte begutachten können. Also konzentrierte sie sich lieber wieder auf ihren Bettpartner, der sie zu ihrer Überraschung näher an sich zog und geräuschlos wisperte. Merkwürdigerweise gefiel es der Weasley und sie schmiegte sich an ihn, obwohl sie weder wusste, wer er war und was er mit ihr vor hatte. So leichtsinnig hatte sie sich noch nie verhalten.

Aber wie konnte sie sich auch nur abwenden, nach jenen Küssen, mit denen er sie letzte Nacht beglückt hatte. Schon alleine beim Gedanken entwich ihr ein wohliger Seufzer.
 

„Guten Morgen“, hauchte er ihr plötzlich ins Ohr und sie spürte seine rauen Lippen abermals auf ihrem Ohr. Seine Hände wanderten ihren Bauch hinunter, während seine Finger langsam über ihre nackte Haut glitten. „Du bist ja noch hier“, grinste er spitzbübisch, woraufhin Rose errötete. Ihr ganzer Körper bebte erneut. „H-hätte ich ge-gehen sollen?“, fragte sie unschuldig und wandte den Blick ab. Seine dunklen Augen zerstachen sie förmlich. Er setzte sich auf im Bett, nahm etwas in die Hand, dass wie eine Armbanduhr aussah, und schüttelte den Kopf. „Nein, du hättest nicht gehen sollen, aber es wundert mich, dass du um drei Uhr nachmittags immer noch hier bist.“
 

Bei diesen Worten sprang Rose urplötzlich aus dem Bett, suchte panisch nach ihren Kleidern und verfluchte sich innerlich selber mit allen drei unverzeihlichen Flüchen. Wie hatte sie auch nur die Zeit vergessen können? Wussten Alice und Dominique, wo sie sich befand? Ihr Vater würde sie zum Henker bringen! „Ich bin geliefert“, entwich es ihr verzweifelt, woraufhin Lucifer auflachte. Warum fand der Kerl alles lustig, was sie sagte? Genervt zwang sich Rose in das Kleid des Vorabends und musste nüchtern feststellen, dass der Reisverschluss auseinander gebrochen war. „Verdammt, auch das noch!“, sie schrie leicht auf.
 

Lucifer, der sich das Lachen kaum verkneifen konnte, richtete sich auf, schritt zum Schrank und kramte nach einigen Kleidungsstücken. Er warf ihr ein weisses Hemd zu: „Bei deiner Grösse kann es als Kleid durchgehen.“ Zwinkernd zog er sich ein paar graue Trainerhosen an und verschwand aus dem Zimmer, um gleich wieder mit einem Glas Wasser und Salzstangen einzutreten. „Nimm, du wirst mir noch dankbar sein.“ Erst jetzt bemerkte Rose, wie schrecklich ihr Kopf dröhnte. „Danke“, sie nahm ihm alles ab, zog sich an – das Hemd ging tatsächlich als Kleid durch – und schluckte das Wasser so schnell sie konnte hinunter. „Die nehm' ich mit für unterwegs“, sie zeigte auf das Pack Salzstangen in ihrer rechten Hand. „Das wird wohl meine letzte Mahlzeit sein.“ Verwirrt starrte Lucifer sie an, unterdrückte aber jeglichen Kommentar. Stattdessen küsste er sie zärtlich auf die Stirn und lächelte sie an. „Es hat Spass gemacht mit dir über Grindelwalds Chroniken zu diskutieren.“
 

*

Plop.
 

Unsanft landete Rose auf dem Parkett ihres kleinen Zimmers am Salamanderweg und musste mit Grauen feststellen, dass sie bereits aufgeflogen war. Auf ihrem Bett sassen Alice und Dominique, Rose konnte schwören, sie hatte ihre Mienen noch nie so finster gesehen, und starrten sie an. Beide trugen noch die Kleidung vom Vorabend und machten den Eindruck schon seit Stunden genausten in dieser Position verharrt zu haben.
 

„Rose Weasley“, zischte Alice zornig. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was du gestern angerichtet hast?“ Bevor Rose sich verteidigen konnte, schnitt ihr Dominique das Wort ab. „Man Rose, wir haben uns Sorgen gemacht! Du warst plötzlich einfach weg und Malfoy wollte schon seinen Vater benachrichtigen, damit das Aurorenzentrum nach dir sucht, weil er dachte du wurdest von so einem Mann entführt.“
 

Der Weasley blieb der Mund offen – Malfoy hatte sich Sorgen gemacht?

„Und Rose, ich will endlich duschen gehen“, maulte Dominique schmollend weiter. „Alice und ich sitzen seit vier Uhr morgens hier und halten Wache, damit deine Eltern nichts mitbekommen.“ Schlagartig veränderte sich Alice' Miene und sie räusperte sich. Stirnrunzelnd beobachtete Rose wie Alice aufstand und ihren Zauberstab hob.
 

„VERSCHWINDE ENDLICH!“

„HERMINE, HÖR AUF ZU SCHREIEN, DIE KINDER KÖNNEN UNS HÖREN.“

„ICH HAB' GESAGT, DU SOLLST VERSCHWINDEN!“
 

Es folgte ein lauter Knall, wahrscheinlich von der schweren Eingangstüre, und Stille kehrte ein. Man hörte noch ein leises Fluchen von der Strasse und ein Schluckzen von unten, und dann sagte niemand mehr etwas.
 

Entrüstet wechselte Rose Blicke mit ihren Freundinnen, die jedoch beschämt, dass sie das miterleben durften, auf den Boden starrten. „Was ist hier los?“, wisperte sie. Nicht mehr im Stande auf den hohen Schuhen zu stehen, setzte sie sich auf den altertümlichen Sessel hinter der Tür. Alice kaute rigide auf ihrer Unterlippe. Sekunden verstrichen, ohne dass Rose eine Erklärung bekam, bis Dominique, eher aus ihrer Unverblümtheit, sich dazu entschloss, die Stille zu brechen. „Onkel Ron und Tante Hermine streiten sich schon seit Morgengrauen. Wir wissen nicht, was los ist, aber anscheinend..“, die Veelablütige hielt inne. „Anscheinend haben sie sich getrennt“, beendete Alice den Satz schnell, als ob sie ein Pflaster hätte abreissen müssen.
 

Es war, als ob man Rose den Boden unter den Füssen wegriss. Ihr Gesicht wurde kreidebleich und sie hatte das Gefühl, dass bald alle Feuerwhiskys ihren Weg nach oben fanden. Sie hielt sich verzweifelt am Kopf und kämpfte mit den aufkommenden Tränen, die sie niemandem zeigen wollte. „Ihr solltet besser gehen“, meinte sie mit zittriger Stimme und Dominique und Alice nickten. „Gib Malfoy einfach ein Lebenszeichen von dir, er war wirklich besorgt“, sagte Alice bevor sie beide sich disapparierten.
 


 

Nachdem sie sich eine geschlagene Stunde unter die Dusche gestellt hatte, traute sich Rose ins Wohnzimmer, wo ihre Mutter zusammen geknäult mit Kuscheldecke auf dem Sofa sass und ihre Blumen im Garten anstierte. Sie hatte tiefsitzende Augenringe unter den Augen, ihre Haare waren nicht wie sonst gepflegt und gebürstet, sondern standen in alle Richtungen ab und ihre Lippen waren zerbissen und trocken. Sie sah elendig aus.

Rose setzte sich neben sie, liess mit einem kleinen Zauber eine Tasse Kaffee aus der Küche schweben und legte den Kopf auf ihre Schulter.
 

Hermine, die, nachdem Ron das Haus verlassen hatte, in jener Stellung verharrt war, wusch sich die Tränen von Gesicht und versuchte zu lächeln – ein miserabler Versuch. Ihr Lächeln wirkte krumm und unehrlich, und sie wusste das. „Mom, was ist passiert?“, fragte Rose zögerlich, nicht sicher, ob sie diese Frage überhaupt stellen wollte. Hermine schluckte, als sie an das gestrige Gespräch mit ihrem Noch-Ehemann dachte. Viel war geschehen, zu viel.
 

„Rose, mein Schatz“, ihre Stimme war brüchig. „Dein Vater und ich, wir lassen uns scheiden.“
 

Hermine hätte gedacht, Rose würde aufspringen, sie anschreien, fragen weshalb, wessen Schuld es war, doch ihre Tochter blieb neben ihr sitzen und nahm sie in den Arm. Es war das schönste Gefühl nach langem.
 

Wie ist es jemals dazu gekommen, fragte sich Hermine innerlich und seufzte leicht auf, bevor sie sich von ihrer Tochter löste und sie mit strenger Miene betrachtete. „Rose, vielleicht wäre es besser, wenn du den Rest des Sommers mit Hugo zu deinen Grosseltern fahren würdest“, Molly und Arthur Weasley wären sicher froh darum ihre Enkel etwas mehr zu Gesicht zu bekommen und Hermine hatte eine Mission nach der anderen im Ministerium. Sie spürte den dicken Klos, der sich in ihrem Hals bildete und sie zu ersticken drohte. Ron hatte recht, sie nahm sich keine Zeit für ihre Familie, ihre Karriere war ihr wichtiger. Ron hatte überraschenderweise mit allem Recht, doch nur weil er Recht behielt, gab es ihm kein Recht sie deswegen zu betrügen. Ja, er hatte sie betrogen. Der liebe Ron, der ihr einst mit jedem Wort ein Lächeln gezaubert hatte, hatte sie betrogen. Und das noch mit Lavender Brown.
 


 

*


 

Es war mit Abstand der langweiligste Sommer ihres Lebens, wertete die junge Hexe die vergangene Woche, in der sie zu ihren Grosseltern in den Fuchsbau gezogen war. Zwar machte Granny ihr jeden Morgen Pancakes und Granpa hatte ihr schon etliche Bücher über die Geschichte der Muggles ausgeliehen, doch irgendwie wollten die Stunden nicht verstreichen, bis sie endlich wieder nach Hogwarts konnte. Alice war mit Frank und Magnus, ihren beiden Brüdern, zu ihren Eltern nach Schottland gefahren und Dominique besuchte Victoire und Ted Lupin an der Südküste Frankreichs. Dazu kam noch, dass Hugo sich in letzter Minute aus den Fuchsbauferien herausgeredet hatte, womit Rose nun mutterseelenallein, sogar Arthur und Molly Weasley hatten sich irgendwo hin gefloht, in der Küche des Fuchsbaus sass und Löcher in die Wände starrte.
 

Sie hatte es nicht einmal mehr für nötig gehalten, sich umzuziehen, und ehrlich gesagt, wusste sie auch nicht mehr wie lange sie schon die selben kurzen, grauen Shorts und das selbe Befreit-Die-Hauselfen-T-Shirt trug. Drei Tage? Fünf Tage? Keine Ahnung.
 

Eigentlich wären die Fuchsbauferien die perfekte Gelegenheit gewesen, Zaubertränke für Fortgeschrittene zu Ende zu lesen. Dennoch konnte Rose keinen klaren Gedanken fassen – alles in ihrem Kopf drehte sich um Lucifer.
 

Würde sie ihn jemals wieder sehen? Was tat er wohl jetzt gerade in diesem Moment? Dachte er auch an sie?
 

Rose konnte und wollte nicht glauben, dass sie sich überhaupt auch nur eine Sekunde damit verbrachte an einen One-Night Stand zu denken. Schliesslich hatte sie auch an Edward Nott, mit dem sie sich einige Male im Gryffindor-Bad im fünften Stock getroffen hatte, keinen einzigen Gedanken verschwendet. Es war zum verzweifeln!

Sie stiess einen genervten Ton aus und raufte sich an den Haaren. „Rose Weasley, was ist nur los mit dir?“, sprach sie mit sich selbst – sich im klaren, dass jeder Aussenstehender sie direkt in die Abteilung für Schwerspinner im St.Mungos einweisen würde.
 

Ein Poltern liess Rose aus ihren Gedanken aufschrecken. Es war die Eingangstür. Rose runzelte die Stirn – sie erwartete keine Gäste. Und wieder schlug jemand gegen die Eingangstür des Fuchsbaus. Vorsichtig tastete Rose nach ihrem Zauberstab, der auf dem Esstisch lag und richtete ihn auf die Tür, um sich behutsam dieser zu nähern.
 

Mit einer schnellen Bewegung ihres Zauberstabes öffnete sie die Tür, um es gleich wieder zu bereuen. Vor der Tür stand kein geringerer als Scorpius Malfoy, der sie mit finsterer Miene begutachtete. „Malfoy?“, was um Merlins Willen hatte er im Fuchsbau verloren? Rose starrte entsetzt auf den ganz schwarz gekleideten Zauberer, dessen blondes Haar in der Sommersonne wie Gold leuchtete, und der im Allgemeinen so aussah, als wäre er auf dem Titelblatt des Z für Zauberer. Aber Rose interessierte sich nicht die Bohne dafür, wie Malfoy aussah, sondern nur was er im Fuchsbau zu suchen hatte.
 

„Was, Weasley? Lädt man so einen gutaussehenden und dazu noch intelligenten Zauberer in sein Haus ein?“, spottete Malfoy zynisch, unbeeindruckt von Rose Zauberstab, den sie ihm an die Kehle hielt. Rose liess von ihm ab, aber nicht ohne ihm eins auszuwischen: „Intelligent genug für den zweiten Platz beeindruckt mich nicht, wenn ich selber den ersten Platz belege.“

Scorpius ignorierte gekonnt ihre Bemerkung, die anscheinend an ihm abprallte, und starrte sie weiterhin an. Rose wusste, dass sie in dieser Diskussion nicht gewinnen konnte und wich zur Seite, um ihn den Fuchsbau eintreten zu lassen.
 

Der Malfoyerbe schaute sich kurz um, drehte sich dann jedoch wieder zu Rose, um sie wieder anzustarren. Verdammt, was sollte all die Starrerei?
 

Es war schon ungewöhnlich genug, dass sie ihn in ihren Ferien zu Gesicht bekam, und dann noch erst im Fuchsbau, Lucius Malfoy drehte sich sicher im Grab, aber warum hörte er nicht auf, sie mit seinen bernsteinfarbene Augen, die er eindeutig von seiner Mutter geerbt hatte, anzusehen?
 

„Um Dumbeldores Willen, kannst du bitte aufhören mich anzustarren, als wäre ich ein Tier im Zoo?“, entwich es ihr genervt. „Zoo? Weasley, was laberst du schon wieder?“ Doch anstatt sich die Mühe zu machen Scorpius über die dämmliche Muggleerfindung, in der Tiere gefangen genommen werden, damit man sie ansehen konnte, aufzuklären, verdrehte sie die Augen und entschied sich dazu ihn auch anzustarren. Wie ein Duell – nur ohne Magie.
 

Scorpius liess tatsächlich als Erster ab und strich sich durch das goldene Haar. „Ich gehe wohl besser“, verkündete er lässig, als wäre es das normalste der Welt, dass man nach einem Anstarrduell fast wortlos das Haus verliess.
 

„Scorpius, warte“, sagte sie leise, als sie sich daran erinnerte, dass Alice ihr erzählt hatte, dass er sich jene Nacht in der Nokturngasse grosse Sorgen um sie gemacht hatte. Sie konnte es kaum selber fassen, dass sie diese Worte ausgesprochen hatte, und dass er tatsächlich nicht den Fuchsbau verliess, sondern bei ihr blieb. „Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen, dass ich mich nicht gemeldet habe nach dem Vorfall“, sie log, sie wollte sich gar nicht entschuldigen! Warum sagte sie diese Dinge? Hatte Malfoy sie verhext?
 

Kurz konnte man einen Funken Überraschung in seinen sonst so gleichgültigen Augen ausmachen, bevor dieser wieder verschwand und Scorpius sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. „Wie verwunderlich, Miss Weasley entschuldigt sich. Bist wohl doch nicht so eine Schnepfe, wie vermutet“, er log. Es war überhaupt nicht verwunderlich, dass sich Rose entschuldigte, sie war mit Abstand die korrekteste Hexe, die er kannte, es war eher der Fakt, dass er sie das erste Mal seit all den Jahren, in denen er sie kannte, Scorpius genannt hatte, den ihn schockierte. Nicht Malfoy. Nicht Scorpius Malfoy. Sondern einfach Scorpius.
 

„Malfoy“, es würde wohl nicht zur Gewohnheit werden. „Was willst du von mir? Was tust du hier?“ Scorpius blickte ein Mal nach rechts, dann einmal nach links, als ob er sicher stellen wollte, dass auch sicherlich niemand ihn hören und sehen konnte, bevor er sich etwas beschämt, was überhaupt nicht seine Art war, am Hinterkopf kratzte und verlautete: „Ich wollte nur sicher gehen, dass es dir auch wirklich gut geht. Der Typ im Club war um einiges älter und du warst..“ - „Was war ich?“ - „Ziemlich besoffen, würde ich meinen.“
 

Stopp. Malfoy war ausschliesslich zum Fuchsbau appariert, um sicher zustellen, dass ihr, Rose Weasley, Erzrivalin, auch wirklich nichts zugestossen war. Im Grunde hätte sie ihm um den Hals fallen und fragen sollen, ob er sie heiraten wollte, doch sie entschied sich es nicht zu tun, ansonsten hätte sie sich selber in die Abteilung für Schwerspinner im St.Mungos eingewiesen.

Stattdessen lächelte sie schwach, was auch schon ein Fortschritt war, wenn man bedachte, dass sie ihn normalerweise am liebsten mit Unverzeihlichen verhexen würde.
 

„Hättest du gerne einen Tee?“, fragte sie ihn zu seinem Erstaunen, bevor er leicht nickte und dann auf ihren Aufzug starrte. „Hauselfen-Fan, huh“, meinte er, wobei er sich ein Lachen verkneifen musste. Verlegen konzentrierte sich die Weasley darauf, den Tee zuzubereiten, und somit den Kommentar zu ignorieren. „Halt's Maul, Malfoy. Willst du Kamille oder Darjeeling?“ - „Darjeeling.“
 

*


 

Als Arthur und Molly Weasley nach einem langen Spaziergang nachhause kamen, konnten sie ihren Augen nicht trauen. In ihrer Küche sass niemand anderes als Scorpius Malfoy, der sich von Rose einen Zaubertrank erklären liess. Sie diskutierten heiter über die verschiedensten Möglichkeiten, diese einzusetzen und was alles schief gehen könnte beim Brauen. Arthur Weasley musste sich stark räuspern, bevor die zwei Jüngeren bemerkten, dass weitere Leute im Raum standen.
 

Überrumpelt starrte Rose ihre Grosseltern an, die sichtlich verwirrt in der Küche standen, und selbst Molly Weasley wusste nicht recht, was jetzt aus ihrem Plappermaul kommen sollte. Noch überraschender war, dass Scorpius sich als Erster erhob und den Weasleys zur Begrüssung die Hand reichte und sich höflich vorstellte. „Scorpius Malfoy, freut mich sie beide kennenzulernen.“ - „Nun, deinen Grossvater hat's nicht so gefreut“, bockte Arthur, bevor ihm Molly in die Rippen stiess. „Arthur, benimm' dich gefälligst“, zischte sie, woraufhin Arthur kleinlaut zur Seite ging und seinen Mantel ablegte.
 

Zum ersten Mal wurde Rose klar, welche Bürde Scorpius trug. Sie hatte gehört, dass die Malfoys Anhänger Lord Voldemorts gewesen waren, vor allem Lucius Malfoy, sein Grossvater, doch der missfallende Unterton Arthurs hatte sie erschaudern lassen. Die Malfoys waren gehasst.
 

Nachdem Molly Arthur überzeugen konnte, nach oben zu gehen, wandte sich Rose wieder zu ihrem Besuch, dessen kühle Seite wieder zurückgekehrt war. „Ich muss wieder zum See, um apparieren zu können, nicht wahr?“, wollte er wissen, währenddem sie sich beide wieder wie zwei Fremde in einem Raum fühlten. Rose machte eine kleine Kopfbewegung, die bedeutete, dass er geschlagene fünf Minuten zum See laufen musste, und zog sich eine warme Jacke über. „Ich begleite dich.“
 

Malfoy schwieg bis sie eine grössere Distanz zwischen sich und dem Fuchsbau gelegt hatten. Er lugte nach oben in den Sternenhimmel und lächelte schwach. „Danke für den Tee“, er bedankte sich, sehr ungewöhnlich für den Malfoy, aber heute würde Rose nichts mehr an ihm überraschen. „Gern geschehen. Danke für deine Anwesenheit, ich hab' mich schon angefangen zu langweilen im Fuchsbau“, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen, während sie den Hügel zum See hinunterliefen. „Dir ist schon klar, dass ich dich nicht ständig mit meiner unglaublich attraktiven Präsenz nicht beglücken kann“, und da war er wieder, der alte Malfoy. Die Rothaarige schmunzelte leicht, wobei sie ihre Jacke eng an sich zog. Es war ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit. „Warum eigentlich nicht?“, die Frage entwich ihr ehrlicher gemeint, als beabsichtigt. Er lachte lediglich auf. „Weasley, wir sind Weasley und Malfoy, du siehst das Problem, oder?“ - „Ja, aber du kannst ruhig zugeben, dass wir heute Spass hatten“, sie blieb stehen. Er tat ihr gleich und drehte sich zu ihr um. Heute hatte sie wieder einem Kobold geglichen, überhaupt nicht wie an jenem Abend, doch in diesem Moment strich der Wind durch ihre feuerroten Haare und wirbelte sie empor – sie sah aus wie eine kleine, verletzliche Elfe.
 

„Albus ist auch ein Potter und du ein Malfoy“, konfrontierte sie ihn, als er stumm blieb, gebannt durch ihre Verwandlung, die nur er sehen konnte. „Albus ist anders, das weisst du“, entwich es ihm, doch Rose wollte es nicht akzeptieren. „Scorpius“, sie tat es wieder. „Ich wähle selber aus mit wem ich befreundet bin. Ich hab' dich nicht gehasst, weil du ein Malfoy bist und deine Familie einen Hang zur dunklen Magie und Lord Voldemort hatte, sondern weil du mir an den Haaren gezogen hast, mich Kobold nanntest und im dritten Jahr allen weis gemacht hattest, dass ich Liebestränke braue, damit ich Freunde finden würde.“ - „Du musst aber zugeben, dass du keine Freunde hattest, bis Alice dich aufnahm.“ - „Ach, soll' dich doch Grindelwald aufsuchen.“
 

Genervt wollte Rose sich wieder auf den Rückweg machen, als Scorpius sie am Arm packte. Sie sah ihn ungeduldig an. Er schüttelte den Kopf, als ob er selbst nicht glauben konnte, was er als nächstes tun würde. Dann stupste er mit dem Zeigefinger gegen ihre Stirn. „Na dann, Weasley. Wir sehen uns in Hogwarts“, er zwinkerte ihr zu, lächelte verschmitzt und rannte eilig den Hügel runter zum See, um sich dann zu apparieren.



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