Prolog
Ein letzter Nadelstich. Nur noch einer. Nicht schwer. Jedenfalls, wenn dass eine normale Puppe wäre, die in seinen verschwitzten Händen lag. Aber sie war nicht normal und sie würde es nie sein. Es war ein Risiko. Was würde geschehen? Würde sie auf ihn hören? Was wenn nicht? Es war gefährlich, dennoch zögerte er nicht lange. Nur etwa den Bruchteil einer Sekunde. Er versuchte sich einzureden, dass sie genau dass tun würde weshalb er sie erschaffen hatte. Hoffentlich würde sie für ihn morden. Seine Hand zitterte, diese streckte er aus und stach zu. Er führte die Nadel durch den Stoff und verknotete die beiden Enden der Schnur. Dann trat er einen Schritt zurück um sein Werk zu betrachten. Sie war weder groß, noch schön. Ehrlich gesagt ähnelte ihre Nase eher einer Kartoffel, aber zum morden musste man nicht hübsch sein. Sie öffnete ihre Augen und schaute ihn an. Sie fixierte ihn regelrecht mit ihren toten, schwarzen blutunterlaufenen Augen. Sie war voller Gier. Gier nach dem Töten. "Das ist mein Mädchen, meine Lucie", sagte er heiser. Doch da stürzte sie sich schon auf ihn. Sie attackierte ihn immer und immer wieder. Sie bleckte ihr Zähne und warf sich erneut auf ihn. Er versuchte sich zu wehren, sie abzuschütteln. Doch vergeblich, sie war zu stark. Weil er sie so erschaffen hatte. Sie zerkratzte ihm das Gesicht. Er berührte sein Stirn und fühlte das warme Blut auf seinen Fingern. Sie packte seinen Arm und vertiefte ihre messerscharfen Zähne in seinem Fleisch. Dann erst packte ihn die Erkenntnis, dass er leichtsinnig gewesen war. Leichtsinnig und dumm. Er jaulte vor Schmerz auf. Das Blut rann aus der Wunde, doch dann war der Schmerz weg. Er fühlte sich, als würde er schweben. Und er fühlte, dass er sich veränderte. Er schrumpfte, seine Zähne wurden kleiner und spitzer. Seine Augen brannten. Danach schlug er seine blutunterlaufenen Augen auf. Er spürte die Gier, die Gier nach dem Töten.