Er kam einen Schritt auf sie zugelaufen und nahm ehrfurchtsvoll einer ihrer Haarsträhnen in seine Finger. Zaghaft führte er sie zu seiner Nase und roch genüsslich daran.
„Du riechst noch genauso gut wie damals.“
Nami war wie in Trance und stand völlig neben sich. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte? Nie hatte sie für möglich gehalten ihn jemals wieder zu begegnen. Es war Jahre her und sie hatte irgendwo damit abgeschlossen. Aber jetzt stand er wahrhaftig vor ihr und sie sollte etwas sagen. Doch kein Wort verließ ihre Lippen. Sie konnte ihn einfach nur ungläubig Ansehen als wäre er ein Geist. Erst als er eine Haarsträhne in seine Finger nahm, kam wieder Leben in sie und sie ging einen Schritt zurück. Die plötzliche Nähe und seine Anwesenheit wühlten sie auf.
„Wie hast du mich gefunden?“, brachte sie die Frage mühsam hervor.
Er zuckte mit den Schultern.
„Ich habe deinen Steckbrief gesehen und gehört, dass du bei diesem Strohbengel auf dem Schiff bist. Wir sind dann von Insel zu Insel gefahren und ich wollte schon fast aufgeben als ich euch dann hier entdeckt habe. Ich habe nie aufgehört nach dir zu suchen, Nami.“
„Warum?“
„Gib mir bei einem Essen die Chance mich zu erklären. Komm mit mir auf mein Schiff“, bat er sie.
Er drehte sich kurz zu den anderen.
„ Ich verspreche euch, ich bring sie heute Abend wieder zurück.“
Die anderen sahen alle nicht sehr begeistert aus, sagten aber nichts dazu und blickten sattdessen zu Nami.
Sie biss sich auf die Unterlippe und sie überlegte fieberhaft, was sie erwidern sollte, doch ihr fiel nichts Sinnvolles ein. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, dennoch wollte sie auf mit ihm mitgehen, hatte er sie schließlich so lange gesucht und immerhin war sie ihm noch eine Antwort schuldig. Sie wusste zwar, dass diese ihm ganz und gar nicht gefallen würde, aber sie konnte nun mal nichts für ihre Gefühle. Ihr Herz gehörte zu Ruffy, sie liebte ihn mehr als alles andere.
„Also gut, ich gehe mit dir mit. Aber ich möchte, dass du hier kurz wartest. Ich möchte das erst ein Mal mit meinen Käpt´n besprechen“, meinte sie.
„In Ordnung. Ich warte derweil hier, wenn das für dich in Ordnung ist?“
Sie nickte und ging durch die Tür zu Ruffys Kajüte. Sie hatte ein leichtes Unbehagen Ruffy von ihm zu erzählen aber sie wollte es ihm nicht verschweigen. Er mochte keine Lügen und wenn er es von jemand anderem erfuhr, würde er bestimmt stinksauer sein.
Leise sah sie durch die Tür und musste schmunzeln als sie ihn beim Essen entdeckte. Ruffy blickte sie freudestrahlend an, als sie in den Raum hinein trat. Nervös ging sie auf sein Bett und ließ sich darauf nieder. Sie holte noch einmal kurz Luft ehe sie anfing.
„Roman ist hier“, flüsterte sie.
Ruffy hatte Mühe die Worte überhaupt zu verstehen, da sie so leise gesprochen hatte. Aber als er den Sinn vernahm, verschluckte er sich an seinem Essen. Panisch hustete er und bekam für einen Moment keine Luft. Erst als er sich gefangen hatte, sah er mit großen Augen zu ihr.
„Was will er hier?“
Unsicher spielte sie mit einer ihrer Haarsträhnen.
„Er möchte, dass ich mit ihm auf seinen Schiff zum Essen gehe“, erwiderte sie.
Skeptisch zog er seine Augenbraue hoch. Ihm gefiel der Gedanke ganz und gar nicht.
„Und möchtest du das auch?“
„Ich werde mit ihm gehen, das bin ich ihm schuldig.“
Entschuldigend versuchte sie aus seinem Gesicht etwas zu erkennen aber er sah sie nur mit einer undefinierbaren Miene an.
„Hast du noch Gefühle für ihn?“, murmelte er.
Sofort schüttelte sie ihren Kopf.
„Natürlich nicht.“
Sie rückte etwas näher zu ihm und wollte nach seiner Hand greifen, doch er entzog sich dieser.
„Warum gehst du dann mit ihm mit?“, Verständnislosigkeit schwang in seiner Stimme mit.
Sie schloss kurz ihre Augen.
„Ruffy, er war jahrelang auf der Suche nach mir, um eine Antwort von mir zu bekommen. Ich möchte ihm diese eine Bitte erfüllen“, bemühte sie sich ihm zu erklären.
Er erhob sich und griff sich verzweifelt durchs Haar.
„Warum musst du da unbedingt auf sein Schiff und mit ihm essen? Kannst du ihm nicht einfach sagen, dass du seine Gefühle nicht erwiderst und gut.“
Er wollte sie nicht gehen lassen. Unbewusst hatte er Angst, dass sie doch noch Gefühle für ihn hegte und er sie ihm wegnahm. Das würde er kaum ertragen können. Er liebte Nami mit jeder Faser seines Körpers und wollte sie in Sicherheit wissen.
Sachte stand sie auf und schlang ihre Arme, um seinen Rücken.
„Es ist doch nur ein Essen und dann bin ich heute Abend wieder bei dir“, hauchte sie ihm ins Ohr.
Er drehte sich in ihrer Umarmung herum und lehnte seine Stirn an ihre. Sanft strich er mit seinen Daumen ihre Wangen entlang.
„Ich weiß aber es ist Jahre her. Was ist, wenn er nicht mehr derselbe ist, den du von früher kennst oder er deine Antwort nicht akzeptiert? Was wenn er dir etwas antut oder..“, abrupt wurde er gestoppt, indem Nami ihm einen Finger auf seine Lippen legte.
Liebevoll sah sie ihm in seine schwarzen Seelenspiegel.
„Ich schätze es sehr, dass du dir Gedanken machst aber Ruffy so ist er nicht. Er wird es schon akzeptieren ansonsten habe ich meinen Klimastock und außerdem weiß ich, dass du mir zur Hilfe kommst, wenn ich am Abend nicht bei euch sein sollte“, wisperte sie bevor sie ihren Finger wegnahm und ihm einem Kuss gab.
Er zog sie näher zu sich und wollte sie am liebsten gar nicht mehr loslassen, doch er musste. Mit einem aufmunternden Lächeln ließ sie ihn zurück mit seinem unwohlen Gefühl.
Sie atmete noch einmal durch, bevor sie zu ihrem ehemaligen Bekannten lief. Für sie war es immer noch seltsam, dass er tatsächlich nach ihr gesucht hatte. Sie waren damals nur drei Nächte zusammen gewesen, hatten sich unterhalten und mehr war nie gelaufen. Es gab doch bestimmt Tausende von Frauen, die mit ihm geschlafen hatten oder hätten. Was wollte er also mit ihr? Sie war doch nichts Besonderes gewesen. Sie beobachtete ihn vom Weiten. Er saß auf der Treppe und sah nachdenklich aufs Meer. Er hatte sich kaum verändert, außer dass seine Statur muskulöser und sein Gesicht markanter war. Mit diesem Gedanken ging sie weiter zu ihm.
Er erhob sich als er sie bemerkte und grinste sie an.
„Schön, dass du mir die Chance gibst. Es wird dir hoffentlich sehr gefallen.“
„Ich bin gespannt, was du mir zu erzählen hast“, lächelte sie zurück.
Beide begaben sie sich also auf sein Piratenschiff zu.
Ruffy beobachtete die zwei von dem Bullauge aus und innerlich war er jetzt schon ein wenig eifersüchtig, dass dieser Roman mit seiner Nami alleine sein konnte. Wer weiß was dieser sich einfallen lassen hatte.