In der Wüste war es schon weit nach Mitternacht. Die Temperaturen hier waren mittlerweile auf 10 Grad gesunken. Der Unterschied war gigantisch. Hatten sie am Tag meist 40 Grad wurde es, um die Nacht stets kühler. Sie waren schon seit Tagen unterwegs zum Rebellenlager nach Yuba. Vivi wollte unbedingt mit ihrem alten Freund Corsa reden, dem Rebellenführer. Sie hoffte ihn zur Vernunft bringen zu können, bevor sie nach Arbana in den Bürgerkrieg ritten. Nach ihrer Aussage waren es noch zwei Tage Fußmarsch bis sie in Yuba waren. Um ihre Kräfte zu sparen und da es nachts gefährlich war durch die Wüste zu laufen, hatten sie einen Stopp eingelegt und ihr Nachtlager eingerichtet.
Mittlerweile schliefen alle seelenruhig bis auf ihn. Er konnte einfach nicht schlafen und so stand er letztendlich auf. Da die letzten Funken vom Lagerfeuer kurz vorm ausgehen waren, sammelte er in der Umgebung ein wenig Holz und zündete diese mit Hilfe seiner Teufelskraft an. Überall wo er nur hin sah, war Sand. Es war feiner Sand, der kaum Steine enthielt. Er fragte sich, wie jemand sich allein durch diese Wüste schlagen sollte? Wahrscheinlich gar nicht, denn sobald man wohl die Orientierung verlieren würde, wäre man verloren. Sein Blick huschte zu den schlafenden Personen, Sanji war in seinem Schlaf zu Chopper gerutscht und sein Bein lag etwas über ihn. Zorro schnarchte und schlief im Schneidersitz, seine Schwerter lagen neben ihm. Lysopp schlief zusammengekauert, Ruffy faselte im Schlaf etwas von Fleisch, während Vivi sich nah zu ihm gelegt hatte.
Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf sein Gesicht als er zu Nami sah. Ihre Decke war von ihr gerutscht. Ihre Atmung ging gleichmäßig und ihre Gesichtszüge wirkten friedlich. Es war ein seltsames Bild war die hübsche Navigatorin doch meist temperamentvoll und aufbrausend, dennoch konnte sich Ace ihrer kaum entziehen. Ihre Art war anders als die der meisten Frauen, die er kannte und vielleicht fand er gerade das anziehend. Ganz Geschweige von ihrem Aussehen, dass wohl jeden Mann, um den Finger wickelte. Ihre rehbraunen Augen lösten etwas in ihm aus, was er nicht kannte und erst recht nicht zu ordnen konnte. Seitdem er Ruffys Bande begegnet war, hatte er sie beobachtet und bemerkt, wie wichtig sie für die Crew war. Sie hielt die Bande zusammen und sorgte stets für Ordnung auf dem Schiff. Ihre kühne Art hatte sie bestimmt vor der einen oder anderen Katastrophe bewahrt und sie so vor einem Unheil beschützt. Er freute sich, dass sein Bruder jemanden wie sie sowie die anderen gefunden hatte. Mit dieser Erkenntnis trat er leise auf die junge Navigatorin zu und ging in die Knie. Sachte legte er ihr, die heruntergerutschte Decke wieder auf sie, sodass sie vollständig bedeckt war. Liebevoll strich er ihr dabei eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Ihre Lippen sahen mehr als einladend aus, wie er fand. Ob sie wohl genauso weich waren, wie er sich vorstellte? Langsam ohne nach zudenken, fuhr er die Konturen ihrer Lippen mit dem Daumen nach. Bei dieser Berührung zuckte sie kurz zusammen und Ace dachte schon, dass sie aufwachen würde, doch das tat sie nicht. Durch diese Bewegung aber kam Ace wieder zur Besinnung und wurde sich bewusst, was er da tat. Kopfschüttelnd erhob er sich. Was zur Hölle machte diese Frau nur mit ihm? Er brauchte dringend etwas Abstand von ihr, weshalb er sich entfernte.
Am Lagerfeuer angekommen, verschränkte er seine Arme hinter dem Kopf und legte sich so auf seine Decke. Dabei glitt sein Blick in den Himmel, der voller Sterne war. Schon oft hatte er die Nacht genossen und stundenlang in die Sterne geschaut. Mehrmals versuchte er sich dann über eine Antwort auf seine Frage, die ihn schon seit Ewigkeiten quälte, klar zu werden. „War es gut, dass er geboren wurde?“ Sein Opa hatte gemeint, er würde die Antwort eines Tages finden, wenn er auf die See fuhr und seine Erfahrungen machte. Er war solange alleine herum gefahren bis er auf Whitebeard traf, der ihn in seine Crew aufnahm. Vieles verdankte er ihm und mit der Zeit war er wie ein Vater für ihn geworden und er hatte eine Menge Freunde durch ihn gefunden. Ob sie wohl auch gerade schliefen? Er war schon so lange auf der Suche nach Teach, dass er sich fragte, ob er überhaupt wieder zu ihnen finden würde. Sie alle fehlten ihm und er freute sich auf den Moment, wenn er seinem Vater gegenüber treten würde und ihm voller Stolz sagen konnte, dass Teachs Verrat bestraft wurde. Schon allein, um ihnen zeigen zu können, dass seine Zweifel unberechtigt waren. Whitebeard meinte zu ihm, dass er nicht wollte, dass Ace der Rache nach ging. Aber verstand er nicht, dass er es musste? Er wollte doch nur seine Ehre verteidigen. Jeder hätte das für ihn getan.
Er erschrak aus seinen Gedanken, als er Schritte neben sich vernahm. Schnell drehte er sich zu der Person um und war überrascht sie wach zu sehen.
„Ich konnte nicht mehr schlafen, da habe ich dich gesehen und wollte dir Gesellschaft leisten. Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich mich deshalb zu dir setze“, fragte sie.
Er war ein wenig unsicher. Auf der einen Seite freute er sich, auf der anderen Seite waren da die unbekannten Gefühle, die sie in ihm auslöste. Er musste unbedingt herausfinden, was sie bedeuteten und jetzt war dafür vielleicht ein guter Moment.
„Natürlich kannst du dich zu mir setzen“, lächelte er sie an und machte auf seiner Decke Platz, sodass sie sich zu ihm setzen konnte.
Dankend nahm sie neben ihm Platz. Sie hatte ihn schon länger beobachtet, wenn sie ehrlich war, seitdem er sie zugedeckt hatte. Durch seine liebevolle Geste war sie aufgewacht und war mehr als überrascht ihn vor sich kniend zu sehen. Ihr Herz schlug ungewöhnlich schnell und sie hatte das Gefühl der Ohnmacht nah zu sein, als er ihr dann noch über die Lippen strich. Seine Hand hatte sich warm angefühlt und so zart. Sie wusste nicht weshalb, aber sie hatte ein Kribbeln in ihrer Bauchgegend gespürt. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas gespürt. Dieses Gefühl war neu und ein wenig aufregend. Ein wenig bedauerte sie es deshalb, als er sich von ihr entfernte. Sie musterte ihn von weiten, wie er in den Sternenhimmel sah. Seine schwarzen Haare wehten leicht im Wind und seine Aura hatte etwas Magisches. Sie konnte sich dem Anblick kaum entziehen und da sie durch diese Geste sowieso schon wach war, entschied sie sich zu ihm zu gehen.
Sie versuchte ihn in Gespräch zu verwickeln, um ihre aufsteigende Nervosität zu verstecken.
„Was beobachtest du da eigentlich im Himmel?“, harkte sie nach.
Schon vorn fragte sie sich, was ihn wohl da oben beschäftigte.
Ace kratzte sich am Hinterkopf „Eigentlich gar nichts. Ich sehe mir nur einfach so die Sterne an, das habe ich schon als Kind gemacht. Es beruhigt mich und ehrlich gesagt habe ich nur meinen Gedanken dabei nachgehangen.“
„Hast du dir um deine Crew Gedanken gemacht?“
Überrascht hob er eine Augenbraue. Woher wusste sie denn davon?
Nami kicherte etwas bei dem verdutzen Gesicht von Ace.
„Ist nicht schwer zu erraten, schließlich bist du schon länger von ihnen getrennt und wenn du uns siehst, wirst du wohl auch an deine denken.“
„Ertappt ja. Ich frage mich, was meine Crew wohl macht, ob es ihnen gut geht oder welchem Abenteuer sie im Augenblick entgegen segeln.“, sprach er seine Gedanken aus.
„Weißt du was ich denke, ich denke ihnen geht es gut und sie werden sich freuen, wenn du wieder bei ihnen bist“, meinte sie aufbauend.
„Bestimmt hast du Recht und dennoch wird es noch etwas dauern bis ich zu ihnen kann. Teach zu finden, ist nicht leicht aber der Moment wird kommen, indem ich ihm Gegenüber stehe und ihm sein Todesstoß gebe“, gab er wütend von sich.
Mit einem undefinierbaren Blick sah sie zu ihm. „Warum genau bist du eigentlich hinter ihm her?“
„Er hat jemanden aus meiner Crew getötet und damit Whitebeards Namen beschmutzt.“
Dabei war er aufgestanden, ballte seine Hände zu Fäusten und konnte seinen Zorn kaum verbergen. Kurz vergas er wo er sich befand, als er ihre zierliche Hand bemerkte, die sich um seine Faust legte.
Eindringlich sah sie ihn an.
„Rache macht es aber nicht besser. Dein Crewmitglied wird nicht wieder aufstehen und ich weiß nicht, ob er wöllte, dass du dich in Gefahr deshalb bringst“, versuchte sie ihn zu beruhigen.
„Es bringt ihn nicht zurück und dennoch ist Whitebeards Name wieder bereinigt. Die Schande, die Teach meinen Vater angetan hat, kann ich nicht so stehen lassen.“
Er hatte sich entschieden und er würde sich von nichts abbringen. Selbst sein Vater und seine Freunde konnten ihn nicht davon abhalten. Er hatte sich ein Ziel gesetzt, was er um jeden Preis erreichen wollte.
„Hättest du nicht auch alles getan, um deine Mutter zu beschützen oder um sie zu rächen?“
Geschockt weiteten sich ihre Augen. Wie konnte er nur so was fragen? Ihr Puls beschleunigte sich und ihre Gedanken rasten. Innerlich bemühte sie sich zu beruhigen und schloss kurz ihre Augen.
„Es wäre gelogen, wenn ich nicht sagen würde, ich hätte drüber nachgedacht. Ich war auch kurz davor aber dann ist mir klar geworden, dass Rache nichts wieder gut machen würde sondern im Gegenteil. Hätte ich Ihn versucht umzubringen und es wäre schief gegangen, wäre mein Dorf verloren gewesen. Er hätte alle Bewohner inklusive meiner Schwester und Genzo umgebracht. Bellmere würde deshalb nicht lebendig werden und sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass ich mich in Rache übe“, flüsterte sie.
Der Gedanke an Bellmere und die Zeit in der Gefangenschaft von Arlong trieben ihr noch immer Tränen in die Augen. Die Narben, die sie davon getragen hatte, würde sie ein Leben lang tragen. Damit Ace ihre Tränen nicht sehen konnte, drehte sie sich von ihm weg.
Er war ein Vollidiot, wieso nur hatte er sie an die Zeit erinnert? Er wusste, wie ungern Nami daran erinnert wurde, hatte ihn sein Bruder extra davor gewarnt. Ruffy hatte ihm einiges über seine Mitglieder erzählt und darunter war ihre Geschichte. Ihr Schicksal hatte ihn am meisten berührt gehabt, weil er sich nicht vorstellen konnte, was für eine Last auf Nami gelegen haben musste. Sie musste mit jungen Jahren erleben, wie ihre Ziehmutter vor ihren eigenen Augen starb und dann hatte sie mit dem Mörder zusammengearbeitet, nur um ihr Dorf zu befreien. Es hatte ihm damals die Worte verschlagen und er war froh, dass Ruffy sie aus der Tyrannei geholt hatte.
Mit Bedacht ging er einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hand in seine. Sie machte keine Anstalten sich zu ihm zu drehen, was Ace veranlasste, sich zu entschuldigen.
„Nami, sieh mich bitte an, es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Aber ich möchte, dass du verstehst, dass es mir nicht nur um Rache geht, es geht mir viel mehr darum die Ehre meines Vaters herzustellen“, bemühte er sich ihr zu erklären.
Langsam drehte sie sich zu ihm, dennoch darauf bedacht, ihn nicht anzusehen.
„Ich weiß nicht, ob ich es jemals verstehen werde. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich Angst habe, dass du in Gefahr gerätst. Was wenn du scheiterst?“, nuschelte sie.
Mit seiner Hand glitt er unter ihr Kinn und hob es an. Ihre rehbraunen Augen spiegelten ihre Sorge wieder und für einen Augenblick versank er in ihnen. Sachte strich er ihr über die Wange.
„Ich werde nicht scheitern. Ich verspreche es“, flüsterte er.
Sanft hielt sie seine Hand fest und küsste die Handfläche.
„Wie kannst du dir so sicher sein?“
Sie verstand es nicht.
Er lächelte sie zaghaft an.
„Weil es in meinen Herzen Menschen gibt, die ich wiedersehen möchte. Sie motivieren mich und geben mir die Kraft diesen Kampf durch zu stehen und zum Einen ist das meine Crew, mein Bruder und..“, brach er den Satz ab.
Auf einmal wurde ihm klar, was das für Gefühle waren, die er in ihrer Nähe fühlte. Er hatte es ohne zu ahnen, sein Herz an sie verloren und je mehr er sich bewusst darüber wusste, desto mehr gefiel ihm der Gedanke. Mit all seinem Mut kam er ihr näher, hauchte ein „Du“, bevor er ihre Lippen mit seinen besiegelte. Es war ein zarter Kuss, doch es reichte aus, um Nami, um den Verstand zu bringen. Im ersten Moment wusste sie nicht, wie ihr geschah, als er sich näherte. Doch sobald sie seine Lippen auf ihren spürte, verabschiedete sich das Denken und sie verlor sich in dem Augenblick. Sein Kuss war sanft und mit jeder Sekunde wurde er leidenschaftlicher. Aces zog Nami an ihren Hüften näher und sie vergrub ihre Hände in seinen Haaren. Nach nur wenigen Minuten mussten sie sich wegen Luftmangels trennen. Auf Namis Wangen legte sich ein leichter Rotschimmer und sie lächelte verschmitzt zu ihm. Er erwiderte es und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt“, gab er preis.
„Ich liebe dich auch“, meinte sie ehrlich, bevor sie ihn erneut küsste.