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Christmas dream

von

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Weihnachtsbäckerei

Er wusste, was sein Mitbewohner mochte. Das war der Grund, warum ihre Wohnung ausgehend von der Küche mit Musik erfüllt wurde. Da er selbst nichts gegen Musik hatte, aber weniger eine favorisierte Stilrichtung besaß, hatte sich Tatsurou für Weihnachtsmusik entschieden. Er hatte eine Mischung von deutsch-, englisch- und japanischsprachigen Liedern zusammen gestellt. Gerade lief eines, welches er sehr gut aus seiner Kindheit kannte, daher sang er mit. Nebenbei holte er ihre Waage hervor. Heute wollten sie backen. Plätzchen, was immer viel Spaß machte.

"Morgen, Tatsu", wurde er von seinem Mitbewohner begrüßt, wobei dieser gähnen musste.

Scheinbar hatte seine Lockmethode funktioniert. "Einen wunderschönen zweiten Advent", wünschte Tatsu beim Umdrehen mit einem strahlenden Lächeln. Sein Singen hatte er unterbrochen, ebenso die Suche nach ihren Ausstechförmchen. Dafür lag nun sein Blick auf dem Älteren, dessen Anblick ihm ein Schmunzeln entlockte. Man sah Masa immer deutlich an, wenn er noch nicht munter war. Da er darauf aber vorbereitet gewesen war, konnte er ihm jetzt etwas Gutes tun. "Magst du Tee?" Während er fragte, ging er zu ihrem Wasserkocher, vor dem eine Kanne frisch gekochter grüner Tee stand. Er goss eine Tasse ein und reichte sie dann Masaaki.

Der Kleinere nickte und blieb im Eingang der Küche stehen. Er nahm die Tasse Tee dankend an und betrachtete sich die Küche. "Du hast ja schon angefangen", warf Masa eine Tatsache auf, die keineswegs zu übersehen war.

"Hab gedacht ich such schon alles zusammen", verteidigte sich Tatsu. Sein Blick lag weiterhin auf dem Kleineren. "Aber einen Teig hab ich noch nicht gemacht. Damit wollt ich auf dich warten." Nun lächelte er wieder. Denn sein Plan war aufgegangen. Letztes Jahr hatte er es ausprobiert und dieses Jahr wiederholt. Es freute ihn ungemein, dass er Masa mittlerweile so gut kannte. Er mochte ihn sehr, obwohl das anfangs nicht so gewesen war. Da hatte ihn besonders gestört, dass der Ältere immer recht lange zum Aufwachen brauchte. Jetzt jedoch liebte er es, wenn er den anderen mit noch verschlafenem Blick und zerzausten Haaren zu Gesicht kam. Das war ein überaus niedlicher Anblick.

Gähnend ließ dieser die Tasse des Heißgetränkes zu seinem Mund wandern. Bevor er einen Schluck trank, pustete er. Masa nahm die Tasse wieder etwas herunter und sah zu den Zutaten für ihre Weihnachtsbäckerei. "Was backen wir heute?", wollte er neugierig wissen.

Der Größere drehte sich lieber ihrem Esstisch, der Küche stand, zu. Wenn er den anderen weiter beobachtet hätte, dann hätte er sich in dieser verloren. Es reichte, dass ihm dies am vergangenen Adventswochenende passiert war. Also besah er sich die ganzen Zutaten und wusste wieder, was er noch gesucht hatte. "Plätzchen. Ganz normale mit Zuckerguss", antwortete er mit deutlich hörbarer Vorfreude in der Stimme.

"Auch mit Matcha drin?", wurde sofort gefragt, während Masa seine Teetasse erneut zu seinem Mund führte und einen Schluck trank. Danach fragte er den Größeren, was sie zum Essen da hatten.

"Können wir machen", antwortete Tatsurou, der vorsorglich alles besorgt hatte. Bei Masaaki wusste man nie, was sich dieser merkte oder einfach wieder vergaß, weil es für den Moment unbedeutend wirkte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten damit hatte sich Tatsu daran gewöhnt und sorgte immer vor, wenn sie etwas gemeinsam machten. So auch heute. "Aber sag mal, wo sind die Ausstechformen?" Dadurch vergaß er die Frage wegen Mittagessen.

Die Antwort, dass sie sich im Schrank befanden, wurde gegeben, wobei der Kleinere mit seinem Finger auf den entsprechenden Schrank zeigte. "Hab Hunger", kam es leicht maulend von Masa.

Tatsus Blick glitt zu ihm, folgte dessen Fingerzeig und blieb an der Schranktür hängen. Er öffnete sie und mit einem erfreuten Laut nahm er die Kiste mit den Förmchen heraus. Er stellte sie zu dem Rest auf den Küchentisch. Dann zauberte er ein volles Brotkörbchen hervor. "Frisch vom Bäcker", sprach er an Masa gewandt. Er fand dessen maulende Stimme total süß, weswegen er die Brötchen absichtlich versteckt hatte. Auch die folgende Reaktion, welche er erahnte, da er sie kannte, mochte er. Außerdem durchströmte ihn so immer ein Glücksgefühl, dass nur Masaaki mit seinen Reaktionen in ihm auslösen konnte.

Sofort erhellte sich das Gesicht des Älteren, der zu strahlen anfing. Dies konnte Tatsu auch an dessen braunen Seelenspiegeln erkennen. "Lecker", unterstrich Masa seine Vorfreude auf die frischen Brötchen, wobei er schon zum Stuhl ging und sich setzte.

Lächelnd holte der Jüngere Butter und den Belag, den sie da hatten, hervor. Die süßen Sachen vergaß er natürlich nicht. Danach ließ er sich Masa gegenüber nieder. Auch vor ihm stand ein Teller, weswegen er sich ein Brötchen nahm. Er hatte für den anderen sogar ein Croissant gekauft. Den Moment, in dem es der Ältere entdeckte, konnte er nicht erwarten, weswegen er ihn die ganze Zeit beobachtete. Mal direkt, mal nur aus dem Augenwinkel.

Noch verschlafen wirkend und nicht direkt hinsehend, was er machte, nahm Masa sich ein Brötchen aus dem Korb und schnitt es auf. Dadurch registrierte er das Croissant nicht. Er legte die zwei Brötchenhälften auf seinem Teller ab und schnappte sich die Butter, die er auf der hellen Backware verteilte. Danach folgte die Marmelade. Dabei entdeckte er nun das Croissant und strahlte erneut. "Ein Croissant", kam es freudig erregt von ihm, wobei sein Braun zu glitzern anfing.

Auf diesen Ausdruck hatte Tatsu gewartet. Vor ungefähr einem dreiviertel Jahr war ihm dieser Ausdruck zum ersten Mal aufgefallen. Seitdem machte er alles mögliche, um genau dieses Glitzern wieder zu sehen.

Unbewusst stellte er seinem Arm angewinkelt auf die Tischplatte und legte seinen Kopf in die Hand. Mit einem warmen Gesichtsausdruck beobachtete er den Kleineren, verlor sich in dem warmen Braun Masas.

"Ist das für mich?", wurde Tatsu mit unschuldig klingender Stimme gefragt. Seines mit Marmelade beschmierte Brötchen lag unbeachtet auf Masas Teller.

"Ja, kleines Leckermaul." Es war das erste Mal, dass er ihn bei einem Spitznamen nannte. Aber er passte im Moment so wunderbar und er achtete nicht darauf, was er sagte. Seine Gedanken waren so schön träge und er genoss es, verlor sich noch mehr in dem Anblick Masas.

"Danke", strahlte Masaaki bis über beide Ohren. Jetzt erst biss er von seinem Marmeladenbrötchen ab.

Wow, dachte Tatsu. Das Lächeln war die Wucht. Deswegen riss er sich von dem Anblick los. Er löste Gefühle in ihm aus, die ihn verwirrten. Masa war für ihn Familie. Seine einzige Verbindung nach Japan. Doch dieses Lächeln ließ ihn etwas anderes fühlen, etwas Tieferes. Etwas, worauf er sich nicht so schnell mehr einlassen wollte. Daher widmete er sich seinem Brötchen und biss herzhaft in eine Hälfte. "Womit fangen wir dann an?"

Masa kaute und schluckte erst den Bissen herunter, ehe er seine Stimme erhob. "Welcher Teig muss noch mal in den Kühlschrank?"

Da er die Antwort nicht auswendig wusste, erhob sich Tatsu und holte ihr selbst geschriebenes Kochbuch heran. Schnell fand er die Seiten mit den verschiedenen Teigen, die sie immer machten, und schlug die erste auf. Er überflog das Rezept. "Der Mürbeteig muss kurz in den Kühlschrank", gab er dann Auskunft. "Machen wir den und stechen in der Zwischenzeit Lebkuchen aus?" Den Teig hatten sie gestern schon gemacht, da er 12 Stunden gehen musste.

Masa nickte nur, da er gerade von seinem Brötchen abgebissen hatte. Da es der letzte Bissen war, nahm er sich nun das Croissant und lächelte dabei überaus glücklich, da er sich auf das kleine Gebäck freute. Er schnitt es auf und beschmierte es mit Butter. So mochte er es am liebsten, was Tatsu schon aufgefallen war. Sie frühstückten am Wochenende oft zusammen. Genüsslich biss Masa ein Stück ab. "Lecker", betonte er noch einmal, während er kaute.

Dieses kleine Wort ließ Tatsu wieder zu seinem Mitbewohner schauen. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er beobachtete, wie das Croissant verspeist wurde. "Ich warte aber, bis du fertig bist." Er lehnte sich zurück und aß seine zweite Hälfte von dem Brötchen.

"Das könnte ich immer essen", gestand Masaaki, der die erste Hälfte schon verspeist hatte. Es folgte die zweite, die er ebenso genoss. Seine Gesichtszüge wirkten sehr entspannt und er wurde langsam munter. Er wuschelte sich sogar seine Haare zurecht und trank noch einen kräftigen Schluck von seinem Tee.

"Süß", hauchte Tatsu, der von diesen Aktionen nichts verpasste. Seine Augen verfolgten die Finger förmlich, während sie durch die Haare fuhren. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie sich das Haar Masas wohl anfühlen mochte. Er war völlig gefangen von dem Anblick des anderen, dass er gar nicht reagierte.

"Was?“, fragte Masa, der sein Croissant mittlerweile aufgegessen hatte und seinen Mitbewohner mit fragendem Blick bedachte.

"Was?", reagierte der Größere, welcher durch die Frage aus seiner Träumerei gerissen worden war, aber nicht verstanden hatte, was genau gefragt worden war.

"Was hast du eben gesagt, Tatsu?"

"Ich hab was gesagt?" Schon wieder reagierte er mit einer Gegenfrage. Ihm war nicht bewusst, dass er das kleine Wort süß nicht nur gedacht, sondern auch ausgesprochen hatte.

"Lass uns mit Backen anfangen", wechselte Masa das Thema, während er sich erhob und den Tisch von den Spuren ihres Frühstücks befreite.

"Oh ja", freute sich Tatsu, der sich sogleich über das Rezept beugte. "Wie viel Mehl brauchen wir?", fragte er das Buch und suchte mit seinen Augen die entsprechende Angabe. Als er sie gefunden hatte, legte er einen Finger darunter und las die Zahl mehrfach. Dann nahm er sich das Mehl und die Waage.

"Wobei kann ich dir helfen?", ertönte Masas Stimme direkt neben dem Größeren, da er hinter diesem stand und sich zur Seite beugte, so dass er leicht an ihm vorbei ins Buch schauen konnte.

"Kümmerst du dich um die Butter?" Die Frage war eine Bitte, während sich Tatsu auf das Abwiegen konzentrierte. Nach dem Mehl griff er sich den Zuckker.

"Mach ich", stimmte Masa zu und setzte das in die Tat um, was ihm gerade aufgetragen wurde. Dabei fing nun er an zu singen, denn die Songs luden zum Mitsingen ein.

Während Tatsu den Rest zu dem Mehl mischte - der Zucker war in einem separaten Gefäß abgemessen - lauschte er der Stimme. Sie war beruhigend und half ihm immer beim Entspannen. Daher schloss er einen Moment die genau und hörte genau zu. Die Art, wie Masa sang, war in seinen Augen einzigartig, aber wunderschön. Er hatte in seiner Bewegung verharrt. Daher hatte er einen Löffel, der in dem Mehlgemisch steckte, in der Hand, rührte aber nicht um, was seine eigentliche Intension gewesen war.

Davon bekam der Kleinere nichts mit. Er war zu sehr mit dem Schmelzen der Butter beschäftigt. Nachdem diese aber fertig war, drehte er sich zu Tatsu und sah, dass dieser in seinen Bewegungen gestoppt hatte. Daher sprach er ihn einfach an.

Sofort rührte der Größe das Mehl mit dem Rest um und drehte seinen Kopf. Der Gesang, dem er bis eben gelauscht hatte, war verstummt, daher konnte er sich wieder konzentrieren. "Dann wollen wir mal alles vermischen", meinte er und nahm sich das Handrührgerät. Natürlich spritzte er mal wieder und saute damit den Tisch ein, aber das war ihm egal. Das Ergebnis zählte.

Bei dem Anblick musste Masa lachen. Er setzte sich auf den Stuhl, auf dem er bis eben gesessen hatte, und beobachtete Tatsu einfach. Es konnten ja nicht beide den Teig zubereiten.

Nach ein paar weiteren Minuten machte dieser die Küchenhilfe aus, klopfte sie ab und stellte sie dann zum Spülbecken. "Jetzt geht's dir an den Kragen", sprach er an den Teig gewandt, nachdem er sich zu diesem umgedreht hatte. Herzhaft griff er mit seinen Händen hinein und knetete den Teig zu einer schönen Kugel, dabei warf er mit Begriffen aus seinem letzten Videospiel um sich.

"Was hast du da wieder für ein Game gezockt?", wurde er daher gefragt.

Grinsend nannte Tatsu ihm den Namen, bevor eine Erklärung über das Spiel folgte. In der Zwischenzeit stellte er den Teig in den Kühlschrank und drehte sich dann wieder zu dem Tisch. "Was für ne Sauerei", stellte er wenig begeistert fest.

"Das ist doch immer so, wenn du Teig anrührst", lachte Masa, der sich keinen Zentimeter bewegte.

Tatsu grummelte. Dazu mischte sich ein Fluch, als er sich den Lappen aus der Spüle nahm und begann den Tisch zu putzen. "Was die Wand hab ich auch getroffen?" Überrascht sah er zu dieser, den Lappen in der rechten Hand und geweitete Augen.

"Auf ganzer Linie", kam es lachend von Masaaki, der sich nicht beruhigen konnte.

Es war schön, dass er den anderen zum lachen brachte und so diesen warmen, hellen Klang hören durfte. Aber dass er alles eingesaut hatte und es nun auch noch sauber machen musste, störte ihn gewaltig. Da konnte er es doch gar nicht genießen, dass Masa lachte. Grummelnd wischte er mit dem Lappen über die Wand und machte so nur die Tapete nass. Denn hier waren keine Fliesen. Dies ließ erneut fluchen.

Masa beruhigte sich und sah zu seinem Mitbewohner, den er fragte, ob er helfen sollte.

"Bitte." Der Größere klang völlig verzweifelt und sah ihn auch so an.

Der Kleinere nahm sich den Lappen und kümmerte sich schnell darum, dass die Küche wieder sauber aussah. Nachdem er dies erledigt hatte, wusch er den Lappen aus und legte ihn zur Seite. Er setzte sich wieder zu seinem Mitbewohner und sah ihn abwartend aus seinen braunen Seelenspiegeln an.

"Danke." Tatsu sah ihn ehrlich dankbar an. Dann ging er zum Kühlschrank und besah sich den Teig. "Er ist soweit fertig. Wollen wir dann die ausstechen?"

"Viele Sterne und Weihnachtsbäume", strahlte Masaaki seinen Mitbewohner an.

"Aber auch Lebkuchenmänner", meinte Tatsu, der die zwei Wünsche des Älteren heraus suchte. Er legte immer zuerst die Ausstechförmchen bereit. Danach streute er etwas Mehl auf die Tischplatte, welches er verteilte. Erst danach holte er die Schüssel mit dem Mürbeteig aus dem Kühlschrank. Er stellte sie auf den Tisch und betrachtete sich den Teig. "Ist gut geworden", murmelte er stolz auf sich selbst.

"Ich liebe Sterne", kam es von dem Kleineren, der zustimmte, dass sie auch Lebkuchenmänner ausstechen sollte. Er legte noch die Herzausstechform dazu, während er in seinen Bart mumelte, so dass Tatsu es nur als Hauchen vernehmen konnte. "Dir würde ich die Sterne vom Himmel holen."

Durch das Hauchen war sich der Größere nicht sicher, was der andere gesagt hatte, weswegen er lieber schwieg. "Rollst du den Teig aus?", fragte er Masa stattdessen und suchte schon ihr Nudelholz. Angeblich hatte alles seinen Platz, aber er fand immer nichts.

"Gibst du mir eine Weinflasche?", wurde Tatsu gefragt, während Masaaki sich erhob und so vor den Teig stellte, dass er ihn ausrollen konnte. Er verteilte das Mehl noch etwas großzügiger und wartete auf die Flasche, um den Teig dünn ausrollen zu können.

Diese Bitte erleichtete Tatsu. Denn er wusste genau, wo die Weinflaschen standen, obwohl er keinen trank. Er trank gar keinen Alkohol, aber er verwendete sie zum kochen und schenkte Masa ab und an zum Essen ein Glas ein. Er öffnete den Schrank, wo sie ihren Vorrat lagerten. Als er eine herausnahm, fiel ihm ein, dass er für den anderen ja mal wieder kochen konnte. Mit diesem Vorsatz und einem entsprechend vorfreudigen Lächeln auf den Lippen reichte er Masa die Flasche.

Dieser bedankte sich und nahm die Flasche in seine Hand. Er drehte sich zu dem Teig und rollte ihn aus. Es dauerte eine Weile, ehe er die richtige Dicke besaß. Zwischendrin fluchte er wie verrückt, da der beigefarbene Teig nicht so wollte, wie er sollte. Dadurch stoppte Masaaki mit seiner Tat und wischte sich mit seinem Handrücken über seine Stirn, dabei verteilte er Mehl, welches sich an seinen Händen befand, in seinem Gesicht. Auf jeden Fall war es nun auch in seinem Gesicht zu sehen.

Genauestens beobachtete Tatsu ihn dabei. "Weißt du", begann er nachdenklich. Die Weihnachtsmusik lief vergessen im Hintergrund. "Wir ergänzen uns sehr gut." Seine Augen glitten von dem Teig zu dem Gesicht. Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen. "Und wir sind uns ähnlich." Aus dem Lächeln wurde ein Grinsen. "Du bist tollpatschig. Und ich bin es auch." Er hob seine Hand. Sein Grinsen wurde verschmitzt. Vorsichtig malte er mit einem Finger das Katakana ba Masa auf die Wange.

Masa legte seinen Kopf in die sanfte Berührung durch Tatsurous Finger, bevor er ihn fragte, was er auf die Wange gezeichnet hatte. Außerdem interessierte ihn, was Tatsu damit meinte, dass sie sich sehr gut ergänzten. Am Ende murrte Masa sogar herum, dass er nicht tollpatschig war.

Lachend schrieb Tatsu erst noch auf die andere Wange das Katakana ka. Dazu war er um den anderen getreten. Er trat einen Schritt zurück und besah sich Masa. "Was ich nicht kann, das kannst du und umgekehrt", erklärte er seine eine Aussage. Auf das andere wollte er nicht eingehen. Noch nicht.

Der Kleinere nahm die Worte auf und widmete sich wieder dem Teig. Es dauerte jetzt nicht mehr solange, ehe er fertig ausgerollt war. Nachdem dies erledigt war, schnappte sich Masa die Sternausstechform und begann einfach, eine Menge von diesen zu erstellen.

Tatsu schnappte sich den Lebkuchenmann und drängelte seine Form dazwischen. Er drückte sie in den Teig und gab ein erfreutes Quietschen von sich, als er die Form wieder hoch zog und der Abdruck zurück blieb. Er war so fasziniert davon, dass er genau beobachtete wie die Kanten der Form in den Teig schnitten und ihn so teilten.

"Ey", protestierte der Kleinere der Beiden. "Deine Lebkuchenmänner sind später dran. Erst mein Sternenhimmel", kam es mit schmollender Stimme von Masa, der seinem Mitbewohner einen zu seiner Stimme passenden Gesichtsausdruck schenkte.

Tatsurou zog die Form zum dritten Mal aus dem Teig. Er sah zu dem Älteren und verharrte. Erneut schoss das Wort süß durch seinen Kopf. Das Mehl verziehrte das Gesicht und der Schmollmund ließ ihn so jung und unschuldig wirken, dass in dem Größeren das Bedürfnis wuchs, ihn vor den unlauteren Dingen der Welt zu beschützen. Er schüttelte seinen Kopf. Denn dieser Gedanke war abtrus, wusste er doch, dass Masa die dunklen Seiten der Welt schon betreten hatte. Mehrfach sogar.

"Ich will meinen Sternenhimmel", protestierte Masaaki nun, denn Tatsurou hatte scheinbar nicht auf ihn gehört. Er blinzelte den Größeren mit leicht bösem Blick an und nahm ihm sogar die Form weg. Er legte sie zur Seite und stach munter weiter seine Sterne aus, was ihn sanft und glücklich lächeln ließ.

Perplex sah Tatsurou der Form hinterher. Danach klebte sein Blick an den Fingern, die die Sternenform immer wieder in den Teig drückten, ihn so in viele kleine Sterne zerteilten. Nach einigen Minuten riss er sich los und ging zu ihrem Backofen. Er öffnete ihn, holte das Blech heraus und stellte es oben hin. Danach nahm er sich das Backpapier und legte es auf dem Blech aus. Anschließend trat er mit dem Blech neben Masa. "Magst du deine Sterne hier drauf legen?", fragte er vorsichtig.

Masa drehte sich zu Tatsurou und nickte. Vorsichtig legte er seinen Sternenhimmel auf dem Backblech ab und strahlte den Größeren dabei bis über beide Ohren an. Nachdem er fertig war, bat er den anderen, die Mürbeteigsterne in den Backofen zu schieben.

Mit dem vollen Blech ging Tatsu zurück zum Ofen. Erneut stellte er es auf der Herdplatte ab. Danach drehte er den Ofen auf. Er stellte die entsprechende Temperatur ein und holte ihr zweites Blech hervor. Dieses wurde ebenfalls mit Backpapier ausgelegt, bevor er es auf dem Stuhl, auf dem er vorhin gesessen hatte, abstellte. "Noch ein Blech Sterne und dann ein paar Lebkuchenmänner, bevor wir zum richtigen Lebkuchenteig kommen?", fragte er. Er wollte ausnahmsweise mal den weiteren Ablauf abklären. Das lenkte ihn ab.

"Is das kein richtiger Lebkuchenteig?", wurde Tatsu gefragt, wobei Masa schon zustimmte und sofort weiter Sterne aus dem Teig löste.

"Das ist der Mürbeteig", reagierte der Größere amüsiert. "Der Lebkuchenteig ist dunkler und steht noch auf dem Fensterbrett."

"Oh." Verlegen kratzte sich Masa an seinem Hinterkopf und sah von dem Teig auf und zu dem auf dem Fensterbrett. Scheinbar war er noch nicht munter. Seine Aussage deutete daraufhin, was Tatsu amüsierte und zum Schmunzeln brachte.

"Magst du einen schwarzen Tee haben?", bot ihm Tatsu an, während er den restlichen Mürbeteig zu einer Kugel knetete.

"Ich setz mich lieber hier hin und beweg mich nicht mehr", nickte Masa, der sich für den Tee entschied und es Tatsu mitteilte.

So kümmerte sich Tatsu in den nächsten Minuten um die erste und gleichzeitig um die zweite Ladung Plätzchen, setzte parallel dazu den Tee an. Nachdem Masa eine Tasse seines schwarzen Tees getrunken hatte, half er dem Größeren wieder. Gemeinsam verarbeiteten sie den kompletten Mürbeteig und dann noch den Lebkuchenteig, wobei sie hier ein paar mehr von den Lebkuchenmännchen machten, was Tatsu freute. Er malte diese nämlich gerne an. Mit einem mehr als vorfreudigen Gesichtsausdruck schob er das letzte Blech in den Ofen. "Das war's", meinte er, als er sich erhob und zu dem andere drehte. "Das reicht. Oder?" Fragend blickte er von der Schüssel voller, schon abgekühlter Plätzchen zu denen, die gerade abkühlten und anschließend zu Masa, an dem sein Blick hängen blieb.

"Wir haben genug Plätzchen zum Essen, wenn die alle fertig sind", bestätigte Masa seinem Kumpel und blickte von unten zu ihm hoch. Er lächelte ihn sogar sanft an und meinte dann, dass er sich auf das Verzieren freute. Das Mehl war aus seinem Gesicht aber noch immer nicht verschwunden. "Womit fangen wir an?"

Deswegen lachte Tatsu schallend. Am liebsten hätte er ein anderes Wort geschrieben, aber das würde verraten, was in seinem Inneren keimte. "Du solltest dein Gesicht waschen und ich räum solange die Backzutaten weg", schlug er vor, nachdem er sich beruhigt hatte.

"Warum denn?", stellte er die geistreiche Frage. Ihm war deutlich anzumerken, dass er verpeilt war.

"Du hast Mehl im Gesicht." Zur Unterstützung seiner Worte wischte Tatsu erneut sanft über die eine Wange, damit zerstörte er das Katakana ba. Anschließend hielt er seine weißen Finger vor Masas Gesicht.

"Okay", war die Reaktion des Kleineren, der seinen Mitbewohner allein in der Küche zurückließ.

Kurz sah Tatsu ihm hinterher. Dann drehte er sich um und begann den Tisch leer zu räumen. Er war so vertieft darin, dass er zusammen zuckte, als er Masas Stimme vernahm. "Gibst du mir ein neues Zuhause?", sprach dieser mit verstellter Stimme.

Tatsurou drehte er sich um, entdeckte den Kleineren im Türrahmen stehend und strahlte. Ein Eisbär. Sein Mitbewohner hielt einen großen Eisbären in der Hand und...

Wie in Trance schritt er auf den Kleineren zu. Seine Augen auf das Kuscheltier gerichtet. Bedächtig streckte er seine Hände danach aus und umschloss ihn mit den Fingern wie eine Glasfigur. Er hob ihn auf Augenhöhe, drückte seine Nase gegen die des Bären und den Bären danach an sich. "Natürlich bekommst du ein neues Zuhause bei mir", sprach er, wobei sein Blick zu Masa wanderte. Aus leuchtenden Augen sah er diesen an. "Der is total weich."

"Steht auch kuschelweich irgendwo an ihm", reagierte Masa, dessen Gesichtsausdruck die Freude, die er gerade empfand, widerspiegelte. "Pass gut auf ihn auf", bat Masa den anderen.

"Ich achte auf Aki. Versprochen, Masa", kam es von Tatsu, der den Eisbären noch an sich drückte. "Er bekommt einen Dauerplatz in meinem Bett." Mit diesen Worten trat er auf Masa zu. Tatsurou war ein emotionaler Mensch und sein Aufenthalt in Deutschland verstärkte dies nur. So beugte er sich nach unten. "Danke, Masaaki." Er sprach direkt neben der Wange des Kleineren, sodass sein warmer Atem diese streifte. Danach hauchte er einen Kuss auf sie und trat aus der Küche. Er ging in sein Zimmer. Behutsam setzte er den Eisbären auf seinem Bett ab. Er bekam einen Platz neben seinem Kopfkissen. Tatsu drückte seinem neuen Freund einen Schmatzer auf die Stirn, dann erhob er sich wieder. Bevor er sein Zimmer erneut verließ, holte er ein kleines Geschenk aus der Schublade seines Nachttisches. Mit diesem in der Hand ging er zurück. Wenige Schritte blieb er von Masa entfernt stehen. "Ist etwas passiert?", fragte er vorsichtig, da er den traurigen Blick sah. Ebenso erkannte er einen leichten Rotschimmer auf den Wangen Masaakis. Dieser war jedoch so schwach, dass er sich fragte, ob er sich das nicht einbildete. Es war abwegig, dass er dem anderen solch eine Reaktion entlocken sollte. Sie waren Freunde, fast wie Brüder, aber nicht mehr.

"Du warst einfach weg", war es mit trauriger und unschuldig klingender Stimme zu hören.

Tatsus Herz zog sich zusammen. "Hab nur dein Nikolausgeschenk geholt", entgegnete er leise und hielt das kleine, quadratische Geschenk dem Älteren hin.

Dieser nahm es mit beiden Händen entgegen und besah es sich kurz, bevor er es öffnete. Kaum war das Papier weg, fing er zu strahlen an. Es war eine CD von einer Band, die er sehr mochte. "Danke", kam es begeistert und total aufgeregt von Masa.

Tatsus Blick hatte aufmerksam auf Masa gelegen. Ihm fiel ein Stein vom Herzen, als er sah, dass sich der andere freute. "Magst du sie gleich einlegen?"

"Mag Weihnachtslieder beim Verzieren der Plätzchen hören", meinte er und legte die CD zur Seite, um kurz darauf die Zutaten für die Verzierungen zu suchen. Er stellte alles auf dem Tisch ab und sah auffordernd zu Tatsu.

Mit einem Lächeln, welches zeigte, dass dies für Tatsurou ein wichtiges und dazu familiäres Ereignis war, setzte sich dieser auf einen Stuhl. "Machen wir einige nur mit Zuckerguss?", fragte er, nahm sich zeitgleich schon die Zitrone und den Puderzucker.

"Und in Schokolade tauchen wir auch einige, ne?", wurde er von Masa sofort gefragt, der ein paar Schokoladensterne machen wollte.

"Oh ja", stimmte Tatsu begeistert zu. "Vollmilchschokolade? Hab auch zartbitter gekauft."

"Vollmilch ist süßer", kam ohne nachzudenken von dem Kleineren.

"Okay", stimmte Tatsu zu, der den Zuckerguss gerade anrührte. "Und hier ist eine Spur Zitrone mit drin."

Masaaki kümmerte sich auch sogleich um die Schokolade, die er über einem Wasserbad erhitzte. Nachdem die Schokolade flüssig genug war, fing er an und tauchte die Kekse nacheinander in die flüssige Schokolade.

"Was für Pläne hast du für Weihnachten?", fragte Tatsu, während er die ersten Plätzchen, welche schon aufgereiht vor ihm lagen, mit Zuckerguss bestrich. Leise summte er das Lied mit.

"Mit dir feiern, wenn ich darf", war es ehrlich von dem Kleineren der beiden Männer zu hören.

"Das wär schön", reagierte Tatsu, der sonst alleine wäre. Er war ein Familienmensch, obwohl er seiner Familie mit dem Umzug nach Deutschland den Rücken gekehrt hatte. Er hielt jedoch noch Kontakt zu ihnen und sparte für einen Besuch in Japan. Zurzeit schrieb er ihnen regelmäßig und bekam auf Wunsch Pakete geschickt. Es ersetzte die Familie nicht. Daher freute er sich, wenn er mit seinem Mitbewohner feiern konnte. "Ich muss nur arbeiten am 24."

"Magst du am 25. mit zu meinen Eltern?"

Die Frage überraschte ihn sehr, weswegen er bei seiner Aufgabe stoppte und zu dem Kleineren, dessen Rücken zu ihm gedreht war, sah. "Das meinst du ehrlich", stellte er fest. Seine Stimme klang neutral. Doch seine Augen leuchteten schon vorfreudig.

"Du vermisst deine Familie und ich möchte dir ein wenig davon geben", meinte Masaaki, der aufpasste, dass seine Schokolade nicht wieder fest wurde. Daher sah er Tatsu nicht an.

Dieser erhob sich und trat hinter ihn. Tatsu legte seine Arme um den Kleineren und seinen Kopf auf dessen Schulter ab. "Danke", hauchte er überwältigt von der Freundlichkeit und der Zuneigung für den Älteren, welche in seinem Inneren drohte überzuquellen. Daher drückte er sich an den Kleineren.



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