Zum Inhalt der Seite

Wo dich dein Leben hinführt

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aufbruch einer kalten Jahreszeit

Es war früh am Morgen und der Tag versprach eher trüb zu sein, als wolkenlos und sonnig. Kaiba stand bereits komplett angezogen vor dem Bett, wo Tea noch friedlich schlief. Er schaute sie an, während er sich die Krawatte und die Knöpfe an den Handgelenken richtete. Endlich hatte er das Gefühl, alles unter seiner Kontrolle zu haben. Es hatte lange gedauert und es war nicht einfach für ihn gewesen, zumindest nicht so, wie er sich am Anfang vorgestellt hatte, aber er hatte es dennoch erreicht, dass sie ihm gefügig wurde, dass sie ihm gehörte.
 

Die Tür des Schlafzimmers ging plötzlich ruckartig auf und Mokuba kam überstützt herein.
 

„Guuuteeen Mooor- “, war alles was er sagen konnte, denn Kaiba drehte sich zu ihm und gab ihn zum Verstehen, dass er still sein sollte, sodann begleitete er einen recht verwirrten Mokuba hinaus aus dem Zimmer.
 

„Mokuba, du bist alt genug, um zu verstehen, dass du erst klopfen musst, bevor du in ein Zimmer gehst, insbesondere wenn es ein Schlafzimmer ist.“, schimpfte Kaiba väterlich, als die beiden die Treppen hinunter gingen. Manchmal kam ihm vor, als würde das Kind nichts von all dem lernen, was er immer beizubringen versuchte.
 

„Aber das habe ich bisher immer so gemacht und Tea hatte nichts dagegen, sie war immer wach als ich ins Zimmer ging.“, versuchte sich der elfjährige zu rechtfertigen, obwohl er selbst wusste, dass ihn dies nicht gelingen würde. Gegen die Argumentation des älteren Bruder war er machtlos.
 

„Trotzdem, von nun an klopfst du gefälligst.“
 

„Ok…“, gab er sich geschlagen und wechselte das Thema, „ gehst du heute in die Arbeit? Aber es ist doch Samstag, Seto!“, beschwerte sich der Wuschelkopf mit seiner berühmten mitgefühlerregenden Tonlage, der keiner widerstehen konnte, außer Kaiba, der ihn dann unbeeindruckt erklärte, dass er ein Meeting mit der Produktionsabteilung hatte, da es dort einige Probleme gab.
 

„Komm, wir frühstücken erst Mal, ich muss in fünfzehn Minuten weg, so musst du nicht alleine am Tisch sitzen.“, sagte Kaiba und begab sich auf seinen Stuhl am Kopfe des Tisches. Mokuba, der vom Anblick des reichlich gedeckten Tisches und dem Angebot von Kaiba begeistert war, vergaß seine Enttäuschung bezüglich der Arbeit seines großen Bruders.
 

***
 

Mokuba war noch schwer mit dem Rest seines Joghurts beschäftigt, den er von den Tellerwänden abschlecken wollte - Seto war nicht mehr da, um ihm das zu verbieten – als er bemerkte, dass Tea die Treppen hinunter kam. Er ließ alles stehen und stürzte sich zu ihr.
 

„Tea, guuuteeen Mooorgeeen“, rief er ihr zu, wie immer wie ein kleiner Bündel Lebensfreude. Tea strich ihn durch das dicke Haar.
 

„Guten Morgen Mokuba, warum hast du mich heute nicht geweckt? Du sitzt ja ganz alleine am Tisch.“, fragte Tea nach, als sie ins Esszimmer kamen.
 

„Seto hat es mir verboten“, fing Mokuba an zu erklären, als er sich an den Tisch setzte und Tea vor ihm Platz nahm, „Er hat gemeint, ich solle dich nicht aufwecken, weil du gestern in der Nacht kaum geschlafen hast und noch müde bist“, erklärte er mit kindlicher Naivität, „Was war denn gestern Nacht, Tea?“
 

Tea, die gerade ihren Orangensaft trinken wollte, hielt inne, weil auf einmal die Bilder der gestrigen Nacht ihr ins Gedächtnis kamen, wovon sie errötete. Das hat Seto ihm gesagt? Hoffentlich bemerkte Mokuba ihre Röte nicht, dachte sie bei sich, und versuchte eine Erklärung zu finden.
 

„Er meinte, dass ich müde von der Premiere war. Wir sind spät nach Hause gekommen.“
 

Ein kurzes aha! von Mokuba und schon widmete er sich wieder seinem Joghurt, den er jetzt mit der Zunge abschleckte. Tea war froh, dass Mokuba noch ein Kind war und weder stur etwas nachfragte, noch alles hinterfragte, was die Erwachsenen sagten. Aber dieses Verhalten war typisch für einen Teenager, das alles würde bei ihm noch kommen.
 

„Und wo ist er, Seto, meine ich? Ich dachte heute ist er zu Hause.“
 

„Er ist in die Arbeit, hatte ein Meeting mit der Produktionsabteilung.“
 

Obwohl dieses Verhalten, auch an einem Samstag in die Arbeit zu gehen, typisch für Kaiba war, in letzter Zeit hatte er sich jedoch Mühe gegeben an Wochenenden zu Hause zu sein oder zumindest mit ihnen zu frühstücken. Tea fühlte sich etwas enttäuscht. Nach so einer Nacht aufzuwachen und das Bett neben ihr leer aufzufinden, hinterließ ebenfalls ein seltsames Gefühl, ihn auch beim Frühstück nicht im Haus aufzufinden, war enttäuschend.
 

„Weisst du was wir heute machen könnten?“, sprach sie zu Mokuba um auch ihn aufzumuntern, „Wir können heute zusammen Einkaufen gehen und etwas leckeres vorbereiten. Ich glaube Seto würde sich freuen, wenn er nach Hause kommt.“
 

Diese Idee gefiel dem kleinen Kaiba, der von seinem Stuhl aufsprang und Tea aufforderte sich zu beeilen, denn alles, was mit dem Kochen zu tun hatte, war für Mokuba das Schönste auf der Welt.
 

***
 

Abendessen gab es bei den Kaibas grundsätzlich immer um acht Uhr abends, um diese Uhrzeit waren zumindest Mokuba und Tea, wenn sie gerade keinen Auftritt hatte, zu Hause. Bei Kaiba sah alles etwas schwierig aus, denn er hatte keine festen Zeiten, wann er nach Hause kam, alles hing von der Fülle der Arbeit ab, die er an diesem Tag zu erledigen hatte. Aber zumindest bemühte er sich in letzter Zeit zum Abendessen da zu sein und entweder zu Hause weiter zu arbeiten, oder, wenn dies nicht möglich war, wieder in sein Büro zurückzukehren.
 

Es war kurz vor sechs und das meiste an dem Essen war fertig vorbereitet und musste nur noch serviert werden. Tea hatte an dem Abend den Angestellten frei gegeben und deckte zusammen mit Mokuba den Tisch für drei. Das Essen duftete herrlich und bestand aus gegrilltem Gemüse, gefüllter Hähnchenbrust und kleinen Kartoffelecken. Dazu gab es einen Salat, den Mokuba ganz alleine auf Anweisung von Tea zubereitet hatte.
 

„Ich ruf mal kurz Seto an und frag ihn, wo er bleibt“, sagte Mokuba als der Tisch fertig gedeckt war. Es dauerte nicht lang bis Kaiba auf der anderen Seite der Leitung das Telefon abnahm. Sobald er die Nummer von zu Hause erkannte, ließ er sich ablenken, ansonsten kam keiner an seiner Sekretärin vorbei.
 

Zwei kleine Sätze konnte Mokuba aussprechen, dass sie was Leckeres vorbereitet hatten und auf ihn warteten, danach verstummte seine fröhliche Stimme und wurde nur noch zum zaghaften …ich verstehe… schade… ok und …bis später, bevor er das Telefon ablegte und fast mit Tränen Tea erklären musste, dass Seto heute nicht zum Abendessen kommen konnte, weil er noch viel zu tun hatte, dass sie lieber nicht auf ihn warteten, denn er wisse noch nicht, wann er zurückkommen würde, möglicherweise erst spät in der Nacht.
 

Die Enttäuschung war groß, auch für Tea, die nicht erwartet hatte, dass er absagen würde, nachdem sie ihn extra angerufen, ein ganzes Festmahl vorbereitet hatten und vor allem, dass er Mokuba enttäuschen würde.
 

„Das ist typisch für ihn, sobald es Probleme in der Firma gibt, vergisst er alles andere…“, murmelte Mokuba vor sich hin. Es brach ihr das Herz, den kleinen Kerl so zu sehen, sie müsste ihn ermuntern.
 

„Hey, mach nicht so ein Gesicht, wir können doch selbst alles essen. Was meinst du? Nur wir beide, wie ein Date!“, mit einer etwas gekünstelten Fröhlichkeit nahm Tea die Hand von Mokuba, begleitete ihn zum Tisch, räumte das übrige Geschirr weg und setzte sich zu ihm. Es dauerte nicht lange, bis sie mit ihrer lockeren Art auch Mokuba dazu brachte, den Vorfall von vorhin zu vergessen. Sie aßen gemütlich, räumten später alles auf und machten sich Pläne für den Sonntag. Zufrieden verabschiedete sich Mokuba, nachdem er noch eine Stunde mit Tea ein Videospiel gespielt hatte, ins Bett.
 

***
 

Jemand wollte ihn schädigen, indem er Insiderwissen nach außen verbreitete und so mehr und mehr den Ruf von Kaiba Corp. ins Wanken brachte. Produktionsfehler passierten ab und zu und auch bei einer noch so pedantischen Kontrolle funktionierte mal ein Anschluss bei einer Reihe von Dueldisks nicht mehr richtig oder die Hologramme waren mal zu unscharf. Dann gab es eine Rückrufaktion seitens der Firma, die defekten Geräte wurden gegen neue ausgetauscht und die Sache erledigte sich in Nullkommanichts. Diesmal war alles anderes. Es handelte sich um eine unüberschaubare Zahl an defekten Dueldisks, die sich während des Benutzens überhitzten und so Brandwunden an den Armgelenken der Spieler verursachen konnten. Mehr als nur eine kleine Lappalie. Das Ärgerliche an der ganzen Sache war nicht, dass dem Produktionsleiter dieser gravierende Fehler unterlaufen war – diesen hatte Kaiba schon am gleichen Vormittag gefeuert – sondern dass die Nachricht ihre Runden gemacht hatte, noch bevor er mit seinem Team irgendeine Strategie herausarbeiten konnte, um die Situation zu retten. Die Medien verschlimmerten die Angelegenheit, indem sie alles übertrieben: Domino News hatte als Titelseite bereits das Bild eines mutmaßlichen Opfers des „Horror Dueldisks“ abgedruckt.
 

Von all dem konnte Kaiba nur zu einer Konklusion gelangen: jemand hatte es in letzter Zeit auf seine Firma abgesehen. Erst die Geldaffäre, dann ein so enormer Produktionsausfall und die rasche Ausbreitung des Problems - es musste ein interner Mitarbeiter gewesen sein. Dass der Produktionsleiter seine Finger im Spiel hatte, daran hatte er keine Zweifel, er würde noch einen bitteren Schadensersatzprozess gegen diesen durchführen, wenn die Zeit dafür reif war, was aber fatale Folgen für ihn haben könnte, war die Tatsache, dass er nicht wusste, wer in seinem Unternehmen der Maulwurf war, der immer wieder interne Geheimnisse der Firma nach außen übertrug. Es könnte jeder in Frage kommen – der einfache Arbeiter am Fließband, das Produktionsmanagement bis hin zu jemand aus dem Board-Team.
 

Unter diesen Umständen bekam er den Anruf von Mokuba an diesem Abend. Sie hatten also für ihn gekocht. Sie hatte für ihn Essen vorbereitet und wartete auf ihn. Das Angebot, alles liegen zu lassen, war verführerisch. Dennoch musste er noch viel erledigen, viel organisieren, um sich zumindest um Schadensbegrenzung zu bemühen. Der Tag- richtigerweise bereits der Abend- würde lange dauern.
 

***
 

Es war schon Mitternacht, als Tea in ihr Schlafzimmer ging. Sie hatte sich partout nicht hinlegen wollen, aber auch nicht so tun wollen, als würde sie auf ihn warten. Also beschäftigte sie sich mit allem Möglichen, nur um beschäftigt zu sein. Aber er kam auch nicht spät am Abend. Irgendwann entschied sie sich, als die Müdigkeit die Oberhand gewann, ins Bett zu gehen.
 

In ihrem Zimmer angelangt, verspürte sie eine unerklärliche Kälte, die tief in ihr Inneres gelangte und sie zum Schaudern brachte. Sie zog sich zusammen und strich sich an ihren Oberarme entlang. Der Herbst brachte allmählich Dunkelheit und Kälte in ihr Leben, aber das, was sie spürte, kam nicht von draußen, sondern saß in ihrem Inneren.
 

Sie konnte sich sein Verhalten nicht erklären. Nach dieser wundervollen Nacht zusammen sehnte sie sich ihn so schnell wie möglich wieder zu sehen, seine Stimme zu hören und ihn zu berühren. Deshalb war ihre Enttäuschung so groß, als sie den ganzen Tag vergeblich auf ihn wartete. Nicht anscheinend Seto, denn er verschwand früh am Morgen und kam auch nicht mehr zurück, rief sie nicht an, wollte nicht einmal mit ihr reden, als Mokuba ihn anrief.
 

Ich bin wohl ein Zeitvertreib für ihn!? Er wird kommen und gehen wann er will, und er wird auch nehmen was er will und wann er will…?

Ein Verdacht, welches ihr mehr als nur Schmerzen bereitete, anders konnte es nicht sein. Er bekam von ihr das, was er wollte, um nun sich wieder an diejenigen Sachen zu widmen, die für ihn wichtiger waren, seine Firma zum Beispiel. Die Vergangenheit konnte sie nicht mehr ändern, aber sie würde nicht zulassen, dass er mit ihren Gefühlen spielte. Wie sehr sie auch die Intimität mit ihm genoss, durfte diese Tatsache nicht ihre Sinne beeinflussen.
 

***
 

Als die Schlafzimmertür langsam aufging, sah er nichts anderes als Dunkelheit. Nur die Nachttischlampe in der Ecke, wo Tea schlief war noch an und verbreitete ein warmes unscheinbares Licht. Sie hatte noch ein wenig gelesen, bevor sie eingeschlafen war. Deshalb war das Licht noch an und ein Taschenbuch in ihrer Hand. Kaiba näherte sich ihr und nahm ihr vorsichtig das Buch aus der Hand. Selbst im Schlaf war sie die pure Verführung, ohne es zu wollen, ohne große Mühe erweckte sie in ihm starke Gefühle.
 

Er schaltete das Licht aus und zog sich aus. Die Arbeit war zwar wichtig, aber jetzt im Nachhinein wünschte er sich früher nach Hause gekommen zu sein, damit sie noch nicht geschlafen hätte und sich das wiederholen konnte, was alles letzte Nacht zwischen ihnen passiert war.

Er legte sich neben ihr ins Bett. Instinktiv näherte er sich ihr und roch an ihren Haaren. Was für ein angenehmer Geruch! Es betäubte seine Sinne. Plötzlich verspürte er nicht mehr die Müdigkeit, die in seinen Körper nur das Verlangen nach Schlaf weckte, jetzt fühlte er sich frisch, lebendig und in ihm stieg das Verlangen nach ihr. Vorsichtig zog er ihre Haare beiseite, um ihren langen, geschmeidigen Hals offenzulegen und kaum einen Augenblick später zärtlich zu küssen. Von der Berührung wurde seine Lust nach Mehr kaum gestillt, sondern wurde intensiver, sie dagegen schien etwas aus ihrem Schlummer aufgewacht zu sein, doch nur um sich auf den Rücken zu drehen. Für ihn war das die Gelegenheit küssend ihren Mund in Angriff zu nehmen. Sein inneres Gewissen ignorierend, das ihn ermahnte Tea nicht aufzuwecken, wo sie so friedlich schlief, küsste er sie mehr und mehr, bis Tea erwachte. Aber anstatt ihn aufzuhalten, küsste sie ihn zurück. In diesem Augenblick konnte sie sich weder an die Enttäuschung des Abends erinnern, noch an ihre Zweifel.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Devilgirl69
2017-01-06T11:43:47+00:00 06.01.2017 12:43
Ich habe mir bisher die Geschichte durchgelesen und muss sagen, dass sie mir wirklich gefällt. :) Bitte, tu mir einen Gefallen und schreibe bald weiter!

LG Anna
Antwort von:  tatosensei
12.01.2017 11:20
Liebe Anna,

Danke für deinen Kommentar. Ich versuche bald wieder ein neues Kapitel zu posten. Es ist leider oft schwer neben dem " richtigen" Leben Zeit zum Schreiben zu finden.
Aber wenn ihr fleißig kommentiert, fällt einem das Schreiben deutlich einfacher ; D

Viele Grüße
Tatosensei
Von:  SasuSaku1
2016-12-29T11:22:31+00:00 29.12.2016 12:22
Toll weiter so ich freue mich noch auf mehr
Antwort von:  tatosensei
18.02.2017 14:43
Vielen Dank. Heute frisch veröffentlicht. Freue mich auf ein Kommentar.

VG
tatosensei


Zurück