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TMNT - Schicksal?

von

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Herz über Kopf

Aus Raphaels Sicht:
 

Kurz erschrocken halte ich inne. Bernadettes Niesen hat mich aus meinen berauschenden „Traum“ wachgerüttelt. Dabei hätte ich noch viel länger geträumt, wäre da uns beide nicht eine Sache entgangen. Den erst jetzt wird besonders mir wieder bewusst, dass wir beide immer noch mitten auf dem Dach stehen, während um uns herum das Gewitter im vollen Gange ist. Zwar haben der Blitz und der Donner etwas nachgelassen und sind sogar einige Kilometer weitergezogen, aber es schüttet immer noch ununterbrochen und die Tropfen scheinen nicht gerade sehr klein zu sein. Wie aus Eimern schüttet es, so könnte man diese ungewollte „Dusche“ bezeichnen. Doch dabei bleibt es nicht. Zur Krönung heult der Wind, als wenn der Teufel höchst persönlich hinter ihm her wäre und während wir nun das Ausmaß davon ertragen müssen. Gerade in diesem Moment durchfährt uns beide eine starke Böe und ich kneife dabei automatisch die Augen zu. Was für ein Scheißwetter! Dieses „Schauspiel“ von Sturm und Gewitter hätte auch ruhig ein anderes Mal stattfinden können!

Als ich wenige Sekunden später meine Lider wieder öffne und darauf zu Bernadette schaue, bemerke ich, wie sie zu zittern beginnt. Wie Espenlaub schlottert ihr gesamter Körper, während sie ihre Arme immer noch fest um meinen Nacken geschlungen hat. Die Kälte muss sie völlig übermannt haben und das wäre auch kein Wunder. Sie ist völlig durchnässt. Ihre Kleidung klebt förmlich an ihrer Haut und dabei ist es völlig egal, ob es sich um ihr schwarzweiß gestreiftes Shirt mit dem bläulichen Blumenmuster auf der Vorderseite handelt, oder um ihre dunkle Jeans. Selbst einige Strähnen von ihrem bereits vom Wind zerzausten Haar hängen ihr wild im Gesicht, dich ich nun mit einem Finger sanft wegschiebe und hinter ihr Ohr klemme. Ich will einfach ihr Gesicht sehen, habe aber immer noch im Hinterkopf, dass mein Mädchen so schnell wie möglich aus die Scheißwetter raus muss. Bernadette wiederum versucht zu lächeln, aber ich sehe ihr an, dass die Kälte es nicht wirklich zulassen will. Scheinbar war auch ihr dies zuvor egal gewesen, hätte die Realität uns beide nicht wieder eingeholt. Ein wenig zittern sogar ihre Lippen und sie murmelt ein leises „Sorry“. Vermutlich glaubt sie, die romantische Stimmung kaputt gemacht zu haben.

„Nicht doch, lass uns einfach gehen, bevor du dir noch den Tod holst.“, antworte ich darauf und drücke sie nun etwas an mich, was Bernadette auch wohlwollend zulässt und sich nun dichter an mich schmiegt. Ihr Kopf liegt nun wieder an meiner Brust und mit beiden Armen habe ich ihren Körper umschlungen, damit ich sie ein wenig wärmen kann. Doch ich spüre immer noch, wie stark sie zittert. Das Unwetter hat ihr ganz schön zugesetzt und das eines von vielen Unterschieden, was Bernadette und mich betrifft. Dass ich wechselwarm bin, macht die Sache nicht gerade einfacher für sie, denn während sie nun bis auf die Knochen friert, kann ich mich ziemlich schnell an die Außentemperatur anpassen. Da muss es schon einen gewaltigen Temperaturumschwung geben, damit ich nicht schnell genug darauf reagieren kann. So ist es aber ein Kinderspiel für mich und selbst ein tosender Sturm kann nichts so schnell etwas daran ändern. Bernadette aber kann nicht länger hier draußen bleiben. Ihr ganzer Körper bebt vor Kälte und die nasse Kleidung trägt neben dem Unwetter ordentlich dazu bei, dass ihr Körper immer mehr abkühlt. Kein Wunder also, dass sie zuvor geniest hat. Sie holt sich hier draußen noch den Tod.

Hätte sie das aber nicht getan, so wären wir beide noch immer in unserem „Rausch der Leidenschaft gefangen“ und ich würde mich jetzt nicht mit ihr in Bewegung setzen. Bernadette muss sofort wieder in die Wärme. Da darf ich keine Zeit verlieren! Ich will nicht, dass sie krank wird und noch länger dieser Kälte ausgesetzt ist. Nur meinetwegen ist heute das alles passiert. Erst der Zoff mit meinen Brüdern und dann kam das. Nur wegen mir, war sie zuerst sauer auf mich und hat mich hier draußen zur Rede gestellt. Wäre das aber alles nicht geschehen, so würde ich bis jetzt nicht wissen, was sie wirklich für mich empfindet und ich würde mir wahrscheinlich deswegen noch immer meinen Kopf darüber zerbrechen. Zuerst der Zorn und dann diese Euphorie, wie es Donnie wohl bezeichnen würde, um unsere Liebe haben uns beide unsere Umgebung völlig vergessen lassen. Abgesehen davon, dass Hitze bzw. Kälte mir wenig ausmachen, habe ich alles um mich herum nicht mehr beachtet. So ähnlich muss es auch ihr ergangen sein, wobei bei ihr sicherlich andere Gründer dahinter steckten. Sonst hätte sie vermutlich schon etwas früher darauf reagiert. Im Grunde hätte ich nicht gedacht, was Gefühle so alles anrichten können. Sei es im Positiven, wie auch im Negativen.

Mit schnellen und großen Schritten eile ich mit ihr über die Dächer und währenddessen versuche ich mein Tempo stätig zu steigern. Auch bei jedem Sprung versuche ich keine Zeit zu verlieren, sondern stattdessen so rasch wie möglich mein Ziel zu erreichen. Bernadette ist währenddessen so ungewöhnlich ruhig geworden und das macht mir Sorgen. Ich spüre nur, wie sehr sie immer noch zittert. Immer wieder schaue ich für einen kurzen Moment zu ihr nach unten. Ganz an mich gekuschelt, hält sie ihre Augen geschlossen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie bei diesem Unwetter schläft, aber die Kälte raubt ihr vermutlich die Kräfte, weswegen ich mein Tempo noch mehr beschleunige, während meine Sorge um sie von Mal zu Mal größer wird. „Wir sind bald da, hörst du?“, versuche ich sie damit anzusprechen, aber wie es schon die ganze Zeit der Fall gewesen ist, reagiert sie nicht darauf, sondern bleibt weiterhin in ihrer momentanen Position. Verdammt, sie muss ganz schnell in die Wärme!
 

Aus Bernadettes Sicht:
 

Als ich meine Augen erschöpft wieder öffne, merke ich, dass wir gerade bei mir zu Hause angekommen sind. Keine Ahnung warum ich diese geschlossen hielt. Ich habe es nicht einmal mitbekommen, nachdem ich mich an Raphael gekuschelt habe. Ich bin einfach weggetreten und habe mich von ihn, ohne es zu merken, durch die Gegend tragen lassen. Vermutlich war das aus Erschöpfung, denn ich fühle mich auch jetzt noch ziemlich kaputt und ausgelaugt. Auch wenn ich keine Ahnung habe warum. Denn davor brannte in mir solch eine Energie, als könnte ich damit Bäume ausreißen. Jetzt merke ich allerdings, wie die beißende Kälte an mir emporkriecht, während der starke Regen weiterhin an mir herunterprasselt und der Wind nebenbei sein „Konzert“ vorführt. Raphael ist in diesem Moment damit beschäftigt, das Fenster zu öffnen. Zum Glück habe ich beim Rahmen einen Keil angebracht, so dass es für meinen Freund kein Problem sein sollte hineinzukommen. Wegen dem Sturm, den ich bereits vor unserem Aufbruch von weitem gesehen hatte, wollte ich mein Fenster nicht einfach offenlassen. Dennoch war es für mich dafür sorgen, dass ich ohne Probleme wieder hineinkann und das funktioniert auch zu unserem Glück.

Wenig später klettert er auch schon mit mir hinein und erst jetzt scheint er bemerkt zu haben, dass ich ihn die ganze Zeit still beobachtet habe. Voller Sorge lässt er mich kurz runter, wobei mir dabei etwas schwindelig wird. Er umarmt mich aber gleich und gibt mir damit wieder Stabilität, aber es wirkt auf mich, als wenn gerade irgendetwas Schreckliches passiert wäre. So überraschend ist dies gewesen. Warum macht er sich solche Sorgen, es geht mir doch gut. Mir ist nur kalt und ich fühle mich halt von dem Ganzen etwas erschöpft. Wahrscheinlich habe mir sogar eine kleine Erkältung eingefangen, aber daran ist nicht wirklich was Schlimmes. „Alles ok bei dir?“, fragt er mich schon, wobei ich glaube eine leichte Panik aus seiner Stimme zu hören. „Hey, es geht mir gut. Schieb nicht gleich Panik, nur weil ich etwas müde bin.“, antworte ich ihm schon darauf, während ich mich zum Aufwärmen mich noch dichter an ihn kuschle. Im Gegensatz zu ihm, klinge ich allerdings dabei viel entspannter, auch wenn man mir zur großer Wahrscheinlichkeit die Müdigkeit nur allzu deutlich ansehen kann.

„Du hast gut reden. Du hast die ganze Zeit kein Piep von dir gegeben. …“ beschwert er sich schon und will auch schon weiter was dazu sagen, seufzt aber stattdessen. Als er endlich die Umarmung löst, sieht er mich immer noch besorgt an. Noch dazu betrachtet er mich ganz genau, als würde er versuchen wollen, meinen Worten einem „Lügendetektor“ zu unterziehen. Dabei bin ich doch ok. Mir ist nur kalt und ich bin halt müde, mehr ist da nicht. Also braucht er nicht so viel Wind darum machen, aber ich weiß es dennoch zu schätzen. Dass er sich um mich sorgt, beweist nur wieder, dass er es mit seiner Liebe zu mir ernst meint. Dabei hätte ich es, um ehrlich zu sein, nicht wirklich für möglich gehalten, dass er tatsächlich solche Gefühle für mich hegen könnte. Ich meine, dass er mir in dieser kurzen Zeit so wichtig und so vertraut wurde, bleibt ohne Frage. Dass sich aber daraus mehr ergeben könnte, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Denn an die Liebe auf dem ersten Blick habe ich nie wirklich geglaubt. In dieser Hinsicht bin ich eher skeptisch und achte daher eher wenig auf irgendwelche „Zeichen“. Dass mich dieses wundervolle Gefühl aber so schnell und gerade während meines miesen Alltag passieren könnte, hätte ich ebenfalls nicht für möglich gehalten. Zwar habe ich bereits schon zu oft zwischen mir und Raphael eine enge Bindung gespürt, dass es aber noch weitergehen könnte, daran habe ich nicht gedacht. Seltsamerweise zweifle ich nicht an diesen Gefühlen. Vielmehr ließen mich Raphaels Worte, seien sie auch eher von ihm herausgebrüllt worden, irgendwie wachrütteln. So dumm es auch klingen mag.

Liebevoll streiche ich ihm nun über den rechten Arm, welchen er immer noch um meine Hüfte gelegt hat. Irgendwie ist es schon süß, dass er sich solche Sorgen um mich macht, aber ich bin hart in Nehmen. Daher braucht er sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Wenn er nur wüsste, wie viele schlaflose Nächte ich wegen ihm gehabt habe, weil er nämlich in letzter Zeit so seltsam drauf war, war das weit schlimmer war. Ach was, daran will ich jetzt gar nicht denken. Besser ist es die Vergangenheit ruhen zu lassen, zumindest für diesen Moment. Jetzt bin ich außerdem viel zu müde, um noch weiter darüber zu diskutieren und kalt ist mir immer noch. Mein Shirt und mein Jeans kleben sogar so sehr an meinem Körper, so dass man glauben könnte, sie hätten sich mit meiner Haut verschmolzen. Ich komme mir irgendwie vor wie vollgesogener Schwamm und ich will mir am liebsten meine Sachen vom Leib reißen und sofort ins warme Bett springen, um mich dort gleich zu verkriechen. Auch eine heiße Dusche könnte nicht schaden. Wenn ich genau darüber nachdenke, ist dies sogar sehr verlockend. Nicht nur meine Kleidung, sondern auch meine Haare triefen vor Nässe und würde ich mich nicht so fühlen, könnte ich schwören, dass mir bereits Eiszapfen an den Haarspitzen herunterhängen. Da heißt es nur: Nächster Halt für heißes Wasser! Raphael hat währenddessen immer noch diesen besorgten Ausdruck im Gesicht, aber ich lächle ihn an. Da sieht man wieder, dass hinter so einem hitzköpfigen Muskelprotz eine liebevolle Seele steckt. Wenn er will, kann er auch seine sensible Seite zeigen. Auch wenn er das sicherlich nicht gerne hören, geschweige dies bejahen würde. Dafür ist er viel zu stolz, was aber auch ok ist. Harte Schale und weicher Kern, so wie ich meinen Raphael kenne und am liebsten habe.

„Wie du siehst, geht es mir gut. Ich bin nur etwas angeschlagen, also kein Stress.“, entgegne ich ihn schließlich und lächle sogar dabei, um meine Worte noch zu verdeutlichen, aber Raphael bleibt dabei immer noch etwas skeptisch, worauf ich einfach noch hinzufüge: „Hör mal, ich bin einfach nur müde. … Ich gehe einfach jetzt mal unter die Dusche und dann passt das schon wieder. Glaub mir, ich habe sowieso jetzt keinen Bock, auch noch krank zu werden.“ Nach meinen Worten löse mich nun ganz von ihm und drehe mich anschließend um, um das Gesagte in die Tat umzusetzen. Raphael nickt nur, ehe er dann vor sich hinmurmelt: „Gut, dann mache ich mich besser mal aus dem Staub, damit du dich endlich hinlegen kannst. … Sehen wir uns morgen?“ Überrascht halte ich inne. Wieso will er jetzt gehen? Habe ich gerade was Falsches gesagt? Dabei wollte ich ihn doch gar nicht vergraulen. Er kann ruhig noch hierbleiben. Jedoch ist mein Freund schon am Fenster und wartet vermutlich noch auf eine Antwort von mir, bevor er dann seinen Abgang macht. Scheinbar ist er selbst ausgelaugt und wollte nur sichergehen, dass er mir auch wirklich gut geht. Abgesehen von meiner Müdigkeit und der höllischen Kälte, könnte es mir momentan nicht bessergehen. Ich meine, wir beide haben uns immerhin gegenseitig unsere Liebe gestanden. Auch wenn dies zunächst eher „holprig“ verlief, aber anders möchte ich mir es trotzdem nicht wünschen. Dafür bin ich einfach zu überglücklich.

Somit gehe ich für heute ein letztes Mal auf meinem Freund zu, stelle mich auf meine Zehenspitzen und flüstere: „Ich warte morgen auf dich, aber bevor du gehst, wie wäre es mit einem kleinen Abschiedskuss?“ Raphael wirkt nun auf mich, als wenn er dies nicht erwartet hätte. Etwas verdutzt und überrascht blickt er zu mir herunter, aber glaubt er wirklich, dass ich ihn jetzt einfach so gehen lasse, ohne dabei einen Kuss von ihm zu erwarten? Schließlich sind wir nun zusammen, auch wenn dies nicht mit Worten bestätigt wurde, aber manchmal sagt ein Kuss einfach mehr als tausend Worte und ich hoffe auch, dass er nun das auch sieht. Gerade wo er noch fragend seinen Kopf für einen kurzen Moment etwas schief gelegt hat, so beugt Raphael sich nun zu mir herunter. Mit seiner rechten Hand hebt er nun lächelnd mein Kinn etwas an, bis er mir schließlich einen zarten Kuss auf die Lippen drückt und mir anschließend eine gute Nacht wünscht. Diesmal spüre ich, dass nun er die Oberhand hat und ich könnte bei seiner liebevollen, zarten Art dahinschmelzen. Der Kuss hätte aus meiner Sicht noch länger sein können, so angenehm und berauschend war. Umso mehr enttäuscht es mich, dass er wieder wegmuss und sich unsere Lippen wieder trennen müssen. Jedoch sage ich nichts. Stattdessen sehe ich einfach stumm zu, wie mein fester Freund aus dem Fenster klettert und sich anschließend, mit einem verträumten Lächeln im Gesicht, auf dem Weg macht.

Für einen Augenblick stehe ich noch an derselben Stelle und warte, bis er dann ganz verschwunden ist und ich mich nun endlich wieder in die Realität zurückholen kann. Wieso müssen gerade die schönen Dinge so kurz sein? Leicht seufzend, aber dennoch glücklich stehe ich da. Mit meinen Fingern von meiner rechten Hand streiche über meine Lippen und stelle mir noch einmal diesen Kuss vor, der so herrlich war, sodass ich diesen kaum beschreiben kann. Hätte ich ihn doch bitten sollen, hierzubleiben? Ich genieße einfach seine Nähe, aber andererseits war heute einfach viel los. Vielleicht ist es sogar besser so und schließlich ist er ja nicht aus der Welt. Schon morgen werde ich ihn wiedersehen und allein der Gedanke daran lässt die Vorfreude darauf erwachen. Doch plötzlich holt mich eine weitere Niesattacke aus meinen kleinen „Traum“, weswegen ich nun schniefend das Fenster schließe und in Richtung Badezimmer marschiere, wo eine angenehme, heiße Dusche auf mich wartet. Ich hoffe nur, dass es zumindest bei einer Erkältung bleibt und dass dieses nervende Niesen schon bald wieder verschwindet.
 

Aus Raphael Sicht:
 

Gedankenverloren springe ich über die Dächer. Der Regen ist immer noch im vollen Gange. Ich stürme aber weiterhin hindurch, als wenn er gar nicht da wäre. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass mir das Wetter völlig egal ist. Viel weniger noch, es ist mir komplett schnuppe! Es könnte meinetwegen jetzt auch noch schneien, es würde mich nicht kümmern. Stattdessen schwirren mir in Moment andere Dinge durch den Kopf und nicht nur mein Hirn scheint dabei völlig überfordert zu sein, sondern auch meine Gefühle. Ständig frage ich mich, ob das alles wirklich passiert ist, was ich da gerade erlebt habe. So richtig glauben kann ich immer noch nicht, denn es ist einfach zu schön, um wahr zu sein. So sehr hoffe ich einfach, dass das nicht nur ein Hirngespinst war, aber es kann nicht sein. Ich fühlte doch, wie sie mich an den Wangen berührend zu sich zog und mich küsste. Ich hörte doch, wie sie diesen einen Satz sagte. Warum also weigert sich mein Verstand daran zu glauben?

Kurz bleibe ich stehen und neige mein Gesicht dem Himmel entgegen. Wie aus Eimern schüttet es und ich fühle, wie jeder der einzelnen Tropfen auf mich niederprasselt. Es ist Realität, es kann also keine Einbildung gewesen sein. Jeden einzelnen kostbaren Moment mit ihr habe ich noch vor kurzem erlebt. Ich lächle. Nicht nur aus Stolz und Glück, sondern auch, weil ich die Liebe meines Lebens vor meinen geistigen Augen sehe. Kaum, dass ich an sie denke, spiegelt sich diese wunderbare Szene wider. Wie sehr sie mich um den Verstand gebracht hat. Ich war wie paralysiert und selbst jetzt glaube ich, noch immer ihre sanften Lippen auf meine zu fühlen. Am liebsten würde ich sofort wieder umkehren, Bernadette in den Armen halten und nie mehr wieder loslassen. Ich hätte sogar die ganze Nacht bei ihr verbracht, hätte mich da aber eine Sache nicht zurückgehalten. Sie sah so erschöpft aus, als könnte sie im nächsten Augenblick umfallen und wenn dieser verdammte kalte Regen nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt immer noch bei ihr.

In Moment aber braucht sie Ruhe und die will ich ihr einfach gönnen. So gern ich auch die nächsten Stunden an ihrer Seite verbracht hätte, ich will einfach, dass es ihr gut geht. Dass wir beide vielleicht auch wegen ihrer Tante hätten in Gefahr laufen können, erwischt zu werden, war in diesem Fall für mich eher zweitrangig. Ich habe nicht einmal wirklich darüber nachgedacht und erst jetzt wird es mir wieder bewusst. Das Einzige, was nun gefährlich sein könnte, wäre, dass die Olle nachhaken würde, was Bernadettes nasse Klamotten und die kleinen Pfützen unterm Fenster angehen, sollte sie demnächst in ihr Zimmer hereinsparzieren, aber das glaube ich nicht. Dafür ist es einfach zu spät. Da hätte es schon ein Gepolter unsererseits geben müssen, damit es wirklich passieren würde, aber dem war nicht so. Stattdessen überkommt mich wieder verstärkt das Gefühl, einfach umzukehren. Automatisch drehe ich mich in die Richtung, aus der ich gekommen war und flüstere in die Dunkelheit, als würde sie selbst vor mir stehen: „Morgen komme ich und hole dich und dieses Mal werde ich garantiert nicht so schnell wieder abhauen. Darauf kannst du dich verlassen.“ Mit diesem Beschluss setze ich meinen Weg fort, kann es aber nicht lassen weiterhin an Bernadette zu denken.

So komme ich nach einiger Zeit zu Hause an, ohne auch nur meine Familie zu beachten. Stattdessen gehe ich einfach weiter und will mich schon in mein Zimmer zurückziehen, als Leo sich mir in den Weg stellt. Er sieht mich so prüfend an, gar nicht mal so sauer, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Normalerweise kommt er nach solch einer Aktion immer mit einer Standpauke daher. Stattdessen mustert er mich von oben bis unten. „Alles ok bei dir?“, fragt er mich nach dieser beinah unerträglichen „Schweigeminute“. Ich zucke nur mit den Achseln. So richtig nach Reden ist mir gerade nicht zu Mute, aber in diesem Fall ist der Grund ein völlig anderer und seltsamerweise fühle ich mich gerade so gelassen, als hätte es den Zoff von vorhin gar nicht gegeben. Am liebsten wäre ich nun weitermarschiert und hätte den Anführer einfach so stehen lassen, jedoch dauert es nicht lange und meine anderen Brüder gesellen sich nun auch noch dazu. Wie Leo vorhin, sehen mich die beiden mit großen Augen an. Als wäre irgendetwas anders an mir, mit dem sie jetzt nun nicht wirklich klarkommen, oder hängt das doch mit unserem Streit zusammen? Gibt es nun etwa einen Nachschlag, oder darf ich mich nun endlich verziehen?

„Spinn ich, oder hat der Regen unseren Bro noch mehr abgekühlt, als was es wegen vorhin mehr als nur notwendig war?“, meldet sich mal Mikey als Nächstes zu Wort und beäugt mich von oben bis unten, als könnte er nicht glauben, wen er gerade da vor sich hat und bevor ich auch nur den Mund aufmachen kann, um etwas zu erwidern, widmet sich nun Donnie mir zu: „Gut möglich Mikey, aber sag Raphi, was war denn nun, als du oben warst? Nur von „Abkühlen“ kann bei dir ja nicht die Rede sein, so wie du jetzt drauf bist.“ Wartend darauf, dass ich mit der Sprache rausrücke, spielt er nun auch mit seiner Brille herum. Als könnte er so seine Neugier „überlisten“. Ich hingegen zucke allerdings nur stumm mit den Achseln und hätte mich am liebsten an meinen Brüdern vorbeigedrängt, aber dies scheint ihre Neugier nur noch weiter angestachelt zu haben, weswegen sie mich dazu drängen, mich gemeinsam mit ihnen auf der Couch nieder zu lassen. Was soll´s, ich bin momentan zu gut gelaunt, als dass ich jetzt wieder mit ihnen gestritten hätte. Selbst wenn sie jetzt ihre Beharrlichkeit um ein paar Etappen weiter hinaufschrauben würden, würde es mich momentan kaum jucken.

Gerade das stachelt sie weiter an, mich auszufragen, was Donnie in erster Linie übernimmt: „Jetzt komm schon mal in die Gänge und erzähl endlich, was passiert ist? Wo warst du die ganze Zeit? Habt ihr euch etwa gestritten, oder was war nun los?“ „Komm schon Bro, jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Es ist schon spannend genug!“, klinkt sich Mikey dabei ein und wirkt dabei noch alberner, als was er ohnehin schon ist. Diesmal hat er nur Glück, dass ich gerade so gut gelaunt bin. Ich hätte ihm sonst zur großer Wahrscheinlichkeit schon längst eine verpasst, wäre dem nicht so. Seltsamerweise bestätigt sich das noch einmal, dass meine Wut auf allem und jeden scheinbar abgestellt ist. Wenn ich daran denke, dass ich noch davor so zornig auf sich alle war, ist das mit jetzt überhaupt kein Vergleich. Ich hätte sie alle am liebsten verdrescht und mit ihnen den Boden aufgewischt, aber jetzt ist dieser Zorn wie weggefegt. Als wenn der Sturm, der dort oben herrscht, ihn fortgetragen hätte. Ihnen scheint es wohl ähnlich zu ergehen. Zumindest sie müssten noch sauer sein, aber es nicht so. Stattdessen hat sie alle die Neugier gepackt.

„Nur am Anfang.“, antworte ich schließlich etwas murmelnd auf eine von Donnies Fragen, sage aber dann nichts weiter darauf. Mikey versteht wieder einmal nur Bahnhof: „Wie jetzt? Das war´s?! … Komm schon Bro, wie wäre es mit ein paar mehr Infos!“ „Mickey hat recht, was war nun zwischen euch beiden, sodass du erst jetzt auftauchst?“, setzt nun Leo an, der sich bisher rausgehalten und vielmehr still das Geschehen beobachtet hat. Dabei klingt er, als müsse er mir alles aus der Nase ziehen, wobei er eigentlich damit recht hätte. Denn so richtig will nicht darüber sprechen. Vielmehr würde ich mich jetzt gerne zurückziehen und die letzten Momente noch einmal durch meinen Kopf durchgehen lassen, aber ich bin einfach zu k.o. um mich auch nur irgendwie gegen dieses „Verhör“ zu wehren. Seufzend lasse ich meinen Nacken in der Rückenlehne sinken und setze meine widerwillige Erzählung fort: „Sie hat mir ganz schön den Kopf gewaschen. So wütend habe ich sie noch nie erlebt.“ „Und dann?“, hakt Donnie nach, der wohl diese Spannung nicht gerade gut verträgt, aber da ist er von meinen Brüdern nicht der Einzige. Doch ich kann nur abgehakt weitermachen: „Ich … ich war auch so sauer und dann … Dann ist es einfach passiert.“

„Was?!“, fragen alle drei erschrocken und das auch noch gleichzeitig. Vermutlich befürchten sie das Schlimmste, aber wenn die wüssten. Ich dagegen lächele, denn ich denke an den Moment, als Bernadette und ich uns küssten. Dieses Gefühl, dass in mir so brannte, ist jetzt immer noch spürbar, als wenn es nie mehr verglühen würde. So stark sitzt es tief in mir drinnen. Meine Brüder dagegen können die Spannung kaum noch aushalten. Dicht gedrängt schauen sie mich mit großen Augen an. Ich habe echt keine Ahnung, was ihnen gerade durch die Köpfe schwirrt. Ehrlich gesagt, will ich es auch gar nicht wissen. Zum einen bewirkt das nur unnötige Kopfschmerzen und zum anderen interessiert es mich nicht einmal. Es ist nur beinahe amüsant, was meine Brüder gerade für Gesichter ziehen. Wäre ich nicht zu sehr erschöpft, hätte ich gelacht und das wäre für heute nicht das erste Mal. Vielleicht sollte ich doch jetzt schön langsam die Spannung lösen, denn sonst explodieren die mir noch. Es ist aber nicht so einfach die Sache hinter mich zu bringen. Warum auch immer mir das gerade so „schwer“ fällt, wenn man das so sagen kann.

„Wir … wir haben …“, fange ich schließlich an, kann aber den Satz nicht vollenden. Als würden die Worte einfach nicht aus mir herauswollen, doch anscheinend hat selbst das Wenige, was ich gerade „preisgegeben“ habe, gereicht. Denn Ich merke gerade, wie Mikeys Augen vor Staunen zu funkeln beginnen. Er scheint genau zu begreifen, was ich eigentlich sagen will, während die anderen beiden immer noch Bahnhof verstehen und mit den paar Wörtern vermutlich kaum etwas damit anfangen können. Jetzt ist einmal der Spieß umgedreht worden und die momentane Situation ist ziemlich komisch. „Das gibt´s doch nicht! … Voll krass!“, lacht mein Bruder mit der orangen Maske und klatscht sich schmunzelnd die linke Hand gegen die Stirn. Das hat er anscheinend nicht erwartet. „Was jetzt?! Klärt uns mal einer mal langsam auf!“, giftet Donnie nun uns beide an. Langsam scheint er etwas sauer zu werden und für mich ist das schon beinahe zum Totlachen. Endlich gibt es mal etwas, was unser Genie nicht begreift. Wäre ich nicht so geschafft, hätte ich das jetzt irgendwie festgehalten, aber vielleicht übernimmt Mikey das ja noch für mich. Zumindest ist er jetzt super drauf, was er auch mit voller Begeisterung klarlegt: „Kapiert ihr es denn nicht?! Die zwei haben sich endlich geküsst! … War ja auch schon höchste Eisenbahn, wenn ihr mich fragt.“

Leo und Donnie, die nun total sprachlos sind, schauen zuerst zu Mikey und dann zu mir. Scheinbar können, oder wollen einfach nicht daran glauben, was unser Bruder angedeutet hat. Um dies aber wirklich zu bestätigen, nicke ich einfach. Was dann allerdings folgt, ist zwiegespalten. Zwischen Donnie und Mikey bricht auf einmal ein Jubel aus und sie gratulieren mir sogar. Dabei argumentieren sie, dass sie schon die ganze Zeit schon darauf gewartet und sogar gewettet haben, wann es endlich passieren würde. Das mit der Wette überhöre ich mal fürs Erste. Zumal ich endlich wieder gut gelaunt bin und ich habe für heute einfach keine Lust mehr, mich noch ein weiteres Mal zu zanken. Da ist mir zurzeit der Jubel der beiden lieber. Nur Leo schaut mich immer noch skeptisch an. Als wenn er immer noch kaum begreifen würde, was er da eben gehört hat. Ist er jetzt wirklich schwer von Begriff, oder passt ihm irgendetwas nicht? Leo sagt aber nichts in dieser Richtung. Vielmehr wirkt er auf mich nachdenklich. Mehr noch, er scheint sogar beunruhigt zu sein, bis der Anführer auf einmal „seine Meinung ändert“ und schließlich doch lächelt, ehe er dann anschließend seine Hand auf meine linke Schulter legt. „War wohl nicht einfach, oder?“, fragt er und ich meine nur: „Du hast ja keine Ahnung.“ Mehr brauchte ich nicht sagen, damit er versteht, dass der Tag im Gesamten mich ganz schön geschafft hat. Eines ist mir allerdings nicht entgangen und zwar, dass Leo irgendetwas im Kopf herumspukt. Auch wenn er es gerade nicht zugeben würde und ich momentan garantiert keine Anstalten machen werde, ihn darauf anzusprechen, so ganz geheuer ist mir das nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2016-01-31T20:54:06+00:00 31.01.2016 21:54
Soooo endlich habe ich es mal geschafft ein neues Kapi von dir zu lesen...ich müsste mich eigentlich schämen. Aber genug davon...
Ohje, arme Bernadette, das riecht schon förmlich nach einem dicken schnupfen....
Ich habe mir schon gedacht, dass Mikey es ausspricht, was Raph eigentlich sagen will, aber irgendwie nicht kann...er ist ja nicht auf den Kopf gefallen und in Herzensdingen ist er sowieso das Genie, ander als Donnie...
Ich bin froh das Leo ihm deswegen nicht den Kopf abreisst. Ich denke er freut sich ebenso für seinen Bruder...
Wetten abzuschließen, wann Raph und Bernadette sich küssen...tse tse tse...Männer
Antwort von:  Pamuya_
31.01.2016 22:11
Also ab in die Ecke! - Na, mache Spaß. ^^ Dur brauchst dich überhaupt nicht schämen. Ich habe mir ehrlich gesagt nur gewundert, dass ich schon lange nichts mehr von dir gehört habe, aber lassen wir das. :)
Tja, tüpisch Männer und ihre Wetten. Die drei hatten nur Glück, dass Raphael zurzeit einfach erledigt war, sonst hätte sich der Gute wieder aufgeregt. ^^
Antwort von:  Mad-Dental-Nurse
31.01.2016 22:20
und ihnen das Grün vom Panzer geprügelt...^^
Antwort von:  Pamuya_
31.01.2016 22:37
stimmt ^^
Von:  Roxna
2016-01-16T21:05:33+00:00 16.01.2016 22:05
Was ist denn jetzt in Leo gefahren?
Hat er denn etwas für Bernadette übrig? (Wenn du weißt was ich meine... ( ͡~ ͜ʖ ͡°))
Naja wild zu spekulieren gehört zwar zu meinen Eigenschaften,jedoch sollte ich
am besten weiterlesen.
Freu mich schon auf's nächste Kapi~
Antwort von:  Pamuya_
16.01.2016 22:15
Ähm ... ich sage mal dazu nichts. Früher oder später wirst du es schon erfahren. :)
Das Konzept für die nächsten Kapiteln habe ich zumindest schon mal fertig.


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