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[Severus Snape] Vorbestimmte Pfade

Der Weg durch die Finsternis
von

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Verfluchter Frieden

Es brauchte seine Zeit, bis Severus` körperliches Wohl weitgehend wieder hergestellt war. Und auch Tage nach Voldemorts Unmutsbekundung fühlte der Tränkemeister sich entkräftet. Immer wieder verkrampften sich seine Muskeln unangenehm schmerzhaft und auch die auftretende plötzliche Enge in seiner Brust zehrte an seinen Energien.

Wie die meiste Zeit seiner Tage, saß er vor dem Kamin im Wohnzimmer des kleinen heruntergekommenen Hauses in Spinner‘s End und grübelte. War das hier nun die Chance seine gewohnten Lebenswege zu verlassen und einfach auszubrechen aus dem Dasein als Marionette? Zugegeben, er empfand Hochachtung vor Dumbledore. Dieser manipulierende Genius, dieser Puppenspieler, hatte es über die Jahre geschafft Severus Sympathie zu wecken. War Albus auch zu Beginn nur der Hauch eines Lichtblickes in tiefster Verzweiflung, so war er mit den Jahren ein väterlicher Freund und Vertrauter geworden. Dumbledore hatte, in Severus Leben als Spion, einen sicheren Hafen geboten. Hätte der Dunkle Lord jemals etwas über sein doppeltes Spiel herausgefunden, so hätte Albus Wege gefunden ihn zu schützen.

Die Verlockung war groß nun einfach seiner Wege zu gehen. Doch war das überhaupt eine Option? Immerhin gab es außer ihm niemanden, der von kommenden Notwendigkeiten wusste. Severus könnte nur dann in Freiheit leben, wenn Voldemort besiegt wäre. Und wenn er sein Wissen nicht zum passenden Zeitpunkt mit Harry Potter teilen würde, dann wäre dies das Ende aller Hoffnung.

Severus spürte, wie die verschlingende Depression nach ihm griff. Es gab keine Möglichkeit von Albus‘ vorgezeichnetem Weg abzuweichen. Es blieb ihm nichts übrig als dem Pfad des Verrats weiter zu folgen und Potters Handeln zu überwachen — bisweilen zu lenken. Doch dieser Weg war uneben: Ein falscher Schritt und es wäre sein Ende.

Mit den dunklen Empfindungen begehrte auch sein kränkelndes Herz auf. Severus schloss die Augen und zwang sich den Atem in seine Lungen strömen zu lassen, während er nach einem kleinen Fläschchen tastete. Mit bebenden Händen führte er die Arznei an seine Lippen und trank einen — zwei Schlucke.

Ein zaghaftes Klopfen ließ ihn blinzeln, während er spürte, wie die schmerzhaften Empfindungen in seinem Inneren von einem dichten Nebel verhüllt wurden. Mühsam stemmte er sich hoch und schlich auf einen Gehstock gestützt in Richtung Hauseingang. Mit Blick auf eben diesen blieb er im Türrahmen des Wohnzimmers stehen und ließ die Haustür durch eine Bewegung seines Zauberstabes aufschwingen.

Das Gesicht unter der Kapuze eines taubengrauen Umhanges verborgen, betrat Narzissa das kleine Haus. Severus erwartete das Auftauchen von Bellatrix Lestrange hinter seiner Besucherin, doch allem Anschein nach war die Blonde allein gekommen. Forschen Schrittes kam sie den engen Flur herunter auf ihn zu und musterte unverhohlen seine Gestalt.

Sorge trat in ihren Blick, als sie eine Hand an seine unrasierte Wange legte. „Du siehst furchtbar aus, Severus.“

„Ich freue mich auch dich zu sehen“, grollte er leise, während Narzissa an ihm vorbei in die Wohnräume geschritten war. Im Gehen entledigte sie sich ihres Umhanges, ging zielstrebig auf das kleine Tischchen zu, auf dem ein Glas Feuerwhisky nebst der Arzneiflasche standen.

Sie schnalzte mit der Zunge und warf Severus einen strengen Blick zu, der ihn unweigerlich an seine ehemalige Kollegin Minerva McGonnagall erinnerte.

„Der Trunk des Friedens?“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, durchquerte sie das Zimmer und warf einen Blick in einen angrenzenden Raum. Ein Kessel stand auf einer marmornen Arbeitsplatte und mehrere Gefäße ungeordnet drum herum. Ein ungewohnter Anblick am Arbeitsplatz eines so peniblen Menschen wie Severus Snape einer war.

Ihre Stirn lag in Falten, während sie beobachtete, wie der sich erneut in seinen Sessel sinken ließ. Severus bewegte sich wie ein alter Mann, der er noch lange nicht war.

„Wie häufig greifst du zu diesem Trank?“, fragte sie leise, doch mit einem Tonfall, der keine Ausflüchte dulden würde.

Er schnaubt unwirsch. „Sooft wie eben nötig.“

Erneut schnalzte sie missbilligend mit der Zunge. „Du bist abhängig davon“, warf Narzissa ihm vor. „In deinem Labor stehen nur noch Zutatenreste herum, dafür aber wenigstens ein Dutzend Neuabfüllungen.“

„Es wird mich nicht umbringen — ganz im Gegenteil.“ Seine Stimme klang matt und resigniert.

„Aber es wird deine Magenschleimhaut angreifen, und wenn es dich vielleicht auch nicht umbringt, so bringt es doch nur scheinheilige Ruhe in deine Empfindungen, bevor es andere Beschwerden hervorruft.“ Sie suchte seinen Blick und legte den Kopf schräg. „Severus. Ich spreche aus Erfahrung.“

Er senkte seine Lider, um ihrem Blick auszuweichen, und stierte in das Feuer seines Kamins.

„Hast du Beschwerden körperlicher Art? Ich treffe morgen Galathea Shafiq. Wenn nötig wird sie sich sicher bereiterklären, noch einmal nach dir zu sehen.“

Er runzelte die Stirn. „Warum triffst du diese Frau?“

Narzissa verzog das Gesicht. „Weil … weil ich … Sie ist mir sympathisch und ich …“

Severus schaute auf und musterte forsch ihre Miene. „Du bist einsam.“

Zeitgleich hoben beide ihre Zauberstäbe und murmelten leise Zauber. Muffliato und Imperturbatio sollten verhindern, dass ihr Gespräch belauscht wurde.

Mehrmals lief Narzissa mit großen Schritten durch den kleinen Raum, während Severus sich zurück gelehnt hatte und sie mit einem seichten Schmunzeln beobachtete. Der Trunk des Friedens hatte seine volle Wirkung entfaltet und er fühlte sich merkwürdig leicht und der Welt entrückt.

„Ja, vielleicht bin ich einsam, Severus. Aber vorallemvor allem ist das hier nicht das Leben, das ich leben möchte.“

Ein Mundwinkel Snapes zog sich amüsiert nach oben. „Tatsächlich?“

Sie schnaubte missmutig, bevor sie sich in den zweiten Sessel sinken ließ.

„Warum bist du hier, Narzissa? Doch bestimmt nicht, weil du dich um mich sorgst, oder weil du mir dein Herz ausschütten willst?“ Severus zog es vor, sich nicht weiter zu ihrer Unzufriedenheit zu äußern. Ein falsches Wort reichte aus, um den Zorn Voldemorts auf sich zu ziehen. Für Severus war es ein Kinderspiel seinen Geist soweit zu leeren, dass es für den Dunklen Lord keine relevanten Informationen zu holen gab. Doch auch wenn Narzissa eine gerissene Legillimentikerinn war, der Lord war ihr weit überlegen.

Sie griff zu ihm herüber und legte eine Hand auf seinen Unterarm. „Er wird dich in Kürze zu sich rufen. Ich wollte, dass du es weißt.“

Ein Schaudern durchlief Severus, doch äußerlich blieb er ungerührt. „Dann danke ich für diese Information.“

„Er plant Hogwarts unter seine Aufsicht zu stellen“, berichtete die blonde Hexe weiter.

„Ist das so?“ Severus versuchte die Trägheit seiner Gedankengänge abzuschütteln und setzte sich aufrecht in seinen Sessel. Als Zeichen seiner Konzentration legte er die Fingerspitzen aneinander.

„Ihm kam der Gedanke, das Fach Muggelkunde ganz im Kontext seiner Propaganda zu nutzen. Als Pflichtfach.“ Das abwertende Schnalzen war Narzissa so eigen, wie Severus das mürrische Schnaufen mit dem er seinen Unmut kundtat.

„Und wen sieht er als Lehrkraft in dieser … anspruchsvollen Fachrichtung vor?“, hinterfragte der Schwarzhaarige mit hämischem Grinsen.

„Alecto Carrow.“ Narzissas Tonfall troff nur so vor Abscheu.

Severus lachte humorlos auf. „Und wen gedenkt er noch mit einer unterrichtenden Anstellung zu ködern? Bellatrix? Rabastan? Wilkens?“

„Amycus Carrow würde gern den Unterricht im Fach Dunkle Küste übernehmen.“

Severus schloss für einen Augenblick die Augen. „Eine solche Entgleisung wird Minerva niemals dulden.“

„Nein, keine Frage. Doch wird keine künftige Entscheidung in der Hand McGonagalls liegen. Sobald das Ministerium gefallen ist, werden sämtliche Schulbelange von dort aus entschieden. Der Schulleiterposten wird nur noch eine Formsache darstellen“, berichtete Narzissa weiter.

Severus schwieg einen Momentlang, dann suchte er ihren Blick. „Und was kann ich in dieser Angelegenheit für Lucius und dich tun?“

Für den Bruchteil von Sekunden wirkte die Blonde erstaunt, doch dann hatte sie sich im Griff. „Es wäre von Vorteil dich in der Schule zu wissen.“

Ein Mundwinkel Severus‘ hob sich amüsiert. „Und was wäre meine Rolle in dieser Komödie? Der böse, schwarze Mann, der die Schlossgründe heimsucht?“

Narzissa grinste katzenhaft. „Nein, eher die des bösen, schwarzen Schulleiters.“

Sämtliches amüsiertes Aufflackern verschwand aus Severus Miene. „Ich hatte nicht vorgehabt Hogwarts noch einmal zu betreten“, seine Stimme war leise.

Wieder griff Narzissa nach seinem Arm. „Ich könnte ruhiger schlafen, wenn ich dich in Dracos Nähe wüsste.“

Und erneut landete er als Spielfigur auf dem Schachbrett seines Lebens. Nun war es an ihm den dunklen König korrekt zu positionieren.



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