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Wie geht es weiter?

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1. Wie geht es weiter?
 

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~Joeys Sicht~
 

Drei Tage bin ich nun schon in der Kaiba Villa, von Seto Kaiba sehe ich allerdings kaum etwas. Es scheint mir so, als würde er mir seit der ersten Nacht aus dem Weg gehen. Als ich am nächsten Morgen in Kaibas Schlafzimmer aufgewacht bin, war nur noch Mokuba im Bett neben mir, Kaiba selbst war schon weg und hatte nur eine Nachricht auf seinem Nachttisch hinterlassen, dass er in der Firma sei und spät zurückkehren würde. In Anbetracht der Tatsache, dass er einige Zeit von der Bildfläche verschwunden war und in der Kaiba Corporation einiges drunter und drüber gelaufen ist, während wir uns in Ägypten befanden, war es nicht verwunderlich, dass Kaiba viel zu tun hatte. Dennoch kommt es mir so vor, als würde er die viele Arbeit regelrecht begrüßen, um nicht zuhause sein zu müssen. Ich weiß von Mokuba, dass Kaiba immer sehr spät zurückkehrt, sich aber jedes Mal die Zeit nimmt, bei Mokuba im Zimmer vorbei zu schauen und zu fragen, ob alles in Ordnung ist. Das macht mich etwas eifersüchtig, denn bei mir schaut Kaiba nie vorbei, oder fragt wie es mir geht. Wenn ich Glück habe, bekomme ich ein genuscheltes „Morgen“, wenn ich früh genug wach bin, um ihm noch beim morgendlichen Kaffeetrinken in der Küche zu begegnen.
 

Seit gestern habe ich einen elektrischen Rollstuhl, den ich mit einer Hand selbst bedienen kann, außerdem sind im Gäste- und im Badezimmer überall Haltegriffe angebracht, auf diese Weise kann ich mich in der unteren Etage der Villa und in meinem Zimmer fast frei bewegen, ohne auf irgendeine Hilfe angewiesen zu sein. Das selbstständige An- und Ausziehen ist zwar noch immer recht zeitaufwendig, aber ich bekomme es alleine hin, auch duschen ist kein Problem, denn in der Duschkabine steht ein Plastikhocker, auf den ich mich setzen kann. Ich kann dann mein Gipsbein aus der Kabine ragen lassen, meine Gipshand hochhalten und mit der anderen Hand den Duschkopf halten, um mich abzuduschen. Das einzige Problem stellen die Verbände dar, die ständig erneuert werden müssen. Diese Aufgabe hat Mokuba freiwillig übernommen, nachdem ich mich geweigert habe, irgendeine von Kaibas Dienstmädchen an meinen halbnackten Körper zu lassen. Eigenartigerweise macht es mir nichts aus, wenn Mokuba sich darum kümmert. Nachdem er mir erzählt hat, dass er sich schuldig fühlt, weil ich so verletzt wurde, versuche ich ihm klar zu machen, dass es keinen Grund für derartige Schuldgefühle gibt. Leichter gesagt als getan. Er macht sich schreckliche Vorwürfe und deswegen tut er alles, damit es mir irgendwie besser geht. Fragt nach meinem Befinden, wechselt meine Verbände, kümmert sich darum, dass ich regelmäßig meine Medikamente einnehme und liest mir auch sonst jeden Wunsch fast von den Augen ab.
 

Kurz gesagt, es ist nervig. Aber bis mir etwas besseres einfällt, um ihn aufzubauen und ihm die Schuldgefühle zu nehmen, lasse ich ihn gewähren. Was Kaiba vom Verhalten seines kleinen Bruders hält, weiß ich nicht, aber vermutlich ist er ebenso ratlos wie ich. Meine eigenen Schuldgefühle gegenüber Jimmy wird mir niemand nehmen können, das ist mir schon nach dem ersten Alptraum klargeworden. Ich träume jede Nacht von ihm und jedes Mal wird der Traum schrecklicher. Gestern hatte ich wieder dieses grausame Bild vor mir, als ich ihn in diesem Raum fand, gefesselt an dieses Kreuz, mehr tot als lebendig. Faszinierend und abstoßend zugleich. Nur waren seine Augen in meinem gestrigen Traum nicht verbunden und sein Kopf hing auch nicht bewegungslos hinab, sondern drehte sich unnatürlich bis fast ganz nach hinten um und er starrte mich mit weißen weit aufgerissenen Augen an. Und während er mich ansah, lief Blut seine Wangen hinab und seine Augen färbten sich rot. Ich konnte meinen panischen Schrei beim Aufwachen nur dadurch unterdrücken, indem ich meinen Kopf in mein Kopfkissen presste und die Luft anhielt.
 

Die Träume von Jimmy sind allerdings nicht mein einziges Problem. Ich habe vermutlich etliche Phobien entwickelt. Achluophobie - Angst vor der Dunkelheit, Klaustrophobie - Angst vor engen oder geschlossenen Räumen, Chiraptophobie - Angst vor Berührungen, Algophobie - Angst vor Schmerz und Hämatophobie - Angst vor Blut. So zumindest die Aussage von Kaibas Hausarzt, als er mich vorgestern untersucht hat.
 

Chiraptophobie tauchte das erste Mal auf, als mir eine von Kaibas Dienstmädchen beim Anziehen helfen wollte, vorgestern früh. Ich hatte eine Panikattacke und konnte mich erst beruhigen, als Kaiba in meinem Zimmer erschien, das Dienstmädchen hinausschickte und mir selbst beim Anziehen half. Eine erneute Attacke hatte ich, als mir Roland eine Stunde später als freundlich gemeinte Geste eine Hand auf die Schulter gelegt hat. Auch dort konnte ich mich erst beruhigen, als Kaiba neben mir erschien und Roland weg war. Warum ich bei Kaiba und Mokuba keine Attacke habe, kann ich nicht genau sagen, aber vermutlich liegt es daran, dass beide wissen, was mir in Ägypten passiert ist. Algophobie und Hämatophobie wurden deutlich, als mir Kaibas Hausarzt Blut abgenommen hat. Ob ich nun aber gleich beide Phobien habe, oder nur eine davon, ist noch nicht vollständig klar. Ich kann zumindest kein Blut mehr sehen, weder mein eigenes, noch das von anderen. Ich bekomme Schweißausbrüche und werde kreidebleich, bei der Blutabnahme bin ich sogar in Ohnmacht gefallen und hab dem Hausarzt erst einmal einen gehörigen Schrecken eingejagt. Dass ich während der Untersuchung nicht gleich aufgrund der Berührungen des Hausarztes in Panik ausgebrochen bin, lag nur daran, dass Kaiba direkt neben mir stand und mir dadurch ein Gefühl der Sicherheit gab. Klaustrophobie und Achluophobie tauchten in meiner ersten Nacht im Gästezimmer auf, seitdem steht meine Zimmertür immer einen Spalt weit offen und eine kleine Nachttischlampe brennt die ganze Nacht durch.
 

Wenn mir jemand vor ein paar Wochen erzählt hätte, dass ich mal so viele Ängste auf einmal entwickeln würde, hätte ich ihn sicher ausgelacht oder für verrückt erklärt. Doch nun betrachte ich mich selbst im Spiegelbild und halte mich selbst für den absoluten Loser. Ich habe Mokuba da rauschaffen können, hab auch noch dafür gesorgt, dass diese Mira ihre Freiheit bekam, doch zu was für einem Preis? Ich behaupte nicht, dass Mokuba es nicht wert war oder dass ich irgendetwas anders tun würde, könnte ich die Zeit zurückdrehen. Dennoch frage ich mich immer wieder, warum es soweit kommen musste. Warum hat es ausgerechnet mich so hart erwischt? War ich zu selbstgefällig? Zu draufgängerisch? Zu leichtsinnig? Ist das die Strafe dafür, dass ich selten über die Folgen meines Handelns nachdenke? Oder hatte ich einfach nur Pech? Warum auch immer es mir jetzt so scheiße geht, es gibt mir zu denken. Lässt mich die Welt mit anderen Augen sehen. Die Welt, die ich nun sehe, ist gefährlich und angsteinflößend. Und es wird sicher eine Ewigkeit dauern bis aus dem Häufchen Elend, das ich gerade bin, wieder der waghalsige Idiot geworden ist, der ich einmal war, wenn das überhaupt noch möglich ist.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Lunata79
2015-10-01T08:00:29+00:00 01.10.2015 10:00
Ja, Joey hats hier wirklich schlimm erwischt. Die Ängste und Albträume sind wirklich sehr schlimm.
Und Mokuba wird wohl auch nicht so leicht geholfen werden können.
Seto tut aber sein Bestes und muss noch dazu selbst erst mal alles verarbeiten. Dann hat er aber noch mit seinen Gefühlen zu kämpfen, die er nicht zu deuten vermag.
Da kommt auf alle drei einen Mordsarbeit auf sie zu.
Bin gespannt, was alles noch so auf sie zukommt.

Lg
Lunata79
Von:  Onlyknow3
2015-09-29T07:16:07+00:00 29.09.2015 09:16
Joey ein vor weg. Du wirst nach diesen Erlebnissen nicht mehr der Alte werden, auch Mokuba nicht, ihr werdet beide an dem Erlebten eure Lehren ziehen. Joey von dir nehme ich mal an das du ruhiger, überlegter handeln wirst, und nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand, wie du es für Mokuba getan hast. Aber noch ein anderer wird sich durch das Geschehene verändern, Seto muss nur erst mit sich den Gefühlen für Joey klar kommen. Das ist wohl auch mit ein Grund warum er sich erst mal zurück zieht. Mach weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Akikou_Tsukishima
2015-09-27T21:11:21+00:00 27.09.2015 23:11
Uiuiui armer Joey...

Na super da hat Kaiba ja ganz schön zu tun um seinen 2 lieblingen zu helfen...
Von:  Niua-chan
2015-09-27T19:37:34+00:00 27.09.2015 21:37
Herrje armer Joey, da hat er echt ein ganzes Stück Arbeit vor sich. Ich finde es sehr interessant wie fixiert er auf Kaiba ist. Auch wenn es vielleicht logisch ist, Seto hat ihn ja aus seinem Gefängnis befreit und hinausgetragen. Das er Mokuba Schuldgefühlen so hilflos gegenüber steht ist nachvollziehbar. Das wird nicht sehr interessant^


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