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West Coast

von

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Sichere Landungen & Feierabende

Ryou’s Sicht:

Die Flugbegleiterinnen begrüßten uns herzlich, als wir in die Maschine stiegen und unsere Plätze suchten. Es war ein angenehmes Gefühl, endlich im Flugzeug zu sitzen und sich nicht mehr wegen irgendwas hetzen zu müssen.
 

Als ich meinen Sitzplatz gefunden hatte, setzte ich mich und entdeckte, dass Schlafmasken, Kissen und Decken für alle Passagiere vorbereitet waren. Es war hier Mittwoch, sieben Uhr morgens, während es in Kalifornien Dienstag, fünfzehn Uhr war. Ich würde um ein Uhr zwölf landen, und von Dad abgeholt werden. Hoffentlich werde ich mich schnell an die Zeitumstellung gewöhnen können.
 

Die Menschen hatten sich nach zehn Minuten alle auf ihre Plätze begeben. Neben mich setzte sich ein großer, gebräunter Mann und legte seinen Gurt an. Er beäugte mich, blinzelte mich einige Male an. “Du bist auf dem Weg in den Urlaub, nicht auf dem Weg Heim, stimmt’s? Deine Hautfarbe ist ganz blass”, er lächelte und beobachtete mich. “Richtig. Ich fliege zu meinem Dad an die Küste. Ist es dort wirklich so wunderschön, wie man es beschreibt?”, wollte ich wissen und lockerte meinen Sitzgurt, da ich ihn zu fest geschnallt hatte.
 

“Herzlich willkommen, liebe Passagiere!”, ertönte es laut im Flugzeug. “Hier spricht der Kapitän des Fliegers. Ich freue mich, Sie mit an Bord zu haben. Zu aller erst würde ich Sie bitten, meine Flugbegleiterinnen zu beachten, die Ihnen die Notausgänge und das Verhalten in Notsituationen schildern. Ihre Sicherheit ist uns wichtig”, er sprach sehr schnell und man bekam den Eindruck, dass das heute nicht sein erster Flug war. Er wirkte sehr ungeduldig.
 

Die Stewardessen zeigten uns die Notausgänge und welche Dinge unter und über unseren Sitzen verstaut waren. Mit Bewegungen zeigten sie uns, was bei einer Notlandung zu tun war. Sobald die Sauerstoffmasken und die Schwimmwesten kurz erläutert wurden, wurde einigen Leuten anscheinend flau im Magen. Doch ich, ich hatte keine Angst vorm Fliegen.
 

Sobald die Erklärungen zu Ende waren, wurde vom Piloten angekündigt, dass wir abheben werden. Die Maschine kam ins Rollen und erhob sich in den Himmel empor, was ein Kribbeln im Bauch bei den meisten Menschen verursachte. Ich mochte dieses Gefühl. Es war ein bisschen wie Achterbahnfahren.
 

“Wie stellst du dir die Küste denn vor, Junge?”, äußerte mein Sitznachbar neugierig und schnallte sich ab, sobald wir die Höhe erreicht hatten. Ich begann, ihm meine Vorstellungen zu erzählen, und konnte gar nicht mehr aufhören, zu reden. Es fühlte sich fast unhöflich an, einen Fremden so lange irgendetwas zuzureden. Doch er hörte mir die ganze Zeit geduldig zu und nickte währenddessen immer wieder, um mir zu zeigen, dass er gedanklich noch mitkam. Ich erzählte ihm, dass ich mir die Küste immer sehr lebendig vorstellte. Das Wasser tobte manchmal wie wild und die Wellen wollten sich nicht beruhigen. Die Tiefe des Meeres erstreckte sich ins Unendliche und barg zahlreiche Fischarten. Ich berichtete ihm von den Dokumentationen, die ich über die Tiefsee gesehen hatte, weil ich mich wirklich für das Leben unter Wasser interessierte. Meine Fantasien fanden kein Ende, ich steigerte mich wirklich rein und verlor nie den Faden. Der Mann neben mir war amüsiert und wartete darauf, bis ich zu Ende geredet hatte, bevor er mir erzählen wollte, wie es wirklich dort war.
 

“Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten?”, riss uns eine Stimme aus unseren Gedanken. “Einen Kaffee für mich”, bat mein Nachbar und klappte den kleinen Tisch auf. “Ein Mineralwasser, bitte”, ich redete immer noch sehr schnell und bin noch nicht runtergekommen. Ich stellte mein Wasser auch auf meinen Tisch und drehte mich zum Mann, als die Stewardess weg war. Er nippte an seinem Kaffee und holte tief Luft; “Die Westküste birgt viele Geheimnisse. Sie ist etwas wahrhaftig Schönes, doch im nächsten Moment wird sie zornig wie nie und beschüttet alles mit ihren Wellen. Unberechenbar und erbarmungslos, dieser verzauberte Ort. Abends, wenn die Sonne untergeht und die Minusgrade ihren Platz gefunden haben, wird alles in ein pink-violett getaucht. Man hat das Gefühl, in einem Märchen zu sein. Die Farben bedecken den ganzen Himmel, bis es gänzlich dunkel wird. Nachts kann es wirklich kalt werden und man sollte sich warm anziehen. Um sich bisschen vor der eisigen Kälte zu schützen, macht man oft Lagerfeuer. Es sind meistens junge Leute, sowie du, die sich dann dort amüsieren. Sie setzen sich Abends zusammen und trinken. Das sind die sogenannten Küstler”, er machte eine Pause. Eine Erinnerung ließ ihn lächeln.
 

“Pasta auch für Sie?”, unterbrach eine Stewardess erneut. Wir nahmen die Speisen entgegen und warteten wieder auf grünes Licht. “Gehören Sie auch zu den Küstlern?”, fragte ich, während ich anfing, meine Pasta zu essen. Der Mann schüttelte den Kopf; “Ich sehe sie oft, wenn ich mit meiner Frau dort spazieren gehe. Die violette Stunde, so nennen wir den Sonnenuntergang, ist für uns jedes Mal aufs Neue atemberaubend”. Ich stellte mir vor, wie es aussehen müsste und verlor mich in dieser wunderbaren Vorstellung. Dad würde sicher mit mir zur violetten Stunde spazieren gehen.
 

Es war für mich interessant, dass es die “Stammgäste” der Küste gab. Küstler wurden sie also genannt… Ich fragte mich, ob ich mich an einem Abend weit genug von ihnen wegsetzen könnte, um zu beobachten, wie sie sich verhalten. Wie sie ihr Leben leben und was ihre Angewohnheiten sind. Sind diese Menschen wirklich andere Dinge gewöhnt, als wir? Dad sagte mal per Skype, dass dieser Ort eine völlig andere Atmosphäre hatte.
 

Der Einheimische setzte fort; “Und die Küstler haben sogar einen Anführer. Er heißt Seto Kaiba. Keiner, der von der Westküste wieder zurückfliegt hat noch nicht von ihm gehört. Er ist ein Draufgänger, unser Seto. Wenn du die Gruppe beim Lagerfeuer beobachtest, sticht er sofort heraus. Er ist dominant und direkt. Wenn dein Hotel nicht im Zentrum ist, wirst du ihm wahrscheinlich öfter über den Weg laufen”. Ich runzelte die Stirn; die haben einen Anführer?
 

Wir beide aßen nun schweigend unsere Pasta und tranken unsere Getränke leer. Vom Fenster aus konnte ich die Städte sehen, so winzig. Während ich die kleinen Gebäude und Straßen beobachtete, hörte ich ein Schnarchen neben mir. “Der Kaffee hat anscheinend nicht gewirkt”, lachte ich leise. Der Flug verging schneller, als ich dachte: ich bin auch eingeschlafen. Der nette Herr schlief bis zur Landung, bevor er von einer Stewardess aufgeweckt wurde. Die Passagiere holten sich alle ihr verstautes Handgepäck und warteten nur darauf, rauszugehen. Ich bedankte mich bei meinem Sitznachbarn für die nette Unterhaltung und schnappte mir meinen Rucksack. Aus dem Flieger draußen hatte ich meinen Koffer schnell beim Fließband gefunden, hatte die Passkontrolle überstanden und machte mich nun auf den Weg zur Empfangshalle.
 

“RYOU! RYOU!”, rief jemand von links, doch es warteten so viele Leute, dass ich mich kaum orientieren konnte. “RYOU!”, ertönte es wieder und meine Augen wässerten, als ich meinen Dad sah. Ich rannte samt Koffer auf ihn zu und ich fiel ihm sofort in die Arme. “DAD! DAD!”, schrie ich ganz aufgeregt und wollte ihn nicht mehr loslassen. “DAD!”, kam es noch einmal von mir. Wir blickten uns freudig an und auch er hatte Tränen in den Augen. Während ich ihm so viel von Mum und Zuhause erzählte, gingen wir aus dem Flughafen, zu seinem Auto. Es war ein Uhr zweiunddreißig und sehr kühl. Wir stiegen ins Fahrzeug und ich konnte nicht aufhören, zu grinsen. Endlich hatte ich dich wieder bei mir, Daddy.
 

“Bist du müde, Ryou?”, fragte er. “Nein, ich habe im Flugzeug geschlafen. Wie geht es dir?”, ich war so aufgeregt. Er fuhr sehr schnell und ich starrte die ganze Zeit aus dem Fenster. Es war zwar dunkel, doch ich wollte die Ortschaft so schnell wie möglich erkunden. Da ich beim Long Beach Airport landete, dauerte die Fahrt zur Küste nur zwanzig Minuten. Bei Dads Geschwindigkeit waren es nur zehn. Es fing an, sehr stark zu regnen, doch das Unwetter verging schnell. Augenblicklich stieg ich aus, als wir ankamen, schnappte mir mein Gepäck aus dem Kofferraum und atmete die Luft ein. “Wenn du willst, kannst du noch einen Abstecher zum Wasser machen. Ich bringe deine Sachen nach Hause und du kommst nach”, Dad zeigte auf das kleine, weiße Haus vor uns. Ich nickte, umarmte ihn und stürmte dann sofort los.
 

Da war nun das Meer, der Sand und die kühle Brise - alles, wovon mir der Mann erzählt hatte. Der Sand war zwar nass wegen dem Regen, doch ich fühlte mich so lebendig. Ich hielt Ausschau nach den Küstlern, doch diese konnte ich nicht entdecken. Die Laternen bei den Häusern hinten waren an, doch keine Menschensseele war anwesend. Nach genauerem Umsehen erkannte ich einen jungen Mann; Zigarette im Mund, seine braunen Haare wehten leicht im Wind, der Blick kühl, wie Eis. Der Wind brachte mich zum Zittern, ich spürte Gänsehaut. Er lehnte gegen sein Motorrad, wirkte entspannt und gereizt zugleich, distanziert. Als die Zigarette nur noch ein Stümmel war, warf er diesen zu Boden und zertrat ihn. Danach blickte er zu mir rüber, gleichgültig. Ich lief rot an, versank in Scham und Panik, als hätte ich etwas getan, was sich eigentlich nicht gehörte. Ich hatte fast das Gefühl, mich dafür entschuldigen zu müssen. Der Junge wirkte so lässig und unnahbar, es faszinierte mich. Er stieg auf sein Motorrad und fuhr damit aus meinem Blickfeld - nicht einmal einen Helm hatte er sich aufgesetzt.
 

Seto’s Sicht:

Mein Handy vibrierte, als ich gerade dabei war, die Akten zu sortieren. Eine SMS von Mai; Hey, Seto! Für heute ist Regen angesagt… zumindest ab eins. Wir werden heute wohl früher Schluss machen; eine Verkühlung darf sich niemand von uns leisten! Kuss, Mai. Ein Grinsen schmiegte sich an meine Lippen - Mai wusste immer über das Wetter bescheid. Sie war unser kleiner Wetterfrosch.
 

Es klopfte an der Türe, worauf ich das Handy sofort wegsteckte, bevor ich antworten konnte. “Herein”, erlaubte ich. “H-herr Kaiba, ich habe unabsichtlich einen Lieferschein mit dem Stanleymesser entzweit, als ich ein Päkchen aufschneiden wollte”, Tea klang verängstigt und unruhig - zu recht. Ich schlug meine Hand gegen den Bürotisch und seufzte laut. Die Kunden spähten schaulustig hinein, nicht einmal die Türe hat Tea zu gemacht. Wenn ich in den nächsten Tagen eine Rezension darüber lese, dass der Filialleiter im Laden herumschreit, werde ich mir gründlich überlegen, ob Tea noch weiterhin Teil des Teams bleiben wird.
 

Ich stand auf, schloss die Türe und blickte meine Angestellte sauer an. “Und was soll ich jetzt machen?!”, fragte ich zornig. Ich fuhr mir durch die Haare; “Soll ich das nun zusammenkleben, oder was?! Glaubst du, ich habe Zeit für sowas?!”. Tea wusste nicht, was sie sagen hätte sollen und stand nur nervös da. Ich schickte sie weg und rief hinterher, dass sie das gefälligst sauber kleben solle. Nachdem ich wieder alleine im Büro saß, holte ich mein Handy heraus, um Mai zu antworten; Hey, Kleine! Kein Problem. Wir werden trotzdem Spaß haben. Danke für die Info. Bis später!. Mai war meine beste Freundin und niemand traute sich, ihr auch nur ein Haar zu krümmen. Alle wussten, dass sie es sonst mit mir zu tun kriegen würden. Ich hielt sie jeden Abend ganz dicht bei mir, dass sie sich beschützt und geborgen fühlte. Ich würde nie zulassen, dass ihr unwohl ist oder dass ihr etwas zustößt.
 

Ich war kurz vor dem Ausrasten, als es erneut klopfte. Sofort ging diese auf, ohne, dass ich die Erlaubnis, hereinzukommen, aussprechen konnte. Meine Augen weiteten sich, als meine Vertretung vor mir stand. Augenblicklich erhob ich mich und schüttelte Mister Stone die Hand. Er war früher dran, als er eigentlich hätte sollen.
 

“Sie dürfen gehen, Herr Kaiba. Ich werde übernehmen. Einen angenehmen Urlaub wünsche ich Ihnen!”, mit diesen Worten war ich befreit. “Herzlichen Dank, Mister Stone. Ich wünsche eine angenehme Woche”, ich griff nach meinem Aktenkoffer, verließ das Büro und schritt elegant aus der Filiale. Draußen erwartete mich bereits mein Motorrad, auf welchem ich nach Hause fuhr. Siebzehn Uhr, die Temperatur betrug fünfzehn Grad. Während der Fahrt dachte ich mehrere Male noch an die Unfähigkeit meiner Mitarbeiter, doch das schlug ich mir schnell wieder aus dem Kopf. “Nur noch die Küste und du”, sprach ich zu mir selber und beschleunigte. Der Wind peitschte mir ins Gesicht und meine Haare flatterten. Die Welt drehte sich schneller für mich und das Geräusch vom Motor verschaffte mir Befriedigung. Ich liebte mein Motorrad.
 

Es brauchte nur zehn Minuten, bis ich bei meinem zweistöckigen Haus ankam. Beige gestrichen, jeder kannte es. Ich atmete tief aus und schritt zur Türe, schloss auf und ging hinein. Mit einer Wucht schlug ich die Türe zu; “So macht man das, Tea!” - ich war immer noch mit dem Kopf bei der Arbeit. Ich beschloss, erst einmal ein Bad zu nehmen, um mich zu entspannen. Meinen Mantel zog ich aus, meinen Aktenkoffer stellte ich ab und schlenderte gemütlich ins Bad. Während ich das Wasser einließ, kochte ich mir Spaghetti Bolognese. Durch das ganze Arbeiten kam ich kaum noch zum essen, und auf leeren Magen trank ich nur sehr ungerne.
 

Mai schrieb mir, dass wir uns heute um zwanzig Uhr trafen. “Ich freu’ mich auf dich, Kleine”, schrieb ich ihr und ertappte mich dabei, wie ich lächelte. Ich legte das Handy zur Seite, aß meine Mahlzeit und nahm dann mein Bad. Das warme Wasser erlaubte mir, mich seit langer Zeit wieder einmal zu entspannen. Das Gefühl war mir fast nicht mehr bekannt. Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen; Seto, was wünschst du dir? Es fehlte schon immer etwas. Irgendetwas fehlte und ich suchte danach, jahrelang. Ich kam nicht drauf, was es sein konnte. Mai meinte mal, es wäre die Liebe, dass mir die Liebe fehle. Doch wieso sollte ich mich jemandem öffnen, wenn er die Kraft hat, mich zu zerreißen? Mich von jemandem so abhängig zu machen, wollte ich nie zulassen. Nie glaubte ich daran, dass es die Liebe war, die in meinem Leben fehlte. Die Stille in meinem Haus war mir nie unangenehm und einsam gefühlt habe ich mich nie.
 

Nach dem Bad zog ich mich an und machte mich fertig, es war bereits halb acht. Mit meinem Motorrad fuhr ich an die Küste, stellte es ab und erkannte Mai, die das Lagerfeuer vorbereitete. Sie lief auf mich zu und umarmte mich stürmisch. “Seto!”, sie freute sich wahnsinnig. “Kleines!”, entgegnete ich und wirbelte sie ein bisschen herum. Es vergingen einige Minuten, bis wir alle vollzählig waren; Yugi, Joey, Duke, Tristan, Ishizu, Marik, Mai und ich. Das Feuer loderte bereits und Duke hatte den Alk mitgenommen. Wir alle waren wärmer bekleidet, da ein ordentlicher Wind ging. Die Temperatur betrug minus zwei Grad Celsius. Ich hatte Mai im Arm und streichte über ihren Kopf. Sie nahm sich eine Zigarette aus der Tasche meines Mantels und zündete sie sich an, blies mir den Rauch ins Gesicht. “Böses Mädchen”, zischte ich und blickte ihr lustvoll in die Augen. Sie zwinkerte mir zu und grinste.
 

“Auf uns!”, stieß Duke laut aus und wir erhoben unsere kleinen Jägermeister. “Auf uns!”, wiederholten wir alle und tranken auf Ex. Fast gleichzeitig wurden unsere Fläschchen leergetrunken und in den Sand geworfen. “Wer Nachschub will, kann sich gerne etwas holen. Im Rucksack sind noch mehr”, Duke zündete sich eine Zigarette an.
 

Das Wasser war heute sehr ruhig und unschuldig, obwohl es schon Abend war. Das Feuer wärmte uns und erhellte das Dunkel. Ich beobachtete die einzelnen Funken, wie sie sprangen und zuckten. Mai kuschelte sich fest an mich und machte es sich gemütlich. Auch ich griff mir nun eine Zigarette und zündete sie an. Mit geschlossenen Augen blies ich den Rauch aus und beobachtete den Himmel - die Wolken waren dicht und es bestand kein Zweifel daran, dass es regnen würde.
 

“Wir bekommen vielleicht einen Neuen. Herr Bakura hat heute seinen Sohn vom Flughafen abgeholt”, warf ich in die bereits laufenden Gespräche. Tristan sah mich überrascht an; “Sohn vom Herrn Bakura? Ob der hier her passt?”. Alle lachten laut, bevor sie untereinander weiterredeten.
 

Ich blies den Rauch in Mais Gesicht und bekam einen provozierten Blick. “Na, nerv’ ich dich?”, hackte ich an ihr herum. Sie trank bereits ihr zweites Fläschchen. “Du Mistkerl”, grinste sie und begann, mich zu küssen. Ich warf die Zigarette in den Sand und nahm ihr Gesicht in die Hände. Wir küssten uns innig und ich strich ihr durch die schönen, blonden Haare. Ich löste mich langsam von ihr; “Lass gut sein, Kleines”. Sie war schon etwas angetrunken und ich wollte Nichts tun, das sie später bereut. Alkohol wirkte bei ihr immer sehr schnell und sie wurde dann total geil. Ich starrte ihr in den Ausschnitt und musste mich beherrschen, um nicht doch auf ihr Verhalten einzugehen. “Seto, noch eine Falsche?”, Tristan und Duke schienen ebenfalls schon angeheitert gewesen zu sein. Ich verneinte und deutete mit dem Kopf zu Mai. Die beiden verstanden und gönnten sich noch einmal einen großen Schluck.
 

Ich versuchte immer mein Bestes, um nicht mit Mai zu schlafen. Sie wirkte immer sehr unabhängig, aber wenn man ihr einmal zeigte, dass sie einem mehr als wichtig war, bestand immer die Gefahr, dass sie sich verliebte. Und das wollte ich nicht. Einerseits wollte ich unsere Freundschaft nicht kaputt machen, und andererseits hatte ich keine Lust auf eine Freundin.
 

Bis kurz nach eins amüsierten wir uns. Wir plauderten, lachten, rauchten und tranken. Die meisten ließen es jedoch bei höchstens zwei Flaschen bleiben; immerhin trafen wir uns fast jeden Abend und man besauft sich nunmal nicht jeden verdammten Tag. Außer Duke und Tristan, die sind immer voll.
 

Die Wolken wurden dichter und zur Sicherheit packten wir schon alle unsere Sachen.

Plötzlich spürten wir Regentropfen, die sich immer mehr häuften. Nach einer Minute schüttete es, wie aus Kübeln und unser Lagerfeuer erlischte. Alle machten sich - so gut sie konnten - auf den Weg nach Hause. Marik stützte Ishizu, die wohl nicht mehr richtig gehen konnte. Ich bot Mai an, sie nachhause zu fahren, doch sie verneinte. Sie wollte es alleine schaffen - so kannten wir sie. Ich sah kurz dabei zu, wie sie sich von mir entfernte und bemerkte, dass ihre Beine sie noch trugen. Somit erlaubte ich es ihr, alleine nachhause zu fahren. In Windeseile waren alle verschwunden. Ich sammelte die leeren Fläschchen auf und warf sie in den Müll. Eine Zeit lang starrte ich noch das Meer an, das die Regentropfen schluckte.
 

Das Unwetter hielt nur ein paar Minuten aus, bevor es sich wieder vom Acker machte. Schade eigentlich, dass alle abgehauen sind. Lässig zündete ich mir eine Zigarette an und lehnte gegen mein Motorrad. Meine Haare flatterten leicht im Wind. Ich rauchte genüsslich aus und warf den Stümmel auf den Boden, bevor ich ihn zertrat. Meine Augen erkannten eine Silhouette; irgendjemand stand dort. Gezielt blickte ich hinüber, es war aber kein mir bekanntes Gesicht. Es scherte mich nicht länger und ich stieg auf meine Maschine. Auf nach Hause.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr lieben!
Hier ist das zweite Kapitel meiner FF (:
Eure ersten Eindrücke und Gedanken würden mich interessieren (:

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Veri
2015-10-22T13:01:58+00:00 22.10.2015 15:01
Liest sich sehr gut & es ist schön, mal von einem Seto zu lesen, der Freiwillig Freunde hat ;)
Von:  story-girl
2015-10-01T11:15:27+00:00 01.10.2015 13:15
Du kannst super schreiben, ich find deine FF klasse


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