Alles auf Anfang
| Der große Reichtum unseres Lebens sind die kleinen Sonnenstrahlen, die jeden Tag auf unseren Weg fallen |
17.10
Konoha, die Hauptstadt von Hi no Kuni, dem Land des unbändigen Feuers war reich, stark, sexy und bestimmt nichts für sie, fand Sakura Haruno und blickte den bunten Blättern, welche vom Wind an ihr vorbei getragen wurden nach.
Der Herbst kam früh dieses Jahr und kündigte einen harten und vor allem langen Winter an.
Ein paar braune Eicheln lagen schon auf dem Boden und die bunten Blumen, welche sonst wahrscheinlich den Wegrand schmückten, hatten ihre wunderschönen Blüten verloren.
Konoha war eine schöne Stadt. Sie richtete ihre grünen Augen gegen den Himmel, welcher in einem strahlenden Blau die Menschen erfreute.
Sakura war mit ihrer Familie gestern hierher gezogen, da ihre Patentante Tsunade vor ein paar Wochen zur Bürgermeisterin gewählt wurde. Mit ihrer Kandidatur auf diesen Titel, sollte eine neue Zeit anbrechen.
Tsunade hatte darauf bestanden, dass ihre Schwester sie zusammen mit ihrem Taugenichts von Ehemann und den beiden süßen Kindern besuchen kam. Angeblich konnte sie sich an die beiden Geschwister nur noch dunkel und in Stramplern erinnern.
Nach dem Besuch hatten ihre Eltern wie aus dem Nichts beschlossen gleich nach Konoha zu ziehen. Vor dem Umzug lebte Sakura zusammen mit ihrer Familie in Sunagakure, der Hauptstadt von Kazé no Kuni, dem Land der niemals untergehenden Sonne, wie die Touristen es auch nannten.
Der Name kam daher, dass es in Kazé no Kuni immer sehr heiß und schwül war.
Die Tage waren lang und die Nächte dementsprechend kurz, während nur selten ein Regenschauer über das Land zog.
Laut ihren Eltern hielt sie in Sunagakure nichts außer schlechten Erinnerungen. Und da sie und ihr Mann selbstständig waren, würde es keinerlei Probleme geben. Ihren Kindern würde das Ganze immerhin auch gut bekommen, da die Konoha-High die beste High School auf dem ganzen Kontinent war und sich somit die Chancen auf die besten Arbeitsplätze für sie erhöhten.
Sakura sollte es nur Recht sein. Ein Neuanfang würde allen gut tun.
Ein Schmunzeln legte sich auf die Gesichtszüge der rosahaarigen Teenagerin,
als sie ein Mädchen mit dunklen, langen Haaren dabei beobachten konnte, wie sie sich hinter einer alten Eiche versteckte und eine kleine Gruppe von Jungs beobachtete, die auf einer Wiese oberkörperfrei Fußball spielte.
Vermutlich mochte sie einen der Jungs ganz gerne.
Sakura konnte sehen, dass das Mädchen vor Scham rot angelaufen war. Ihr blassrosa Rock flatterte leicht im noch warmen Wind und ihr Haar flog wirr umher. Wenn sie nicht besser aufpasste, dann würde sie noch entdeckt werden, dachte sich Sakura und strich sich eine ihrer Haarsträhnen hinter das Ohr.
Ob sie das Mädchen mal ansprechen sollte? Nein, das traute sie sich dann nun auch wieder nicht.
Bitter schmunzelnd schüttelte sie ihren Kopf. Wahrscheinlich würde das Mädchen dann genauso reagieren, wie all die anderen- Sie würde kein Wort mit ihr wechseln, über sie hinter ihrem Rücken tuscheln, lästern und sie schlussendlich voll und ganz meiden.
Außerdem ging Sakura diese ganze Sache nichts an und es war nicht ihre Art sich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen.
Ihr Vater war Leiter eines Konzerns für Computersoftware und war dementsprechend oft auch auf Titelseiten von Wirtschaftsmagazinen oder anderen Zeitschriften zu sehen. Ihm wurde nachgesagt, dass er herzlos und gefühlsmäßig unterkühlt war. Laut der Medien sei ihm der Reichtum zu Kopf gestiegen und seine Kinder würden schrecklich herzlos von ihm erzogen werden. Sie seien ein Abbild ihres Vaters und nur aus Erfolg aus. Lächerlich! Ihr Vater war ein durchaus liebevoller Mann, der alles für seine beiden Kinder tat und diese tatkräftig unterstützte. Doch davon wollte die Bevölkerung nichts wissen und verbreitete lieber Lügen. Dementsprechend waren Sakura und ihr Bruder auch nie sehr beliebt gewesen oder hatten viele Freunde.
Ihrer Meinung nach blendete der Reichtum die Menschen für das Offensichtliche.
Er schränkte ihren Blick für das Leiden anderer Menschen ein und ließ sie ihre Nase ganz weit oben tragen.
Doch Sakuras Blick war nicht getrübt oder eingeschränkt.
Jedes Mal, wenn sie in den Spiegel sah, schämte sie sich fast dafür, das zu haben, wovon es andere nicht einmal zu träumen wagten. Sie wagte es nicht, das feine Essen, welches ihre Mutter täglich für sie kochte zu verschmähen, auch wenn es ihr manchmal nicht schmeckte, weil sie genau wusste, das so manch anderer nur davon träumen konnte. Doch sie hatte leider nicht die Mittel oder die Möglichkeit dazu diese Tatsache zu ändern.
Jeder kleinste Schritt von ihr wurde genauestens unter die Lupe genommen und dreimal vorher kontrolliert, bevor sie ihn tat.
Sie fühlte sich wie in einem goldenen Käfig in dessen Inneren ein Spiegel hing und ihr jeden Tag aufs Neue zeigte, wie unglaublich gut sie es doch hatte.
Jedoch spendeten ihre Eltern manchmal anonym für wohltätige Zwecke.
Sie machten dies anonym, weil ihr Vater meinte, dass die Welt ihn ruhig für gefühlskalt halten sollte.
Sollte die Welt doch mit einer Lüge leben, dann würden sie ihn umd seine Familie wenigstens in Ruhe lassen.
Doch, was für ein liebevoller Vater er auch war, so sah er nicht, dass seine Kinder unter dieser Lüge litten.
Deprimiert seufzend erhob Sakura sich von der hölzernen Bank und machte sich langsam auf den Nachhauseweg.
Auch wenn der Park von Konoha ein schöner Ort war, so war er ihr doch auch so ganz alleine ein wenig einsam.
Für sie war klar, dass sich trotz des Umzugs nichts an ihrer schulischen Situation ändern würde. Sie würde immer das eitele, arrogante Mädchen aus gutem Hause mit einem reichen, gefühlskalten Pappi sein. So tief in Gedanken versunken merkte sie nicht, wie sich ihr schnelle Schritte von hinten näherten. Erst als sie leicht angerempelt wurde und nach vorne stolperte, schreckte sie aus ihren Gedanken auf. Das dunkelhaarige Mädchen von gerade lief an ihr vorbei.
"Entschuldige, bitte." rief diese ihr noch schnell zu und hob im Vorbeilaufen kurz die Hand, ehe sie auch schon aus Sakuras Sichtfeld verschwand, da sie um die Ecke bog. Die rosahaarige Schönheit war erstarrt stehen geblieben und blickte der Anderen nach. Stand sie nicht noch eben hinter dem Baum dort und versteckte sich? Sakura warf einen Blick zurück zum besagten Baum, wo ein blonder Junge ganz verloren stand und der Dunkelhaarigen nach blickte.
"Hinata!" rief er, obwohl ihm klar sein müsste, dass sie ihn nicht mehr hören konnte.
Sakura runzelte die Stirn. War das Mädchen vor ihm weggelaufen? Wurde sie entdeckt?
Beide Schultern kurz hebend ging Sakura weiter ihren Weg und beobachtete nebenbei ihre Mitmenschen.
Es war alles so neu für sie. Hier war alles so anders, als in ihrer alten Heimat.
Hier fuhren überall aufgemotzte Luxuskarossen umher und wichtig aussehende Männer in maßgeschneiderten Anzügen blickten minütlich auf ihre wahrscheinlich sauteuren Uhren, während wunderschöne Frauen ihre Hunde in kurzen Röcken ausführten.
Es war interessant zu sehen, wie die Leute gute Miene zum bösen Spiel machten.
Diese Leute waren von ihrer Eitelkeit und Arroganz geblendet.
"Sakura? Bist du das?" rief ihr Vater aus der Küche und man hörte etwas scheppern.
"Ja, Papa! Ich bin es. Ist alles in Ordnung bei dir?" rief Sakura zurück und zog sich ihre schwarzen Schuhe aus, welche sie an den Treppenabsatz stellte und ging diese nach oben.
An ihrer linken Seite war die offene Küche und an der rechten das offene Wohnzimmer, sodass man, wenn man einen Film sah das brutzelnde Fleisch aus der Küche hören konnte.
Am Ende des Flures war die Tür zum Keller und daneben die Treppe, welche hoch zum Bad und den Schlafzimmern führte.
"Ja, Kleines. Es ist alles in Ordnung." grinste ihr Vater ihr entgegen als sie in der Küche war und aß seine Maki.
Lächelnd stellte ihre Mutter einen weiteren Teller mit Maki und Kushiage auf den Tisch und bat Sakura sich doch zu setzen, was diese auch augenblicklich tat und zu essen begann.
"Was haltet ihr davon, wenn wir uns nachher unseren Nachbarn vorstellen gehen?" wollte die ältere Haruno wissen und nahm einen ihrer Bambusspieße in die Hand.
"Muss das sein?" murrte Sakuras Bruder, Toranosuke, den sie allerdings immer nur "Tora" nannte und blickte mies gelaunt drein.
"Ja, Toranosuke. Das gehört sich so." meinte seine Mutter mit strengem Blick uns biss das fritierte Gemüse von dem Stiel ab. Sakura seufzte. Sie liebte und respektierte ihre Mutter, doch wenn diese in Rage geriet, hielt man sich lieber von ihr fern. In dieser Hinsicht war sie genauso aufbrausend wie ihre Tante.
Nachdem Sakura und ihre Familie mit dem Essen abgeschlossen hatte, half sie ihrer Mutter noch beim Abwasch.
Wenn man dachte, dass sie dies von einer Haushälterin machen ließen, lag man falsch.
Ihre Mutter meinte, dass sie so etwas nicht brauchten. Solange sie sich noch bewegen konnte, würde sie auch das tun, wofür sie Mutter und Ehefrau war.
"Wie war es denn im Park, Liebling?" fragte ihre Mutter Sakura und überreichte ihr einen weiteren, frisch abgespülten Teller.
"Der Park ist schön." lächelte sie und trocknete weiter ab.
"Hast du schon jemanden nettes kennengelernt?"
"Nein." seufzte das rosahaarige Mädchen, überspielte es aber mit einer fröhlichen Miene.
Nachdem der Abwasch fertig war, brannte ihre Mutter darauf, endlich die Nachbarn zu Gesicht zu bekommen.
Man konnte förmlich die Aufregung spüren, die von ihr aus ging.
Hektisch rannte sie auf ihren hohen Schuhen durch den Flur. Zwischendurch legte sie sich noch schnell ihre Creolen an und griff sich den Schlüssel, welcher auf der kleinen Kommode im Flur lag.
Sakura trug noch schnell ihr liebstes Parfüm auf und schlüpfte in ihre Schuhe, ehe sie sich gemeinsam mit einem kleinen Geschenk, welches aus teuren Pralinen und Champanger bestand, zum Nachbarhaus begaben.
Das Haus ihrer Nachbarn war wirklich sehr groß und in einem strahlenden weiß gestrichen, während kostspielige, malerische Verzierungen die Außenkanten der Wände schmückten.
Ihre Mutter betätigte die Türklingel, welche eine schöne Melodie spielte und Sakura blickte auf das Namensschild.
"Uchiha" stand auf diesem und sie schluckte.
Wusste ihre Mutter denn nicht bei wem sie gerade klingelte?
Die Uchihas waren die reichsten und populärsten Leute in ganz Hi No Kuni. Und sie waren ihre Nachbarn.
Eine wunderschöne Frau mit langen, filigranen, schwarzen Haaren und ebenso schönen Augen öffnete ihnen die Tür und lächelte ihnen freundlich entgegen.
Sakura sah, wie ihre Mutter kurz schluckte -anscheinend hatte sie die Frau erkannt- und dann genauso freundlich und zuvorkommend lächelte.
"Guten Tag, mein Name ist Seika Haruno. Das ist mein Mann Rintaro Haruno und meine beiden Kinder, Toranosuke und Sakura. Wir sind gestern in das Haus neben Ihnen eingezogen und wollten uns einmal vorstellen. Es freut mich, Sie kennenzulernen." stellte ihre Mutter sich und den Rest ihrer kleinen Familie vor, und reichte Frau Uchiha ihre blasse Hand, während ihr Vater, ihr Bruder und sie sich höflich verbeugten.
Frau Uchiha schüttelte ihrer Mutter lächelnd die Hand und stellte sich ebenfalls als "Mikoto Uchiha" vor, ehe sie nach ihrer Familie rief.
"Fugaku, Itachi, Sasuke! Kommt doch bitte runter.
Wir haben Besuch."
Augenblicklich schauderte es Sakura, als sie den kalten Augen Fugaku Uchihas entgegen blickte, welcher ihnen in diesem Moment über den Flur entgegen kam.
Der Mann war Besuchern anscheinend nicht gerade wohlgesonnen.
Doch als die Rosahaarige die beiden Uchiha-Brüder entdeckte, legte sich ein feiner Rosaschimmer auf ihre sonst so blassen Wangen.
Sie sahen beide unglaublich gut aus und brachten bestimmt eine Menge Frauenherzen zum Schmelzen.
Sakura befürchtete, dass es bei ihrem eventuell genauso sein könnte und senkte etwas verlegen ihren Blick.
"Ruhig bleiben." hauchte sie ganz leise und kassierte dafür ein wissendes Schmunzeln von ihrem Bruder, der sie wohl schon längst durchschaut hatte.
Doch an Liebe auf den ersten Blick glaubte Sakura nicht.
Sie fand die beiden lediglich sehr attraktiv.
Ihre Mutter wiederholte noch einmal das Gesagte und begrüßte die drei männlichen Uchihas herzlich, welche nachdem sie ihren Nachnamen genannt hatte plötzlich gar nicht mehr so kalt wirkten.
Zwar verschlossen, aber nicht mehr so unterkühlt.
Mikoto bat sie herein und sie folgten ihr in das Esszimmer.
Das Haus war wie eine kleines Museum.
Es war top-modern eingerichtet und seltene Skulpturen und Gemälde ließen sich im Flur vorfinden.
Sakuras Vater unterhielt sich mit Fugaku Uchiha über geschäftliche Dinge, von denen Sakura keine Ahnung hatte, während Mikoto und ihre Mutter über alles mögliche tratschten und sich gleich anfreundeten. Mikoto wirkte auf Sakura sehr aufgeschlossen, freundlich und vornehm. Eben wie eine echte Lady.
Sakura hatte bei weitem nicht gedacht, dass die Uchihas im Privaten eine so nette und aufgeschlossene Familie waren.
Es erstaunte sie dann doch sehr, obwohl es sie eigentlich nicht wundern sollte.
Fugaku Uchiha war ebenfalls als knallharter und strenger Geschäftsmann bekannt, sodass die meisten Leute versuchten, ihn privat zu meiden, während sie sich in der Öffentlichkeit in seinem Glanz suhlten.
Theoretisch teilten ihre Familien das gleiche Schicksal.
Aber praktisch waren sie von Grund auf verschieden.
Sakura seufzte leise.
Der einzige, mit dem sie ein Gespräch anfangen könnte, wäre der jüngste Uchiha, Sasuke gewesen.
Doch sie traute sich nicht so ganz.
Er bedachte sie stets mit einem skeptischen Blick, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte.
Unsicher blickte sie sich im Esszimmer der Uchihas um und alles sah so aus, als ob es noch nie benutzt worden wäre. Das erstaunte sie dann doch sehr, da ihre Küche meist wie ein Schlachtfeld ausschaute.
"Gefällt dir unser Esszimmer?" richtete sich plötzlich Sasuke an sie, worauf sie leicht zusammen zuckte. Sakura räusperte sich leicht, damit ihre Stimme nicht noch anfing zu quietschen, wozu sie mal öfters neigte, wenn sie nervös war.
"Die Einrichtung ist sehr hübsch, Sasuke-kun." meinte Sakura leise und hielt dem intensiven Blickkontakt stand. Er war ihr nicht geheuer.
Stirnrunzelnd sah sich Sasuke kurz um und zuckte dann mit den Schultern. "Kann sein."
Und das war der Moment in dem die kleine Konversation abbrach und beide wieder ihren Gedanken nachgingen.
Sakura hatte das Gefühl, dass sie mit ihm einfach nicht warm werden würde und richtete ihren Blick wieder auf ihre im Schoß gefalteten Hände.
"Und, Sakura? Ich habe gehört, dass du ab Montag in die Konoha-High gehst. Freust du dich schon?
Sasuke und Itachi besuchen diese Schule ebenfalls." richtete Mikoto das Wort an sie und besah sie sich interessiert, worauf alle Blicke eingeschlossen die ihrer Familie auf ihr lagen, was ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb. Wieder einmal räusperte sie sich verlegen.
"Nun ja, momentan bin ich ganz ruhig, wenn ich an die Schule denke. Doch vermutlich wird die Aufregung und Vorfreude sich noch rechtzeitig einstellen." sprach Sakura gedehnt vornehm und schenkte Mikoto ein zaghaftes Lächeln.
| So mancher strebt ein Leben lang nach Reichtum und übersieht dabei die Erfüllung durch Familie, Liebe und Freundschaft |