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Star Trek - Breakable

Die erste Generation
von

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Krieg und Freiheit

Dass Thy'Ron Dheran etwas übertrieben hatte, als er zu ihr sagte, man müsse sich beeilen oder die zu erwartende Schacht im Ceti-Alpha-System würde ohne sie stattfinden, begriff T'Pol erst, nachdem sie fast eine Stunde auf der Brücke der RAKARI zugebracht hatten und nichts geschehen war. Und noch immer war die Flotte des Terranischen Imperiums mehr als zehn Minuten entfernt, selbst wenn sie das hohe Tempo beibehielt.

Dementsprechend unwillig sah sie gelegentlich zu dem Andorianer an ihrer Seite, doch Dheran schien gegenwärtig keinen Blick dafür zu haben. Was sie ihm nicht verdenken konnte, denn ein harter Kampf stand ihnen unmittelbar bevor und als General lag die Last der Verantwortung auf seinen Schultern. So, wie auf den Schultern seines besten Freundes, General Thy'Lek Shran.

Für T'Pol drückte die gesamte Haltung Dherans, in diesem Moment, den Begriff Krieger aus. Das war er und das würde er immer sein. Doch was würde das für sie bedeuten und für ihr zukünftiges Leben an seiner Seite? Was für ein Leben würde sie führen, nachdem diese Schlacht geschlagen war? Sie wusste keine Antwort darauf. Noch nicht.

Gerade so, als habe der Andorianer ihre Gedanken gelesen, sah er T'Pol in diesem Moment an und seine Antennen richteten sich auf sie. „Deine Gedanken scheinen sich auf die ferne Zukunft zu richten. Meine richten sich gerade auf die nähere Zukunft. Aber wenn der Kampf vorbei ist, dann werden wir reden. Auch über diese fernere Zukunft.“

„Ja“, antwortete die Vulkanierin und eine plötzliche Erleichterung machte sich in ihr breit. Weil sie spürte, dass Dheran nicht vergleichbar war mit anderen, deutlich sprunghafteren, Vertretern seiner Spezies. Eine Welle von Vertrauen zu ihm durchflutete sie.

Thy'Ron Dheran schien es zu spüren den ein flüchtiges Lächeln überflog sein Gesicht. Im nächsten Moment wirkte er wieder konzentriert und er erkundigte sich bei Commander Caridan Telev: „Wie lange noch?“

„In etwa sieben Minuten wird die Feindflotte unter Warp fallen, General. Sobald das geschieht werden wir sie gebührend empfangen.“

Dheran sah zu seinem Raumschiff-Kommandanten. Beide wussten, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnten. Nicht gewinnen durften. Sie brauchten Zeit um sich in Ruhe neu formieren zu können und die würde Imperatrice Hoshi Sato ihnen nur dann gönnen, wenn sie zu der Auffassung gelangte, dass der Widerstand kein entscheidender Machtfaktor mehr war. Und zu dieser Auffassung würde man sie heute bringen.

Viele gute Männer und Frauen würden heute dafür ihr Leben geben. T'Pol hatte ganz Recht damit gehabt, die Planung dieser Verluste als barbarisch zu bezeichnen. Doch mit Halbheiten konnte man Imperatrice Sato nicht überzeugen.

Auch wenn wir heute nicht gewinnen dürfen, so werden wir den Terranern doch einen hohen Blutzoll für ihren Sieg abfordern, überlegte der General finster. Zu Telev gewandt meinte er lediglich: „Ja, Commander, das werden wir.“

Als die Feindflotte noch zwei Minuten entfernt war, setzte sich Telev endlich in seinen Sessel. Thy'Ron Dheran und T'Pol nahmen rechts und links dahinter Aufstellung, wobei Dheran die Hand der vulkanischen Frau ergriff und sacht drückte. Hier konnte es niemand sehen und sich somit auch niemand daran stören.

Erst, als Telev die letzten zehn Mikrozyklen herunterzählte ließ Dheran die Hand der Frau los und legte sie auf die Sessellehne. Auf der anderen Seite tat T'Pol es ihm unbewusst nach und Dheran lächelte flüchtig, als er es bemerkte. Gleich war es so weit.
 

* * *
 

Auf der ISS SCHARNHORST herrschte eine Anspannung, die beinahe greifbar war. Hier war es die Imperatrice persönlich die im Kommandanten-Sessel des Schlachtkreuzers saß; hinter sich ihren Mann, Fleetadmiral Jeffrey Gardner.

Während die Imperatrice vollkommen fokussiert war, auf das, was bald passieren würde, nahm sich Gardner die Zeit einen schnellen Blick mit Vilarai Selas zu wechseln. Er bemerkte das leichte Spreizen ihrer Antennen und beantwortete es mit einem Zwinkern. Im nächsten Moment sah er wieder auf den Hauptbildschirm. Seine Frau hatte Recht damit gehabt, als sie ihm auf den Kopf zugesagt hatte er würde sich auf das Zusammensein mit der Andorianerin freuen. Zu lange bereits waren sie schon nicht mehr zusammen gewesen. Doch das würde sich in wenigen Wochen ändern. Nach dieser Schlacht und Hoshis Rückkehr zur Erde. Er selbst würde, an Bord dieses Schlachtkreuzers, noch einige Such-und-Vernichtungs-Missionen durchführen, um die letzten Widerstandsnester auszuheben. Dabei würde sich die Zeit finden, den warmen, anschmiegsamen Körper der Andorianerin in seinen Armen zu halten und ihre süßlich schmeckenden Küsse zu genießen.

Das alles wusste Hoshi. Nicht zuletzt deshalb, weil sie über ihre jeweiligen sexuellen Eskapaden offen miteinander redeten. Doch da gab es auch etwas, dass seine Frau nicht wusste. Ihm selbst war es erst vor kurzer Zeit klar geworden. Er liebte Hoshi, doch ein Teil von ihm liebte auch Vilarai. Das hatte er in dem Moment erkannt, in dem er seinen Dolch in den Leib der Andorianerin gerammt hatte. Es hatte etwas in ihm erschüttert und erst Tage später hatte er verstanden was es zu bedeuten hatte. Dieses Geheimnis würde er bewahren, denn sollte Hoshi je davon erfahren dann war das Leben seines Ersten Offiziers nichts mehr wert. Seine Frau duldete seine Vergnügen doch wirkliche Liebe zu einer anderen Frau, noch dazu zu einer Außerirdischen und sei es auch nur partiell, das würde sie niemals dulden. So, wie er selbst das im umgekehrten Fall ebenfalls nicht dulden würde, obwohl er realisierte, wie schräg diese Einstellung war. Dabei fragte er sich, ob Hoshi möglicherweise bereits ein ähnliches Geheimnis hütete. Ein Gedanke, der ihn für einen Moment in höchstem Maße beunruhigte. Aber warum, wenn er das für sich selbst als in Ordnung ansah? Wurde er mit zunehmendem Alter allmählich paranoid?

Gardner versuchte die Erinnerung daran zu verscheuchen. Doch der Gedanke fraß sich in seine Überlegungen hinein. Das Gesicht eines Mannes erschien vor seinem inneren Auge; eines Mannes der schon seit einigen Jahren tot war.

John Jefferson Pickett. Einst Flottenadmiral, so wie er selbst nun. Vor sechs Jahren noch hatte er unter Pickett gedient. Ein verschlagener und machtgieriger Mann, der ihm und Hoshi vorgegaukelt hatte, sein Vater habe eine Verschwörung gegen die Imperatrice geplant. Nun, dass sein Vater, Conrad Abel Gardner, tatsächlich vorgehabt hatte seine Frau damals zu beseitigen ließ sich nicht von der Hand weisen. Allerdings hatte, wie erst Jahre später ersichtlich wurde, Pickett dabei seine Hände im Spiel gehabt. Auch er hatte letztendlich Hoshi aus dem Weg räumen wollen, allerdings nicht ohne sich zuvor den höchsten militärischen Posten zu sichern. Den des Flottenadmirals Gardner. Seinem Vater.

Er, sein Sohn, hatte Gardner Senior erschossen, als dieser, gemeinsam mit seinen Mitverschwörern, von Pickett und ihm überrascht worden waren. Damals hatte er noch daran geglaubt, dass tatsächlich sein Vater der Drahtzieher hinter der Verschwörung gewesen war. Erst Hoshi hatte ihm später einen anderen Weg gewiesen, der sich als richtig herausstellte.

John Jefferson Pickett war in Wirklichkeit der Ränkeschmied gewesen und um ein Haar hätten seine finsteren Pläne damals zum Erfolg geführt. Doch er selbst hatte zuvor, bereits den loyalen Chef der Sektion-31, Konteradmiral Vincent Luca Kuehn, auf Pickett angesetzt. Kuehn legte im Jahr 2162 unwiderlegbare Beweise dafür vor, dass Pickett Verrat plante woraufhin Hoshi den Zugriff befahl.

Pickett konnte jedoch in letzter Sekunde, zusammen mit einigen Getreuen, den Häschern der Imperatrice entkommen.

Der Verbleib des verräterischen Vizeadmirals bleibt zunächst ungeklärt. Erst im Jahr 2165 gelang es ihm schließlich, Pickett in eine Falle zu locken und den Verräter im Zweikampf zu töten.

Hoshi war im Jahr 2160 mit Pickett zusammen gewesen. Aus reiner Berechnung wie sie später immer wieder betont hatte. Aber stimmte das wirklich? Zumindest hatte Pickett seinerzeit öfter mal anders lautende Andeutungen gemacht. Darüber hinaus war John Jefferson Pickett der bisher einzige Liebhaber der Imperatrice, außer ihm selbst, für den seine Frau keine Kerbe in das Kopfende ihres Bettes geritzt hatte.

Nun fragte sich Jeffrey Gardner leicht verunsichert, ob das Schicksal war, oder ob es mehr zu bedeuten hatte. Gleichzeitig fragte er sich, ob Hoshi damals mehr für Pickett empfand, als sie zugegeben hatte.

Gardner wurde abgelenkt, als Vilarai Selas meldete: „Noch zehn Sekunden, bis der Verband am vorgesehenen Punkt unter Warp gehen wird!“

In einer unbewussten Geste berührte Jeffrey Gardner sanft die Schulter seiner Frau und sagte ruhig: „Gleich ist es so weit!“
 

* * *
 

Auch auf Ceti-Alpha-Fünf warteten die Mannschaften, die sich für diesen Auftrag freiwillig gemeldet hatten, auf die bevorstehenden Ereignisse. Allen war klar, dass dieser Einsatz der letzte Einsatz ihres Lebens sein würde. Dennoch hatten sie nicht gezögert sich dafür zu melden, denn falls sie es nicht getan hätten, so hätten sie ihr Leben dadurch vermutlich nur um wenige Tage, vielleicht auch Wochen, verlängert. Dann lieber einen Tod gewählt der das Imperium am Ende zu Fall bringen konnte.

Anders als die Terraner sahen die Angehörigen des Widerstandes gegen das Imperium eher die Notwendigkeiten ein und fügten sich in ihr Schicksal. Von den Menschen wurden sie dafür verachtet und als Unter-Spezies bezeichnet, doch die Terraner sollten sich noch wundern, wenn eines Tages sie die Unterjochten sein würden.

In ihren unterirdischen Festungen warteten die Verteidiger darauf, dass die zu erwartende Flotte der Terraner im System erscheinen würde.

In fieberhafter Eile waren, während der letzten Woche, die ausgedehnten Anlagen angelegt worden, die den Gegner von dem wertvolleren Mutara-Nebel ablenken sollten. Dort lagen das eigentliche Hauptquartier und die Werftkomplexe des Widerstands. Wenn der Feind schon angriff, dann besser ein Ziel auf dem es außer unübersehbaren Steinwüsten und einigen felsigen Hochplateaus kaum etwas gab, das zu verteidigen sich gelohnt hätte. Kein vernunftbegabtes Leben existierte auf dieser Welt, außer den Männern und Frauen des Widerstands selbstverständlich.

Ker´Daron Thran, ein älterer, kampferprobter Andorianer der die Bodentruppen kommandierte, stand mit allen Kommandostellen in permanenter Verbindung. Laufend wurde er über die Verteidigungsvorbereitungen, Flottenbewegungen und sonstigen Geschehnisse in Kenntnis gesetzt.

Als die sich nähernde Feindflotte noch etwa ein Lichtjahr vom System entfernt war ließ Thran die Energieerzeuger, die man überall auf dem Planeten versteckt hatte, hochfahren. Sie dienten nur einem Zweck: Zusätzliche Ziele vorzugaukeln. Einerseits machte das für die Terraner glaubhafter ein wichtiges Ziel vor sich zu haben. Andererseits erhöhte eine größere Zahl möglicher Angriffsziele die Überlebenszeit der real existierenden Festungen auf diesem Planeten. Was wiederum zu höheren Feindverlusten führen würde. Letzteres würde dem Widerstand zusätzlich nützen, in den folgenden Monaten und Jahren.

Um ihn herum standen oder saßen Andorianer, Tellariten, Vulkanier und Angehörige eines halben Dutzends anderer Spezies und konzentrierten sich auf die Anzeigen der Konsolen. Niemand sprach ein überflüssiges Wort. Egal welcher Spezies die einzelnen Widerstandskämpfer angehörten, ihnen allen stand ins Gesicht geschrieben wie es um sie stand. Selbst den Vulkaniern, die versuchten ihre stoischen Mienen zu wahren.

Ker´Daron Thran hatte zuvor eine Parole ausgegeben: Krieg und Freiheit.

Auf Ersteres verstanden sich die Terraner, wie kaum eine andere Spezies. Von Letzterem hatten sie scheinbar keine Ahnung denn sonst hätten sie gewusst, dass kein Volk auf Dauer ein anderes Volk unterdrücken konnte. Diese Lektion mussten sie noch lernen.

Als die feindliche Flotte nur noch eine Minute entfernt war, gab Thran den Befehl die Zielscanner der Torpedorampen auf dem Planeten zu aktivieren und die der überschweren Phaserkanonen gleichfalls. Sie alle würden den Terranern einen heroischen Kampf liefern.

Als der Feindverband nur noch zehn Sekunden entfernt war, rief Thran aufpeitschend: „Krieg und Freiheit!“

„Krieg und Freiheit!“, hallte es aus dutzenden von Kehlen zurück.

Dann endlich fiel der terranische Kampfverband unter Warp. Es war endlich so weit.
 

* * *
 

Auf der KUMARI gab Lieutenant-Commander Talas an Thy'Lek Shran die Meldung, dass der terranische Kampfverband unter Warp gegangen war.

Der andorianische Oberbefehlshaber der Truppen dankte mit knurriger Stimme und sah dabei unverwandt auf den trapezförmigen Hauptbildschirm des Schweren Kreuzers. Die Verbindung zu den restlichen Kriegsschiffen seiner unterlegenen Flotte stand längst. Er wartete nur einen Herzschlag, bevor er die Kommandanten anwies: „Shran an Alle! Aufteilen nach Einsatzplan. Wir greifen zunächst die Flanken der Terranischen Flotte an. Wenn die feindlichen Kriegsschiffe nach Ceti-Alpha-Fünf durchbrechen so werden sie über dem Planeten eine riesengroße und sehr unangenehme Überraschung erleben. Gute Jagd!“

„Mal sehen wie viele von denen wir für immer verabschieden“, warf Commander Viliam grimmig ein und die meisten Anwesenden auf der Brücke sahen ihn zustimmend an.

An der Spitze eines Verbandes von vier Kreuzern der KIR´TA´SHAN-KLASSE und fünf Kreuzern vom Typ-II raste die KUMARI auf die linke Flanke der Angreifer zu. Mit dabei einer der kampfstarken vulkanischen Kreuzer.

Die RAKARI hatte derer zwei im Verband, dafür aber nur zwei weitere andorianische Schlachtkreuzer. Außerdem ebenso viele Typ-II Kreuzer und eine Handvoll tellaritischer Fregatten, die klein aber schwer bewaffnet waren. Derselbe Schiffstyp flog auch im Verband von General Shran den Angriff mit. Dazu kamen einige weitere Einheiten, die man aus verschiedenen Raumschiffstypen zusammengeschustert hatte. Ein buntes Sammelsurium an Kampfschiffen, die man nun dem Feind entgegenwarf.

Blaue Phaserstrahlen andorianischer Kriegsschiffe durchschnitten die Dunkelheit des Weltalls. Gelb-grüne Disruptor-Impulse der Tellariten und etwas intensivere grüne Phaserstrahlen der vulkanischen Kreuzer gesellten sich dazu.

Wo sie auftrafen, brachten sie Schutzschilde zum Aufleuchten, ließen sie zusammenbrechen und schnitten sich in die Duranium-Hüllen der Feindschiffe. Die Sprengköpfe von Raketen und Torpedos erzeugten kurzlebige Kunstsonnen deren verheerende Energien feindliche Kampfschiffe beschädigten oder zerstörten.

Doch der Feind wehrte sich. Auf seiner Seite glühten grelle gelblich-orange gerichtete Nadion-Phaserstrahlen auf, durchsetzt von ein paar bläulichen Phaserstrahlen der brandneuen Geschütze und Photonentorpedos, die wie grell-bläuliche Energiespiralen aussahen, schlugen in den Schilden der verteidigenden Raumschiffe ein.

Einige der älteren terranischen Zerstörer der NR-KLASSE und einer der inzwischen veralteten NV-KLASSE Kreuzer wurden beim Zangenangriff der Verteidiger vernichtet. Doch die Antwort der terranischen Fregatten der ANDROMEDA-KLASSE ließ nicht lange auf sich warten. In ihrem Feuer vergingen drei Typ-II Kreuzer. Die SCHARNHORST zerstörte, im Verbund mit der DAEDALUS, einen der vulkanischen Kreuzer der SURAK-KLASSE. Die beiden großen, terranischen Kriegsschiffe schüttelten sich ihrerseits nur unter dem Angriff der Verteidiger, dank ihrer neuen Abwehrschilde.

Als zehn terranische Kriegsschiffe sich auf Schussweite der Abwehrstellungen genähert hatten erlebten sie eine unangenehme Überraschung. Von verschiedenen Stellungen auf dem Planeten aus wurden Torpedos auf sie abgefeuert. Gleichzeitig begannen die überschweren Phaserstellungen zu feuern. Drei terranische Kriegsschiffe gingen in diesem Feuersturm unter, der Rest zog sich wieder fluchtartig zurück. Gegen diese Stellungen mussten die beiden stärksten Raumschiffe der Flotte vorgehen, alles Andere würde wenig Sinn ergeben, befanden die terranischen Fregatten-Kommandanten.
 

* * *
 

Die RAKARI hatte sich an eine, etwas abseits der Angriffsflotte fliegende, Fregatte der ANDROMEDA-KLASSE herangepirscht. Thy'Ron Dheran war so kaltblütig den Piloten der RAKARI auf Kernschussweite an den Feind heranfliegen zu lassen bevor er den Befehl zum Abfeuern der Waffen gab.

Zu spät erkannte der terranische Kommandant der Fregatte was auf ihn zu kam. Die Phaserstrahlen der RAKARI durchbrachen die Schilde der Fregatte und trafen die Linke Warpgondel, die in einer Energiekaskade in zwei Hälften brach. Der nächste Treffer erwischte den Warpkern und die Fregatte explodierte in einer grellen Lichterscheinung.

Vereinzelte Trümmerteile trafen auf die Abwehrschilde der RAKARI. Dann war der Schwere Kreuzer hindurch und wandte sich dem nächsten Ziel zu. Wieder und wieder feuerte das andorianische Kampfschiff auf die Feindeinheiten.

Dabei horchte Dheran aufmerksam den Meldungen, die Caridan Telev permanent an ihn weitergab. Nachdem die Niederlage der Verteidigungsflotte sich abzuzeichnen begann, befahl der General, dass die beiden Schwesterschiffe der RAKARI sich nach Plan absetzen sollten. Zufrieden verfolgte Dheran, wie zunächst die CRENDARI sich absetzte, und wenig später auch die ASCARI.

„General, ein Anruf von General Shran“, meldete Telev kurz darauf. „Der General befielt Ihnen, sich selbst nun abzusetzen. Er selbst verbleibt noch für einen Moment, bevor er den Befehl an den Provisorischen Flottenbefehlshaber, auf einem der drei veralteten Schweren Kreuzer übergeben wird.“

Mit einem Gefühl in der Magengegend, das ihm sagen wollte noch zu bleiben, bestätigte Dheran und befahl sofort darauf dem Steuermann, dass sich die RAKARI abzusetzen habe. Dabei ihre Warp-Signatur maskierend.

Um unbemerkt zu verschwinden hatten sich die beiden andorianischen Generale etwas Besonderes einfallen lassen.

Im Zuge dessen ließ Dheran den Kreuzer zunächst auf das dichteste Kampfgetümmel Kurs nehmen. Gleichzeitig gab er den Befehl zum Taktischen Offizier, die beiden Torpedos mit Verzögerungszünder abzufeuern.

Kaum hatten die beiden Torpedos die Rampen verlassen, da beschleunigte die RAKARI signifikant und in demselben Moment, als die beiden Torpedos den Zündimpuls bekamen, da jagte die RAKARI zwischen ihnen hindurch und ging dabei zeitgleich auf Warp-Geschwindigkeit. Zurück blieben die explodierenden Torpedos, deren grelle Leuchterscheinungen den Blitz beim Eindringen der RAKARI in den Subraum überlagerten. Sowohl optisch, als auch energetisch.

Für einen neutralen Beobachter musste es so aussehen, als wäre der andorianische Kreuzer vernichtet worden. Doch tatsächlich hielt die RAKARI Kurs auf den Mutara-Nebel.
 

* * *
 

Thy'Lek Shran, der das Manöver der RAKARI an der Taktischen Konsole seiner Lebensgefährtin verfolgt hatte, spreizte anerkennend die Antennen und sagte leise zu Talas: „Ich bin froh, dass Thy'Ron Dheran nicht auf der gegnerischen Seite steht. Der hätte uns mit solchen Manövern längst die Hölle heiß gemacht, wie die Terraner zu sagen pflegen.“

Talas verzog nur etwas ihre Lippen bei diesen Worten. Sie wusste, seit vielen Jahren, welche halsbrecherischen Aktionen sich General Dheran, während seiner Zeit beim Widerstand gegen das Imperium, bereits geleistet hatte. Nach einer kurzen Pause meinte sie dann: „Als wärst du weniger waghalsig, als er.“

„Ich gelobe Besserung“, gab Shran, wie stets etwas heiser, zurück. Wir halten uns noch eine Weile. Ich will so spät wie möglich hier verschwinden. Dheran, als meinen Stellvertreter, in Sicherheit zu wissen ist beruhigend.“

„Das verstehst du also unter Besserung.“

Thy'Lek Shran ging nicht auf diesen Einwand ein, sondern sah in Richtung von Commander Viliam. „Das Signal zur Übernahme des Kommandos über die Flotte ist raus?“

Rhy'Ker Viliam bestätigte.

„Sehr gut!“

Im nächsten Moment kam die Warnung vom Taktischen Offizier der KUMARI: „General, ein Pulk von sieben Feindschiffen hält auf die KUMARI zu. Zwei Fregatten und das neue Flaggschiff der Terraner sind in diesem Pulk dabei.“

Viliam wandte sich an den General: „Sollen wir das Fluchtmanöver vorziehen?“

„Nein!“, donnerte Thy'Lek Shran entschieden. „Wir laufen nicht davon. Nehmen Sie Kurs auf das Flaggschiff und rufen Sie ein paar Einheiten zu Hilfe.“

In den Gesichtern der Besatzung erkannte Shran Zufriedenheit. Niemandem an Bord gefiel der Gedanke, die Kameraden hier zurückzulassen.

Bereits im nächsten Moment schwang die KUMARI herum und flog, in einem hohen Orbit über Ceti-Alpha-Fünf der ISS SCHARNHORST und ihren Geleitschiffen entgegen.
 

* * *
 

Auf dem Planeten, der von den Kriegsschiffen des Widerstands mit aller Verbissenheit verteidigt wurde, hatte Ker´Daron Thran, seit Angriffsbeginn, keine ruhige Minute mehr.

Auf den Bildschirmen im weiten Rund der Kommandozentrale, unterhalb des Tafelbergs, zeichnete sich, langsam aber sicher die drohende Niederlage ab. Doch einfach wollte es Thran dem Imperium nicht machen.

Seine Offiziere und Mannschaften sorgten dafür, dass von den Abwehrstellungen aus Torpedo um Torpedo und Phaserstrahl um Phaserstrahl gegen den Feind abgeschossen wurde. Besonders die überschweren Phasergeschütze erzielten einige Erfolge bei den kleineren terranischen Einheiten. Auch wenn das Imperium heute gewinnen würde, die Menschen sollten einen hohen Blutzoll entrichten.

Mit zunehmender Kampfdauer wurden die verteidigenden Raumschiffe jedoch langsam immer weiter zum Planet zurückgedrängt. Größer und größer wurden die Verluste, und es war für Thran nur noch eine Frage der Zeit, wann der Feind die planetaren Stellungen überrennen würde. Aber noch atmete er. Noch hatte er einen Platz, von dem aus er Widerstand leisten konnte. Und genau das würde er tun. Bis nichts mehr ging.

Als die ersten Kriegsschiffe des Imperiums in die oberen Luftschichten des Planeten eindrangen, gab Thran den Befehl, das Feuer der Phaserstellungen auf diese Einheiten zu konzentrieren. Grell-blaue Phaserstrahlen durchschnitten die heiße Luft des Planeten und suchten ihre Ziele an der Grenze zum Weltall.

Raketen und Torpedos jagten hinauf in die Stratosphäre. Sie jagten feindlichen Raumschiffen nach, trafen ihre Schilde und Schiffshüllen, oder verloren sich in der interplanetaren Weite des Weltalls.

Die ersten feindlichen Torpedos jagten nun ihrerseits auf die Planetenoberfläche zu, schlugen ein und vernichteten die ersten Abwehrstellungen des Widerstandes. Vereinzelt zuckten auch bereits Phaserstrahlen der gegnerischen Kriegsschiffe auf die Oberfläche hinunter. Dort wo sie kein Ziel fanden, hinterließen sie viele hundert Meter tiefe Einschuss-Kanäle in der Planetenkruste.

Thran horchte währenddessen aufmerksam den Meldungen seiner Untergebenen. Sein Gesicht versteinerte, wenn er von eigenen Verlusten erfuhr und sie verzog sich zu einem grimmigen Lächeln, wenn ein Feindschiff unterging. Trotzdem war er sich bewusst, dass die endgültige Niederlage des Widerstandes, in diesem System, nur noch eine Frage der Zeit war.

Als er auf einem der Bildschirme die KUMARI erkannte, wandte sich Thran überrascht an seinen Stellvertreter und fragte: „Warum ist das Flaggschiff, mit General Shran an Bord, noch nicht weg? Die Lage wird kritisch.“

Sein Untergebener machte ein ratloses Gesicht. „Ich weiß es nicht. Der Befehl zur Übernahme des Kommandos über die Flotte kam bereits vor einer Weile.“

Die Antennen von Thran bogen sich leicht nach Innen. Was bedeutete das?

Doch für Überlegungen dieser Art blieb wenig Zeit. Dann musste er weiter das Abwehrfeuer der Stellungen koordinieren, die jetzt nach und nach dem feindlichen Angriff zum Opfer fielen. Er hatte die KUMARI bereits vergessen, als der Feind sich auf den Tafelberg einzuschießen begann.

Zum letzten Mal dröhnte sein Schlachtruf durch das Rund der Kommandozentrale. „Krieg und Freiheit!“

Minuten später war die Kommandozentrale vernichtet und der bis dahin gut koordinierte Widerstand der planetaren Festungen brach innerhalb von Minuten zusammen.
 

* * *
 

Die KUMARI befand sich in einem harten Abwehrkampf über Ceti-Alpha-Fünf. Vor einem Moment hatten die schweren Geschütze des andorianischen Schlachtkreuzers eine Fregatte der Terraner vernichtet, doch die übrigen vier Kampfschiffe des Imperiums setzten dem Kriegsschiff mächtig zu.

An Bord des Raumschiffs der KIR´TA´SHAN-KLASSE rissen Plasmaleitungen, und Energieverteiler. Einige Systeme schalteten auf Hilfsenergie um. Erschütterungen durchliefen, wieder und wieder, das andorianische Kriegsschiff.

Auf der Brücke der KUMARI rief Rhy'Ker Viliam: „Der Warp-Antrieb ist ausgefallen, General. Impulsenergie steht nur noch eingeschränkt zur Verfügung!“

Leiten Sie alle verfügbare Energie in die Schilde und Waffen. Lebenserhaltung auf Minimalleistung. In unbewohnten Sektionen schalten Sie die Lebenserhaltung ganz ab.“

Damit wandte er sich zum Taktischen Offizier: „Feuer auf die SCHARNHORST konzentrieren! Vielleicht können wir dem Flaggschiff einen Wirkungstreffer verpassen.“

Der Pilot der KUMARI tat sein Bestes um den Torpedos und Phaserstrahlen des Feindes auszuweichen, während der Taktische Offizier das Flaggschiff der Terraner immer wieder unter Feuer nahm. Zehn Kilometer von der SCHARNHORST entfernt schob sich plötzlich ein anderes Kriegsschiff der Terraner zwischen die KUMARI und die SCHARNHORST. Ein hässlich aussehendes Raumschiff mit einer annähernd kugelförmigen Primärhülle und einem von dort nach hinten weg strebenden Hals, der zur bauchigen Sekundärhülle führte. Die leicht negativ nach vorne geneigten Pylone begannen unmittelbar hinter dem Hals des Schiffes und strebten leicht nach oben geneigt zu den großen Warp-Gondeln. Die I.S.S. DAEDALUS.

Offiziell in Dienst gestellt zu Beginn des Jahres 2161 bildete dieses 186,2 Meter lange Kriegsschiff eines der mächtigsten und am besten bewaffneten der Imperialen Flotte. Auf dem Hauptbildschirm erkannte Shran, dass die vier mächtigen Phaserkanonen, auf der Frontseite der Kugelzelle, zu feuern begannen. Mehrere Torpedos jagten aus den beiden frontalen Torpedorampen auf die KUMARI zu.

„Unsere Schilde brechen zusammen!“, meldete der Taktische Offizier des andorianischen Schlachtkreuzers verzweifelt. „Waffen haben keine Energie!“

Gleichzeitig meldete der Pilot: „Die Steuerung reagiert nicht mehr. Das Raumschiff beginnt zu treiben, General.“

Shran ergriff die Hand von Talas und sah sie um Verzeihung bittend an. Im nächsten Moment wurde die KUMARI von Torpedos auseinander gerissen und verging in einer Energiekaskade. Übrig blieben nur Trümmer, die in der Atmosphäre verglühten.
 

* * *
 

Auf der Brücke der SCHARNHORST erlebte Hoshi Sato das Ende des andorianischen Schlachtkreuzers mit, der von der DAEDALUS unter mörderisches Waffenfeuer genommen worden war. Von Vilarai Selas kam mit dunkler Stimme die Meldung, dass die Terranische Flotte auch im übrigen System endgültig die Oberhand zu gewinnen begann.

Zufrieden entspannte sich die Japanerin im Sessel des Raumschiff-Kommandanten. Triumph lag auf den Zügen ihres feingeschnittenen Gesichts, als sie zu ihrem Mann aufsah. „Bald schon werden unsere Raumschiffe die letzten Feinde vernichtet haben. Danach werden wir uns erneut um die Ausweitung des Imperiums kümmern können.“

Jeffrey Gardner lächelte und sagte zustimmend: „Das werden wir. Was gedenkst du zu unternehmen, wegen der Romulaner? Die glauben vermutlich immer noch sie könnten, als unsere Verbündeten, eine bevorzugte Stellung im Imperium erlangen.“

Ein boshaftes Lachen der Imperatrice war die erste Reaktion auf seine Worte. Danach fauchte sie heiser: „Diese Überheblichkeit werde ich denen schon austreiben.“

Gemeinsam verfolgten Gardner und die Imperatrice wie ein feindliches Kriegsschiff nach dem anderen aufgebracht und vernichtet wurde. Dabei mussten sie beide widerwillig den verzweifelten Mut anerkennen, mit dem sich die Rebellen an dieses System klammerten. Ihre letzte Bastion. Und heute fiel sie.

Die SCHARNHORST beteiligte sich nur noch sporadisch an den letzten Kämpfen. Gemeinsam mit der DAEDALUS zerstörte das Flaggschiff das letzte intakte Feindschiff und schwenkte dann, zusammen mit dem mächtigen Kriegsschiff, auf den Planeten selbst ein, der bereits von den übrigen Einheiten der imperialen Flotte eingekreist wurde.

Eine Stunde später stellte das letzte imperiale Kriegsschiff das Feuer ein. Sämtliche Festungen auf dem Planeten waren im Waffenfeuer der Raumschiffe untergegangen.

Mit einem Gefühl unumschränkter Macht erhob sich Hoshi Sato langsam aus dem Sessel und sah auf den Hauptbildschirm des Schlachtkreuzers, auf dem sich das gesamte Ausmaß des verheerenden Angriffs abzeichnete.

Die endgültigen Verlustzahlen liefen auf der Brücke ein, als Jeffrey Gardner neben seine Frau trat. Gemeinsam hörten sie zu, als Vilarai Selas zusammenfasste: „Imperatrice Sato, Fleetadmiral: Die Feindflotte wurde komplett vernichtet. Ebenso die Festungen auf dem Planeten. Nach den Scanner-Aufzeichnungen unserer Kriegsschiffe gibt es bei den Rebellen keine Überlebenden. Unsere eigene Flotte verlor drei Schiffe der ANDROMEDA-KLASSE, alle vier Einheiten der NV-KLASSE, zwei Schiffe der NX-KLASSE und vierzehn Leichte Zerstörer der NR-KLASSE.“

Das Ehepaar sah gleichzeitig zu der Andorianerin und Gardner war es, der ihr zu nickte und sagte: „Danke, Commander Selas. Sie haben die Brücke. Lassen Sie nach Überlebenden suchen. Überlebenden des Imperiums meine ich damit.“

Danach sah er seine Frau an, die nur unmerklich lächelte. Nebeneinander schritten sie zum Turbolift und fuhren gemeinsam nach unten.

Unterwegs fasste Gardner finster zusammen: „Dreiundzwanzig Kriegsschiffe haben wir verloren. Das ist wahrhaftig ein stolzer Preis für den Sieg über die Rebellen. Es wird Jahre brauchen, bis wir diese Verluste ausgeglichen haben werden.“

„Viele der Verluste betrifft ältere Einheiten, die wir ohnehin in den nächsten zehn Jahren hätten ausmustern müssen“, hielt Hoshi dagegen. „Was sich im ersten Moment wie ein fürchterlicher Verlust anhört, enthebt uns der Kosten für die Abwrackung der Schiffe. Und die imperialen Werften arbeiten bereits mit Hochdruck an den neuen Schlachtkreuzern und an einer Reihe von Fregatten der ANDROMEDA-KLASSE. Alle ausgerüstet mit den neuen Waffensystemen, die wir aufgrund der Erkenntnisse der DEFIANT-Technologie entwickeln konnten. Wir werden aus diesem Konflikt gestärkt hervorgehen, Jeff.“

Sie verließen die Liftkabine und Gardner murmelte, nicht völlig überzeugt: „Vielleicht hast du recht, Teufelchen. Ich werde auf jeden Fall, in den nächsten Wochen, mit der SCHARNHORST unterwegs sein, um bei den unterworfenen Völkern Präsenz zu zeigen, und vielleicht auch das ein oder andere Exempel zu statuieren.“

Als sie zu ihrem Quartier schritten kam ihnen niemand in den Gängen entgegen. Die gesamte Besatzung wurde gebraucht, nach dieser Schlacht. Wenige Meter vor dem Ziel blieb Hoshi abrupt stehen. Sie lehnte sich gegen eine der Wände, presste ihre Hände auf den Bauch, krümmte sich leicht und atmete etwas schneller, als zuvor.

Besorgt nahm Jeffrey sie in den Arm und fragte: „Was ist mit dir?“

Es dauerte einen kurzen Augenblick. Dann straffte sich die Haltung der Frau und sie sagte ungewohnt weich: „Wir bekommen ein Baby, Jeff. Endlich hat es geklappt.“

„Ich wusste gar nicht, dass du…“

Gardner erkannte die stumme Frage in den dunklen Augen seiner Frau. Beruhigend lächelnd sagte er dann: „Ich freue mich auf das Kind, Hoshi. Ich wollte immer Kinder haben, doch ich dachte du würdest nicht wollen.“

Die Japanerin küsste ihren Mann auf die Wange. „Doch. Zumindest seit einiger Zeit spüre ich den Wunsch immer stärker werden.“

Sie betraten ihr Quartier, wo sie ungestörter waren, als auf dem Gang. Hoshi sanft in seine Arme nehmend schämte sich Gardner für den Verdacht, den er auf der Brücke kurzzeitig gehabt hatte. Er war sich nun sicher, dass ihn Hoshi ganz und gar liebte. Was sein eigenes Gefühlschaos umso verwirrender machte für ihn. Aber damit würde er klarkommen.

Sich an ihren Mann schmiegend sagte Hoshi vergnügt: „Es ist der ideale Zeitpunkt für ein Kind, Jeff. Der Widerstand ist endgültig zerschlagen, so dass wir uns Zeit nehmen können für unseren Sohn.“

„Du bist dir bereits sicher, dass es ein Sohn werden wird?“

Hoshi sah zu Jeffrey auf und strahlte ihn an. „Nein, aber ich spüre es, Jeff. Ich glaube fest daran, dass es ein Junge wird. Aber gegen eine Tochter hätte ich auch nichts.“

„Hauptsache, es ist gesund, stark und es weiß was es will.“

Hoshi zwinkerte ihrem Mann zu: „Bei solchen Eltern…“

Gardner schmunzelte amüsiert. Dann nahm er seine Frau an die Hand und zog sie, mit sanfter Gewalt hinüber in Richtung des Schlafzimmers.
 

* * *
 

Drei Tage später stand General Thy'Ron Dheran auf der Brücke der KUMARI und sah, aus dem Fenster seines Quartiers, auf das bläuliche bis violett-rötliche Wallen des Mutara-Nebels. Dabei seinen rechten Arm um die Hüfte von T'Pol gelegt.

In der Ferne sah er mehrere Raumschiffsdocks in denen andorianische Raumschiffe der KIR´TA´SHAN-KLASSE, im Licht der Tiefenscheinwerfer, auf Kiel lagen. Sie würden die ersten sein die standardmäßig mit jenen Waffen und Defensiv-Systemen ausgerüstet sein würden, deren Pläne T'Pol ihm übergeben hatte. Vor zwei Tagen bereits waren sie in die Datenbänke der großen Raumstation überspielt worden, die sich, von hier aus nicht sichtbar, im Zentrum des Mutara-Nebels befand.

Thy'Ron Dheran haderte noch immer mit dem Schicksal. Sie hatten den Feind getäuscht und ihm gleichfalls hohe Verluste beigebracht. Doch was war der Preis dafür gewesen? Sein bester Freund, Thy'Lek Shran, hatte den Tod gefunden. Gemeinsam mit Vilarai Talas, die er so lange gekannt hatte. Mit ihnen waren gleichfalls einige der Männer und Frauen gestorben die an dem Einsatz auf Capella-IV teilgenommen hatten. Als sie T'Pol befreiten. Auf das Ansinnen einer verräterischen Romulanerin hin.

Bei diesem Gedanken ballte der Andorianer seine linke Hand zur Faust. Die Verantwortung für den Widerstand lag fortan in seinen Händen. Dheran hoffte er würde ein ebenso guter Anführer sein, wie sein Freund.

„Wir sollten dem ersten neuen Schlachtkreuzer den Namen GENERAL SHRAN geben“, sinnierte der Andorianer rau und warf der Frau in seinem Arm einen Seitenblick zu.

T'Pol bemerkte ihn und erwiderte seinen Blick. Sie hatte das, worüber sie mit dem Andorianer reden musste, bereits seit drei Tagen vor sich hergeschoben. Darum erwiderte sie: „Die Idee ist gut, doch es gibt da etwas von dem du erfahren solltest.“

Die Augenbrauen des Andorianers hoben sich und seine Antennen richteten sich, als Zeichen seiner ungeteilten Aufmerksamkeit, auf das Gesicht der Vulkanierin. „Es klingt etwas mysteriös wie du das sagst. Ich höre dir zu.“

Für einige Herzschläge lang seinen Blick suchend, offenbarte die Frau: „Ich bekomme ein Kind von dir, Thy'Ron.“

Ein Phaserschuss in den Unterleib hätte keine heftigere Reaktion auslösen können, bei dem Andorianer. Ungläubig sah er seine Lebensgefährtin an. „Aber wie kann das sein? Ich dachte immer, Andorianer und Menschen…“

„Bezeichne mich nie wieder als Mensch!“

T'Pol schrie die Worte fast. Heftig durchatmend beruhigte sie sich wieder und etwas ruhiger erklärte sie: „Auch wenn sich Menschen und Vulkanier gleichen, so besteht doch ein ziemlicher Unterschied. Ich wusste auch nicht, dass Andorianer und Vulkanier genetisch kompatibel sind. Ich werde mich jedoch einer genetischen Behandlung unterziehen müssen, damit das Kind gesund zur Welt kommen kann. Ich hoffe, dass du das auch willst.“

Es dauerte einen langen Moment bis sich die Antennen des Andorianers spreizten und er T'Pol mit seinen Armen umschloss. Mit abgesenkter Stimme erklärte er bestimmt: „Ja, das will ich, T'Pol. Es kommt nur etwas überraschend. Mein Entschluss, dich an meiner Seite haben zu wollen, stand ohnehin schon fest, wie du weißt. Ich wollte nur, dass mein Freund noch leben würde, um das noch zu erleben. Er trug sich mit der Absicht, mit Vilarai Talas ebenfalls eine Familie zu gründen.“

Für einen Moment lang sah T'Pol den Mann in ihren Armen fragend an. „Wenn es ein Junge wird, dann nennen wir ihn Thy'Lek.“

Die Vulkanierin sanft zu sich heranziehend fragte Thy'Ron überwältigt: „Das willst du wirklich für mich tun?

„Nein, ich werde das für uns tun, Thy'Ron.

Sie küssten sich eine geraume Weile bevor sie sich trennten und Dheran wieder zum Fenster hinaussah. Dabei überlegte er: „Es wird mindestens zehn terranische Jahre dauern, bis unsere Streitkräfte bereit sein werden es wieder mit dem Imperium aufnehmen zu können. Vielleicht auch zwanzig Jahre. Ich hoffe, dass die nächste Generation die Kämpfe weiterführen wird die wir begonnen haben. Wir müssen das Joch der terranischen Unterdrückung abschütteln, für unsere Kinder und Enkelkinder. Ungeachtet der Verluste, die wir dafür in Kauf zu nehmen haben.“

„Bitte sei jetzt still“, bat T'Pol und legte eine Hand auf ihren Bauch. Ich will in der nächsten Zeit nichts mehr von Kriegen und Verlusten hören. Du sagtest gestern, dass es hinter dem Mutara-Nebel eine Welt der Klasse M gibt?“

Der Andorianer sah wieder in die Augen der vulkanischen Frau. „Ja, etwa neun Lichtjahre entfernt. Erste Forschungsberichte klingen sehr positiv. Eine Welt mit ausgedehnten Wäldern, weiten Ebenen und am Äquator auch mit ein paar trockenen Wüsten. Mit einer Durchschnittstemperatur von rund siebzehn Grad Celsius vielleicht etwas zu kühl für dich, aber dafür kann man ja gelegentlich einen Abstecher in wärmere Gegenden des Planeten machen. Was hältst du davon, dort ein Haus zu errichten?“

Das zufriedene Lächeln der Frau sprach Bände. Dabei meinte der Andorianer: „Ich dachte immer, dass Vulkanier ihre Gefühle nicht so deutlich zeigen.“

„Ich bin zu einem Viertel Romulanerin“, gestand T'Pol. „In mir lagen die Gefühle schon als Kind viel dichter unter der Oberfläche, als bei den meisten meiner Artgenossen.“

„Das erklärt so Einiges.“

Sie sahen wieder gemeinsam in das bunte Wallen außerhalb des Quartiers. Schließlich fragte T'Pol leise: „Was wird die Zukunft für uns und unsere Nachkommen bereithalten?“

Dheran erwiderte, ohne seinen Blick vom Nebel abzuwenden: „Krieg und Freiheit.“
 

ENDE
 



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