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Star Trek - Icicle - 03

Freundschaften
von

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Erinnerungen und Aussichten

Pünktlich um 13.28 Uhr Standardzeit saß Tar´Kyren Dheran im Kommandosessel, auf der Brücke der U.S.S. ICICLE, und blickte auf den Hauptschirm, der das Innere des Hangars in der Hangarsektion zeigte, in dem das Schiff der AKIRA-KLASSE angedockt war.

Die U.S.S. POLARIS und die U.S.S. WINDTALKER, die etwas unterhalb, links festgemacht waren, wurden von einem Schwarm Work-Bee´s umkreist, die Aggregate entlang der Sensorphalanxen beider Schiffe austauschten. Ähnliche Arbeiten waren bis vor drei Tagen an der ICICLE vorgenommen worden, was diese Modifikationen bewirken würden, wussten bisher jedoch nur eine Handvoll Offiziere auf der STRATEGICAL STARBASE 71, die vom Admiral zu unverbrüchlichem Stillschweigen vergattert worden waren. Tar´Kyren Dheran und sein Erster Offizier, Pasqualina Mancharella, gehörten zu diesen Wenigen. Außerdem der Wissenschaftsoffizier dieses Schiffes, Jörn Harling, der die Daten für diese Modifikationen bei einem der letzten Einsätze mitbrachte, und Ensign Tearash Corin, der als Erster erkannt hatte, worum es sich bei den technischen Daten handelte.

Die Spanierin musterte den Andorianer von der Seite, immer noch einigermaßen verwundert über den plötzlichen Abflugbefehl, und darüber, dass Dheran nicht mit der VENTURE Richtung Andoria unterwegs, sondern hier auf der Brücke der ICICLE war.

„Ich hatte fest damit gerechnet, dass Sie Urlaub auf Andoria machen, Captain“, raunte sie Dheran leise zu.

„Der Admiral hat mich dazu verdonnert meine Kabine aufzuräumen“, entgegnete dieser ebenso leise und blickte Pasqualina ernsthaft an, bis ihn ihr verblüfftes Gesicht zu einem breiten Grinsen reizte.

Commander Mancharella überlegte, dass man für diese Art Humor wohl besondere „Antennen“ brauchte, bevor sie sich scheinheilig erkundigte: „Zwei Wochen lang?“

„Sind ja auch zwei Zimmer“, konterte der Andorianer schlagfertig. Dann straffte er sich, und wies Lieutenant Farok, der hinter ihnen an der Taktik stand an: „Bitten Sie um Startfreigabe, Mister Farok.“

„Aye, Captain.“

Keine halbe Minute später meldete de Vulkanier: „Haben Startfreigabe, Sir.“

„Danke, Mister Farok.“

Dheran hob seine Hand von unten nach vorn und wies Lieutenant Ivarsson an: „Bringen Sie die ICICLE aus dem Hangar. Ein Viertel Impuls voraus.“

Niemand auf der Brücke hätte es gewagt Dheran darauf hin zu weisen, dass innerhalb der Hangarsektion nur Manöverdüsen erlaubt waren. Natürlich gehörte ein gewisses fliegerisches Können dazu, ein Schiff von der Größe der ICICLE in der kurzen Zeit, die bei der Beschleunigung mit Viertelimpuls blieb, sauber aus einem Innenhangar zu fliegen. Der Norweger Lou-Thorben Ivarsson besaß nicht nur dieses notwendige Können, sondern auch die nötige Ruhe und, was beinahe noch wichtiger war, das Vertrauen des Captains in seine Fähigkeiten.

Und am Ende war es schließlich der Captain, der den Kopf hinhalten musste, falls sein Pilot eine Kollision verursachen sollte. Darum wagten auch nicht allzu viele Captains einen solchen Kavalierstart.

Dheran gehörte zu diesen Wenigen, denn er vertraute auf die Fähigkeiten seiner Mannschaft, und er hielt es für geraten ihnen das gelegentlich auch zu zeigen.

Mit erschreckender Schnelligkeit kamen die sich noch öffnenden Hangarschotts näher, und Commander Mancharella hörte im Geiste schon das Kreischen von Metall auf Metall, doch auch diesmal bewies Ivarsson, dass er ein sicheres Auge hatte und ließ die ICICLE genau zwischen den Schotthälften hindurch ins All hinaus rasen.

Dheran´s Antennen spreizten sich und er wandte sich an den Norweger. „Fein gemacht, Mister Ivarsson, beinahe hätten Sie uns die linke Warpgondel abgerissen.“

„Da fehlten gut und gerne noch fünf Meter, Sir“, verteidigte sich der Lieutenant. „Im Notfall fliege ich das Schiff durch einen noch engeren Spalt.“

„Wenn Sie das beim Einflug in den Orbitalstützpunkt über der Erde üben, bekommt der Hangar-Leitoffizier einen Anfall“, grinste Dheran. Für ihn war der Fall damit erledigt.

Ivarsson nickte knapp. „Aye, Sir. Also die Sicherheitsvariante beim Einfliegen dort, wenn ich Sie richtig verstanden habe.“

„Ich bitte darum.“

Die Spanierin verfolgte diesen Wortwechsel amüsiert. Die Stimmung auf der Brücke war also gut. Sicher freuten sich, so wie auch sie, viele Besatzungsmitglieder der ICICLE auf die Woche Landurlaub, sobald sie die Erde erreicht hatten.

Dheran blickte nun zu Ensign Charall. „Navigator, setzen Sie einen Kurs Richtung DEEP SPACE NINE. Steuermann: Kurs folgen, Maximum Warp.“

„Aye, Sir!“, antworteten Ivarsson und Charall, die Bolianerin, wie aus einem Mund.

Wieder wies Dheran mit seiner flachen Hand nach vorn. „Volles Programm!“

 

* * *

 

Als die ICICLE zwei Tage später im Denorius-Gürtel auf Unterlichtgeschwindigkeit fiel, wirkte Dheran erleichtert. In den letzten Tagen hatte er sich, als Gastgeber, selbstverständlich um Captain Sorek gekümmert. Mit seiner ruhigen und wortkargen Art hatte der Halbvulkanier den Andorianer in den beiden Tagen beinahe um den letzten Rest Beherrschung gebracht.

Dabei war es nicht einmal so, dass Sorek unhöflich zu Dheran gewesen wäre oder dass er die Fähigkeiten dieses Captains nicht anerkannt hätte, sondern vielmehr so, dass der Andorianer einfach nichts mit der typisch vulkanischen Ruhe und Wortkargheit anfangen konnte. Vielleicht wurde der Flug ja angenehmer, wenn auch Linara Enari an Bord war. Dheran schätzte die Bajoranerin und ihre Art lag ihm wesentlich mehr, als die von Sorek. Möglicherweise, so hoffte er, konnte sie ihm Sorek etwas vom Hals halten.

Beim Gedanken an diese Bajoranerin schweiften seine Gedanken zu einer anderen Bajoranerin ab, der er lieber nicht begegnen würde. Aber diese Hoffnung würde sich nicht erfüllen, soviel stand fest. Kira Nerys würde ohne Zweifel rechtzeitig von der Ankunft der ICICLE erfahren. Also konnte er den Besuch bei ihr auch sofort antreten, sobald das Schiff an der Station angedockt hatte, dann hatte er es wenigstens hinter sich. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, Rick McMahan mitzunehmen, schließlich war er vor einem Jahr auch dabei gewesen. Er verwarf den Gedanken schnell wieder. Kira würde höchstens noch wütender werden, wenn sie auch noch ihn sah. Also würde er allein auf weiter Flur stehen.

Seine Miene heiterte sich erst wieder auf, als ihm einfiel, dass er auch seinen Freund, Valand Kuehn wiedersehen würde. Seit seiner Beförderung zum Captain trafen sie sich das erste Mal wieder. Die Beförderung Kuehns zum Konteradmiral hatte er leider verpasst. In Folge seines neuen Ranges führte Kuehn nun die Sektorenflotte-Bajor, die als Bedeckung der Sternenbasis-375 diente, ein Verband von 40 modernen Einheiten. Noch war er dabei Vizeadmiral Ross unterstellt, aber man munkelte, dass Kuehn der designierte Nachfolger von Ross war.

Vor einem Monat hatte das Pionier-Korps der Sternenflotte mit dem Bau der neuen Sternenflottenbasis FORTRESS-ALPHA begonnen. In etwa fünf Jahren würde sie fertiggestellt werden und Kuehn sollte sie dann übernehmen. Eventuell würde er sogar vorher noch das Kommando über die veraltete Sternenbasis-375 übernehmen, falls man Ross vorher ab berief, was momentan als wahrscheinlich galt, weil dessen Beförderung zum Vier-Sterne-Admiral bevorstand.

Vor einer halben Stunde hatte er das Kommando an Pasqualina übergeben und seinen Bereitschaftsraum aufgesucht. Nachdenklich öffnete er die Schublade seines Schreibtisches und entnahm ihr ein kleines, in ein samtenes Tuch eingeschlagenes Päckchen, dass er in die linke Hosentasche seiner Uniform steckte.

Danach stand er auf und schritt zu einem der beiden schmalen Fenster hinüber.

DS9 befand sich schräg oberhalb des Schiffes, etwas zu seiner Linken. In wenigen Minuten würde das Schiff an einem der unteren drei Hauptpylone andocken, die alle drei frei waren. Dafür erkannte Dheran an zwei der oberen Pylone zwei Schiffe, deren Klasse ihm nicht so geläufig war – das heißt, ein Schiff mit ähnlicher Primärhülle hatte er in einem der drei gewaltigen Hangars von STRATEGICAL STARBASE 71 gesehen: Die WINDTALKER. Allerdings besaßen diese Schiffe hier, im Gegensatz zum Schiff von Linara Enari, nur zwei Warpgondeln, und die Struktur der ovalen Primärhülle schien etwas zu differieren. Am markantesten waren wohl die nach unten geneigten Warpgondelstreben. Es dauerte einen Moment, bis ihm der Name dieser Schiffsklasse einfiel.

Dies waren zwei Schiffe der neuen LUNA-KLASSE – moderner, stärker bewaffnet und mit einer Länge von 575 Metern etwas größer, als die WINDTALKER. Dafür erreichte das Schiff der Bajoranerin eine höhere Endgeschwindigkeit, dank der dritten Gondel ihres Prototyps. Abgesehen von den Gondelstreben wirkten sie beinahe wie eine etwas größere Ausgabe der AKIRA-KLASSE.

Der Andorianer wusste, dass es erst eine Handvoll Schiffe dieser Klasse gab, und offensichtlich flogen gleich zwei dieser neuen Angriffskreuzer in Valands Sektorenflotte. Das fand Dheran reichlich ungewöhnlich und nachdenklich las er die Schiffsnamen.

Die OBERON wurde von seinem Freund als Flaggschiff benutzt, das wusste er weil Kuehn den Schiffsnamen mal erwähnt hatte, wer jedoch das Kommando über die PHOEBE, wie der zweite Angriffskreuzer hieß, führte, das war ihm nicht geläufig. Noch nicht...

Diese beiden Schiffe begeisterten Dheran, und es gelang ihm kaum, sich von ihrem Anblick loszureißen, als die ICICLE andockte. Möglicherweise ergab sich ja die Gelegenheit für einen kurzen Besuch auf eines der beiden Schiffe.

Als sie unter dem Andockring hindurch flogen, wandte sich Dheran vom Fenster ab und machte sich entschlossen auf den Weg zum Schott. Unangenehme Dinge brachte man am Besten so schnell wie möglich hinter sich.

 

* * *

 

Bisher war der Vormittag auf DEEP SPACE NINE fast schon verdächtig ruhig verlaufen, und dass beunruhigte Captain Kira Nerys unwillkürlich. Für gewöhnlich entwickelten sich gerade solche ruhig beginnenden Tage zu sogenannten Katastrophentagen.

Zurück gelehnt im breiten Sessel ihres Büros, dass einst schon Gul Dukat benutzt hatte, bevor Commander und später Captain Sisko es übernommen hatte, spielte sie mit einem Data-Padd mit den Handelsschiffen, die sich für diese Woche angemeldet hatten. Die einzige kleine Abwechslung, die diese Woche brachte, waren die beiden LUNA-Kreuzer, die vor fünf Stunden angedockt hatten.

Wobei Konteradmiral Valand Kuehn die angenehme Eigenschaft besaß, sich nicht in den Kommandobereich anderer Sternenflottenoffiziere einzumischen. Er behandelte Sie stets als Gleichrangig, wenn er zu Besuch auf DS-9 war, was öfter vor kam, weil die Station innerhalb des Patrouillen-Bereichs des Admirals lag. Diesmal war er zusammen mit seiner Stellvertreterin, Commodore Sylvie LeClerc, erschienen.

LeClerc war eine quirlige, lebenslustige Frau mit messerscharfem Verstand, die zum Konteradmiral passte, wie die Faust auf´s Auge. Sie hätten kaum gegensätzlicher wirken können, und trotzdem verstanden sie sich, zumindest dienstlich, beinahe blind. Sylvie LeClerc, nur zwei Jahre jünger als Kuehn, war gebürtige Französin, was sich oft darin äußerte, dass sie gerne Worte oder ganze Sätze in ihrer Muttersprache in Unterhaltungen ein flocht, was nicht selten zu Konfusion bei ihrem jeweiligen Gegenüber führte. Wie Kuehn hatte sie während der Akademiezeit der RED SQUAD angehört, und man sagte, sie habe das Zeug zu einem zukünftigen Admiral.

Nachdenklich legte die Bajoranerin das Padd auf den Schreibtisch und blickte durch die Scheibe des großen, ovalen Fensters hinaus ins All. Ihre Gedanken eilten in den Gamma-Quadranten zu Odo – wie immer an solchen Tagen, wo nur sehr wenig los war. Gerade dann fehlte ihr seine Anwesenheit, die angeregten Diskussionen mit ihm oder auch nur einfach seine Präsenz.

Sie schreckte aus ihren Gedanken auf, als der Deskviewer sich aktivierte, und das Gesicht ihres Ersten Offiziers, Commander Ro Laren, auf dem kleinen Holoschirm des Gerätes sichtbar wurde.

„Captain, die U.S.S. ICICLE unter Captain Tar´Kyren Dheran bittet um Andockerlaubnis am unteren Pylon-1“, meldete die hagere, hochgewachsene Frau, die eine ähnlich bewegte Vergangenheit hatte, wie sie selbst, mit dem bemerkenswerten Unterschied, dass sie selbst nie für den Marquis tätig gewesen war. Doch das war Captain Kira ziemlich egal. Commander Ro war ein fähiger Erster Offizier, das war Alles, was für sie zählte.

Bei der Erwähnung des Captains der ICICLE beugte sich Kira im Sessel nach vorn und antwortete: „Commander, begeben Sie sich bitte persönlich zum unteren Pylon-1 und geleiten Sie Captain Dheran hierher. Ich möchte ihn sprechen, sobald er hier ist. Noch etwas: Hat Dheran einen Grund genannt, was er in diesem Winkel des Weltalls treibt?“

„Ja, Captain. Er holt Captain Linara ab. Außerdem erwartet er die Ankunft seines neuen 2.Taktischen Offiziers, Lieutenant Rania Sing-Badt. Die ICICLE wird voraussichtlich in zwölf Stunden in Richtung Sektor 001 weiter fliegen.“

Captain Kira runzelte die Stirn. „Rania Singh-Badt wurde mir als Offizier der 5. Taktischen Flotte angekündigt. Also gehört die ICICLE nun auch zu Admiral Taruns Verein.“

Ro nickte knapp. „Das ist korrekt, Captain.“

„Danke Commander.“ Kira deaktivierte die Verbindung und blickte durch die Glasscheiben des Schotts auf die OPS, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Das hat der Admiral sauber hin gekriegt – Dheran als Teil der 5. Taktischen Flotte, zusammen mit ihrer Freundin, Linara Enari. Da hat er ein paar Leute, mit denen er einen drauf machen kann.

Angespannt wartete sie auf den andorianischen Captain. Das er sich überhaupt noch herwagte, nachdem was er und sein baumlanger Chief letztes Jahr im QUARKS aufgeführt hatten, grenzte an ein Wunder.

Die Nerven der Bajoranerin waren bereits zum Zerreißen angespannt, als sie durch die Scheiben des Schotts erkannte, dass Dheran dabei war, die Stufen zu ihrem Büro empor zu steigen. „Na dann“, murmelte sie finster und ließ die Hälften des Schotts zurück gleiten, um Dheran herein zu lassen.

Der Andorianer verabschiedete sich freundlich von Ro, die zusah, dass sie schnell wieder ihren Posten einnahm. Bei diesem Gespräch wollte sie nicht wirklich dabei sein.

Hoch aufgerichtet kam Dheran zum Schreibtisch und sagte freundlich: „Es freut mich, sie gesund wiederzusehen, Captain Kira.“

„Sparen wir uns besser diese Plattitüden und kommen gleich zur Sache!“, entgegnete die Bajoranerin scharf, kaum dass sich die Schotthälften hinter dem Andorianer geschlossen hatten. „Was werden Sie diesmal anstellen? Die OPS auseinander nehmen?“

Das ging ja gleich gut los. Laut erwiderte Dheran: „Sie sind also immer noch sauer wegen der kleinen Kabbelei im QUARKS, letztes Jahr?“

Kira blies die Wangen auf. Das war die Untertreibung der laufenden Dekade gewesen. „Kleine Kabbelei?“ echote sie zornig und begann aufzuzählen: „Zweihundert Barren in Gold gepresstes Latinum Schaden, fünf Cardassianer, ziemlich zerschunden, auf der Krankenstation und ein Amok laufender Sicherheitschef. Aber Sie und der Chief konnten einer Festnahme entgehen.“

„Dann war es wohl doch eher ein handfester Zoff. Außerdem ist es immer gut zu wissen, wann man die Kurve kratzen muss!“, konterte Dheran gereizt und fügte mit lauter werdender Stimme hinzu: „Außerdem war ich es nicht, der den Streit mit den Cardassianern angefangen hat!“

„Nein, das war ihr Leitender Ingenieur, wenn man diesen wandelnden Kleiderschrank so nennen möchte! Wie hatte er einen der Cardassianer noch genannt? Eine Laune der Natur? Oder, nein halt: Einen Querschläger der Evolution – das war es! Und als er diesem Cardassianer auch noch ein Bein stellte, hätten Sie ihm ja nicht unbedingt noch helfen müssen!“

Tar´Kyren Dheran stützte sich mit den Händen auf die Schreibtischkante und fauchte in Richtung der Bajoranerin: „Hätte ich etwa dem Cardassianer helfen sollen!“

„Nein, verdammt!“, fuhr Kira Nerys wütend aus ihrem Sessel auf und brüllte ihn aus nächster Nähe an: „Sie hätten aber auch nicht auf ihn drauf treten müssen!“

Dherans Antennen bogen sich nach Innen. „Dafür habe ich mich sofort bei ihm entschuldigt!“

„Oh, nein!“, fuhr Kira dem Andorianer in die Parade. „Sie sagten süffisant: Entschuldigung – das war zwar mit Absicht, aber es sollte nicht so schlimm kommen!

„Erwarten Sie von mir, dass ich lüge!“

„Nein! Ich erwarte von Ihnen, als Sternenflottenoffizier, dass sie diplomatischer vorgehen, Mister Dheran!

„Ach!“, blaffte der Andorianer. „So, wie Sie, als Sie mich mit einem hinterhältigen Kinnhaken über den nächsten Tisch befördert haben, bei der anschließenden Prügelei mit den fünf Cardassianern?“

Kira Nerys straffte sich und stemmte ihre Fäuste in die Hüften. „Na hören Sie mal, Sie haben mich doch angepfiffen, ich solle beiseite treten, oder den Anderen helfen, und mich dabei grob aus dem Weg gezerrt!“

„Und warum haben Sie sich nicht herausgehalten?“

„Wo denken Sie denn hin!“, fauchte Kira, immer noch wütend. „Diese fünf Cardassianer hätten doch nie eine Chance gegen den Chief und Sie gehabt. Als von den Propheten die Muskeln verteilt wurden, da hat ihr Hüne von Ingenieur doch bestimmt zweimal HIER gerufen – und Sie selbst sind ja auch nicht gerade schmächtig! Oh, tut mir furchtbar leid, wenn ihnen das nicht passt, aber ich schlage mich, in solchen Fällen, immer auf die Seite der Unterlegenen, Captain! Außerdem lasse ich mich nicht grob behandeln.“

Die letzten Worte hatte die Bajoranerin nicht mehr geschrien – zum Teil auch deswegen, weil sie bereits ein unangenehmes Kratzen im Hals verspürte.

„Das habe ich gemerkt“, grollte Dheran finster. Auch er hatte seine Stimme wieder gedämpft und betastete sein Kinn, als würde es immer noch schmerzen.

Kira funkelte den Andorianer immer noch angriffslustig an, obwohl ihr Zorn nun weitgehend verraucht war. „Was soll ich denn erst sagen? Ich musste anschließend zu Doktor Bashir auf die Krankenstation um zwei angeknackste Fingerknöchel behandeln zu lassen.“

„Sie hätten ja mit etwas weniger Begeisterung zuschlagen können.“

Die Haltung der Bajoranerin entspannte sich. „Ja, da könnten Sie Recht haben...“

 

* * *

 

Als es im Büro des Captain leiser wurde, blickte Commander Ro fragend zu Konteradmiral Valand Kuehn, der vor zwei Minuten auf der OPS erschienen war.

Kuehn war noch zwei Finger breit höher gewachsen, als Tar´Kyren Dheran. Seine Haare trug er Millimeter kurz. Auffällig an ihm waren, neben seinen harten, grau-grünen Augen der sorgsam gepflegte Schnur- und Kinnbart. Von sportlich durchtrainierter Statur, war er nicht ganz so kräftig gebaut wie Dheran.

Eigentlich hatte der Admiral gleich Kira´s Büro aufsuchen wollen, um seinen Freund von ihr loszueisen, aber der heftige Wortwechsel hatte ihn zurück gehalten. Damit wurde sein Freund schon allein fertig. Also wartete er neben der Konsole des Commanders und blickte von Zeit zu Zeit zum Büro hinauf. Zwischenzeitlich sah er kurz zu Senior-Lieutenant Ezri Dax hinüber und nickte ihr knapp zu.

Die junge Trill hatte, schon vor einigen Jahren, den Wechsel zur Kommando-Ebene vollzogen und füllte nun den Posten des Taktischen Offiziers auf DS9 aus. Der neuen Aufgabe entsprechend trug sie somit nun die roten Farben an ihrer Uniform. Seit Benjamin Sisko fort ist, ist das hier ein reiner Frauenclub geworden, dachte Kuehn ironisch während es in Kiras Büro vollkommen ruhig geworden war.

„Diese plötzliche Stille ist mir suspekt“, meinte Ro und folgte dem Blick Kuehns.

„Geben Sie den Beiden noch zehn Minuten, Commander. Wenn wir dann noch kein Lebenszeichen erkennen können, schauen wir nach.“

Commander Ro nickte beklommen und bewegte sich unruhig hin und her. Als sich schließlich, nach acht langen Minuten, das Schott öffnete und ein zweifaches Lachen aus dem Büro erklang, atmete Ro Laren erleichtert auf.

Gleich darauf traten Dheran und Kira vor das Schott, sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten könnend, wobei sich Kira am Arm des Andorianers festhielt.

„Da saßen wir also, wild entschlossen das Hauptquartier auf Cardassia zu stürmen, und drohten schon am Haupteingang zu scheitern“, lachte Kira, dass es sie schüttelte.

„Und Garak hat wirklich dort in Deckung gelegen und sich, zusammen mit Damar und Ihnen, ausgeschüttet vor Lachen?“, fragte Dheran, nicht weniger erheitert.

Kira nickte und beruhigte sich nur mühsam.

„Da wäre ich gerne dabei gewesen“, schnaufte der Andorianer. „Aber zu diesem Zeitpunkt hockte ich auf Avenal VII, nach einem Kommandoeinsatz auf diesem Planeten und wartete darauf wieder abgeholt zu werden. Schnell wurde er wieder ernst und seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als er Valand neben Commander Ro auf der OPS erkannte.

Eilig wandte sich der Andorianer an Kira und reichte ihr die Hand. „Sie entschuldigen mich nun bitte, Captain Kira.“

Valand Kuehn wartete geduldig bis sich die beiden Captains herzlich von einander verabschiedet hatten, und der andorianische Freund bei ihm war, bevor er ihm seine Hand auf die Schulter legte und meinte: „Das ist anscheinend gutgegangen, Tar. Was hältst du von einem Besuch im QUARKS?“

„Ich mochte schon immer deinen seltsamen Sinn für Humor“, meinte Dheran launig. „Na schön, darauf kommt´s jetzt auch nicht mehr an.“

Gemeinsam bestiegen sie die Lift-Kabine und sahen beim hinab fahren gerade noch, wie Commander Ro verständnislos den Kopf schüttelte.

Als sie den Lift auf dem Promenadendeck verließen, holten sie die gewohnt herzliche Begrüßung nach und umarmten sich erst einmal. Dheran spürte Kuehns unverfälschte Freude und sagte: „Ich freue mich wirklich, dich zu sehen. Unser letztes Treffen liegt viel zu lange zurück, mein Freund.“

Valand ließ seine Augen sprechen und Dheran verstand ihn – auch das war ein Beweis ihrer tiefen Freundschaft. „Ich hörte, dass du mir etwas mitgebracht hast?“

Dheran griff in seine Hosentasche und übergab dem Freund unauffällig das Päckchen, dass ihm Admiral Tarun anvertraut hatte. Er fragte Kuehn nicht, was es war, weil er im Blick des Freundes erkannte, dass er selbst ihm keine Antwort darauf geben würde.

Auch das war ein wesentlicher Punkt ihrer Freundschaft – jeder von ihnen Beiden wusste, wann man etwas besser ungesagt oder ungefragt, ließ.

„Komm“, meinte Valand Kuehn schließlich gut gelaunt. „Ich könnte jetzt ein andorianisches Ale vertragen.“

„Klingt gut“, lenkte Dheran ein.

Gemeinsam schritten sie über das Promenadendeck zum Eingang der Bar, aus der ihnen schon bis vor den Eingang die wütende Stimme des Ferengi Quark entgegen schlug.

Es gibt Dinge die sich wohl nie ändern dachte der Andorianer und blickte kurz zu den drei Crewmen in der Uniform der Stationssicherheit hinüber, die unwillkürlich Haltung annahmen, als sie Valand und ihn erblickten.

Als die beiden Freunde zum Eingang der Bar herein kamen erkannten sie einen noch recht jungen Lieutenant-Commander, mit dichten, schulterlangen Haaren, der vor wenigen Monaten erst nach DS9 versetzt worden war und jetzt für die Stationssicherheit verantwortlich war. Er mochte bestenfalls dreißig Jahre alt sein und machte einen dynamischen Eindruck, auch wenn im Moment eher der Ferengi der Aktivere von ihnen beiden war.

„Mir gefallen Ihre andauernden Schikanen nicht!“, polterte Quark erbost.

„Hören, Sie, Mister Quark, ich erledige nur meinen Job“, erklärte der nur 1,78 Meter große, dafür aber auffallend breitschultrige Lieutenant-Commander ruhig, was den Ferengi nur noch mehr aus der Fassung brachte. „Dazu gehört nun mal, dass...“

„Dass sie in meinen Lagerräumen herum wühlen!“, schnitt ihm Quark lautstark das Wort ab. „Ich habe aber etwas gegen diese ständige Schnüffelei. Sie sollten mittlerweile wissen, dass ich mein Geld auf ehrliche Art verdiene.“

„Nach den Bestimmungen der Sternenflotte, oder nach denen der Ferengi“, konterte der Lieutenant-Commander ruhig und hob die dichten, schwarzen Augenbrauen, die eigenartig zu seinen eisgrauen Augen kontrastierten. „Wenn Sie nichts zu verbergen haben, dann verstehe ich den ganzen Aufstand nicht, den Sie hier verursachen.“

„Das ist immer noch meine Bar und da tobe ich, wie es mir beliebt!“ regte sich der Ferengi weiter auf.

„Ich habe Sie lediglich gebeten einen Blick in ihre Lagerräume werfen zu dürfen, so wie in alle anderen Lagerräume auch“, entgegnete der Chef der Sicherheit auf DS9 entsagungsvoll. „Nur deswegen bin ich hier.“

„Und ihr Inspektionsteam haben Sie auch gleich mitgebracht!“, regte sich Quark, bei einem schnellen Blick auf den Gang des Promenadendecks auf.

„Das gehört zur Routine der Stationssicherheit“, versetzte der Offizier.

„Zur Schnüffelei gehört das!“, explodierte der Ferengi und blickte zufällig zum Eingang. Eine plötzliche Wandlung ging mit ihm vor. Ohne den Sicherheitschef noch eines Blickes zu würdigen, griff er unter die Bar, drückte dem sprachlosen Offizier den Code-Schlüssel für seine Lagerräume in die Hand und eilte dann hinter der Theke hervor, zu dem andorianischen Captain, der gerade in Begleitung eines Sternenflotten-Admirals seine Bar betreten hatte. Mit ausgebreiteten Armen baute er sich vor dem Andorianer auf und rief laut: „Halt, Sie werden diese Bar nicht betreten, Captain! Was Sie hier letztes Jahr angerichtet haben hat mir gereicht!“

Ungläubig blickte Dheran auf den Ferengi hinunter und kam ihm bedrohlich nahe. Gefährlich leise flüsterte er ihm zu: „Hören Sie zu, Sie Terrorzwerg. Wenn sie nicht mit Lichtgeschwindigkeit hinter den Tresen ihrer Bar verschwinden und uns zwei andorianische Ale bringen, dann werden sie erleben, was mit ihrer Bar passiert, wenn ich ganz sauer werde.“

Zorn bebend blickte der Ferengi von Dheran zu Kuehn, der hinter dem Rücken des Andorianers bedeutungsvoll nickte, und gab mit einem unterdrückten Fluch den Weg frei.

Als sie die Wendeltreppe zur Galerie hinauf stiegen fragte Kuehn seinen Freund amüsiert: „Du änderst dich wohl nie? Jagst den Leuten immer noch gerne einen Schrecken ein.“

„Nur denen, die es verdient haben“, entgegnete Dheran, als sie sich an einen der Tische setzten, von dem aus man einen guten Überblick auf das unter ihnen liegende Etablissement hatte. Abrupt das Thema wechselnd sagte er dann: „Übrigens meinen Herzlichen Glückwunsch nachträglich zur Beförderung.“

„Danke, Tar“, lächelte Valand Kuehn „Schade, dass du, bei der anschließenden Feier, nicht dabei sein konntest. Besonders Elisabeth Dane hat dich vermisst.“

„Lizzy war da?“ staunte Dheran und erinnerte sich dabei an die blonde, hochgewachsene Kalifornierin. „Ich habe Lizzy Dane seit mindestens neun Jahren nicht mehr gesehen. Ist sie immer noch im Planungsstab?“

„Nein, seit etwa einem Jahr kommandiert sie die CARPENTER, ein Schiff der NEBULA-KLASSE. Ich soll dich übrigens herzlich von ihr grüßen.“

„Danke.“ Dheran lächelte nachdenklich. „Erinnerst du dich noch daran, wie wir sie immer genannt haben, während unserer Akademiezeit?“

Kuehn lachte. „Ja, wir nannten sie The Fog weil sie durch ihren stets etwas abwesenden Blick immer leicht benebelt wirkte. Sie wohnt, wie ich hörte, immer noch unten in Antonio-Bay an diesem alten Leuchtturm, wo wir ihr zum siebzehnten Geburtstag auf´s Dach gestiegen sind, weißt du das noch?“

Dherans Antennen spreizten sich nach Außen. „Ja, das war eine unbeschwerte Zeit. Lizzy´s Geburtstagsparty hatte es in sich, und das, wo sie doch ganz allein hatte feiern wollen, abseits jeglichen Trubels. Dass wir dann zu sechst derart auf die Pauke hauen würden, das hätte sich die ruhige Lizzy vorher bestimmt nicht träumen lassen.“

„Dieser Geburtstag hat sie verändert“, nickte Kuehn. „Zum Positiven verändert, möchte ich behaupten. Danach war sie längst nicht mehr so in sich gekehrt, wie früher. Wenn ich mich recht erinnere hat sie danach eine ganze Weile ein klitzekleines Bisschen für dich geschwärmt, oder irre ich mich da?“

Dheran lächelte in Gedanken. „Ein bisschen sehr geschwärmt. Aber irgendwie fand ich das niedlich von ihr. Später dann hat sie in mir so eine Art großen Bruder gesehen.“

Ja – einen großen, bösen Bruder, versetzte Valand trocken und amüsierte sich über das Gesicht des Andorianers.

Die beiden Freunde blickten kurz auf, als eine leicht bekleidete Bajoranerin ihnen die Getränke brachte, und bedankten sich. Sie nahmen einen Schluck, nachdem sie sich zu geprostet hatten und setzten die Gläser auf dem Tisch ab.

Valand Kuehn war es, der zuerst wieder das Wort ergriff. „Wie kommst du eigentlich mit dem Admiral aus?“

„Dieser Trill ist ein beeindruckender Mann, der seinem Ruf gerecht wird, der ihm voraus eilt. Allerdings stört mich etwas, dass der Admiral lieber ganz vorne an der Front steht und führt, als zu kommandieren, was sein eigentlicher Auftrag ist. Nach meinem Geschmack begibt er sich viel zu oft in Gefahr.“

„Zum Glück hat er eine Stellvertreterin, wie Carey an seiner Seite, die diese Schwäche ausgleichen kann. Wie ist es denn für dich, sie nun wieder häufiger zu sehen, mein Freund? Seid ihr euch wieder näher gekommen?“

Dheran machte eine wiegende Geste mit der Hand, die er sich von McMahan abgeschaut hatte. „Nur ein Wenig. Fast gewinne ich den Eindruck, als würde sie nur Augen für den Admiral haben, obwohl der in festen Händen ist.“

„Erfolg macht erotisch“, bemerkte Valand und beobachtete wie sein Freund missmutig das Gesicht verzog.

„Wenn es danach geht, dann müssten sich die Frauen nach uns beiden ja die Hälse verdrehen“, knurrte der Andorianer zweifelnd.

Kuehn nickte ernsthaft: „Das tun sie, mein Freund, aber ganz im Gegensatz zu einem gewissen Admiral achtest du nicht darauf. Ich halte die Nähe des Admiral zu einigen seiner weiblichen Offiziere für ein Manko, bei ihm. Er scheint sich, so kommt es mir vor, sogar in dieser Weiberhelden-Rolle zu gefallen.

„Da tust du Tarun unrecht!“, entgegnete Dheran heftiger als beabsichtigt. Etwas ruhiger fügte er hinzu: „Soweit ich weiß führt er seit einiger Zeit eine feste Beziehung. Vielleicht wird ihm da ja auch von Außen zu viel angedichtet.“

„Oh!“, machte Kuehn leicht überrascht. „Diese Worte von dir, obwohl Christina für ihn schwärmt. Das überrascht mich.“

Dheran blickte seinen Freund unwillig an und seine Antennen bogen sich etwas nach Innen. „Mag sein, dass ich der launischste und eigenwilligste Captain der Taktischen Flotten bin, aber ich will verdammt sein, wenn ich vergesse was gerecht ist, und was nicht.“

Kuehns Gesichtsausdruck entspannte sich und er schmunzelte fein. „Tar´Kyren Dheran, deine Ehre heißt Loyalität, und ich bin mir vollkommen im Klaren darüber, dass du diese Loyalität nicht leichtfertig vergibst; ebenso wenig wie deine Freundschaft. Gerade deswegen bin ich stolz darauf dein Freund zu sein. Und wenn der Admiral dich jetzt hätte hören können, dann wäre er wohl genauso stolz darauf, dass du zu seinem Verein gehörst.“ Er beugte sich vor und blickte Dheran mit seinen harten Augen beinahe beschwörend an. „Ändere dich bitte nie, was das angeht – denn genau das macht dich so immens wertvoll, mein Freund.“

Dheran nahm einen Schluck von seinem Ale und lehnte sich im Stuhl zurück. Er überlegte, wie er das Thema angehen sollte und fragte schließlich: „Hast du einen besonderen Draht zum Chiefadmiral? Dass sich gleich zwei der neuen LUNA-Einheiten in deinem Verband befinden verwundert mich etwas.“

Die Augen des Norwegers verengten sich unmerklich. Er kannte Tar´Kyren lange genug, um zu wissen, dass er ihm nicht mit einer ausweichenden Antwort kommen konnte, ohne dass sein Freund merken würde, das etwas im Busch war. Darum versuchte er es gar nicht erst, sondern sagte ganz offen: „Ich habe Sylvie LeClerc angefordert – als meine Stellvertreterin, wenn du es genau wissen willst. Dass man sie zuvor zum Commodore und zur Kommandantin der PHOEBE gemacht hatte, ist dabei ein glücklicher Umstand gewesen.“

Tar´Kyren, dem die Wortwahl seines Freundes nicht entging, beugte sich wieder vor und auch seine Antennen, die sich nun vor streckten signalisierten seine volle Aufmerksamkeit. „Glücklich in welchem Sinn? Rechnest du mit Problemen im bajoranischen Sektor?“

„Nein, nicht unmittelbar. Doch es gibt einige Anzeichen, die mir zu denken geben, Tar. Möglicherweise droht uns nicht einmal von Außen Ungemach, sondern von Innen. Diese neue Sternenbasis, zum Beispiel, die in einigen Jahren die Sternenbasis-375 ersetzen wird, gibt mir zu denken, mein Freund. Die Basis soll zwar nicht mehr als vierzig Schiffe aufnehmen, aber ausgelegt ist sie auf mindestens 150 Schiffe. Fällt dir da vielleicht etwas auf?“

Der Andorianer blickte seinen Freund überrascht an. „Das, was du da sagst, gefällt mir überhaupt nicht. Aber noch weniger gefällt mir, was du ungesagt lässt.“

„Ich wollte, ich würde mich irren, Tar, aber ein unbestimmtes Gefühl sagt mir, dass es nicht so ist. Irgend etwas braut sich innerhalb des Sternenflottenstabes zusammen, und es hat etwas mit diesem Raumsektor zu tun, das spüre ich in jedem Knochen. Und in einigen Jahren, werde ich genau hier, im Brennpunkt stehen, wenn mich mein Gefühl nicht trügt, deshalb treffe ich bereits jetzt meine Vorbereitungen. Die Anforderung von LeClerc war nur eine davon. Viele Captains meines Verbandes sind ehemalige RED-SQUAD-Angehörige, die ich schon während meiner Akademiezeit kennen lernte. Sie alle führen durchwegs Einheiten, die gut bewaffnet, und darüber hinaus schnell sind. In einigen Jahren werde ich daraus einen blind auf einander eingespielten Elite-Verband geformt haben, mit dem im Rücken man Entscheidungen treffen kann.“

Tar´Kyren Dheran blickte seinen Freund mit leichtem Unglauben an. Sich näher zu Kuehn hinüber beugend fragte er mit gedämpfter Stimme:

„Redest du da von Revolution?“

„Nein!“, versicherte Kuehn mit ebenfalls gedämpfter Stimme eindringlich. „Ich rede lediglich davon, dass wir zwei einen Eid auf die Charta der Föderation geleistet haben – nicht aber auf die Regierungsvertreter der Föderation, oder auf den Chef des Flottenstabes. Wir Flottenoffiziere sind eine Schar von Brüdern und Schwestern, Tar. Hauptsächlich der Föderation und ihren Werten sind wir verpflichtet.“

„Das sind die Worte, die Robert Edward Lee, als Leiter der Militärakademie: West-Point, vor dem Sezessionskrieg, seinen Kadetten einschärfte, wenn ich es recht in Erinnerung habe. Abgesehen von dem Teil mit der Föderation.“

Kuehn schmunzelte vergnügt. „Fast hätte ich vergessen, dass die Terranische Militärgeschichte, deine große Leidenschaft ist.“ Er wurde schnell wieder ernst. „Das ist richtig; und damals, wie heute, besitzen diese Worte Gültigkeit.“

Tar´Kyren blickte seinen Freund mit gemischten Gefühlen an. „Du zeichnest da ein düsteres Bild. Aber es muss nicht so sein, wie du glaubst.“

Kuehn nickte. „Wenn ich mich irre, dann entsteht kein Schaden. Aber wenn ich Recht habe, dann möchte ich die besten Captains der Sternenflotte auf meiner Seite haben. Leider hast du dich für die Taktischen Flotten entschieden.“

„Falls du irgendwann Beweise haben solltest, für das, was du da andeutest, wäre es sicher nicht schlecht, wenn du zuerst mit Tarun sprichst“, schlug der Andorianer vor. „Der Admiral wäre in einem solchen Fall sicher der richtige Mann, den man einweihen könnte. Außerdem ist STRATEGICAL STARBASE 71 nicht weit weg.“

Valand Kuehn warf Dheran einen warnenden Blick zu, als zwei Offiziere der Stationssicherheit die Treppe hinauf kamen und nahm einen tiefen Schluck von seinem Ale. Als die beiden außer Hörweite waren meinte der Konteradmiral unverfänglich: „Ich werde deinen Vorschlag überdenken, mein Freund. Vielleicht hast du ja auch Recht, und ich bin es, der sich irrt.“ Er trank sein Glas aus und machte Anstalten sich zu erheben. „Jetzt werde ich dich nicht länger von deinem Besuch auf Bajor abhalten“, meinte er dann. „Du könntest mit Sylvie LeClerc nach Bajor fliegen, sie legt in einer halben Stunde zu einem Patrouillenflug ab. Ist bestimmt interessanter für dich, als eines der bajoranischen Schiffe zu nehmen.“

Dheran leerte sein Glas und erhob sich ebenfalls.

„Eine deiner besseren Bemerkungen am heutigen Tag“, meinte er ironisch und seine Laune besserte sich wieder. „Dann muss ich mich nicht so sehr beeilen, bis Elias Vaughn mich wieder abholt, wenn er von seinem Patrouillenflug zurückkommt. Kira hat mir zugesagt ihn diesbezüglich zu kontakten.“

Die Freunde verabschiedeten sich herzlich von einander und während der Andorianer die Treppe hinunter schritt, blickte Kuehn dem Andorianer nachdenklich hinterher. Er bedauerte dem Freund etwas verheimlicht zu haben, aber in diesem Fall hatte sich Torias Tarun ziemlich klar ausgedrückt. Er fühlte dabei unterbewusst nach dem Päckchen in seiner Hosentasche und ein kaltes Glitzern trat in seine Augen. Soviel, wie er verantworten konnte, hatte er seinem Freund, in Absprache mit Admiral Tarun, gesagt.

Der wache Verstand des Andorianers würde nun anfangen zu arbeiten – dessen war sich Kuehn klar, und genau damit rechneten er und Tarun.

Ihnen beiden war wichtig, dass Captain Tar´Kyren Dheran von selbst den richtigen Weg fand, sich zu entscheiden. Sie würden den Andorianer zukünftig als einen wichtigen Verbündeten benötigen; einen Verbündeten, der sich mit dem was er tat zu einhundert Prozent identifizierte. Ohne die Fähigkeiten und Veranlagungen Dherans würden seine und Taruns Chancen drastisch sinken, schnell und wirkungsvoll zu handeln, falls ihre Bedenken jemals Realität werden sollten...



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