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Star Trek - Timeline - 02-02

Captain und Commander
von

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Captain und Commander

Zehn Minuten später materialisierte Valand Kuehn auf der Transporterplattform von Transporterraum-3 der U.S.S. ENTERPRISE. Ein Commander, der ihm in seiner Statur sehr ähnlich war, empfing ihn mit einem Lächeln und sagte: „Ich bin Commander William Riker. Willkommen auf der ENTERPRISE.“

Der Norweger erwiderte das sympathische Lächeln und stellte sich vor: „Commander Valand Kuehn, von der AKIRA. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“

Die beiden, fast gleichgroßen, Männer reichten sich die Hände. Dann wies Riker auf das Schott. „Kommen Sie bitte, Commander. Der Captain erwartet Sie bereits in seinem Quartier.“

Während die beiden Hünen durch die hell erleuchteten Gänge der ENTERPRISE schritten, blickte William Riker seinen Begleiter von der Seite an. Er wirkte jünger als Dreißig, und so nahmen sich die Insignien eines Commanders etwas seltsam bei ihm aus. Andererseits wusste Riker natürlich, wie es zu der frühen Beförderung gekommen war, und zumindest die Ausstrahlung dieses jungen Mannes entsprach der eines so hohen Offiziers. Er hatte bereits eine Menge durchgemacht, und das hatte Spuren hinterlassen. Bei Valand Kuehn in positivem Sinne, wie Riker meinte. Schließlich fragte er: „Commander, ist die AKIRA wirklich so leistungsfähig, wie es im Vorfeld behauptet wurde?“

Kuehn nickte, wobei sich in seinen Augen Stolz widerspiegelte: „Ja, das ist sie. Aber sie wäre nur die Hälfte wert, ohne ihre hervorragende Crew und ihren nicht minder beeindruckenden Captain.“

Riker schmunzelte. „Vergessen Sie nur nicht, ihren Ersten Offizier zu erwähnen. Wie ich hörte, ist der, als er die ALAMO nach Hause brachte, über sich selbst hinausgewachsen.“

Kuehn grinste schief. „Wenn man den Gerüchten glauben will. Aber ich habe die ALAMO nicht allein zurückgebracht. Wenn nicht jeder an Bord, ohne Ausnahme, sein Bestes gegeben hätte, dann wäre es nicht gelungen, Commander Riker.“

Als sie den Turbolift betraten, erwiderte Riker, übertrieben seufzend: „RED-SQUAD, Träger des Christopher-Pike-Ordens und außerdem noch sehr bescheiden. Damit lassen Sie Kollegen, wie mich, ziemlich blass aussehen.“

Sie blickten sich an und lachten. Dann erklärte Kuehn: „Jetzt sind Sie zu bescheiden, Commander Riker. Ich hörte, dass man Ihnen letztes Jahr das Kommando eines Sternenflottenschiffes übertragen, und Sie zum Captain befördern, wollte.“

Riker nickte. „Das stimmt. Aber dann wurde die MELBOURNE, bei der Schlacht von Wolf 359, zerstört. Aber ich hätte das Kommando selbst dann abgelehnt, wenn das Schiff diese Schlacht überstanden hätte, denn ich bin gerne Erster Offizier auf dem besten Raumschiff der Flotte.“

„Dem Zweitbesten“, korrigierte Valand Kuehn trocken und weidete sich grinsend an dem verblüfften Gesichtsausdruck seines Gegenübers.

„Wir werden sehen“, antwortete Riker diplomatisch, bevor sie das Quartier des Captains erreichten. Schnell erklärte er noch: „Der Captain hat eine Aversion gegen das Händeschütteln, Commander.“ Dann legte der Bärtige, mit einem ironischen Seitenblick auf Kuehn, seine Hand auf den Meldekontakt. Als sich das Schott öffnete, traten die beiden Offiziere hinter einander ein.

Jean-Luc Picard, der an einem der Fenster stehend, klassische Musik hörte, wandte sich zu ihnen um, und gab dem Computer Anweisung, die Musik zu dämpfen. Er wartete, bis ihm Riker den Besucher vorgestellt hatte und sagte dann lächelnd, zu seinem Ersten Offizier: „Lassen Sie uns bitte allein, Will.“

Riker nickte und zog sich zurück.

Einen Augenblick lang musterte Picard den Commander, der seinen beinahe sezierenden Blick offen erwiderte, bevor er freundlich lächelnd auf ihn zu kam. „Willkommen auf der ENTERPRISE, Commander.“ Er deutete auf die Couch an der Wand. „Bitte setzen Sie sich.“

Eingedenk der Worte Rikers verzichtete Kuehn darauf, dem bereits ergrauten Captain die Hand zu reichen und kam der Aufforderung nach. „Danke, Sir. Ich muss sagen, Ihr Schiff ist beeindruckend. Wussten Sie, dass es ein Romulaner war, durch den ich zum ersten Mal von der Indienststellung der ENTERPRISE, und wer sie kommandiert, erfuhr?“

Picard nahm am anderen Ende der breiten Couch Platz. „Nein, Mister Kuehn. Aber der besagte Romulaner ist es, weswegen ich mit Ihnen sprechen möchte. Als ich, nach Ihrer Rückkehr davon hörte, dass sie Commander Tomalak dazu bewegen konnten dass er Ihnen Hilfe gewährt, und Sie dabei unterstützt hat, nach Hause zu kommen, da war ich, offen gesagt, etwas erstaunt. Ich selbst habe Commander Tomalak von einer ganz anderen Seite kennengelernt.“

Kuehn nickte in der Erinnerung an sein erstes Zusammentreffen mit Tomalak. „Captain Picard, ich denke, das liegt daran, dass er bereits damals schon sehr interessiert an der seinrzeit brandneuen GALAXY-KLASSE war. Er schickte mir sogar einen weiblichen Austauschoffizier an Bord, in der Hoffnung, dass ich etwas über diese Schiffsklasse wüsste, und im Beisein dieses Austauschoffiziers ausplaudern würde. Damals, nachdem ich das herausfand, da war ich... enttäuscht. Nicht von Tomalak, sondern von seinem Offizier. Doch dann sagte ich mir, dass dieser Offizier vielleicht keine Wahl gehabt hatte, und dass Tomalak möglicherweise Angst vor den Möglichkeiten der GALAXY-KLASSE hatte.“

„Angst?“, fragte Picard verwundert. „Sie glauben wirklich, ein Mann wie Tomalak hätte Angst vor uns?“

Kuehn lächelte schwach. „Ich verstehe Ihre Reaktion, Captain. Aber ich habe ihm mehrmals, von Angesicht zu Angesicht, gegenüber gestanden, oder gesessen. Damals waren einige romulanische Außenposten von einem unbekannten Gegner vernichtet worden. Tomalak ließ durchblicken, dass er es nicht für ausgeschlossen hielt, es könnten sich neuartige Partikelwaffen auf der ENTERPRISE befinden. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von der Existenz der Borg. Ich glaubte zwar nicht an einen Angriff durch die Föderation, aber zumindest konnte ich Tomalaks Besorgnis verstehen. Er hat zwar versucht, mich durch seine Hilfeleistung nachhaltig zu manipulieren, und er erhoffte sich, durch das Überspielen der Datenbanken der ALAMO taktische Vorteile, aber dennoch sehe ich in ihm eher einen kompromisslosen Patrioten, als einen bösen Mann, Sir.“

Jean-Luc Picard musterte Kuehn eine Weile intensiv. Dann wurden seine angespannten Züge etwas weicher und er fragte ruhig: „Wie gelang es Ihnen, nur mit der AKIRA, sich drei romulanischen Warbirds zu stellen und sie zur Umkehr zu bewegen, Commander. Unsere Scanner registrierten Waffenfeuer, als wir uns annäherten?“

Valand Kuehn berichtete, in knapper Form, was sich zugetragen hatte. Danach schwiegen sie eine Weile, bis Picard das Wort ergriff und nüchtern feststellte. „Sie hätten Tomalak und die drei Warbirds festsetzen können. Sie befanden sich innerhalb unseres Territoriums. Warum taten Sie es nicht?“

„Weil ich mir der Konsequenzen bewusst war, Sir.“ Kuehn erwiderte den Blick des Captains mit Bestimmtheit. „Die Romulaner hätten eine solche Vorgehensweise möglicherweise als einen kriegerischen Akt angesehen. Und eingedenk ihrer erst kürzlichen Intervention im Klingonsektor schien es mir zu riskant zu sein. Außerdem war ich Tomalak persönlich noch etwas schuldig.“

Der mehr als doppelt so alte Captain setzte eine strenge Miene auf. Dann sagte er: „Das war eine mutige Entscheidung, für einen so jungen Offizier der Sternenflotte. Und es war gleichfalls...“

„Falsch...?“

Ein flüchtiges Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Captains. „Weise...“

Valand Kuehn hatte nicht mit dieser Antwort gerechnet. Für einen Moment starrte er den Captain nur an, bevor er sich wieder fing und fragte: „Was hätten Sie an meiner Stelle getan, Captain Picard?“

„Offen gesagt, ich weiß es nicht, Commander.“ Picard lächelte und sagte dann nachdenklich: „Übrigens, Commander: Bevor sie zu mir kamen informierte mich Lieutenant-Commander Data darüber, dass seine Auswertung der eingelaufenen Sonden-Telemetrie zu demselben Ergebnis führte, zu dem auch Ihr Wissenschaftsoffizier kam. Mit anderen Worten, das Sonnensystem, das Sie untersuchten, ist verschwunden. So, als habe man es mit einer riesigen Hand aus diesem Universum gewischt.“

Ungläubig blickte Kuehn zu dem Captain der ENTERPRISE. „Aber wie sollte denn so etwas möglich sein?“

„Ihr Wissenschaftsoffizier sprach von einer sehr hochstehenden Technik auf dem zweiten Planeten des Systems. Halten Sie es für möglich, dass dieses Verschwinden möglicherweise gewollt war?“

Kuehn machte eine ratlose Geste. „Da bin ich überfragt, Sir. Aber ich bin erleichtert, dass nun diese Technik nicht mehr den Romulanern in die Hände fallen kann. Es hätte sicherlich zu einer signifikanten Verschiebung der Machtverhältnisse innerhalb des Alpha- und Beta-Quadranten geführt.“

Picard nickte zustimmend. Dann bemerkte er die leichte Unruhe des Commanders und er erkundigte sich: „Es zieht sie auf die AKIRA zurück, Commander?“

Kuehn lächelte etwas verlegen. „Offen gesagt ja, Sir. Mein Captain wurde auf dem zweiten Planeten des verschwundenen Systems schwer verletzt, und ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, sie in der Krankenstation zu besuchen, und nach ihr zu sehen.“

„Captain Ramirez-Escobar, nicht wahr? Ich bin ihr nie begegnet.“

Kuehn bestätigte: „Richtig, Captain. Ihr Mann starb bei Wolf 359.“ Kuehn hatte sich bei dieser Anmerkung nichts weiter gedacht. Erst als er die Reaktion des Captains bemerkte, blickte er entschuldigend und meinte: „Es sollte keine Anklage sein, Sir.“

Mit versteinerter Miene entgegnete Picard: „Dieses Ereignis wird mich vermutlich noch sehr lange verfolgen. Ich wurde von den Borg assimilliert, aber ein Teil von mir sagt mir ständig, dass ich mich vielleicht stärker hätte zur Wehr setzen müssen und dass ich eine Mitschuld an den Ereignissen trage.“

Kuehn blickte in die Augen des Captains. „Ähnlich dachte ich auch, nachdem meine Frau auf der ALAMO in meinen Armen starb. Tatsache ist aber, dass ich rein gar nichts, von dem was geschah, hätte verhindern können. Es dauerte sehr lange, bis zu dieser Einsicht.“

Picard atmete tief durch, bevor er sich abrupt erhob, seinen Uniformpullover glatt zog und meinte: „Ich danke Ihnen, Commander.“

Auch Kuehn erhob sich. Er lauschte dabei ein wenig der Musik, die noch immer im Hintergrund lief und meinte dann: „Ich mag ebenfalls die Musik von Georges Bizet. Früher hörte ich sehr oft Die Perlenfischer, müssen Sie wissen.“

„Ein Mann mit Geschmack“, schmunzelte Picard. „Kommen Sie, ich begleite Sie zum Transporterraum, Commander.

 
 

* * *

 

Nach seiner Rückkehr zur AKIRA begab sich Commander Valand Kuehn umgehend zur Krankenstation, nachdem er Senak davon unterrichtet hatte.

Als er die Krankenstation des Schiffes betrat, kam ihm Lieutenant-Commander Glinar entgegen und erklärte: „Ich konnte den Zustand des Captains stabilisieren, Commander. Nachdem ihre inneren Verletzungen versiegelt und das Blut aus ihrem Körper entfernt wurde, waren wir in der Lage, den Blutverlust schnell auszugleichen. Sie wird es schaffen, Sir, aber es war denkbar knapp. Nur eine Viertelstunde später hätte ich nicht mehr das Geringste für sie tun können.“

Kuehn atmete, sichtlich erleichtert auf. „Gleich beim zweiten Kommando den nächsten Captain zu verlieren hätte sich nicht gut in meiner Dienstakte gemacht, Doktor. Wie lange wird sie brauchen, bis sie wieder auf dem Damm ist?“

„Etwa zwei Tage“, gab der Arzt Auskunft. „Aber um das gleich zu klären, Sir. Für den schrägen Humor auf dieser Station bin ich zuständig.“

„Ich dachte, Sie seien Arzt, und kein Komiker“, konterte der Commander augenzwinkernd. Seine Miene wurde schnell wieder ernst. „Wann wird der Captain wieder bei Bewusstsein sein, Doktor?“

„Oh, sie schläft nur, Commander. Wenn Sie möchten, dann können Sie zu ihr.“

Kuehn nickte. „Danke, Lieutenant-Commander.“

Der Arzt entfernte sich in Richtung seines nebenan liegenden Büros, während Kuehn langsam zum Krankenbett hinüber schritt, in dem die Kommandantin der AKIRA lag. Er zog eine Stuhl heran und setzte sich zu ihr. In ihr ebenmäßiges, entspanntes Gesicht blickend, überfielen ihn die Erinnerungen an seine Zeit auf der ALAMO.

Damals hatte man nicht einmal Überreste von Captain Cianera Crel gefunden, die das Schiff der EXCELSIOR-KLASSE kommandiert hatte. So wie von den meisten anderen Personen, die sich zur Zeit der Katastrophe auf der Brücke dieses Raumschiffes befunden hatten. Der Norweger schmunzelte unmerklich, als ihm bewusst wurde, dass es trotz der sichtbaren Unterschiede auch signifikante Ähnlichkeiten zwischen der verstorbenen Tellaritin, und der hier liegenden Kolumbianerin gab. Captain Cianera Crel, die von der Besatzung der ALAMO inoffiziell nur Triple-C genannt worden war, hatte ihm bereits zehn Sekunden nach ihrem Kennenlernen, den Kopf abreißen wollen. Bei Marina Ramirez-Escobar hatte er dieses Verlangen zwischenzeitlich gleichfalls feststellen können. Unwillkürlich musste er an Ahy´Vilara und Sylvie LeClerc denken. Auch bei ihnen beiden hatte es mitunter solche Tendenzen gegeben. Kuehn fragte sich, ob das wirklich Zufall war.

Der Norweger wurde abgelenkt, als die Kolumbianerin ein leises Seufzen von sich gab und sich ihr Gesicht zu ihm drehte. Im ersten Moment dachte Kuehn, sie würde weiterschlafen, doch dann begannen, ihre Augenlider zu flattern. Im nächsten Moment öffneten sich ihre Augen und etwas desorientiert blickte sie direkt in sein Gesicht.

„Sie?“, bemerkte die Frau schwach und blickte dabei fragend. „Dann habe ich es nicht in den Himmel geschafft, was?“

„Ich fürchte, nein, Captain“, erwiderte Valand Kuehn mit sanfter Stimme und legte seine Hand auf ihren linken Unterarm. „Sie sind noch sehr schwach und sollten sich nicht überanstrengen, Captain. Wir befinden uns hier auf der Krankenstation der AKIRA. Es gelang mir, mit Commander Keveks Unterstützung, Sie zu retten. Alles andere werden wir besprechen, wenn Sie wieder diensttauglich sind.“

„Und wie wir das werden“, stimmte die Frau zu während sie wieder ihre Augen schloss. Bereits im nächsten Moment schlief sie ein und mit einem schwachen Seufzen dachte Kuehn: Soviel zum Thema: Kopf abreißen...



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