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Star Trek - Icicle - 01

Das Transwarp-Netz
von

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Analysen und Erwartungen

Innerhalb der letzten drei Tage hatte Lieutenant-Commander McMahan vielleicht sieben Stunden Schlaf bekommen. Bestenfalls! Die letzte Mahlzeit, die er sich gegönnt hatte, lag auch schon über zehn Stunden zurück. Dem entsprechend schlecht gelaunt saß er im Sessel des Captain und starrte grübelnd auf die Bildschirme. Die Meldungen des Außenteams blieb unverändert, seit Harling mit sechs MACO´s aufgebrochen war um die Fährte der Vermissten aufzunehmen. Wenn wenigstens der Eierkopf an Bord gewesen wäre, dann hätte er jemanden gehabt, mit dem er hätte streiten können. Mürrisch blickte er bei diesem Gedanken auf Lieutenant Ivarsson und Ensign Charall, die geflissentlich ihren Dienst versahen. Besonders der Steuermann brachte den Kanadier durch seine unerschütterliche Ruhe in Rage.

Wartet ihr zwei mal ab, dachte der Chief finster. Wenn ihr mal einen höheren Rang bekleidet und mehr Verantwortung zu tragen habt, dann werdet ihr auch noch nervöser. Er grinste und fügte in Gedanken morbide hinzu: Falls ihr bei diesem andorianischen Captain überhaupt so alt werden solltet.

Als McMahan seinen Magen knurren hörte, erhob er sich aus seinem Sitz und sprach den norwegischen Steuermann an: „Lieutenant Ivarsson, Sie haben die Brücke. Wenn sich etwas Wichtiges ereignen sollte, ich bin in der Messe.“ Damit ging er zu Turbolift-1. Die Schotts hatten sich noch nicht ganz geöffnet, als der Taktische Offizier Farok roten Alarm auslöste und meldete: Ein Raumschiff ist eine Million Kilometer außerhalb des Systems auf Unterlichtgeschwindigkeit gegangen. Eindeutige Transwarpsignatur!“

Fluchend stürmte McMahan zurück und scheuchte Ivarsson aus dem Sessel des Captains. „Euch kann man auch keine Minute allein lassen, ohne das Rotalarm ausgelöst wird“, rief der Chief in die Runde und ließ sich in den Kommandositz fallen. Er wandte sich an Farok: Gibt es Anzeichen dafür, dass es sich um Borg handelt?“

Der vulkanische Offizier an der Taktik, hinter ihm, antwortete mit ruhiger Stimme: Nicht genau feststellbar, Sir. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch hoch.“

„Koordinaten an den Navigator, Mister Farok!“ donnerte die Stimme des Chiefs. „Ensign Charall, setzen Sie einen Angriffskurs; Mister Ivarsson: Kurs folgen. Gehen Sie auf vollen Impuls. Mister Farok: Geben Sie Bereitschaftsalarm für die Jagdstaffeln.“

Während das Schiff Fahrt aufnahm wandte der Kanadier sich erneut an den Vulkanier: „Mister Farok machen Sie Ihre Feuerorgel klar! Sollten das wirklich Borg sein, dann löten wir denen eins auf, dass ihnen die Sicherungen aus den Ohren fliegen!“

„Aye, Chief“, antwortete Farok gelassen und fügte gleich darauf hinzu: Zielerfassung aktiviert. Alle Waffensysteme bereit. Ich informiere unser Außenteam über die Lage.“

„Tun Sie das, Mister Farok!“ Der Chief beugte sich im Sessel vor.

Kaum hatte Farok die Nachricht an die MACO´s abgesandt, da meldete er sachlich: „Chief, zwei weitere Schiffe haben soeben den Subraum verlassen. Die Energiesignaturen weisen auf Föderationsschiffe hin. Wir werden gerufen.“

„Auf den Schirm“, entgegnete McMahan. Wenn das tatsächlich Föderationsschiffe waren hätten sie zu keinem besseren Zeitpunkt hier auftauchen können.

Auf dem Hauptschirm zeichnete sich einen Augenblick später das Gesicht eines Vulkaniers ab. Eines Halbvulkaniers, verbesserte sich Chief McMahan, als er Captain Sorek von der U.S.S. POLARIS erkannte. Diesen Vulkanier mit halbromulanischen Wurzeln umgab ein gewisses Fluidum des Mysteriösen. Hinter vorgehaltener Hand behaupteten einige Offiziere der Flotte, Sorek habe einst eine verdeckte Operation für eine geheime Organisation der Regierung durchgeführt. Ob etwas Wahres daran war, wusste McMahan nicht zu sagen, aber eins stand zweifelsfrei fest: Was seine Fähigkeit auf dem Gebiet der Taktischen Planung anging, stand Sorek Captain Dheran in nichts nach, obwohl seine Spezialität mehr den Bereich Aufklärung berührte.

Das hat der Getupfte einmalig hin bekommen, dachte der Chief ironisch. Zusammen können Dheran und Sorek noch gefährlichere Einsätze ausknobeln, als jeder für sich allein. Das ist doch deren Lieblingssport!

Laut sagte der Chief: „Ich grüße Sie, Captain. Wir haben eine Transwarpsignatur außerhalb des Systems angemessen. Vor nicht ganz einer Minute ist dort ein Schiff auf Unterlichtgeschwindigkeit gegangen. Wir waren im Begriff festzustellen, wer da kommt. Captain Dheran und sechs weitere Offiziere der ICICLE gelten als vermisst, darum führe ich das Kommando. Wir haben einen Trupp MACO´s und unseren Wissenschaftsoffizier auf deren Spur angesetzt.“

Captain Sorek verzog keine Miene als er sagte: „Danke, Lieutenant-Commander. Admiral Tarun hat die POLARIS und die WINDTALKER hierher entsandt, nachdem die ENDEAVOUR bei STRATEGIC STARBASE 71 eingetroffen war. Er schien besorgt zu sein, nur ein einzelnes Schiff auf die Subraumanomalien, die sein Schiff angemessen hatte, angesetzt zu haben. Konnten Sie mittlerweile herausfinden, worum es sich dabei handelt?“

McMahan nickte: „Ja, Sir. Diese Subraumanomalien wurden durch eine Art Transporternetz auf galaktischer Ebene ausgelöst. Möglicherweise eine Fehlfunktion in diesem System. Diese Transporter arbeiten auf Transwarp-Ebene und scheinen noch weitaus effektiver zu funktionieren, als die Transwarp-Antriebe der Borg, wie unser Wissenschaftsoffizier heraus fand.“

Sorek entschied: „Wir werden das System halten und warten, bis das MACO-Kommando wieder zurück ist. Was danach geschieht hängt ganz vom Erfolg oder Misserfolg des Teams ab.“

„So dick ist meine Oma auch“, kommentierte der Chief die Entscheidung des halbvulkanischen Captains gemurmelt, getreu der Devise, dass er zu diesem Resultat auch von allein gekommen wäre.

Captain Sorek verriet mit keiner Miene, ob er die Worte des Kanadiers gehört hatte, sondern befahl sachlich: Gehen Sie vorübergehend auf halben Impuls, bis die WINDTALKER und die POLARIS aufgeschlossen haben. Wenn wir gezwungen sind uns zu verteidigen, dann werden wir gemeinsam zuschlagen. Sorek, Ende.“

„Kalt, wie ein Fisch“, kommentierte McMahan missmutig, obwohl er erleichtert war, zwei so erfahrene Captains, wie Sorek und Linara an seiner Seite zu wissen. Von der Bajoranerin Linara Enari erzählte man sich, sie habe vor einigen Jahren sogar mal einem Admiral in den Hintern getreten hätte, und dazu gehörte schon was. Wenn jetzt auch noch Dheran da gewesen wäre, überlegte McMahan, dann hätte man die richtige Partie bei einander gehabt um den Teufel persönlich aus der Hölle zu holen.

Mit diesen Gedanken konzentrierte er sich wieder auf den Hauptschirm. „Taktisch, Mister Farok. Wann werden wir das unbekannte Schiff abfangen?“

„Falls wir wieder auf vollen Impuls gehen, wenn uns die WINDTALKER und die POLARIS erreicht haben, in etwa in zehn Minuten, Sir. Die Jagdstaffeln sind startklar.“

„Danke, Mister Farok. Grimmig lehnte sich der Chief zurück. In zehn Minuten ging der Tanz los und er würde beweisen müssen, was er konnte...

 
 

* * *

 

Etwas mehr als acht Minuten später meldete Farok: „Das fremde Schiff misst weniger als einhundert Meter und weist keinerlei Ähnlichkeit mit bekannten Borg-Typen auf. Moment, Sir, wir werden von dem fremden Schiff gerufen.“

Statt den Borg-Standardsatz zu vernehmen baute sich auf dem Hauptschirm überlebensgroß das Abbild von Captain Tar´Kyren Dheran auf. Finster blickte er den Chief an und sagte schneidend: „Wenn Sie uns eins auf den Pelz brennen, Chief, dann können Sie etwas erleben, wenn wir wieder an Bord sind.“

McMahan starrte ungläubig auf den Bildschirm und erkannte nun auch Commander Mancharella, als der Captain einen Schritt rückwärts machte. „Ach, Sie beide sind es“, entfuhr es McMahan schließlich. Wo befinden Sie sich, Sir? Wir haben eine Transwarpsignatur angemessen.“

„Ja, wir sind es nur“, knurrte Dheran. „Wir befinden uns an Bord eines Forschungsraumschiffs der Voth. Forra Gegen, der derzeitige Anführer des Ältestenrats der Voth war so freundlich, uns aus der Verlegenheit zu helfen und hierher zu bringen. Sehen Sie zu, dass Sie mein Schiff hierher bringen, damit wir an Bord kommen können.“

„Aye, Captain“, bestätigte McMahan und langsam zeichnete sich Freude und Erleichterung auf seinem Gesicht ab. Dann fiel ihm etwas ein und er hakte nach: „Wissen Sie, wo Ihre Begleiter geblieben sind, Sir?“

„Wir wurden getrennt“, erklärte Dheran knapp. „Alles weitere, wenn der Commander und ich wieder an Bord der ICICLE sind. Dheran Ende.“

Die Freude und Erleichterung auf der Brücke war fast greifbar. Der Captain und Commander Mancharella lebten und würden schon bald wieder an Bord sein.

Lou-Thorben Ivarsson drehte sich zu McMahan um und erlaubte sich ein gelöstes Lächeln, was bei ihm einem Euphoriesturm gleich kam. „Das nenne ich eine gute Nachricht, Sir. Den Captain und den Commander hätten wir schon mal.“

Der Chief grinste schief: „Wenn Sie das in drei Wochen auch noch für eine gute Nachricht halten, dann gebe ich einen im SEVENTYFIRST CLUB aus, Lieutenant.“

Ivarsson lachte verstehend: „Na, kommen Sie, Chief, so schlimm ist Dheran auch wieder nicht.“

„Sie müssen nach Dherans Eskapaden auch nicht das gesamte Schiff wieder zusammenflicken“, giftete McMahan, schon wieder halb besänftigt. „Ein Wunder, dass die ICICLE noch nicht endgültig auseinander gefallen ist.“

„Vielleicht kann unser neuer XO seine Ambitionen, das Schiff zu zerlegen, ja bremsen“, versuchte Ivarsson den Chief zu ködern.

Der Kanadier machte eine wiegende Geste mit der Hand.

Im nächsten Moment entstanden zwischen ihnen zwei Energiewirbel, aus denen sich die Konturen von Tar´Kyren Dheran und Pasqualina Mancharella herausschälten. Noch bevor die wirbelnden Energiefasern des Voth´schen Transporters völlig verblassten, öffnete Dheran den Mund und verlangte: „Statusbericht, Chief!“

McMahan warf Ivarsson einen vielsagenden Blick zu und antwortete dann: „Lieutenant-Commander Tal´Inuray Filiz ist Ihnen mit dem Chefwissenschaftler und fünf MACO´s gefolgt. Wir warten immer noch auf die Rückkehr dieser Sieben. Sechs weitere MACO´s sichern den Portalstützpunkt.“

„Danke, Chief.“ Der Captain blickte über die Schulter zu Lieutenant Farok und wies ihn an: „Informieren Sie die Captains Sorek und Linara, dass wir an Bord sind und zum zweiten Planeten zurückkehren.“ An den Chief gewandt meinte er: „Bitte übernehmen Sie noch für eine halbe Stunde, der Commander und ich haben uns eine heiße Dusche redlich verdient. Außerdem wird es Zeit diese MACO-Anzüge wieder zurück zu geben. Und setzen Sie bitte Lieutenant Lazar auf die Verlustliste. Gefallen im Einsatz.“

„Aye, Captain“, bestätigte der Kanadier und blickte den beiden betroffen hinterher, als sie einträchtig Richtung Turbolift-2 gingen. Es konnte eine Täuschung sein, aber irgendwie hatte er das Gefühl, als wäre etwas anders geworden, im Vergleich zu vorher; irgend etwas, dass er nicht wirklich definieren konnte. Er verwarf diesen Gedanken, als das Abbild von Captain Sorek erneut auf dem Hauptschirm erschien.

Nachdem der Chief den Halbvulkanier weisungsgemäß unterrichtet hatte, bedankte sich Sorek distanziert. „Danke, Lieutenant-Commander. Übrigens, bestellen sie liebe Grüße.“

McMahan starrte verständnislos auf den Bildschirm. „Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, Captain. Wen soll ich grüßen?“

„Ihre übergewichtige Großmutter“, erwiderte Sorek trocken, ohne mit der Wimper zu zucken. Im nächsten Moment hatte er die Verbindung unterbrochen.

Der Chief blickte sich lauernd auf der Brücke um.

Ivarsson und Charall grinsten offen, ein Ensign an der astrometrischen Station hustete verdächtig laut und die übrigen sieben Uniformierten beherrschten sich so mustergültig, dass McMahan unwillkürlich die Luft anhielt. „Äußerst beeindruckend!“ lobte er dann. „Die sieben Unerschütterlichen werden wohl als Erste eine neue Anekdote auf dem Schiff in Umlauf bringen: Chief McMahan und die fette Oma, oder so ähnlich.“ Er setzte sich grimmig in den Sessel des Captains und nahm sich vor künftig seine Zunge im Zaum zu halten, wenn er sich mit Vulkaniern unterhielt.

 
 

* * *

 

Noch bevor Dheran wieder auf der Brücke erschien, meldete Lieutenant Farok dem Chief, dass Tal´Inuray Filiz und ihr Team mit den restlichen vier Vermissten wieder auf dem Planeten aufgetaucht waren. „Lieutenant-Commander Harling scheint sehr, wie soll ich es nennen, aufgeregt zu sein. Er sprach von neuen, profunden Erkenntnissen.“

„Darum soll sich unsere Wissenschaftliche Abteilung kümmern“, versetzte McMahan und blickte unwillkürlich zum Turbolift-2, als Dheran zusammen mit Commander Mancharella herein kam.

Die haben sich wohl verabredet, dachte der Kanadier bei sich. Auch jetzt, frisch geduscht und neu eingekleidet, sahen beide noch reichlich mitgenommen aus. Der Chief informierte Dheran und den XO.

Pasqualina Mancharella wechselte einen schnellen Blick mit Dheran und erklärte: „Danke, Mister McMahan, ich übernehme.“ An den Steuermann gewandt sagte sie: „Mister Ivarsson, geben sie Alles was die Impulstriebwerke hergeben, ich möchte unsere Leute so schnell wie möglich aufnehmen. Lieutenant Farok: Unterrichten Sie Captain Enari, wenn wir alle Besatzungsmitglieder wieder an Bord haben. Als Dienstältester Captain wird sie, während des Rückfluges das Kommando über unseren kleinen Pulk übernehmen.“

Sie setzte sich auf die Kante ihrer Sessels; die Hände leicht auf die Lehnen gelegt, wobei sie einen Fuß vor setzte, den anderen etwas nach hinten.

McMahan musterte sie kurz, bevor er zu Ivarsson ging, ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihm zu raunte: „Vergessen Sie es. Die Runde geht einwandfrei an den Captain.“

Der Steuermann warf einen schnellen Blick über die Schulter und ahnte, was der Chief damit gemeint hatte. Na, dass konnte ja noch heiter werden, falls er Recht behielt.

Zwanzig Minuten später, war die Besatzung der U.S.S. ICICLE, bis auf den gefallenen Lieutenant Lazar, wieder komplett.

Captain Dheran hatte in seinem Bereitschaftsraum zuerst den Bericht von Lieutenant-Commander Tal´Inuray Filiz entgegen genommen. Kaum, dass die Andorianerin den Raum verlassen hatte, erschien Jörn Harling auf der Brücke und meldete sich beim Captain an. Wenige Minuten danach beorderte Dheran Commander Mancharella zu sich.

Die Spanierin übergab das Kommando vorübergehend an Ivarsson und begab sich in den Bereitschaftsraum des Captains. Der wies zur Sitzgruppe, wo es sich Harling bereits bequem gemacht hatte.

Harling begann umständlich davon zu berichten, wie er an den cryllianischen Holowürfel geraten war, bevor er zum Kern seiner Ausführungen kam und sagte: „Wir haben nebenbei auch die restlichen Daten und Datenfragmente gesichtet und dabei Hinweise auf ein Gerät gefunden, dass wir zuerst für eine Tarnvorrichtung hielten. Doch Ensign Corin, den ich hinzu zog, wegen seiner Affinität zu technischen Dingen, brachte mich darauf, dass es sich möglicherweise um ein noch wertvolleres Gerät handeln könnte. Corin vertritt die Ansicht, dass dieses Gerät möglicherweise dazu bestimmt ist, die Mischfrequenzen von Tarnvorrichtungen anzumessen und getarnte Schiffe somit orten und sichtbar machen zu können, wenn es zwischen Sensorphalanx und Ortungsschirm geschaltet wird. Allerdings waren wir uns beide nicht sicher, ob diese Daten komplett sind, und wenn ja, ob wir in der Lage sein werden, das Gerät nach zu bauen.“

Dheran und Pasqualina blickten den Wissenschaftler erstaunt an. Beide kannten Harling als seriösen Offizier, der keine wilden Vermutungen von sich gab, sondern auf harten Fakten beharrte. Schließlich meinte Dheran: „Haben Sie schon das Material gesichtet, dass uns der Voth, Forra Gegen, überlassen hat?“

Harling nickte. „Diese Daten beinhalten sehr komplexe Bauteile und ich bin mir nicht sicher, ob die Föderationstechnik in der Lage sein wird, dieses Gerät zum Anmessen von Dimensionssprüngen herzustellen, noch kann ich sagen, was es zu leisten im Stande ist.“

Dheran gab dem Wissenschaftler zu verstehen, dass er damit entlassen war, indem er sagte: „Danke, Mister Harling, das wäre soweit alles.“

Pasqualina erhob sich ebenfalls, doch Dheran gab ihr einen Wink noch zu bleiben. Der Andorianer wartete, bis Harling den Bereitschaftsraum verlassen hatte. Dann trat er dicht zu ihr, blickte in ihre dunkelbraunen Augen und sagte ungewohnt sanft: „Ich möchte, dass du eins weißt, Pasqualina. Der Kuss, den ich dir während unserer Gefangenschaft gab...“

Dheran suchte nach Worten und fügte schließlich hinzu: „Mein Herz ist momentan nicht frei, wenn du verstehst, was ich damit sagen will.“

„Captain Carey“, nickte Pasqualina gepresst und erkannte in Dherans Augen, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.

„Ja“, bestätigte der Andorianer. „Zuerst muss ich diese alte Geschichte endgültig klären, auf die eine oder andere Weise.“

„Rechne damit, dass ich am Ball bleiben werde“, meinte die Spanierin entschlossen und trat ganz nahe an ihn heran. Im nächsten Moment gab sie ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und sagte dann verschmitzt: „Damit du es nicht zu leicht hast, du liebst doch die Herausforderung, nicht wahr?“

Verwundert sah Dheran Commander Mancharella an. Als sie seinen Bereitschaftsraum verließ, blickte er ihr nachdenklich hinterher und dachte dabei: „Irdische Frauen - da kenne sich einer aus.“

 
 

* * *

 

Die drei Kampfschiffe der 5. Taktischen Flotte erreichten, zwei Tage später ohne Zwischenfälle das Forlan-System. Über eine Stunde lang erstatteten Captain Dheran und Commander Mancharella Admiral Tarun Bericht und händigten ihm dabei die beiden Datenträger aus. Als Dheran auf die für Lieutenant Lazar am Vortag stattgefundene Trauerzeremonie zu sprechen kam hatte der Admiral sein Bedauern über den tragischen Verlust geäußert und versprochen, sich umgehend um Ersatz zu kümmern.

Als Dheran und Pasqualina schließlich das Büro des Admirals verlassen hatten und sie im Turbolift zum Hangar der Pilzsektion unterwegs waren, fragte die Spanierin, noch immer fassungslos über die letzten Worte des Andorianers zu Tarun: „Hättest du mich nicht vorwarnen können, dass du dem Admiral vorschlägst, mir die Ehrenmedaille in Tritanium zu verleihen? Wofür überhaupt?“

Dheran fixierte sie mit seinem Blick. „Dafür, dass du die ICICLE hervorragend kommandiert hast, im Gefecht mit den Gorn, zum Beispiel. Der Getupfte scheint das ganz ähnlich gesehen zu haben, oder er hätte nicht so bereitwillig zugestimmt.“ Er grinste hintergründig, bevor er hinzu fügte: „Und ich an deiner Stelle würde diese Auszeichnung nicht als Belohnung sehen, sondern eher als Verpflichtung. Von nun an wird man mehr von dir erwarten.“

Sie verließen den Turbolift an einer belebten Gangkreuzung. Pasqualina bedauerte, nun wieder das unpersönliche Sie benutzen zu müssen, da sie nicht länger unter sich waren.

„Haben Sie deshalb den zweiten Christopher-Pike-Orden, nach dem Einsatz auf Avenal VII abgelehnt, Captain?“

„Nein, Commander, ich habe ihn deshalb abgelehnt, weil man ihn nicht auch Fylara Nareen posthum verleihen wollte. Wie Sie wissen, wird dieser Orden nur an Angehörige der Flotte verliehen, und ich war der Meinung, dass Nareen ihn mehr verdient hatte, als ich. Übrigens hat sich dann Admiral Ross später auf subtile Weise revanchiert, indem er uns beiden die Ehrenmedaille in Gold verlieh. Auf diese Weise komplettierte er meine Sammlung und machte mich damit zum jüngsten Sternenflottenoffizier und zum einzigen Commander, der alle Tapferkeitsorden der Föderation verliehen bekommen hatte.“

Als sie die nächste Gangkreuzung erreichten, blieb Dheran stehen und erklärte: „Ich habe noch etwas auf der Station zu erledigen, Commander.“

Damit bog er in den linken Gang ein.

Pasqualina Mancharella blickte ihm nachdenklich hinterher. Sie ahnte, wem er einen Besuch abstatten wollte, und sie spürte dabei einen leisen Stich in ihrem Herzen. Dann wandte sie sich abrupt ab und schlug den Weg zum Hangar ein, der die ICICLE beherbergte, wobei sie entschlossen dachte: So leicht wirst du mir zukünftig nicht immer davonkommen.

 

 

ENDE


Nachwort zu diesem Kapitel:
STAR TREK – ICICLE wird demnächst fortgesetzt mit Band 2: „Freundschaften“ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sanguisdeci
2015-09-05T16:55:32+00:00 05.09.2015 18:55
Eine sehr interessante Entwicklung beschreibst du in dieser Geschichte. Es ist spannend, wie sich die unterschiedlichen Gruppierungen dieses einen "ursprünglichen" Volkes gewandelt haben, wenn man davon ausgeht, dass in dieser Geschichte die Nachfahren jener Gruppierungen noch immer nahe den Toren wohnen und wandeln.
Antwort von:  ulimann644
06.09.2015 01:23
Mir war da der Canon mit den Urhumanoiden (die vier Milliarden Jahre alt sein sollen) etwas zu schräg, darum dieser Zwischenschritt - 1,3 Millionen Jahre, das ist immer noch eine Menge Holz. Zudem fand ich die Frage interessant, woher die Borg gekommen sein könnten, und warum sie so wurden, wie sie in der Gegenwart sind.

Abseits davon ist in der langen Zeit sicherlich sehr viel vergessen worden - unter anderem die Transwarp-Portale. Es gibt ja im Übrigen (in Captain und Commander) einen kleinen Verweis darauf, dass es noch eine weitere Menschenrasse gab - etwa 60.000 Jahre vor der Gegenwart. Mit denen möchte ich mich auch noch etwas näher befassen... Irgendwann... ;)


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