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Of Boots and Heels

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, ich lebe noch. Nach fast vier Jahren hatte ich eine Eingebung, wie die Geschichte weiter gehen soll und auch endlich Zeit, nach erfolgreichem Abschluss meines Studiums, sie zu schreiben.
Kommis wären toll^^ Komplett anzeigen

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3. Akt

«Deine Augen funkeln wie Saphire…» Aoi küsste sanft die Hand von Ruki.

«Was zum Teufel machst du da?!», zischte Ruki zwischen den Zähnen seines falschen Lächelns.

«Ich spiele meinen Part…», grinste Aoi belustigt und liess es zu, dass Ruki ihm die Hand entzog – nicht hastig jedoch, damit es nicht auffiel.

«Falls wir wirklich beobachtet werden, wie du denkst, soll es schliesslich echt aussehen oder?» Aoi faltete seine Serviette auf und legte sie sich auf den Schoss.

Ruki tat es ihm nach und brummte leise. «Ja, schon…aber du hast etwas zu viel Spass an der ganzen Sache.»

«Also wenn ich mich schon als dein Date ausgebe, dann lass mich wenigsten Spass haben! Ausserdem geht das Essen auf dich. Ist immerhin ein ganz schön teurer Schuppen…» Aoi liess seine Augen durch das Restaurant wandern, welches im westlichen Stil eingerichtet war. Er hatte schon zuvor das Besteck skeptisch beäugt. Glücklicherweise lagen auch Essstäbchen bereit, für Leute die mit Messer und Gabel nicht umzugehen wussten. So wie er.

«Natürlich nicht!», intervenierte Ruki leise. «Wenn du mein Date bist, dann musst du zahlen. Wenigstens für den Anschein. Ich überweise es dir später.» Ruki studierte gerade die Karte. Die Preise waren wirklich gesalzen, aber das war auch nicht anders zu erwarten in einem französischen Restaurant. Wenigstens hörte sich alles extrem gut an und er konnte sich kaum entscheiden.

«Bist du überhaupt sicher, dass er uns zusieht? So wie du ihn beschrieben hast, würde er hier ja ziemlich auffallen…und er wird ja wohl kaum vor den Scheiben dort stehen…» Aoi runzelte die Stirn, während er angestrengt versuchte durch die Fenster in die dunkle Nacht zu sehen. Auch wenn Shibuya hell beleuchtet war, war das Restaurant selbst noch wesentlich heller, weshalb er auch nur schemenhaft vorbeieilende Leute ausmachen konnte.

«Na, ich hoffe doch. Wie er es anstellt, ist mir egal. Der ganze Sinn der Sache ist, dass er glaubt, dass ich anderweitig vergeben bin und er mich endlich in Ruhe lässt!»

«He-he, das ist unser erstes Date. Lass mich wenigsten zuerst ausprobieren wie gut du im Bett bist, bevor wir zusammenkommen!», widersprach Aoi.

«Sehr witzig!», knurrte Ruki und warf ihm einen verärgerten Blick über die Speisekarte zu. «Sag mir lieber, was du isst…ich kann mich nicht entscheiden…»

Aoi grinste. «Keine Ahnung, ich dachte, ich nehm das was du nimmst…du bist ja hier unser Spezialist für westliche Küche.»

Ruki seufzte, um nicht auffällig die Augen zu verdrehen. «Na gut, dann nehmen wir doch Schnecken zum Aperitif…», grinste er zurück und genoss, wie Aois Gesichtszüge für einen Moment entgleisten.
 

«Und? Siehst du ihn?», fragte Reita ungeduldig in sein Handy.

«Natürlich seh ich ihn, ich hab mir ja auch extra den richtigen Tisch besorgt.», zischte es aus dem Apparat zurück. Dennoch trommelte Reita ungeduldig auf das Steuerrad seines Leihautos. «Und?»

«Tja, er ist in Begleitung, wie er gesagt hat. Sie sind gerade angekommen und setzen sich. Wirken ziemlich vertraut…»

«Und wie sieht er aus?»

«…verdammt gut…holy shit…der ist ja ne echte Bombe!»

Reita grinste zufrieden und verschränkte einen Arm hinter dem Kopf, lehnte sich zurück auf seinem etwas nach hinten gelassenem Sitz. «Ja, hab doch gesagt der ist echt die Sünde wert…»

«Nicht dein Kleiner! Der Typ mit dem er hier ist…heiss…», kam es nur aus dem Handy und sofort richtete sich Reita auf. «Was?! Wie sieht er aus?!»

«Ey nicht so laut! Das Handy liegt auf dem Tisch!», zischte es sofort zurück. Es war einen Moment still, dann hörte Reita wie sein Kumpel eine Bestellung aufgab.

Uruha bestellte sich Boeuf Bourguignon und ein gutes Glas Wein. «Das geht ja auf dich…», grinste er zum Handy auf Lautsprecher, nachdem der Kellner wieder gegangen war. Er hatte es etwas unauffällig unter der zweiten Serviette versteckt. Jetzt sah er wieder möglichst beiläufig zum Tisch, der nur wenig von ihm entfernt stand. «Er sieht zum Niederknien aus…schwarze Haare, in einem frechen Schnitt, dunkle Augen, ein rotes Hemd und so sündhafte Lippen hab ich noch nie gesehen…», schwärmte er leise. Er konnte förmlich hören, wie Reita die Augen verdrehte auf der anderen Seite der Leitung. «Mach mich nicht fertig, er kann doch keine Konkurrenz zu mir sein.»

Uruha grinste. «Tut mir Leid, Rei-chan…aber der Kleine hat einen ausgezeichneten Geschmack. Und er ist das pure Gegenteil von dir…»

Er hörte das unzufriedene und nachdenkliche Brummen von Reita, dann war es einen Moment still. In der Zwischenzeit kam Uruhas Wein und zufrieden nippte er an dem guten Tropfen. Immerhin bekam er ein anständiges Mahl, während er für seinen besten Freund den Spion spielte. «Mach ein Foto!», verlangte Reita urplötzlich und Uruha verschluckte sich beinahe an dem gegärten Traubensaft. «Was?! Ich kann unmöglich unauffällig ein Foto machen! Willst du, dass wir auffliegen?», knurrte er zurück. «Sei kreativ, du bist immerhin Grafiker, da sollte dir sowas doch liegen!», kam die prompte Widerrede. «Dafür zahl ich dir auch einen Nachtisch.» Uruha grummelte. Süsses war seine Schwachstelle. Das wusste Reita natürlich und nutzte es gleich mächtig aus. «Und noch ein Glas von diesem guten Wein!», verhandelte Uruha aber zunächst und erst, als eine Zustimmung kam, ordnete er vor sich die Gläser neu. Dann nahm er das Handy, ging in den Kameramodus und versuchte, zwischen den Gläsern und den Gewürzstreuern ein Foto von dem Paar zwei Tische weiter zu machen. Naja, vor allem von Rukis Date…Ruki selbst sass mit dem Rücken zu Uruha. Er drückte ein paar Mal ab, bis er ein einigermassen scharfes Bild hinbekommen hatte und schickte es Reita.
 

Draussen im Auto vor dem Restaurant studierte Reita das Bild, das zwar nicht sehr scharf aber immerhin erkennbar einen Mann zeigte, wie Uruha ihn beschrieben hatte. Und er musste leider zugeben, er sah tatsächlich gut aus. Nicht so gut wie er selbst natürlich und definitiv nicht besser als Ruki…aber dennoch gut. Und scheinbar war es auch nicht irgendein Langweiler aus der Finanzabteilung oder so. Er arbeitete auch nicht in der Firma, tatsächlich hatte Reita ihn noch nie gesehen. Das musste aber noch nichts heissen. «Vielleicht ist es bloss ein Freund, so wie du und ich.», meinte er, da das Gespräch immer noch lief. Uruha antwortete nichts, stattdessen kam ein weiteres Foto, auf dem zu sehen war, wie der Fremde gerade die Hand von Ruki nonchalant küsste. In Reita kochte heisse Wut auf. «Scheisse!» Er hatte fest gehofft, dass Ruki nur eine Notlüge vorgebracht hatte.

«Was machen sie jetzt?», fragte er und trommelte wieder auf dem Steuerrad herum. Das durfte nicht wahr sein. Er konnte sich kaum zurückhalten, nicht selbst in den Laden zu gehen.

Auf der anderen Seite war ein Schlürfen zu hören und ein leises Seufzen. «Hmm…sie bestellen beim Kellner ihr Essen. Was sollen sie auch sonst machen? Sie fallen sicher nicht vor allen Leuten über sich her. Wobei sie das wahrscheinlich nach dem Essen machen werden…» Uruha kreiste den Wein in seinem Glas und stellte sich vor, wie der Schwarzhaarige ohne Hemd aussehen würde. Von seinem Gerät war ein wütendes Knurren zu hören. «Was denn? Dachtest du, er lebe im Zölibat, nur weil er dich nicht ranlässt? Reita, ich hab dir schon mal gesagt, du musst aufhören dich als Zentrum der Welt zu sehen. Er will halt nun mal nicht mit dir ins Bett. Es muss auch solche Leute geben. Und wenn er diese Sahneschnitte haben kann, dann wundert mich das auch nicht.», fügte er etwas leiser hinzu und leckte sich die Lippen.

«Ey, hör auf ihn so anzusabbern. Der will ja offensichtlich auch lieber Matsumoto vögeln als dich.»

«He, das ist ja wohl nicht das Gleiche! Mich kennt er schliesslich ja nicht…noch nicht…»

«Mach keinen Scheiss.», ermahnte ihn Reita.

«Aha, was zum Beispiel? Ihn zu stalken, so wie du es mit deinem armen Arbeitskollegen machst?» Uruha schüttelte leicht den Kopf, auch wenn Reita das nicht sehen konnte. «Erst schnappst du ihm seinen Job weg, dann belästigst du ihn sexuell, so dass er sogar Gewalt anwenden muss und jetzt hast du auch noch deinen besten Kumpel auf ihn angesetzt, ihn auszuspionieren.», endete Uruha fast schon entrüstet. «Warum habe ich mich eigentlich dazu überreden lassen?»

«Weil du ein Foody bist, dem sein Geld aber zu schade ist für französische Küche. Und ausserdem weil du mein bester Kumpel bist und ich dich nett darum gebeten habe.», sülzte Reita grinsend.

Uruha seufzte. «Deine Ideen haben uns früher schon immer Ärger eingebracht…», murmelte er nur, verstummte jedoch gleich, als sein Essen kam. Es sah nicht nur lecker aus, sondern schmeckte auch so, wie er nach dem Probieren schnell feststellte. Versöhnlicher gestimmt sah er wieder zum Tisch hinüber und fast zeitgleich fragte Reita auch schon wieder, was die zwei Männer gerade machten.

«Sie…teilen sich Schnecken?» Uruha runzelte die Stirn und versuchte zu erkennen, ob er da wirklich richtig lag. «Sie scheinen jedenfalls Spass zu haben…Ruki bringt dem Schönling gerade bei, wie man sie aus ihrer Schale pult.» Wenn er richtig hörte, konnte er das Zähneknirschen von Reita durchs Telefon wahrnehmen. Der Blonde grinste leicht in sich hinein. Das Lächeln des Fremden war das Wärmste, das er je gesehen hatte.
 

«Wieso sind die Dinger denn auch so glitschig?», motzte Aoi aufgebracht, während er mit diesem Gerät, das die Schnecke halten sollte, hantierte, in der anderen Hand die zweizinkige Gabel, die extra dafür gedacht war, das Fleisch herauszuziehen. Ruki amüsierte sich köstlich und demonstrierte schon beinahe elegant wie es gemacht wurde.

«Stell dich mal nicht so an, du solltest eine bessere Falle machen als mein Date…ich gehe schliesslich nur mit kultivierten Leuten aus.», feixte Ruki und verschlang ein nächstes Meertierchen.

«Was hast du uns als Hauptgang bestellt?», fragte Aoi skeptisch und pulte erfolgreich ein Stück aus dem Gehäuse. Das breite Grinsen von Ruki gefiel ihm gar nicht. «Froschschenkel!», war auch die prompte Antwort.

«Mann ey…mit dir geh ich nie wieder in ein westliches Restaurant. Kein Wunder hattest du schon lange kein echtes Date mehr.»

«He! Das war ja wohl unter der Gürtellinie.», meinte Ruki sofort angepisst. «Ich hab viel um die Ohren, wie du weisst!»

Aoi erwiderte nichts, sondern schob die leeren Schalen von sich und seufzte, als der Ober kurz darauf die Hauptspeise brachte.
 

Zwei Desserts und viel Wein später erhob sich Aoi. «Hälts du es kurz ohne mich aus? Ich muss mal auf die Toilette.» Auf das Nicken von Ruki hin lief er in den hinteren Teil des Restaurants.

Ruki nippte abwesend an seinem Wein und liess seinen Blick über die Einrichtung schweifen. Wenn es schon nichts gebracht hatte in Bezug auf sein Problem bei der Arbeit, so hatte er immerhin ein köstliches Essen genossen. Und auch wenn Aoi kein echtes Date war, war seine Gesellschaft immerhin angenehm.

Unvermittelt schwang sich jemand auf den Stuhl gegenüber von ihm und Ruki hätte fast den guten Wein auf die weisse Tischdecke gespuckt. Reita sass da, in seiner üblichen Aufmache und starrte ihn nachdenklich an.

«Was zum…?!», fragte Ruki verdattert. Wo kam der denn jetzt her? Im Restaurant hatte er definitiv nicht gesessen. Und Ruki hatte sich zwar gedacht, dass er ihn vielleicht beobachtete, aber nicht, dass er das Essen abwartete und sich dann auch noch frech an den Tisch setzte. Noch bevor er etwas weiteres sagen konnte, ergriff Reita aber das Wort.

«Ich hoffe, er hat dir gesagt, dass du heute Abend umwerfend aussiehst.», meinte er und das ohne das übliche dreckige Grinsen, sondern überraschend ernst.

Ruki blieb sprachlos. Was passierte hier gerade? Fassungslos sah er zu, wie Reita den letzten Schluck von Aois Wein trank. «Guter Tropfen. Ich hätte gerne mit dir das Essen probiert, in diesem Restaurant das ich dir selbst vorgeschlagen habe…», meinte er und Ruki dachte, einen Anflug von Ärger oder gar verletztem Stolz herauszuhören. Gerade sammelte er sich, um etwas zu erwidern, als Reita sich schon wieder schwungvoll erhob, neben ihm aber nochmals kurz stoppte. «Der Vorhang ist noch lange nicht gefallen…», meinte er nur leise und verschwand.
 

Völlig verdattert löste sich Ruki erst wieder aus seiner Starre, als Aoi an den Tisch zurückkam. «Sag mal, hast du die Rechnung jetzt doch bezahlt?», fragte der Schwarzhaarige ihn.

«Äh was?» Verwirrt sah Ruki hoch.

«Na, die Rechnung. Ich wollte sie nach der Toilette beim Kellner bestellen, aber er hat gesagt, die Rechnung wäre bereits bezahlt worden.»

Ruki runzelte die Stirn. Es konnte doch nicht…? «Reita war hier.», platzte er heraus.

«Wie jetzt? Als ich weg war? Ich dachte, du hast ihn nirgends gesehen?», zweifelte Aoi. «Hab ich ja auch nicht…aber er hat sich plötzlich auf deinen Stuhl gesetzt und etwas davon geschwafelt, dass ich gut aussehe und er mit mir hätte essen wollen…ah ja und dann hat er noch sowas gesagt wie ‘der Vorhang ist noch nicht gefallen’» Ruki trank seinen Wein aus. Er verstand das nicht.

Aoi blickte auf sein eigenes Glas und sah, dass es ausgetrunken war. «Soso…na sieh mal einer an. Ganz schön gewieft. Er hat die Rechnung bezahlt, damit dein Date diese Geste nicht übernehmen kann. Und gleichzeitig hat er mir den Kampf angesagt. Na, den kann er haben!»

«Du bist doch gar nicht mit mir zusammen.», erinnerte Ruki ihn.

Aoi blickte ihn an. «Ach ja…hab ich kurz vergessen. Aber hat der uns wirklich von draussen beobachtet…?» Aoi sah sich um und entdeckte gerade noch, wie ein blonder Mann einen Tisch verliess, der für zwei gedeckt war, dessen zweites Geschirr aber unbenutzt dalag. Ob das der Spion war? Wer ging schon alleine in so ein teures Restaurant. Aoi grinste leicht, widerstand aber dem Drang, dem Mann zu folgen. Er hatte noch eine Rolle zu spielen.

«Tja, da gibt es nur eins.», meinte Aoi und hielt Ruki die Hand hin, um ihm zum Aufstehen zu bewegen. Dieser ergriff sie, liess sie aber gleich wieder los, als er stand. «Was wäre das?»

«Naja, augenscheinlich meint er es ernster mit dir, als wir bisher dachten. Wenn du die Scharade also aufrechterhalten willst, wirst du einen Schritt weiter gehen müssen mit mir.», erklärte Aoi, während sie das Restaurant verliessen. Draussen nieselte es leicht.

«Und woran hast du da gedacht?», fragte Ruki. Er hatte Mühe zu folgen, da sein Hirn immer noch versuchte zu verarbeiten, was Reita soeben so Untypisches von sich gegeben hatte.

Aoi zog Ruki etwas näher, damit er nicht nass wurde, während sie noch unter dem Vordach standen. Auf der anderen Seite der Strasse stieg der blonde Mann aus dem Restaurant gerade auf den Beifahrersitz eines Autos. Aoi zählte einfach eins und eins zusammen…und beugte sich hinunter, um einen Kuss auf Rukis Lippen zu drücken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sayuri_Hiranuma
2021-10-03T16:28:53+00:00 03.10.2021 18:28
Ich glaub's ja nicht :D Es gibt neue Kapitel von dir :D Nach gefühlten 100 Jahren bin ich mal wieder auf animexx und siehe da...x3
Ich mag deinen Schreibstiel immer noch sehr gerne und freue mich gerade wieder etwas von dir zu lesen.
LG


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