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Unbalanced Love

Ungestandene Liebe, Eifersucht, Verdacht und Mord
von

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Liebende Worte, die ich niemals sagte

µ‘s. Die Schoolidolband, die das Love Live! unsicher gemacht hatten, um ihre Schule vor der bevorstehenden Schließung zu retten. Dieses Vorhaben war nicht immer leicht, da es einige Schwierigkeiten zu meistern gab. Am Ende hatten sie das Love Live! zwar nicht gewonnen, aber dennoch dafür gesorgt, dass sich genügend neue Schüler an ihrer Schule anmeldeten. Darüber waren die Mädchen sehr glücklich gewesen, da sie ihre Schule sehr liebten und diese nicht aufgeben wollten. So setzten Honoka, Umi, Kotori, Hanayo, Rin, Maki, Nozomi, Eri und Nico ihren Weg weiter fort und hatten zumindest ein bisschen Ruhe, bis das nächste Love Live! starten würde. Zwar waren Nico, Eri und Nozomi mittlerweile im dritten und letzten Jahr, was sie aber nicht dazu brachte, bei µ‘s auszusteigen. Die Prüfungen in der Schule waren zwar wichtig, dennoch konnten sie ihre Freunde nicht im Stich lassen. Schon gar nicht, da sie beim zweiten Versuch endlich die Chance hatten, sich auf einen Sieg des Wettstreits zu konzentrieren. Es gab immerhin keine Schule mehr zu retten, was ja eigentlich der Grund für die Teilnahme am Love Live! gewesen war. Diese Geschichte spielt daher zwischen Staffel eins und zwei.
 

Diejenige die am meisten über das Ende des Events glücklich war, konnte man sehr einfach bestimmen. Keine andere als Umi hatte am meisten aufgeatmet, da sie selbst gemerkt hatte, wie viel sie sich da eigentlich aufgebürdet hatte. Natürlich hatte es ihr Spaß gemacht, an der Seite ihrer besten Freunde Kotori und Honoka zu tanzen und auch zu singen, aber sie selbst war am Anfang eher dagegen gewesen. Es war ihr peinlich gewesen, man solle ja nicht ihre Knie sehen und auch so fand sie die Kostüme der Idols heutzutage eher peinlich. Manchmal konnte sie selbst nicht recht glauben, das Honoka sie zu dieser Sache überredet hatte. Und die Sache mit den Klamotten hatte es am Anfang noch schwieriger gemacht, da Kotori übereifrig dabei gewesen war und dafür gesorgt hatte, das sich Umi nicht immer in den von ihr neu genähten Klamotten wohl fühlte. All das hatte Umi viel Überwindung gekostet, die doch eigentlich lieber weiter zusammen mit Honoka im Kendoclub geblieben wäre. Doch ihre beste Freundin war damals so felsenfest davon überzeugt, dass sie es als Idols sehr weit schaffen würden und sie hatte ja nicht ganz Unrecht gehabt. Selbst nach vielen Zweifeln und Missgeschicken hatten sie es geschafft, ihre Schule zu retten und das war doch schon mal Gold wert. Doch Umi hätte das alles wohl nur für Honoka getan, für die sie schon länger insgeheim ein paar Gefühle hegte. Diese hatte aber wirklich gar nichts davon mitbekommen und war weiter so glücklich und fröhlich, wie niemals zu vor. Umi machte es genauso glücklich, Honoka glücklich und fröhlich zu sehen. Doch irgendwo schmerzte sie es, dass ihre beste Freundin nicht bemerkte, was sie für sie fühlte. Stattdessen war Honoka in letzter Zeit viel öfter dabei, Zeit mit Kotori zu verbringen, was ihr sogar irgendwie ein Dorn im Auge war. Sie mochte beide gern, wollte Honoka aber nicht an Kotori verlieren. Immerhin hatte ihre heimliche Liebe schon das Interesse an ihrem gemeinsamen Hobby verloren und wenn jetzt noch eine andere kommen würde und ihr Honoka weg schnappen würde, wäre sie wohl für immer und ewig unglücklich gewesen. Doch Kotori machte selbst nicht den Anschein darauf, Interesse für Honoka zu hegen. Andersrum konnte Umi das Ganze nicht einschätzen, doch sie glaubte einfach fest daran, dass es nicht so war. Kotori und Honoka ähnelten sich nur in einer Sache und das war die Tatsache, dass man bei den beiden nicht wirklich einschätzen konnte, in wen sie eigentlich verliebt waren. Sonst waren die beiden wie Tag und Nacht. Honoka war eher faul, lernte wenig für die Schule und war höchstens eine durchschnittliche Schülerin. Dennoch war sie beliebt und lebhaft, hatte fast immer gute Laune und war wirklich selten schlecht gelaunt. Kotori dagegen war sehr fleißig und lernte gemeinsam mit ihren Freunden so oft es ging und erklärte ihnen auch oft einmal etwas, wenn sie was nicht verstanden hatten. Sie schneiderte die Kostüme von µ‘s mit viel Liebe und Kreativität, weshalb sie sogar auf eine Modeschule im Ausland gehen hätte sollen. Doch nur wegen ihren Freunden war sie doch nicht in den Flieger gestiegen und letztlich in Japan geblieben. Ihre Freunde bedeuteten ihr einfach alles und sie hatte immer ein offenes Ohr für diese. Dennoch hatte sie ihren Kopf in den Wolken, war oft verträumt und abwesend, wenn man sie ansprach. Das war nun mal Kotori. So kannte sie jeder und auch als Kind war sie schon so gewesen, immerhin kannte Umi sie und Honoka schon seit dem Kindergarten.
 

Umi Sonoda ging wie ihre besten Freunde ins zweite Jahr und war sechszehn Jahre alt. Neben dem Kendoclub in dem sie war, zählten auch noch lesen und Kalligrafie zu ihre liebsten Hobbys. So wie Kotori für die Kostüme von µ‘s zuständig war, hatte sich Umi für die Songtexte der Songs verantwortlich gemacht, welche musikalisch und melodisch von Maki komponiert und eingespielt wurden. Sie war ein schlankes, eher flachbrüstiges Mädchen und 1,59 m groß. Ihre dunkelblauen, hüftlangen Haare trug sie so ziemlich immer offen und ihre Augenfarbe war ein recht gelbliches braun. Fragte man ihre Mitschüler, beschrieben sie diese als eher schüchternes, zurückhaltendes aber doch sehr liebenswertes Mädchen. Außerdem hatte sich in der Zeit des Trainings gezeigt, dass Umi auch sehr streng sein konnte und ehrgeizig dabei war, ihre Ziele zu erreichen. Diese Strenge kannte Honoka von ihr schon aus dem Kendoclub, aber sie hätte damals nicht gedacht, dass Umi auch als Idol so tatkräftig bei der Sache war. Dieser Ehrgeiz sollte sich aber auch bald auszahlen. Denn Umi war seit der der Geschichte mit dem Love Live! sehr beliebt bei ihren Mitschülern. Ständig bekam sie Post von Mitschülern, Fans und Verehrern, die liebend gern eine Antwort von ihr gehabt hätten. Allerdings war sie oft viel zu schüchtern, um darauf zu antworten. Immerhin liebte sie ja eigentlich nur eine Person und das war Honoka. Jemand anderes interessierte sie eigentlich nicht. Doch irgendwie gab ihr auch die Sache mit Honoka und Kotori keine Ruhe. Egal ob Kotori nun Interesse an Honoka hatte – wenn sie Interesse an Kotori hatte, wären Umis Chancen bei ihr null gewesen. So richtig heran traute sie sich allerdings auch nicht, weshalb sie den Gedanken, ihr endlich die Liebe zu gestehen, sehr schnell verwarf. Vielleicht war es auch besser so, da Honoka es vielleicht sogar für einen Scherz halten könnte und sie auslachen würde. Denn diese faule Ader an Honoka störte Umi schon gewaltig, was wohl das einzige war, was sie wirklich an ihr nervte, aber damit war sie auch nicht allein gewesen. Eri, eine Mitschülerin aus dem dritten Jahr und ebenfalls Mitglied von µ‘s quälte sich auch oft mit ihr herum, da sie ebenfalls streng mit dem Training der anderen war. Das lag aber auch daran, dass sie als Kind Balletttänzerin gewesen war und in diesem Sinne einfach weitaus mehr Disziplin und Kenntnisse hatte, als die anderen.
 

An diesem Mittwochabend saß Umi allein daheim vor ihrem Schreibtisch. Sie hörte Musik und schrieb gerade einen neuen Songtext, der für einen neuen µ‘s Song verwendet werden sollte. Eigentlich hatte sie noch einige im Hefter rumliegen, doch sie wollte noch einen für den neuen Song schreiben, denn Maki erst vor ein paar Tagen komponiert hatte. Diese war im Jahr unter ihnen und wollte zum Anfang gar nicht erst zugeben, für die Mädchen Songs einzuspielen und zu komponieren. Doch irgendwann ließ sie sich von ihren Freunden Rin und Hanayo dazu erweichen und war der Gruppe beigetreten. Umi fand ihre Melodien sehr schön und bewunderte sie schon ein wenig für ihre musikalische Begabung. Allerdings waren Makis Eltern am Anfang eher gegen das Hobby ihrer Tochter gewesen, da diese irgendwann das Krankenhaus ihrer Familie übernehmen sollte. Sie war quasi ein Mädchen aus feinem, reichem Hause. Umi dachte also weiter nach, kam aber nicht recht auf einen Text, der zur Musik passte. Es war ein eher sanfter Song, der von einem Piano dominiert wurde. Dazu kamen noch ein paar ebenfalls sanfte Gitarren. Diese Melodie vermittelte eher etwas sentimentales, was Umi sehr gefiel. Deshalb wollte sie eigentlich so schnell es ging einen Text zu diesem Song schreiben. Dann fing sie an etwas zu schreiben, was allerdings nicht wirklich mit dem Song zu tun hatte.
 

„Liebe Honoka,
 

wir sind seit einigen Jahren beste Freunde und kennen uns seit dem Kindergarten. Auch wenn ich dich manchmal anfahre und hin und wieder streng zu dir bin, bedeutest du mir sehr viel. Ich weiß nicht wann ich angefangen habe, Gefühle in dieser Richtung zu entwickeln, doch ich weiß, dass ich weitaus mehr für dich empfinde, als nur Freundschaft. Ich liebe dich und ich möchte, dass du das endlich bemerkst, da ich das Gefühl habe, du bemerkst diese Gefühle meinerseits überhaupt nicht. Mir brennt das alles schon sehr lang auf der Seele, weshalb ich endlich Klarheit haben möchte. Denn du bist der Mensch, der mir am allerwichtigsten auf dieser Welt ist.
 

In Liebe
 

Umi“
 

Während des Schreibens bemerkte Umi nicht wirklich, was sie da eigentlich schrieb. Als sie genauer hinschaute und sich alles noch einmal durchlas, schüttelte sie mit dem Kopf und versteckte das Blatt irgendwo zwischen ihren Schulheftern. So etwas konnte und wollte sie Honoka einfach nicht schreiben. Es wäre zwar weitaus einfacher gewesen, doch es war ihr eigentlich lieber, persönlich mit ihr darüber zu sprechen. Doch dagegen sprach immer noch die Sache, dass Honoka das Ganze nicht ernst nehmen würde. Was sollte sie tun? Umi saß etwas verzweifelt da und vergrub ihren Kopf unter ihren Armen, die sie auf den Tisch gelegt hatte. Wie lange sollte das so noch weiter gehen? Am Ende würde es ihr irgendwann rausrutschen und sie würde es nicht mal bemerken. Vielleicht sollte sie jemanden fragen, der darüber Bescheid wusste und ihr einen guten Rat geben konnte. Jemand, der selbst schon mal in einer solchen Lage war. Doch wenn konnte sie so schnell mal wegen so etwas fragen? An Kotori traute sie sich nicht wirklich heran, da diese vielleicht sogar selbst Gefühle für Honoka hatte. Außerdem kannte diese Umi einfach zu gut und würde sie sehr schnell bei dieser Sache durchschauen. Honoka selbst im hypothetischen Sinne zu fragen war auch lächerlich, da man keine ernste Antwort von ihr erwarten konnte. Außerdem glaubte Umi nicht daran, das Honoka schon einmal in ihrem Leben ernsthaft verliebt war. Zumindest hatte sie noch nie wirklich einen Eindruck in diese Richtung gemacht. Rin, Maki und Hanayo konnte sie auch ausschließen, da diese wahrscheinlich in ihrem Alter noch nicht genug Erfahrung in solchen Dingen hatten. Und selbst wenn, kannte Umi die drei nicht so gut, dass sie diese so etwas fragen könnte, auch wenn sie ihnen vertrauen würde. So blieben eigentlich nur noch Eri, Nico und Nozomi. Nico zu fragen wäre auch eher kontraproduktiv gewesen, da diese eigentlich nur in sich selbst verliebt war. Nozomi hätte ihr sicher zugehört, hätte dann aber irgendeine verrückte Idee gehabt, die Umi viel zu heikel gewesen wäre. So blieb nur noch Eri übrig, die sie hätte fragen können. Doch traute sie sich das auch wirklich zu? Eri war eine vertrauenswürdige Person, doch hatte sie auch in Sachen Liebe Ahnung? Die Schülerratspräsidentin hatte ihr zumindest bei ein paar Problemen geholfen, aber noch nie bei so einem. Deshalb nahm sich Umi ihr Telefon und schrieb dieser erst einmal eine Mail.
 

„Hey, Eri-senpai. Ich hab da ein kleines Problem und weiß nicht recht, mit wem ich darüber reden soll. Könnten wir uns vielleicht morgen in der Schule treffen und mal allein reden? Es wäre relativ wichtig und ich bräuchte unbedingt Rat bei der Sache. Geht das?“
 

Umi schickte die Mail ab und wartete gar nicht so lange auf eine Antwort. Vielleicht fünf Minuten, wenn überhaupt.
 

„Sicher, klar. Komm einfach morgen nach der Schule in den Versammlungsraum des Schülerrats, Nozomi hat dafür sicher Verständnis. Bis morgen, hab einen schönen Abend. ^_^“
 

Diese Nachricht brachte Umi ein Grinsen ins Gesicht. Sie war immer so nett und höfflich, das mochte Umi an Eri. In diesem Moment vibrierte ihr Handy und Umi schaute erst einmal nur grob darauf. Es war die Gruppenkonservation von µ‘s, die Honoka irgendwann einmal aufgemacht hatte. Dort waren sie alle hinzugefügt und konnten sich gegenseitig schreiben, so dass es alle mitbekamen. Diejenige die in die Konfi geschrieben hatte, war Rin. Eine Schülerin aus dem ersten Jahr, die meist sehr munter und fröhlich war.
 

„Rin Hoshizora, 21:52: Habt ihr das schon gehört? In der Schule soll irgendjemand herum laufen und Mädchen aus dem zweiten Jahr verschleppen, nya. Es sollen schon mindestens zwei von ihnen verschwunden sein, hab ich gehört, nya.
 

Hanayo Koizumi, 21:52: W-Was, echt? Das klingt ja fürchterlich, bitte nicht.“
 

Was Rin da wohl wieder gehört hatte? Wahrscheinlich war es nur so ein Gerücht, dass irgendjemand in die Welt gesetzt hatte. Warum sollte auch jemand ein paar Mädchen aus dem zweiten Jahr verschleppen? Es handelte sich wohl nur um jemanden, der etwas länger krank gewesen war und wo man vielleicht nicht recht wusste, warum derjenige fehlte. Daraus gleich eine Straftat eines Fremden zu machen, war etwas hochangesetzt. Also schrieb sie ihr direkt ein paar Sätze, damit die anderen nicht auf falsche Gedanken kamen. Außerdem schien sich Hanayo, ein weiteres Mädchen aus dem ersten Jahr, eher vor dieser Geschichte zu gruseln.
 

„Umi Sonoda, 21:53: Bist du dir da sicher? Wahrscheinlich ist das nur irgendeine kranke Schülerin, von der man schon länger nichts gehört hat. Das hat sich sicher nur irgendjemand ausgedacht.
 

Maki Nishikino, 21:54: Umi hat Recht. Hab keine Angst, Hanayo. Rin wird sicher nur irgendeine Gruselgeschichte aufgeschnappt haben.“
 

Zumindest schien sie nicht die einzige zu sein, die so dachte. Maki war von den drei Erstklässlern noch diejenige, die am erwachsensten war und in solchen Situationen auch Ruhe bewahren konnte.
 

„Honoka Kousaka, 21:55: Hey, hey, Umi. Hast du etwa Bammel, dass dich derjenige auch verschwinden lassen könnte?”
 

Umi musste schon ein wenig schlucken. Angenommen es wäre wirklich ein Verbrecher dieser Art unterwegs, so war Honokas Aussage eher unangebracht. Sie ärgerte sich aber schon ein wenig darüber, selbst wenn sie es nur im Spaß meinte.
 

„Umi Sonoda, 21:56: Habe ich nicht, nein. Ich konzentriere mich auf das Wesentliche und nicht auf irgendeine Horrorgeschichte, die sich irgendwer ausgedacht hat um anderen Angst zu machen.
 

Honoka Kousaka, 21:56: Umi-chan, du bist echt ’ne Spielverderberin.“
 

Langsam wurde es ihr zu blöd. Sie legte das Handy weg und versuchte sich weiter auf den Text vor sich zu konzentrieren. In diesem Moment klingelte es auch schon wieder, aber es war keine Nachricht in der Konfi, sondern ein Anruf. Wer das wohl war? Umi schaute auf den Display, auf dem Kotoris Foto zu sehen war. Sie hatte ihren Kontakten Fotos zugeordnet, damit sie schnell erkennen konnte, wer sie anrief. Was Kotori wohl um diese Uhrzeit wollte?
 

„Umi Sonoda, hallo?“
 

„Hey, Umi-chan. Ich bin’s, Kotori. Hast du vielleicht morgen nach der Schule Zeit, mit Kotori gemeinsam einkaufen zu gehen?“ Kotori wirkte wie immer lieb, süß und unschuldig. Sie war so ein Mensch, der niemandem wirklich schaden konnte.
 

„Klar, warum nicht. Nur du und ich, oder kommt noch jemand mit?“ fragte Umi, die erwartete, dass irgendjemand die beiden begleiten würde. Sie konnte Kotori kurz überlegen hören, doch dann antwortete sie recht schnell.
 

„Nein, eigentlich nicht. Nur wir beide, es sei denn, du willst noch irgendjemanden mitnehmen.“ antwortete sie.
 

„Okay, gibt es sonst noch was?“
 

„Nein, alles okay.“
 

„Na dann, bis morgen.“
 

Umi legte auf. Also war alles in Ordnung, das war doch ganz gut. Irgendwo war sie in Gedanken schon wieder bei dem Fall, von dem Rin erzählt hatte. Doch das war einfach nur Schwachsinn gewesen und Umi schüttelte den Kopf. Warum machte sie sich über so etwas Gedanken? An ihrer Schule war so etwas noch nie vorgefallen und das würde auch so schnell nicht vorkommen. Im ersten Moment, als Kotori anrief, hatte sie schon ein wenig Angst gehabt. Dass sie ihr vielleicht irgendwas erzählen würde, was diesen Fall betraf. Oder wenn sie selbst in Schwierigkeiten dieser Art gewesen wäre. Allein der Gedanke ließ Umi schon ein wenig zusammenschrecken. Doch letztlich war es nur ein gewöhnlicher Anruf gewesen, der ihr bewiesen hatte, dass nichts los war. Ihr Alltag würde durch nichts gestört werden und das war auch vollkommen in Ordnung so. Wahrscheinlich wollte Kotori auch nur ein paar Sachen einkaufen und jemanden dabei haben, der sie dabei beraten konnte, ob die Sachen die sie aussuchte auch gut waren. Es sprach auch nichts dagegen, immerhin machten die beiden so etwas öfter und auch manchmal mit Honoka zusammen. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie sich ja eigentlich mit Eri-senpai treffen wollte. Sie hatte allerdings nur geschrieben, dass sie diese irgendwann während der Schulzeit treffen wollte und nicht nach der Schule. So war dieses Problem eigentlich so gut wie weg. Sie musste nur in der Mittagspause in das Zimmer des Schülerrats gehen und kurz mit ihr reden. Dann wäre die Sache auch schnell gegessen. So saß sie noch ein bisschen an ihrem Tisch, grübelte noch ein wenig über ihren Text und ging dann ins Bad um zu duschen. Danach ging sie auch direkt ins Bett, um für den morgigen Tag ausgeschlafen zu sein. Noch einmal schaute sie kurz auf ihr Handy und scrollte die Konfi herunter. Sie hatten noch ein wenig über den Fall diskutiert, waren aber nicht wirklich auf ein Ergebnis gekommen.
 

„Es ist doch nur ein Gerücht, kein Grund zur Sorge.“ dachte sich Umi und schlief wenig später ruhig ein.
 

Der nächste Tag war ein sonniger Tag, wenn er auch nicht besonders warm war. Umi hatte weder gute, noch schlechte Laune. Ganz normal, wenn man es so nennen konnte. So betrat sie das Schulgelände, ihrer geliebten Schule, die sie noch vor ein paar Wochen gerettet hatten. Honoka und Kotori waren ihr auf dem Weg nicht entgegen gekommen, also waren sie wohl etwas zeitiger losgegangen. An den Spinden traf sie die beiden dann.
 

„Guten Morgen, Umi-chan.“ rief Kotori fröhlich, die wohl gute Laune hatte. Kotori hatte dunkelblondes langes Haar, das auf der rechten Seite zu einem Ponytail gemacht war. Umi fand das recht süß an ihr, aber es war auch kein Wunder. Kotori liebte süße und flauschige Dinge über alles. Ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten auch an diesem Morgen vor Freude, da sie es wohl kaum abwarten konnte, den Tag zu beginnen.
 

„Guten Morgen, Umi-chan.“ rief nun auch Honoka.
 

„Hast wieder nicht genug geschlafen, was? Guten Morgen.“ sagte Umi nur gelassen zu ihr.
 

„Ach, sei doch still.“ muffelte Honoka zurück.
 

Honoka war ebenfalls bei ihr, aber nicht so begeistert wie ihre Freundin. Sie wirkte noch recht müde, wollte wohl liebend gern wieder ins Bett. Ihr schulterlanges Haar war rötlichbraun und hatten ebenfalls einen rechten Ponytail, aber ihre Haarfarbe ging mehr in die bräunliche Richtung als in die rötliche. Ihre Augen waren so blau, wie sie eigentlich Umis Name beschrieb – meeresblau oder auch ein sehr intensives blau. Die drei waren in etwa gleich groß, weshalb keine der drei so wirklich größentechnisch herausstach. Wahrscheinlich hatten die beiden auf Umi gewartet. Diese zog sich nun die Schuhe aus, wechselte diese mit ihren Hausschuhen aus und bemerkte erst danach, dass sie wieder einen Brief in ihrem Fach hatte.
 

„Ach Mann, nicht schon wieder.“ flüsterte sie, doch Kotori und Honoka hatten sie genau gehört.
 

„Post von einer heimlichen Verehrerin?“ fragte Honoka etwas fies, doch Kotori schaute böse zu ihr hinüber.
 

„Der Brief ist an Umi-chan gerichtet, das geht uns nichts an.“ sagte sie streng. „Das nennt man auch Postgeheimnis.“
 

„Ist ja schon gut, lasst uns in den Unterricht gehen.“ Sagte Honoka, die am Ende ihres Satzes gähnte. Eigentlich hätte Umi ihr einige Takte erzählen wollen, doch Honoka interessierte es doch eh nicht, wenn sie mit ihr schimpfte. Egal wie gut ihre Absichten dabei auch gewesen wären – ihre heimliche Liebe würde eh nur: „Ja.“ sagen und nichts daraus lernen. Das schmerzte und ärgerte Umi auch ein wenig, obwohl es von ihr zu erwarten war. So öffnete sie den Liebesbrief noch schnell vor der Stunde und war damit auf die Toilette verschwunden. Ein typischer, anonymer Liebesbrief. Wie immer eigentlich. Irgendwo ging es ihr mittlerweile auf die Nerven, weil es so viele in letzter Zeit waren. Sie war nun mal beliebt, daran konnte sie schlecht etwas ändern. Vielleicht sollte sie einmal mit Eri darüber reden, wenn sie eh schon zu ihr ging.
 

So fiel es auch nicht wirklich auf, als Umi zu Eri ins Schülerratszimmer ging, als es Mittagspause hieß. Nur Kotori hatte sie abwimmeln müssen, die verwirrt war, warum Umi allein mit Eri reden wollte. Als sie vor der Tür stand, klopfte sie vorsichtig und wartete, bis jemand von drinnen nach ihr rief.
 

„Du darfst reinkommen.“ konnte sie Eri sagen hören. Das ließ sich Umi natürlich nicht zweimal sagen. Ein Blick in das Zimmer verriet, das Eri bei ihrer üblichen Arbeit war. Der übliche Stress einer Schülerratspräsidentin quasi. Dort saß Eri an ihrem Platz und erledigte einigen Papierkram. Sie hatte blondes, langes Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war. Fast schon klischeehaft hatte sie auch noch blaue Augen, aber eigentlich kein russisches Aussehen, trotz ihrer Wurzeln. Wahrscheinlich stammte sie doch mehr von der japanischen Seite ihrer Familie ab.
 

„Da bist du ja. Schön, dass du da bist.“ freute sie sich, doch es gab noch jemand anderen, der im Zimmer war. Es war Nozomi, die bis gerade eben noch ruhig gewesen war und neben Eri saß.
 

„Oh, Umi-chan. Hallöchen.“ rief sie erfreut. Nozomi Toujou war neben Eri und Nico ein weiteres Mitglied von µ‘s, das im dritten Jahr war. Auch sie würde bald ihren Abschluss machen und die Schule verlassen. Nozomi hatte langes, dunkel-lila farbenes Haar, türkisfarbene Augen und wirkte auf dem ersten Blick recht erwachsen. Auch so, war sie von den neun Mädchen am besten bestückt, was die Oberweite anging. Doch eigentlich war sie eher verspielt, machte gern Späße und befragte die Karten nach der Zukunft. Sie war das, was µ‘s zusammen hielt und auch so hätte es die Band ohne sie sicher nicht in dieser Form gegeben. Immerhin war sie diejenige gewesen, die den Namen µ‘s vorgeschlagen hatte. Neben Eri als Schülerratspräsidentin, war sie ihre Stellvertreterin und unterstützte ihre beste Freundin, wo sie nur konnte. Nozomi war einfach ein herzensguter Mensch, der immer für andere da war, obwohl sie hin und wieder mit ihren Späßen übertreiben konnte. Zumindest war das Umis Sicht.
 

„Du wolltest mit mir über etwas Wichtiges reden, stimmts?“ fragte Eri nun vorsichtig und Umi nickte nur.
 

„Ja, deshalb bin ich hier. Es geht um … ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.“ Umi fiel es schwer, das Ganze wirklich zu erklären.
 

„Ich stör‘ nich, oda‘?“ fragte Nozomi, die wohl sich selbst als Problem sah.
 

„Nein, das nicht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du es nicht weitererzählen würdest, aber … es geht um eine Liebesangelegenheit.“ stammelte Umi. Eri lächelte nun etwas, um sie aufzumuntern.
 

„Du bekommst doch ziemlich viele Liebesbriefe, Umi-chan. War jemand dabei, den du auch magst?“ Auf Eris Frage schüttelte sie nur hastig den Kopf.
 

„Nein. Die sind meistens anonym und ich wüsste nicht mal, was ich diesen Mädchen zurück schreiben könnte.“ erklärte Umi.
 

„Ach so?“ fragte Eri verwundert, die es wohl noch nicht mitbekommen hatte. Zumindest Nozomi schien zu wissen, wen Umi eigentlich meinte.
 

„Hach, Ericchi. Dass du’s nicht mitbekommen hast, sieht dir irgendwie ähnlich. Umi-chan ist richtig dolle in Honoka-chan verliebt. Das sieht ma‘ doch.“ Sprach Nozomi, woraufhin Umi knallrot anlief. Sie hatte ja auch Recht, es gab keinen Grund, etwas anderes zu behaupten. Man hatte sie quasi auf der Stelle ertappt.
 

„Honoka-chan, also …“ grübelte Eri, die kurz nachdachte. „Ich glaube, bei ihr ist es am einfachsten, wenn du ihr es direkt sagst. Irgendwas zu umschreiben, würde keinen Sinn ergeben. Das würde sie am Ende nicht verstehen und du hättest ein Problem weniger.“
 

Das klang für Umi durchaus logisch. „Du hast Recht, ja.“ meinte sie nun.
 

„Jetz‘ hättest du auch ‘ne Antwort für deine Verehrer. Du bedankst dich und schreibst, du hätt‘st scho‘ Interesse an jemand anderen.“ wandte Nozomi ein, die mit ihrer Aussage auch nicht Unrecht hatte.
 

„Keine Ahnung. Mir fällt so was schwer, weil ich mir dann immer denke, dass ich an ihrer Stelle sein könnte. Deshalb …“ Irgendwo war das ja schon eine ziemliche Zwickmühle. Umi wusste wohl einfach nicht, wie man mit sowas umging.
 

„Mach dir mal keinen Kopf, Umi-chan. Du bekommst das schon hin und wenn Honoka dich böse abweist, bekommt sie es mit mir zu tun. Okay?“ Eri hatte es zumindest erfolgreich geschafft, Umi zum Lachen zu bringen.
 

„Klar, find ich gut. Ich versuche mein Bestes zu geben.“ antwortete Umi, mit einem unsicheren Unterton. Sie redeten auch nicht mehr allzu lange über das Thema und Umi verschwand auch schon wieder in ihr Klassenzimmer, wo Kotori und Honoka schon auf sie warteten.



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