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Do you remember...?

...how we ended up being here? (Problematic Elsa x Anna)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und es wurde länger, und länger, und länger... 8D Das war gar nicht so geplant, aber na ja.
Anscheinend werden die Längen der Kapitel variieren, je nach dem wie es zu meinen gedachten Überschriften passt.
Und so schnell entstehen also zumindest kleine OCs! Indem man Disneys Lücken füllt xD Ich habe ihn Knut genannt. Komplett anzeigen

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...how we used to play as children?

Die Königin wartete am folgenden Tag auf die Meldungen der Schlossbediensteten über die Abreisen der anderen Adligen.

Sie wollte sicher sein, dass alles geklappt hatte, bevor sie mit Anna das Schloss verließ, um sich zum Nordberg zu der Stelle zu begeben, an der sie ihren Eispalast errichtet hatte, um nach ihrem Diadem zu suchen.

 

Allgemein schien eine fröhliche Abschiedsstimmung zu herrschen.

Die Sonne schien hell an dem Tag und die Stadt war voller Trubel, Arendelle präsentierte sich noch einmal außerhalb des Schlosses von seiner sommerlichen schönen Seite.

Es gab keine großen Zwischenfälle; Prinz Hans wurde in die Gefängniszelle des Schiffes des französischen Fürsten geworfen – welcher sich sofort bereit erklärt hatte, den Prinzen so in seine Heimat zurückzubringen - wagte es jedoch nicht, sich laut zu beschweren. Stattdessen kam nur ein leises Fluchen und Grummeln über seine Lippen, bei dem er seine verletzte Schulter hielt. „Das wird diese-“, zischte er, bis der Schmerz ihn abbrechen ließ.

Der Herzog von Pitzbühl machte ein paar Anstalten, spielte sich immer noch auf, bis ihm zugetragen wurde, dass aus seinen Plänen zur handelsmäßigen Ausbeute dieses Königreiches nichts wurde, sondern im Gegenzug kein Handel mehr erwünscht sei. Über diese Information war er sehr pikiert, beließ es jedoch dabei.

 

Nachdem auch die letzte Meldung über ein erfolgreich ausgelaufenes Schiff Elsa erreichte, hakte diese diesen Teil ihrer Aufgaben erleichtert ab.

Ihr Stellungsantritt, ihre Krönung, war hiermit vollständig erledigt.

Nun musste sie als Nächstes daran arbeiten, wirkliches Vertrauen der Bewohner zu erlangen.

Und dafür musste sie zuerst ihre Kräfte kontrollieren können, damit sie selbst sicher genug war, um die Menschen auch wirklich von sich überzeugen zu können.

Anna würde zwar sicherlich ihr Bestes tun, um ihr dabei zu helfen, doch diesen Aspekt wollte und musste sie endlich meistern. Sie war entschlossener denn je.

Nur auf diese Weise könnte sie sich auch auf ihre eigentlichen Aufgaben als Königin konzentrieren.

 

Sie saß in ihrem Arbeitszimmer, aufrecht in ihrem Sessel, und beobachtete gerade den letzten ihrer Männer, der Meldung gemacht hatte, wie er das Zimmer verließ.

Kaum war die Tür geschlossen, sprang eine hibbelige Anna aus einem Sessel im Hintergrund auf und rannte sofort zu ihrer Schwester.

„Meine Güte, ich dachte schon, die würden heute nie fertig werden! Ganz ehrlich, wie lange sitzen wir jetzt hier schon rum?!“ Sie gestikulierte wild um sich.

Das entlockte der Älteren nur ein kurzes herzhaftes Lachen, während sie sich etwas entspannter in ihr gut gepolstertes Sitzmöbel sinken ließ.

„Oh Anna, das waren doch noch nicht einmal drei Stunden. Geduld scheint wahrlich nicht eine deiner Stärken zu sein.“ Sie schmunzelte.

Man konnte ein schockiertes Lufteinziehen vernehmen. „Aber-! Willst du denn gar nicht los? Mit mir? Da ist jede Minute Warten zu viel!“ Sie zog einen leichten Schmollmund und sah enttäuscht zum Boden.

 

Die ganze Zeit über hatte sie quengelnd dagesessen.

Gleich nach dem Frühstück – sie stand immer etwas später auf als ihre Schwester – war sie zu ihr gekommen und hatte unentwegt nach ihrem gemeinsamen Aufbruch gefragt.

Doch Elsa hatte darauf bestanden, dass sie warteten.

Daraufhin hatte sie sich mit verschränkten Armen und zuerst wortlos in einen der Sessel im Raum niedergelassen.

Jedes Mal, wenn ein Bediensteter den Raum verlassen hatte, hatte sie auf's Neue gefragt, ob sie denn nun endlich loskonnten.

 

„Weißt du, mir ist jede Stunde Warten recht, solange du nur endlich bei mir bist.“ Elsa gab ihr ein schmales Lächeln, wobei sie aufstand und zu der Prinzessin ging, die neben ihrem Schreibtisch stand.

Diese hob ihren Kopf wieder an, sah der Blonden kurz in die Augen, um dann schnell zur Seite zu gucken.

„Na gut, du hast ja schon Recht...“, gab sie zu.

„Aber jetzt komm, immerhin gibt es keinen Grund mehr, zu warten. Hast du wenigstens schon alles eingepackt?“, fragte die Königin mit angehobener Augenbraue.

„Natürlich!“ Die Rotblonde strahlte. „Es steht alles bereit.“

 

Nach der Krönung Elsas wurde kein neues Personal eingestellt. Kurz zuvor hatte man einige wenige Leute dazugeholt, weil es ansonsten etwas knapp für die Bedienung der Adligen bei der Krönungsfeier ausgesehen hätte.

Doch da sich sowohl die neue Königin als auch die Prinzessin in den Jahren nach der Anordnung ihres Vaters daran gewöhnt hatten, das Meiste selbstständig und allein um sich herum zu erledigen, bevorzugten sie es, weiterhin ohne persönliche Kammerzofe zu bleiben.

So hatte Anna nun Sachen für ihre kleine Reise zum Nordberg gepackt.

 

„Lass mich vorher nur bitte noch etwas mit Kai besprechen, ja?“, meinte die Blonde.

„Mit Kai? Aber was denn?“

„Na ja, während wir weg sind, muss doch jemand hier alles ein wenig überwachen. Ich dachte, dass das unser vorheriger Regent und jetziger Berater Knut machen könnte.“

Knut. Aber natürlich.

Er war ein etwas entfernter Verwandter ihrer Familie mütterlicherseits, zu dem sie persönlich nicht allzu viel Kontakt hatten.

Doch er war am ehesten für die Position des Regenten geeignet gewesen nach dem Tod ihrer Eltern und bis Elsa zur neuen Königin gekrönt werden konnte mit ihrem vollendeten 21. Lebensjahr.

Nun hatte man ihn weiterhin zum allgemeinen Berater der königlichen Familie gemacht, der Elsa bereits kurz vor ihrer Krönung langsam an die praktischen Teile ihrer Ausbildung herangeführt hatte und ihr auch nun noch viel zur Seite stand. Er war ein guter Mann.

Warum hatte Anna da eigentlich nicht dran gedacht, als sie ihrer Schwester nach ihrer abrupt beendeten Krönungsfeier nachgeeilt war?

Innerlich schlug sie sich selbst mit der Hand an den Kopf. So wäre das alles mit Hans nicht passiert...

Sie ärgerte sich immer noch über sich selbst.

 

„Außerdem hatte ich gedacht, dass es vielleicht ganz schön wäre, eine Art Sommerfest veranstalten zu lassen... Damit uns die Bewohner Arendelles auch etwas zu Gesicht bekommen könnten...“, setzte die Ältere etwas schüchtern fort.

Darauf erhellte sich die Miene der Anderen schlagartig. „Wirklich? Oh Elsa, das wäre echt wunderbar!“ Begeistert schlug sie die Hände vor sich zusammen.

„Wenn dich das so freut, dann kann ich das ja bedenkenlos machen.“ Elsa lächelte leicht. „Ich hoffe nur, dass ich bis dahin wirklich meine Fähigkeiten im Griff habe...“ Ihr Gesicht verzog sich wieder in Sorge.

„Hey!“ Anna ging sofort näher an ihre Schwester und umfasste deren Unterarme. „Lass das endlich. Wir werden zum Nordberg hochgehen und dort kannst du noch mal üben. Mit mir. Danach wird das klappen.“ Sie gab leichten Druck auf ihren Griff. „Okay?“ Hoffnungsvoll fragend sah sie ihrer Schwester in die Augen.

Diese seufzte nur kurz und löste sich von ihr, ging in Richtung Tür. „Wir werden sehen.“ Sie öffnete diese und fragte ein Zimmerfräulein, das gerade im Nachbarzimmer beschäftigt war, nach Kai, dem obersten Diener des Schlosses.

Mit einem Knicks verschwand diese schnell, um nach dem Gefragten zu suchen und ihn zu ihrer Königin zu schicken.

 

Als sich Elsa umdrehte, hatte sich die Prinzessin schon wieder von ihrer kleinen Niedergeschlagenheit erholt und stand nun mit leicht unsicherer Haltung da.

„Sag mal, soll Kristoff uns mit Sven zum Nordberg bringen? Er kennt den Weg gut, und, na ja, so könnten wir auch Zeit miteinander verbringen und uns weiter kennenlernen...“

Die Größere war doch spontan überrascht von dieser Anfrage. So sehr, dass sie selbst nicht merkte, wie sie die Vase hinter sich gerade einfror. „NEIN!“

Erst ihre zusammenzuckende Schwester holte sie wieder zurück.

„Ich meine... Ich bin immer noch nicht ganz sicher und möchte nicht, dass noch jemand Weiteres gefährdet werden könnte... Und...es könnte mich noch nervöser machen, wenn er und Sven auch zusehen...“ Sie spielte mit ihren Händen und sah zum Boden.

„Aber...sie müssen dir ja nicht unbedingt beim Üben zusehen. In der Zeit können sie ja auch einfach etwas Anderes machen“, argumentierte die Rotblonde logisch.

Elsa drehte den Kopf etwas zur Seite. „Aber...mir wäre wirklich wohler zumute, wenn sonst niemand mitkäme...“

Kurze Stille.

Sie wollte ihrer Schwester nicht derart wehtun, aber es stimmte, was sie sagte. Außerdem wollte sie die beiden nur ungern zusammen sehen.

Zwar war ihr Verhalten miteinander grundlegend freundschaftlich, doch irgendwie hatte die Ältere das Gefühl, dass sie bei längerem Zusammenhocken auch das Ein oder Andere sehen könnte, was sie nicht wollte.

 

„Hmm... Na schön. Aber lass mich ihm vorher Bescheid geben, dass wir weg sind für ein paar Tage. Oh, ach ja, was ist eigentlich mit dem Schlitten, den er noch bekommen soll, weil ich seinen alten kaputt gemacht habe?“

Anna hatte ihr die ganze Geschichte erzählt. Wie sie sich aufgemacht hatte, ihrer Schwester zu folgen und sie zurückzuholen, nachdem diese weggelaufen war über den Fjord, um sich von den Menschen abzuschotten und endlich frei zu leben.

Doch Anna hatte sie mit Hilfe des Eislieferanten Kristoff und seinem Rentier Sven gefunden.

Und während der Reise war der Schlitten der beiden in einen Abgrund gefallen und zerstört worden. Dafür hatte die Prinzessin ihm einen neuen versprochen.

 

„Der dürfte demnächst fertig sein. Der Schlittenbauer, bei dem ich ihn in Auftrag gegeben habe, sagte, er würde sich mit oberster Priorität darum kümmern.“ Auch wenn Elsa den blonden Mann nicht näher mit ihrer Schwester zusammen sehen wollte, so wollte sie ihm doch rechtmäßig sein Eigentum ersetzen, was unterwegs verloren gegangen war. Und zum Dank dafür, dass er Anna vor Unheil bewahrt hatte, hatte sie sich noch etwas ausgedacht. Immerhin war sie keine ungütige Königin. Das wollte sie ihr allerdings noch nicht sagen, weil sie ihm das vermutlich vor Freude direkt erzählen würde, und es als kleine Überraschung zu dem Schlitten geplant war.

„Ah, das klingt toll! Ich gehe dann mal eben!“ Freudig machte sich die Prinzessin auf zu der kleinen Hütte von Kristoff und Sven, die etwas entfernt ziemlich am Rande der Stadt lag.

So ziemlich jeden Tag besuchte sie ihn dort, immerhin konnte er ohne einen Schlitten auch noch nicht wieder arbeiten.

Zwar hatte er seine Adoptivfamilie, die Trolle, in den Bergen, aber wenn er das Eis in der Stadt verkaufte, brauchte er auch hier eine Behausung.

Kurz nachdem die Jüngere fort war, kam auch schon Kai, mit dem Elsa alles über ihre Abwesenheit und ihr geplantes kleines Sommerfest besprach.

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Anna kam gerade wieder ins Schloss gelaufen, als ihr Kai in der großen Eingangshalle begegnete.

„Ist Elsa so weit?“, fragte sie ihn sichtlich außer Atem.

„Ich denke schon, Eure Königliche Hoheit. Aber Ihr solltet Euch nicht derart verausgaben“, wies er noch auf ihre unangemessene sportliche Aktivität hin.

„Ich wollte aber schnell wieder hier sein, damit wir endlich loskönnen! Kannst du mir sagen, wo meine Schwester ist?“

„Ja, ich denke, Ihre Majestät befindet sich immer noch in ihrem Arbeitszimmer. Aber Ihr solltet dennoch nicht rennen, Eure Königliche Hoheit, das ziemt einer Prinzes-“

„Gut, danke, dann lass doch schon mal die Pferde bereitstellen im Hof!“, unterbrach sie den obersten Bediensteten ohne Weiteres.

„Die Pferde? Aber, die Königin-“, brach er ab, denn die Prinzessin lief schon weiter. Bei diesem Verhalten konnte er nur seufzen, auch wenn er wusste, was für ein Energiebündel die Rotblonde war.

Er war seit jeher im Schloss von Arendelle gewesen und kannte die beiden Schwestern von klein auf. Obwohl er ihnen so ein bisschen näherstand als „nur irgendein Bediensteter des Schlosses“, hielt er sich dennoch strikt an die Etiquette und ermahnte auch mal die Prinzessin an korrekteres Benehmen.

 

Anna war indes bei ihrer Schwester angekommen, die in besagtem Zimmer vor dem Fenster stand und nach draußen sah.

Als sie die Andere in das Zimmer kommen hörte, drehte Elsa sich um und musste lächeln bei dem Anblick.

Die Kleinere hatte es offensichtlich eilig gehabt, zu ihr zurückzukommen.

Ihre Wangen waren gerötet und sie atmete schwerer, die Brust hob und senkte sich. Für einen kurzen Moment starrte die Königin sie gedankenverloren an, bis sie ihren Kopf leicht schüttelte, um an etwas Anderes zu denken.

„Da bist du ja wieder!“, sagte sie also.

„Ja, von mir aus kann es losgehen.“

„Na dann komm.“

Die Jüngere holte noch schnell das Gepäck aus dem Nachbarzimmer, als sie herauskam querte gerade ein Diener den Gang, der es ihr sofort abnahm und auf ihre Anweisung vorausging.

Dann verließ sie mit ihrer Schwester das Schloss.

 

Vor dem Eingang standen wie von Anna bestellt zwei Pferde, die der Hofstallmeister am Zügel hielt.

Als Elsa das sah, öffnete sie ihren Mund, um etwas zu sagen, doch die Königliche Leibgarde, die am Eingang postiert war, kam gerade zu ihr.

„Eure Majestät, Eure Königliche Hoheit, Ihr wollt alleine ausreiten? Das können wir nicht zulassen. Wir werden Euch selbstverständlich begleiten!“ Die beiden Männer standen im Salut vor den Schwestern.

„Nun, ich würde es wirklich bevorzugen, wenn Anna und ich alleine...reiten könnten“, erklärte die Königin etwas unsicher.

„Aber Eure Majestät, wir können Euch nicht alleine gehen lassen! Arendelle befindet sich immer noch in einer kritischen Phase, da wäre es unüberlegt, Euch ohne Schutz losziehen zu lassen.“

„Ach ja? Am Abend ihrer Krönung hat das aber noch anders ausgesehen. Da ist keiner von euch auf die Suche nach seiner Königin gegangen. Dort wurde sie wirklich von Leuten angegriffen, die ihr Übles wollten. Und sie hat sich ganz allein verteidigt! Sonst stünde sie nicht mehr hier!“, fing die Prinzessin an, die etwas in Rage geraten war, und mit dem Finger auf einen der beiden Wachmänner zeigte, dem sie während des Sprechens näherkam. „Und ich bin auch ganz ohne Leibwache ausgekommen, als ich ihr hinterher bin!“

 

Beschämt stammelten die Männer etwas vor sich hin.

„Außerdem wird unsere Reise dadurch eher erschwert. Und meine Schwester möchte niemanden außer mich bei sich haben!“, posaunte die Kleinere, während sie immer noch aufgeplustert vor der Leibgarde stand.

Nach einer kurzen Anspannung beruhigte sie sich wieder und ging ein paar Schritte zurück.

Elsa sah mit leicht rotem Kopf zur Seite und räusperte sich dezent.

 

„Insbesondere würden wir doch noch viel mehr auffallen, wenn wir von einer Leibgarde begleitet würden. Wenn man nur uns beide entdeckte, könnte man nicht sofort sagen, dass wir von der königlichen Familie sind. Zumal man unsere Gesichter noch nicht einmal in unserem Königreich überall kennen dürfte“, gab sie dabei doch von sich.

„Doch – mit Verlaub – Euer Erscheinungsbild ist so ziemlich einzigartig, soweit wir annehmen. Zumindest in dieser Gegend“, entgegnete der etwas größere Leibwächter.

Die Königin drehte ihren Kopf herum und sah ihm fest in die Augen. „Ist das etwa schlecht?“

„Nein, nein, selbstverständlich nicht, Eure Majestät, es war lediglich eine Feststellung, die in diesem Kontext von Bedeutung sein könnte“, sagte er schnell.

„Das mag vielleicht so sein, aber dennoch – Anna und ich werden ohne Begleitung aufbrechen.“ Ihre Stimme ließ keine Widerrede zu.

„Jawohl, Eure Majestät“, sagten die Männer mit etwas Unmut und entfernten sich nach einem Salut wieder zu ihren Posten.

„Und meine Schwester sieht wundervoll aus, wie sie ist!“, rief die Prinzessin ihnen nach.

Elsa seufzte nur, doch konnte nicht anders, als dabei zu lächeln.

 

Die beiden gingen weiter zu den Pferden.

Die Blonde war sichtlich unsicher.

„Oh wow, das wird so toll werden!“, freute sich Anna.

„Eure Majestät, Eure Königliche Hoheit, die Pferde, wie gewünscht“, sagte der Hofstallmeister mit einer Verbeugung, bei der er die Zügel weiterhin in einer Hand festhielt.

Die Jüngere ging schnellen Schrittes zu ihrem Pferd.

Sie streichelte dem weißen Hengst kurz über den Hals und stieg dann ohne Weiteres auf. Er war bereits mit dem Gepäck beladen.

„Was ist, Elsa? Los, komm schon!“, sagte sie freudig strahlend.

 

Ihre Schwester stand die ganze Zeit noch auf einen gewissen Abstand entfernt und hatte eine Hand um den anderen Arm gelegt. Leicht ängstlich sah sie die Tiere an.

„Du willst also wirklich...dass wir reiten...?“, man konnte ihre Unsicherheit deutlich hören.

„Ja, natürlich“, gab Anna etwas irritiert zurück. „Was ist denn damit?“

Elsa sah zur Seite.

Der Hofstallmeister, der nur noch das für sie gedachte Pferd am Zügel hatte, sagte nichts.

„Also...“, fing sie kurz an und strich über ihren Arm. „Ich... Ich kann nicht reiten, Anna. Ich habe es nicht gelernt“, sagte sie ein wenig beschämt.

 

„Oh“, entfloh es der Anderen bloß komplett überrascht. Sie sah ihre Schwester für ein paar Sekunden mit offenem Mund an.

„Das... Warum?“

Elsa sackte etwas in sich zusammen. „Na ja, weil...ich in der meisten Zeit fast nur in meinem Zimmer war, und allgemein quasi nie draußen. Geschweige denn, um so etwas wie Reiten zu lernen... Ich hätte doch das Pferd vermutlich sowieso nur eingefroren“, sprach sie mit bitterem Blick am Ende.

„Sag doch so was nicht!“

Obwohl die Prinzessin sich mehr „Auslauf“ gegönnt hatte in den Jahren, in denen sie weggeschlossen leben sollten, war das Reiten nie eine ihrer liebsten Aktivitäten geworden, doch sie hatte es zumindest gelernt.

Und es tat ihr weh, hier ihre Schwester so zu sehen, wie sie eine für ihre gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegende Sache nicht beherrschte und sich wieder ihre Angst zeigte, insbesondere Lebewesen aus Versehen einzufrieren. Sie hätte es sich doch eigentlich denken können...

 

Langsam wies sie ihr Pferd an, zu Elsa zu gehen, und als es vor dieser stand und sie dabei zurückschreckte, streckte Anna warm lächelnd ihre Hand nach der Königin aus.

„Komm, ich nehm dich mit auf mein Pferd. Wir können auch so reiten.“

„Bist du... Bist du sicher?“, fragte die Blonde vorsichtig.

„Mhm“, nickte die Kleinere überzeugend.

Und Elsa näherte sich zögernden Schrittes, bevor sie zaghaft die Hand in Annas legte.

„Setz deinen Fuß hier in den Steigbügel und dann zieh ich dich hoch“, sagte diese, während sie ihren eigenen kurz aus dem Metall löste.

Die Königin tat, wie ihr geheißen, und schrie vor Schreck über Annas abruptes Hochziehen kurz auf.

Dann fand sie sich auf einmal seitwärts gerade noch so auf dem Sattel sitzend wieder, an Anna gelehnt, die sie bei den Schultern festhielt und lächelte.

„Siehst du? Schon bist du auf einem Pferd“, sagte sie sanft.

Elsa zuckte leicht zusammen, als sie die Hände der Schwester plötzlich tiefer an ihrer Taille spürte.

„Hab keine Angst, du bleibst die ganze Zeit über in meinen Armen. Dir kann nichts passieren.“

 

Die Größere wusste nicht, ob ihr Herz schneller anfing zu schlagen wegen besagter Angst, oder weil Anna ihr diese Worte gerade so nah ins Ohr geflüstert hatte. Eine leichte Gänsehaut überkam sie.

Sie merkte jetzt erst, dass sie sich an Annas Oberteil festgekrallt hatte, da diese sie gerade noch näher an sich herangezogen hatte, und sie nun wirklich dicht beisammen hingen.

Elsa sah ihrer Schwester in die Augen und merkte in dem Moment erst bewusst, wie diese dort saß. Sie hatte je ein Bein auf jeder Seite des Pferdes – trotz ihres Kleides, sie saß wie ein Mann.

Und Elsa saß zwischen ihren Beinen, so nah an ihr.

Hastig drehte sie ihren Kopf nach vorne und ließ von ihr ab, doch bestimmt hatte die Prinzessin trotzdem gesehen, wie rot sie wurde.

„Es ist alles gut...“ Damit ließ Anna sie los und griff um sie herum nach den Zügeln. „Jetzt pass auf, es geht los.“

 

Mit einem leichten Druck der Oberschenkel und einem Schlag mit den Zügeln versetzte sie das Pferd in Bewegung.

Elsa suchte schreckhaft Halt mit den Händen und landete mit einer in der Mähne des Pferdes und mit der anderen auf Annas Oberschenkel und in dem Stoff des Kleides.

„Du kannst dich auch gerne an mich anlehnen, wenn dich das beruhigt“, meinte Anna mit einem Lächeln.

Die Größere weigerte sich zuerst, aber als sie den Schlossgrund im Galopp verließen, lehnte sie sich doch langsam gegen ihre Schwester und entspannte sich immer mehr.

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Mit Elsas Anweisung kamen sie gegen Abend am Nordberg an.

Aufgrund seiner Höhe war seine Spitze selbst jetzt im Sommer mit einer natürlichen, leichten Schneeschicht überzogen.

Doch was dennoch erstaunlich war: Der Eispalast und die eisige Treppe – vor der sie standen - waren erhalten geblieben.

Die beiden Schwestern staunten gleichermaßen, als sie das sahen.

„Wow, Elsa, dein Eis...ist wirklich stark“, entfloh es der Jüngeren.

 

Sie brachte das Pferd zum Stehen und stieg ab. Mit dem Zügel in einer Hand streckte sie der Anderen beide Arme entgegen, um ihr herunter zu helfen.

Etwas wackelig landete die Königin, doch ihre Schwester stützte sie sofort.

„Danke.“

Anna führte ihr Pferd zu der Treppe und band es dort fest, da es hier oben keine Bäume gab.

„Also, wollen wir?“, fragte sie mit einem Strahlen.

Elsa nickte nur.

 

Sie ging voran, immerhin war dies ihr geschaffenes Zuhause.

Als sie die Eingangstür aufstieß, hing Anna etwas hinter ihr her, da sie das Gepäck trug und immer noch das Konstrukt bewunderte. Es war alles wieder heile.

Die tiefstehende Sonne des Abends schimmerte orangen durch das Eis, und ließ alles viel wärmer erscheinen.

„Es ist immer noch genauso beeindruckend“, hauchte die Prinzessin.

Elsa kicherte darauf. „Ich würde sagen, wir gucken morgen nach meinem Diadem und richten uns jetzt erst hier ein.“

„Das klingt nach einer guten Idee.“

 

Gerade als sie ein paar Schritte weiter in die Eingangshalle traten, bebte auf einmal der Boden.

GROAAAR!

Elsa und Anna sahen sich besorgt an.

Sie entdeckten aus einer Ecke kommend etwas Weißes, Riesiges, das auf sie zustampfte.

„Marshmallow!“, rief die Ältere aus.

 

Das große Schneeungeheuer hatte es irgendwie auch überlebt.

Es blieb kurz stehen. Betrachtete seine perplexe Erschafferin.

Gerade wollte es sie freundlich begrüßen, doch dann sah es die andere Person hinter ihr.

Sofort leuchteten seine Augen blau und das Eis seiner Finger und an seinen Schultern wuchs lang und spitz aus.

Wieder brüllte es, doch diesmal viel bestimmter und aggressiver.

Es rannte los, direkt auf die beiden Mädchen zu.

Anna schrie und ließ das Gepäck fallen, stolperte ein paar Schritte zurück.

Elsa drehte sich irritiert zu ihr um, sah zu Marshmallow, und wieder zu Anna.

Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, was los war.

„Oh nein.“

 

Dann setzte sie sich auch gleich in Bewegung, weil der Riese gefährlich nahe kam, und stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor ihre Schwester.

Halt!“, schrie sie ihn eindringlich an. „Du sollst ihr nichts mehr tun! Es ist alles geklärt zwischen uns!“

Marshmallow wollte anhalten, doch sein Körper unterlag der Trägheit.

Er konnte nicht mehr komplett bremsen und sein Arm war schon nach der Rotblonden ausgestreckt.

Diese schloss die Augen ängstlich und drückte sich an Elsas Rücken, die Arme zwischen sich vor ihrer Brust.

Aber es kam keine Hand und es war still.

Dann hörte sie ein bereuendes Brummen von dem Riesen. „Verzeihung, Meisterin.“

Darauf öffnete Anna ihre Augen und trat einen Schritt zurück.

 

Marshmallow hatte beide Hände vor der Brust und zog den Kopf leicht ein.

Die Königin hatte ihre Arme wieder gesenkt und drehte gerade den Kopf von der Seite wieder nach vorne.

„Es ist okay. Es ist nichts passiert“, beruhigte sie ihre Erschaffung.

Dennoch senkte er den Kopf.

Die Jüngere war verwundert, und entdeckte dann etwas, das farblich recht herausstach in dieser Umgebung. Sie zog entsetzt die Luft ein.

„Elsa! Er hat dich erwischt!“

 

Auf der nackten Schulter ihrer Schwester waren drei feine Kratzer, aus denen glitzernd etwas Blut quoll.

Vorsichtig hob sie ihre Hand und strich sanft über die porzellanene Haut neben den kleinen Verletzungen. Da sich aus einer gerade eine dünne Spur Blut gen Rückseite des Kleides in Bewegung setzte, wischte Anna sie schnell mit ihrem Daumen weg.

Sie besah sich das flüssige Rot an ihrem Finger.

„Es macht nichts, Anna. Es ist meine eigene Schuld, dass das so gekommen ist. Immerhin weiß er jetzt Bescheid. Und dir ist nichts passiert“, sie drehte sich um und nahm Annas Hand mit ihrem Blut in ihre eigene.

Mit einem festen Blick sah sie ihr in die Augen, während sie sich etwas herunterbeugte und gleichzeitig die andere Hand zu ihren Lippen führte. Kurz vor der Berührung senkte sie ihren Blick und schloss danach ihren Mund um die Stelle, an der ihr Blut war.

Sie saugte leicht, um es zu entfernen, und leckte einmal ganz kurz zum Abschluss über den Finger.

 

Als ihre Augen sich wieder nach oben richteten, hatte Anna ihre andere Hand erschrocken auf den Mund gelegt, ihr Gesicht dahinter rot geworden.

„Elsa...?“ Die Kleinere wusste, dass sie so ein Benehmen eigentlich anekeln sollte. „Ähm, das...war jetzt aber nicht sehr damenhaft...“ Warum also kribbelte es so unterschwellig in ihrem Bauch und besonders in ihrem Arm stattdessen?

„Das stimmt wohl. Aber ich kann dich doch nicht mit meinem Blut am Finger herumlaufen lassen. Und ich habe gerade kein Taschentuch zur Hand“, sagte die Königin, während sie die Hand der Anderen langsam sinken ließ und sich über die Lippen leckte.

Schnell zog Anna ihre nun „gesäuberte“ Hand zu sich zurück, in eine Faust geballt, und drehte den Kopf zur Seite.

 

Elsa wendete sich wieder um zu Marshmallow, der sich das nur wortlos angesehen hatte. „Hast du das verstanden? Sie ist kein 'unerwünschter Gast' mehr“, sagte sie zu ihm. „Das war sie im Grunde nie...“, mehr zu sich selbst. „Also sei bitte nett zu ihr.“

Der weiße Riese nickte schnell, immer noch über seine Tat besorgt.

Das sehend ging die Blonde auf ihn zu, legte eine Hand auf seinen Arm und lächelte ihn beruhigend an. „Du kannst nichts dafür, immerhin habe ich dich so geschaffen und mit der Aufgabe betraut, sie fernzuhalten. Ich bin dir nicht böse.“

Darauf entspannte sich seine Haltung langsam und er wirkte wieder fröhlicher.

Da schien ihm gerade etwas einzufallen, denn ruckartig drehte er sich um und stampfte zu einem entfernt stehenden eisigen Tischchen.

Beide Schwestern wunderten sich, was er vorhatte, und Elsa folgte ihm langsam. Nicht allein zurückbleiben wollend ging auch Anna einige Schritte hinter ihr.

 

Das Schneeungeheuer blieb vor seinem Ziel stehen, hob eine Hand an und griff ganz vorsichtig mit zwei spitzen Fingern nach etwas. Es drehte sich um und ging seiner Meisterin – auch wenn sie von ihm gar nicht so bezeichnet werden wollte – entgegen.

Es brummte kurz und hielt seine Hand vor sich, als sie beisammen standen.

Da sah Elsa, was Marshmallow hatte: Ihr Diadem.

„Du... Wo hast du das her?“, fragte sie erstaunt.

„Ich habe es gefunden, nachdem ich hier eingezogen bin“, sagte er in seiner trägen, grollenden Stimme.

Als Anna sah, um was es ging, kam sie zu den beiden gelaufen.

„Hey, da ist ja dein Diadem, Elsa! Das ist ja super, so müssen wir überhaupt nicht mehr gucken! Dann können wir ganz entspannt ans Üben gehen! Also, ich meine, du natürlich.“

„Das stimmt“, sagte die Königin nur knapp. „Aber ich denke, zuerst sollten wir uns jetzt langsam schlafen legen. Die Reise war ein wenig anstrengend. Dabei bin ich nur mitgeritten.“ Sie seufzte ein wenig.

„Oooch“, schmollte Anna. „Aber ich wollte doch so gerne deinen Palast hier sehen.“

„Den kann ich dir auch morgen noch zeigen.“

 

„Aber...der Himmel ist noch wach... Ich kann noch gar nicht schlafen...“, murmelte die Jüngere.

„Wie?“, fragte Elsa, doch im gleichen Moment erinnerte sie sich fern an diese längst vergangenen Worte ihrer Schwester.

Anna war immer wach gewesen, wenn es der Himmel auch war. Sei es nun frühmorgens, spätabends – auch wenn ihre Eltern sie dabei immer gezwungen hatten, ins Bett zu gehen – oder mitten in der Nacht, wenn die Polarlichter tanzten.

Dass sich diese kleine Eigenart der Anderen in all den Jahren anscheinend nicht geändert hatte, außer das morgendliche Aufstehen, ließ sie liebevoll lächeln.

„Du weißt, dass wir hier auf einem Berg sind? Und dass wir hier folglich länger die Sonne sehen als unten im Tal? Ich will nicht, dass du mir wegen Übermüdung umfällst.“

Die Kleinere sah unzufrieden auf den Boden. „Naa guut“, sagte sie dann doch.

 

Elsa sah Marshmallow an und streckte die Hand nach dem Diadem aus. „Vielen Dank, das macht es uns wirklich angenehmer.“

Aber er machte keine Anstalten, es ihr zu geben.

Fragend verzog sie die Augenbrauen.

„Verbeug dich“, sagte er nur.

Die Blonde verstand immer noch nicht ganz, dafür aber ihre Schwester.

„Ah, er will es dir aufsetzen, Elsa!“, sagte sie mit einem Strahlen.

„Um, ach ja?“ Trotz dessen, dass sie den Sinn dahinter nicht begriff, ging sie leicht in die Knie und senkte ihr Haupt.

Und Marshmallow hob die Hand an, in der er das Diadem hielt, und setzte es ihr ganz behutsam in die nun wilden Frontsträhnen ihres Haares.

Als sie sein freudiges Brummen und Annas Gekichere hörte, richtete sie sich wieder auf.

Ihr schneeiger Wächter war offensichtlich begeistert, und so dankte sie ihm erneut lächelnd. Dann erklärte sie ihm, dass sie sich schlafen legen wollten für den Tag und wünschte ihm eine gute Nacht.

Er ging wieder in eine Ecke der Eingangshalle, in der er sich auf dem Boden zusammenkugelte und auch zur Ruhe kam.

Anna holte schnell das Gepäck und ging dann mit Elsa die Stufen zum nächsten Stockwerk hoch, wobei sie sich nochmal zur Sicherheit nach Marshmallow umdrehte. Der aber schien bereits friedlich zu schlummern.

 

Diesmal nahm Elsa die rechte der beiden Treppen, die zur nächsten Ebene führten, nicht die, die sie zu dem Raum mit dem anschließenden Balkon brachte, in dem Anna sie überzeugen wollte, zurückzukommen, und in dem sie gegen die Männer des Herzogs von Pitzbühl gekämpft hatte.

Es ging noch weiter hinauf, und es schien die oberste Etage zu sein, als die Königin endlich stehenblieb.

„Sag mal, sind wir jetzt da...?“, fragte die Jüngere leicht außer Atem. „Ich mein...so ein Sack wird ziemlich schwer über so ne Strecke. Und deine Treppen sind nicht nur ziemlich lang, sondern auch noch verdammt rutschig durch das Eis!“ Sie atmete geschafft aus. „Ehrlich, wie kannst du da so locker drauf gehen? Und dann auch noch mit den Schuhen!“

Die Blonde kicherte nur kurz. „Ich kann es halt einfach. Aber ja, wir sind oben.“ Und damit öffnete sie die Tür, die vor ihnen war, ein weiterer überdimensionaler Eiskristall darauf.

 

Die beiden traten ein, und wieder war die Kleinere am Staunen.

Nicht nur war dies tatsächlich der oberste Raum des Palastes, was einen unglaublichen Ausblick bedeutete, sondern gab es hier auch lediglich ein riesiges Bett.

Ein Bett, dessen normalerweise hölzerne Anteile aus Eis bestanden und statt einer Matratze, Decke und Kissen Schnee in ebendenselben Formen besaß.

Anna stand mit offenem Mund da. Ein paar Schritte ging sie geistesabwesend vorwärts, während sie das Gepäck langsam zur Seite auf den Boden gleiten ließ. „Wow“, flüsterte sie.

 

Dann kam ihr aber ein anderer Gedanke. „Ähm, ich will ja nichts sagen, aber... Wird das nicht verdammt kalt zum Schlafen?“ Sich der Antwort ja eigentlich sicher verzog sie den Mund fragend. „Da dürfte es draußen wesentlich wärmer sein...“, merkte sie an.

Elsa seufzte. „Natürlich ist das kalt. Aber es ging wohl nicht anders, als ich das hier errichtet habe. Und mich stört es immerhin nicht.“ Sie hatte ihrer Schwester schon von ihrer Unempfindlichkeit gegenüber jeglicher Kälte berichtet.

„Ahaha“, lachte die Jüngere gespielt und vorwurfsvoll.

„Dafür hast du doch die Decken eingepackt. Wir wussten ja nicht mal, dass mein Palast hier noch steht. Worüber ich mich ehrlich gesagt immer noch wundere... Aber der Schnee hält zumindest eine gewisse Temperatur stets, die wärmer ist als draußen, wo es in dieser Höhe in der Nacht ungewiss kalt werden kann, sodass sogar Wasser gefrieren kann.“

Ganz überzeugt war die Rotblonde noch nicht, aber was diese Thematik anging, wusste die Andere vermutlich wesentlich besser Bescheid als sie. Und es blieb ihr eh nichts Anderes übrig. „Na schön. Aber ich befürchte, bei der Kälte behalte ich lieber meine jetzigen Sachen an.“ Sie schauderte kurz. Jetzt, wo sie langsam zur Ruhe kamen, drang die Kälte mehr an sie heran, obwohl sie schon die ganze Zeit ihre Winterkleidung anhatte.

 

Die Königin setzte sich auf eine Seite des Bettes und sah gedankenverloren durch das Eis so gut es ging nach draußen.

Sie merkte nicht, wie sich Anna neben sie setzte und sie ansah. Sie hier in ihrem Element – im allerwahrsten Sinne des Wortes – betrachtete.

„Du bist wirklich toll, Elsa“, sprach sie mit gedämpfter Stimme. „Selbst jetzt, wenn du einfach nur so dasitzt.“

Irritiert über diese Aussage drehte sich die Angesprochene um.

Ihr Blick war wohl fragend genug, denn die Jüngere fuhr fort: „Na, einfach alles an dir. Und deine Haltung...strahlt immer noch dieses...Majestätische aus... Ich meine... Oh nein, du bist natürlich eine Majestät offiziell, nicht, dass ich was dahingehend anspielen wollte!“ Sie wollte sich ein Mal mehr mit der flachen Hand ins Gesicht schlagen. „Dieses... Diese Eleganz. Ich meine, du wolltest freier von diesen königlichen Regeln sein, mit deinem Kleid, und auch deiner Frisur so. Und jetzt trägst du doch dein Diadem gerade...und...wir sind in diesem Palast von dir... Und du strahlst immer noch diese pure Anmut aus.“

 

Elsa war so verblüfft darüber, dass jetzt sie mit leicht offenem Mund dasaß.

Dann stand sie auf und ließ ein zartes Tischchen aus Eis neben dem Bett entstehen mit einem Schneekissen darauf.

Mit beiden Händen griff sie nach dem goldenen Reif auf ihrem Kopf und setzte ihn dieses Mal sanft ab, sicher gebettet. Kurz sah sie ihn an, ehe sie sich wieder hinsetzte. „Es bedeutet mir nicht so viel.“ Sie sah ihre Schwester nicht an.

„Das sollte es aber“, erwiderte diese. „Genauso, wie du dir hierüber eigentlich Gedanken machen solltest...“

 

Noch bevor Elsa nachfragen konnte, was die Andere meinte, oder sich zu ihr umdrehen konnte, spürte sie die sanften Lippen auf ihrer kleinen Wunde. Unwillkürlich zog sie einen schnellen Atemzug ein, der ihr unterwegs stecken blieb.

Nicht, weil die Berührung vielleicht wehtat – das Blut war mittlerweile auch getrocknet -, sondern weil bereits die vorige mit Annas Fingern auf ihrer nackten Haut sie viel zu merkwürdig hatte fühlen lassen. Wie konnte sie da erst ihre weichen Lippen ungeachtet dort lassen?

„Anna, was...was soll das?“, fragte sie mit der Bemühung, sich nicht auf das Gefühl zu konzentrieren, auch wenn sie trotzdem rot wurde.

„Weißt du das etwa nicht? Wenn Kinder sich verletzen, dann gibt man ihnen doch auch einen Kuss auf die Stelle, damit es nicht mehr so wehtut“, antwortete Anna wie selbstverständlich. Sie war so unschuldig...

„Aber...es tat nicht einmal weh. Das Eis war scharf genug. Ich habe doch gesagt, es war nicht schlimm...“

 

Die beiden Schwestern sahen sich in die Augen.

„Umso mehr solltest du es bedenken. Ich will nicht, dass du noch weiter machst damit. Immer noch einzustecken.“ Besorgnis konnte man im Blick der Jüngeren erkennen.

Elsa stand abrupt auf. „Wir sollten jetzt schlafen. Nimm die Decken und dann gucken wir, dass du möglichst nicht frierst“, sagte sie in einer neutralen Tonlage.

Anna sah verärgert zur Seite. Genau dieses Verhalten... „Und es war doch wieder meinetwegen...“, sagte sie gepresst und stand auf.

Die Ältere drehte sich ruckartig um, doch sah sie nur einen Rücken, der über den Sack mit dem Reisegepäck gebeugt war.

Mit den Decken in den Armen und einem abwehrenden Gesichtsausdruck kam Anna zurück zum Bett, legte die Sachen ab und zog sich den Umhang und die Stiefel aus, die sie am Fußende am Boden ablegte. Sie wollte definitiv ihr Kleid anlassen, da es doch wesentlich dicker war als ihr Nachtgewand.

Ohne ein weiteres Wort krabbelte sie in das seltsame Bett, schlug die Schneedecke zurück und legte sich nach einem Testklopfer mit einer Hand auf eines der Kissen – es schien sich alles wie die entsprechend normale Variante der Objekte zu verhalten -, mit dem Rücken zu Elsa .

 

Die Größere wusste nicht, wie sie reagieren sollte, weswegen sie stillschweigend mit einer kleinen Handbewegung ihr Eiskleid in ein Eisnachthemd verwandelte und sich auf etwas Abstand neben Anna legte. „Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Aber du bist mir nun einmal am wichtigsten.“

Die Prinzessin konnte die leichte Verletztheit und unterschwellige Verzweiflung hören. Es gefiel ihr gar nicht, und so drehte sie sich nur schnell um, griff Elsas Arm und zog sie direkt zu ihrem Körper heran, schlang beide Arme der Anderen um ihren Bauch und warf die mitgebrachten Decken über sie beide. Mit ein bisschen Aufwand zog sie auch noch die Schneedecke wieder hoch und deckte sie gänzlich zu.

Erst dann kuschelte sie sich an Elsas Frontseite und zog die warmen Decken ganz eng um sich zurecht.

Bevor die Blonde etwas sagen konnte, meinte Anna: „Ich habe mal gelesen, dass ein Körper am meisten wärmt...“

 

Elsa schluckte nur beeindruckt von dieser Tat. Die Kleinere hatte wirklich keinen Zentimeter zwischen ihren Körpern gelassen, und so versuchte sie, an etwas Anderes zu denken als das Gefühl ihrer Brüste an den Rücken der Rotblonden gedrückt, welches sich bei jedem Atemzug wieder erneuerte. Oder allgemein das Gefühl, ihre geliebte Schwester so in ihren Armen liegen zu haben...

Sie schluckte ein weiteres Mal, während sie sie bewusst noch ein wenig enger an sich presste. Es fühlte sich so gut an...

„A-Aber...ist denn mein Körper etwa gar nicht kalt...?“ Sie wusste es wirklich nicht, immerhin hatte sie nie irgendwelchen Körperkontakt gehabt, seit ihre Kräfte damals stärker wurden. Und als Besitzerin von Eis- und Schneekräften erwartete sie so etwas irgendwie.

„Nein“, kam die bestimmte Antwort. „Also, ja, im ersten Moment fühlst du dich ziemlich kalt an, aber das ist nur die Oberfläche deiner Haut. Wenn man kurz wartet, spürt man die Wärme darunter.“

 

Irgendwie berührten Elsa diese Worte und sie drückte ihren Kopf an Annas.

„Ist es denn in Ordnung, wenn wir so schlafen?“, fragte sie unsicher.

„Aber natürlich, das haben wir doch als Kinder auch gemacht!“, entfloh es der Kleineren sofort.

„Ja, aber...so...?“ Sie hatten sich noch nicht wieder ein Bett geteilt seit ihren letzten gemeinsamen Kindertagen, und dann direkt auf diese Art wieder damit anzufangen...

„Ich will es so!“, ließ die Jüngere laut vernehmen.

 

Nein, untereinander bedeuteten ihre Ränge gar nichts. Da durfte auch sehr gerne einmal die eigentlich Untergeordnete das Kommando haben.

Nach einer kurzen Stille sprach Elsa gegen Annas Haar: „Na gut, dann sei es so, meine Prinzessin.“

Darauf musste die Besagte kichern. „Gute Nacht“, wünschte sie ihrer Schwester fröhlich. Auch wenn draußen noch die letzten Sonnenstrahlen zu sehen waren, die durch das Eis reflektiert alles in orange-rötlichem Licht leuchten ließen.

„Gute Nacht“, antwortete diese. Und zu sich selbst dachte sie: „Die werde ich so doch wohl hoffentlich haben.“

 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 

Am nächsten Morgen wachte Elsa wie immer früh auf.

Zuerst musste sie kurz überlegen, wo sie war und wie sie in dieser „Position“ gelandet war. Sie schreckte aufgrund dessen hoch, löste dabei ihre Umklammerung um ihre Schwester und stützte sich seitwärts ab.

Doch als sie Annas morgendliches Aussehen bewusst erblickte, musste sie leise lachen. Die rotblonden Haare standen total zerzaust von ihrem Kopf ab und sie sabberte vor sich hin.

„Und du möchtest mir erzählen, was damenhaft ist?“, dachte sie schmunzelnd.

 

Nach wenigen Minuten begann die Andere, sich unruhig zu winden, bis sie auch die Augen öffnete. „Elsa?“, fragte sie mit leiser Stimme und noch ganz verschlafen.

„Guten Morgen“, begrüßte diese sie mit einem Lächeln.

„Morgen. Es ist so kalt auf einmal. Was machst du?“

Verwundert über die Aussage fiel der Blonden jetzt erst ein, dass sie mit ihrem Aufrichten nicht nur ihre Körperwärme von Anna weggenommen hatte, sondern auch noch die ganzen Decken angehoben hatte. „Oh, das tut mir leid, ich bin nur gerade wach geworden. Wie war denn die Nacht für dich?“, fragte sie etwas sorgenvoll.

„Sehr angenehm.“ Sie lächelte und wischte sich den heruntergelaufenen Speichel mit dem Handrücken ab. „Dein Schnee...ist so weich. Und mit den Decken und vor Allem dir im Rücken...hach, das war kuschelig!“ Das Lächeln wurde zu einem breiten Strahlen. „Können wir das immer so machen?“

 

„Ähm...“ Die Königin wusste nicht, was sie sagen sollte. Natürlich wollte sie das. Aber war das in Ordnung? Würde das nicht irgendwann schiefgehen?

Ein Mal mehr hing etwas von ihrer Selbstkontrolle ab.

Die Überlegung gefiel ihr nicht sehr. Andererseits... Sie war doch hier, um die Kontrolle vollständig zu Ende zu üben, oder etwa nicht? Auch wenn das nur für ihre Fähigkeiten ausgesprochen wurde.

Ja, so konnte sie Anna wenigstens so nahe bei sich haben und es wäre nichts dabei. Schwestern machten das immerhin so, richtig?

Mit einem Seufzer bejahte sie die ursprüngliche Frage laut.

 

„Wolltest du eigentlich schon aufstehen, oder warum sitzt du da schon...?“, fragte die Prinzessin.

„Ja, natürlich, was denn sonst?“, kam die sichtlich erstaunte Gegenfrage.

„Also, na ja, du könntest dich wieder hinlegen und weiterschlafen...?“

„Hast du schon mal geguckt, wie hell es draußen ist? Und wie spät es folglich sein dürfte?“ Das ganze Zimmer war bereits vom morgendlichen Sonnenlicht durchflutet.

„Aber du hast doch jetzt keine Verpflichtungen, an die du dich halten musst! Du kannst ohne Weiteres mal später aufstehen. Lass uns weiterschlafen“, quengelte die Kleinere immer noch müde.

Elsa schüttelte nur den Kopf und stieg dann aus dem Bett. „Du kannst ja noch liegen bleiben.“

Darauf verzog die Andere den Mund. „Sehr witzig, wenn ich ohne dich friere.“

„Dann musst du wohl aufstehen. Außerdem sehen deine Haare so aus, als ob sie die Zeit bräuchten“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln.

„Ich weiß“, seufzte Anna nur. „Die sehen jeden Morgen so aus, egal, was ich mache. Jetzt hast du das zumindest mal gesehen.“ Sie sah etwas verlegen zur Seite. „Ich sehe nicht schon beim Aufstehen so umwerfend aus wie du.“

 

Elsa schloss die Augen und lächelte. „Es kommt nicht ausschließlich darauf an, was man so mitgegeben bekommt, sondern mehr, was man daraus macht, weißt du? Und du solltest dich, was das angeht, wirklich nicht unterschätzen...“

Die Jüngere sah den Rücken ihrer Schwester – den diese ihr immer noch zugedreht hatte – erst überrascht an, bis sich ihre Mundwinkel nach oben bewegten. „Danke.“

Elsa drehte lediglich den Kopf zur Seite und grinste. Dann hob sie ihre Hand an und mit einer gekonnten Drehbewegung des Handgelenkes ersetzte sie ihr Nachthemd wieder durch ihr Eiskleid, wobei der Übergang stets nahtlos war, sodass man keine Haut sah.

Danach machte sich auch Anna fertig, und sie begannen ihre Woche im Eispalast.

 

Nach einem gemeinsamen kleinen Frühstück aus Sachen, die sie mitgebracht hatten, und der Versorgung Annas Pferdes – es bekam ein paar Äpfel und Elsa bemühte sich, Schnee zu Wasser tauen zu lassen, damit es trinken konnte -, gab Elsa Anna eine Rundtour durch das eisige Gebäude, bei dem die Kleinere ununterbrochen begeistert war – wenn sie nicht gerade ausgerutscht war. Es beeindruckte sie sehr, dass ihre Schwester so etwas erschaffen konnte.

Nachdem sie alles betrachtet hatten, machten sie sich auf nach draußen, etwas bergab in den Wald hinein, um Elsas Kontrolle über ihre Fähigkeiten weiter zu üben.

Marshmallow, der mitkommen wollte, wurde von der Königin jedoch zurückgeschickt, da sie befürchtete, ihn ansonsten aus Versehen vielleicht zu schmelzen.

 

Anna setzte sich auf den Stamm eines umgefallenen Baumes, stützte die Arme neben sich ab und sah die Größere mit einem Lächeln an. „Ich will, dass du eine Schneelandschaft erzeugst, aber dieses Mal ganz bewusst. So wie bei deinem Eispalast, den hast du ja auch in einem solchen Detail hinbekommen“, wies sie sie an.

Doch für einen kurzen Moment dachte Elsa nicht an ihren Eispalast, sondern vielmehr an die verhängnisvolle Stunde ihrer Kindheit, die alles verursacht hatte, in der die Rotblonde sie ebenfalls für eine Demonstration ihrer Magie angebettelt hatte.

Sie kniff die Augen zusammen und wimmerte leicht, als sie die Situation auf diese Art wieder erlebte. Sie spürte, wie Frost sich ausbreiten wollte von ihr.

Gerade als er beinahe ausbrach, spürte sie, wie ihre Hände umschlossen wurden von anderen und zuckte zurück, doch sie ließen nicht los.

Als sie ihre Augen öffnete, sah sie die Prinzessin vor sich stehen mit einem entschuldigenden Lächeln.

„Das war vielleicht nicht so gut formuliert, hm?“, fragte diese mit sanfter Stimme.

 

Sie wusste selbst nicht aus Erinnerungen heraus, was geschehen war, nachdem der Anführer der Trolle, Grand Pabbie, zu ihrem Schutz in eben jene eingegriffen hatte.

Darum hatte Elsa ihr davon erzählt, in aller Ausführlichkeit auf ihre Bitte hin.

Sie hatten versucht zu klären, an was sich die Jüngere noch erinnern konnte von früher und was davon wirklich war. Elsa hatte dafür von ihren verbliebenen Erinnerungen erzählt, und sie stellten fest, dass das Meiste an sich übereinstimmte, nur dass die Bilder von ihren Spielplätzen aus dem Ballsaal in eine allgemeine Winterszene gelegt wurden.

Viel hatten sie geweint, doch sie trösteten sich immer mit dem Versprechen, die verlorene Zeit wiedergutzumachen, indem sie jetzt Zeit miteinander verbrachten.

 

Und Anna redete Elsa gut zu, konnte sie wieder beruhigen.

Die Ältere verbrachte die Tage damit, gezielt Sachen aus Schnee und Eis zu kreieren und diese genauso kontrolliert wieder verschwinden zu lassen.

Natürlich klappte das nicht gleich immer. Aber es war keine reine Glückssache mehr.

Wenn bei der Erschaffung von Eis etwas schiefging, hatte sie oft gleich wieder Angst, dass sie wieder versehentlich die Kontrolle verlieren könnte.

Dann würde Anna, die bei Allem dabei war, sofort zu ihr gehen, ihre Hände nehmen und auf ihre Brust legen. „Elsa. Du musst nur Vertrauen bekommen. Vertrauen in dich selber. Ich habe es schon lange. Und fühl, mein Herz schlägt noch! Obwohl du mich getroffen hast. Und ich vertraue dir noch immer.“ Ein kleines, doch so ehrliches Lächeln lag dabei in ihrem ganzen Gesicht.

Die Größere sah nur verlegen zu ihren Händen, aber als sie sie wegziehen wollte, drückte Anna sie fest an sich, sodass Elsa ihr Herz wirklich fühlen konnte. Es schlug kräftig vor sich hin.

Wenn die Prinzessin sie länger so hielt, würde sie sich räuspern, bis die Andere merkte, dass sie sie wohl loslassen sollte.

 

Umgekehrt, wenn die Entfernung nicht so recht funktionieren wollte und Elsa wieder frustriert vor ihrem Schnee stand, dann kam ihre jüngere Schwester und umarmte sie von hinten, den Kopf in ihren Rücken gepresst und fragte leise: „Hast du es etwa schon wieder vergessen?“

Und die Königin schluckte, während sie ihren Kopf zu der Anderen drehte und sie so an sich geschmiegt sah...an sich geschmiegt spürte. „Wie soll ich an unsere Liebe denken, sie fühlen, ohne dabei die falsche meinerseits zu groß werden zu lassen...?“, fragte sie sich selber schmerzvoll.

Doch sie ließ die Empfindung zumindest zu einem Teil bewusst zu, um dann problemlos ihren Schnee und ihr Eis aufzulösen. Dieses Gefühl bezüglich ihrer Kräfte war ihr immer noch fremd, doch es war gut. Es fühlte sich so gut an, endlich diese Fähigkeiten zu kontrollieren, nach den Jahren der Angst und Verzweiflung über sie.

Es war eine Art Euphorie, weswegen auch jedes Mal automatisch ein Lächeln auf ihre Lippen käme, wenn es funktioniert hatte.

Und Anna würde sich freuen und sie weiter motivieren.

 

Tag für Tag machte Elsa Fortschritte, die weißen Gebilde wurden immer mehr und filigraner, während sie schneller verschwanden.

Sie fühlte zum ersten Mal eine gewisse Sicherheit, begann sogar langsam, eine Art Stärke zu verspüren.

Zufrieden, trotz der Erschöpfung, fiel sie jeden Abend ins Bett und schlief mit einem kleinen Grinsen im Gesicht und Anna in den Armen ein.

 

Während der letzten Tage tollten sie sogar schon vereinzelt im Schnee herum, ganz befreit, nachdem Elsa überzeugt war, dass nichts passieren würde.

Anna lachte, als sie Schneeengel machte, während die Ältere sie mit angehobener Augenbraue betrachtete. „Ist das nicht zu kalt, so im Schnee liegend?“

„Haha, im Gegenteil, es tut sogar gut, bei den ganzen blauen Flecken, die ich vom Ausrutschen in deinem Palast habe! Man müsste denken, du hättest sonst was mit mir gemacht, wenn das einer sieht“, sie grinste die Andere an. Im Gegenteil zu ihr hatte sie kaum Fortschritt mit dem Eis gemacht. Sie schlidderte weiterhin unkontrolliert durch die Gegend ab und zu und fiel das ein oder andere Mal noch hin.

Elsa verzog bloß den Mund.

„Hey, es wird doch keiner sehen. Außer vielleicht die am Ellenbogen...“

 

Irgendwann begannen sie mit einer Schneeballschlacht, nachdem Anna der Größeren von hinten einen Schneeball an den Kopf geworfen hatte, während diese an etwas Anderem übte. Natürlich war das nicht ihr geplantes Ziel gewesen.

Aber sie konnte es nicht ändern, als sich die Andere perplex zu ihr umdrehte und sie verdattert ansah, bis sich ihr Ausdruck zu einem bösartigen Lächeln veränderte.

Die Prinzessin grinste unschuldig und winkte ihr zu mit einer Hand, während sie sich mit der anderen am Hinterkopf langstrich.

Was sie nicht erwartete, war der Schneeball, der sie an der Wange traf. „Uff. He, was-?“, begann sie, doch da kam schon ein weiterer. „Halt, warte, das ist nicht fair!“, rief sie, denn Elsa produzierte die Geschosse mit ihrer Magie.

„Nicht? Aber du hast mich herausgefordert. Und der Herausgeforderte darf die Waffen wählen.“ Die Königin schmunzelte.

„Aber... Aber...“, stotterte Anna, bevor sie vor einer Salve davonlief.

 

Später ließen sie Marshmallow auch mitmachen, nachdem Elsa sicher sein konnte, dass er und Anna sich vertragen würden.

Er hatte den beiden die ganze Zeit über traurig zugesehen, doch wurde es ihm zuvor noch verboten.

Zuerst klärten die Rotblonde und das Schneeungeheuer noch ihre offene Rechnung von ihrer Auseinandersetzung vor Elsas Eispalast, als er sie und Kristoff rausschmiss, mit einigen Schneebällen. Beide warfen sich dabei noch ein paar erboste Worte an den Kopf, die jedoch spaßeshalber endeten, bis sie sich gegenseitig mit einem Lachen anerkennend auf die Schulter – oder größenbedingt auf den Arm – klopften.

Die Größere konnte bei dem Anblick nur ergriffen lächeln.

Zusammen hatten die drei Spaß, das riesige Schneeungeheuer nahm Anna sogar auf die Schulter und trug sie durch die Gegend, was ihr sehr gefiel.

Mit einem großen Strahlen im ganzen Gesicht rief sie Elsa zu, welche sich überreden ließ, sich doch auch von ihrer Erschaffung hochheben zu lassen.

Mehrmals hielten sie sich lachend den Bauch, während sie herumalberten und über sämtliche Dinge redeten, auch ohne Belang.

Es war tatsächlich gewissermaßen wie früher, wo sie noch Kinder waren und immer zusammen gespielt hatten.

 

Als Elsa ihre Schwester mit diesem Gedanken und einem warmen Gefühl in der Brust betrachtete, während sie so im Schnee und zwischen kleinen Schneehügeln standen, griff sie nach der Hand der Anderen und drückte diese, worauf sich die Prinzessin erst irritiert zu ihr drehte, doch dann liebevoll lächelte, als sie in Elsas Augen den glücklichen Ausdruck entdeckte.

Hier oben auf dem Nordberg waren sie wirklich frei, frei von ihren Pflichten und den urteilenden Blicken Anderer, wenn auch nur temporär.

Aber es war für beide die Möglichkeit, zu sehen, dass die jeweils Andere sich doch im Grunde nicht verändert hatte. Erst recht, nachdem Elsa ihre Fähigkeiten nun wieder akzeptiert hatte und sie anwenden wollte.

Anna war immer noch fasziniert von dem, was ihre Schwester machen konnte, und diese amüsierte es, es ihr zu zeigen.

 

So ging eine Woche schnell herum, viel zu schnell für die beiden, doch der Zweck war erfüllt.

Mit ihrem Diadem auf dem Kopf ritt die Königin stolz auf einem Pferd aus Schnee zurück zum Schloss von Arendelle, welches sie mit ihren bloßen gedanklichen Anweisungen lenken konnte - etwas, woran sie auch geübt hatte in den Tagen. Zumal Annas Versuche, ihr das Reiten beizubringen, nicht gefruchtet hatten, allein weil Elsa sich weigerte, rittlings auf dem Pferd zu sitzen, und die Jüngere es ihr nicht anders erklären konnte.

Die Wachen am Stadttor waren sichtlich überrascht, als sie die königlichen Schwestern so wiederkommen sahen, doch waren sie ganz offensichtlich auch positiv beeindruckt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  xXxMephistoxXx
2015-08-20T01:13:02+00:00 20.08.2015 03:13
Spitzen Kapi
Weiter so
Lg Mephi


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