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Cursed Shadow

- verliebt in einen Dämon -
von

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Der Saal

Es war zu ruhig. Angespannt saß ich auf Mephistos Bett und sah mich ungeduldig um. Eine ungemütliche und beklemmende Situation, denn zuvor war es noch nicht vorgekommen, dass jemand mich mit teuren Abendkleidern eindecken wollte. Zwar freute ich mich, doch unangenehm war es, mich von anderen ankleiden zu lassen ohne etwas dafür zu zahlen.

Die Sekunden zählend wippte ich mit den Beinen herum. Meine innere Unruhe unterdrückend, lehnte ich mich zurück auf das Bett und legte mich auf die weiche Polsterung. Meinen Kopf hatte ich zur Decke über mir gerichtet und meine Beine hingen noch vom Bett herunter.

Ich atmete betrübt und ruhig aus. „Wieso dauert das so lange?“, fragte ich mich unangenehm leise und drehte mich zur Tür. Wieso hatte ich gerade jetzt das Gefühl nicht alleine sein zu wollen? Wo ich das doch sonst gerne war.

Je länger ich wartete, desto mehr Zeit hatte ich mit meinen Gedanken. Ich konnte über vieles nachdenken, denn im Augenblick sollte mich nichts ablenken. Ich dachte über alles nach, was vor kurzem passierte. Über den Tag in der Schule. Über Namis Geheimnis. Über Shiros Geständnis. Über den letzten Kampf. Der Junge in Mephistos Laden. Ich hatte Shiro davon noch nichts erzählt. Und dann war da noch der Kuss.

Ich erinnerte mich wie er mich sanft auf den Boden drückte und doch genüsslich meine Lippen berührte. Und als ich zu ihm hinauf sah, blickte er mich so erleichtert aber doch nichts sagend an.

Träumend legte ich meinen Finger auf meine Lippe und starrte nachdenklich ins Leere. „Er wurde wieder so kalt…“, flüsterte ich. Nicht nur äußerlich, sondern auch emotional. Als Mensch konnte er wohl seine ganzen Gefühle nicht so unterdrücken, wie mit seiner dämonischen Kraft. Oder konnte er seine Emotionen nicht zurückhalten, weil er als Mensch schwach und angreifbar war und somit unter Stress stand?

Shiro musste so vieles ertragen und aushalten. Und nun wollte er sich vor allen fernhalten und stößt jeden emotionslos ab wie ein grimmiger Eisblock. Nachdem ich Deeons und Mephistos Geschichten gehört hatte, verstand ich, warum er so wurde. Aber ich wollte nicht, dass er weiterhin so düster und negativ bleibt und alles verachtet. Ich wollte, dass er lacht! Ich wollte, dass er aufhört, sich ständig Gedanken zu machen! Aber warum ist es mir so unangenehm, wenn ich mein Ziel erreiche? Wenn ich ihn zum Lächeln bringe. Wenn er beruhigt da sitzt und mit mir redet. Wenn er genüsslich das Essen verputzt, dass ich ihm gebe. Wenn er mich mit seinem tiefen, träumenden Blick ansieht und glücklich ist.

War mir das wirklich unangenehm? War das der richtige Ausdruck für meine Gefühle?

„Argh!“, ich raufte mir die Haare und wälzte mich im Bett herum. „Ich sollte selber aufhören mir so viele Gedanken zu machen!“, nörgelte ich und schaukelte mit meinen Beinen hin und her. „Das ist doch bescheuert! Arrr!!“, dann ließ ich meine Arme geschwächt auf mein Gesicht fallen. „Uf…“

Plötzlich riss jemand die Tür auf. „Sooo! Da bin ich! Es war schwer ein Kleid in deiner Größenordnung zu finden, aber ich denke das sollte passen!“, rief Mephisto und stellte sich mit einem riesigen Haufen Stoff über seinem Arm hängend in den Raum. Doch er wich etwas zurück. „Irgh.. was ist denn mit dir?“, fragte ich schließlich, als er mich entnervt auf dem Bett erkannte.

„Ach…“, seufzte ich nur, ohne ihn anzusehen.

„Yuki!“, hörte ich dann Bastet rufen. „Zieh dein Kleid an! Ich mach dir die Haare!“, sie kam auch in den Raum hinein gelaufen.

Auch jetzt noch lag ich leblos dort und beachtete sie nicht weiter. Wollte ich wirklich auf den Ball? Irgendwie hatten mir meine Gedanken meine Laune verdorben.

„Also wirklich! Los! Hop!“, forderte Bastet und klatschte in die Hände.

Langsam raffte ich mich auf und setzte mich hin. Überrascht schaute ich die Beiden herausgeputzten und in edle Kleidung gezogenen an.

Bastet trug ein langes, enges, leichtes Kleid, welches eine helltürkise, fast weiße Farbe hatte. Es war schulterfrei und am Hals mit einem goldenem Halsreif zusammengebunden. Verzierungen und Schmuck waren ebenso in reinem Gold. Eine goldene Korsage betonte ihre Figur noch mehr. Dazu trug sie armlange, elegante, seidige Stulpen, welche an einem Ring am Mittelfinger endeten. Es wirkte alles ziemlich ägyptisch aber doch modern und elegant.

Mephisto trug einen edlen, englischen Anzug. Es war ein weißes Hemd, mit sehr dünner, langer Schleife am Kragen. Dazu eine schwarze Anzughose und ein schwarzes, tiefes Sakko. Halbe schwarze Handschuhe und ein dezent nach hinten gebundener Zopf rundeten sein Aussehen ab.

Im Gegensatz zu den Beiden, die nur vor Schönheit strahlten, hockte ich vergammelt auf dem Bett und versuchte meine Haare wieder zu Bändigen.

„Denkst du, du bekommst das wirklich hin?“, flüsterte Mephisto Bastet leise zu.

„Natürlich!“, sagte sie laut, legte ihre Hand fingerspreizend vor ihren Mund und lachte arrogant. „Hahahah! Ich bin Bastet! Die Göttin der Fruchtbarkeit! Der Freude! Und Feste! Da werde ich doch auch so ein hässliches Entlein für einen Ball zu einem wunderschönen Schwan verzaubern können! Hohohoho!“

Was hatte ich mir nur gedacht? Jetzt hatte ich zwei eingebildete Dämonen in einem Raum vor mir.

Mephisto legte ihr aber das Kleid schnippisch auf ihren erhobenen Arm. „Du bist keine Göttin! Hör auf dir das immer wieder einzureden! Tz! Hier! Ich bin ja gespannt wie viel noch in dir Steckt!“, rollte Mephisto die Augen und ging zur Tür.

„Pa! Du bist ja nur neidisch, weil du nie als Gott verehrt wurdest!“, rief sie ihm hinterher.

Mephistos Kopf ragte noch leicht in den Raum hinein. „Dafür glaubt man an mich heute immer noch!“, kam er ihr gelassen entgegen und warf ihr vergnügt einen Handkuss zu. Dann verschwand er und schloss die Tür.

„Hmpf! Dem werde ich es zeigen!“, fauchte sie und schmollte.

Ich grinste über die beiden. Zwei mit dem gleichen Temperament in einem kleinen Raum. Das sollte wohl nicht gut ausgehen.

Schließlich hob sie das Kleid und präsentierte es mir. „Tada! Schick oder? Wir mussten etwas finden, was deiner Oberweite passt. Du hast so große Brüste, da war es ziemlich schwer. Haha! Los! Zieh dich aus!“, sagte sie lächelnd und stellte sich erwartungsvoll vor mich.

Ich wurde rot und legte meine Hände schützend vor meine Brust. „Hä? Warte!“, rief ich laut. Doch Bastet legte den Kopf schief. „Oh man. Sei nicht so verklemmt! Alleine wirst du das Kleid nicht an bekommen! Vertrau mir. Ich schau auch weg.“, grinste sie und deutete neben sich.

Ich biss die Zähne zusammen und sah sie zurückhaltend an. „Hmh.. okay..“

Sie grinste fröhlich. „Raus aus den Lumpen und rein in das schicke Kleid!“

„Hehe.. ja. Genau..“, grinste ich gezwungen.
 

Ich zog meine Kleidung aus, und schlüpfte in das rosa, lange Kleid. Es war sehr schlicht gehalten. Links hatte es ab der Hüfte einen Schlitz, welcher nach unten breiter wurde. Darunter war ein hellerer Stoff zu sehen. Den Schlitz und Dekolleté entlang, verzierten Rüschen. Ein Schleifenhalsband und armlange Handschuhe waren als letztes an der Reihe.

Es wurde ab der Hüfte sehr weit und aufgebauscht. Zu meiner Beruhigung hatten die Pumps dazu keinen so hohen Absatz wie die von Bastet.

Sie half mir, mich anzukleiden. In meinem Nacken band sie mir das Kleid zu und im Rücken schloss sie das Kleid. Die Handschuhe zog sie mir hoch, dass sie genau passten. Sie wirkte, als wolle sie aus mir ein Meisterwerk zaubern. Stolz blickte sie mich von oben bis unten an und ging einen Schritt zurück. „Hach! Hübsch! Sehr hübsch! Jetzt noch die Haare.“, sagte sie und legte amüsiert die Hände ineinander. „Setz dich!“, schnell zog sie einen Hocker vom Schminktisch hinter sich vor. „Heute Abend wirst du strahlen! Und Mephisto wird Augen machen! Pah!“

Ich sah mich kurz im Spiegel an. Für einen Moment war ich wie verzaubert. Noch nie hatte ich ein solch schönes Kleid tragen dürfen. Und noch nie hatte ich mich selber so hübsch gefunden. Als ich mich verlegen setze lehnte Bastet sich kurz vor. „Dass du mir ja nicht meinen lieben Schattenmann weg angelst. Ha! Aber was rede ich da. Dann müsstest du ja gegen mich gewinnen. Hohoho.“

Ich sah sie mit weiten, ertappten Augen durch den Spiegel an. „Ah.. nein. Nein… Keine Sorge…“, stammelte ich vor mich hin.

„Die mache ich mir sowieso nicht!“, lächelte sie und fuhr mir sanft durch die Haare. „Er ist irgendwann mein. Und ich gehöre dann nur ihm.“, sprach sie immer leiser werdend. Dann räusperte sie sich. „Ehm. Ja. Was ist das überhaupt zwischen euch? Ich wusste nicht, dass er noch einen schwachen und armseligen Schützling aufnimmt?“, fragte sie und steckte mir die Haare hoch.

Erst war ich etwas eingenommen. Doch langsam fand ich mich damit ab, dass sie, so wie auch Mephisto wohl gar nicht absichtlich abwertend sprachen. Oder sie merkten nicht wie verletzend die Worte sein konnten. Aber ich wusste, dass ich sie nicht ernst nehmen sollte und versuchte diese Sprüche zu ignorieren. „Moment. Schützling?“, fragte ich verwirrt.

„Ja. Warum sollte er sich sonst mit so jemand schwaches abgeben? Oh! Tut mir leid, wenn dir das peinlich ist.“, antwortete sie gelassen und arbeitete weiter.

„Oh ich… ja genau. Schützling. Ja. Er… fand mich hier, und ich fand mich nicht zurecht. Er hat mich dann als Schützling aufgenommen.. Hehe.“, log ich nervös. Ich spielte mit meinen Fingern herum. „Aber, Shiro hat noch einen Schützling? Ich dachte, er versuchte sich immer von allen fern zu halten?“

Sie runzelte die Stirn. „Du wusstest es nicht? Irgendwann hatte er Kitsune vor ein paar Dieben gerettet. Ich weiß nicht wieso. Vielleicht hatte er mal einen guten Tag? Und seitdem steht sie unter seinem Schutz. Sie ist klein. Und schwach. Und nervig. Sie würde hier gar nicht überleben, wenn er nicht wäre. Naja, Glück für sie.“

Ich lächelte stolz. Das musste bedeuten, dass in ihm ja doch noch ein lieber Mensch steckt. Dann da sah ich herab. Mir war also die Vorgeschichte von Mephisto, Deeon und Kitsune zu Shiro bekannt. „Und wie hast du Shiro kennen gelernt?“, fragte ich sie und sah wieder in die Spiegelung.

Sie drehte meine Haare etwas auf und lächelte. „Hmh. Naja, weil du eine Freundin vom Schattenmann bist, erzähle ich es dir! Also. Vor vielen Jahren zog er erst mit Mephisto her. Er begann sofort jedem zu zeigen, dass er der stärkste ist. Also wurden die Hohen auf ihn Aufmerksam.“

„Die Hohen?“

„Ja! So wie Renekton! Reiche Dämonen! Die hier viel zu sagen haben und denen hier viel gehört! Die viele Anhänger haben! Weißt du denn gar nichts?!“, motzte sie. Doch sie sprach weiter ohne mein überfordertes Lächeln zu sehen.

„Naja. Jedenfalls habe ich schon damals für Renekton gearbeitet. Ich bin seine Nummer eins! Und damals sollte ich die neuen in Renektons Namen willkommen heißen. Daraufhin stellte der Schattenmann seine Kraft in Renektons Dienste und wurde hoch belohnt. Er sorgte für Mephistos Laden und die Bibliothek. Der Schattenmann machte Aufgaben schneller als alle anderen. Er beschützte ihn besser als jeder andere. Er vernichtete Feinde ohne Aufwand. Er schaffte alles. Einfach alles. Was sonst 5 Mann gebraucht hatte, erledigte er alleine. Woran viele verzweifelten, hatte er keine Probleme. Und dann wurde er Renektons Liebling. Und mein Feind! Ich hatte mir geschworen nicht zu verlieren! Und hatte ihn herausgefordert!“, ihre Stimme klang plötzlich so wütend und ihr Gesicht war so angestrengt. „Ich hatte versucht gegen ihn zu kämpfen! Ich versuchte alles gegen ihn! Ich hatte noch nie verloren! Doch für ihn war der Kampf eine Leichtigkeit. Ich sehe es noch vor mir als wäre es gestern gewesen. Wie ich schwer atmend am Boden kniete, während er gelassen, ohne einen Kratzer vor mir stand und schwieg. Er brachte mich so sehr in Rage, dass… dass…!“, ihre Hände zitterten. Im Spiegel sah ich verängstigt, wie ihre Haut sich begann bleich, fast grau zu färben. Das weiße in ihren Augen wurde tief schwarz.

Doch dann nahm sie ihre Hände weg und schloss die Augen. Um sich zu beruhigen atmete sie langsam ein und wieder aus. Dann schüttelte sie ihren Kopf etwas und kam wieder zu sich. „Hach. Entschuldige. Naja. Er machte mich so wütend, dass ich meine Kraft nicht mehr unter Kontrolle hatte! Und selbst in meiner mächtigen Form hatte er mich haushoch besiegt. Als wäre es nur eine Kleinigkeit für ihn gewesen. Aber das war der Zeitpunkt, an dem ich wusste, dass ich ihm gehören wollte. Ich akzeptierte, dass ich nicht gegen ihn gewinnen konnte. Also wollte ich ihn für mich gewinnen. Seine Kraft. Diese Stärke. Es macht ihn so attraktiv.“, endlich steckte sie mir die letzten Haare hoch. Vergnügt legte sie ihre Hände unter meine Haare und stupste sie etwas hoch. „Fertig! Wunderbar!“, freute sie sich. „So kann selbst mit dir jemand auf dem Ball tanzen! Schön!“, plötzlich schmunzelte sie, da sie merkte wie ich mich beschämt zurück hielt. „Oh. Oder hast du etwa schon einen Verehrer? Hmh?“, fragte sie und machte mir Platz zum aufstehen.

Ich zögerte und hielt mein Kleid zögerlich fest. „Ehm... also.. ich weiß nicht..“, stotterte ich und errötete. Ich dachte an Deeon. Doch ich erinnerte mich an seine nette Abweisung. Zu hoffen, dass er meine Liebe erwidern würde, wäre verschwendete Zeit. Das wusste ich. Doch hatte ich es noch nicht ganz verinnerlicht. Ich wusste, dass er mich nie lieben würde. Und ich wusste auch, dass seine heilige Aura mich ihm so ergeben lassen hatte. Und mit diesem Wissen, war es schwer für mich noch zu sagen, dass ich in ihn verliebt war. Doch war ich mir im tiefsten Herzen sicher, dass uns etwas verband. Liebe war es wohl jedoch nicht. Doch nur, weil er sich nicht in mich verlieben würde, hieß das nicht, dass ich ihm dadurch weniger vertraute. Aber es war schwer für mich, an ihn zu denken. Lieber ärgerte ich mich mit anderen Gedanken herum, als mein Herz schmerzen zu lassen, indem ich an Deeon dachte.

Bastet berührte mich fordernd mit ihrem Ellenbogen. „Na los! Erzähl.“

„Ach...“ begann ich, „Ich war in einen Engel verliebt glaube ich..“, schnaubte ich und legte den Kopf schief.

Bastet ging zur Tür. „Oh was?! Ein Gefallener?“, fragte sie überrascht. „Tze! Tut mir leid wenn ich dir das sage, aber anscheinend weißt du ja selber nicht ganz was du fühlen sollst. Ich gebe dir einen Tipp! Vertraue keinen Gefallenen! Es gibt einen Grund, warum sie hier unten festhängen und nicht im Himmel sind! Die sind die aller Hinterlistigsten! Vertraue keinem Gefallenen! Darum sind sie auch nicht auf dem Ball eingeladen! Naja. Und wenn du einem echten Engel begegnest, dann lauf lieber. Haha“, begann sie herum zu albern.

Doch ich verstand nicht, was sie damit meinte und sah sie nur fragend an. Leicht runzelte ich die Augenbrauen.

Doch Bastet lachte. „Haha. Du hast recht. Sagte sie. Du hast dann gar keine Chance mehr zu rennen! Hohoho. Sie würden dich sofort vernichten.“, kicherte sie für sich. Dann legte sie ihre Hand auf den Türknauf und drehte sich noch einmal um. Zwar wusste ich nicht ganz wovon sie sprach, doch wollte ich nicht erneut wie ein dummes, unwissendes Kind erscheinen und ließ ihre Meinung unkommentiert.

„So ein gefallener Engel war Schuld daran, dass der Schattenmann sich mir abgewandt hat.“, sagte sie grimmig und öffnete die Tür.

Ich stand auf und folgte ihr. „Wie? Seid ihr ein Paar gewesen?“, fragte ich erschrocken.

Sie blieb stehen und streifte mit ihrem Finger über die Tür. „Naja. Wir hatten viel Spaß zusammen. Doch dann, blieb er eine Nacht zu viel bei mir und sollte es sofort bereuen. So ein Gefallener hatte ihn beklaut! Und seit dem ist er so... naja.. Du kennst ihn ja.“

Ich wusste nicht, warum mich diese Tatsache so erfasste. Dass Shiro mit Bastet ein Paar war, hatte ich nicht gedacht. Natürlich hatte ich diese und jene Andeutung von ihr mitbekommen, doch er blockte sie immer so kalt ab, dass mir nicht der Gedanke kam, dass beide sich so nahe standen. Dabei hatte sie doch nichts falsch gemacht.

Betroffen blieb ich aber noch stehen. „Hast du ihn geliebt? Und.. und er dich?“, kam es geschockt aus mir. Warum war mir diese Frage so wichtig? Mein Herz klopfte laut, als ich sie fragte.

Sie drehte sich traurig lächelnd zu mir. „Hmh. Ich glaube... er hat mich nie geliebt..“, dann wurde ihr grinsen jedoch breiter. „Dafür haben sich umso mehr unsere Körper geliebt! Hmh. Oh ja! Und irgendwann wird er ganz mir gehören!“, schmunzelte sie überzeugt und ging hinaus.

Wenn das stimmt, was Bastet erzählte, musste es ja heißen, dass Shiro schon einiges an Erfahrung hatte. Plötzlich fiel mir der Kuss ein. Warum zögerte er so, als ich ihm den Kuss erlaubte?

Erst küsste er mich zart, und dann wurde es immer leidenschaftlicher.

Erstarrt blieb ich stehen und lief glühend rot an. Mein Kopf musste wohl dampfen, so beschämt war ich.

Für mich war es der erste Kuss. Und dann hatte er mich mit einem solchen Kuss überrumpelt obwohl das für ihn wohl schon normal war. Ich war wohl in seinen Augen ein dummes, unerfahrenes Küken.

„Was ist los? Komm endlich! Vielleicht sind die anderen schon da!“, meinte Bastet und zeigte mit dem Kopf nach vorn.

Ich sah stur zu Boden um mein glühendes Gesicht zu verdecken. „Eh. Ja! Ja ich komme!“, sagte ich und lief schnell an ihr vorbei.
 

Der Weg zum Ball war unkompliziert und schnell. Glücklicherweise war Bastet oft in den Hallen Renektons und konnte somit eine Hintertür nutzen, um mit mir zum Ball zu gelangen.

Mit einem kleinen Anhänger, den sie an eine kahle Wand drückte, öffnete sich für einen Moment ein Portal. Als es offen stand hörte ich bereits Stimmen und ein Klavierkonzert von der anderen Seite.

„Da kommen wir zum Ball? Ist es dort voll?“

„Ja! Es wird fantastisch! Ich liebe es, wenn nur die Besten, der Besten, die höchsten der Hohen, die einfach fabelhaftesten Dämonen der Welt in einer Feier aufeinander treffen!“

Ich stoppte einen Moment. „Eh was? Sind das.. viele?“

„Natürlich! Und du darfst als kleiner Krümmel, die Welt der wertvollen, großartigen Kuchen sehen! Du musst dich geehrt fühlen!“

Ich fühlte mich mehr überrumpelt als geehrt. Sollte ich wirklich alleine mit Bastet dort hin? Wo war nur Mephisto? Bei ihm fühlte ich mich jetzt noch am wohlsten. Kitsune konnte mir nicht helfen. Deeon würde ja nicht her kommen dürfen und mit Shiro wollte ich lieber nicht alleine sein! Ich wusste nicht ganz, ob ich mich wirklich an Bastet halten konnte und ihr vertrauen sollte. Wollte ich überhaupt noch dort hin? War das nicht alles etwas zu hoch für mich?

„Hab dich nicht so! Los!“, sie stellte sich hinter mich und drückte mich leicht vor. „Los! Ich höre schon das Klavier! Das möchte ich noch mitbekommen!“

Langsam näherte ich mich dem Portal immer mehr. Doch schließlich musste ich hindurch hüpfen und kam auf der anderen Seite mit Bastet an.

Wir standen in einem kleineren, nicht sehr hellen Raum ohne Fenster und blickten direkt auf eine Holztür. Aus dieser drang auch schon ein lautes Gemurmel, sowie die Melodie des Klaviers.

Sofort lief die Schwarzhaarige vor und öffnete die Tür. Ein helles Licht strahlte aufdringlich in den Raum und die Geräusche wurden immer lauter. Es waren jedoch keine angespannten, negativen oder aggressiven Geräusche. Sondern erfreute und harmonische.

Nachdem ich die glücklichen Stimmen und das vergnügte Lachen hörte, beruhigte ich mich etwas. So schlimm würde es schon nicht werden! Ich sollte Spaß haben!

Erleichtert atmete ich tief ein und wieder aus. Dann folgte ich Bastet in den großen Ballsaal.

Als wir durch diese Tür des Nebenzimmers in den riesigen Saal traten, konnte ich nichts anders tun, als staunen.

Es waren so viele Leute auf diesem Ball. Einer schicker gekleidet als der andere. Der Saal war so wunderschön geschmückt mit weißen Schleiern, prachtvollen Blumen und einen wunderschönen mit Diamanten besetzten Kronleuchter der in der Mitte hell erleuchtete.

Das alles war ganz anders als alles, was ich hier in der Dämonenwelt gesehen hatte! Sonst war es düster, gruselig und dreckig! Doch hier war es einfach nur traumhaft schön.

Ich sah mich erstaunt im ganzen Raum um. Ich sah hinauf und drehte mich etwas. Die Decke war so hoch, wie ich es noch nie gesehen hatte. Obwohl so viele Leute hier waren, wirkte es dennoch nicht überfüllt oder eng. Und die Dämonen hier wirkten auch gar nicht unheimlich oder Angst einflößend. Die meisten sahen alle aus wie normale, freundliche Menschen.

Besonders harmonisch wirkte das alles durch diesen himmlischen Klang des Klaviers. Er war beruhigend und schön. In den vorderen Reihen widmete man der Musik mehr Aufmerksamkeit als in dem hinteren Bereich des Saals.

Die ganze Atmosphäre war beeindruckend und traumhaft. Es verschlug mir die Sprache.

Als die Musik immer leiser wurde und schließlich verstummte, bemerkte ich erst, dass Bastet schon viel weiter gelaufen war und in einer angenehmen Menge an Zuhörern vor der Bühne stand.

„Wunderbar!“ „Bezaubernd!“ „Wunderschön!“ Alle die dort standen klatschten und bejubelten dem Pianisten vornehm.

Als ich mich Bastet näherte, um nicht alleine und verloren herumzustehen, sah ich einen eleganten Mann vom Klavier aufstehen. Er nahm nicht die Stufen, um von der Bühne herunter zu gehen, sondern hüpfte direkt hinunter.

„Das hast du wieder richtig gut hinbekommen!“ „Klasse!“ hörte er von allen Seiten.

Er bedankte sich erfreut bei ihnen. Auch Bastet stand dort und überschüttete ihn mit Komplimenten.

Es war ein junger Mann in einem klassischem, edlen Smoking. Er hatte kurzes, zurück gekämmtes, braunes Haar, welches einen dezenten Mittelscheitel erahnen lies und blaue Augen.

Schüchtern trat ich nur langsam an die Gruppe heran und erfreute mich an ihrem Eifer. Ich wollte nicht stören. Immerhin kannte mich keiner. Und mich einfach dazuzustellen, war mir unangenehm. Doch bevor ich mich abseits hinstellen und warten konnte, hörte ich plötzlich meinen Namen.

„Yuki! Komm! Ich will die einige Götter vorstellen!“, sagte Bastet nett und hatte sich zu mir gedreht. Die Personen hinter ihr, blickten mich neugierig an. Noch einmal wedelte Bastet mit ihrer Hand um mich zu sich zu winken.

Einige trugen moderne Kleidung, andere von ihnen traditionelle. Alle jedoch waren sehr elegant.

Ich nickte ihr schüchtern zu und lief zu ihnen. Im Hintergrund begann wieder die Musik.

Noch bevor Batet weiter reden konnte trat der Mann, der das Klavier spielte vor und faste sanft meine Hand.

„Ein neues bezauberndes Gesicht hier. Das freut mich. Mein Name ist Dionysus. Ich plane diese festlichen Angelegenheiten für Renekton.“, sagte er mit sanfter, vornehmer Stimme und küsste meinen Handrücken. „Euch habe ich noch nie hier gesehen! Dieses hübsche Gesicht hätte ich wiedererkannt.“

Ich errötete überrascht. Doch Bastet viel ihm noch ins Wort. „So Yuki. Das da ist meine Kollegin Hathor. Göttin aus Ägypten. Plutos, griechischer Gott. Das sind zwei Musen, Kalliope und Klio. Auch griechische Göttinen. Dann Uzume aus Japan. Anaitis aus Persien. Cai Shen aus China und Ananda aus Indien. Ach und Dionysus ist natürlich auch ein Gott Griechenlands.

Ananda, ein junger, dünner Mann mit blasser Haut und traditioneller Kleidung sah Bastet mit hochgezogener Augenbraue an. „Na, das wäre schön, wenn man uns noch als Götter betrachten würde. Hör auf, das noch ständig zu sagen. Das macht mich nur traurig.“

Kalliope hatte ein Glas in der Hand und begann zu lachen. „Hahaha. Ananda! Du bist ja auch so klein, dass man dich vergessen muss! Musen werden niemals vergessen werden!“

Es begann ein witziges aber angenehmes Gespräch zwischen allen. Mich faszinierte der Gedanke, diese Götter gerade tatsächlich treffen zu dürfen. Sie waren alle so aufgeweckt und freundlich. Anders als die Dämonen, die ich bisher treffen musste. Ihre Freude strahlte auf mich ab. Auch ich begann zu lachen, obwohl ich diese Personen kaum kannte. Sie waren alle so herzlich zu mir. Direkt wurde mir ein Glas gereicht mit einem Getränk darin und man bezog mich ganz mit ein.

Bastet nahm mich seitlich in den Arm. „Wenn du zu mir gehörst, gehörst du auch hier hin!“, sagte sie mir stolz.

Dionysus kam mir plötzlich etwas näher. Er legte seine Hand an mein Kinn und beugte sich zu mir. „Hmh. Wirklich hübsch. Aus welchem Jahrhundert bist du? Kommst du denn von hier? Woher kennt ihr euch?“, fragte er und sah mich innig an.

Vor Scham konnte ich mich nicht bewegen. Doch Bastet klatscht ihm die Hand weg. „Finger weg. Lass das arme kleine Ding mit deinen Spielchen in Ruhe.“, grinste sie ihm entgegen.

Auch er begann zu grinsen. „Hmh. Na gut. Ich war nur neugierig.“, strahlte er mich lieb an.

„Ich bin eigentlich mit dem Schattenmann hier.“, lächelte ich in die Runde.

Plötzlich starrten mich alle überrascht an. Einen kurzen Moment war es still. Hatte ich etwas falsches gesagt?

Plötzlich verbeugte sich Dionysus edel vor mir. „Oh. Entschuldigt, dass ich euch so nahe getreten bin. Ich wusste nicht, dass ihr mit dem Schattenmann hier seid. Ich wollte euch nicht beschämen.“

Klio haute ihm vergnügt gegen die Schulter. „Natürlich wolltest du das! Du willst doch alle um den Finger wickeln!“, lachte sie. Sie war eine etwas kleinere, dunkelhäutige, lockere Frau. Dann sah sie zu mir. „Keine sorge. Wenn er euch nervt, kommt zu mir! Ich halte den Spinner für euch auf!“

Ich hob zurückhaltend die Hände. „Ihr, müsst mich nicht siezen.“, lächelte ich überfordert.

„Na wenn man vom Teufel spricht. Da kommt er.“, sagte Bastet und sah zum Eingang.

Erst schaute ich sie fragend an. Doch dann folgte ich ihrem Blick auf das riesige, pompöse Tor. Unwissend blickte ich umher. Viele drehten sich aufmerksam zu der Person, welche den Saal betrat. Viele Gespräche wurden eingestellt, sodass die Musik lauter wirkte.

Warum waren alle so still?

Immer wieder versuchte ich über die Köpfe der anderen hinwegzusehen. Doch sehen konnte ich nicht mehr als vorher.

Ich flüsterte Bastet zu. „Ist das Shiro?“

Sie nickte. „Alle schauen zu ihm, weil er der stärkste Dämon hier im ganzen Saal ist. Renekton selbst wird ihn gleich empfangen!“, antwortete sie leise zurück und biss sich auf die Lippe.

Eine Gasse wurde für den Schattenmann frei gemacht, bis er in der Mitte des Saals stand. Neben ihm liefen Mephistoteles und Kitsune, welche beide jedoch von ihm weg, zu den anderen am Rand gingen.

Nun konnte auch ich ihn endlich sehen. Er hatte, ähnlich wie Mephisto ein weißes Hemd an, dessen Ärmel jedoch ordentlich hochgekrempelt wurden. Darüber hatte er ein Sakko, welches vorne schwarz und am Rücken braun war. Eine passende Anzughose dazu und statt der sonst alten, ledrigen Stiefel trug er vornehme Lackschuhe. Der oberste Knopf des Hemdes war offen und eine Schleife oder Krawatte trug er nicht.

Wartend legte er seine Hände in die Hosentaschen und schaute mit seiner finsteren Miene auf ein Podest sehr weit oben am Ende des Saales. Dort war noch eine Art Zuschauerraum oder Logenplatz in welchem Renekton sich aufhielt.

Es war, als wären Scheinwerfer auf ihShiro gerichtet und alle starrten ihn an.

„Ist das nicht heiß? Er ist so mächtig!“, sagte Bastet noch leise.

Ich jedoch runzelte die Stirn. In Shiros Gesicht erkannte ich nur wieder diesen kalten, emotionslosen Schattenmann. „Ich finde es eher traurig..“, begegnete ich ihr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Minzou_Sshi
2018-01-05T23:21:23+00:00 06.01.2018 00:21
Oh! Die haben ja alle vollsten respeckt vor Shiro. Wohl besser, sonst wird einer noch geköpft, was? XD Mal sehen wie Shiro auf die hübsche Yuki reagiert. Ob sich bei ihm vielleicht was regt?XD XD Spaß! hahaha. Bestimmt wird ihm seine Augen aus dem Kopf fallen. Wenn ich mir Yuki in diesem Kleid vorstelle, kann ich nur kichern. Was hat die ein glück sowas edeles anzuziehen und dann auch noch Götter zu treffen. Ich meine Götter. Voll Cool! ><

Antwort von:  _-Merle-_
06.01.2018 01:45
jaaa!!! O_O voll geil! die kleine yuki zwischen diesen ganzen großen göttern O_o ich wüsste gar nicht wie ich reagieren würde. xD
jap jap jap. vor den schattenmann sollte man respekt haben! :D wäre besser für alle :D
er ist so der one punch man unter den dämonen ^_^
Antwort von:  Minzou_Sshi
06.01.2018 01:48
One Punch man! Super! >< Das glaube ich dir aufs wort!
Ich wüste auch nicht was ich machen sollte. Bestimmt wäre ich einfach abgehaun und hätt mich in ner Damen Toilette versteckt.


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