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Die Magie, die die Welt erweckt

Kapitel 1 - Das Erbe
von

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Angekommen

James führte sie die Treppe hinauf in den Westflügel. Nach längerem an Türen vorbei Laufen, blieben sie stehen. James öffnete die Tür und sie kamen in ein Zimmer voller Rauch.

"Das ist Slyzzor Snyder", erklärte James. Es waren die Konturen eines Tisches und einer Person zu erkennen.

"Ihr habt es an diese Schule geschafft", sagte eine kratzige Stimme, "aber seid ihr auch gut genug, hier wieder rauszukommen? Hier wird Stärke verlangt, wir wollen harte Arbeit. Seid ihr dafür bereit? Vielleicht sterbt ihr." Eine metallische Hand drang durch den Rauch und zuckte. Sie sah aus wie aus dem alten Film "Star Wars Episode 2" von Anakin Skywalker. "Doch jetzt ist es zu spät... h...h..." Ein tiefes Husten ertönte. James sah entsetzt zu Ayuki. "Hilf mir mal, blasen wir den Rauch raus!" Ayuki nickte. Sie dachte intensiv an einen starken Wind und der Rauch wurde zum Fenster rausgeweht. Übrig blieb nur ein alter Mann an seinem Tisch sitzend. Er sah aus wie jeder aus dem Seniorenheim, nur hatte er statt einer rechten Hand eine Metallhand angesetzt. "Danke", murmelte Snyder, "sie haben meine Rede zerstört." James grinste. "Daran hätten sie sich als Asthmatiker vorher denken sollen. Was machen sie auch Rauch..." "Klappe!!" Snyder räusperte sich. "James wird den Jungs jetzt ihre Zimmer zeigen... und um die Mädchen kümmert sich meine Assistentin, Tina. Sie ist aus Deutschland." Die Schüler warteten einige Minuten. Dann drehte Snyder sich nach hinten und rief: "Tinaaa...?" Nach einigen Minuten kam eine spärlich bekleidete Blondine in den Raum.

"Yo, Boss?" "Bitte zeigen sie den jungen Damen ihre Unterkünfte." "Yooo, Boss!"

Satoshi raunte Sakura zu: "Ich verstehe, wieso er sie engagiert hat. Bei den... nennen wir's Ohren." Sakura lachte leise.

"Kommt, Jungs. Ich zeig euch jetzt, wo ihr vorerst wohnen werdet", schlug James vor. "Und ich euch", meinte auch Tina zu den Mädchen gewandt. So teilten sich die zwei Gruppen auf. (Übrigens, nun mussten sie ihr Gepäck tragen. James ist nämlich nicht immer so nett und Tina war eh schon immer inkompetent.)
 

James ging mit den Jungs weiterhin den Westflügel entlang, allerdings diesmal zurück in Richtung Treppe. Schon kurz, nachdem sie von Snyder weg waren, blieb er vor einer Tür stehen. "So", begann er, auf eine Liste schauend, "hier sollen Zen Kaora und Satoshi Yamato wohnen. Also, rein mit euch. Ihr könnt mit dem Zimmer machen was ihr wollt, aber ihr müsst es selber sauber halten." Schnell sagte er noch: "Ach ja, für alle, bitte geht nicht auf den Dachboden. Das ist verboten." Kuroba klopfte Satoshi auf die Schulter. "Du tust mir leid, Mann." Ohne mit der Wimper zu zucken ging Satoshi rein.

So etwa sechs Türen weiter blieb James wieder stehen. "Gut, hier werden Seiichiro Ayanami und Tatsuya Koji leben für euch gilt dasselbe wie für die beiden vorhin."

Tatsuya war leicht deprimiert, dass er mit so einem kleinen Jungen zusammenleben würde, und das auch noch drei Jahre lang. Aber gut, er würde es überleben.

Zuletzt schickte James Kuroba in das Zimmer nebenan, mit den Worten: "Wir werden uns wohl ein Zimmer teilen müssen."
 

Tanja trug ihre Liste bei sich und führte die Mädchen, ihren Kaugummi kauend, erst einmal zur ersten Tür beim Ostflügel - der ersten Tür, wenn man von der Treppe kam. "Ähm, also erstmal, ihr sollt nicht auf den Dachboden, also in die oberste Etage, hat der Boss gesagt, also bleibt einfach in euren Unterrichtsräumen." Sie räusperte sich und verlas: "Pai und Ayuki Yamato. Hey, wow, Geschwister, viel Spaß! Ach ja, passt wegen den Jungs auf, die sind ja gleich hier. Und falls doch was passiert, nehmt ein Kondom, ja?"

Pai und Ayuki sahen einander an. Sie hatten nicht vor, etwas "passieren" zu lassen. Sie gingen in ihr sauberes Krankenhaus gleiches Zimmer. Bald würde es nicht mehr so ordentlich aussehen.

Dann wurden die anderen zu der ersten Ostflügeltür gebracht. "So, hier wohnen dann Tamayo Genda und Sakura Makoashi. Ach, ihr habt ja den längsten Weg zur Toilette, ihr Armen."

Die beiden traten ein. Chimeichojo hatte Mitleid mit Sakura. Bald würde diese nicht mehr so unschuldig wirken.

Zuletzt kamen sie fünf Türen weiter. "So, dann hier die restlichen. Denkt an meinen Rat, okay? Und tschüß! Übrigens, der erste Tag ist Eingewöhnung, ja?"
 

"Ich nehme das Bett da hinten, okay?" Satoshi wartete auf keine Antwort, sondern warf einfach eine Tasche auf das Bett, das an der Wand stand. Dann ließ er sich daneben fallen. "Gut", nickte Zen und begann seine Sachen auszupacken. "Jetzt werden wir uns also vier Jahre lang ein Zimmer teilen." Er drapierte sich vor Satoshi und streckte die Hand aus. "Auf ein gutes Zusammenleben." Der ließ sich aufhelfen und besah sich das Zimmer. "Ja..."
 

"Das wird sicher ein schwieriges Jahr", meinte Seiichiro als er seine Bücher in die Regale stellte. Tatsuya hatte sich schon längst eines davon genommen und sich zum lesen aufs Bett gesetzt. "Wieso soll ausgerechnet dieses Jahr so schwer werden? Es ist doch nur das erste?", fragte er, während er umblätterte. Erstaunlich, was ein zehnjähriger manchmal las. Seiichiros Buch war eine wahre Antiquität, Dantes "Göttliche Komödie". Das war fast schon für Tatsuya zu hoch. Aber nur fast. "Na ja, gerade deswegen", entgegnete der Kleine. Er trug fünf Bücher auf einem Stapel, und als eines davon hinunterfiel zuckte er zusammen. "Es wird schwer werden." "Keine Angst... du wirst das schon durchstehen, es wird alle drei Jahre höchstens ein Schüler rausgeschmissen. Und das war noch nie ein Dante lesender kleiner Junge."
 

"Na, Schwesterchen, froh mit mir in einem Zimmer zu sein?" Ayuki räumte gerade die Kleidung von ihr und ihrer Schwester in den Schrank. "Hm... ich hatte Angst, mit jemandem zusammenzukommen, der mich nicht mögen würde", antwortete Pai. "Lass mich dir das abnehmen." Sie wollte jetzt zumindest ihrer Schwester helfen.

"Nicht so schüchtern. Sag mal, was hältst du von dieser kleinen Blonden? Ihr ähnelt euch sehr, was eure Schüchternheit vor anderen angeht." Pai nickte. "Ja, sie wirkt nett. Aber ich kenn sie doch nicht mal..." "Ja, genau...", meinte Ayuki abwesend. Dann war sie plötzlich wieder da und starrte auf die Schranktür. "Oh, da ist ja was angeklebt..."
 

"Gleich ne Liste, wo wir wann Unterricht haben!", stöhnte Tamayo und ließ sich auf den Schreibtischstuhl plumpsen. "Die lassen einem echt keine Ruhe!" Sie verdeckte mit der Handfläche ihre Augen. "Na ja", entgegnete Sakura schüchtern, "irgendwie müssen wir's ja erfahren..." "Du bist zu freundlich!", rief die Ältere plötzlich auf, wobei sie auf Sakura zeigte. Diese schreckte wegen dem Überraschungsmomentes zusammen. "Tut mir Leid..." "Da! Schon wieder! Das müssen wir ändern!"

Tamayo nahm Sakura bei der Hand und schleppte sie in den Waschraum, von dem sie dank der Liste wusste. Sie stellte ihre Mitbewohnerin vor einen Spiegel. "Schau dir das Mädchen da an! Das schreckt ja dauernd zusammen!", rief sie aus. Sakura nickte kurz. "Du bist echt unsichtbar wie ein Mauerblümchen, du!", beschimpfte Tamayo sie. "Was soll ich denn tun?"

"Schmink dich mal! Mach deine Haare auffälliger!" Sakura sah nur skeptisch zu dem Yankee-Mädchen. Das schlug daraufhin in die Hände. "Weißt du was? Ich style dich auf!"

,Oh je', dachte Sakura, ,das wird ja was, wenn ich sie so sehe...'
 

Misstrauisch begutachtete Chimeichojo ihre Unterrichtsliste. "Wir haben gleich in der ersten Stunde Magiekunde. Da blamier ich mich doch, sag ich dir!" Yuziaru sah von ihrem Bild auf, aber mehr, damit das Portrait auch entsprechend aussah, als um ihr zuzuhören. "Warum solltest du dich blamieren?", fragte sie, während sie die Länge der Nase in Gedanken abmaß.

"Weil ich ein echter Versager in so etwas bin! Was haben wir denn noch... Mathe, Englisch... wieso Englisch, wir sind Japaner! ...Literaturverständnis..." Chicho legte die Liste zurück in den Schrank. "Das Jahr werde ich garantiert nicht bestehen!" "Keine Sorge", murmelte Yuziaru von ihrem Block aus, "das schaffst du schon!"

Chicho seufzte und legte ihre Hände auf die Schultern ihrer neuen Freundin, dabei fragte sie: "Wie kannst du dir so sicher sein? Sag mal, was machst du da eigentlich...?"

Yuziaru drehte sich um und lächelte. "Ich male ein Bild von dir. Das hängen wir dann auf." "Wieso das?", fragte Chicho wieder. "Wieso nicht? Das hat doch was", meinte die Andere. Und Recht hatte sie! Das würde es.
 

Alle lebten sich so gut ein, wie es in den paar Stunden ging. Doch auch für Magier wird es einmal Zeit zu Abend zu essen. Und so machten sie sich auf zur Kantine. Dort erlebten sie allerdings eine böse Überraschung: Tina stand an der Essensausgabe, und wie's aussah war sie die Köchin! Eigentlich kein Problem, aber wenn ihr Kochfaktor genauso hoch lag wie ihr Intelligenzquotient es scheinbar tat, dann sollten sie wohl einen Hauch Vorsicht walten lassen.

Langsam vom Schock erholt stellten sie sich in einer Schlange an.

Satoshi wartete darauf, endlich dieses ach so schreckliche Essen zu bekommen. Er war zwar nicht scharf darauf, es zu verspeisen, aber zumindest musste er sich dann nicht mehr die Beine in den Bauch stehen. Und er würde schon nicht daran sterben.

Endlich war er dran. Er hatte Recht gehabt. Das Essen sah gar nicht mal so schlecht aus, er würde es auf jedem Fall überleben. Allerdings durfte man schon an Tinas Kochkünsten zweifeln - Spagetti. ,Morgen sehen wir, ob sie auch was anderes fabrizieren kann', dachte Satoshi argwöhnisch. Dann wanderte sein Blick über die Tische, die Frauenwelt abchecken. Immerhin sollte er hier vier Jahre verbringen, wieso nicht auch noch ein oder zwei Freundinnen finden? Satoshi ließ seine Blicke durch den Flur gleiten. Er wusste, dass es nur vier Mädchen gab, mit denen er nicht verwandt war, aber das würde schon reichen.

Einmal war da dieser Grufti. Nein, lieber nicht, die war zu prüde. ,Außerdem fühle ich etwas schlechtes an ihr', dachte Satoshi. Dann war da die Yankee-Zicke, die zwar ziemlich... aufgeschlossen - ja, das war das richtige Wort - war, aber sie war wiederum zwei Jahre zu alt. Dahinten saß die kleine Yuziaru. Aber leider mit ihrem Bruder, und der machte nicht den Eindruck, als käme man leicht an dem vorbei. Sowieso, Einzelkinder sind auch leichter zu haben. Aber man könnte sie sich zur Not merken...

Sakura blieb als einzige übrig. Das kleine schüchterne Mädchen war sicher leicht zu haben. Sie saß mit Grufti-chan und Yankee-san zusammen. Das Yankeelein gestikulierte heftig mit den Armen in der Luft, Sakura sah sie verstohlen an und der Grufti konzentrierte sich auf seinen Teller. Das konnte was werden.

Satoshi ging zu den dreien. Tamayo diskutierte gerade mit Sakura. "Glaub mir, du solltest was aus dir machen! Du bist hübsch! Mach was draus!" "Hi", sagte Sakura zum Neuankömmling gerichtet. Da drehte auch Tamayo sich zu ihm um. "Hast du dich verlaufen?", fragte sie arrogant. "Nein, habe ich nicht. Ich will zu Sakura." Sakuras Augen wurden groß. Satoshi hatte wieder Recht gehabt. "Zu MIR?! Aber ich schulde dir nicht mal Geld", stieß sie aus. "Würdest du, dann würde ich es dir erlassen", meinte er trocken. "Nein, ich will mit dir reden." Gruftilein stand jetzt mit ihrem Tablett auf. "Da will ich nicht stören. Ich geh mal zu Yuziaru", erläuterte sie. Tamayo sah Satoshi kurz kalt an, dann fragte sie arrogant: "Ich störe euch doch nicht, oder?" Sie wartete auf keine Antwort, sondern brachte ihr Tablett weg und kam nicht mehr zurück.

"Tut mir leid, dass ich deine Freundinnen vergrault habe", meinte Satoshi, allerdings sah man ihm an, dass er erleichtert war. "Kein Problem", murmelte Sakura nur. Sie wollte nicht auf ihn eingehen. Satoshi musste sie wohl erst aus dem Versteck locken.

"Du bist mir aufgefallen. Wieso kamst du eigentlich so spät? Oder besser, wieso warst du schon da, als wir ankamen?" Sakura sah gar nicht auf und antwortete nur: "Mein Vater hat mich gefahren." "Bist wohl Papas kleiner Liebling, was?" Satoshi lachte freundlich. Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin sein Eigentum." Satoshi wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Am besten gar nichts. "Na ja, auf jeden Fall solltest du hier mehrere Leute kennen lernen. Du verbringst hier immerhin ein halbes Jahrzehnt! Du kannst gleich damit anfangen - setzen wir uns im Magie-Unterricht zusammen!", entschied er dann. Sakura schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaub, daraus wird nichts", sagte sie zögerlich, "Tamayo möchte vielleicht neben mir sitzen, hat sie gesagt." Satoshi sah sie verletzt an. "Aber sie wohnt doch sowieso mit dir zusammen! Ich hab nicht dieses Privileg, deswegen würde ich gerne neben dir sitzen!" "Na gut", meinte Sakura lächelnd. "Tamayo wird das sicher verstehen." Und wieder hatte er ein Kätzchen im Sack.
 

"Sorry, Tamayo! Aber er möchte halt neben mir sitzen!", rief Sakura aus. Sie hatte ihrer Mitbewohnerin soeben von Satoshis Plänen erzählt.

"Der Typ ist doch mies, das sieht man", meinte Tamayo. Dann seufzte sie. "Gut, das sollst du selbst merken. Ich mische mich da nicht ein." Sie frisierte gerade Sakura im Waschraum. Zuerst hatte sie das Haar fransig geschnitten und war gerade dabei, ihr die Haare leicht zu bleichen. "Du wirst genial aussehen! Irgendwann mach ich dich auch zum Yankee, oder zumindest Pseudo-Yankee." Sakura wollte schon mit ,Nein danke', antworten.
 

James und Pai begegneten sich auf dem Weg zum Bad. Nicht, dass James zum Frauenwaschraum gegangen wäre, weit gefehlt. Doch kam er aus dem Essensraum hoch und traf auf dem Weg in das Zimmer, das er sich mit Kuroba teilte, auf Pai. Und Pai traf ihn somit auf dem Weg in den Waschraum. "Oh... hallo", sagte Pai zögerlich. "Hi! Und, wie war dein erster Tag?", fragte James höflich. Pai lächelte zaghaft. "Na ja, das kann ich nicht ganz beurteilen, immerhin habe ich hier erst einen Tag verbracht."

Nach einer kurzen Pause fragte James weiter: "Hast du zumindest das Essen überlebt?"

"Oh, ja, ja", log sie ihn an, "es hat sehr gut geschmeckt." Er allerdings durchschaute sie und begann zu lachen. "Das wirst du morgen nicht mehr sagen. Da wird Tina sich weniger Mühe geben!" Er lachte noch einige Sekunden weiter, dann lächelte er sie an. "Viel Spaß morgen früh. Der Magieunterricht wird mit Snyder sein." Er ging weg, und Pai sah ihm nur kurz nach.
 

"Nein, mir ist nur langweilig", wiedersprach Satoshi seinem Mitbewohner. "Ach, deswegen flirtest du Mädchen an?", fragte Zen spöttisch. "So schlimm bin ja nicht mal ich." Da war sich Satoshi nicht so sicher. "Na ja, sie braucht doch eh jemanden, der ihr zeigt, wie's lang geht! Da komme ich genau richtig", versuchte Daisukes Zögling sich zu rechtfertigen. "Wie dem auch sei, es ist ja auch meine Sache." Zen wollte noch etwas entgegnen, als plötzlich das Licht ausging. "Die haben uns den Strom abgedreht", murmelte er entnervt, "ich glaube, das heißt soviel wie: Schlaft endlich, ihr Nervensägen." Satoshi zog die Augenbraue hoch, was Zen allerdings nicht sehen konnte und fragte: "Und dem wollen wir uns fügen?"
 

"Nicht... vergiss... Fehler... Schande..." Sakura konnte sich nur noch an diese Worte aus ihrem Traum aus der Nacht zum heutigen Tag erinnern, da sie eine grelle Stimme aus dem Schlaf gerissen hatte. Diese Stimme stammte von Tina, die mit einem Megaphon den Gang entlang gegangen war und "Aufstehen!" gebrüllt hatte. Es hätte Sakura nicht gewundert, wenn nicht auch die Jungs davon aufgewacht waren. Es war nicht sehr förderlich für ihre Kräfte, wenn sie auf solch rabiate Weise geweckt wurde. Und den Worten nach zu urteilen, an die sie sich erinnerte, war es eine wichtige Mitteilung gewesen. Aber gut, wenn es so wichtig war, würde sie es sicher wieder träumen. Dann hätte sie ihre Nachricht. Jetzt hatte sie erst mal zum Unterricht zu gehen, Tamayo begleitete sie.

Übermüdet ließ sie sich auf einen Platz weit hinten gleiten. Es war gegen Acht, um sechs waren sie geweckt worden, was nun wirklich nicht hätte sein müssen. Ihr brummte der Schädel. Und jetzt auch noch Unterricht beim Direktor! Da konnte sie sich keine Fehler erlauben. Am besten, sie meldete sich nicht so oft, dann konnte sie nichts falsches sagen. Wo blieb eigentlich Satoshi?

Nicht weit entfernt. Er war schon auf dem Weg zum Klassenraum, hatte sich aber verlaufen. Ohne es zu merken war er an der Treppe zum Dachboden angekommen. "Fuck, was soll ich jetzt tun?" Natürlich merkte er auch nicht, dass es der Weg zum Dachboden war, denn normalerweise wäre dort eine Leiter gewesen. Er wusste auch nicht, dass er nicht dorthin durfte, denn James hatte sie nicht gewarnt. Also ging er einfach weiter hoch. Er würde das Klassenzimmer schon finden.

"Satoshi! Bleib stehen!", rief jemand zu ihm hoch. Er drehte sich nach unten. Da stand James mit wütendem Gesicht. "Was machst du hier?!" "Ich glaube", sagte Satoshi, dem das ganze äußerst peinlich war, "ich habe mich verlaufen." "Wieso bist du nicht mit deinem Mitbewohner mitgegangen?!" "Ich hab verschlafen." Da wurden James Gesichtszüge weicher. "Dann komm, ich zeig dir den Weg zu deinem Klassenraum."
 

"Und wenn ihr dann die Kerzen ausmachen wollt, dann bitte erstickt sie nicht, sondern dankt und blast sie aus! Und bitte lasst es irgendwo an der Luft ausglühen, sonst..." Snyder dozierte über seine Meinung, wie man einen magischen Kreis öffnen sollte, ohne die Geister zu verärgern. Wie sich rausstellte, kümmerte er sich auch um den Ritualunterricht. Obwohl sie für ihre normalen Kräfte keinen magischen Kreis brauchten, sondern nur für Rituale, erklärte Snyder ihnen allerdings im Magieunterricht, wie man was tun sollte.

Ayuki gähnte. Ihrer Schwester, die neben ihr saß, ging es auch nicht besser. Eigentlich hatte niemand Interesse am Unterricht. Sie war am eindämmern, als Snyder plötzlich von lautem Klopfen unterbrochen wurde. Satoshi trat ein. Während seine Augen durch den Raum wanderten, murmelte er: "Ich habe den Raum nicht gefunden." Dann fand er was er suchte und setzte sich zu Sakura. Ayukis Blick folgte ihm. Wieso Sakura? Er müsste sie doch hassen - wenn Ayuki richtig lag, und es auch die Sakura war, von der sie erwartete, dass sie es war.

Aber erst einmal würde sie Stillschweigen bewahren. Denn, wenn sie sich irren sollte, würde sie ihrem Brüderlein einen Fang vereiteln, dann wäre er böse auf sie. Und das wollte sie ja als vorletztes.
 

"Oh, hi", sagte Sakura leise, als Satoshi sich neben sie setzte. "Nicht so verkrampft! Wir gehören alle zusammen, gewöhn dich dran!", erinnerte der sie mit gespieltem Ernst. Sie lächelte in freundlich an. "Ja, stimmt." Sie tat ihm schon fast leid, dafür, dass sie auch nur eine seiner Trophäen sein würde.
 

In den nächsten Stunden verlief sich zumindest niemand. Allerdings hatten sie es mit wirklich anstrengenden (und das nicht nur im Sinne von schwer zu erarbeitenden) Fächern zu tun. Zum Beispiel hatten sie kurz vor Unterrichtsschluss (was erst gegen drei war - eine ziemliche Plackerei, besonders für die Lehrer, da nur Tina, James und Snyder unterrichteten) hatten sie eine Stunde zum Thema Moral und Ethik. Sie alle saßen an ihren Plätzen, als James endlich eintrat. "Setzt euch bitte um, wir machen ein kleines Experiment. Immer drei Leute zusammen, an einem Tisch nur zwei. Los, los!" Sofort formatierten sie sich um. Kuroba, Seiichiro und Zen gemeinsam; Tatsuya mit Yuziaru und Chimeichojo; Satoshi und seine zwei Schwester und zuletzt Tamayo und Sakura.

James klatschte in die Hände. "Gut, und wieso habt ihr euch so angeordnet?", fragte er. "Tatsuya?" "Nun ja", begann der Junge, erstaunt darüber, dass James Idee einen tieferen Sinn hatte, "ich hab mich einfach zu meiner Schwester und ihrer Mitbewohnerin gesetzt." James hob die Augenbraue. "Ach? Satoshi, würdest du dich etwa zu deiner Schwester setzen?" "Hab ich bereits. Zu beiden." Jeder im Raum lachte - fast jeder. "Und du, Kuroba?" Kuroba räusperte sich. "Ja, aber nur, wenn noch ein anderer Kerl dabei wäre." James musste schmunzeln. "Wieso?" Nun musste Kuroba überlegen. Ihm fiel eigentlich keine Antwort ein. Nach ein paar Sekunden sagte er schulterzuckend: "Vielleicht, weil's für mich unmännlich ist? Keine Ahnung, echt."

Wieder mussten sie alle lachen, diesmal besonders die Mädchen. James grinste vor sich hin, als er Sakura fragte: "Und neben wem sitzt du - und besonders, wieso?" "Neben meiner Mitbewohnerin, weil ich hier sonst kaum jemanden kenne." "Natürlich. Am ersten Tag." James richtete seine Aufmerksamkeit nun auf die gesamte Klasse: "Seht ihr, jeder Mensch reagiert auf einen einfachen Satz wie ,Setzt euch um' völlig individuell. Wie war es denn zum Beispiel für euch, als ihr erfahren habt, dass ihr Magier seid?" Als niemand sich meldete, fragte James noch einmal: "Tamayo Genda?" "Jo. Meine Ma hat sich da verplappert. Da bin ich ausgeflippt - im positivsten - und hab mich halt ner Satanistengruppe angeschlossen. Die meisten war'n eher Pseudo", erklärte sie. Satoshi schüttelte den Kopf und raunte Pai zu: "Mann, die Tusse hasse ich. So etwas bringt uns in Verruf!" Abrupt drehte sich "die Tusse" um. "Ich habe das gehört, Kleiner! Sei mal lieber still, oder ich verpass dir eine!" Pai schüttelte die Hand in der Luft und pustete. "Ruhe! Streitet euch nicht!", verlangte James. "Jetzt Sakura, bitte." "Also, ich war vier, als mein Vater mich abgeholt hat, Mama war keine Hexe. Ich war noch so jung, da war's nicht schwer zu glauben."

,Was? Nichthexen-Mama? Klingt wie...' Die Parallelen brachten Ayuki zum nachdenken. Aber es war noch zu früh, etwas zu sagen. Voreilige Schlüsse hatten schon einige Familien zerstört.

"Also, ich hab's von Geburt an gewusst, Kuroba und Seii auch", erklärte Zen gerade.

"Ayuki und ich haben's je mit unserem sechsten Lebensjahr von unserem Vater erfahren. Wenn es nach Ma gegangen wäre, dann erst mit dem zehnten. War zumindest bei Pai so." Auch Satoshi erzählte seine Geschichte. Die meisten waren schon von klein auf trainiert.

James war innerlich erregt. Bei so starken Schülern konnte das was werden. Physisch waren sie auf jeden Fall würdig, das Erbe dieser Schule anzutreten - einem Gebäude voller Energien, auch für James noch unbekannt. Doch wie stand es mit den mentalen Vorraussetzungen? Er würde seinen Spaß dabei haben, die Antwort zu dieser Frage zu finden.
 

Auch diese Stunde verging. Das Mittagessen war ausgefallen, sie hatten den ganzen Tag bis sechs frei, also gingen sie alle zusammen in ein Café, um die Lücke in ihrem Magen zu füllen, nachdem sie soviel Bildung "genossen" hatten. Glücklicherweise gab es hier an jeder Ecke ein Starbucks. Sie teilten sich wieder in ihren Cliquen an den Tischen zusammen. Wie immer? Nein, nicht ganz. Satoshi gab zum Beispiel nie seine Ziele auf, auch nicht an dieser Schule. Er hatte Sakura darum gebeten, sich mit ihm an einen Tisch zu setzten. Sie, immer freundlich, leistete dieser Bitte Folge. Auch wenn Tamayo deswegen wütend sein sollte - diese konnte sich ja zu Chicho setzen.

Nachdem die Bedienung den Kaffee gebracht hatte, begann er: "Was hast du nur mit dir gemacht? Du siehst so verändert aus." Sakura berührte mit den Fingerspitzen ihr frisch gekürztes Haar. "Na ja... Tamayo hat mir die Haare abgestuft und gebleicht. Außerdem hat sie mich etwas geschminkt", erklärte sie. "Etwas" war das richtige Wort, man sah das Make-up wirklich kaum. "Sieht ganz gut aus. Aber ohne Make-up bist du süßer." Satoshi fand sie eigentlich so am besten, aber wieso Tamayo loben? Sakura errötete. "Wieder danke."

"Was ich dich fragen wollte... hast du zur Zeit einen Freund?" Nun sah sein Gegenüber schon aus wie eine reife Tomate. Sie schüttelte ihren Kopf wie ein kleines Kind. "Wirklich nicht? Spiel nicht mit meinen Gefühlen. So süß, wie du aussiehst, müssen die Jungs sich doch um dich prügeln", meinte Satoshi und vertiefte sich mit gespielter Schüchternheit in seinen Kaffee. Seine Schuldgefühle allerdings wuchsen wirklich mit jeder Lüge mehr. Normalerweise belog er Mädchen eigentlich ohne mit der Wimper zu zucken, aber selten ein so verschrecktes Mauerblümchen wie er es hier vor sich hatte.

"Nein", hauchte sie, "bisher hatte ich noch keinen Freund... Papa hat mir sogar einen Zauber aufgelegt, der Jungs von mir abhält... ganz früher, aber das hat er seit einem Jahr gelassen. Zuviel unnötiger Aufwand." "Und? Würdest du einen Freund haben wollen?" Zum ersten Mal in diesem Gespräch errötete Satoshi. Sakura allerdings beugte sich erstaunt zu ihm vor. "Ist das ein Angebot?" Er nickte. "Ich würde sogar sehr gerne mit dir gehen! Obwohl, wir kennen uns eigentlich gar nicht..." Jetzt wurden seine Augen groß vor Erstaunen. "Spielt das etwa eine Rolle für dich? Dann lernen wir uns eben kennen!" "Na gut."

,Soweit, so gut... Nun habe ich auch auf dieser Schule eine Freundin', dachte der Junge befriedigt. ,Schade, dass ich mich auf eine reduzieren muss... ansonsten würde sich das zu schnell herumsprechen.'
 

Zen, Tatsuya und Kuroba standen auf, Seiichiro verharrte verärgert auf seinem Platz. Sie gingen auf den Tisch von Ayuki, deren Schwester und Tamayo zu. Letztere hatte nur ihren Platz bezogen, weil Chicho bei Yuziaru und Bruder saß, der wiederum von Zen zu sich bestellt wurde.

"Was wollt ihr?", knurrte Tamayo. Das Yankee-Girl war schlecht gelaunt, da ihre zwei Freundinnen sie sitzen gelassen hatten. Die drei Jungs sahen einander unschlüssig an.

"Na ja", begann Kuroba, "wir sind doch gerade erst hier angekommen..." Solche halben Antworten würden hier nichts bringen. "Und da dachten wir, wir könnten mit euch die Stadt erkunden", endete Tatsuya. "Und wieso sollten wir das - gemeinsam?" Die Jungs schluckten. Mit Tamayo konnte man nicht reden. Ob sie auch nur jemals nachgab?

"Nun, wieso nicht? Wenn wir dabei sind, werden euch immerhin keine komischen Typen ansprechen", erläuterte Zen. Ayuki hob eine Augenbraue. "Aber ihr versucht doch gerade uns anzumachen, merkste?" Darauf gab es keine Antwort.

Tamayos verärgerter Blick ruhte auf ihnen, doch dann, nach einer kurzen Pause sagte sie: "Gut, ich komme mit. Aber wenn ihr auch nur versucht mich anzufassen, dann mach ich euch platt!" "Ich komme auch", entschied Ayuki. Auch Pai nickte. "Ich würde mir gerne die Stadt ansehen. Bestätigend nickend gingen die Jungs fort.

"Na so eine gute Idee", knurrte Kuroba Zen an. "Ein Yankee-Mädchen zu fragen! Warum nicht gleich eine Yakuza? Die wird uns so oder so fertig machen!" "Dann wäre aber nur meine Schwester mit ihrer Freundin übrig geblieben. Übrigens, wenn ihr Yuziaru anfasst, dann kriegt ihr's mit mir zu tun!", erinnerte Tatsuya. "Und den Yankee klopf ich weich", prahlte Zen. Kuroba konnte darüber nur angewidert den Kopf schütteln. "Sag mal, wenn du mit Mädchen redest, dann tust du so freundlich und unschuldig, aber danach gibst du mit deinen Erfolgen an! Du bist schrecklich ekelhaft!" "Danke."
 

"Wieso haben wir eigentlich zugesagt?", fragte Pai verwirrt. Eigentlich wollte sie nur wegen ihrer Schwester auf die Tour. Ayuki setzte ihre Tasse ab. "Wir wollen doch die Stadt kennen lernen, in der wir so lange leben werden. Wieso dann allein?" "Da hast du absolut Recht. Und ich denke auch mal, dass die drei weiterleben werden wollen. Die werden sich nix trauen", bestätigte Tamayo. "Und ich bin froh, dass du es bist, die sie bedroht", meinte Ayuki. "Findet ihr nicht auch, dass wir einen guten Start hatten?" "Ja, fast zu gut."

"Skeptisch?"

"Ein wenig."

"Wie ungesund." "Nein", meinte Tamayo, "Skepsis ist sogar sehr gesund." Ayuki lachte. "Ach, ein philosophischer Yankee!"
 

"Also, merk dir: Wir sind jetzt ein Paar, kein wenn und aber. Daran ist nichts zu rütteln." Satoshi brachte Sakura bis zu seiner Zimmertür. Eigentlich wollte er ja noch mit reinkommen, aber sie schloss lächelnd die Tür. Aber eines sagte sie noch zuvor: "Ich werde daran denken." Dann war er allein. Eigentlich hatten sie ja vor den anderen das Café verlassen, um ein wenig Zeit miteinander zu verbringen - zumindest hatte Satoshi sich das so ausgemalt. Allerdings war sie klug genug gewesen, stattdessen in ihrem Zimmer zu verschwinden - allein.

Die Frage "Was soll ich jetzt machen?" spukte in seinem Kopf umher. Er ging ziellos den Gang entlang. Alles war leer - doch was sollte man erwarten? Es wohnten hier ja gerade mal vierzehn Menschen in diesem riesigen Schloss. Wenn die Vögel ausgeflogen waren, war es selbstverständlich leer, Er schlenderte wie in Trance weiter. Er stieg die verschiedensten Treppen hinauf, ohne es zu merken. Als er die Schnörkel des Geländers an den Handflächen fühlte, registrierte er erst, wo er wieder angelangt war: Auf der Treppe zum Dachboden.

Nur, wieso hatte er das nicht bemerkt? Er kannte den Weg doch!

,Ich sollte besser gehen', dachte Satoshi. Er blieb jedoch wie angewurzelt stehen - irgendetwas hielt in auf. Er hatte das drängende Gefühl, er müsse da hinaufgehen. Ein wirklich unangenehmes Gefühl, so als sei man von etwas abhängig. "Soll ich, oder soll ich nicht...?" Er leckte sich über die Lippen. Er war vollkommen erregt. Langsam hob er den Fuß und tat einen Schritt, dann noch einen. Er lief nun immer schneller, darauf aus, sobald als möglich oben anzugelangen, immer weiter, als ein gellender Schrei seinen einzigen Gedanken - "Ich muss dahinauf!" - störte: "Abendessen! KOMMT!!" Die Stimme gehörte Snyder.

James hatte schon erklärt, dass man nach diesem Mann die Uhr stellen konnte - und wenn er zum Abendessen rief war es meist sechs. Wie es aussah, hatte Satoshis Tour mehr als eine Stunde beansprucht. Er sah noch einmal nach oben, dann ging er die Treppe hinunter.

"Ein andermal vielleicht..." Er berührte seine Stirn und merkte nun, wie stark er geschwitzt hatte. "Ein andermal..."
 

"Bruder, was soll der Scheiß? Du lässt uns absolut links liegen!" Entgegen seiner Wünsche saß Satoshi beim Essen bei seinen Schwestern. Sie waren wirklich zu schnell für ihn.

"Man lernt halt immer neue Leute kennen", murmelte er. "Nein", widersprach Ayuki, "und selbst wenn, dass wäre kein Grund seine Schwestern zu ignorieren!" "Genau!" Pai nickte zustimmend. Ayuki fuhr fort: "Okay, du suchst dir ein Mädchen zum Ausnutzen, wir sagen nichts. Du sitzt nicht immer mit uns im Unterricht, macht nichts. Du isst nicht mehr mit uns, das dulden wir gerade mal so. Dass du im Café mit deiner Freundin isst ist klar, aber wieso ziehst du uns nicht hinzu? Du hast nicht mal gesagt, wieso ihr abgehauen seid! Wenn du das nächste mal jemand neues zum vögeln hast, warn' uns vorher davor!" Satoshi verdrehte die Augen. "Mein Gott, so war es doch gar nicht. Sie hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen!" "Ja klar, deswegen warst du bis vor kurzem auch nicht in deinem Zimmer", höhnte Pai.

"Ich war nur spazieren." "Sagst du." "Akzeptiert es oder lasst mich in Ruhe."

Bevor Pai erwähnen würde, dass das so in etwa auf das Selbe hinauslaufen würde, hielt Ayuki ihm die Hand hin und sagte: "Akzeptiert, kleiner Bruder." "Gut, großer Bruder."

Damit fing er sich eine ein.
 

"Wie bitte? Mit IHM?! Zusammen?!", rief Tamayo entgeistert aus. "Ja", murmelte Sakura, der dieser Aufstand verständlicherweise peinlich war. "Wieso er und nicht ein anderer?"

"Weil er der einzige war, der sich für mich interessiert", erklärte die Kleine, die sich knallrot über ihr Essen beugte. "Ich habe keine Ahnung wieso, aber irgendwie..."

Tamayo blieb weiterhin todernst. "Schon mal daran gedacht, lesbisch zu werden?" "TAMAYO!" "Was denn? Du sagtest er war DER Einzige, nicht DIE Einzige."

"Klingt zwar logisch, so will ich das aber nicht sehen", meinte die Mitbewohnerin des Yankees. "Was hast du eigentlich gegen Satoshi?" "Pf." Tamayo legte ihren rechten Arm über ihre Stuhllehne und starrte intensiv Löcher in die Luft. "Er ist unhöflich, oberflächlich, und nutzt dich eh nur aus." Dabei gestikulierte sie abwertend mit den Händen. "Woher willst du das wissen? Du kennst ihn doch gar nicht!" "Das sehe ich ihm an."

Sie legte demonstrativ das Besteck beiseite, wie eine Mutter, die soeben ihr Kind gescholten hat, aber diesmal wollte Sakura das letzte Wort haben: "Du bist gemein, lass es mich doch einfach versuchen!" Tamayo war durch diese Reaktion überrascht. "Du machst dich, Mädchen!"
 

"Komm rein, mein Kind." Sakura betrat die alte Holzhütte. Der Geruch von frischen Brötchen empfang sie. Ihr kalter Körper genoss die Wärme dieser Residenz. Sie sah sich genau um. Die Wärme kam von einem Feuer, aus einem Kamin. Vor diesem stand ein Schaukelstuhl, in dem eine in dicke Kleider gehüllte Gestalt saß, dass Haar unter einem Tuch versteckt. Sie konnte das Gesicht der Person nicht sehen, da es zum Kamin gedreht war. Der Stimme der Person allerdings erkannte sie an, dass es sich um eine alte Frau handelte. Was machte sie hier? Woher wusste sie das Sakura vor der Tür stand? Das Mädchen zitterte. "Ist dir kalt, oder hast du Angst vor mir?", fragte die Frau. Woher wusste sie, wie es um Sakura bestellt war? Sakura wollte gerade antworten, es sei nichts, als die Alte zu erklären begann: "Ich merke alles in meinem Haus, meine Kleine. Bitte, lüge mich nicht an. Du musst dich nicht ängstigen." Tatsächlich war Sakura verschreckt gewesen, dass diese Frau so vieles wusste. Außerdem erinnerte sie sich nicht mehr, wie sie überhaupt in den Wald gekommen war. Sie wüsste zu gern, wer diese Frau sei, und wieso sie sich nun in deren Hütte befand.

Als könne sie ihre Gedanken lesen, sagte die Alte: "Ich kann dir meinen Namen noch nicht verraten, aber glaub mir, du kennst mich bereits. Ich wollte dich warnen: Du wirst in der nächsten Zeit etwas unüberlegtes tun, dein Leben wird sich vollständig verändern, du wirst neue Gefühle in deinem Leben entdecken, deine Beziehungen werden sich rapide verändern. Viele Menschen wirst du weniger, andere mehr als jetzt kennen. Doch eines ist klar: alles wird mit dieser Tat zusammenhängen, und die meisten Menschen werden diese Tat bereuen. Du wirst ebenfalls entdecken, dass du dir etwas Schweres aufgehalst hast."

"Aber was? Wovon redest du?", fragte Sakura, bevor ein Feuerwall die Frau verschluckte. Der Raum ähnelte immer mehr ihrer Küche zu Hause. Die Tür öffnete sich...
 

"AUFSTEHEN!" Verschreckt riss Sakura ihre Augen auf. Tina stand neben ihr und tappte ungeduldig mit dem Fuß auf und ab. "Gott... hab ich was Seltsames geträumt..."

"Träume sind Schäume", quietschte Tina. "Steh auf, du hast Unterricht!" Damit stöckelte sie aus dem Zimmer. ,Also echt', dachte Sakura genervt, ,manchmal glaube ich, die ist nicht mal ne Hexe... Ein wandelndes Klischee.' Nachdem sie sich angezogen hatte machte sie sich sofort zum Geschichtsunterricht auf.
 

"Mein Gott, kann dieser Snyder nicht mal über was reden, was noch nicht gegessen ist?" Tamayo blies den Zigarettenrauch in die feuchte Luft. Über Nacht hatte es geregnet, was sich nicht gerade gut auf die Wetterfühligkeit des Yankees ausgewirkt hat. Aber nicht nur ihr ging es, mit Verlaub, verdammt scheiße, alle waren erschöpft. Snyder hatte die ganze Stunde über die alten Hexenprozesse doziert und dass diese Schule schon damals stand.

"Ein absoluter Narzisst", bemerkte Chimeichojo. Allerdings war nicht absolut klar, ob sie Tamayo, Snyder oder gleich beide meinte. Sie musste vom Rauch husten. "Soll ich meine Zigarette ausmachen?", fragte Sakura zuvorkommend. Chicho schüttelte den Kopf.

"Nein, lass nur, es geht schon." Trotz des Wiederspruchs drückte Sakura ihre Zigarette am Steingeländer aus. Sie hatte eigentlich nur dazu gegriffen, weil ihre Nerven wegen den andauernd unterbrochenen Prophezeiungen blank lagen. In den letzten zwei Jahren hatte sie sich das Rauchen zu stark angewöhnt, immer wenn sie stress hatte griff sie zur Zigarette. Sie wusste selbst, wie ungesund das wahr, aber ihr Vater hatte sie immer wieder unter Druck gesetzt, sie solle ihre Kräfte besser trainieren, und irgendwann hat sie sich aus seiner Jackentasche bedient. Irgendwann würde sie es sich abgewöhnen müssen. Vor dem Tag graute es ihr. Aber sie wollte nicht so viel über solchen Stress nachdenken, besonders nicht, nachdem sie jetzt endlich wieder entspannt war.

"Aber ich muss das Teil doch jetzt nicht ausmachen, oder?", fragte Tamayo mit gespieltem Entsetzen. "Ich bin schon gestresst genug wegen diesem verdammten Snyder! Ich meine, muss er uns erklären, woran die damals Hexen erkannt haben? Er hätte doch was von den Foltergeräten erzählen können!" "Allerdings, da hast du recht, Tamayo Genda. Allerdings hätte dieser verdammte Snyder dabei die jüngeren verängstigt."

Sie drehten sich um. Hinter ihnen stand James mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Hey, ihr müsst doch nicht käsebleich werden, ich werde ihm schon nichts sagen", versprach er. "Ich hatte ja selbst mal bei ihm Unterricht und musste mir das alles selbst anhören." Tamayo runzelte die Stirn. "Und trotzdem sind sie hier Lehrer? Wie kommt das?" "Wieso fragst du?"

James verstand den Sinn der Frage nicht ganz.

"Na ja, irgendjemand musste sie doch in dem unterrichtet haben, was sie jetzt unterrichten." Jetzt wusste er was gemeint ist. "Ach so. Nein, nein. Die waren teilweise zu alt und teilweise hat Snyder das damals auch unterrichtet. War ziemlich hart." Als er Tamayos Blick sah, fügte er hinzu: "Nach seinem Abschluss auf der SYM kann man hier auch gleich studieren und im nächsten Jahr unterrichten." Nach dem einige Sekunden nichts mehr gesagt wurde, verabschiedete sich James und ging zu seiner Klasse. "So eine dämliche Schule", maulte Tamayo.
 

Ayuki stuckte den Chip lange in die Majonäse. Das Wochenende war gekommen und sie waren auf ihrer Tour durch die Stadt. Natürlich hatten sie sich zur Stärkung mit den allseits beliebten und furchtbar kalorienhaltigen "Fish & Chips" eingedeckt.

"Wohin?", schmatzte Kuroba ihnen vor. "Erst mal zum Tower!", entschied Tamayo herrscherisch. Tatsuya warf Zen einen entnervten Blick zu. Den ganzen morgen war das schon so gegangen, Tamayo sagt dies und "hopp!", es wird gehüpft. Alle haben sie bis um 10 Uhr gewartet aufzubrechen, weil Tamayo ausschlafen wollte. Statt zu laufen mussten sie auf den Bus warten, da Tamayo die Stadt von einem bequemen Platz aus sehen wollte, die Bahn kam für sie daher auch nicht in Frage. Wegen Tamayo sind sie ausgestiegen, um das fettige Essen zu kaufen, da sie Appetit hatte. Den ganzen Tag ging alles nach ihr. Zen bereute sein Vorhaben, sie zu zähmen. "Was ist?", knurrte diese. "Kommt ihr endlich?"

Die drei Jungs seufzten. Alles, nur nie wieder ein Tag mit Tamayo! "Wir sind schon unterwegs..." Pai sah die drei mitleidig an. Es war für Jungs sicher ziemlich demütigend, sich von einem Mädchen Befehle erteilen zu lassen, das hörte man doch so oft. Aber sie konnte aus zwei Gründen eben dieses Mitleid nicht aussprechen: erstens würde Tamayo wütend, und zweitens würde sie damit den Stolz der Jungen noch mehr verletzen.
 

"Ahh!!", schrie Sakura und sprang Satoshi in die Arme. Ein Henker war aufgetaucht, ohne dass sie es gemerkt hatte, und nun war sie selbstverständlich erschrocken ihn hinter sich zu erblicken. "Nicht so schreckhaft, meine Kleine!", gluckste ihr Freund. "Das ist doch nur ein Schauspieler!" Dieser "Schauspieler" allerdings brachte einen Strick hervor, den er streng gerade zog. Sakura hatte große Angst - in ihrem letzten Traum hatte sie eine erhängte Gestalt erblickt, die vor ihrem Fenster baumelte, daher war sie ziemlich sensibilisiert. Auch Satoshi sah nun, dass dies wahrscheinlich kein Spiel war - zumindest ging er davon aus, das der Mann immer weiter auf die zwei zukam, die wiederum immer weiter nach hinten traten.

Der Henker beschleunigte seinen Schritt, die Jugendlichen ebenfalls. Als der Mann zu rennen begann rannten sie ebenfalls - was ein fataler Fehler war. Nachdem sie dem Henker nämlich den Rücken zugedreht und ihr Tempo erhöht hatten, drehte Sakura sich noch einmal um, um festzustellen wie nah der Feind ihnen auf den Fersen war - und stolperte über einen Hocker der unter einem künstlichen Galgen stand.

"Ah!!", kreischte sie. Ihr Kopf befand sich genau in der Aushöhlung für den Nacken in einer Guillotine. Sie kreischte nur noch hysterisch. Satoshi saß in der Zickmühle. Der Henker kam weiter auf ihn zu, er könnte ihm nur durch rennen entkommen - doch dann würde es Sakura erwischen, denn das Seil, dass das Beil hielt schabte sie langsam ab, und die Kleine wollte sich partout nicht selbst retten. Also könnte Satoshi auch Sakura hoch helfen, aber dann würde der Henker ihn erwischen. Und darauf war Satoshi echt nicht scharf. Was sollte er tun? Seine Kräfte konnte er in keinem der beiden Fälle nutzen, er könnte höchstens das reißen des Seils beschleunigen... aber das war keine all zu gute Idee.
 

Er blickte zu seiner Freundin, die schon seit ein paar Tagen mehr für ihn war als nur ein Nutztier. Als er sie so verzweifelt und schockiert sah, wusste er, dass er eigentlich unwichtig war. Würde sie sterben, würde er sich ewig Vorwürfe machen, würde er sterben wäre es zwar vielleicht auch mit ihr aus, doch dann würde sich niemand Vorwürfe machen. Also Sakura retten. Er hatte keine Zeit, sich einen Plan auszudenken, also probierte er die Strategie "Hau drauf und los!" aus.

Er rannte auf die Guillotine zu und stützte sich auf Sakura. Mit seinem Mund schloss er den ihren und ließ seine Zunge in eben diesen gleiten. Sanft massierte er ihre Zunge und beruhigte sie dadurch. Am liebsten hätte er sich gar nicht mehr von ihr gelöst, doch dann erhob er sich doch. Er hatte Arbeit zu machen.

Sakura spürte Satoshis Atem auf ihrem Gesicht. Sie war ein wenig verwirrt, da sie in so einer prekären Situation ihren ersten Kuss bekommen hatte, der dazu auch noch ziemlich spektakulär war. Sie umschlang mit ihren Armen Satoshis Schultern und ließ sich von ihm hochziehen. Bevor sie etwas sagen konnte wand er seine Aufmerksamkeit von ihr ab und drehte sich dem Henker zu. "Sakura, renn!", schrie er. Sie blieb wie angewurzelt stehen. Er wollte sich doch nicht etwa in Gefahr bringen um sie zu schützen? Nein, sicher nicht, sie war doch nur eine Trophäe für ihn, ein Zeitvertreib, darüber war sie sich doch im Klaren! Aber wieso lief er dann so gefährlich nahe an den Henker heran? Sie folgte ihm. Falls etwas passieren würde, wäre sie dabei.

Satoshi dachte, während er rannte, nach, was er eigentlich überhaupt konnte. Seine Mutter hatte ihn nie auf solche Situationen vorbereitet. Hätte er doch nur telepathische Kräfte, dann könnte er Sakura fragen ob sie ein Ritualmesser mithatte... Da fiel es ihm ein: Sein Vater hatte ihn doch mal zu einem Karate-Kurs geschickt! Damals war er zwar noch sehr jung gewesen, aber das musste reichen. Er stellte sich in Grundposition und ließ den Mann näher kommen. Als die Distanz der beiden genau richtig war, trat Satoshi zu. Der Mann stolperte und Sakura sah ihre Chance. Sie zog einen Degen von einer der Rüstungen und durchtrennte damit das Seil. Zumindest würden sie nicht erdrosselt.

Der Mann bewegte sich nicht mehr. Satoshi beugte sich nach unten. "Sei vorsichtig", mahnte Sakura. "Ich werde schon aufpassen..."

Er stieß den Mann an. "Hey, Arschloch, beweg dich! Wieso hast du's auf uns abgesehen?!" Er ließ seiner Wut freien Lauf und trat sogar zu. "Hör auf!", rief Sakura. "Wieso? Dieser Mistkerl wollte uns ja auch ans Leder!" Der Mann bewegte sich immer noch nicht. "Wir haben ihn doch nicht umgebracht, oder?", schluchzte seine Freundin. Satoshi lüftete ohne ein Wort die Kapuze des Feindes. Darunter war eine Glatzkopf mit scheinbaren Wasserperlen am Hinterkopf. Satoshi sprach ein Gebet. Die Perlen begannen zu rollen und der Kopf schmolz. "Wachs...", murmelte er und stand auf. Sakura klammerte sich an ihn. "Wer war das?"
 

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So, zur Feier des Tages gibt's das neue Kapitel etwas früher. Wieso? Na ja, ich habe schon den ersten Abschnitt fertig am PC (34 Seiten!!), da sollt ihr teilhaben.

Diesmal wird über mehr Personen erzählt, es hatte ja Caro gestört, dass ich nur über meine zwei Lieblinge berichtet habe. Na ja, eigentlich berichte ich immer noch nur über sie... aber ich denke, das wird sich ändern! Man merkt, dass es jemand auf die Schüler abgesehen hat... wer es wohl ist? *dumm tu*



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  caro2003
2003-09-09T17:32:50+00:00 09.09.2003 19:32
Und, ab wann wussten es das yuziaru und ihr bruder? *Wissenwill**perösnlichesineresse*
Is gut^^ sehr interessant^^
Erben, also hat der tiel doh ne nähere begründung^^
Kann also noch lustig werden XD

(so erstes kommi^^)
Von: abgemeldet
2003-08-25T14:29:52+00:00 25.08.2003 16:29
du hatetst dich mal verschriebn. ich glaube du hattest mal tanja statt tina geschrieben :g: und 2 sätze .. da kam ich auch durcheinander ^^' egal
ich fand die geschichte spitze ^^


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