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La Vie de Fayette

Beloved Enemies
von

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The Flight To Chicago

Ich war völlig außer Atem und konnte von Glück reden, nicht über meine eigenen Füße gestolpert zu sein. Scheiß Taxi, scheiß Stau, scheiß Tag… Röchelnd schleifte ich meinen Rollkoffer hinter mir her und wurde von einigen herumstehenden Leuten schief angeguckt, aber das war mir eh so was von scheißegal. Hauptsache war, dass ich noch rechtzeitig zum Treffpunkt kam. Ich sah mich suchend um und kam mir ein klein wenig planlos vor. Wer noch nie an einem Flughafen gewesen war und deshalb nicht genau wusste, wie der dortige Ablauf war, der konnte sich ganz gut in meine Lage versetzen. Eigentlich hätte ich dieses Problem nicht, wenn an diesem Tag nicht so viel schief gelaufen wäre. Zuerst hatte mein Wecker nicht geklingelt, dann war mir erst auf dem allerletzten Drücker aufgefallen, was ich alles vergessen hatte und dann steckte natürlich das Taxi im Stau fest, sodass ich mich noch mehr verspätete. Ich hatte mich wirklich abgehetzt, hierher zu kommen, aber ich war dennoch knapp zehn Minuten zu spät. Verdammter Mist, das würde noch Ärger geben. Offenbar war ich echt mit dem falschen Fuß aufgestanden. Schließlich aber erreichte ich das Flughafencafé und sah dort auch schon Rion an einem Tisch sitzen und entspannt einen Latte Macchiato trinken. Schwer atmend kam ich zu ihm und hatte das Gefühl, gleich auf der Stelle einfach umzufallen, weil ich so aus der Puste war.

„Was bist du so gehetzt, Fayette?“

„Na weil…“

Weiter kam ich nicht, denn da versagte mir die Stimme und ich musste wieder Luft holen. Ich setzte mich gegenüber von ihm hin und schaffte es nach einer Weile, wieder zu Atem zu kommen. „Ich bin zehn Minuten zu spät. Nicht, dass wir gleich noch den Flieger verpassen.“ Doch Rion machte nicht gerade den Eindruck, als würde für uns die Zeit drängen. Stattdessen trank er ganz entspannt seinen Kaffee und erklärte mir „Ich hatte dir doch schon am Telefon gesagt, dass es nicht tragisch ist, wenn du dich verspätest. Ich habe selbst eine Stunde Verspätung mit eingerechnet, da ich ja weiß, wie problematisch der Verkehr ist. Das heißt, wir können erst mal ganz entspannt etwas trinken und dann zum Check-in.“

„Ich hab mich also ganz unnötig abgehetzt, oder wie?“ fragte ich fassungslos und als Rion das dann auch noch mit einem „ja“ beantwortete, stöhnte ich laut und verdrehte die Augen. Die ganze Rennerei hätte ich mir so was von sparen können, aber nein, ich wollte unbedingt pünktlich sein. Dabei hatte er mir schon am Telefon gesagt gehabt, ich brauch mich nicht so zu beeilen. Warum hatte ich auch nicht auf ihn gehört? Nun, dafür war ich ja jetzt wenigstens hier und nun würde es auch nicht mehr lange dauern, bis wir endlich im Flieger nach Chicago saßen. Die letzte Nacht hatte ich kaum geschlafen und war deshalb auch ziemlich aufgeregt. Und das war mir auch deutlich anzusehen. Ich bestellte mir eine Cola und sogleich fragte mich Rion auch „Bist du aufgeregt?“

„Na klar“, antwortete ich und nahm dankend mein Getränk entgegen. „Immerhin ist es das allererste Mal, dass ich in einem Flugzeug fliege. Und wenn ich überlege, dass wir zwei Wochen in Chicago sein werden und danach in Deutschland…“

So wie ich Rion einschätzte, war das Fliegen für ihn schon nichts Besonderes mehr. Wahrscheinlich war er schon viel unterwegs gewesen, seit er als Fotograf berühmt geworden war. Zumindest hatte er mir erzählt, dass er auch schon mal in New York und San Francisco war. Irgendwie beneidenswert, aber womöglich auch ziemlich stressig. Die ganze Zeit immer auf Achse zu sein musste ja auch irgendwann mal an die Substanz gehen.

„Die Ausstellung selbst ist eher langweilig und sehr eintönig“, meinte er schließlich, um meine Erwartungen ein klein wenig zu bremsen. „Die meiste Zeit wird nur geredet und geschäftliche Beziehungen geknüpft. Ich bin auch zu einigen Geschäftsessen eingeladen, immerhin gibt es viele Kunden, die großes Interesse an der Arbeit von Kunstfotografen haben. Auf die Weise kann ich auch schon mal Aufträge von Modelagenturen an Land ziehen.“

„Ich dachte, du arbeitest nicht mehr für solche Agenturen“, merkte ich verwundert an, denn ich hatte das Ganze ein wenig anders in Erinnerung. Aber so wie ich erfuhr, arbeitete Rion lediglich mit gewissen Agenturen zusammen, allerdings arbeitete er immer noch selbstständig. „Es sind ja nicht nur Agenturen, die man sich ins Boot holt, sondern auch wohlhabende Leute, Prominente oder Staatsoberhäupter. Ein Fotograf sorgt dafür, dass diese Leute ins richtige Bild gerückt werden und auch wenn er nie denselben Ruhm genießen wird, so ist seine Arbeit dennoch unverzichtbar. Und um ins Gespräch dieser Leute zu kommen, ist es auch wichtig, sich dementsprechend zu präsentieren und möglichst viele Kontakte zu pflegen. So waren mir zum Beispiel auch die Kontakte meiner Adoptivmutter wirklich hilfreich. Das heißt also im Klartext für uns: wir werden zwar auf jeden Fall Zeit für uns finden, aber ich habe auch viele Verpflichtungen.“

Das war mir schon klar gewesen und ich hatte mich auch längst darauf eingestellt gehabt. Aber allein die Vorstellung, dass ich einen Monat mit Rion verbringen und sogar zwei Wochen ins Ausland fliegen würde, war einfach zu überwältigend.

„Aber dafür…“ Rion beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr „Dafür nutzen wir dann jede freie Minute für uns.“ Ich brauchte einen Moment um zu kapieren, was er damit anspielen wollte und errötete, wobei ich ihn etwas verärgert anblickte. „Das ist ja mal wieder typisch für dich“, gab ich zurück und trank einen Schluck Cola. „Du kannst aber auch nur an Sex denken, oder was?“

„Das hast du jetzt gesagt, Fayette“, erwiderte er und nahm wieder dieses kühle und verschlagene Geschäftsmannlächeln an, welches etwas Zwielichtiges an sich hatte. „Was kann ich denn dafür, dass du gleich an so etwas denken musst?“

Das machte dieser Dreckskerl doch mit Absicht. Auch wenn wir zusammen waren, ließ er selten eine Gelegenheit aus, um mich ein wenig zu ärgern und sich solche Späße auf meine Kosten zu erlauben. Naja, ich konnte ihm aber auch nie lange böse sein. In der Hinsicht war er wie eine Katze, die erst die ganzen Polster zerkratzte und dann zum Schmusen kam. War doch klar, dass man bei ihm nicht lange nachtragend sein konnte. Oder es lag einfach daran, weil ich zu inkonsequent war. Ich seufzte und gab es auf, mit ihm zu diskutieren. Letzten Endes würde es doch sowieso nichts bringen.

„Ich hab’s kapiert, du willst mich nur wieder ärgern. Schon klar. Sag mal, wo müssen wir eigentlich gleich hin?“

„Erst mal geben wir gleich noch dein Gepäck ab und gehen durch die Sicherheitskontrolle. Wenn wir erst mal durch sind, brauchen wir nur noch zu warten, dass wir ins Flugzeug können. Im Grunde ist das alles gar nicht so schwer. Hast du dich noch über die Gepäckvorschriften informiert?“

Ja, damit hatte ich mich intensiv vor dem Kofferpacken beschäftigt und alles befolgt, was geschrieben stand. Trotzdem war ich nervös, dass irgendetwas kommen würde, was ich völlig vergessen hatte und wir dann doch nicht fliegen konnten. „Na hoffentlich geht alles gut.“

„Entspann dich einfach“, sagte Rion bloß und sah kurz auf die Uhr. „Wir haben noch genügend Zeit. Aber wenn es dich beruhigt, wenn wir das erledigt haben, dann lass uns eben gehen. Denn können wir nachher in der Lounge warten.“

Damit standen wir auf und zahlten unsere Getränke. Ich folgte Rion und dachte zuerst, wir würden uns in der Schlange anstellen, die da drüben am Schalter stand, doch stattdessen gingen wir ganz woanders hin. Wir verließen die Haupthalle des Flughafens, fuhren mit dem Fahrstuhl ein Stockwerk höher und erreichten dann schließlich einen Bereich, der zwar einer Gepäckkontrolle ähnlich war so wie ich das immer im Fernsehen gesehen hatte. Aber es war sonst niemand hier, nur das weibliche Personal. Eine bildhübsche Frau mit blonden hochgesteckten Haaren, kurzem Rock und Blazer begrüßte uns und bat uns um ein „Goldticket“. Ich wusste damit echt nichts anzufangen, aber Rion kramte dieses schon aus seiner Tasche hervor und reichte es der Frau. Diese zog die Karte durchs Lesegerät und schon wurde mein Koffer auf das Fließband gelegt. Danach wurde nur noch mein Handgepäck geprüft und danach konnten wir durch diese Schranke, wo wir noch mal auf metallische Gegenstände untersucht wurden. Rion kam problemlos durch, nur bei mir schlug der Detektor aus, da er auf meine Gürtelschnalle reagierte. Aber ansonsten gab es keine Probleme und wir wurden von der Dame in die Lounge geführt, einen ziemlich edel eingerichteten Bereich mit Sitzgelegenheiten und wo man sich Cocktails bestellen konnte. Ich war ein wenig irritiert, denn so hatte ich mir die Prozedur bei einem Flug nicht vorgestellt. Wir setzten uns und bei der Gelegenheit fragte ich auch direkt „Wozu war eigentlich dieses Goldticket gut?“

Rion war wie immer die Ruhe selbst, nur ich fühlte mich hier ein wenig deplatziert. „Das braucht man, wenn man mit der Business Class reisen will“, erklärte er mir und als ich das hörte, klappte mir der Mund auf und ich starrte ihn ungläubig an. Business Class? Soweit ich das wusste, war das sauteuer und etwas, das sich nur steinreiche Unternehmer leisten konnten. War er denn völlig verrückt geworden?

„Du nimmst mich doch echt auf den Arm. Wieso ausgerechnet Business Class?“

Die Erklärung war ganz einfach: wir würden knapp eine Stunde unterwegs sein, nach Deutschland sogar sehr viel länger und per Economy Class zu reisen war ziemlich unbequem, vor allem weil Rion ja auch sehr groß gewachsen war und es hasste, so zu reisen. Und da er häufig unterwegs war, hatte er eine Mitgliedschaft, wodurch er sich so etwas auch erlauben konnte. Ich hingegen würde mir so einen Flug in dieser Preiskategorie nie im Leben leisten können. Verständnislos schüttelte ich den Kopf und fragte „Wie viel Kohle hast du denn auf dem Konto?“

Dazu gab er mir keine Auskunft, da er offenbar nicht gerne damit prahlte. Er versicherte mir aber, dass er genug habe, um sich keine finanziellen Sorgen machen zu müssen. „Dafür verzichte ich auch auf überflüssigen Luxus, wie zum Beispiel Strandhäuser und Jachten. Und Privatflugzeuge habe ich auch nicht. Ich halte vom Protzen nichts und gebe mich mit einer gemütlichen Bleibe und gemütlichen Reisen zufrieden.“

„Sag bloß, du hältst sogar dein Haus selber in Ordnung“, scherzte ich und war umso erstaunter, als er tatsächlich sagte, dass er meistens alles selber erledigte und sogar kochen konnte. Allerdings fügte er auch noch hinzu, dass er lediglich dann eine Putzhilfe engagierte, wenn er geschäftlich zu tun hatte und somit entweder nicht da war, oder einfach nicht die Zeit für so etwas aufbringen konnte. Hier konnte ich ihn wirklich nur für seine Bodenständigkeit bewundern und ich fragte mich, wie er das nur schaffte. Aber wahrscheinlich lag es auch einfach daran, weil er niemals vergessen wollte, woher er kam und was er alles hinter sich gebracht hatte. Er wollte niemand sein, den er selbst nicht ausstehen konnte und an seinen Prinzipien festhalten. Für ihn hatte die Gesellschaft zu Menschen, die er ins Herz geschlossen hatte, einen viel höheren Stellenwert als Reichtum. Und das machte ihn menschlicher, als er sich selbst immer zeigte.

„Fayette?“

Als ich meinen Namen hörte, beendete ich meine Gedanken und wandte mich Rion zu, der sich direkt zu mir herüberbeugte und meine Wange küsste. Dabei legte er einen Arm um meine Schultern und wirkte sehr glücklich in diesem Moment. Und sein warmherziges und freundliches Lächeln, welches man eher selten an ihm sah, ließ mich erröten und mein Herz höher schlagen. Verdammt, bei diesem Anblick konnte man doch einfach nur schwach werden.

„Ich bin wirklich froh, dass du mitkommst. Ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher gewesen, ob ich dich fragen sollte. Ich wollte dich nicht direkt überrumpeln.“

Ich konnte mir ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen und küsste ihn. Den Schwindelanfall, verbunden mit der Tatsache, dass mir kurz wieder schwarz vor Augen wurde, steckte ich dabei ganz gut weg. Auch wenn Rion meist immer so wirkte, als hätte er alles unter Kontrolle und als würde ihn nichts erschüttern, manchmal war er auch nur ein Mensch und ziemlich unsicher in manchen Dingen. Ich umarmte ihn und spürte, wie er seine Arme um mich legte.

„Das ist doch Blödsinn“, erklärte ich mit Nachdruck in der Stimme. „Wir haben doch alles geklärt, oder nicht? Natürlich wäre ich mit dir mitgekommen und wenn es dir nichts ausmacht, komme ich sogar öfter mit, wenn es irgendwie möglich ist.“

Und das freute ihn sogar noch mehr. Für uns beide stand fest, dass wir die Zeit in Chicago und in Berlin noch richtig genießen würden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies noch der beste Sommer seit langem werden würde. Und auch Rion war derselben Meinung, als er sagte „Noch nie habe ich mich so auf einen Flug gefreut wie jetzt.“

Schließlich aber war es Zeit und wir mussten zum Gate. Wir begegneten dabei noch so einigen Anzugträgern, die ziemlich wichtig aussahen. Einen davon erkannte ich als Besitzer eines großen Elektronikkonzerns wieder, der erst vor kurzem in einem Interview zu sehen gewesen war. Einige der Männer musterten mich von der Seite und schienen sich wohl zu fragen, was ein so durchschnittlich gekleideter und einfach aussehender junger Mann hier verloren hatte. Aber davon ließ ich mich auch nicht irritieren. Wieder kam die blonde Dame von vorhin und begrüßte und höflich. Sie geleitete uns zusammen mit einem Typ, der irgendwie sehr wichtig aussah und wohl zum Flughafenpersonal gehörte, bis zum Gangway. Ich ging die Stufen hoch, hatte vor Aufregung aber irgendwie das Gefühl, als würden meine Knie weich werden. Doch da ergriff Rion meine Hand und hielt sie fest. Und das gab mir wieder genügend Kraft, um weiterzugehen. Ich atmete tief durch und ging weiter die Stufen rauf. Dabei raste mein Herz wie wild vor Aufregung und ich drückte Rions Hand fest. Nun war es endlich soweit. Nun würde für uns die Reise nach Chicago gleich losgehen und damit würden wir gleich unseren ersten gemeinsamen Sommer miteinander verbringen. Allein der Gedanke daran erfüllte mich mit solch starken Glücksgefühlen, dass mir vor Freude fast die Tränen kamen. Und allein an der Art wie Rion meine Hand hielt, spürte ich, dass es ihm nicht anders erging.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß echt nicht, was ich mir nur dabei gedacht habe, diese Fanfiction fast auf das Doppelte zu verlängern. Wenn ich ehrlich war, hatte ich erst mal 10 Kapitel geplant, doch irgendwie wurde es immer länger und länger und damit wurde auch der Zeitdruck immens. Denn die „Deadline“ war der 03.06. und ich hab so ungefähr am 11.05. mit dem Schreiben angefangen. Und da jedes Kapitel 6 bis 7 Seiten hat, habe ich manchmal stundenlang am Schreibtisch gesessen und kam mir nicht selten wie ein chinesischer Arbeiter am Fließband vor. Aber am Ende war ich doch froh, es endlich geschafft zu haben und pri_fairy dieses Geschenk machen zu können. Das war mir den Aufwand wirklich wert. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Sayuri_Hatake
2015-09-18T12:44:29+00:00 18.09.2015 14:44
So, dann ist es wohl an der Zeit ein kleines dankeschön da zu lassen. Ich habe mir jetzt deine gesamte Geschichte durch gelesen und finde sie wirklich sehr gut. Wie ich schon einmal sagte: ich mag deinen Schreibstil und die Art und Weiße wie du deine Charaktere darstellst und passend in Szene setzt. Ein großes Kompliment an dich und mach weiter so.
Lg Sayu
Von:  Momo26
2015-06-09T17:37:35+00:00 09.06.2015 19:37
Deine ff ist echt Klasse ^^
Wirklich echt super!

Ist nur schade das du so wenige Kommis hast.
Hoffe ja das du genug favo's hast xD

Und einer Fortsetzung wäre ich auch nicht abgeneigt ;D
Lg Momo
Von:  sorajana
2015-06-05T19:07:13+00:00 05.06.2015 21:07
super fanfic.....
ich fände es mega cool wenn es noch einen Bonus über ihren Aufenthalt in Chicago und Berlin geben würde :)


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