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Schatten der Vergangenheit

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß beim Lesen~ Komplett anzeigen

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Das Spiel beginnt

Im Schlafraum der Fünftklässler des Hauses Slytherin herrschte eine bedrückende Stille. Vier Jungen standen vor einem der sechs Betten, die waagerecht vor den steinernen Wände aufgestellt waren, und blickten neugierig und heillos verwirrt, auch wenn der ein oder andere es zu verbergen versuchte, auf den schlafenden Jungen herab, der über Nacht ohne Vorwarnung wie aus dem Nichts in ihrer Mitte aufgetaucht war.

Tom musste sich alle Mühe geben, über die dummen Gesichtsausdrücke seiner Mitschüler nicht laut aufzulachen, doch ein leises Kichern konnte er nicht unterdrücken.

Ein Junge mit penibel gekämmtem, schlohweißem Haar bedachte Tom, der entspannt auf seinem Bett saß und seine silber-grüne Krawatte geschickten band, mit einem prüfenden Blick.

„Du bist verdächtig still. Weißt du hierüber etwas?“, fragte Abraxas Malfoy in einem für ihn typischen, überheblichen Tonfall mit einem abfälligen Kopfnicken in Richtung Harry.

Tom hüllte sich kurz in Schweigen, während er das friedliche Gesicht und das wilde Nest schwarzen Haares des Schlafenden nachdenklich musterte, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Malfoy, der ihn mit erwartungsvoll erhobener Augenbraue musterte. Seine Ungeduld und Neugier waren ihm deutlich anzumerken, auch wenn er sich darum bemühte, seine Züge wieder unter Kontrolle zu bekommen und sie hinter einer Maske der Ausdruckslosigkeit zu verbergen. Tom musste sich ein höhnisches Grinsen verkneifen. Für all den Spott und die Häme, die ihm der Malfoy-Erbe in ihrem ersten Schuljahr für seine 'unreine' Abstammung entgegengebracht hatte, war er in Toms Gegenwart nach einer kleinen... Lektion in ihrem dritten Schuljahr nun immer auf der Hut und wählte seine Worte mit Bedacht, um ihn nicht zu verärgern, auch wenn er eine gewisse Distanz zwischen ihnen wahrte. Malfoy mochte seine Ideale des reinen Blutes teilen, ihn sogar als Kopf ihres Hauses akzeptieren, schließlich blieb im da kaum eine Wahl, wenn er seine Position und sein Ansehen in Slytherin nicht verlieren wollte, doch er war zu stolz, um sich in dem Gefolge eines 'Halbblutes', sehen zu lassen. Wie auch einige andere Erben der großen, alten Reinblüter-Familien, die ihn noch immer für ein 'Schlammblut hielten, da er seine magische Abstammung nicht nachweisen konnte, doch das alles würde sich noch ändern. Die Malfoys waren ein einflussreiches Geschlecht der Zauberer-Welt. Sie an seiner Seite oder besser als seine Gefolgsleute zu wissen, würde Tom sehr viel Anerkennung und Macht bringen, die er für die Umsetzung seiner zukünftigen Pläne benötigte. So ungern er es auch zugab, noch war er auf die Unterstützung anderer Leute angewiesen. Aber er war davon überzeugt, mit der Zeit würden die Malfoys und auch die anderen altehrwürdigen Familien darum betteln, ihm folgen zu dürfen. Und dann wäre auch seine 'unreine' Abstammung kein Thema mehr. Er würde dafür sorgen, dass sie alle vergaßen, woher er kam. Welche Erniedrigungen er in seiner Kindheit hatte ertragen müssen. Niemand würde auf 'Lord Voldemort' herabblicken. Sie alle würden zu ihm aufsehen müssen, als der mächtigste Zauberer aller Zeiten. Er konnte den Tag gar nicht erwarten, am dem er endlich die Kontrolle über die magische Welt an sich reißen würde.

„Das ist Harry... Brown“, stellte Tom schließlich den schlummernden Neuankömmling seinen Zimmerkameraden vor, die ihm nun alle die Köpfe zugewandt hatten, mit Ausnahme des Black-Sprösslings, der 'Brown' mit müden Augen musterte. Im Gegensatz zu den anderen Jungen, die sich schon für den anbrechenden Schultag umgezogen hatten, trug Black noch seine Schlafsachen und sah aus, als könnte er an Ort und Stelle im Stehen einschlafen. Nach Riddles Erfahrung war dies durchaus im Bereich des Möglichen. Black besaß die fragwürdige Fähigkeit überall und jederzeit einzunicken, auch wenn er im Unterricht direkt vor der Nase des Professors saß. Seine Liste an Strafarbeiten, die er sich dadurch im Laufe der Jahre eingeheimst hatte, war praktisch legendär.

Julius Lestrange, einer von Toms treuesten Anhängern, zog verwirrt die Brauen zusammen. „Du klingst unsicher.“

Lässig schlug Tom die Beine übereinander, den Blick abermals auf ihren neuen Schulkameraden gerichtet, auf dieses entzückende Rätsel, das er zu lösen gedachte.

„Ich glaube nicht, dass er der ist, der er vorgibt zu sein“, teilte er den anderen Jungen seine Bedenken mit, ein unheimliches Grinsen auf seinen perfekten Zügen. Es war überflüssig, ihnen den freundlichen, höflichen Musterschüler vorzuspielen. Sie alle kannten sein wahres Gesicht und zwei von ihnen waren ihm mehr als hörig, während die anderen beiden ihm zwar nicht offen folgten, ihm jedoch auch keine Steine mehr in den Weg legten wie zu Anfang ihrer Schulzeit. Malfoy und Black hatten sein wahres Ich zu spüren bekommen, nachdem sie ihn die ersten drei Jahre unablässig verhöhnt und schikaniert hatten. Sie hatten gelernt, was passierte, wenn man Tom Vorlost Riddle verärgerte. Keiner von ihnen würde diesen Fehler wiederholen. Niemand wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen oder auch nur zu widersprechen. Und Tom genoss die Angst und den Respekt, die die Schülerschaft ihm entgegenbrachte. Er hatte sich diese Postion hart erarbeitet. Er hatte sie sich verdient. Sie war sein Geburtsrecht. Und nun, da er von der Macht gekostet hatte, wollte er mehr. So viel mehr. Und niemand würde seine Pläne durchkreuzen.

Sein Gedanken kehrten zu dem schlafenden Jungen zurück. Noch immer zerbrach sich Tom den Kopf darüber, ob sie sich schon einmal begegnet waren, durchsuchte seine Erinnerungen nach seinem Gesicht, doch er wurde nicht fündig. Und je länger er suchte, desto sicherer war er sich, ihm nie zuvor über den Weg gelaufen zu sein. Also warum diese Abneigung ihm gegenüber? Warum die Lügen bezüglich seines Namens? Seines Wesens? Warum ihm etwas vorspielen, auch wenn Brown dieses Verhalten offensichtlich zuwider und er zudem ein absolut miserabler Lügner war? Was war sein Geheimnis, das er so verzweifelt zu beschützen versuchte? Tom musste es wissen.

Harry Brown, überlegte er, den Kopf leicht schräg gelegt, während er die Züge des schlafenden Jungen abwesend studierte. Wer war er wirklich?

„Tom?“, drang Noctis Averys hohe Stimme durch einen Strom von Szenarien, die in Toms Kopf wüteten, in denen er zu klären versuchte, woher Browns Hass auf ihn stammen konnte, von der jedoch kein einziges alle seine Fragen beantworten konnte, wie zum Beispiel die Herkunft der geheimnisvolle Narbe, die auf seine Berührung reagierte. Das alles war höchst faszinierend.

Widerwillig löste er den Blick von dem friedlichen Gesicht seines persönlichen Rätsels, um ihn dem dunkelblonden Jungen zuwenden zu können. Mit dem Heben einer Augenbraue forderte er ihn auf, weiterzusprechen, woraufhin sich Avery unbehaglich räusperte.

„Was meinst du damit, er ist nicht der, für den er sich gibt?“

Alle Aufmerksamkeit, außer Alphards, natürlich, der sich leise schnarchend gegen einen der Bettpfosten von Browns Bett gelehnt hatte, richtete sich wieder auf Tom. Der dunkelhaarige Junge stützte seine Hände hinter sich ab, bevor er sich leicht zurücklehnte, einen überheblichen Ausdruck auf dem Gesicht.

„Alles an ihm ist eine Lüge“, offenbarte er seiner neugierigen Hörerschaft.

Malfoy gab ein abfälliges Schnauben von sich. „Lächerlich. Woher willst das wissen?“

Tom maß ihn mit einem abschätzigen Blick. „Glaub mir, du wirst meine Meinung teilen, sobald er wach ist. Sein ganzes Verhalten ist widersprüchlich.“ Seine Augen kehrten zu Brown zurück, der sich unruhig im Bett wälzte. „Dürfte nicht mehr lange dauern.“ Sie alle richteten ihren Blick wieder auf Harry Brown.

„Und... wer ist er dann?“, fragte Lestrange mit einer leisen Nervosität in der Stimme, die ihr einen unangenehm schrillen Klang verlieh.

Verärgert über diese dumme Frage verdunkelte sich Riddles Gesicht. Hätte er das gewusst, würde er nun nicht hier sitzen und seinen Verdacht mit diesen Dummköpfen teilen. Dann hätte er kein neues Spiel gefunden, das ihn für die nächsten Wochen beschäftigen würde. Das sein langweiliges Leben in Hogwarts vielleicht etwas erträglicher machen könnte, bis er die Kammer des Schreckens gefunden hatte. Er konnte es kaum erwarten, Brown all seine kleinen Geheimnisse zu entlocken. Er würde es in vollen Zügen genießen. Doch zunächst musste er sicher gehen, dass ihm keiner seiner treuen Lakaien in den Weg kam. Er würde nicht zulassen, dass sie ihm dieses Spiel verdarben.

„Das gedenke ich herauszufinden“, beantwortete er schließlich Lestranges Frage, ohne ihn anzusehen. Sein Blick war auf Browns Augenlider geheftet, die sich leicht flatternd zu öffnen begannen.

„Und was machen wir?“ Lestranges Stimme klang resigniert, als er abermals das Wort an Tom richtete, der sich ein Lächeln verkneifen musste, da er wusste, wie sehr es den braunhaarigen Jungen störte, wenn ihm keine Beachtung geschenkt wurde. Wie ein verzogenes Kind. Erbärmlich.

Tom schürzte nachdenklich die Lippen, hüllte sich in ein kurzes Schweigen, um eine angespannte Atmosphäre entstehen zu lassen, während seine Gefolgsleute auf seine Antwort warten mussten, dann schoss sein Blick zu Lestrange, der vor der Intensität seiner strahlend blauen Augen zurückzuckte.

„Ihr?“, fragte Tom gespielt überrascht in die Runde. Malfoy hatte den Blick abgewandt, die Arme ablehnend überkreuzt, Lestrange und Avery dagegen sahen ihn erwartungsvoll an. „Ihr werdet weiter nach der Kammer suchen. Ich dachte, dass wäre selbstverständlich. Oder... was?“ Seine Stimme nahm einen bedrohlichen Unterton an, als er sich wieder auf Lestrange konzentrierte. „Wolltest du dich etwa in mein neues Spiel einmischen?“

Alle Farbe wich schlagartig aus Lestranges Gesicht. Verschreckt wich er vor Tom zurück. „Nein... nein! Natürlich nicht! Wie kommst darauf?“ Er untermalte seine Worte mit einem nervösen Lachen. „Das würde ich niemals wagen.“

Malfoy gab ein mitleidiges Seufzen von sich.

„So? Dann bin ich ja beruhigt.“ Tom bedachte Lestrange mit einem übertrieben freundlichen Lächeln, während es in seinem Inneren brodelte. Was dachte sich dieser Versager eigentlich? Harry Brown war seine Herausforderung, sein Rätsel, sein neuer Zeitvertreib. Es war sein Spiel. Niemand würde Hand an ihn legen, bis Tom mit ihm fertig war. Er gehörte ihm.

Der Junge in dem Bett regte sich abermals, dann entfuhr ihm ein herzhaftes Gähnen, während er sich verschlafen die Augen rieb. Langsam erhob sich Tom von seinem Platz auf seinem eigenen Bett, ging an den anderen vorbei, die ihm rasch Platz machten, ohne sie zu beachten, den Blick auf das müde Gesicht des Neuankömmlings gerichtet, der sich deutlich verwirrt und mit einer ansteigenden Panik im Zimmer umsah, bis er schließlich vor dem Bett des rätselhaften Jungen stehen blieb.

Verschlafen blickte Brown zu ihm auf.

„Guten Morgen“, begrüßte Tom ihn mit einem strahlenden Lächeln.

Für einen Moment schaute Brown ihn verschlafen an, dann zeigte sich Erkenntnis auf seinem Gesicht, gefolgt von einem Ausdruck abgrundtiefen Horrors. Toms Grinsen wurde eine Spur breiter. Er musste zugeben, ihm gefiel die Reaktion, der er bei dem Jungen auslöste. Doch dann verschwand die Angst aus seinem Blick, ersetzt von Kälte und Ablehnung. Trotz. Dieser Junge trotzte ihm. Es wurde immer interessanter.

Mutlos seufzend drehte der grünäugige Junge Tom den Rücken zu. „Scheiße, es war also doch kein Traum.“

Und das Spiel begann...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Über Kommis würde ich mich freuen. ;)

LG,
Zerina Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Liar
2015-05-14T18:06:16+00:00 14.05.2015 20:06
Hi, ein einziges Wort dazu: Herrlich!!!!! Mögen die Spiele beginnen. Toms persönlicher Spielplatz ist gerade eröffnet worden. Ohja das hier verspricht immer besser zu werden und ich werde immer ratloser, weil ich immer weniger Ahnung habe in welche Richtung deine FF gehen wird. Oh es gibt so viele Möglichkeiten und weit und breit noch keine Antwort ob eine von diesen Vermutungen richtig sein können. Es ist wie mit einem guten Buch, wenn man einmal angefangen hat, kann man gar nicht mehr damit aufhören, doch leider gibt es erst einmal eine Wartezeit, in der die Neugier nur noch größer wird.
Oh ich bin gespannt wie es mit Tom und seinem Gefolge weitergehen wird, den ein wirkliches Gefolge scheint er noch nicht zu haben, unter späteren Umständen hätte Malfoy dieses Benehmen mit seinem Leben bezahlt. Bin wirklich gespannt wie du dieses Angelegenheit angehen wirst.

Wäre toll wenn du mir eine ENS zukommen lassen könntest, freu mich schon auf nächste mal.

LG Liar
Antwort von:  Zerina
15.05.2015 16:36
Hallo~

XD Freut mich, dass dir das Kapitel trotz seiner Kürze gefallen hat. ;) Tom ist jetzt ganz in seinem Element. X3 Harry sollte sich lieber in Acht nehmen. Wer weiß, was der zukünftige Dunkle Lord so alles geplant hat~ Oder die Autorin. ;)
So soll es auch erst einmal bleiben. ;) Ich finde es schrecklich, wenn man von Anfang an vorhersagen kann, was in der Geschichte passieren wird oder in welche Richtung sie sich entwickelt. ;) Leider ist das bei vielen Liebesschnulzen der Fall. Daher halte ich es möglichst wage und offen, zumindest am Anfang. Wir sind ja immer noch beim ersten Tag. Alles ist möglich~
Wow, dankeschön. Es ist ein riesiges Kompliment, dass du meine kleine FF mit einem Buch vergleichst. Das ist unglaublich! O///O Ich freue mich, dass sie deine Neugierde geweckt hat. ;)
X3 Tom ist gerade in der Phase, in der er sich sein Gefolge langsam aber sicher aufbaut und seinen Einfluss in Hogwarts vergrößert. Auch bei den Slytherins gibt es noch genügend Mitglieder großer, alter Familien, denen es gar nicht schmeckt, dass sich ein Halbblut als Kopf des Hauses aufspielt, aber das wird in den nächsten Kapiteln noch deutlicher. ;) Ich dachte, diese Darstellung der Machtverhältnisse in Hogwarts wäre realistischer, als wenn ganz Slytehrins ihm bereits zu Füßen gelegen hätte. Stolze Reinblüter-Familien wie die Malfoys unterwerfen sich bestimmt nicht mir nichst, dir nichts einem Halbblut. Und Riddle kann zu seiner Schulzeit ja noch nicht seine vollständige Macht oder seinen wahren Charakter zeigen, weil er ansonsten Gefahr läuft, rausgeworfen zu werden. ;) Zudem kann unser lieber Harry so mit seinem Gryffindor-Charme noch etwas mehr... Unruhe in das Haus bringen. ;)

Ich werde dir eine ENS schicken, sobald das nächste Kapitel freigeschaltet ist.

LG,
Zerina
Von:  alandatorb
2015-05-13T20:59:13+00:00 13.05.2015 22:59
Scheiße - ein tolles Wort. Mal sehen wie die Schlangen darauf reagieren. Das ging bestimmt gar nicht zu dieser Zeit. So eine Fäkalsprache 😉
Antwort von:  Zerina
14.05.2015 15:02
XD Ja, das Wort beschreibt Harrys Situation ziemlich gut.
Naja, im ersten Moment ist es für sie wohl ein größerer Schock, dass jemand es wagt, so mit ihrem King zu sprechen. ;) Das kommt mit Sicherheit ganz und gar nicht gut an. XP Harry sollte sich vorsehen. ;)

Danke für den Kommi.

LG,
Zerina


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