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Down Hill 2: Efrafa

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Auf Messers Schneide

Matt hatte sich mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt und die Arme verschränkt, während er auf Mello hinabsah. Sein Blick zeugte von Ernst, aber auch von innerer Zerrissenheit. Eine Weile herrschte unangenehmes Schweigen zwischen ihnen beiden und Mello war sich nicht ganz sicher, was jetzt folgen würde. Er selbst war ja noch völlig durcheinander und konnte nicht glauben, dass sein vermummter Retter aus dem Hell’s Gate ihn tatsächlich mit diesem Gen infiziert hatte, welches sein Blut „gefrieren“ ließ. Schließlich aber seufzte Matt leise und rieb sich kurz die Augen. „Wie konnte das passieren?“ fragte er mit ruhiger und gefasster Stimmer, aber man merkte trotzdem, dass es innerlich bei ihm ganz anders aussah. „Wie bist du an das Umbra-Gen gekommen?“ Unsicher zuckte Mello mit den Schultern und antwortete „Als ich ins Hell’s Gate gestürzt bin, war ich schwer verletzt und konnte mich kaum noch bewegen. Ich war wirklich sicher gewesen, dass ich da unten sterben und dich nie wieder sehen würde. Aber dann kam auf einmal dieser komische Kapuzentyp an. Er hat mir sein Blut verabreicht und es auf meine Wunden getropft. Dann hat er mich gepackt und ich hab das Bewusstsein verloren. Ich wusste ehrlich gesagt selber nicht, was die Aktion sollte und dass ich mit irgendetwas infiziert wurde. Ich war nicht weniger erschrocken wie die anderen, als ich gesehen habe, was da mit meinem Blut passiert. Verdammt noch mal ich hab doch selber keine Ahnung, was hier abläuft.“ Matt wandte den Blick ab und schien nachzudenken. Er war sich offenbar nicht ganz sicher, was er von der ganzen Sache halten sollte. Dann aber fragte er „Wieso sollte Umbra dir das Leben retten, nachdem es bereits so viele Menschen getötet hat?“

„Wenn ich das wüsste, würde ich es dir sagen“, rief Mello. „Ich weiß es doch auch nicht. Zuerst dachte ich ja, dass du das bist, weil Umbra meinen richtigen Namen genannt hat, den außer dir kaum einer kennt außer meiner verstorbenen Familie und L.“ Verwundert runzelte Matt die Stirn, als er das hörte, verzog dann aber das Gesicht vor Schmerz, als ein stechender Schmerz durch seinen Kopf raste und er daraufhin eine Hand an seine Schläfe presste, wo der Schmerz am schlimmsten war. „Wie bitte?“ fragte er verwirrt. „Umbra hat gesprochen?“ „Ja. Es hat aber nur meinen Namen zustande gebracht und ich glaube nicht, dass es mich verstanden hat. Ich wusste ehrlich gesagt selbst nicht, was da um mich herum passiert und da bin ich auch schon auf der Quarantänestation aufgewacht.“ Wieder trat Schweigen ein und Matt dachte angestrengt nach. Er sah sehr ernst aus und Mello verstand nicht wieso. „Das war die ganze Geschichte, mehr ist da nicht. Wärst du also bitte so nett und würdest mir diese Handschellen abnehmen?“

„Das kann ich nicht.“

„Was?“ Matt seufzte und man merkte ihm an, dass er gerade mit sich kämpfte und in ihm ein gewisses Chaos herrschte. „Du hast keine Ahnung, was das für Ausmaße hat, Mihael! Du bist mit dem Umbra-Gen infiziert und das bedeutet nicht nur für dich, sondern auch für uns alle eine große Gefahr. Wir wissen nicht, was das Gen mit dir noch weiter anrichten wird. Du könntest genauso wie Umbra werden und zu einem Monster werden, das keinen Funken Menschlichkeit mehr besitzt und jeden tötet, der ihm über den Weg läuft. Hast du schon mal daran gedacht? Und ist dir überhaupt klar, was das Ziel des Untergrunds ist?“

„Natürlich weiß ich das. Ihr wollt an das Umbra-Gen ran, um auf die Weise durch die Todeszone zu kommen. Das hat mir Morph schon erzählt. Dann nehmt mir doch ruhig Blut ab.“

„Sag mal, wie naiv bist du eigentlich?“ rief Matt wütend und schlug mit der Faust gegen die Wand. „Es wird nicht bloß bei einer Blutabnahme bleiben. Es wird auf Experimente hinauslaufen, weil wir natürlich wissen müssen, wie sich diese Kraft aktiviert und wie man sie extrahieren kann. Das bedeutet, dass du Schmerzen ausgesetzt und gefoltert wirst. Womöglich wird man dir sogar Organe entnehmen oder dir Gliedmaßen abtrennen, um anhand dessen feststellen zu können, wie diese Kräfte funktionieren. Das ist dein Todesurteil!“ „Was?“ fragte Mello und dachte zuerst, Matt wollte ihm bloß einen Schreck einjagen, doch es war sein voller Ernst. „Du… du willst wirklich, dass sie mich aufschneiden? Ist es wirklich das, was du willst?“ „Nein, verdammt!“ rief der 23-jährige wütend, aber wahrscheinlich richtete sich seine Wut nur gegen die ganze Situation. „Natürlich will ich das nicht. Ich bin zwar immer noch verdammt wütend wegen dem Streit vor vier Jahren, aber das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Natürlich will ich nicht, dass du auf dem Seziertisch landest, aber man wird es von mir verlangen als Shutcall. Und außerdem kann niemand abschätzen, was das Gen mit deinem Verstand machen wird. Du könntest zu einem zweiten Umbra werden und dann bleibt uns keine andere Wahl, als dich zu töten.“ Fassungslos starrte Mello seinen besten Freund an und erkannte erst jetzt das ganze Ausmaß der Dinge und was das alles für ihn bedeutete. Er würde tatsächlich so ein Monster werden wie Umbra und dann wahllos jeden töten, der ihm in die Quere kam? Würde er dann sogar Matt nicht mehr wieder erkennen und ihn töten? Allein der Gedanke daran machte ihm Angst. Er wollte das nicht. Nein, er wollte nicht so ein Monster werden. Aber er wollte auch nicht sterben. Doch gab es überhaupt noch Alternativen? Gab es denn überhaupt eine Chance, dass er hier irgendwie unbeschadet wieder rauskam, ohne dass er gefoltert und seziert wurde, oder dass er zu einem Monster wurde und getötet werden musste? „Kann dein toller Doktor nicht irgendein Heilmittel herstellen?“

„Wie denn, wenn er nicht die Zusammenstellung des Umbra-Gens hat? Erkennst du so langsam das Problem? Dein Leben ist quasi vorbei und im schlimmsten Fall wirst du als Forschungsobjekt auf Helmstedters Tisch landen.“

„Aber du bist doch der Shutcall und hast hier das Sagen.“

„Das mag sein, aber mein Posten ist auch das reinste Damoklesschwert. Immerhin habe ich knapp 300 Leute unter meinem Kommando und es werden immer mehr und mehr. Viele von denen sind weitaus stärker und gefährlicher als ich und wenn ich mich nicht behaupten kann, dann wird Anarchie in Efrafa ausbrechen und nicht wenige werden mir nach dem Leben trachten, um die Kontrolle zu übernehmen. Wir sind nicht mehr in Los Angeles, kapiert? Hier herrscht ein tagtäglicher Kampf um Leben und Tod und wenn jemand Schwäche zeigt und einknickt, wird er vernichtet. So sieht hier die Realität aus. Und wenn ich als Shutcall Schwäche zeige und den anderen eine Angriffsfläche biete, werden sich meine eigenen Leute gegen mich verbünden und mir nach dem Leben trachten, um selbst zum Shutcall aufzusteigen. Damit haben sie dann die Kontrolle über Efrafa, der mächtigsten Truppe neben Konngara. Hätte ich nicht genug loyale und mächtige Verbündete und wäre ich nicht so konsequent in meinen Entscheidungen, dann wäre ich längst tot. Ich bin zwar Shutcall und kann alles so machen wie ich es will, das stimmt. Aber die Konsequenzen sind dann eben halt, dass der Zusammenhalt in Efrafa bedroht ist, was dann wiederum zur Folge hat, dass andere Gruppen uns angreifen werden. Und wenn das passiert, stehen unsere Chancen schlecht. Schlimmstenfalls wird Konngara uns vernichten! Aber das war schon immer dein Problem gewesen: du rennst einfach mit dem Kopf durch die Wand, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne auch nur eine Sekunde lang über die Konsequenzen nachzudenken. Das ist mal wieder so was von typisch für dich. Du mit deiner hitzköpfigen und impulsiven Art hast dich doch schon damals in Schwierigkeiten gebracht, weil du nie darüber nachdenkst, welche Konsequenzen deine Handlungen haben.“

„Sprichst du damit etwa wieder auf den Streit an?“

„Das war allgemein auf dein ganzes Leben bezogen“, erklärte Matt, aber man sah ihm an, dass er natürlich auch an ihren Streit von vor vier Jahren gedacht hatte. Und da Mello es gerade angesprochen hatte, kam er auch gleich darauf zurück. „Kaum, dass dir irgendetwas nicht passt, stürmst du einfach nach vorn, lässt dir von niemandem etwas sagen und rennst mit dem Kopf durch die Wand und merkst dabei nicht, was für ein Chaos du damit anrichtest. Und genau das ist es, wovon ich sprach: du wirst dich niemals ändern und da ist es auch völlig gleich, was man dir sagt. Du machst immer und immer wieder denselben Fehler und wunderst dich dann, wenn du dich selbst in eine dermaßen beschissene Lage gebracht hast. Dass du nichts dafür konntest, dass Umbra dich infiziert hat, das ist mir klar und ich glaube dir da auch. Aber du bist in so vielen Dingen so verdammt kurzsichtig und genau das ist es, was immer wieder dazu führt, dass du auf die Schnauze fliegst.“ Mello senkte den Blick und beruhigte sich langsam wieder. Im Grunde stimmte es ja, was Matt da sagte. Er beging immer wieder dieselben Fehler und ritt sich damit selbst von einer Scheiße in die nächste. Erst der heftige Streit, dann seine Horrorstunden im Asylum bei den Cohans und dann die Prügelei mit Rico, die nun zu diesem Ärger geführt hatte. „Mail…“, sprach er nun ruhig und es war das erste Mal seit langer Zeit, dass er Matt bei seinem richtigen Namen nannte. Es war meist dann, wenn es etwas sehr Wichtiges war und insbesondere sie beide betraf. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dir damals so wehgetan habe. Ich weiß ja selbst, dass ich oft genug schneller handle als zu denken und dass ich damit immer wieder denselben Fehler mache. Ich wollte dich niemals so verletzen. Im Grunde genommen wollte ich einfach nur nicht wahrhaben, dass ich mehr für einen Mann fühlen könnte als bloß Freundschaft. Und bis heute hat sich auch nicht viel an meiner Meinung geändert, dass ich nicht schwul bin und es auch niemals sein werde. Aber…“ Er schwieg kurz, denn es fiel ihm nicht leicht, darüber zu sprechen. Matt sagte nichts, sein Gesicht blieb unbewegt und er wirkte noch sehr skeptisch, was diese Geschichte betraf. Dann aber atmete Mello tief durch und erklärte „Dass ich mit dir ins Bett gegangen bin, war nicht bloß irgendein Sexabenteuer für mich. Ich hab mir das die ganze Zeit lang eingeredet, aber ehrlich gesagt hatte ich schon irgendwie mehr empfunden als bloß freundschaftliche Gefühle. Wenn dem so gewesen wäre, dann hätte ich mir diesen Kuss an diesem einen Abend sicherlich nicht gefallen lassen und hätte auch ganz bestimmt nicht ja zum Sex mit dir gesagt. Vor allem dann noch als der Untere… Ich kann es mir bis heute nicht vorstellen, so etwas mit einem Mann zu machen, weil ich diesen Gedanken abstoßend finde. Aber bei dir hatte ich nie ein Problem damit.“

„Weil ich in deinen Augen kein Mann bin, oder wie?“

„Nein, ich hab dich schon als Mann gesehen. Aber in den vier Jahren, wo du nicht da warst und ich überall nach dir gesucht habe, da ist mir klar geworden, wie viel du mir wirklich bedeutest. Als ich im Westblock gelandet bin, hab ich mich mehr oder weniger freiwillig von diesem Psychopathen vergewaltigen lassen, weil ich Angst um dich hatte, da ich dachte, sie würden dich dort auch festhalten. Und ich wollte verdammt noch mal am Leben bleiben, um dich wiederzufinden und mich für die Dinge zu entschuldigen, die ich dir gesagt habe!“ Immer noch sagte Matt nichts. Er stand mit verschränkten Armen mit dem Rücken gelehnt zur Tür und sein Gesichtsausdruck ließ sich nur schwer deuten. Es lag keine Wut darin, aber sonderlich zu freuen schien er sich auch nicht. Dann aber verzog er wieder das Gesicht und presste eine Hand gegen die Schläfe, als er wieder diese stechenden Kopfschmerzen spürte. „Und was erwartest du jetzt von mir?“ fragte der 23-jährige schließlich. „Etwa, dass ich dir freudestrahlend um den Hals falle und dir alles vergebe? Du hast mich beleidigt, mich verprügelt und ich hab mich deinetwegen wie der letzte Dreck gefühlt. Ich kam mir so benutzt vor von dir, dass ich mich selbst gehasst habe. Selbst heute noch bin ich wütend und ich kann das nicht einfach so vergessen. Du hast mir das Herz gebrochen! Deine Einsicht kommt verdammt spät und ich weiß nicht, ob das je wieder zwischen uns so wird wie früher. Dazu ist einfach zu viel passiert. Und ebenso weiß ich nicht einmal mehr, ob ich dich überhaupt noch liebe.“

Diese Worte erschütterten Mello zutiefst, aber was hatte er auch anderes erwartet? Er hatte Matts Gefühle oft genug mit Füßen getreten und ihm das Herz gebrochen. Da konnte er auch nicht erwarten, dass ihm sein bester Freund so schnell vergeben würde. Aber dass dieser schlimmstenfalls tatsächlich in Betracht ziehen würde, ihn zu töten? Das tat Mello am allermeisten weh und schnürte ihm die Brust schmerzhaft zusammen. Er fühlte sich irgendwie machtlos und wusste nicht, was er tun konnte. Tja… da gab es wohl nicht allzu viel. Schließlich aber sagte Matt „Erst einmal werde ich dich von Dr. Helmstedter untersuchen lassen. Und je nachdem, wie seine Diagnose ausfallen wird, werde ich über deine Zukunft entscheiden. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich dir helfen kann. Wenn feststeht, dass du früher oder später zu Umbra wirst, werde ich gezwungen sein, dich zu töten, so leid mir das auch tut. Aber ich kann das Leben eines Einzelnen nicht über das vieler anderer stellen.“ Ja… dessen war sich auch Mello bewusst. Allein schon, wenn er an Echo, Rhyme oder Birdie dachte. Sie hatten ihn mit offenen Armen aufgenommen und er wollte auch nicht zulassen, dass ihnen etwas passierte. Schon gar nicht durch ihn. Geschlagen senkte Mello den Blick und nickte. „Ich hab verstanden. Oh Mann… wer hätte gedacht, dass unser Wiedersehen so aussehen würde? Du als Shutcall in einem ausbruchsicheren unterirdischen Gefängnis und ich infiziert von einem Wesen, das im Labor herangezüchtet wurde. Und du entscheidest über mein Schicksal. So habe ich es mir sicher nicht vorgestellt.“ „Ich mir genauso wenig“, gab Matt zu und fuhr sich durchs Haar. „Und glaub mir, das fällt mir wirklich nicht leicht. Zwar bin ich immer noch furchtbar wütend auf dich, aber du sollst wissen, dass ich dich nicht töten will. Ganz egal, was da zwischen uns vorgefallen ist.“

„Das weiß ich doch auch. Aber bevor ich wirklich zu einem Monster werde und dir noch etwas antue, wäre es vielleicht wirklich besser, wenn ich sterbe. Ich bin wenigstens froh, dass ich noch mal die Chance hatte, dich zu sehen und dir zu sagen, dass es mir leid tut. Trotzdem werde ich wohl noch genug Dinge zu bereuen haben.“

„Mach es mir nicht schwerer, als es ohnehin schon ist. Komm jetzt… je schneller wir diese Angelegenheit hinter uns bringen, desto besser für alle Beteiligten.“ Da es Mello schwer fiel, mit gefesselten Händen aufzustehen, half Matt ihm hoch und sie verließen den Raum. Irgendwie kam sich Mello so vor, als würden sie seinen letzten Gang zum Galgen antreten, der auf ihn warten würde. Was war das nur für eine grausame Ironie, dass er dafür sterben musste, dass dieses Monster, das sie alle Umbra nannten, ihm mit seinem Blut das Leben gerettet hatte. Und dann war es auch noch Matt, der ihn töten würde. Irgendwie war das Ganze doch wirklich zum Heulen.

Schließlich erreichten sie Dr. Helmstedters Labor und sie wurden schon von dem Doktor erwartet. „Soso… du bist also ein weiterer Träger des Gens… Es erstaunt mich, dass es mir zuvor noch nicht aufgefallen ist, dass dein Körper von Umbras Blut infiziert wurde. Na dann wollen wir doch mal herausfinden, wie ich das nur übersehen konnte. Also wenn ich bitten darf: oben rum frei machen und auf die Liege setzen.“ Mit beinahe mechanischen Bewegungen folgte Mello den Anweisungen des Doktors. Dieser Gang hier fiel ihm unendlich schwer. Allein der Gedanke, dass ein Wort dieses Mannes genügte, um sein Todesurteil zu besiegeln, belastete ihn. Er hatte Angst vor dem Ergebnis und er hasste sich dafür, dass er Angst hatte. Verdammt noch mal, warum nur musste er sich immer so dermaßen in die Scheiße reinreiten? Dieses Mal würde er gewiss nicht mit einem blauen Auge davon kommen.

Unter Matts wachsamen Augen begann der zwielichtige Arzt mit seiner Untersuchung und prüfte Mellos Blutdruck, seinen Puls und seine Herzfrequenz. Er sah sich die Wunde genau an und schließlich begann er noch ein paar weitere oberflächliche Routineuntersuchungen zu machen, bis er dann Mellos Arm abschnürte und eine Spritze holte, um ihm Blut abzunehmen. Mello ließ die ganze Prozedur stillschweigend über sich ergehen und protestierte nicht ein einziges Mal oder versuchte aufzumucken oder wegzulaufen. Es hätte sowieso keinen Sinn gehabt. Wo sollte er denn bitteschön hin? Er konnte schlecht aus Down Hill raus und saß hier fest. So oder so würden sie ihn kriegen und dann würden sie ihn sezieren. Schlimmstenfalls noch bei vollem Bewusstsein, wenn sich herausstellen sollte, dass dieses Umbra-Blut auf Schmerzen oder Ähnliches reagierte. In dem Fall war es besser, er würde gleich hier und jetzt sterben. Als Doktor Helmstedter ihm einige Blutproben entnommen hatte, fiel ihm auf, dass ihm nicht kalt wurde. Selbst sein Arm fühlte sich schon längst nicht mehr kalt an, als hätte der Verhärtungsprozess aufgehört. Womöglich gab es ja einen winzigen Hoffnungsschimmer. Und wenn es nur ein ganz kleiner war, der Matt davon überzeugen würde, ihn nicht zu töten. Schließlich begann der Doktor seine Temperatur zu messen und seine Körperreflexe zu prüfen. Das Ganze zog sich quälend langsam in die Länge und machte die Situation fast unerträglich. Nicht zu wissen, ob man noch eine Chance hatte oder gleich sterben würde, machte den 24-jährigen fast verrückt. Und das sorgte zusätzlich dafür, dass er unruhiger wurde. Zwischendurch warf er kurze Blicke zu Matt, der auch nicht gerade einen entspannten Eindruck machte und etwas ungeduldig wartete, dass Dr. Helmstedter endlich mit den Untersuchungen fertig war und ihnen ein Ergebnis liefern konnte. Doch dieser ließ sich seine Zeit, um seine Arbeit auch gründlich zu erledigen. Schließlich aber begann er damit, Mellos Wunde genauer zu untersuchen und einige Gewebeproben zu entnehmen. „Es ist erstaunlich“, bemerkte er schließlich und ein eiskaltes Lächeln spielte sich auf seine Lippen. „Der Heilungsprozess verläuft deutlich schneller als bei einem normalen Menschen. Jetzt würde mich interessieren…“ Er ließ den Satz unbeendet, denn da holte er ein Skalpell hervor und schnitt wieder in die Wunde. Wieder spürte Mello die Eiseskälte, die sich in seinem Körper ausbreitete und dann in seinen Arm überging. „Und? Wie fühlt es sich an?“

„Es ist kalt in meiner Brust“, murmelte Mello und sah, wie sich das gesammelte Blut in seiner Wunde schwärzte und dann verdickte. Helmstedter nahm auch davon eine Probe. „Aber am stärksten ist es in meinem Arm.“ „Und Schmerzen?“

„Spüre ich zwar, aber nicht mehr allzu stark. Es ist so, als wäre mein Körper irgendwie abgestumpft…“ Schließlich maß der 58-jährige erneut seine Temperatur und machte sich im Anschluss Notizen auf seinem Klemmbrett. Etwas ungeduldig fragte Matt schließlich „Und wie schaut es aus, Doktor? Können Sie schon sagen, ob er eine Gefahr darstellt?“

„Leider nein, erst einmal muss ich sein Blut untersuchen. Was ich aber beobachten konnte ist, dass der Blutgefrierungsprozess scheinbar temporär ist und nicht den gesamten Körper betrifft. Er setzt nur im Falle einer Verletzung ein, stoppt den Blutungsprozess und lässt wieder nach. Aber inwieweit seine Proben brauchbar für die Extraktion sind, lässt sich erst nach eingehender Untersuchung feststellen. Innerhalb von 24 Stunden dürfte ich aber das Ergebnis haben und eine Diagnose erstellen können. Bis dahin würde ich raten, den Infizierten von den anderen zu isolieren und sicherzustellen, dass er nicht entkommen kann. Es wäre äußerst bedauerlich, wenn ich nach Umbra noch ein zweites viel versprechendes Forschungsobjekt verlieren würde.“ Damit warf er Mello einen eiskalten und zugleich überlegenen und heimtückischen Blick zu. Diesem lief ein Schauer über den Rücken und er sah dem Doktor deutlich an, dass dieser es kaum erwarten konnte, ihn auseinanderzunehmen. Unfassbar, dass Matt sich so ein Monster ins Team geholt hatte. Menschenleben waren dem doch völlig egal. „Also gut, ich verlasse mich darauf, dass Sie innerhalb der 24-Stundenfrist eine hundertprozentige Diagnose getroffen haben.“ Da die Untersuchung beendet war, zog Mello sein Shirt wieder an, ließ sich erneut von Matt fesseln und ging mit ihm widerstandslos zur Tür. Als sie gegangen waren und die Tür hinter ihnen zufiel, lächelte Dr. Helmstedter zufrieden und verengte seine Augen zu Schlitzen. „Mihael Keehl und Mail Jeevas… wie erwartet war es die richtige Entscheidung gewesen, sie hierher zu bringen. So langsam aber sicher fügt sich das Puzzle zusammen und schon bald werde ich im Besitz der perfekten Schöpfung sein. Es verläuft wirklich alles hervorragend nach Plan…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2015-05-03T09:38:13+00:00 03.05.2015 11:38
Da gebe ich San-Jal recht. Die Spannung steigt ganz schön hoch, genau wie mein Herz. Bin schon echt gespannt wie es weiter geht. *-*

LG^^Alien^^
Von:  San-Jul
2015-05-03T08:06:21+00:00 03.05.2015 10:06
Es wird immer verworrener und gruseliger. Man freu ich mich auf den nächsten Teil. Ist echt super bis jetzt.
Lg
Antwort von:  Sky-
03.05.2015 10:16
Ja, man merkt schon, dass diese Fanfiction ganz anders ist als Last Desire. Hat man da recht schnell Antworten geliefert bekommen, wird hier alles recht im Dunkeln gelassen, was aber auch daran liegt, weil Down Hill von Anfang an als Mehrteiler geplant war und ich genau wusste, in welche Richtung das läuft. Lediglich kleine Änderungen sind dazugekommen, um die Story natürlich unterhaltsamer zu machen. Zugegeben, es ist wirklich eine Herausforderung für mich, eine solche Geschichte zu schreiben, wo so viel Action und so viele Charaktere auf einmal dazukommen. Normalerweise mag ich es genau andersrum, aber wenn es dir bis jetzt gefallen hat, scheine ich meinen Job ja richtig gemacht zu haben.

Und keine Sorge! Der nächste Teil folgt recht bald und Mello lernt dann auch gleich neue Charaktere kennen. Und zwischen Matt und Mello wird da auch endlich mal etwas mehr passieren ;-)
Antwort von:  San-Jul
04.05.2015 18:05
Yay, ich liebe wirklich dieses Pairring und die anderen aus dieser Geschichte.
Und verworrene Sachen sind auch super
Da freut man sich echt jedesmal aufs neue ;)


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