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Down Hill 2: Efrafa

von

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Friendzone

Morphs Gesicht war von Entsetzen gezeichnet, als er sah, dass Umbra direkt auf sie zukam. Für einen Moment war es so, als wäre er wie erstarrt, dann aber kam er nach einem kurzen Schreck wieder zu Sinnen. Instinktiv stellte er sich schützend vor Echo und Mello und hob seine Pistolen, bevor er Alarm ausrief. Er rief so laut, dass es das halbe Gefängnis aufgeweckt hätte und in dem Moment schoss er. Mehrere Kugeln trafen Umbra in die Brust und in den Kopf, doch es wankte nur kurz zurück und taumelte, dann preschte es nach vorne und griff an. Es schlug nach Morph, der noch rechtzeitig wegduckte und dann einen Faustschlag in den Brustkorb landete, bevor er sich wieder aufrichtete und seinem vermummten Gegner in die Magengrube trat. „Echo, lauf!“ Der 16-jährige zögerte keine Sekunde lang und eilte zu einer der Türen, von der er wahrscheinlich nicht einmal wusste, wohin sie führte und verschwand durch diese. Kurz darauf eilten mehrere bewaffnete Männer herbei, allen voran Christine, die eine Gatling bei sich hatte. „Weg da!“ wies sie an und sofort packte Morph Mello und flüchtete mit ihm aus der Schusslinie, als Christine auch schon das Feuer eröffnete. Ein einziger Kugelhagel brach herein und währenddessen robbten Mello und Morph über den Boden und gelangten zu den anderen. Mellos Ohren waren wie taub vom ohrenbetäubenden Knall der Kugeln und er fragte sich, was dieses Wesen nur hier zu suchen hatte und wieso alle schossen. „Was zum Henker ist hier los?“ rief er durch das Donnern der Gewehrsalven und kam wieder auf die Beine, als sie hinter den Linien waren. „Was los ist?“ rief Morph und war sichtlich wütend. „Umbra hätte dir noch den Kopf abgerissen, wenn du weiter in der Gegend herumgestarrt hättest. Pass also mal lieber auf und beweg deine Beine, wenn du nicht draufgehen willst.“ Ein lautes, markerschütterndes Schreien war zu hören, das nicht von dieser Welt zu kommen schien. Es jagte Mello einen Schauer über den Rücken und er sah, wie das Wesen mit der Kapuze auf sie zugestürmt kam und einige der Männer vor Angst die Flucht ergriffen als sie erkannten, wie wütend Umbra war. Christine hingegen machte keinen Rückzug und zeigte nicht den leisesten Anflug von Angst. Stattdessen packte sie ihre Gatling und schlug damit nach Umbra, verfehlte es aber und war aufgrund der Waffe nicht in der Lage, schnell genug zu agieren, als das Wesen sich auf einen seiner Angreifer stürzte, ihn am Kopf packte und diesen gegen die Wand schlug. Die Kraft, die dabei freigesetzt wurde, war dermaßen gewaltig, dass es dem Ärmsten sofort den Schädel zermalmte und sich Blut, Knochensplitter und Hirnmasse an der Wand und auf dem Boden verteilten. Im nächsten Augenblick griff Umbra den Nächsten an und riss ihm den Arm ab, als wäre es der einer Puppe. Schreie hallten durch die Gänge und der Geruch von Blut stieg dem 24-jährigen in die Nase und dieser Geruch rief Erinnerungen wach. An die schrecklichen Bilder jenes Ortes, den er für immer vergessen wollte. Und die Schreie… diese schmerzerfüllten Schreie der Sterbenden und Verletzten riefen wieder diese Ängste in ihm wach. Und anstatt, dass diese Männer die Flucht ergriffen und um ihr Leben rannten, kämpften sie trotzdem weiter. „Los doch!“ rief Christine und sah wild entschlossen aus, den Kampf gegen dieses Monster aufzunehmen. „Wir haben es gleich. Versperrt die Fluchtwege und treibt es in die Enge!“ Wie bitte? Die wollten dieses Ding tatsächlich einfangen, nachdem es mit bloßen Händen zwei Männer getötet hatte und offenbar nicht mal mit Kugeln zu töten, geschweige denn zu verletzen war? Wo zum Teufel war er denn hier nur gelandet und was war das für ein Wesen? Warum tötete es diese Leute, wo es ihm doch schon das Leben gerettet hatte? Mello verstand die Welt nicht mehr und sah, wie sie versuchten, Umbra in die Ecke zu drängen und ihn mit Seilen zu fesseln, doch es hatte keinen Zweck. Umbra durchbrach die Blockade, zerfetzte zwei weiteren Männern die Kehlen und stürmte direkt auf Mello zu. Dieser wollte weglaufen, aber Umbra war unglaublich schnell und ehe er sich versah, hatte es ihn gepackt und gegen die Wand gedrückt. Es atmete laut und geräuschvoll und hob zuerst einen Arm, als wolle es auch ihn angreifen, doch da war Morph schneller und schoss. Er traf Umbra ins Genick und in den Rücken, aber auch das zeigte keinen Erfolg. Aber dann ließ es ganz überraschend wieder von Mello ab, raunte ein leises „Mi… ha… el“, bevor es sich umdrehte und verschwand. Zehn bewaffnete Efrafanier nahmen die Verfolgung auf, zusammen mit Christine. Morph ließ die Glock sinken und keuchte. „Verdammt noch mal“, brachte er hervor und lehnte sich gegen die Wand. „Und wir hatten es fast…“

„Was war das gerade?“ fragte Mello, der sich den kalten Schweiß von der Stirn wischte. Als er sich umsah, erkannte er nur ein einziges Blutbad. Insgesamt vier Insassen waren tot, drei weitere schwer verletzt. Nachdem sich das Durcheinander gelegt hatte, kamen Rhyme und Dr. Helmstedter herbei, um die Verwundeten mitzunehmen und sie zu verarzten. Doch bei einem sah es besonders schlimm aus. Sein Arm war nur noch ein blutender Stumpf und einem anderen hatte es das Gesicht regelrecht zerfetzt. Er verstand nicht, wie es nur dazu kommen konnte und warum dieses Wesen hergekommen war. Vor allem aber fragte er sich, wieso so ein Aufwand darum gemacht wurde, es einzufangen und dabei sogar Tote in Kauf genommen wurden. „Kannst du mir erklären, was das für ein Wesen war?“

„Das ist Umbra, das Monster von Down Hill“, erklärte der Japaner und ging los, um einen Transportrollwagen zu holen, um die Leichen draufzuladen. Mello half ihm dabei, um sich wenigstens etwas nützlich zu machen. „Es ist das Ergebnis eines Experiments von Doktor Helmstedter. Er versuchte vor einigen Jahren eine Methode zu entwickeln, um Menschen unverwundbar zu machen. Bei seinen Forschungen entwickelte er ein Mittel, welches das Blut sozusagen „gefriert“. Es verdickt sich und das so stark, dass der Körper zu einem einzigen Schild wird. Dabei senkt sich die Körpertemperatur stark herab. Da sich das Blut bei der Verhärtung dunkelrot bis tiefschwarz färbt, nannte er es das Umbra-Gen, da Umbra das lateinische Wort für Schatten ist. Wir versuchen schon seit längerem, Umbra einzufangen, um somit einen Weg zu finden, diese Fähigkeiten auch auf jemand anderen zu übertragen. Wir hoffen dadurch, auf die Weise unbeschadet durch die Todeszone zu kommen.“

„Und wieso der Aufwand? Wenn der Doktor dieses Monster erschaffen hat, dann sollte er diese Formel doch haben, oder?“

„Eigentlich schon. Allerdings hat Umbra das ganze Labor zerlegt und es ist daraufhin ein Feuer ausgebrochen. Dabei wurden auch die Aufzeichnungen zerstört und Dr. Helmstedter konnte nicht die gesamte Formel im Kopf behalten. Also bleibt uns nur eines übrig: Umbra einzufangen und anhand der Blutproben das reine Umbra-Gen zu gewinnen. Momentan ist das die einzige Möglichkeit, die wir haben. Deshalb nehmen wir dieses hohe Risiko auf uns, auch wenn wir dafür Schwerverletzte und Tote in Kauf nehmen müssen. Es sind dennoch deutlich überschaubarere Verluste als wenn wir durch die Todeszone spazieren.“ Morph ging nach Echo sehen, Mello musste derweil erst mal den Kopf freikriegen nach der ganzen Aufregung. Immer noch hatte er diesen widerlichen metallischen Blutgeruch in der Nase und sein Herz raste vor Aufregung. Dieser verdammte Geruch ließ wieder diese ganzen Ängste hochkommen, die er am liebsten wieder verdrängen würde. Er musste ihn schleunigst los werden und dazu half nur eines: er brauchte jetzt erst mal eine heiße Dusche. Er ging zu seinem Zimmer, schnappte sich ein paar Klamotten, die er noch von Rhyme bekommen hatte und ging zu den Duschen. Nach der ganzen Aufregung hatte er eine heiße Dusche jetzt eh bitter nötig. Es kam ihm sowieso vor, als wäre seine letzte Dusche eine Ewigkeit her. Nun ja… während der Zeit auf der Quarantänestation war er die meiste Zeit sowieso viel zu schwach um aufzustehen und eine Dusche gab es dort nicht. Auf dem Gang traf er Birdie, die eine Schutzmaske, Schutzbrille Handschuhe und einen Schutzanzug trug. Außerdem hatte sie Putzzeug bei sich. Mello blieb stirnrunzelnd stehen, als er sie sah. „Haben wir hier irgendwo Ungeziefer oder was soll die Aufmachung?“ „Ich geh diesen Dreckstall aufräumen“, erklärte sie und dann kam es wieder, dass sie irgendwie falsch auftrat und der Länge nach hinfiel. „Wie soll ich denn Ruhe finden, wenn es da drüben überall nach Blut stinkt und so eine Sauerei ist? Es ist ja schon schlimm genug, dass die Gänge hier so verstaubt sind, weil niemand sich an meinen Putzplan hält. Aber die Blutspuren und den ganzen Rest macht natürlich niemand weg! Und überhaupt: Männer sind bei weitem nicht so reinlich wie wir Frauen. Da mach ich es lieber selber, denn da weiß ich auch, dass es auch gründlich weggemacht wird!“ Als Mello ihr hochhalf und die Sachen einsammelte, fiel ihm auf, dass sie sogar Raumspray dabei hatte. Dazu noch zwei Flaschen Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel, Scheuermilch, einen Putzeimer und diverse Lappen. Naja… Birdie hatte eben einen Tick was Sauberkeit anging. „Wie kannst du überhaupt Ärztin sein, wenn du Schmutz und Blut so sehr hasst?“

„Weil Medizin und Putzen das Einzige sind, was ich kann, ohne gleich eine Katastrophe anzurichten“, seufzte sie und nahm dankend ihre verlorenen Putzutensilien entgegen, die Mello aufgehoben hatte. „Ich kann nicht laufen, ohne stets und ständig über meine eigenen Füße zu stolpern, ich kann weder nähen noch kochen, geschweige denn irgendetwas anderes. Ich bin sehr tollpatschig und natürlich auch ziemlich naiv. Immerhin hab ich mich schon drei Mal hier in Typen verliebt, die mich später umbringen wollten. Ich bin ein hoffnungsloser Fall was das betrifft, aber hier werde ich wenigstens gebraucht. Also bin ich eben eine Ärztin für die Insassen und versuche, mein Bestes zu geben. Und es stört hier auch niemanden, wenn ich versuche, hier irgendwie ein bisschen Sauberkeit reinzubringen. Naja… zumindest fast… Manchmal gehe ich den anderen doch ziemlich auf die Nerven, weil ich es ihrer Meinung nach übertreibe. Aber allein schon der Gedanke daran, wie dreckig es hier ist und wie viele Keime und Bakterien hier lauern, das ist für mich unvorstellbar. Aus dem Grund dusche ich mich auch mindestens drei Mal am Tag und putze mein Zimmer zwei auch drei Mal.“ Okay… die Frau hat wirklich ein ernsthaftes Problem, dachte sich Mello. Wenn sie draußen ist, sollte sie mal wirklich psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. „Na denn…“, meinte Birdie schließlich. „Ich bin dann mal saubermachen. Bis später!“ Damit lief sie weiter und Mello öffnete schon die Tür zu den Duschen, da hörte er, wie sie wieder hinfiel. Naja… sie war wirklich ziemlich tollpatschig und ein kleines bisschen verrückt, aber sie schien ja ganz in Ordnung zu sein im Gegensatz zu Doktor Helmstedter. Als er im Duschraum war, bemerkte er, dass er gerade der Einzige war. Na das traf sich doch ganz gut. Er ging direkt in eine der Duschkabinen und drehte das Wasser auf. Warmes Wasser prasselte auf ihn nieder und erst jetzt merkte er, wie sehr ihm das gefehlt hatte. Es fühlte sich so befreiend an. Eine heiße Dusche… Wer hätte gedacht, dass er mal etwas so selbstverständliches so wertschätzen würde? Nach der ganzen Aufregung hatte er das wirklich gebraucht. Und irgendwie hatte er das Gefühl, als würden ganz neue Lebensgeister geweckt werden. Er hörte schließlich, wie die Tür aufging und noch jemand hereinkam. Sofort hielt er inne und horchte. Dann aber schob er langsam den Duschvorhang beiseite und erspähte Matt, der gerade dabei war, sich auszuziehen und seine Sachen beiseite zu legen. Wie lange es doch her war, seit Mello ihn zuletzt nackt gesehen hatte. Zugegeben, damals vor vier Jahren war sein Freund nicht ganz so durchtrainiert wie jetzt. Er hatte einiges an Muskeln zugelegt und irgendwie schien er ein klein wenig größer geworden zu sein. Dabei wuchs man doch ab 18 Jahren nicht mehr… Nun, vielleicht hatte er das alles auch ein wenig anders in Erinnerung. Er sah einige Narben an Matts Körper. Spuren von Kämpfen, die er geführt hatte. Mellos Blick wanderte langsam Matts Körper hinab und er merkte, dass es ihn erregte. Sein Herz begann schneller zu schlagen und eine gewisse Aufregung überkam ihn. Er konnte sich nicht erklären warum, aber als er Matt so sah, verspürte er den sehnlichen Wunsch, ihm näher zu sein… er wollte bei ihm sein, ihn halten, küssen und ihn spüren. So wie damals, bevor sie voneinander getrennt wurden. Dieses Verlangen war ihm nicht unangenehm, aber schon etwas peinlich. Vor allem hier in der Dusche. „Macht’s dir Spaß, mir beim Ausziehen zuzusehen?“ Mello war fast schon erschrocken, als er plötzlich Matts Stimme hörte, die allein ihm galt und dabei sah ihn der 23-jährige nicht einmal an. Doch dann fing er sich wieder und fragte in seiner üblichen Tonart „Darf man hier nicht mal in Ruhe duschen, oder hast du hierfür auch Sonderrechte?“ Hier warf Matt ihm einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts, sondern kam direkt auf ihn zu. Er riss den Duschvorhang auf, ergriff Mellos Handgelenk und drückte ihn gegen die Wand. Jetzt auch erkannte Mello es deutlich, dass Matt tatsächlich größer war als vor vier Jahren. „Ach ja?“ fragte dieser leicht verärgert. „Und was ist das zwischen deinen Beinen?“ Mello brauchte nicht hinzusehen um zu wissen, dass er einen Ständer hatte. Und das machte die ganze Sache nicht gerade einfacher. „Kriegst du jedes Mal gleich einen Ständer, wenn du einem Kerl beim Duschen zusiehst? Oder hast du bloß Druck auf der Leitung, weil dir hier die Frauen fehlen?“ Diese harten Worte versetzten dem 24-jährigen einen Stich ins Herz und er konnte nicht fassen, wieso Matt nur so eiskalt zu ihm war. „Matt, was ist dein Problem, verdammt? Ich hab dir doch gesagt, dass es mir leid tut, dass ich dich geschlagen habe. Glaub mir, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, dann…“

„Es geht nicht nur darum, dass du mich vor vier Jahren verprügelt hast!“ rief Matt und schlug mit der Faust gegen die Fliesen. Seine Wut und Enttäuschung waren ihm dabei deutlich anzusehen. „Es geht auch darum, was du gesagt hast! Weißt du eigentlich, wie ich mich gefühlt habe, als du mir diese Sachen an den Kopf geworfen hast? Ich bin ja so einiges von dir gewohnt gewesen, aber das war zu viel für mich. Warum bist du überhaupt mit mir ins Bett gegangen? War ich für dich die ganze Zeit nur so etwas wie deine Matratze gewesen oder nur ein kleines Abenteuer?“ So wütend hatte Mello ihn noch nie erlebt und es tat ihm weh, Matt so zu sehen. Er hätte nie und nimmer gedacht, dass er es mal so weit treiben würde, dass Matt mal so eine Wut entwickelte, dass er es nicht mehr mit seiner üblichen Gelassenheit und Gleichgültigkeit abtun und es ihm selbst nach vier Jahren nicht verzeihen konnte. „Wer hat mich denn bitte damals als Schwuchtel bezeichnet und damit gedroht, mir die Zähne auszuschlagen?“

„Das war im Affekt, weil ich so sauer war.“

„Hör mir bloß auf damit, Mihael!“ rief Matt wütend. „Du denkst doch heute nicht anders als damals. Nur wenn man einen anderen Mann liebt, ist man in deinen Augen gleich eine kranke Schwuchtel, die man am besten gleich zusammenschlagen sollte, nicht wahr? Du hast doch überhaupt keine Ahnung… nicht die geringste.“ Damit wandte sich Matt von ihm ab und es sah aus, als wolle er sich wieder anziehen und gehen, aber Mello wollte es nicht dazu kommen lassen. „Was soll ich denn nicht verstehen? Sag es mir doch mal endlich.“ „Wozu denn bitteschön? Damit du wieder auf mich losgehst, mich beschimpfst und verprügelst?“

„Verdammt noch mal es tut mir leid, klar? Ich wollte das alles nicht, das musst du mir glauben.“

„Das tue ich aber nicht. Nicht nach dem, was du mir an den Kopf geworfen hast und mir klar gemacht hast, dass ich für dich nur ein kleiner Spaß im Bett bin, auf den du jederzeit bei Bedarf zurückgreifen und den du genauso jederzeit wieder von der Bettkante schmeißen kannst. Für dich bin ich doch nur zum Sex gut und mehr nicht. Das waren deine Worte. Wir sind nur zwei Freunde, die ab und zu mal Sex haben. Und dabei hab ich mich schon damals in dich verliebt, als du mir die Brille geschenkt hast.“ Mello hatte das Gefühl, in eine bodenlose Tiefe zu fallen, als er das hörte und er konnte es einfach nicht fassen. Matt war in ihn verliebt? Dann war dieser Kuss damals im Waisenhaus also kein Freundschaftskuss gewesen? Aber das würde dann ja bedeuten…
 

…dass Matt schon seit 12 Jahren heimlich Gefühle für ihn hatte.
 

So langsam wurde ihm das wahre Ausmaß seiner Reaktion von vor vier Jahren bewusst. Und in diesem Moment kam er sich selbst so widerwärtig und abstoßend vor. Ja er hasste sich selbst für diese grausamen Worte, die er damals ausgesprochen hatte und dass er nicht erkannt hatte, was wirklich in Matt vorgegangen war. „Wieso hast du nie etwas gesagt?“ fragte er schließlich, doch Matt lachte nur bitter und trocknete sich ab, bevor er sich anzog. Mello drehte derweil das Wasser ab und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. „Warum? Na weil ich wusste, dass du niemals dasselbe für mich empfinden würdest. Für dich war eine Beziehung zu einem Mann schon immer unvorstellbar gewesen, deshalb habe ich mich damit begnügt, wenigstens als dein bester Freund an deiner Seite zu sein, wenn ich dir wenigstens auf diese Art und Weise nah sein kann. Aber es war schwer und als wir an diesem einen Abend betrunken nach Hause kamen und mir dieser Ausrutscher passiert ist, da hatte ich echt Angst gehabt, du würdest mich von dir stoßen und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Aber stattdessen kam dann diese Sexbeziehung und ich hatte leise Hoffnung, dass du tatsächlich Gefühle für mich entwickeln könntest. Warum sonst hättest du dem Sex zugestimmt? Ich dachte, du bräuchtest deine Zeit und hast dir deswegen diese ganzen Frauenzimmer angelacht, weil du es selbst kaum wahrhaben konntest, dass du Gefühle für mich hast. Deswegen hab ich nichts gesagt und mich damit arrangiert. Aber irgendwann konnte ich es nicht mehr aushalten und ich wollte endlich Gewissheit haben. Deshalb bin ich damals auf das Thema zu sprechen gekommen. Ich hätte mich damit arrangiert, wenn du es erst mal nicht wahrhaben wolltest und vielleicht noch deine Zeit brauchen würdest, um dir deiner Gefühle klar zu werden. Aber ich hätte nie im Leben damit gerechnet, dass du so heftig reagierst, mich verprügelst und mich als Schwuchtel beschimpfst. Ich habe dich geliebt, Mihael. Du warst immer der einzige Mensch gewesen, den ich auch lieben wollte. Aber für dich war ich doch nie etwas anderes gewesen als ein Freund, von dem man sich ficken lassen kann. Die ganze Zeit hast du mich doch bloß für dein eigenes Vergnügen missbraucht und mehr nicht, weil du immer das Sagen haben wolltest. Aber jetzt haben sich die Dinge geändert. Jetzt bin ich hier derjenige, der hier das Sagen hat und ich werde mich garantiert nicht mehr von dir als Sexspielzeug missbrauchen lassen. Du kannst dir gerne jemand anderen suchen, den du zur Triebabfuhr benutzen kannst, aber ich mach das nicht mehr länger mit. Und mir ist auch eines klar geworden: du wirst niemals Gefühle für mich entwickeln, egal wie sehr ich es mir auch wünschen würde. Deshalb gebe ich es auch auf, mir noch irgendetwas zu erhoffen. Ich kann einfach nicht mehr und ich will auch nicht mehr. Noch einmal werde ich mich nicht mehr so verarschen und benutzen lassen. Da kannst du dir einen anderen Idioten suchen.“ Damit zog sich Matt wieder an und verließ die Duschräume. Mello wäre ihm vielleicht hinterhergelaufen, doch das alles war einfach zu viel für ihn. Zu hören, dass Matt seit 12 Jahren in ihn verliebt war, das haute ihm echt vom Hocker. Und gleichzeitig fragte er sich, wie er nur so blind sein konnte. Es hätte doch Anzeichen geben müssen, die er doch eigentlich sofort hätte erkennen müssen. Oder war er wirklich so blind gewesen und hatte diese ganzen Anzeichen einfach nicht gesehen? In diesem Moment war ihm einfach nur zum Heulen zumute. Mutlos sank er auf einem Hocker zusammen und starrte zu Boden. Was war er doch für ein Idiot gewesen. Natürlich konnte er es sich selbst heute nicht vorstellen, mit einem Mann zusammenzukommen. Es fühlte sich da einfach nicht richtig an. Aber bei Matt hatte er nie wirklich daran gedacht und es war ihm vollkommen egal gewesen, weil er sich einfach dachte: „Wir sind Freunde, also geht Sex in Ordnung.“ Verdammt noch mal. Es hatte doch so viele Anzeichen gegeben, die er hätte erkennen müssen. Der Kuss damals im Waisenhaus, dass Matt diese Brille nie abnahm und immer bei ihm blieb, dass er sich so um ihn sorgte und dass er ihn an diesem einen Abend geküsst hatte, als sie betrunken waren. Wenn er noch weiter gesucht hätte, dann hätte er wahrscheinlich noch mehr Anzeichen gefunden. Wie hatte er all die Jahre nur so dermaßen blind sein und seinen besten Freund so sehr verletzen können? So wirklich verübeln konnte Mello es ihm nicht, dass Matt ihm nicht so schnell verzeihen konnte. An seiner Stelle würde es ihm nicht anders ergehen. „Verdammt“, murmelte Mello niedergeschlagen und fuhr sich durch sein tropfnasses Haar. „Ich bin so ein Idiot.“

„Ja, so etwas ist nicht gerade einfach…“ Mello fuhr hoch, als er diese Stimme hörte und musste zuerst mal suchen, bis er dann den Blick hob und dann ein vertrautes Gesicht am Lüftungsschacht sah. Es war Horace Horrible, Kaonashis Begleiter, der ihm zuwinkte. „Was machst du denn hier?“ „Nach dem Rechten sehen“, antwortete der Schwarzhaarige und sein Lächeln war wie das eines Intellektuellen, der auf seine Weise gefährlich sein konnte. „Wenn du willst, kannst du mit mir darüber reden.“

„Nein danke“, sagte Mello nur und stand auf, um sich wieder anzuziehen, aber Horace ließ nicht locker. „Ich bin nicht nur Schauspieler, sondern habe auch einen Doktortitel in der Psychologie“, erklärte er. „Und ich habe selbst die Erfahrung gemacht, was es heißt, einen impulsiven und ruppigen Freund zu haben, der mit seinen Aktionen schneller ist als mit dem Nachdenken.“ „Warum willst du mir helfen? Und wo ist Kaonashi?“

„Der ist momentan noch ziemlich beschäftigt und so komme ich eben vorbei, um mich mal nach dem Stand der Dinge in Efrafa zu erkundigen. Zuerst hatte ich ja eigentlich etwas anderes vor, aber als ich da den Zoff zwischen dir und Matt mitgekriegt habe, da musste ich erst mal mithören, um mir ein Bild zu machen. So wie es aussieht, hast du den Karren ja volle Kanne in den Sand gesetzt. Deshalb kann ich dir nur anbieten, dass wir zwei uns gleich mal ein wenig miteinander unterhalten und ich kann dir vielleicht mal ein paar Ratschläge geben.“ Zuerst war Mello skeptisch, denn bisher hatte sonst nur Kaonashi wirklich Anstalten gemacht, ihm zu helfen. Und nun war es überraschend Horace, von dem er sich noch zu erinnern glaubte, dass dieser noch versucht hatte, Kaonashi davon abzubringen. „Und wie komme ich zu der Ehre?“ „Sagen wir mal so: Kaonashi hat da so eine gewisse Sympathie für dich entwickelt. Also auf freundschaftlicher Basis natürlich. Und da mir Kao sehr wichtig ist, will ich ihm eben so gut es geht helfen. Und wenn es dann eben halt bedeutet, dass ich dir bei deinem Problemchen mit deinem Freund weiterhelfe. Also was ist? Interesse?“ Etwas unsicher dachte Mello noch darüber nach. Dann aber seufzte er geschlagen und nickte. „Wenn du meinst, dass es etwas bringt…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-05-03T09:29:38+00:00 03.05.2015 11:29
Ein super Kapital^^


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