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Harry Potter, the Real Story

die Geschichte beginnt
von

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Joel Corunna

Die restlichen Weihnachtsferien hatte Sally halbwegs heil überstanden. Mika war noch einmal vorbeigekommen um ihnen Auf Wiedersehen zu sagen - aber Sally war sich fast sicher, dass sie einfach nur Charly etwas nerven wollte. Der Gedanke daran entlockte ihr nur ein Kichern. Charly hatte am letzten Ferientag noch einen Brief ihrer Mutter erhalten, den sie allerdings einfach ungelesen ins Feuer geschmissen hatte. Gemeinsam mit Simon, Emily und deren Freundinnen, waren sie nach dem Mittagessen mit dem Fahrenden Ritter wieder nach Hogwarts gebracht worden. Fred, George, Mischa und Lee waren ihnen schon entgegengelaufen. Zuerst hatten die drei gedacht, dass ihre Freunde sie schon vermisst hatten, doch in Wahrheit war es einfach nur eine unausgesprochene Herausforderung zu der größten Schneeballschlacht, die Sally je miterlebt hatte. Zuerst waren sie drei gegen die vier und im Endeffekt hieß es jeder gegen jeden. Ein paar Zweit- und Drittklässler hatten sich dazu gesellt und so kam es, dass Sally ihre Koffer erst in ihrem Schlafsaal verstauen konnte, als es schon dunkel geworden war.
 

Inzwischen war schon wieder ein Monat vergangen und die Erstklässler wurden auf ihre ersten Prüfungen in Hogwarts vorbereitet. Die Hausaufgaben stapelten sich und keiner von ihnen wusste noch recht wo ihm der Kopf stand. Sie saßen so lange gemeinsam in der Bibliothek, bis Madam Pince sie hinauswarf und dann machten sie in ihren Gemeinschaftsräumen weiter. Simon hatte so einen Knoten im Hirn und jedes Mal wenn sie ihm etwas erklären wollten, begann er aufgeregt herumzuzappeln, verschwand für eine halbe Stunde und war dann wie ausgewechselt. Charly glaubte, dass er heimlich Aufputschmittelchen nahm, doch Sally wusste es besser. Ihr bester Freund litt an Bewegungsdrang - das hatte er ihr schon zu Beginn des Schuljahres erzählt. Wenn er lange still sitzen und sich konzentrieren musste, begannen seine Beine wie wild zu zappeln und er musste draußen ein paar Runden hin und her laufen, bevor er sich wieder konzentrieren konnte. Aber das behielt sie für sich. Außerdem schien Charly die Sache mit den Aufputschmitteln besser zu gefallen. Hin und wieder gesellten sich Emily, Catriona und Marlena zu ihnen, wenn die Gruppe gar nicht mehr weiter kam, doch lange hielten es die drei Mädchen ohnehin nicht aus bei ihnen.

Es war wieder einer jener Abende, an denen die Freunde aus der Bibliothek geworfen wurden. Sally ging mit den Zwillinge und Lee nach oben in den Gemeinschaftsraum und seufzte theatralisch. »Snape hat uns doch absichtlich zehn Zoll mehr schreiben lassen«, jammerte sie. »Natürlich war das Absicht. Glaubst du er macht irgendwann mal etwas aus Versehen?«, fragte George und warf ihr einen betrübten Blick zu. Die Schwarzhaarige schob die Unterlippe nach vorne und seufzte erneut tief auf. »Nein, aber ich hatte es gehofft.« Die drei Jungs begannen zu lachen und Sally warf Lee ihr Zaubertrankbuch an den Kopf. Allerdings wich er aus, weshalb es auf Freds Fuß fiel. Der Weasley blieb stehen und warf ihr einen irritierten Blick zu. Mit einem entschuldigenden Grinsen im Gesicht hob sie das Buch wieder auf und im nächsten Moment flogen Bücher, Pergamentfetzen und Federkiele durch den Korridor. Der Fetten Dame wurden sie also schon von Weitem angekündigt, was sie nicht gerade zu erfreuen schien. Ziemlich zerzaust und mit irgendwelchen Dingen in den Händen, stolperten die vier auf das Portrait zu und posaunten gleichzeitig das Passwort (»Karneval«) heraus. »Alleine für euer unmögliches Verhalten sollten euch alle Punkte abgezogen werden. Und am besten wäre es auch noch ihr würdet draußen schlafen«, schnappte die Fette Dame und schwang trotzig zur Seite, als Fred und George begannen das Passwort in einer nervigen Singsangstimme rauf und runter zu jodeln.

Eine Gruppe Fünftklässler stand gerade auf um schlafen zu gehen und die Zwillinge stürmten vor um die guten Plätze am Kamin für sie alle zu reservieren. Breit grinsend ließen sich Sally und Lee auf die Couch fallen und breiteten die Sachen in ihren Armen auf dem Tisch auf, um sie dem richtigen Besitzer wieder zu geben. Ein Tintenfass war zerbrochen, doch Lee baute es mit einem Reparo-Zauber gleich wieder zusammen. »Flitwick wäre stolz auf dich. Du hast da noch etwas in den Haaren«, meinte Fred und beugte sich vor um Sally seine eigene Feder aus den Haaren zu zupfen. »Dankeschön. Bekomme ich meinen Zauberstab wieder?«, fragte sie ihn und streckte die Hand nach dem Stück Holz aus. »Ich habe zwar keine Ahnung, wie der in meinen Besitz gelangt ist, aber hier bitte.« Fred lachte, als er ihr den Zauberstab reichte. »Manchmal ist es besser nicht alles so genau zu wissen.« Die Gryffindor verstaute ihn in ihrer Tasche und grinste.

Lee und Sally hatten schließlich begonnen sich über Snape zu beschweren, während die Zwillinge Fratzen rissen um den ungeliebten Zaubertranklehrer möglichst real darzustellen. Als George ein besonders lustiges Gesicht machte, begannen Lee und Sally so laut zu lachen, dass sie Angelina Johnson und Alicia Spinnet vertrieben, die am Nebentisch gesessen hatten um ihre Hausaufgaben zu machen. »Könntet ihr euch mal gefälligst zusammenreißen?«, meckerte da eine bekannte Stimme und Sally erkannte Percy Weasley, der sich neben der Couch aufgebaut und seine Hände in die Hüfte gestemmt hatte. Lee prustete los und Sally stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen, denn sie traute Percy ja zu, dass er sich auf sie beide stürzen und sie fressen würde. So oder so ähnlich zumindest. »Jaja, Perce, wir sind schon still, damit du brav lernen kannst«, gab Fred mit einer zuckersüßen Stimme zurück und schnitt eine Grimasse, nachdem sein älterer Bruder sich abgewandt hatte. Fred verdrehte genervt die Augen und lehnte sich zurück. »Der bringt mich auch noch mal ins Grab.« Sally kicherte leise und warf dem älteren Weasley noch einmal einen kurzen Blick zu.

»Findet ihr nicht auch Perce würde mit ein paar Furunkeln im Gesicht besser aussehen?«

George wandte sich gerade wieder zu ihnen um, nachdem er Percy beobachtet hatte, wie er sich wieder auf die andere Seite des Raumes begeben hatte, um weiter zu lernen.

»Woran denkst du?«, fragte Fred sofort und schien Feuer und Flamme von der Idee zu sein, die es offensichtlich noch nicht gab.

»An nichts Konkretes. Aber ich denke uns fällt schon etwas ein.«

Sallys Blick wanderte zwischen den Zwillingen hin und her und sie konnte ein Schmunzeln nicht mehr unterdrücken. Der Gesichtsausdruck der beiden Weasleys sprach Bände und Sally hoffte einfach, dass sie dieses Mal eine angenehmere Strafarbeit ausfassen würden.
 

Es vergingen einige Tage, bis George ihr die Neuigkeiten eröffnete. Sally unterhielt sich gerade mit Simon über den Zaubertrankunterricht, als der Weasley den Flur entlanggelaufen kam und das Gespräch unterbrach.

»Wir haben sie!«

Die beiden Angesprochenen wandten sich zu dem Rothaarigen um und man konnte das Fragezeichen förmlich über ihnen schweben sehen.

»Was genau habt ihr?«, fragte Simon schließlich, nachdem George wohl nicht im Traum daran dachte die Informationen herauszurücken.

»Na das Furunkelgel!«, flüsterte der Gryffindor aufgeregt.

Simon warf Sally einen verständnislosen Blick zu, während ihr langsam aber sicher doch ein Licht aufging.

»Oh. Ich verstehe«, sagte sie langsam und legte den Kopf etwas schief. George nickte aufgeregt und musste sich wohl zusammenreißen um sie nicht an den Schultern zu packen und durchzuschütteln. »Morgen ist es so weit. Morgen verpassen wir Perce ein paar Furunkeln!« George jubelte und ließ die beiden wieder alleine um … was auch immer zu tun. So genau wollten es die beiden Zurückgelassenen auch nicht wissen um ehrlich zu sein.

»Soll ich fragen?« Simon warf Sally einen kurzen Blick zu, bevor er wieder in die Richtung sah, in der George verschwunden war.

»Nein. Besser nicht. Komm gehen wir Mittagessen.«

Das ließ sich der Carter nicht zwei Mal sagen.

Die beiden Freunde wollten an ihrem Gespräch von vorhin anknüpfen, aber Georges riesige Neuigkeiten hatten dafür gesorgt, dass sie den Faden verloren hatten. Gerade als Simon begann laut zu überlegen, was es wohl zu essen geben würde, stieß Charly zu ihnen und schüttelte nur den Kopf.

»Hast du es auch schon gehört?«, fragte Sally und musste schmunzeln, als ihre Freundin die Augen verdrehte. »Jaaah. Ich hab Mischa und Fred gerade reden gehört. Manchmal frage ich mich wirklich nur mehr wieso.« Sally kicherte und verabschiedete sich von den beiden um zum Gryffindortisch zu gehen. Dort angekommen ließ sie sich zwischen die Zwillinge und gegenüber von Lee auf einen freien Platz fallen.

»George hat es dir also schon erzählt?«, begrüßte Fred sie und schenkte ihr Kürbissaft ein. Sally nickte, bedankte sich kurz und nippte schließlich an dem Glas. »Ja. Aber will ich wissen woher ihr es habt?« Genau das erwartete Fred wohl, denn schon an seinem Gesichtsausdruck merkte sie, dass er ziemlich stolz darauf war. Er beugte sich etwas vor, damit niemand von den anderen Gryffindors mitbekam worüber sie sprachen. »Zufällig hab ich herausgefunden, dass Zonko's Scherzartikelladen in Hogsmeade einiges an Furunkelgel führt. Mischa, George und ich schleichen uns morgen in der Freistunde nach Hogsmeade!« Er konnte die Begeisterung in seiner Stimme kaum zurückhalten und Sally blieb der Mund offen stehen. Fred schien das als Überwältigung oder sonst irgendetwas zu deuten, doch die Gryffindor war sichtlich … schockiert. »Seid ihr wahnsinnig?«, zischte sie genauso leise, während sie sich und Fred Bratkartoffeln auf den Teller schaufelte. »Wieso?«, fragte er verblüfft und hielt in der Bewegung inne, was dafür sorgte, dass das Stück Fleisch auf seiner Gabel auf den Tisch und durch den Kopf vom Fast Kopflosen Nick fiel, der gerade durch den Tisch geschwebt kam. Er warf Fred einen bösen Blick zu. »Kein Grund mich mit Essen zu bewerfen«, meinte er beleidigt und schwebte an das andere Ende des Tisches um sich mit Percy zu unterhalten - wahrscheinlich über die Unfähigkeit seiner Zwillingsbrüder. Fred schüttelte den Kopf und spießte das Stück Fleisch wieder auf um es sich auf den Teller zu legen. Während er noch ein Stück aufspießte, um es Sally zu geben, hob er fragend die Augenbrauen. Er wartete auf eine Antwort - der Fast Kopflose Nick war schon wieder vergessen.

»Wieso!? Was macht ihr wenn Filch euch erwischt? Oder noch schlimmer … Snape?« Sally riss die Augen auf und wagte es kaum sich zum Lehrertisch umzudrehen. Sie fühlte sich, als könnte Snape von Weitem riechen, dass hier etwas ausgeheckt wurde. Und sie wartete förmlich nur darauf, dass er hinter ihnen stand und ihnen sämtliche Punkte abzog, die Gryffindor noch besaß. Fred klatschte das Stück Fleisch auf Sallys Teller und tippte ihr dann gegen die Stirn. »Wir haben doch noch die Karte, Dummerchen. Uns erwischt niemand.« Okay, ja. Die Karte hatte sie kurzzeitig verdrängt. Aber trotzdem!

Sally wandte sich ab und begann ihr Fleisch zu zerschneiden. »Mach dir nicht so viele Sorgen, wird schon alles gut gehen«, versprach Fred und schob sich grinsend eine Bratkartoffel in den Mund. »Hm. Ich hoffe es«, gab Sally wenig begeistert zurück. Sie mochte die Zwillinge, Lee und Mischa furchtbar gerne - aber manchmal schien es als glaubten sie, sie wären Gott und schafften alles. Das galt vor allem für die Zwillinge.

Der restliche Tag verlief ohne größere Zwischenfälle. Sally war furchtbar nervös, obwohl sie am folgenden Tag gar nichts zu tun hatte, außer abzuwarten. Das war wohl das Schlimmste daran. Sie konnte sich am Nachmittag in der Bibliothek gar nicht konzentrieren und wurde von Charly des Öfteren zurechtgewiesen. Lee, Fred, George und Mischa saßen ein paar Tische entfernt und brüteten über der Karte des Rumtreibers. Lee sollte für ein Ablenkungsmanöver im sechsten Stock sorgen, damit die anderen drei ungehindert in irgendeinem Geheimgang nach Hogsmeade verschwinden konnten. So viel hatte Sally mitbekommen und mehr wollte sie auch ehrlich gesagt nicht wissen.
 

Am nächsten Morgen war Sally früh wach. Sie war sich fast sicher, dass sie gar nicht geschlafen hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch etwas Zeit hatte, bis das Frühstück aufgetischt wurde. Sie duschte ausgiebig und versuchte die beunruhigenden Gedanken aus ihrem Kopf zu verdrängen. Doch es gelang ihr nicht. Zwanzig Minuten später tapste sie hinunter in die Große Halle. Ihre Freunde schliefen noch, weshalb sie einer Gruppe Drittklässler folgte. Einer von ihnen beschwerte sich gerade ausgiebig über die Quidditchmannschaft der Slytherins und Sally war sich fast sicher, dass es Oliver Wood war, der da sprach. Er war der Hüter der Gryffindormannschaft und es war nicht zu übersehen, dass er ein Quidditchnarr war. Oliver Wood würde sich mit Simon bestimmt gut verstehen.

Sally wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Percy Weasley sie ansprach.

»Guten Morgen, Sally. Wo sind denn meine Brüder?«

Die Schwarzhaarige zuckte kurz zusammen und warf Percy, der nun neben ihr ging, einen erschrockenen Blick zu. »Ähm. Ich denke sie schlafen noch. Wieso?« Percy nickte wissend. »Aha, danke. Ach nur so. Weißt du ich kenne sie schon lange und werde das Gefühl nicht los, dass sie irgendetwas aushecken. Aber ich kann mich natürlich auch irren. Du würdest es mir doch sagen, nicht wahr?« Sein Blick war bohrend und seine Stimme gebieterisch. Sally widerstand der Versuchung die Augen zu verdrehen und zog stattdessen ihre Stirn etwas kraus. »Natürlich«, gab sie so überzeugend wie möglich zurück - was nicht gerade einfach war. Doch Percy schien es zufriedenzustellen, denn er sagte nichts mehr zu dem Thema, sondern wollte schließlich von ihr wissen ob ihr Hogwarts gefiel und ob sie sich schon vor den Prüfungen fürchte. Sally gab ein paar kurze Antworten und als sie die Große Halle endlich erreichten, wollte Percy gerade vorschlagen, dass er ihr doch beim Lernen helfen könnte, denn er wusste schließlich worum es ging. Statt zu antworten, entschuldigte Sally sich und ging schnurstracks zum Hufflepufftisch, wo sie Simon gerade entdeckt hatte.

»Du bist meine Rettung«, seufzte sie und lehnte die Stirn kurz an seine Schulter. »So viel reden. Und das so früh am Morgen.« Simon sah sie fragend an, was Sally nur dazu veranlasste die Augen zu verdrehen und »Percy Weasley« zu murmeln. Das war Erklärung genug, selbst für Simon.

Als Lee Jordan schließlich mit einem breiten Grinsen im Gesicht in die Große Halle spaziert kam, stand Sally vom Hufflepufftisch auf, verabschiedete sich von Simon und seiner Schwester, und folgte Lee zum Gryffindortisch. Sie setzte sich neben ihn und kaum war das geschehen, steckten die beiden die Köpfe zusammen. »Filch ist im sechsten Stock und schrubbt den Boden. Froschlaich«, fügte Lee hinzu, als er den fragenden Blick seiner Freundin bemerkte. »Und ich hab zusätzlich noch drei Stinkbomben gezündet, damit ihm nicht langweilige wird.« Lee zwinkerte und schmierte sich Marmelade auf seinen Toast. Sally griff nach ihrer Teetasse und nippte nachdenklich daran. Das hieß ihre drei Freunde waren bereits auf dem Weg nach Hogsmeade. Sie war gespannt wie das ausgehen würde.

Ihre Freistunde verbrachte die junge Gryffindor mit Lee und Charly in der Bibliothek. Simon hatte mit den Ravenclaws gemeinsam Unterricht. Doch aus lernen wurde nichts, denn eine drückende Stille herrschte zwischen den dreien. Anfangs hatten sie noch leise flüsternd über ihren Hausaufgaben gebrütet, doch inzwischen war ihnen bewusst geworden, dass irgendetwas passiert sein musste. Fred, George und Mischa waren noch nicht zurück. Dabei hätten sie schon seit Längerem wieder hier sein müssen. Schließlich hatte Lee mit ihnen abgemacht, dass sie sich in der Bibliothek treffen würden. Doch von den Zwillingen und dem Russen fehlte jede Spur.

Bis zum Mittagessen tauchte keiner der drei auf und inzwischen war auch Lee etwas mulmig zumute. Er und Sally schlangen ihr Essen hinunter und liefen schließlich hinauf in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Von den Zwillingen fehlte jede Spur, weshalb sie kurzerhand in den Jungenschlafsaal stürmten. Sally hatte nicht einmal Zeit sich darüber Gedanken zu machen, dass sie hier eigentlich gar nicht hingehörte, denn kaum hatte Lee die Tür aufgerissen, bot sich ihnen ein etwas … eigenartiges Bild. Lee begann laut zu lachen, während Sally der Mund aufgeklappt war. Fred und George saßen auf einem Bett und musterten sich in einem kleinen Spiegel. Ihre Gesichter waren übersät mit roten Pusteln.

»Was ist mit euch passiert?«, brachte Sally schließlich hervor und ging auf die beiden zu.

George schaute hoch und schnaubte. »Fred dachte es wäre eine gute Idee eine zweite Schachtel Furunkelgelgläser mitzunehmen und damit eine schmale Treppe hinunterzufallen.« Er warf Fred einen kurzen Blick zu. »Auf Mischa und mich drauf versteht sich.« Sally legte die Hand auf den Mund und weitete die Augen. Sie sah zwischen den beiden hin und her und wartete wohl darauf, dass das alles ein Scherz war - doch sie wusste wohl selber gut genug, dass dem nicht so war. Sie warf Fred einen kurzen Blick zu, der nur entschuldigend grinste und mit den Schultern zuckte. Lee hatte sich inzwischen wieder halbwegs beruhigt und sich vom Boden aufgerappelt, auf dem er inzwischen gekniet hatte.

»Und was ist mit Mischa?« Sally war noch etwas näher getreten - langsam, denn irgendwie hatte sie etwas Angst, dass einer dieser Furunkeln platzen und sie fressen könnte. Zumindest so ähnlich. Fred zuckte die Schultern. »Er sieht nicht besser aus. Madam Pomfrey hat uns einen Trank gegeben, damit die Dinger verschwinden, aber das dauert ein paar Stunden. Dann hat sie uns in unsere Gemeinschaftsräume geschickt, also gehe ich davon aus, dass er dort ist«, fügte er hinzu und zwinkerte. Sally wusste, dass er versuchte die Situation etwas zu entspannen, doch sie merkte auch, dass ihn das ganze hier mehr wurmte, als er jemals zugeben würde. Seufzend ließ sie sich vor den Zwillingen auf den Boden sinken. Sie hatten am Nachmittag noch Unterricht und sie versprach die beiden zu entschuldigen. Die vier Freunde unterhielten sich noch ein Weilchen, bevor sich Lee und Sally wieder auf den Weg nach unten machten. Simon kam ihnen in der Eingangshalle entgegengelaufen und fragte sie was passiert war. Gerade als Sally zu erzählen beginnen wollte, stieß auch Charly zu ihnen.

»Was ist passiert? Ich wollte mit Mischa reden, doch er war nicht im Gemeinschaftsraum. Irgendwer meinte, dass er mit Corunna im Schlafsaal verschwunden ist, aber … ich dachte mir dann, dass ihr bestimmt auch wisst, was los ist.« Charly grinste leicht und ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Sally wurde ebenso rot, als sie schließlich realisierte, dass sie vor fünf Minuten noch im Jungenschlafsaal auf dem Boden gesessen hatte. »Die drei hatten einen Unfall mit dem Furunkelgel«, erklärte Lee kurz und erzählte Simon und Charly dann noch kurz was Fred ihnen über ihren Besuch im Krankenflügel berichtet hatte.

Keiner der drei tauchte zum Abendessen auf, doch als Sally und Lee in den Gemeinschaftsraum zurück kamen, saßen Fred und George in einer Ecke und hatten schon wieder die Köpfe zusammengesteckt. »Na, ihr zwei?«, begrüßte Sally die Zwillinge und ließ sich neben Georges Stuhl auf den Boden sinken. Lee tat es ihr gleich und so saßen sie zu viert in einer abgeschiedenen Ecke und konnten sich in Ruhe unterhalten. Die Furunkel waren inzwischen aus ihren Gesichtern verschwunden und es schien beinahe, als hätten die beiden den Vorfall inzwischen schon wieder verdrängt. Fred grinste die beiden Neuankömmlinge abwechselnd an und schien sich über irgendetwas besonders zu freuen. Fragend hob Lee die Augenbrauen und bevor er überhaupt etwas sagen konnte, berichtete Fred ihnen schon voller Freude, dass ein Glas Furunkelgel nicht zerbrochen und somit vollkommen einsatzfähig war. »Also war der Ausflug nicht ganz umsonst«, schloss er gut gelaunt und warf Sally einen mahnenden Blick zu, da sie kurz davor war die Augen zu verdrehen.

Während Fred darüber sinnierte, wie er das Furunkelgel in die Dusche von Percy brachte, hatte Sally ihr Zauberkunstbuch hervor gezogen und übte ein paar Zauber, die sie inzwischen gelernt hatten. Lee und George spielten unterdessen eine Partie Zaubererschach. Irgendwann hatte Fred aufgehört laut zu überlegen und kommentierte das Spiel zwischen seinem Zwilling und Lee. Nach dem ganzen Tamtam über den Tag hinweg, war es ein friedlicher und witziger Abend für die vier Gryffindors. Sally hatte irgendwann damit begonnen ihre Klassenkameradinnen Angelina Johnson und Alicia Spinnet zu ärgern, indem sie ihre Bücher, Taschen, Federkiele und Pergamentstücke immer wieder mit dem Schwebezauber durch die Luft fliegen ließ. Wie sie es geschafft hatte dabei nicht entdeckt zu werden, wusste sie selber nicht so genau. Wahrscheinlich hatten sich die beiden Mädchen so sehr geärgert, dass sie gar keine Notiz von ihr genommen hatten. Irgendwann waren Angelina und Alicia beleidigt im Mädchenschlafsaal verschwunden, worüber sich Sally so freute, dass sie am liebsten quer durch den Gemeinschaftsraum gehüpft wäre.
 

Die restlichen Tage der Woche verliefen einigermaßen ruhig. Die Freunde hatten einiges an Hausaufgaben zu erledigen und beschlossen sich am Samstag in einem Klassenzimmer im sechsten Stock zu treffen. Die vier Gryffindors waren als erstes da und Fred hatte natürlich das gerettete Furunkelgelglas und die Karte des Rumtreibers dabei. Sally wollte eigentlich gar nicht so genau wissen wie er Percy das Gel unterjubeln wollte - aber ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als den Plan auf die Nase gebunden zu bekommen. Simon traf kurz nach ihnen ein und ließ sich neben Sally auf einen Stuhl fallen. Gerade wollte er etwas zu ihr sagen, als Charly die Tür aufriss und sie hinter sich wieder zuschlug. Mischa war nirgends zu sehen.

Aber zu hören.

»Hey!«

Der Russe stieß die Tür wieder auf, die Charly ihm vor der Nase zugeschmissen hatte.

»Was soll denn das?«

»Du bringst einfach jemanden mit, ohne dass es jemand weiß. Was soll das!?«, keifte Charly zurück und setzte sich gegenüber von Simon hin, mit dem Rücken zu Mischa. Dieser verdrehte grinsend die Augen und trat zur Seite, damit besagter jemand auch eintreten konnte. Sally erkannte ihn. Es war ein Slytherin aus ihrem Jahrgang, doch ihr wollte sein Name im Moment nicht einfallen. Er sah nicht gerade so aus, als wäre er allzu begeistert über die Zusammenkunft von Löwen, Dachsen und Schlangen.

»Ah gut, du hast Jo mitgebracht. Schön. Je mehr Köpfe, desto besser«, freute Fred sich und deutete zur Tür, damit sie jemand schloss.

Ebenjener Jo ließ sich gegenüber von Sally auf den freien Platz fallen, Mischa nahm neben ihm Platz.

»Leute, das ist Joel Corunna«, stellte der Russe seinen Anhang vor, da dieser nicht daran dachte es selbst zu tun. Sally nickte ihm kurz zu und wandte sich schnell zu Charly um. Sie schien sichtlich schlecht gelaunt zu sein. Auch wenn Sally nicht wirklich wusste warum, aber das war bei Charly schließlich öfter der Fall.

Während Fred und George ihnen ihre ›missliche Lage‹, wie sie es nannten, schilderten, musterte Sally ihren Gegenüber. Joel Corunna. Ein Slytherin. Jetzt wo sie seinen Namen wusste, fragte sie sich eigentlich, wieso er ihr nicht vorher schon eingefallen war. Sein Gesicht war so markant, dass man es mit gar keinem anderen Namen betiteln könnte. Sally musste zugeben, dass Joel Corunna richtig … hübsch war. Er sah wirklich gut aus.

Kaum hatte sie ihre Gedanken und den Blick, den er ihr mit seinen dunklen Augen zuwarf, bemerkt, wurde sie rot und wandte sich schnell ab. Wie peinlich aber auch!

So richtig bekam die Gryffindor nicht mit, was die Weasleyzwillinge eigentlich von ihnen wollten und was die anderen für Vorschläge lieferten. Ihr Blick wanderte immer wieder unauffällig zu dem Slytherin. Solange, bis mehr als zwei Stunden vergangen waren, sie nichts von den Plänen der Zwillinge mitbekommen hatte und schließlich mit ihnen und Lee wieder Richtung Gemeinschaftsraum trottete. Sie blickte noch einmal kurz über ihre Schulter und beobachtete, wie Charly, Simon, Mischa und Jo gemeinsam die Treppe hinunter gingen.

Da kam ihr ein Gedanke.

Ein sehr absurder Gedanke, aber immerhin war da einer.

»Ich muss … noch mal los. Ich treff' mich mit Dora!«, erklärte sie den drei Jungs eilig und raste an ihnen vorbei zu dem Wandteppich, hinter dem ein Geheimgang direkt in die Eingangshalle führte. Sally lief die Treppe so rasch hinunter, dass sie beinahe stolperte. Unten angekommen raste ihr Herz wie wild und sie braucht einen kurzen Moment um zu verschnaufen.

Dann hörte sie Charlys Stimme, die sich von Simon verabschiedete. Sally schnappte nach Luft und eilte zu dem Wandvorhang und schob ihn ein Stück zur Seite um nach draußen sehen zu können. Sie sah, wie Simon sich von den drei Slytherins entfernte und ebenjene drei Slytherins Richtung Kerker davon gingen. Jo strich sich gerade lässig durch die Haare als Sally den Wandvorhang komplett zur Seite schob um noch einen allerletzten Blick zu erhaschen. Doch die drei waren schon verschwunden. Tief seufzend lehnte sie sich an die Wand neben dem Geheimgang und lächelte selig.

»Na, was ist denn mit dir los?«

Die Stimme ihrer Schwester erschreckte sie so, dass ihr ein leiser Schrei entwich.

Nymphadora stand grinsend neben ihr und betrachtete die Jüngere.

»Ähm …«

Sally wurde rot und fühlte sich ertappt. Doch Dora schien nichts zu ahnen, denn sie legte ihr einen Arm um die Schulter und führte sie nach draußen, damit sie wieder etwas Zeit miteinander verbrachten. Sally erzählte ihr von dem Furunkelgelgläserunfall, was die Hufflepuff sichtlich zu amüsieren schien. Sie lachte geschlagene zehn Minuten darüber und selbst als sie das Thema bereits mehrfach gewechselt hatten, musste sie immer wieder grinsen, bei dem bloßen Gedanken daran.

»Wir sollten wieder öfter etwas gemeinsam unternehmen«, meinte Dora schließlich, als die beiden über die Ländereien spazierten, auf denen der Schnee schon wieder langsam schmolz. Sally hoffte, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, denn sie freute sich schon unheimlich auf den Frühling.

»Ja, das sollten wir. Wir könnten doch jeden Samstag eine Stunde unserer Lernzeit abzwicken?«, schlug die Gryffindor vor und bückte sich als sie ein kleines Blümchen entdeckte.

»Eine Stunde. Oder zwei oder drei«, lachte Dora und zückte ihren Zauberstab. Sie ließ den Schnee um das Blümchen verschwinden und zauberte eine Art Kuppel darum. Bevor Sally überhaupt fragen konnte, gab Dora ihr schon eine Antwort. »Damit sie nicht erfriert und in den nächsten Wochen wachsen kann.«
 

So kam es, dass sich die beiden Schwestern den folgenden Monat jeden Samstag trafen und über die Vorkommnisse der Woche sprachen oder einfach herumblödelten. Jedes Mal lag weniger Schnee auf den Ländereien und jedes Mal war ihr Blümchen noch ein Stück weiter gewachsen. Doch nie beantwortete Sally die Frage, die Dora ihr an jenem Samstag gestellt hatte. Und nie erzählte sie ihr von den kleinen Herzchen, die sie um Joel Corunnas Namen malte, wenn ihr im Unterricht langweilig war.

Das blieb ihr kleines Geheimnis.

Ein Geheimnis, das sie niemandem erzählen würde.

Noch ein Geheimnis, das sie niemandem erzählen würde.



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