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Der schwarze Drache von Mittelerde

von

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Streit

Das erste was ich wahrnehme, ist Schmerz. Blut und Schmerz. Vor allem mein Rücken und mein Kopf. Warum liege ich auf dem Bauch? Als ich mich aufsetze, protestiert mein ganzer Körper. Ich lasse daraufhin Magie durch meine steifen Glieder fließen. Kaum einen Augenblick später fangen meine Wunden an zu heilen. Ein Trick, den mir Grandine, diese verräterische Hure, beigebracht hat, bevor sie sich gegen mich gestellt hat. Das tut gut. Sie verheilen zwar nicht ganz, aber so schließen sich alle offenen Wunden. Jetzt bemerke ich auch erst, dass meine Rüstung weg ist. Nicht schon wieder! Wenigstens habe ich noch meine Hose und mein Shirt. Ich sollte sie demnächst mal waschen. Meine Nase ist noch vom Blut verklebt, aber ich verwette meine Rüstung darauf, dass sie bis zum Himmel stinken.

Ich betrachte nun auch meine Umgebung. Deckenhohe Regale voll mit Büchern, die hauptsächlich in Leder gebunden sind, in einem Raum dreimal so groß wie Seestadt. Ein paar der Bücher sind angesengt, andere wiederum verstaubt und andere scheinen erst kürzlich benutzt worden zu sein. Beleuchtet wird nur ein kleiner Teil der Bibliothek durch Fackeln.

Ich vernehme ein leises Schluchzen hinter dem Regal links von mir. Was dort ist, kann ich leider nicht riechen. Leise schleiche ich um das Bücherregal. Dort sitzt zusammengekauert eine kleine Gestalt mit Locken und großen Füßen. Bilbo. Vorsichtig nähere ich mich und setze mich neben ihn, wodurch er kurz zusammenzuckt. Er weinte aber weiter vor sich hin.

Verdammt! Was mache ich jetzt? Wie tröstet man jemanden? Bei anderen sieht das so einfach aus.

„Warum weinst du?“ frage ich ihn. Keine Antwort.

„Bilbo, was ist los?“ Keine Reaktion.

„Bilbo?“ Nichts.

Ich muss mich zusammenreißen nicht aus zu ticken. Wie bei allen Dämonen muntert man jemanden auf?! Okay, Acnologia, ganz ruhig. Reden funktioniert nicht. Was kann man noch tun? Hat Bilbo nicht gesagt, dass man mit Freunden über alles sprechen kann? Nein, das kann ich ihm nicht vorwerfen…Umarmen? Ja, das beruhigt! Langsam ziehe ich ihn in eine Umarmung und fange an ihn über den Rücken zu streichen. Er weint weiter. Was jetzt? Nochmal reden? Weggehen und ihn in Ruhe lassen? Wenn reden nicht klappt, dann geh ich und such die anderen. Guter Plan!

„Shh. Alles wird gut. Kein Grund zur Sorge.“ Rede ich tröstend auf ihn ein. Tatsächlich fängt er an sich zu beruhigen. Es klappt!

„Du… bist-bist doch v-verletzt…Du…musst d-dich ausru-ruhen.“ Schnieft er und sieht mich mit verweinten Augen an. Dicke Tränen kullern dabei über seine Wangen. „Mach dir keine Sorgen. Mir geht es prima.“ Winke ich ab.

Da fällt mir ein. „Wo sind wir überhaupt?“ Ich habe keine Ahnung wie ich hierhergekommen sein könnte. Mein Kopf schmerzt als hätte ich ihn gegen einen Baum geschlagen. Das letzte, was ich noch weiß, ist, dass Syrath Rache an den Menschen nehmen wollte. Wo ist der eigentlich? „Das… ist-ist die Bibliothek… d-des Erebors… Da-damit er… dich nicht-nicht findet… und-und umbringt.“ stottert Bilbo verheult. „Wer? Der Drache? Wo ist er?“ verlange ich von ihm zu wissen. Ungläubig schaut er mich an. Der Hobbit scheint sich nun vollkommen beruhigt zu haben. „Du hast ihn umgebracht. Weißt du das nicht mehr?“ Nun blicke ich verwirrt. Wann soll das passiert sein? Mein Gegenüber fährt fort: „Nachdem Smaug zur Seestadt flog, bist du hinterher und hast ihn getötet.“
 

„Worauf wartest du dann noch?! Wenn ich sterbe, wird ein anderer Drache aus dem Norden kommen! Du wirst untergehen, Monster! Mit den Zwergen!“ grollen die letzten Worte von Syrath.
 

Nein. Nein! NEIN! Wütend schlage ich mit der blanken Faust gegen das Regal. Ein paar Bücher fallen auf den Boden und Bilbo zuckt vor Schreck zusammen. Das kann nicht sein! Ich wollte ihn nicht töten. Ich wollte es nicht! K.O. schlagen, Knochen brechen, ja. Aber Töten, nein. Seufzend streiche ich mit einer Hand durch die Haare.

„Und wer will mich dann umbringen?“ „Irgendwas stimmt nicht mit ihm. E-er hat sich verändert.“ „Wer?“ hacke ich nach. „Thorin. Er glaubt, dass du das ganze Gold stehlen willst, weil du ein Drache bist.“ Mein Kopf schnellt in Richtung Hobbit. Drache? Woher? Was? Bei Zeref! Was habe ich getan?! „Wo sind die anderen?“ wage ich leise zu fragen. „In der Schatzkammer… Sie suchen den Arkenstein.“ Das muss dem Kleinen ganz schön zu setzen. Er ist unheimlich blass und hat einen betrübten Blick.

„Warum hast du geweint?“ frage ich nach. Statt mir zu antworten zieht er einen großen weiß-blau leuchtenden Stein aus seiner Tasche.

„Ich habe ihn…I-ich weiß nicht w-was ich tun soll.“ Tränen sammeln sich in den Hobbitaugen. Dämlicher Thorin! Was tut er Bilbo nur an? „Bilbo?“Bofur? Mit einer schnellen Handbewegung lässt er den Stein wieder verschwinden. Mehrere Schritte kommen zu dem Regal hinter dem wir sitzen. Zwei Gestalten kommen auf uns zu. „Acnologia? Wie geht es dir? Du musst dich wieder hinlegen!“ verlangt Fili besorgt. Beide Zwerge sehen müde aus als hätten sie nur wenig geschlafen. „Keine Sorge. Mir geht’s gut. Wo ist Thorin?“ Fili, Bilbo und Bofur sehen sofort geschockt zu mir. „Du kannst nicht zu Thorin. Das wäre dein Tod.“ „Ich hab schon schlimmeres überlebt als die Gier eines Königs. Wo ist er?“ sage ich entschlossen. „Oben in der Schatzkammer.“ Seufzt der Kleinste. Er steht auf und geht voran. Ich folge ihm, während Fili und Bofur nur verdutzt zurück bleiben.

Der Weg zum Schatz ist schnell überwunden. Die anderen Zwerge streunen über die Goldmassen immer den Blick auf dem Boden. „Du bringst dieses Monster hierher?!“ brüllt Thorin Bilbo an, kurz nachdem wir beide die Halle betreten haben. „Lass ihn in Ruhe! Er hat damit nichts zu tun!“ Ich stelle mich schützend vor den Hobbit. Niemand redet so mit ihm! „Hast du ihm einen Teil des Goldes versprochen?! Ist es das? Ihr arbeitet zusammen!“ wirft Thorin uns zornig vor. „Du bist blind! Siehst du nicht was das Gold aus dir macht?! Du bist nicht mehr bei Sinnen!“ schreie ich ihn an. Dieser sture Bastard! „Verschwindet doch! Du und dieser verfluchte Dieb! Ich brauch euch nicht!“ „Onkel! Acnologia will das Gold nicht!“ Fili ist inzwischen von der Bibliothek hergekommen. „Fili? Du auch? Hat dich dieses Monster auch um den Finger gewickelt?“ Mir reicht’s! Ich hole aus und schlage Thorin kräftig ins Gesicht. Er taumelt rückwärts und ich schlage nochmal zu. Er fällt auf den Boden und ich schlage nochmal zu. Er ist bewusstlos. Immer noch wütend gehe ich zu dem Berg, auf dem Syrath gelegen war, als ich das erste Mal in den Berg gekommen war. Mit verschränkten Armen setze ich mich darauf. Die Zwerge bringen den bewusstlosen König weg und beenden die Suche nach dem Stein für heute. Sie lassen mir auch meine Ruhe. Die meisten gehen Schlafen, andere gehen noch etwas essen oder den Erebor erkunden.

Als ich mich umsehe, entdecke ich meine Rüstung oder zumindest einen Teil. Armschoner, Stiefel und Schienbeinschoner lege ich an. Wo ist der Harnisch? Am Boden liegt nur Gold, Edelsteine und … ein Buch? Langsam hebe ich es auf. Es ist nicht besonders groß oder dick, dafür aber sehr abgegriffen. Kein Titel. Auf der ersten Seite steht: „Syrath“. Plötzlich klimpert etwas hinter mir. Hastig stecke ich das Buch in meinen Hosenbund. „Acnologia. Kannst du mir einen Gefallen tun?“ fragt Bilbo leise. „Wenn du mir im Gegenzug sagst wo mein Harnisch ist.“ „Bofur hat mir erzählt, dass du ihn im See verloren hast.“ „Was?!“ Mein geliebter Harnisch! In einem See?! „Shhh! Kannst du mich nach Thal bringen? Unbemerkt?“ flüstert er „Was willst du dort?“ „Die Menschen und Elben haben den Zwergen den Krieg erklärt. Ich will versuchen den Streit zu schlichten.“ Der Kleine überrascht mich immer wieder aufs Neue. Ich nicke kurz und gehe Richtung Eingangshalle. Die Zwerge haben den Eingang mit Steinen verstopft. Ich schnappe mir ein herumliegendes Seil und binde es auf dem kleinen Mauergang der provisorischen Mauer fest. Vorsichtig helfe ich Bilbo die Mauer hinunter.

Der Weg nach Thal dauert höchstens eine Stunde. Die ganze Zeit über haben wir geschwiegen. Kurz vor den Stadtmauern bleibe ich stehen. „Hier trennen sich unsere Wege.“ Verabschiede ich mich. „Wohin willst du?“ fragt der Hobbit verwirrt. „Ich habe einen Entschluss gefasst. Ich gehe weiter Richtung Norden. Dort sollen noch Drachen sein.“ Diesen Plan auszuführen fällt mich nicht leicht, doch im Erebor wartet nur ein zorniger König und sonst habe ich keinen Platz in dieser Welt. Vielleicht geben mir die Drachen auf einige Fragen, die ich habe, Antwort. „Leb wohl, kleiner Hobbit.“ Ich drücke ihn zum Abschied. „Leb wohl, Acnologia.“



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