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Last Desire: Devious Desire

von

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Der Dukrav

Als sie den Platz erreichten, wartete Malakh schon ungeduldig und sah aus, als könne er den Kampf kaum noch erwarten. Kaum, dass er seinen Bruder sah, verfinsterte sich sein Blick merklich und seine lavendelfarbenen Augen funkelten angriffslustig. „Na ausnahmsweise bist du pünktlich“, bemerkte er kühl und kam zu ihm hin. „Dieses Mal mache ich dich fertig, darauf kannst du dich verlassen!“ Samajim sagte nicht viel dazu, sondern blieb direkt vor ihm stehen. Nabi blieb etwas auf Abstand, da es gefährlich wäre, sich zu nah am Kampfgeschehen zwischen zwei großen Alten aufzuhalten. Die Spannung in der Luft war förmlich zu spüren und Nabi wurde deutlich nervöser und zuckte erschrocken zusammen, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte. Es war Nakash. „Mensch Nakash, hast du mich erschrocken! Was machst du denn hier?“ „Na ich hab gehört, dass Malakh dich und den Alten eine seiner Prüfungen unterzogen hat und da wollte ich nach dem Rechten sehen. Und außerdem wollte ich mir den Kampf nicht entgehen lassen.“

„Woher weißt du denn davon?“

„Ich hab meine Quellen. Und außerdem gibt es immer Krieg, wenn Malakh und Samajim sich gegenüberstehen. So wie die sich hassen, sind sie fast genauso schlimm wie Eva und ihr Bruder, bevor sie sich vertragen haben. Außerdem hab ich die Info von ihm.“ Damit verwies Nakash auf Elohim, der ebenfalls dazugekommen war, um sich das Kampfgeschehen anzusehen. „Es ist lange her, seit ich zuletzt einen Dukrav erlebt habe“, meinte dieser und wirkte ein wenig besorgt. „Heutzutage werden sie zum Glück kaum noch ausgetragen und das aus gutem Grund. Es gab immerhin unzählige Todesfälle dabei. Nicht zuletzt, weil die großen Alten kein Erbarmen mit ihren eigenen Geschwistern haben.“ „Meister Samajim ist anders. Er würde Malakh nichts Ernsthaftes antun“, wandte Nabi ein und schüttelte den Kopf. Trotzdem blieb Elohim besorgt. „Das schon, aber ihr kennt Malakh nicht gut genug. Der würde selbst dann nicht aufgeben, wenn er keine Arme mehr zum Kämpfen hat. Glaubt mir: ein Dukrav ist zwar fair, aber zählt trotzdem zu den grausamsten Spielen, die existieren. In Prozent ausgedrückt liegt die Todesrate bei knapp 92,543%“ Diese hohe Zahl ließ Nabi schwer schlucken. Er hätte nicht gedacht, dass es bei einem Dukrav so dermaßen blutig zugehen konnte. Aber andererseits… was war denn von den großen Alten auch anderes zu erwarten? Wenn Samajim gewinnen wollte, durfte er keine Rücksicht auf seinen kleinen Bruder nehmen und musste eben auch schwere Verletzungen riskieren, wenn dies der einzige Weg war, um das zu beenden.

Ain, die als Schiedsrichterin fungierte, blieb bei den beiden Brüdern und erklärte die Regeln, was vor jedem Dukrav Vorschrift war. „Also gut, ihr beiden. Die Regeln sind ganz klar: es wird gekämpft, bis einer kampfunfähig ist, den Kampfplatz verlässt, aufgibt, stirbt oder wenn der Schiedsrichter den Kampf unterbricht. Es gibt nur eine einzige Runde und die Zeit wird nicht begrenzt. Ich als Schiedsrichterin werde fair und unparteiisch bleiben und die Einhaltung der Regeln beachten und gegebenenfalls einschreiten und den Kampf beenden. Der Einsatz ist klar. Für den Fall, dass Malakh der Ankläger gewinnen sollte, verliert Samajim seine Stellung und seinen Besitz. Was fordert der Herausgeforderte für den Fall, dass er gewinnen wird?“

„Dass wir vernünftig miteinander reden.“

„Gut“, sagte Ain und nickte. „Dann legt jetzt nun die Waffen offen, mit denen ihr kämpfen wollt. Den Regeln nach dürfen auch nur diese verwendet werden und ein Verstoß hat die sofortige Niederlage zur Folge. Ebenso ist es untersagt, seine Kräfte einzusetzen, um seine Wunden zurückzusetzen, anderweitig zu heilen oder seine Kraftreserven wiederherzustellen. Ein Verstoß hat die sofortige Niederlage zur Folge.“ Damit holte Samajim sein Schwert hervor, während Malakh seine beiden Klingen zeigte. Andere Waffen würden sie wohl nicht benutzen. Ain setzte nun die Erklärung der Regeln fort. „Des Weiteren ist es Außenstehenden verboten, in den Kampf einzuschreiten und keiner der Kämpfenden darf seinen Platz gegen einen Verbündeten eintauschen. Der Kampf ist beendet, wenn der ernannte Schiedsrichter es sagt. Habt ihr die Regeln verstanden?“ Ein einstimmiges „ja“ kam zur Antwort und so wies Ain die beiden an, sich die Hand zu reichen und einen fairen Kampf zu schwören. Beide folgten dieser Anweisung und entfernten sich dann ein paar Schritte voneinander. Ain stieß kurz mit dem Absatz ihres Schuhs auf dem Boden und eine weiße Linie begann sich um einen Teil des Platzes zu bilden, die den Kampfbereich eingrenzte. Er hatte ungefähr die Größe einer halben Sporthalle. „Auf mein Signal hin fangt ihr an.“ Damit entfernte sich Ain nun und trat hinter die weiße Linie. Die Luft war wie zum Zerreißen gespannt und eine lastende Stille herrschte. Jeder wollte anfangen und jeder war bereit, aufs Ganze zu gehen und keine Gnade walten zu lassen. Nabi war noch nie bei einem Dukrav dabei gewesen und hatte auch nie einen Machtkampf zwischen zwei großen Alten gesehen. Aber er hatte gehört, dass deren Kämpfe die brutalsten und grausamsten waren. Und nicht selten endete er mit Verstümmelungen, schwersten Verletzungen oder sogar mit dem Tod. Wie würde da wohl der Kampf zwischen den beiden Brüdern aussehen? So wie Malakh aussah, würde er jedenfalls kein Erbarmen mit seinem älteren Bruder haben. Und auch Samajim wollte ganz gewiss nicht verlieren. Malakh schnallte sich seine Waffen an die Unterarme und machte sich bereit zum Angriff. Auch Samajim war soweit und wartete auf das Signal. Er hielt sein Schwert fest in beiden Händen und wirkte fest entschlossen, genauso wie sein Bruder. So sahen die großen Alten also aus, wenn sie gegen ihresgleichen in einem Dukrav kämpften… Ain sah abwechselnd zu den beiden, um sicherzugehen, dass sie beide bereit waren, dann nickte sie und rief „Los!“ Und in dem Moment stürmte Malakh blitzschnell auf seinen älteren Bruder los und griff sofort an. Samajim blockte den Angriff und auch den nächsten ab und ging einen Schritt zurück. Es sah danach aus, als versuche Malakh systematisch, seinen Bruder aus dem Feld zu drängen und somit seine Niederlage herbeizuführen, doch da machte Samajim nicht mit. Er setzte kurzerhand eine Druckwelle frei, um Malakh quer übers Feld zu schleudern und ihn somit loszuwerden. Während sein jüngerer Bruder durch die Luft flog, setzte Samajim ihm nach. Von einer Sekunde auf die andere war er verschwunden und tauchte direkt hinter seinem jüngeren Bruder auf, um ihn von hinten während des Fluges zu treffen. Doch dieser reagierte sofort und blockte den Schwertangriff ab. Durch die Wucht des Aufpralls der beiden Klingen konnte er sich abstoßen und sich drehen, dann stieß er sich mit beiden Füßen auf Samajim ab, machte einen Satz zurück und landete auf beiden Füßen. Doch auch sein älterer Bruder fing sich und landete ebenfalls, als wäre nichts gewesen. „Du bist besser geworden“, bemerkte Samajim und kam wieder auf seinen Bruder zu. Malakh lächelte herablassend und erklärte „Ich habe auch hart trainiert, seit ich mich von meinen Verletzungen erholt habe. Das wird dir noch leid tun, dass du dich damals über mich lustig gemacht und mich niemals ernst genommen hast!“ Wieder setzte Malakh zum Angriff an und in seinen Augen war zu sehen, dass er seinen Bruder auf dem Boden liegen sehen wollte. Er war bereit, alles zu tun, um zu gewinnen und damit auch sein Ziel zu erreichen. So sah jemand aus, der jedes Opfer in Kauf nehmen würde, nur um sein Ziel zu erreichen und irgendwie erinnerte Nabi dieser Blick an Miswa oder Rakshasa. Das machte ihm schon Angst und da konnte er auch Elohims Sorge verstehen. Der Kampf wurde mit jeder Minute immer grausamer und man merkte auch, dass Samajim auch so langsam ernst machte. Etwas anderes wäre auch zu riskant, denn Malakh spielte wirklich sämtliche Trümpfe aus, nutzte jede nächstbeste Gelegenheit und griff immer wieder an, ohne auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen und sich zu sammeln. Nabi hatte schon dank seiner Fähigkeiten vorher feststellen können, dass Malakh ein Ausdauerkämpfer war, der gut und gerne stundenlang so weiterkämpfen konnte, weil er sich seine Kräfte sehr gut einzuteilen wusste und eine enorme Körperbeherrschung hatte. Darauf zu warten, dass er bald schlapp machte, war also sinnlos. Und das wusste auch Samajim. Deshalb hielt er sich auch nicht sonderlich zurück und schaffte es auch sehr gut, seinen Bruder in Schach zu halten. Zwischendurch setzte er eine Druckwelle frei, wodurch sie wieder voneinander getrennt wurden, nur um dann wieder aufeinander loszugehen. Das Geräusch der aufeinanderprallenden Klingen klang vertraut in Nabis Ohren und erinnerte ihn an die Zeiten des Krieges, wo es genauso grausam zugegangen war. Er sah wie die Klingen tiefe Wunden in die Körper der beiden Brüder rissen und Blut floss. Trotzdem kämpften sie weiter und schienen sich an diesen Verletzungen nicht mal sonderlich zu stören. Selbst dann nicht, als Malakh seinem Bruder eine der Klingen in deine Schulter stieß. Samajim ignorierte den Schmerz einfach und kämpfte weiter. Einen so erbarmungslosen Kampf unter Brüdern hatte man selten gesehen und selbst Nakash verschlug es beim Anblick der Kämpfenden die Sprache. „Meine Fresse, die schenken sich aber auch gar nichts. Daran merkt man aber auch, dass sie zu den großen Alten zählen. Ob der Alte das wirklich durchhält? Der sieht aus, als würde er gleich schlapp machen.“

„Das ist Taktik“, erklärte Elohim, der mit verschränkten Armen den Kampf aufmerksam beobachtete. „Samajim zeichnet sich weniger durch seine Kampfkraft, sondern viel mehr durch strategisches Denken. Momentan studiert er noch den Kampfstil seines Bruders, treibt ihn langsam in die Enge und wird dann die nächste Gelegenheit nutzen, um ihn zu besiegen. Kräftemäßig sind beide Brüder vollkommen ausgeglichen, aber Malakh verfügt nicht über dieselben strategischen Fähigkeiten wie Samajim. Er ist nicht in der Lage, spontan während eines Kampfes eine neue Vorgehenswiese zu planen, um so den Sieg zu erzielen. Stattdessen plant er alles lange Zeit im Voraus für einen einzigen Moment, nämlich wenn er seine Tests durchzieht. Aber Samajim ist in der Lage, jederzeit seine Strategien zu ändern und neue Faktoren mit einzubeziehen. Genau das macht ihn besser als seinen Bruder und wird ihm auch den Sieg einbringen, so wie damals.“

„Dann… dann war Malakh schon damals so stark?“ Elohim nickte und erklärte „Von der Kraft und Ausdauer sind beide auf dem gleichen Level, aber Samajim ist der Clevere von beiden und nutzt das auch für sich aus. Malakh hingegen glaubt, er sei kräftemäßig unterlegen und trainiert eigentlich am falschen Ende. Denn mit Kraft allein wird er den Kampf nicht für sich entscheiden können. So viel steht auf jeden Fall fest.“ Trotzdem sah es irgendwie danach aus, als wäre Malakh dabei, den Kampf für sich zu entscheiden. Und auch wenn Nabi fest daran glaubte, dass Samajim es schaffen würde, seinen Bruder zu besiegen, so verfolgte ihn dennoch die Angst, dass Malakh mit irgendeiner Strategie kommen würde, mit der er seinen Bruder besiegen konnte. Dies würde bedeuten, dass Samajim alles verlieren würde, was ihm lieb war. Und Nabi wäre gezwungen, Malakh als seinen neuen Herrn zu akzeptieren und ihm bis zu seinem Tod zu dienen. Und das wollte er nicht. Er wollte Samajim nicht verlassen und er hatte auch ein Stück weit Angst davor, jemals irgendjemand anderem dienen zu müssen. Nakash bemerkte schnell, was seinen besten Freund beschäftigte und klopfte ihm auf die Schulter. „Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd. Der Alte hat bisher noch nie einen Kampf verloren und allein schon, weil du Teil des Wetteinsatzes bist, wird er ganz sicher nicht verlieren. So verrückt, wie er nach dir ist, würde er es mit jedem aufnehmen, damit du bei ihm bleibst.“ „Trotzdem…“, murmelte Nabi. „Allein der Gedanke, dass ich irgendjemand anderem dienen müsste… vor allem einem der großen Alten, die ja eh schon so einen gewissen Ruf haben, gefällt mir nicht sonderlich.“ Dem konnte Nakash nicht widersprechen. Und wenn er ehrlich war, behagte auch ihm der Gedanke nicht so wirklich, das sein bester Freund schlimmstenfalls jemandem dienen musste, der genauso rücksichtslos mit seinen Dienern umging wie zum Beispiel Miswa. Von ihr wusste man, dass sie jeden ihrer Diener enthauptete, der einen Fehler machte oder den sie aus irgendeinem anderen Grund nicht leiden konnte. Nabi hatte mit Samajim den absoluten Glücksgriff gehabt, denn bei den großen Alten wäre er schon längst tot. Und Malakh wusste er auch nicht sonderlich einzuschätzen. Zwar hatte dieser ebenfalls einen Diener, aber von dem hatte man nicht viel gehört und deshalb ließ sich auch schlecht sagen, wie es bei ihm aussehen würde. Vor allem wenn man bedachte, wie grausam seine Prüfungen waren. Doch ganz überraschend sagte Elohim „Malakh mag zwar vom Charakter her ganz anders sein als Samajim und wegen seiner Berufung als Ankläger auch nicht sonderlich beliebt sein, aber er ist nicht so grausam, wie man vielleicht denken mag. Auch wenn er ein sehr ruppiges Verhalten an den Tag legt, achtet er die Sefirot und Seraphim. Wenn man ihn näher kennt und weiß, wie man mit ihm umzugehen hat, dann ist er eigentlich kein schlechter Kerl. Ain und ich haben erst vor kurzem sämtliche Diener aufgesucht und uns versichert, dass sie auch gut behandelt werden. Außerdem haben wir die Gesetze deutlich verschärft, um auch den Dienern mehr Rechte zu geben. Und ich kann euch versichern, dass Malakh seinen Diener sehr gut behandelt.“

Der Kampf setzte sich weiter fort und man merkte, dass bald der Endspurt kam. Knapp eine Stunde kämpften sie schon so und man merkte so langsam, wie die beiden so langsam aber sicher ins Schwitzen kamen. Dennoch ließ ihre Kraft und Schnelligkeit kein bisschen nach. So langsam fragte sich Nabi, wie lange der Kampf denn noch andauern würde, bis er von Elohim erfuhr, dass solche Kämpfe teilweise auch bis zu drei Tage andauerten, ohne dass auch nur eine Pause gemacht wurde. Deshalb war es auch für den Schiedsrichter ein ziemlich anstrengender Job, die ganze Zeit hochkonzentriert bei der Sache zu bleiben. Eine weitere Stunde verging und so langsam machten sich die Verletzungen bemerkbar. Samajim und Malakh wurden allmählich langsamer und der Blutverlust hinterließ bei beiden seine Spuren. Die beiden Brüder wussten, dass sie jetzt alles geben mussten, um es zu schaffen. Wieder prasselten die Klingen aufeinander und erbarmungslos griffen sich die beiden gegenseitig an. Und als Malakh einen Schlag von unten ausführen wollte, um seinen Bruder in die Beine zu treffen, da verpasste ihm dieser eine Kopfnuss, die sich gewaschen hatte, dann stieß er ihm sein Knie in den Brustkorb und schaffte es, seinen jüngeren Bruder wegzuschleudern. Malakh schaffte es zwar noch, seinen Sturz abzubremsen, doch da trat Samajim nach und warf ihn aus dem Kampffeld raus. Malakh stürzte zu Boden und damit hob Ain die Hand. „Der Kampf ist entschieden! Da Malakh das Feld verlassen hat, ist Samajim der Sieger.“ Nabi jubelte laut und eilte zu seinem Meister hin, um ihn in den Arm zu nehmen. Selten war er so erleichtert gewesen und war überglücklich, dass Samajim tatsächlich gewonnen hatte. Dieser sah schon mitgenommen aus. Er hatte diverse Schnittwunden erlitten, außerdem hatte Malakhs Klinge seine Schulter durchbohrt. Und es war nicht ohne, von einer Sefirawaffe verletzt zu werden. Davon erholte man sich nicht so schnell. Ain ging zu ihm hin und setzte seine und auch Malakhs Verletzungen zurück und sah die beiden abwechselnd an. „Ich denke, dass es Zeit wird, dass ihr euch mal aussprecht.“ Damit ging Samajim zu seinem Bruder hin und reichte ihm die Hand, um ihm hochzuhelfen. „Du hast wirklich gut gekämpft. Ich hatte schon wirklich die Befürchtung, ich würde verlieren. Gut gemacht, kleiner Bruder.“ Malakh zögerte noch, nahm dann aber seine Hand und kam wieder auf die Beine. Erst jetzt sah man auch, wie erschöpft er eigentlich war, aber zumindest schien er nicht mehr ganz so gereizt und streitlustig zu sein. „Weißt du Mala, ich dachte immer, du wärst wie die anderen, weil es dir so wichtig war, mich zu besiegen. Deshalb habe ich mich auch immer mehr und mehr emotional von dir distanziert, weil ich mit der Lebensweise der großen Alten nichts zu tun haben will. Ich war so sehr mit anderen Dingen beschäftigt, dass ich nicht erkannt habe, was wirklich zwischen uns beiden steht. Es tut mir leid, dass ich dich falsch eingeschätzt habe und nicht als großer Bruder für dich da war. Du bist ein großartiger Kämpfer und auch die Art, wie du deine Prüfung gestaltest, ist beeindruckend. Ehrlich gesagt habe ich tatsächlich gedacht, es würde um Leben und Tod gehen. Vielleicht finden wir ja die Chance, einen Neuanfang zu machen. Was meinst du?“ Malakh sah ihn mit seinen lavendelfarbenen Augen an und wirkte erst noch unsicher. Er war skeptisch, ob es sein Bruder auch wirklich ernst meinte, aber dann nickte er und sagte dann „Ich gebe ja auch zu, dass ich mich vielleicht etwas anders hätte verhalten sollen. Womöglich wäre alles anders gelaufen, wenn wir viel früher miteinander gesprochen hätten. Aber ich war einfach so wütend und verletzt, weil du dich anscheinend nicht mal für meinen Tod interessiert hast.“

„Glaub mir, dein Tod ist mir schon nahe gegangen. Aber wie gesagt: ich hab versucht, mich emotional von dir zu distanzieren, weil ich dachte, du wärst wie Miswa und die anderen. Ich lag falsch und dafür will ich mich entschuldigen.“ Malakh nickte und alle Zeichen standen auf Versöhnung der beiden Brüder. Ja es sah sogar nach einer Umarmung aus, doch da unterbrach ein lauter wütender Ruf die harmonische Atmosphäre. „MEISTER!!!“ Malakh zuckte bei diesen Worten zusammen und sah schon fast entsetzt aus. „Oh Fuck!“ murmelte er und schien sich schon fast wegducken zu wollen. „Ich wusste doch, dass ich was vergessen habe.“ Samajim und Nabi wandten sich um und sahen auch schon einen jungen Mann herbeistürmen, der direkt auf sie zueilte. Er lief an den beiden vorbei, holte aus und verpasste Malakh eine kräftige Kopfnuss. Der Mann hatte länger gewachsenes brünettes Haar und war vielleicht an die 1,83m groß und hatte etwas von einem Lehrer. Er baute sich direkt vor Malakh auf, der durch die Wucht der Kopfnuss zu Boden gesunken war und eine Hand auf die verletzte Stelle presste. „Ich hab die ganze Zeit nach Euch gesucht und mir Sorgen gemacht, Meister. Ihr seid einfach so abgehauen und ich versuche Euch schon die ganze Zeit anzurufen. Und was macht Ihr? Ihr müsst Euch mal wieder mit Eurem Bruder herumprügeln, anstatt mal in Betracht zu ziehen, dass man es vielleicht auch diplomatisch klären könnte. Das ist ja mal wieder so typisch für Euch. Ihr habt aber auch nur Blödsinn im Kopf!“

„Sorry Abdiel, ich hab es eben vergessen…“ Samajim konnte sich ein amüsiertes Grinsen kaum verkneifen und auch Nabi war sprachlos. Dafür, dass Malakh sich darüber lustig gemacht hatte, dass sich sein älterer Bruder von seinem Diener herumkommandieren ließ, schien er ja selbst so ziemlich unter der Fuchtel seines eigenen Dieners zu stehen. Anscheinend waren die beiden ungleichen Brüder doch nicht ganz so verschieden wie zuerst gedacht. Was die Wahl ihrer Diener betraf, schienen sie jedenfalls so einige Gemeinsamkeiten zu haben. Nabi und Nakash beobachteten zusammen mit Samajim und Elohim das Schauspiel, was sich ihnen bot und wie Malakh von seinem Diener zur Schnecke gemacht wurde. „Ich habe Euch extra gebeten, dass Ihr Euch meldet und was ist? Das Essen ist kalt, ich mach mir große Sorgen, dass Euch etwas passiert sein könnte und Ihr kloppt Euch stattdessen mit Eurem Bruder rum wie zwei Kleinkinder im Sandkasten, obwohl ich gesagt habe, was das für eine Schwachsinnsidee ist!“ Und damit setzte es eine weitere Kopfnuss. Malakh sagte nichts, aber man sah, wie seine Unterlippe zu zittern begann. Tränen sammelten sich in seinen Augen und… er begann tatsächlich zu weinen. Nun verstand Nabi Samajim, wieso dieser seinen Bruder nicht wirklich ernst nahm und von ihm sprach, als wäre dieser ein kleiner Junge. Im Moment sah Malakh auch aus wie ein kleiner Junge, der von seinen Eltern ausgeschimpft wurde. Schließlich zog Abdiel ihn wieder hoch und wandte sich an die anderen. Er verneigte sich tief. „Ich entschuldige mich zutiefst für meinen Herrn für diese Unannehmlichkeiten. Es wird auch nicht wieder vorkommen.“ Dann wandte er sich wieder an Malakh, der zwar versuchte, sich zusammenzureißen, aber das machte es nur noch schlimmer. Tränen kullerten seine Wangen hinunter und er sah dabei so böse drein, dass man ihn einfach nur für ein Kind halten konnte. „So und Ihr kommt mit nach Hause und zur Strafe gibt es heute kein Dessert!“ Damit ergriff er Malakhs Arm und zog ihn hinter sich her. Und dieser konnte immer noch nicht aufhören zu heulen. Nakash sah ihm nach und schmunzelte amüsiert. „Da fragt man sich doch wirklich, wer der Herr und wer der Diener bei den beiden ist. Für mich sehen die eher aus wie die überstrenge Mutti und der kleine sechsjährige Junge. Irgendwie tut mir der Kerl leid…“

„Mir nicht“, meinte Nabi, der den beiden hinterher sah und ebenfalls lächeln musste. Allerdings aus einem anderen Grund als Nakash. „Ich denke, er ist bei Abdiel gut aufgehoben. Und ich bin mir sicher, die beiden passen gut aufeinander auf.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  San-Jul
2015-03-03T20:51:59+00:00 03.03.2015 21:51
Des war so wow und so süß und oh mein Gott, du musst unbefingt was zu Malakh und Abdiel schreiben <3
Antwort von:  Sky-
03.03.2015 21:53
Ich schreib es mir auf die Liste für die Extra FF, wo die beiden noch mal einen Auftritt haben werden -^.^-
Antwort von:  San-Jul
05.03.2015 17:50
Yay :)
Von: abgemeldet
2015-03-03T20:46:03+00:00 03.03.2015 21:46
Ein großartiges Kapitel^^


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