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Last Desire: Devious Desire

von

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Ain Soph und Elohim

Nabi hatte für einen kurzen Augenblick den Faden verloren, konnte sich dann aber doch wieder zusammenreißen und ließ die beiden Gäste hereintreten. Zum allerersten Mal begegnete er Ain Soph, der Mutter aller Unvergänglichen. Sein Herz schlug wie verrückt vor Aufregung und er wusste gar nicht, was er sagen und wie er sich verhalten sollte. Samajim kam schließlich hinzu und grüßte seinen besten Freund herzlich. „El, schön dass du hier bist. Das Gleiche gilt auch für Euch, ehrwürdige Mutter.“ „Ach bitte, nennt mich doch Ain. Ehrwürdige Mutter klingt irgendwie so formell und fremd. Und dann komm ich mir gleich wie eine alte Frau vor.“ Sie lachte herzlich und gab auch Samajim eine sehr freundschaftliche Umarmung. Dann ließ sie ihre strahlend grünen Augen zu Nabi schweifen und ein freundliches und sehr fröhlich wirkendes Lächeln spielte sich auf ihre Lippen. Sie wirkte, als würde sie nichts als Licht und Leichtherzigkeit in sich tragen. „Du bist also Nabi der Prophet? Soweit ich weiß, ist es dir zu verdanken, dass damals der Krieg beendet werden konnte.“ Verlegen senkte Nabi den Blick und wagte es kaum, ihr in diese Augen zu sehen, in denen sich die Unendlichkeit zu spiegeln schien. „Ich habe das getan, was richtig war, sonst nichts. Aber es ändert nichts daran, dass auch an meinen Händen Blut klebt.“ „Jeder macht Fehler. Und das ist auch wichtig, denn nur so können wir lernen. Und man darf sich niemals dafür schämen, das Richtige zu tun. Und so wie ich gehört habe, kümmerst du dich gut um deinen Meister?“

„Ja, ehrw… ähm… ich meine: ja, Ain. Ich gebe mein Bestes, um ihn auf die richtige Spur zu bringen. Auch wenn es nicht immer einfach mit ihm ist.“

„Das kann ich mir vorstellen“, bekräftigte Elohim mit einem Lachen und klopfte seinem besten Freund auf die Schulter. „Ich hab auch schon gesehen, dass da Löcher im Dach sind. Ist da irgendetwas passiert?“ Als Nabi das hörte, vergaß er sich endgültig. Er wandte sich mit einem hochroten Gesicht zu Samajim um und packte ihn am Kragen. „Wie war das mit „es ist alles in bester Ordnung“? Wie oft habe ich Euch schon eingetrichtert, Ihr sollt mit der Schießerei aufhören und die Waffen im Keller lassen?“

„Sind sie ja auch“, versicherte Samajim und hob beschwichtigend die Hände. „Ich hab mit einer MG4 geschossen.“

„Wo habt Ihr die denn schon wieder? Beim deutschen Militär geklaut?“

„Nö, Sakin hat sie mir besorgt. Er hat ja seine Kontakte.“

„Ich glaub’s ja nicht. Und was wollt Ihr bitteschön mit all den Sturmgewehren anstellen als Pfarrer? Eure Gläubigen ins Kreuzfeuer nehmen, oder wie?“ Elohim und Ain lachten bei dem Streit und beobachteten die beiden, wie sie sich zankten. Schließlich warf die Unvergängliche ihrem Mann einen kurzen Blick zu und nahm seine Hand. „Die beiden sind wirklich ein süßes Paar, nicht wahr?“ „Ja, das stimmt. Ich hab selten erlebt, dass Samajim sich so locker anderen gegenüber gibt. Normalerweise tut er das nur bei mir und Hajjim.“

„Vor allem finde ich es schön, dass Nabi sich gegen ihn durchsetzen kann. Das ist bei Samajim ja nicht gerade einfach.“

„Da hast du Recht.“

„Hey, was plaudert ihr Turteltäubchen da, während wir streiten?“ Schließlich wurde diese kleine Kabbelei beendet und sie machten sich auf zur Kirche St. Michael, wo bereits eine große Zahl an Asylanten eingetroffen war. Da es noch recht früh war, würde es noch dauern, bis alle versammelt waren. Dass ausnahmslos alle kommen würden, bezweifelte niemand. Denn da es um ihre Zukunft und um ihren weiteren Verbleib ging, war es für alle selbstverständlich, pünktlich zu erscheinen. Nachdem Samajim die Tür aufgeschlossen hatte, traten sie alle nach und nach ein und suchten sich schließlich einen Sitzplatz. „Hey Nabi!“ Kaum, dass der Schwarzhaarige nachsehen wollte, wer da nach ihm gerufen hatte, da legte sich auch schon ein Arm um seine Schultern und er sah, dass es Nakash war. „Na? Endlich aus deinem Dornröschenschlaf erwacht, oder musste der Prinz dich erst wach küssen?“

„Wenn’s das nur wäre. Am Ende war es nur der Rauchmelder, weil Meister Samajim mit seiner Kochkunst fast das Pfarrhaus abgefackelt hätte.“ Der Seraph lachte und wirkte ziemlich gut gelaunt. Offenbar hatte er mal wieder irgendwelche Frauengeschichten gehabt und wahrscheinlich ging es ihm deshalb so blendend. „Wie sieht es denn jetzt zwischen euch beiden eigentlich aus? Hat sich da was getan?“

„Wir haben alles geklärt“, antwortete Nabi und lächelte etwas verlegen. „Und es hat sich schließlich alles zum Guten gewandt.“

„Masel tov!“ rief Nakash und klopfte ihm auf die Schulter. „Das müssen wir auf jeden Fall feiern.“ Gerade wollte er noch etwas sagen, doch da räusperte sich auch schon Samajim, der sich nun langsam dazwischendrängte. „Ich glaube, du solltest dir besser einen Platz suchen gehen, bevor die besten noch belegt sind. Findest du nicht auch?“ Er blieb höflich, aber die Antipathie war dennoch deutlich spürbar. Doch Nakash reagierte wie immer gelassen. Und so verabschiedete er sich vorerst von seinem besten Freund und suchte sich dann einen Platz. Nach und nach trafen noch weitere Asylanten ein, bis schließlich ausnahmslos alle in der Kirche versammelt waren. Es war brechend voll, dennoch ging es erstaunlich strukturiert und geordnet zu. Schließlich traten Ain und Elohim gemeinsam an ein Rednerpult vor, welches zuvor aufgestellt worden war und begrüßten die Anwesenden. Es folgte eine kleine Eröffnungsrede und dann kamen sie auf das wichtigste Thema zu sprechen. Nämlich die Zukunft der Asylanten. Gemeinsam verkündeten die beiden, dass sie beschlossen hatten, ausnahmslos alle Asylanten zu begnadigen. Jeder von ihnen wäre frei und dürfe bedenkenlos in seine Heimat zurückkehren, ohne fürchten zu müssen, er könne für seine Verbrechen von damals belangt werden. Ein tosender Beifall folgte als Resonanz. Alle sprangen begeistert von ihren Plätzen auf, jubelten und umarmten einander überglücklich. Sie konnten sich kaum noch beruhigen und so warteten Ain und Elohim geduldig, bis sich der Jubelsturm etwas gelegt hatte, bevor sie weiter redeten. Zum Schluss versprachen sie den Asylanten, immer ein offenes Ohr für Fragen oder Bedenken zu haben und sie zu unterstützen, wo Unterstützung nötig war. Zu guter Letzt aber wurde Nabi direkt angesprochen. Auf Ains Bitte kamen er und Samajim nach vorn und dem Schwarzhaarigen klopfte in dem Moment das Herz wie verrückt in der Brust. Was Ain wohl von ihnen wollte? Wahrscheinlich ging es um seinen Schwur, den er geleistet hatte und der ihn von seiner Freiheit trennte. Und als sie vor der versammelten Gemeinde standen, kam sich Nabi in dem Moment irgendwie vor wie bei einer Trauung. Wie er jetzt auf den Vergleich kam, konnte er sich selbst nicht erklären. Wahrscheinlich, weil alle feierlichen Anlässe einer Trauung ähnelten? Gut möglich… Ain sah ihm seine Nervosität an, lächelte aber so herzlich, dass die Aufregung ein wenig wich. „Nabi, aufgrund deiner Gabe und der dadurch verursachten Opfer wurde dir das Asyl verwehrt und du bist daraufhin in die Dienste von Samajim den Alten getreten und hast ihm den Treueschwur bis zum Tod geleistet. Nun bitte ich dich, frei heraus und ehrlich zu antworten. Willst du von deinem Schwur entbunden werden und damit deine Freiheit zurückerlangen und damit hingehen können, wohin du willst?“ Nabi ergriff in diesem Moment Samajims Hand und hielt sie fest. Entschlossen sah er Ain an und antwortete „Nein. Ich will mich an meinem Schwur halten und an der Seite meines Meisters bleiben und ihm folgen, wohin er geht und seinen Wünschen Folge zu leisten. Ebenso will ich die Aufgaben erfüllen, die er mir auferlegt und ihm weiterhin treu dienen bis zu meinem Tode.“ Damit wandte sich Ain nun Samajim zu und fragte auch ihn. „Und willst du Nabi weiterhin in deinen Diensten behalten?“

„Ja, das will ich.“

„Gut. Dann ist es von beiden Seiten einvernehmlich beschlossen. Nabi der Prophet wird weiterhin in Samajims Diensten bleiben und ihm bis zu seinem Tod als Diener zur Seite stehen. Des Weiteren beschließe ich, dass Nabi von seiner alten Schuld losgesprochen wird und er nicht mehr verfolgt werden darf. Er wird von seinen alten Verbrechen ebenso begnadigt wie jeder Asylant und es steht ihm frei, in seine Heimat zurückzukehren, solange sein Herr es ihm erlaubt.“ Ain erklärte noch ein paar einzelne Punkte, danach war alles Wichtige gesagt und so hatten die Asylanten die Möglichkeit, entweder zu gehen, oder zu bleiben und noch Fragen zu stellen. Es kam recht schnell zu einem großen Andrang, der erst mal bewältigt werden musste. Nabi wandte sich schließlich an Samajim. „Meister, ich würde gerne mit den Asylanten im McKerrigan’s feiern gehen, wenn es Euch recht ist.“

„Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Feier du ruhig mit den anderen und amüsiere dich. Ich kümmere mich um unsere Gäste.“ Damit ging Nabi zusammen mit einer Gruppe Asylanten weg und bei ihnen war auch Nakash, wie nicht anders zu erwarten war. Und das sorgte nicht gerade dafür, dass Samajims Laune sich besserte. Eher im Gegenteil, aber er sagte nichts. Stattdessen wartete er geduldig, bis Ain und Elohim sich um alle Belange der Asylanten gekümmert hatten und die Angelegenheiten geklärt waren. Als alle gegangen waren, kam das glückliche Paar zu ihm, atmete aus und lachte dann zufrieden. „So, damit wäre der Pflichtteil unseres Englandbesuchs erledigt. Wollen wir noch ein wenig miteinander reden, wenn wir schon mal hier sind und für heute sowieso nichts Besseres vorhaben?“ Das Angebot nahm Samajim gerne an und so gingen sie zurück ins Pfarrhaus. Aus einem Schrank holte er zum Anlass des Tages einen alten und teuren Wein und schenkte sich und seinen Gästen ein. „Und? Wie stehen die Dinge so bis jetzt?“ „Ganz gut bisher. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis alle gänzlich begriffen haben, dass die Zeit des alten Regimes vorbei sind und keiner mehr Angst haben muss, seine Meinung laut auszusprechen.“ Ja, das war die Schwierigkeit an der ganzen Sache. Immerhin hatten sie alle nichts anderes gekannt als die Angst vor den großen Alten und deren grausame Willkür, die so vielen Unschuldigen das Leben gekostet hatte. Und nun war eine neue Zeit angebrochen. Die Herrschaft der großen Entitäten, die endlich den Frieden in diese von Krieg, Angst und Terror zerrüttete Welt bringen konnten. Es würde nicht leicht werden, das wussten sie alle. Aber es lohnte sich trotzdem zu kämpfen. „Insbesondere unsere ersten Reden waren nicht leicht gewesen, weil die Sefirot und Seraphim immer noch in Angst leben. Aber als Ain dann während ihrer Rede plötzlich lachen musste und sich nicht mehr einkriegen konnte, da schien das Eis gebrochen zu sein. Und ich konnte mich da auch nicht mehr zusammenreißen.“

„Nun, ein Lachen vermag zwar nicht die Welt zu verbessern, aber es macht andere glücklich. Und manchmal genügt schon ein herzliches Lachen, um Tränen zu trocknen und verletzte Herzen zu heilen.“ Ja, das stimmte wohl. Ain war eben jemand, der gerne lachte und dem das Lachen auch sehr am Herzen lag. Sie hatte eine ganz andere Philosophie als die großen Alten, die mit Ernst und Strenge an die Sache herangingen. Überhaupt liebte sie es, mit anderen gemeinsam zu lachen und sie lachte auch viel. Und sie besaß diese einzigartige Gabe, andere mit ihrem Lachen sofort anzustecken und ihnen so ihren Kummer zu nehmen. Auch sonst hatte sie nichts von der Strenge und dem Hierarchiebewusstsein, das die großen Alten besaßen, ebenso wenig wie Elohim. Und sie wusste genau, wovon sie sprach, als sie ihre Meinung kundtat, dass der wahre Schlüssel zum Frieden im Glücklichsein läge. „Neid, Hass, Traurigkeit und andere negative Gefühle kommen einfach daher, dass man nicht glücklich ist. Würde aber jeder sein wahres Glück finden und es mit anderen teilen, dann gäbe es auch keinen Grund mehr, Gewalt anzuwenden oder so etwas wie Neid und Habgier zu empfinden.“ Und das war auch der Grund, warum es zur Zeit der großen Entitäten auch keine Kriege gab: sie waren glücklich mit sich und dem, was sie hatten. Es mochte naiv klingen, wenn Ain zu anderen sagte „Ein Lachen führt am schnellsten zum Frieden“, aber im Grunde hatte sie Recht und sie wusste auch, wovon sie sprach. Und weil sie ihre Freude und ihr Glück nach außen trug und bereit war, es mit jedem zu teilen, da war es ihr auch recht schnell gelungen, die angespannte Lage in der Welt der Unvergänglichen zu beruhigen und Ordnung reinzubringen. Elohim stand ihr zur Seite und unterstützte sie, wo er konnte. Samajim ließ sich von den beiden erzählen, was für Veränderungen von Nöten gewesen waren, wie der Wiederaufbau ihrer Welt aussehen würde und vor allem wie es weitergehen sollte. Schließlich, als sie mit ihrem Bericht fertig waren, erlaubte er sich die Frage „Und wie sieht es bei euch familientechnisch aus?“ Kurz tauschten sie Blicke aus, als wollten sie sich stumm einig werden und erklärten „Wir wollen schon gerne wieder eine Familie gründen, nachdem sechs unserer Kinder tot sind. Nivkha wird vorerst in der Menschenwelt bleiben, solange seine Beziehung zu Nastasja Kasakowa noch recht frisch ist und die Frage nicht geklärt ist, wie es mit ihnen weitergehen soll. Und wir lieben Kinder. Wir wünschen uns eine große Familie.“

„Ja“, pflichtete Ain bei und nickte. „So fünf oder sechs Kinder wären doch schön.“

„Ihr zwei macht aber auch keine halben Sachen. Na dann, auf eine bessere Zukunft.“ Damit erhoben sie ihre Gläser und stießen an. Es wurde eine sehr fröhliche Runde und vor allem wurde viel gelacht und gespaßt. Samajim erzählte ihnen von den Ereignissen der letzten Tage und wie es zwischen ihm und Nabi abgelaufen war. Auch den Vorfall mit Akrav ließ er nicht aus. Hierauf wurden Elohim und Ain ernster und sahen einander unsicher an. „Anscheinend machen die Head Hunter große Probleme, oder?“

„Nun ja, ich hab Akrav zwar laufen lassen und ich denke auch nicht, dass er so schnell wieder zurückkommen wird, aber ich mache mir trotzdem Sorgen um die Asylanten. Zwar habt ihr sie begnadigt, dennoch könnte es vorkommen, dass die Head Hunter Jagd auf sie machen.“

„Darum werden wir uns definitiv kümmern, mach dir da mal keine Sorgen. Akravs brutale und rücksichtslose Vorgehensweise sorgt ja auch für große Unruhe und wir wollen ja auch, dass diese ganzen Verfolgungen ein Ende haben. Zum Glück bildet Akrav die Ausnahme. Sereas ist zwar der stärkste Head Hunter, aber er hat bisher noch nie eines seiner Zielobjekte getötet und was Arye angeht, so werden wir auch noch mit ihr ein ernstes Wort reden. Und was wirst du tun, mein Freund? Wirst du nach Hause zurückkehren?“ Samajim überlegte und trank noch einen Schluck Wein dabei. Zugegeben, es wäre vielleicht gar nicht mal so schlecht, nach all der Zeit wieder nach Hause zurückzukehren. Aber andererseits hatte er hier schon so viel Zeit verbracht und mit dieser Welt verband er auch so viele Erinnerungen mit Nabi. Außerdem hatte er ja noch etwas Wichtiges zu tun. „Ich denke, dass ich erst einmal hier bleiben werde. Solange die anderen Sefirot und Seraphim hier bleiben, werden sie sicherlich jemanden brauchen, den sie um Rat fragen können. Außerdem werde ich weiterhin ein Auge auf euren Sohn Nivkha haben. Nur für den Fall der Fälle.“

„Vielen Dank für deine Hilfe“, sagte Ain schließlich und ergriff seine Hand. Es war eine sehr herzliche und dankbare Geste. „Trotz allem, was passiert ist, hast du Nivkha beschützt und dank deiner Unterstützung konnte nicht nur Elohim zurückkehren, sondern auch ich. Wir können jetzt endlich wieder eine Familie sein und dafür können wir nicht dankbar genug sein.“ Doch Samajim winkte nur lächelnd ab und erklärte „Das war nicht allein mein Verdienst gewesen. Den Stein haben zwei Menschen ins Rollen gebracht und ich habe lediglich dafür gesorgt, dass alles in die richtige Richtung gelenkt wird. Nicht mehr und nicht weniger. Die meiste Arbeit war eigentlich Joseph Brown, Alice Wammy, Lacie Dravis und Evas Familie zu verdanken. Und außerdem hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben, eines Tages wieder so mit meinem besten Freund lachen zu können wie früher, als wir zusammen mit Hajjim noch das gute alte Trio waren. Nun, leider ist er nicht mehr unter uns, aber dafür brauchst du dich nicht mehr länger vor den anderen verstecken oder Angst um deine Familie zu haben. Du hast deinen rechtmäßigen Platz eingenommen zusammen mit deiner Frau und das ist auch gut so. Denn ich bin mir sicher, dass ihr einen deutlich besseren Job machen werdet als wir.“

„Na komm. Du würdest das auch ganz gut schaffen, wenn du nur nicht so arbeitsscheu wärst.“ Dem konnte Samajim nicht widersprechen und wieder lachten sie. Aber es blieb insbesondere Ain nicht verborgen, dass Samajim etwas beschäftigte und so sprach sie ihn direkt darauf an. „Jetzt sag schon: was liegt dir auf dem Herzen? Du weißt ja, dass einem nur geholfen werden kann, wenn man darüber spricht.“ Da Samajim wusste, dass die beiden hartnäckig bleiben würden, erzählte er ihnen von seinem Verdacht, dass Nabis bester Freund Nakash vielleicht etwas im Schilde führen und ihm Nabi vielleicht noch ausspannen könnte. Immerhin redeten die beiden über alles Mögliche miteinander und Nabi war fast jeden Abend im McKerrigan’s. Schließlich schüttelte Ain den Kopf und fragte direkt „Hast du so wenig Vertrauen in Nabi?“

„Nein, ganz und gar nicht“, stritt Samajim sogleich ab und machte dabei abwehrende Gesten. „Es ist nur Nakash, dem ich nicht vertraue. Das ist alles.“ Aber Ain ließ sich davon auch nicht beirren und erklärte „Ja aber Eifersucht hat ihre Wurzel im mangelnden Vertrauen. Und eine Beziehung kann nur funktionieren, wenn man einander vertraut. Und eines solltest du dir im Hinterkopf bewahren: Nabi hat bereitwillig seine Freiheit aufgegeben, weil du ihm viel wichtiger bist. Und wenn jemand so ein großes Opfer bringt und für jemandem für immer auf seine eigene Freiheit verzichtet, dann ist das wirklich aufrichtige Liebe und die solltest du in Ehren halten. Elohim und ich werden sowieso noch eine Weile in der Menschenwelt bleiben und du weißt ja, wir helfen immer gerne.“

„Ach, ihr bleibt hier? Habt ihr etwa noch mehr zu tun?“

„Das nicht, aber ich wollte mir einfach mal mehr von der Menschenwelt ansehen. Sie ist wirklich interessant und immerhin ist es die Welt, in der unser Sohn aufgewachsen ist. Außerdem ist morgen Abend eine Veranstaltung, die wir uns ansehen wollten. Es soll sich Stand-up-Comedy nennen.“ Als Samajim das hörte, konnte er nicht anders, als darüber zu schmunzeln. Das war ja so typisch Ain. Wenn es etwas gab, was sie genauso sehr liebte wie ihre Familie, dann war es Humor. Und vor allem wertschätzte sie Leute, die andere zum Lachen bringen konnten und sie pflegte immer zu sagen „Komödianten sind die wahren Helden der Geschichte. Denn keiner vermag mehr ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zu zaubern wie sie.“ Und sie lachte über fast alles, solange es nicht allzu niveaulos und anstößig war. Und sie besaß ein so herzliches Lachen, dass sie andere einfach nur damit anstecken konnte. Besonders aber liebte sie Satiren. Und da Samajim das sehr wohl wusste, hatte er auch noch ein Buch für ihre Bibliothek, das er ihr in die Hand drückte. Es trug den Titel „Arche Noah, Touristenklasse“. „Ich glaube, das wird dir gefallen. Ich persönlich halte ja nicht sonderlich viel von Büchern, aber Nabi hat es vor ein paar Jahren mal gelesen und hat sich vor Lachen gar nicht mehr eingekriegt. Und du schätzt ja Satiren sehr, soweit ich weiß.“

„Stimmt“, bestätigte Ain und nahm das Buch dankend an sich. „Satire ist eigentlich die beste Art von Humor, die es gibt. Denn immerhin ist sie die Kunst, ernste Dinge mit Humor zu nehmen. Das muss ich mir definitiv heute Abend durchlesen. Danke noch mal.“

„Kein Problem. Sag mal, wo genau nächtigt ihr eigentlich?“

„In einem Hotel. Während unserer Abwesenheit kümmert sich Vater um alles und er sagte auch, wir können uns ruhig Zeit lassen. Aber ehrlich gesagt mache ich mir schon Sorgen. Seitdem die Verschwörung aufgedeckt wurde, ist er ohnehin schon furchtbar gereizt und streitlustig. Ich bin ja nur äußerst ungern gegangen, weil ich ja weiß, wie Vater manchmal sein kann, wenn er in dieser Verfassung ist.“ Die Rede war hier von Ajin Gamur, den sie im Gegensatz zu allen anderen nicht mit irgendwelchen hohen Titeln ansprach. Sie behandelte ihn nicht so unterwürfig und hatte auch keine Angst vor ihm, sondern sprach ihn ganz einfach als Vater an und sie war auch die Einzige, die sich so ein Recht herausnehmen durfte, weil sie sein persönlicher Augenstern war. Streng genommen war sie ja auch so etwas wie seine Tochter und da war es nur natürlich, dass sie ihn so ansprach. Und wahrscheinlich war sie auch die einzige Person überhaupt, die ihm wichtig war. Sie kannte seine Launen und wusste, dass er nicht boshaft war, aber er war äußerst launisch und wenn er schlecht gelaunt war, dann war ihm alles zuzutrauen und da ließ Ain ihn auch ungern allein. Doch Samajim war da guter Dinge. „Nun, er wird sich wieder einkriegen. Immerhin hat er ja seinen kleinen Liebling wieder und wenn er sich beruhigt hat, dann haben wir auch erst mal nichts zu befürchten.“ Schließlich verabschiedete sich das Paar von Samajim und versprach, wieder vorbeizuschauen. So war er wieder allein im Haus. Und je länger Nabi wegblieb, desto stärker kochte die Eifersucht in ihn.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-02-14T18:41:15+00:00 14.02.2015 19:41
Ein klasse Kapitel^^


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