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Last Desire: Devious Desire

von

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Der Verurteilte und sein Retter

Er saß still da und wartete. Wartete auf die Vollstreckung des Urteils… auf seine Hinrichtung. Sein ganzer Körper war noch von Verletzungen übersät. Wunden des Kampfes, Wunden eines grausamen Krieges, der nur ein Ziel hatte: weiterzuleben. Nie hätte er gedacht, dass es einmal so kommen und er einmal die Seiten wechseln würde. Aber er bereute es nicht. Denn er wusste, dass er das einzig Richtige getan hatte. Er hatte den Mut aufgebracht, die Seiten zu wechseln und damit alles zu riskieren, auch sein Leben. Und dank ihm hatte diese Schlacht ein Ende gefunden, nachdem sie schon viel zu lange angedauert hatte. Im Grunde hatte er wirklich alles geopfert. Seine Sicherheit, sein Zuhause, er hatte seinen eigenen Schöpfer verraten um das zu tun, was getan werden musste. Aber dennoch musste er sich nun für seine Verbrechen verantworten. Und diese waren unverzeihlich. Er war ein Feind und musste als solcher vernichtet werden, das wusste er. Denn immerhin wurde er vom Feind erschaffen und seine Gabe war zu gefährlich. Sein Wissen war tödlich für die anderen, deshalb durfte er nicht weiterleben. Und obwohl er seinen Entschluss nicht eine Sekunde lang bereute, fühlte er dennoch ein gewisses Bedauern, weil er trotz allem, was er getan hatte, sterben musste. Schade, aber was hätte er denn auch schon erhoffen dürfen? Es war vielleicht das Beste für alle Beteiligten und egal wie viel er für sie alle getan hatte, er war ein Verbrecher.

Die Tür zu seiner Zelle öffnete sich und die Wachen kamen rein. „Aufstehen“, wiesen sie ihn an und gehorsam erhob er sich. Sie nahmen ihm einen Teil der Ketten ab, damit er ihnen folgen konnte und so ging es durch die Kellergewölbe die Stufen hinauf, bis sie einen Turm erreichten. Das Sonnenlicht schien hell in sein Gesicht und geblendet musste er die Augen schließen. Wie lange es wohl her war, seit er das letzte Mal das Tageslicht erblickt hatte? Zu lange… Er hatte schon fast vergessen, wie die Sonne aussah. Wie sich der Wind auf seiner Haut anfühlte und wie es war, einfach nur die Wolken zu betrachten. Unsanft wurde er nach vorne gestoßen und stürzte zu Boden, aber er hatte eh das Ziel erreicht. Eine große Halle erstreckte sich vor ihm und vor ihm stand ein alter Mann mit einem Stab. Etwas sehr Erhabenes ging von ihm aus und man spürte förmlich, dass er einer der großen Alten war. Die ältesten der Sefirot und damit einer der mächtigsten. Bei ihm saßen Nazir, Kabod, Miswa, Rakshasa und einige andere der großen Alten und sahen mit einem unbestimmten Blick auf ihn herab. Würde und Erhabenheit ging von ihnen aus und in seinem Herzen empfand er große Ehrfurcht vor ihnen. Aber auch Angst, denn er wusste, dass es nur ein Wort brauchte und sie würden ihn töten. Sie hatten schon so viele seiner Gefährten grausam hingerichtet und duldeten weder Auflehnung oder Protest. Jeder, der dies wagte, wurde sofort hingerichtet. Die großen Alten waren das absolute Gesetz. Über ihnen aber thronte er, dessen Aura alles bisher Dagewesene überschattete. Sie war so gewaltig, dass es einen einfachen Vergänglichen sofort in den Wahnsinn getrieben hätte, ohne ihn auch nur erblickt zu haben. Und für ihn, der er ein unterklassiger Sefira war, bekam Angst vor ihm. Dies war Ajin Gamur, das Nichts. Der Anfang und das Ende aller Dinge, die Verkörperung der Endgültigkeit. Der König der Shinigami, der auch der Gott der Zerstörung genannt wurde. Sein Wort allein war Gesetz und niemand vermochte es zu ändern. Keiner außer den großen Alten besaß überhaupt die Befugnis und die Macht dazu, ihn in seiner Entscheidung zu beeinflussen. Und deshalb lag allein sein Leben in den Händen dieser Leute. Der alte Mann kam näher und blieb direkt vor ihm stehen. „Nabi, bist du dir deiner Verbrechen bewusst, die du begangen hast?“ „Ja“, antwortete der Gefesselte demütig und senkte seinen Kopf. „Aber ich bin dennoch stolz darauf, diese Entscheidung getroffen zu haben und damit diesen furchtbaren Krieg zu beenden. Wenn der Tod die einzig richtige Bestrafung dafür ist, dass ich existiere, so nehme ich sie an.“ Hier schlug der alte Mann mit seinem Stab auf den Boden und es schien so, als würde die ganze Halle erzittern. „Dein Todesurteil soll schon heute vollstreckt werden, doch unser Herr ist bereit, dein Leben in meine Hände zu legen. Und nun frage ich dich: willst du leben oder sterben?“ Als Nabi diese Frage hörte, sah er verwundert auf und verstand nicht. Wieso wurde er jetzt auf einmal gefragt, was er wollte? Was hatte der alte Samajim bloß vor? Um ehrlich zu sein wünschte sich er schon, die Chance auf ein Leben zu haben, auch wenn diese Chance mehr als gering war. „Ich will leben, Herr“, antwortete er und senkte dabei wieder demütig den Kopf, nachdem er sich selbst in seinem enthusiastischen Eifer schnell wieder gebremst hatte. „Ich weiß, dass ich kein Recht darauf habe, diese Bitte an Euch zu richten, aber ich bitte Euch dennoch: verschont mein Leben.“

„Nun gut“, sagte der alte Mann und fuhr sich durch seinen grauen Bart. „So sei es. Ich werde dein Leben verschonen. Du wirst ab heute mein Diener sein und mir folgen, wohin ich gehe. Du wirst dich nach meinem Wort und nach meinem allein richten und die Aufgaben erfüllen, die ich dir auftrage. Und im Gegenzug werde ich dich aufnehmen als einen der unseren und dich auch als solcher schützen.“ Und damit nahm man ihm die Ketten ab. Nabi konnte nicht fassen, was er da gehört hatte und er war so überglücklich, dass ihm die Tränen kamen. Er fiel vor ihm auf die Knie und schluchzte heftig. „Ich danke Euch. Ich… ich schwöre Euch, dass ich mich an Euer Wort halten und immer mein Bestes geben werde, um Euren Wünschen Folge zu leisten.“ Und sanft legte der alte Mann seine Hand auf Nabis Kopf und lächelte sanft. „Das weiß ich. Und nun lass uns gemeinsam nach Hause gehen. Denn es wartet auf uns noch eine Menge Arbeit.“

„Ja, Meister.“ Es erhoben sich Stimmen in der Halle. Wütend riefen einige „Verrat“ und verlangten die augenblickliche Hinrichtung. Insbesondere Rakshasa, Kabod und Miswa, deren Zorn auf diesen in ihren Augen nichtswürdigen Verbrecher wohl am größten war, wollten schon mit der Klinge auf ihn losgehen. So groß war ihre Wut über dieses Urteil und Miswa erhob schon ihre Streitaxt, um ihm den Kopf abzuschlagen, doch da stellte sich Samajim dazwischen und fing den Schlag rechtzeitig ab. Es wurde immer lauter, bis die donnernde Stimme von Ajin Gamur persönlich augenblicklich Ruhe in die Halle brachte und als er um Ruhe gebot, da erzitterte die Erde und man hätte es mit einem Erdbeben verwechseln können. Langsam erhob sich der Herr des Nichts von seinem Platz und sah auf die verstummte Menge herab, in deren Gesichtern Angst und Entsetzen abgezeichnet war. Keiner wagte es, auch nur einen einzigen Ton von sich zu geben oder überhaupt um Luft zu holen. Denn die Furcht vor jenem, der sich außerhalb jeglichen Fassungsvermögens befand, war zu groß. Sie wussten alle, dass niemand jemals in der Lage sein würde, ihm die Stirn zu bieten. Nichts und niemand vermochte es. „Meine Entscheidung ist endgültig“, erklärte er mit lauter und donnernder Stimme. „Und mein Gesetz ist es ebenso. Samajims Grund und Boden erkläre ich hiermit zur neutralen Zone. Wer es wagt, auf diesem einen Schutzbefohlenen anzugreifen, der wird restlos vernichtet werden, als hätte er nie existiert. Sein Platz soll ein Heim sein für jene, die seinen Schutz erbitten und gewährt bekommen. Und solange sie sich dort aufhalten, soll ihnen nichts getan werden. Des Weiteren beschließe ich, dass der Hochverräter Araphel ebenso Samajims Obhut anvertraut wird. Seine Schwester Ahava wird dafür bürgen und Sorge tragen, dass er niemals wieder einen solchen Verrat begeht. Samajim wird ihn bewachen und Maßnahmen treffen, sollte er sich der ihm auferlegten Kontrolle entziehen. Gibt es jemanden, der Einspruch erhebt?“ Stille im Raum. Wahrscheinlich gab es einige, die gerne protestiert hätten, aber sie alle wussten, was darauf folgen würde. Ajin Gamur widersprach man nicht. Er war das höchste aller Wesen und seine Entscheidungen waren endgültig und unumstößlich. Was er beschlossen hatte, vermochte niemand zu ändern, mit Ausnahme vielleicht die großen Alten und auch das nur in äußerst seltenen Fällen. Es kam ohnehin äußerst selten vor, dass er das Wort ergriff und eine Entscheidung fällte, denn ansonsten waren es immer die großen Alten gewesen. Wahrscheinlich hätten Miswa, Kabod und Rakshasa etwas gesagt, doch sie hatten zu große Angst davor, Ajin Gamurs Zorn auf sich zu ziehen. Das würde ihren sofortigen Tod bedeuten. Schließlich aber schlug Samajim seinen Stab wieder auf den Boden, um selbst ein paar Worte an die Menge zu richten. „Nabi mag zwar eine Schöpfung unseres Feindes sein, aber er ist dennoch ein Sefira. Er verriet seinen Herrn, um unser Leben zu retten und Elohim aufzuhalten. Was wären wir, wenn wir ihn zum Tode verurteilen, obwohl wir ihm sein Leben verdanken? Vergesst nie, dass es nicht unsere Herkunft oder die Umstände unserer Geburt sind, die uns zu dem machen, wer wir wirklich sind. Es sind allein unsere Entscheidungen. Und Nabi hat sich gegen seinen eigenen Schöpfer entschieden, um uns alle zu retten. Solange ich lebe, werde ich nicht zulassen, dass seine Tat mit einer solchen Strafe gedankt wird.“ Damit wandte er sich Nabi zu und nickte ihm zu. „Komm mit.“ Der Begnadigte gehorchte und folgte dem alten Mann und war sprachlos. Dass der alte Samajim selbst Partei ergriff und sich mit den anderen Sefirot anlegte, geschah so gut wie nie und es gehörte einiges dazu. Er war überwältigt und konnte sein Glück kaum fassen. Als sie die Halle verlassen hatten, da war Nabi immer noch am zittern und brachte kaum ein Wort hervor. Dann aber wischte er sich die Tränen weg und sagte mit tief bewegter Stimme „Vielen Dank, Meister. Ich verspreche Euch, dass ich Euch nicht enttäuschen werde.“

„Das weiß ich doch“, sagte der alte Mann und legte ihm in einer schon fast großväterlichen Geste eine Hand auf die Schulter. „Das weiß ich, mein Freund.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-02-09T18:50:25+00:00 09.02.2015 19:50
Yahhhhh^^ Es beginnt =D die neue Reihe.
Der Anfang war echt super. Bin wirklich gespannt wie es weiter geht.

LG^^Alien^^


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