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Main hoon na - Ich bin immer für dich da

Yugi x Yami
von

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Im Dunkeln liegt der Weg derer...

Im Dunkeln liegt der Weg derer...
 

Die Tore knallten scheppernd gegen die Wände. Atemu nahm auf nichts und niemanden mehr Rücksicht. Seit heute Morgen liefen ihm die Tränen still über sein Gesicht. Er konnte und wollte sie nicht mehr verstecken! Nach der Hinrichtung Seths hatte er sich in sein Gemach zurückgezogen. Der Mond war aufgegangen und Atemu hatte einen Entschluss gefasst. Er würde den Tod Seths rächen und sich Hilfe holen! Er würde das Grab des Pharaos aufsuchen! Wutentbrannt verließ er also sein Gemach und jedes Tor oder jede Tür, die er passierte, schlug schmetternd gegen die Wände. Jeder Knall, jedes Scheppern dröhnte nur so durch den Palast. Die Bediensteten suchten ihr Heil in der Flucht. Noch nie hatten sie den Pharao so in Rage erlebt!

„Subaru!“ brüllte Atemu, als er die Tür zur Soldatenunterkunft aufriss. Auch diese schmetterte brutal gegen die Wand. Alle Soldaten sprangen entsetzt auf. Nur Subaru blieb sitzen und hob seinen Blick süffisant. „Hat man es geschafft, dich aus der Reserve zu locken?“ spöttelte er leise. Mit drei Sätzen war Atemu an dem großen Tisch, an dem bis gerade eben alle Soldaten gesessen hatten und ihr Abendbrot verzehrten. Seine rechte Faust schlug brutal auf die Tischfläche, so dass das ganze Geschirr klirrte und der Tisch sichtlich einknickte. „Hüte deine Zunge!“ brüllte der Pharao unbeherrscht. Immer noch rannen Tränen über sein Gesicht. „Erhebe dich, wenn ich vor dir stehe!“ befahl Atemu herrisch. Subarus Augen verengten sich minimal, doch dann erhob der Offizier der königlichen Leibgarde sich und blickte Atemu fest in die Augen. Er stutzte. Der Pharao war innerlich total aufgewühlt und Tränen rannen unentwegt über dessen Gesicht. „Was ist passiert?“ fragte er leise. Atemu schloss seine Augen und atmete tief durch. Alles in ihm raste vor Wut. Er wollte weg! Er wollte zerstören! Er wollte sich verkriechen... einschlafen und nie mehr aufwachen! „Das spielt keine Rolle...“ unmerklich schüttelte Atemu seinen Kopf. „Verzeih, dass ich so grob war... bin...“ murmelte Atemu leise. „Lass meinen gesamten Beraterstab in den Kerker werfen. Jeder in eine Einzelzelle. Jedes menschliche Wesen hat den Palast zu verlassen, bis ich wieder da bin! Keiner, außer dir, Subaru, hat hier im Palast zu sein. Kümmere dich bitte um die Monster, die hier sind!“ Subaru wurde leichenblass. Nicht nur, dass Atemu sich so eben entschuldigt hatte, nein, auch wegen der Anweisung. Der Offizier hatte ein ungutes Gefühl, dass der Tod Seths eine neue Spirale der Gewalt entfacht hatte. Der Pharao war rasend! Subaru nickte nur knapp. „Danke...“ hauchte Atemu erleichtert und machte auch sofort wieder auf den Absatz kehrt.
 

„Narbengesicht!“ rief Atemu, als er die Käfigtür brutal aufriss. Der Drache zuckte zusammen und blickte verwirrt zu der Person vor ihm. Es war Atemu, keine Frage, aber dieser trug kein Abzeichen seiner Würde, war total in schwarz gehüllt, trug einen kleinen unscheinbaren Dolch in seinen Gürtel und war so aufgelöst. Tränen rannen im einen Fort über sein Gesicht. Seine Gedanken, seine Gefühlswelt war ein offenes Buch für den weißen Drachen. Noch nie hatte der Pharao seine Gedanken so offen dargelegt. Der Weiße war erschlagen von den Emotionen. Immer wieder hatte er das Bild eines Menschenkörpers vor Augen, der in vier Teile zerfetzt wurde. Doch war dieses Bild verschwommen. Atemus Verstand weigerte sich zu verarbeiten, was der Pharao gesehen hatte. Alles in Atemu war ein reines Chaos. Der Pharao trat an den Drachen. „Bring mich zu dem Grab des Pharaos aus der Mär!“ befahl Atemu und schwang sich auch schon auf den Rücken des Drachen. Dieser blinzelte verwirrt. Atemu wollte auf den Drachen reiten ohne Zaum, Rüstung oder sonst was?! „Narbengesicht! Los!“ befahl Atemu ruppig, als der Weiße zögerte. Da drehte der Drachen seinen Kopf nach hinten und blickte Atemu direkt an. „Die Kuppel öffnet sich nicht, wenn ich die Rüstung nicht trage...“ Atemu blickte Narbengesicht in die eisblauen Augen und vergaß für einen Moment alles um sich herum. Er überlegte gerade ernsthaft, ob der Drachen gerade Witze machte! Da blitzte ein schelmischer Funken in den eisblauen Augen auf. „Atemu... das frage ich mich gerade über dich.“ Lachte der Weiße in Atemus Gedanken. Dieser hob nur spöttisch eine Augenbraue. „Du willst mir jetzt nicht einreden, dass dich diese Kuppel auch nur ansatzweise aufhalten würde...“ erwiderte der Pharao sarkastisch in Gedanken zurück. Und wieder war der Drachen verblüfft. Atemu versperrte sich nicht mehr gegen ihn, ließ ihn in seine Gedanken eindringen und antwortete sogar. Ein verächtliches Schnauben war die Antwort auf Atemus Worte. Dann blickte der Weiße zur Kuppel. „Ich weiß nicht, wo das Grab ist. Wir müssen zuerst zu jemanden fliegen, der es weiß!“ – „Dann los!“ Und der Drache breitete seine Flügel aus. Freiheit! „Ich werde deinen Palast zerstören...“ murmelte der Drache nebensächlich. „Als ob dich das sonst abgehalten hätte!“ fauchte Atemu. Der Drache öffnete sein Maul und sammelte seine gesamte Energie für einen Lichtblitz, den er gegen die Kuppel feuerte. Die Kuppel zerbarst und der Drache spannte seine Muskeln an, schlug ein paar Mal mit den Flügeln und schoss auch schon in den weiten Nachthimmel. Vor Vergnügen brüllte er trompetend auf und nahm Kurs zu der Höhle, wo der rote Magier lebte.

Atemu wusste nicht, wie lange sie schon flogen. Der Nachthimmel war klar. Die Flügel des Drachen schlugen stetig. Die Muskeln waren geschmeidig und der Körper des Drachen war so warm. Atemu schmiegte unbewusst sein Gesicht an den Hals des Drachen. Er weinte bitterlich über die momentane Situation und dass er Seth hatte opfern müssen. Machte das hier alles überhaupt noch einen Sinn? Atemu war immer so hart gewesen und so gemein zu Seth, doch dieser hat immer an seiner Seite gestanden, obwohl er erst zum Schluss begriffen hatte, warum Atemu so gehandelt hatte. „Verzeih mir, Seth... Alles würde ich hergeben, damit das alles ungeschehen wird.“ Murmelte der Pharao abwesend. Der Drache drehte leicht seinen Kopf und sah zu den Menschen auf seinen Rücken, der sich an seinen Hals schmiegte und bitterlich weinte. Nach und nach hatte der Drache Ordnung in dem Gefühlschaos des Pharaos bekommen und wusste nun, was geschehen war, warum Atemu so war wie er war und was der Pharao wollte. Tränen glitzerten in den eisblauen Augen. „Ich hab dir Unrecht getan...“ murmelte der Drache und erhöhte das Tempo.

Kurz nach Mitternacht landete der Weiße auf dem Vorplatz der Höhle im Wald. Alles war still und leer. Der Drache verzog misstrauisch seine Augen und sog prüfend die Luft durch seine Nüstern. Atemu hingegen sprang vom Rücken und marschierte direkt auf den Höhleneingang zu. Dem Weißen blieb fassungslos über so viel Leichtsinn der Unterkiefer offen. „Atemu...“ raunte er scharf. Doch der Pharao winkte nur spöttisch ab, als er seinen Fuß hob, um die Höhle zu betreten. Er hielt inne in seiner Bewegung und starrte den Schatten vor sich an. „Was willst du, Pharao?“ erklang ein tiefes, warnendes Knurren in Atemus Gedanken. Der Schatten näherte sich dem Pharao bedrohlich. „Du bist der blinde Drachenfluch...“ raunte Atemu. „Und du bist der Mensch, der Yugis Herz in Scherben zerschmettert hat.“ Stellte der Drache spöttisch fest. Atemu zuckte schmerzhaft zusammen, als diese Worte ihn an Yugis verletzten Blick denken ließen. „Er ist dir nicht egal?“ fragte der Drachenfluch erstaunt und näherte sich wieder dem Pharao, der nun nach und nach einen Schritt nach dem anderen zurückwich. Als der Drache komplett aus der Höhle getreten war, standen sich der Pharao und der Drachenfluch gegenüber. „Er ist mir nicht egal...“ raunte Atemu leise. Der Drachenfluch neigte sein Haupt hinab, um auf Augenhöhe mit dem Pharao zu sein. Dieser hob vorsichtig seine Hand und legte sie zaghaft auf die Stirn des Drachens. Der Drache atmete tief ein und aus. Er nahm den Geruch des Menschen war, lauschte dessen Herzschlag. „Ich muss zum Grab des Pharao aus der Mär...“ murmelte Atemu. Der Drachenfluch grinste. „Folge mir!“ und damit löste sich der Drache und flog in den Himmel. Atemu verharrte einen Moment, doch dann schwang er sich auf den Rücken des Weißen. „Folge ihn...“ bat er leise. Der weiße Drache erhob sich ebenfalls und folgte im halsbrecherischen Tempo den Drachenfluch!
 

Kaum war Atemu wieder verschwunden, da traten Rotauge und der Weiße aus dem Gebüsch. „Hast du das auch gerade gesehen?“ fragte Rotauge verblüfft. Der Weiße blickte nachdenklich in den Himmel. „Man hätte meinen können, Yugi hat da gestanden...“ murmelte er. Plötzlich hörten sie hinter sich Hufe donnern und ein schweres Schnauben. Sekunden später hielt der Schecke mit schlagenden Flanken auf der Lichtung vor den Drachen. „Was ist passiert, Yugi?“ fragte Rotauge irritiert. Unentwegt liefen den Kleinen die Tränen.

Yugi blieb auf seinem Pferd sitzen und starrte eine lange Zeit vor sich hin, bis er abstieg und zu Rotauge blickte. „Tot... Er ist tot... Sie haben Seth hingerichtet!“ murmelte er fassungslos. „Er hat zu geschaut. Der Pharao... und er hat nichts gemacht!“ Yugi bebte am ganzen Körper. Immer wieder sah er den Moment vor Augen, als Seths Körper in vier Teile zerfetzt wurde. „Ich konnte nichts dagegen tun! Da war ein Araber, der mich an der Schulter gepackt hatte und ich konnte mich anschließend nicht mehr bewegen... Ich musste mit ansehen... wie...“ Yugis Stimme brach ab. Er wusste nicht mehr wo oben und unten war. Alles in ihm war ein reines Chaos! Er hatte die Tränen Atemus gesehen. Er wirkte so gequält und verzweifelt, aber warum hat er dann die Hinrichtung nicht aufgehalten? Warum hat Narbengesicht nichts gemacht?! „Narbengesicht hat dem Pharao Treue geschworen...“ brachte Yugi mühsam zwischen seinen Lippen hervor. „Seth wollte bis zum Schluss sein Leben für Atemu geben... Ich verstehe nicht, warum...“ Yugi sank schließlich in die Knie. Sein Schädel dröhnte.

Langsam näherte sich der Weiße dem kleinen Menschen. Er sah das Gefühlschaos, das Dilemma. Leider konnte er nicht helfen. Da musste Yugi alleine durch. Was ihm nur verblüffte, dass die Gefühlswelt des Kleinen identisch mit der Gefühlswelt des Pharaos war. „Yugi...“ raunte er leise beruhigend. Yugi blickte auf und in die eisblauen Augen. „Ich muss zum Grab des Pharao aus der Mär!“ Der Weiße stutzte. „Ich führe dich dahin!“ erklang es da aus der Höhle und der rote Magier trat hinaus. „Springt auf!“ meinte da der Rotauge, mehr als nur wissbegierig, wie die Begegnung zwischen Yugi und Atemu ausgehen würde. Yugi nickte und wie im Trance sprang er auf den Rücken des Drachen. Der Weiße konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. Das würde amüsant werden... Und mit kräftigen Flügelschlägen flogen die Drachen in den Himmel.
 

Die Sonne schien schon hoch am Himmel, als der Drachenfluch vor dem Eingang einer unterirdischen Tempelanlage landete. Als Narbengesicht neben den Drachenfluch landete, sprang Atemu sofort vom Rücken des Drachen. „Danke...“ murmelte er leise und streichelte mit sanfter Hand über den Hals des Drachenfluches. Dann betrat er den Tempel und verschwand im dunklen Gang. Der weiße Drache wollte augenblicklich folgen, als plötzlich der Zauberer der dunklen Magie vor ihm stand. „Bleib bitte draußen und warte hier. Dort drin könnte es ziemlich hässlich werden. Und ich weiß nicht, ob du das sehen möchtest...“ Damit wandte sich der Magier ab und folgte dem Pharao auf den Fuß. Narbengesicht runzelte leise die Stirn. Plötzlich spürte er die Gedankenwelt von Yugi. Er war auch auf den Weg hier her. Oh ja... das würde hässlich werden! Die Drachen zogen sich zurück und beobachteten aus der Ferne.

Atemu schritt immer voran durch die Gänge. Er wusste nicht, wohin er sollte, doch lief er einfach einem inneren Drang folgend. Der Magier folgte ihn auf dem Fuß. Der Pharao wusste nicht, wie lange er schon in den Gängen herumirrte, als er plötzlich vor einem Eingang stehen blieb. Im Eingang stand ein Araber mit azurblauen Augen. Dieser verneigte sich leicht und machte den Weg frei. Atemu neigte kurz sein Haupt und betrat den Raum. Abrupt blieb er stehen. Der Raum vor ihm war eigentlich mehr ein riesiger Saal mit einer sehr hohen kuppelförmigen Decke. Der Saal war rund. An den Wänden waren Bilder und Fresken, die von vergangenen Tagen und Taten erzählten. Erleuchtet wurde der Raum von hunderten von Fackeln. Der Boden war aus weißem Marmor. Ein riesiger Bannkreis mit Inschriften war auf dem Boden aufgezeichnet. Direkt gegenüber vom Eingang an der Wand hing eine große Tafel. Unter der Tafel war im Boden eine Steinplatte eingelassen. Ein einziges Motiv war auf der Steinplatte zu erkennen: Ein weißer Drachen hielt den sterbenden Pharao schützend in seinen Krallen. Tränen liefen über das Gesicht des Drachen. Auf der Tafel selber las Atemu folgende Inschrift:
 

„Pert Kertu ~

Der Leichnam wird zu Grabe getragen und der Körper zerfällt zu Sand, wird zu Staub...

Selbst das glänzendste Gold, selbst das schärfste Schwert

ist eingehüllt im Mantel der Zeit.

Wehe dem Pharao,

wenn für seinen Körper sogar sein Name fehlt...

Die Zeit ist ein Schlachtfeld der Seelen

Ich weine das Lied des Kampfes, das Lied eines Freundes.

Zu dem Ort weit entfernt, wo sich die Seelen treffen... Führe ihn.“
 

Atemu war tief ergriffen über die Worte. Langsam näherte er sich der Steintafel und dem Grab des Pharaos. In tiefster Demut sank Atemu in die Knie und verharrte so.
 

Mit kräftigen Flügelschlägen landete Rotauge neben den weißen Drachen vor dem Eingang der unterirdischen Tempelanlage. Yugi und der rote Magier sprangen von den Drachen. Kurz stutzte Yugi. Ihm war so, als ob er Narbengesicht gespürt hatte. Schnell, aber mit scharfem Auge, blickte sich der Kleine um. Entdeckte jedoch nichts Auffälliges. Also betrat er kurzer Hand den dunklen Gang. Er schwor sich, er würde den Araber in der Luft zerreißen – und wenn dieser Ra persönlich wäre!

Die Drachen wollten Yugi folgen, doch der rote Magier schüttelte nur den Kopf. „Die Auseinandersetzung wird sehr hässlich werden. Ihr solltet nicht dabei sein und die tiefen Abgründe einer menschlichen Seele zu sehen bekommen!“ Die Drachen blickten verblüfft in die Augen des Magiers. Diese Augen waren jetzt anders als sonst. Nicht mehr nur grün und unergründlich... nein, sie waren tief und unendlich. Sie sahen ganze Galaxien in den Augen, sahen die Unendlichkeit, Licht und Schatten, Liebe und Hass... Der weiße Drache war älter, viel älter als der Rotauge und seine Augen weiteten sich vor Verblüffung. Sollte der rote Magier etwa... Demütig verneigte er sich tief vor dem Magier. „Wenn du meinst, dass es besser ist, werden wir warten.“ Der Magier lächelte dankbar und betrat nun ebenfalls den dunklen Gang. Rotauge hatte das Verhalten des Weißen beobachtet und war verwirrt. „Wer ist er?“ fragte er dann leise. Der Weiße lächelte warm. „Jemand, der seit Anbeginn der Zeit auf der Erde weilt... gesegnet mit der Magie der Götter.“

Yugi irrte seit einer gefühlten Ewigkeit durch die dunklen Gänge, kam an verschiedenen Kammern vorbei und sah plötzlich einen hellen Punkt vor sich. Zielsicher strebte er dem Licht zu, gefolgt von dem roten Magier. Als Yugi sich dem Licht näher kam, erkannte er eine Gestalt am Eingang einer weiteren Kammer. Die Gestalt blickte direkt und abwartend zu Yugi. Dieser erkannte die hellen azurblauen Augen. Es war der Araber von der Hinrichtung! Wutentbrannt rannte Yugi auf den Araber zu, packte ihn am Kragen und warf ihn brutal gegen die Felsenwand. „Du...“ fauchte er. Der Araber zuckte mit keiner Wimper, verzog noch nicht mal den leisesten Muskeln vor Schmerzen, als sein Rücken gegen die Wand prallte. „Mein Name ist Shadee. Ich bin der Wächter zwischen dem Reich der Lebenden und dem Reich der Toten.“ Yugi starrte in die azurblauen Augen. Es interessierte ihm gerade rein wenig, wer der Araber war. Voller Hass hob er seine Faust und wollte Shadee mitten ins Gesicht schlagen, als ihm eine Bewegung in den Augenwinkeln inne halten ließ. Yugi blickte in den Raum, in dessen Eingang sie standen und erstarrte. Er sah Atemu vor einer Steintafel auf den Knien liegen. Atemu... Plötzlich war Shadee vergessen! Er ließ den Araber los und näherte sich langsam den Pharao. „Wie kommt es, dass ausgerechnet du im Staub liegst?“ bellte Yugi spöttisch. Zu seiner Verblüffung reagierte Atemu nicht.

Dieser hatte die Anwesenheit Yugis bereits gespürt gehabt, als der Kleine noch mit Shadee beschäftigt war. Der beißende Tonfall schmerzte dem Pharao, doch ließ er sich nichts anmerken. Er konnte und durfte sich jetzt nicht auf eine Auseinandersetzung mit Yugi einlassen! Er war noch zu sehr aufgewühlt von dem Tod Seths. Atemu atmete tief durch, beendete sein Gebet und erhob sich. Langsam drehte er sich seinem kleinen Dieb zu. „Ich habe für den hier begrabenen Pharao gebetet.“ Atemus Stimme war ruhig und neutral. Yugi fletschte verwirrt seine Zähne. Wer war die Person vor ihm? Seine Instinkte sagten ihn, dass es der Pharao war, aber das Verhalten der Person war so überhaupt nicht typisch Atemu. Leise setzte sich Atemu in Bewegung und wollte den Raum verlassen. Sein Blick fiel auf den roten Magier, der dicht hinter Yugi stand. Irgendwas gefiel Atemu nicht an dem Magier. Er runzelte die Stirn. Sicher das es ein Magier war und nicht ein Drache? Leicht schüttelte er seinen Kopf.

„Du wagst es tatsächlich... nach allem, was gewesen ist, mich einfach so stehen zu lassen?!“ fauchte Yugi. Sein ganzer Körper zitterte vor Wut. Er hatte seine Selbstbeherrschung verloren. Seine Vernunft hatte sich abgemeldet. Yugi war nur noch ein Körper aus Emotionen ohne Verstand. Blitzschnell machte Yugi eine Handbewegung und ein Bannkreis unter ihm leuchtete auf. Bei seinen letzten Worten hob Yugi seine rechte Hand gegen Atemu, vergrößerte blitzschnell den Kreis, so dass dessen unsichtbare Wand Atemu gegen die Wand warf. Yugis Augen verengten sich spöttisch, als er die Kraft der Fackeln in sich absorbierte und eine dunkle Feuerkugel formte und sie gegen den am Boden liegenden Pharao schoss. Der Zauberer der dunklen Magie stieß brutal sein Zepter auf den Marmorboden auf und ein silberner Spiegel baute sich vor Atemu auf und warf den Angriff zu Yugi zurück. Dieser fauchte leicht, als er seinen Bannkreis verstärkte und somit den Angriff absorbierte.

Der Pharao erhob sich langsam. „Du willst kämpfen?“ fragte er tonlos. Dabei sich mühsam beherrschend. Er tobte innerlich vor Wut. Langsam trat er in den großen Bannkreis auf den Marmorboden und blieb gegenüber von Yugi stehen. Eine herrische Handbewegung und sein Zauberer stellte sich vor ihm hin. Mit einem erneuten Zepterstoß gegen den Boden beschwor der Zauberer dunkle, tiefe Schatten. Aus allen Ecken krochen Schatten, Nebel, Ängste... bis der gesamte Raum komplett in eine phosphorzierende Dunkelheit gehüllt war. Nur der Bannkreis und seine Inschriften auf den Marmorboden leuchteten grell auf. Atemu konnte nicht mehr. Seine Selbstbeherrschung brach zusammen. Wut, Hass, Trauer, Schmerz, Verzweiflung drangen durch jede Faser seines Körpers.

Verblüfft hatte Yugi den Pharao beobachtet, als dieser sich ihm gegenüber hinstellte und sein Magier diese Dunkelheit gerufen hatte. Yugi zögerte kurz. Wer war diese Person vor ihm? Sie war anders. Der Pharao strahlte eine uralte Macht aus, die Yugi fast dem Atem verschlug. Und plötzlich raste eine magische Schockwelle durch den Raum und die Finsternis wurde noch tiefer. Yugi spürte nun gar nichts mehr vom Pharao, sondern nur noch Gefühle. Atemu hatte sich verabschiedet. „Feigling!“ fauchte er da und zog um sich erneut einen Bannkreis. „Pharao... Warum hast du Seth hinrichten lassen!“ wollte der Kleine wissen und gab sich wirklich Mühe nicht zu brüllen. „Bauernopfer...“ kam es leise zwischen den Lippen und Atemus Augen funkelten herausfordernd. In Yugi brannten sämtliche Sicherungen durch.

Der ganze Bannkreis um den Kleinen wurde tief schwarz. Eine dunkle mächtige Aura erfüllte nun den gesamten Raum und versuchte alles und jeden zu verschlingen.

Atemus Magier zischte abfällig, als er mit nur einer Handbewegung die Schatten vernichtete. Yugi war empört über diese Reaktion. „Stirb!“ brüllte er und er ließ beide Hände an seinem Körper runter hängen. Er schloss seine Augen und befahl seinen Roten hinter sich. Er sollte ihm seine Kraft leihen! Blitzschnell absorbierte Yugi die Energie der Erde, des Feuers, der Luft. Mit eiskalten und hasserfüllten Blick öffnete Yugi wieder seine Augen und richtete seine Hände gegen den Magier. Ein enormer Energiestrahl flog direkt auf den Zauberer der dunklen Magie zu. Der Zauberer stieß sein Zepter tief in den Marmorboden. Eine undurchdringliche Wand entstand wie ein Schild vor ihm. Blitzschnell sammelte er seine gesamte Energie und legte sie in den Schutzwall. Er wusste, dass Atemu Yugi nie ein Haar krümmen würde, also setzte er erst einmal nur auf Verteidigung.

Yugi starrte leicht verblüfft auf den Schutzwall des Zauberers. Zuerst lächelte er spöttisch, doch je mehr sich Yugi anstrengte, der Schutzwall gab nicht nach. Der Magier war zu mächtig. Dies brachte Yugi nur noch mehr in Rage und er bezog nun auch die Energie aus den Schatten und der Dunkelheit, um so eine Attacke noch stärker zu machen und zu intensivieren. Plötzlich spürte er nicht mehr die Präsenz seines roten Magiers in seinem Rücken. Nein, da war etwas anderes, wilderes, stärkeres, gefährlicheres! Die Aura war ihm vertraut. Er wusste, dass er dieser Aura blind vertrauen konnte, doch war sie auch anders. Sie spendete ihm mehr Kraft und Energie. Ein tiefes dröhnendes Brüllen erklang hinter ihm. Yugi runzelte minimal seine Stirn. Ein Drache? Doch er dachte nicht mehr weiter nach, weil eine enorme Energie durch seinen Körper raste. Diese Energie bemächtigte sich der Emotionen Yugis und so war dieser nun endgültig nicht mehr in der Lage auch nur ansatzweise klar zu denken.

Atemu stand hinter seinen Zauberer und zuckte mit keiner Wimper, als Yugis Angriff auf ihn zugerast kam. Ruhig und gelassen beobachtete er, wie sein Zauberer souverän einen Schutzwall hochzog. Er knickte minimal ein ob der enormen Kraft des Angriffs, doch hatte er sich sofort wieder gefangen und konzentrierte sich kontinuierlich darauf, den Schutzwall aufrecht zu erhalten und Atemus Geist wieder zu beruhigen. Atemu hörte in einem Fort Beschwörungsformeln in seinen Gedanken. Monoton und beruhigend. Mit leerem Blick starrte er zu Yugi, sich einfach nur noch von seinen Gefühlen leitend. Endlich zeigten die monoton gesprochenen Worte des Magiers Wirkung und ganz langsam beruhigte sich Atemus Innere. Er bekam wieder die Kontrolle über seine Gefühle, seinen Verstand und sein Denken setzte ein. Zweimal blinzelte er ungläubig als er Yugi betrachtete. Hinter ihm wandelte sich der rote Magier zu einem dreiköpfigen weißen Drachen. Fassungslos weiteten sich die Augen des Pharaos. Der weiße Drache brüllte dröhnend und wurde plötzlich dunkler. Sein Zauberer knickte ein unter der Stärke des Angriffes. Yugi bekam seine neue Energie von dem Wesen hinter sich. Aber wieso veränderte sich die Farbe des Drachen? Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen vor Augen. Narbengesicht war auch nach jeder Schlacht grauer geworden. Leid, Hass, Schmerz... Nein! Yugi musste mit seiner Raserei aufhören!

„Bitte...“ flüsterte der Pharao in den Gedanken seinen Zauberer zu. Dieser wusste, was Atemu begehrte, doch sollte er es wirklich tun? Doch alleine konnte er dem Angriff nicht standhalten und außerdem war da dieser Drachen im Rücken Yugis. Zum aller ersten Mal seit Urzeiten vertraute sich ein Magier einem Menschen komplett an. Ein glühend roter Kreis erschien unter dem Zauberer der dunklen Magie. In dem Kreis waren viele verschiedene Inschriften und ein Pentagramm durchzog den Kreis. Ein rotgoldener Lichtstrahl schoss in den Himmel und der Magier und der Pharao verschmolzen miteinander. Zwei Gedanken wurden zu einem. Zwei Herzschläge wurden zu einem. Zwei Körper zu einem. Eine Seele unterwarf sich der anderen vollkommen und die Seelen verschmolzen miteinander. Atemu schrie innerlich gepeinigt auf, als diese Energie und Macht glühend heiß durch seinen Körper raste. Sein Kopf drohte zu zerbersten vor Schmerzen, als das ganze Wissen des Magiers auf ihn einprallte. Mühsam zwang er seine Augen auf und starrte zu Yugi. Eine innere Ruhe durchfuhr seinen Körper. Er blendete alles aus. Er stand wieder auf und griff nach dem Zepter. Er riss diesen aus dem Boden und zerstörte somit den Schutzwall. Der Energiestrahl raste nun auf Atemu zu, doch dieser wich mit einer Leichtigkeit aus. Die Attacke explodierte krachend an der Wand hinter ihm. Yugi stutzte kurz. „Yugi, hör auf damit!“ dröhnte gebieterisch die Stimme des Pharaos durch den Raum. „Womit?!“ brüllte der Kleine und formte schon wieder einen Energiestrahl. „Der weiße Drache hinter dir wird immer dunkler! Komm wieder zur Vernunft und lass dich nicht von deinen Gefühlen beherrschen!“ – „Musst du gerade sagen, Pharao! Du bist doch derjenige, der seine Verbündeten und Freunde verrät! Du bist doch derjenige, der alle Monster versklavt und Drachen töten lässt! Von deinen Monstern, die du versklavt hast, gibt es kein einziges was dich verschonen würde, wenn du ihnen die Freiheit wiedergeben würdest! Kein Monster würde dir gehorchen! Du trittst dein Volk mit Füßen! Du hast Seth ermorden lassen!“ Yugi war außer sich vor Wut und brüllte nur noch in einem fort. „Yugi, es reicht!“ donnerte Atemu und mit einer Handbewegung schlug er den Energiestrahl aus Yugis Händen. Der dreiköpfige Drachen hinter Yugi wurde immer dunkler. Er begann schwarz zu werden. Entsetzen ergriff Atemu. Was sollte er noch tun. Es fiel ihm nichts anderes ein, als Yugi anzugreifen und ihn so schwer zu verletzen, dass er bewusstlos wird... und dabei hoffen, dass es Yugi nicht umbrachte. Atemu sammelte seine gesamte Energie und griff dabei auf das Wissen des Magiers zurück. Er musste sich beeilen, denn der Drache war fast schwarz. Wenn die eisblauen Augen auch schwarz waren... Atemu wagte es sich nicht auszumalen, was dann mit Yugi geschehen würde! „Bitte verzeih...“ murmelte Atemu, als er sein Zepter auf Yugi richtete und einen dunkelschwarzen rotgoldenen Energiestrahl abschoss.
 

Als Yugi und der rote Magier im Eingang verschwunden waren, kamen Narbengesicht und der Drachenfluch zu den anderen beiden Drachen. Sie unterhielten sich und erzählten einander, was die letzten Jahre alles passiert war. Plötzlich schien es, als ob der Drachenfluch lauschen würde. „Sie kämpfen. Atemus Zauberer hat die Schatten beschworen...“ raunte er leise. Narbengesicht blickte auf und lauschte gespannt. Er spürte und hörte nichts. Auch der Weiße runzelte die Stirn. Er spürte Yugi nicht mehr. „Sie lassen sich gerade von ihren Gefühlen überrennen.“ Shadee trat an die Drachen ran, als er diese Worte sagte. „Was willst du hier, Geist!“ knurrte der weiße Drache leise. Seine Zähne leicht gebleckt. Rotauge und Narbengesicht verhielten sich abwartend. Nur Drachenfluch grinste vergnügt. „Lange nicht gesehen, Shadee.“ Sprach er süffisant. Shadee verneigte sich leicht vor dem Drachenfluch und dann richtete er seine azurblauen Augen auf den Weißen. „Warum so feindselig?“ – „Immer, wenn du auftauchst, passiert etwas. Meistens gibt es ein großes Blutvergießen! Warum wolltest du, dass Yugi hierher kommt?“ Shadee blickte lange in eisblaue Augen. „Es ist Zeit, dass...“ weiter kam Shadee nicht. Narbengesicht hatte ein Bild von Atemu aufgefangen. Atemu war verzweifelt und starrte auf einen fast schwarzen dreiköpfigen Drachen. Mit einem trompetenden Brüllen erhob sich Narbengesicht und schoss mit wenigen Flügelschlägen in die engen Gänge. Rotauge und der Weiße hatte das Bild von Narbengesicht weitergeleitet bekommen und sie folgten entsetzt dem Drachen. Shadee blickte den drei Drachen nach. „So wie es aussieht, wird die Mär wohl dieses Mal anders ausgehen...“ murmelte der Drachenfluch. Shadee nickte nachdenklich. „Du wusstest es?“ Der Drachenfluch grinste leise und neigte sein Haupt ganz nah an Shadees Gesicht. Dieser sah die kleinen Augen. „Du bist gar nicht geblendet!“ – „Richtig, Geist. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Wächter sich so leicht in die Irre führen lässt. – Ja, ich habe es in dem Moment gewusst, was passieren wird und du vor hast, als ich in Atemus und Yugis Gedanken gelesen habe. Seths Opfer war unnötig! Auch dein Eingreifen war nicht gut. Beide Seelen sind noch nicht gefestigt genug, dieser Macht und diesem Wissen stand zu halten! – Ich freue mich schon auf die große Schlacht! Mal schauen, wer gewinnen wird!“ Shadee blickte nachdenklich zum Drachenfluch. „Derjenige, vor dem sich Osiris, der Himmelsdrachen verneigen wird!“ antwortete er auf die Worte des Drachenfluches.

Narbengesicht war rasend vor Angst um Atemu und Yugi. Wenn der Pharao diesen Angriff ausführen würde, würde er Yugi töten! Und wenn er dies tat, dann würde Atemu innerlich zu Grunde gehen! Die Gänge wurden immer enger und der Drache zog sich viele Verletzungen zu, wenn er immer wieder brutal seine Flügel schlug und dabei Gemäuer mit einriss. Jetzt spürte er die Schatten, den ruhigen Verstand des Pharaos und die hässlichen Gefühle Yugis. Mit einer enormen Kraftanstrengung katapultierte er sich durch die Schattenwand. Noch zwei weitere Flügelschläge und er packte Atemu mit seinem Maul, als dieser so eben Yugi angriff. „Du, Narr!“ brüllte er Yugi an und flog mit dem Pharao im Maul Richtung Decke des Raumes.

Im gleichen Moment, wie Narbengesicht den Pharao gepackt hatte, warf sich Rotauge mit voller Wucht gegen Yugi. Dieser wurde aus dem Weg geschleudert und die Energieattacke explodierte in dem Gemäuer. Allerdings war die Wucht des Aufpralls so brutal, dass Yugi gellend vor Schmerzen aufschrie. Und da brüllte auch schon Narbengesicht den Kleinen in Gedanken an. Yugi zuckte geschockt zusammen und starrte auf den Drachen, der sich Richtung Decke bewegte. Der dreiköpfige Drache hinter Yugi wurde wieder weiß und verwandelte sich langsam wieder zu dem roten Magier.

„Du tust mir weh...“ stöhnte Atemu. Narbengesicht reagierte nicht. „Narbengesicht!“ fauchte Atemu nun. „Du kommst dort nicht durch!“ Narbengesicht antwortete immer noch nicht. Im Gegenteil, er erhöhte das Tempo. Er wollte Atemu nur hier rausbringen. Mit voller Wucht warf sich der Drache gegen die Decke. Für einen kurzen Moment schien es, dass der Drachen wieder zurückgeworfen wurde, doch dann gab das Gemäuer nach und der Drache katapultierte sich in den freien Himmel. Mit rasendem Tempo nahm der Drache Kurs zu Atemus Palast.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Usaria
2016-11-24T22:45:55+00:00 24.11.2016 23:45
Da ist wohl Yami in dem kleinen Yugi erwacht. Na ich bin mal gespannt wies weiter geht

Von:  Reika_Tsukino
2015-03-07T13:28:42+00:00 07.03.2015 14:28
Tolles Kapitel
Bien echt schprachlos aber das der Rote Magier ein Drache ist hätte ich nie gedacht da muss ich sage beide daumen nach oben

Nochmal echt tolles Kapitel und mach weiter so


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