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Last Desire 13

von

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Alltag und Veränderungen

Nachdem sie noch knapp eine Woche in England verbracht hatten, war nun die Zeit des Aufbruchs gekommen. Dathans Entschluss, Nastasja nach Amerika zu folgen, war endgültig und als sie am Flughafen waren, kamen Nabi und Samajim vorbei, um sich noch persönlich zu verabschieden. Und sie hatten einen Überraschungsgast mitgebracht. Eva, die inzwischen wieder aus dem Koma aufgewacht war und sich auch wieder vollständig erholt hatte, schloss ihren Bruder in die Arme und war einfach nur froh, dass es endlich vorbei war und dass alles gut ausgegangen war. Sie war kaum wiederzuerkennen. Hatte sie vorher noch gewirkt, als hätte sie innerlich schon längst mit ihrem Leben abgeschlossen so wie Alice, war sie ähnlich wie Frederica die Lebensfreude in Person und man sah auch, dass es ihr wirklich besser ging. Liam wurde schon fast emotional, als er seine Schwester umarmte und sich für all die Dinge entschuldigte, die vorgefallen waren und die zwischen ihnen gestanden hatten. Und ebenso bereute er auch, was er ihr alles an den Kopf geworfen hatte. Eva war ihm nicht böse drum. Sie schüttelte nur den Kopf und sagte „Lass uns das alles ein für alle Male vergessen und von neu anfangen, ja?“ Da Eva momentan keine Bleibe hatte, bot Liam ihr an, solange bei ihm im Haus zu wohnen. Jeremiel brauchte sowieso jemanden, der ihn auf sein zukünftiges Leben als Sefira vorbereitete, wenn er keine Zeit hatte und sich um seine Geschäfte kümmern musste. Außerdem könne sie auch ihm mehr über die Geschichte und das Leben der Sefirot beibringen. Eva bot ihm daraufhin an, dass sie seine Erinnerungen auch wiederherstellen könne, aber das lehnte er mit der Erklärung ab, dass das nicht sein Leben sei, sondern das von Araphel. Mit seinem alten Leben wollte er nichts mehr zu tun haben und hatte dieses Kapitel endgültig abgeschlossen. Und sie alle respektierten die Entscheidung. Als sie wieder zurück in Amerika waren, wurden sie von Andrew, Oliver und den Millers in Empfang genommen und herzlich begrüßt. Rumikos Schwangerschaftsbauch war inzwischen erkennbar und sie war trotz allem das blühende Leben und war überglücklich, ihre zweite Familie wieder sicher in der Nähe zu wissen. Und sogleich hieß sie auch Dathan als Neuzugang der Familie herzlich willkommen und grüßte ihn auf dieselbe herzliche Art wie alle anderen auch. Nämlich mit einer Umarmung, was ihn erst mal erschrocken zusammenzucken ließ und danach geriet er vor Schreck regelrecht ins Stottern und brachte kaum ein Wort hervor. Aber da Rumiko so ein ähnliches Verhalten von ihrem Mann her kannte, reagierte sie sehr gelassen darüber. Mit ein klein wenig Verspätung kamen auch Johnny und Delta dazu, die sich mal wieder wegen irgendetwas am Streiten waren und danach aussahen, als wollten sie sich an die Gurgel gehen. Aber kaum, dass sie Liam und Jeremiel sahen, war der Streit längst vergessen. Stattdessen war Delta wieder ganz in seinem Element und umarmte Jeremiel stürmisch, wobei er ihn so fest umarmte, dass er ihm fast die Rippen brach. Mit Tränen in den Augen rief er wehleidig „Oh Engelchen, ich hatte solche Angst um dich. Aber keine Angst. Mama Delta ist ja da und kümmert sich um dich. Es wird alles wieder gut werden.“ Jeremiel hatte sichtlich Mühe, wieder Abstand zu ihm zu gewinnen und zu erklären „Mir geht es gut und mir fehlt auch nichts. Aber trotzdem danke, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast, Delta. Es freut mich auch wirklich, dich und Johnny wiederzusehen.“ Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, begutachtete ihn der Kimonoträger aufmerksam und stellte schließlich fest „Mensch, Engelchen. Kann es sein, dass du irgendwie… na ja… erwachsener geworden bist? Du hast dich ja richtig verändert.“ „Ja… so kann man es nennen“, murmelte der Blondhaarige, aber er ging nicht näher ins Detail diesbezüglich. Er sprach ohnehin nicht gerne darüber. Johnny begrüßte ihn auf seine eigene freche Art und zeigte sich nicht so melodramatisch wie Delta, aber auch er musste zugeben, dass er sich Sorgen gemacht hatte. Und als die beiden Seraphim erfuhren, dass Liam sich mit seiner Schwester versöhnt hatte und diese nun erst mal bei ihm wohnen würde, da war ihnen die Erleichterung darüber auch deutlich anzusehen. Immerhin hatten sie auch diese heftigen Auseinandersetzungen mitgekriegt und insgeheim gehofft, dass sich irgendwann mal etwas daran ändern würde.
 

Zur Feier ihrer Rückkehr gingen sie am Abend alle ins Lovely Evening, während Rumiko die Kinder der Obhut einer Babysitterin anvertraute. So saßen sie alle zusammen und erzählten die ganze Geschichte. Welche Personen dahintersteckten, welche Motive zu diesem Projekt geführt hatten und wie es außer Kontrolle geraten war. Sie erzählten von Alice und was dazu geführt hatte, dass sie so einen Weg gegangen war und welche Verbindung Lacie Dravis zu ihr hatte. Auch Alices und Lacies Tod ließen sie nicht aus und schließlich kehrte für einen Moment lang stiller Ernst in die Runde ein. Dann aber hob Nastasja ihr Glas und sagte „Trinken wir einen auf Alice und Lacie. Darauf, dass sie den Sefirot den Frieden gebracht und Elohims Zorn für immer vernichtet haben. Und auf dass sie beide ihr Glück finden, wo auch immer sie jetzt sein mögen.“ Einstimmig erhoben sie ihre Gläser und hielten einen kurzen Schweigemoment ab. Die Feier in der Bar zog sich bis spät in die Nacht hinein, zumindest für die meisten von ihnen. Sheol und Ezra mussten früher nach Hause und Elion und Watari gingen mit. Nachdenklich gingen sie durch die Straßen von Boston und irgendwie war ihnen so, als wäre es eine Ewigkeit her, dass sie zuletzt hier gewesen waren. Nun gut, es waren knapp drei oder vier Wochen gewesen, dass sie weg waren. Und es war ja auch viel passiert. Selbst nach diesen ganzen Geschehnissen hatten sie eine Woche gebraucht, um sich von der ganzen Aufregung und den Strapazen zu erholen. Auch für Elion würde es eine Zeit lang brauchen, bis er sich daran gewöhnt hatte, dass Watari sein Großvater war. Und irgendwie klang es für ihn auch merkwürdig, ihn nun auch so zu nennen. Auch für den alten Mann war es eine Umgewöhnung, denn lange Zeit war L seine einzige Familie gewesen. Er hatte seine Tochter lange Zeit für tot gehalten und nun hatte er einen 27-jährigen Enkelsohn. Und sein Entschluss stand fest, dass er nicht noch mal denselben Fehler begehen würde und Elion in irgendeiner Art und Weise in eine Richtung drängte, die dieser nicht wollte. Die Geschehnisse mit Alice hatten ihn ein für alle Male gelehrt, Elion seinen eigenen Weg gehen zu lassen, wie auch immer er aussehen mochte. „Sag mal Großvater, woran denkst du gerade?“ fragte der Proxy nach einer Weile, als er so die Straße entlang ging und dabei Ezras Hand hielt. „Nun“, sagte Watari gedehnt. „Über nichts Bestimmtes. Sag mal Elion, hast du schon Pläne für die Zukunft, was du später werden willst?“

„Klar. Wenn ich mit meinem Studium fertig bin, will ich Streetworker werden und Straßenkindern helfen, die in einer ähnlichen Situation sind wie Ezra. Die Kinder brauchen Hilfe und jemanden, der ihnen zuhört, findest du nicht auch?“

„Das auf jeden Fall. Und ich glaube, du wirst deine Sache hervorragend machen. Geh du nur deinen Weg und mache das, was dir Freude macht. Deine Mutter hätte das genauso gewollt.“ Als Watari Alice erwähnte, da wurde Elion ruhig und betrachtete den sternklaren Himmel, wobei er etwas nachdenklich wirkte. „Früher habe ich immer gedacht, meine Mutter würde mich nicht lieben, weil sie mich ja diesen ganzen Experimenten ausgesetzt hat. Aber letzten Endes hat sie mich doch sehr geliebt. Und darüber bin ich wirklich sehr froh.“

Schließlich erreichten sie die Villa, die früher mal ein kleines Hotel gewesen war und bemerkten, dass im Vorgarten des Nachbarhauses ein Schild stand mit der roten Aufschrift VERKAUFT. Überrascht blieben sie stehen und Ezra hob die Augenbrauen, als er das sah. „Oh. Anscheinend haben sie endlich das Haus verkauft und wir kriegen Nachbarn. Bin ja mal gespannt, wann die einziehen.“ „Hoffentlich ist das keine dieser spießigen Vorstadtfamilien“, warf Sheol dazwischen und holte schon mal den Schlüssel hervor. Doch als er die Stufen zur Veranda hinaufging und schon die Tür aufschließen wollte, da fiel ihm ein kleines Päckchen auf der Türschwelle auf, welches in Paketpapier eingewickelt war. Er hob es auf und nachdem er die Tür aufgeschlossen und drinnen das Licht angeschaltet hatte, sah er, dass es keinen Absender hatte. Das Päckchen war recht klein und auch nicht sonderlich schwer. Da auch nicht drauf stand, für wen es war, öffnete er es kurzerhand und stellte mit Enttäuschung fest, dass es nur ein Buch war. „Ach Scheiße. Warum zum Teufel müssen es ausgerechnet Bücher sein? Das ist langweilig.“

„Vielleicht hat Nastasja mal wieder irgendwas bestellt“, vermutete Ezra und zog seine Jacke aus. „Was ist das überhaupt für eines?“ „Ein Roman eben halt“, antwortete der kurz geratene Rotschopf und zeigte es ihnen. Tatsächlich handelte es sich nicht um eines dieser Fachlektüren, die sich Nastasja hin und wieder mal bestellte, um sich auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen. Nein, es war tatsächlich ein Roman und trug den Titel „Die Straße nach Utopia“. „Von wem ist das denn?“

„Keine Ahnung. Da stand kein Absender drauf. Das muss jemand einfach vor die Tür gelegt haben.“ Elion sah sich das Buch genauer an und stellte fest, dass es sich um ein Buch dieser „Celia Walters“ handelte. Watari hatte die drei Bücher gelesen, bevor sie nach Amerika zurückgekehrt waren. Neben „Ein Mal London und zurück“ und „Die Stadt meiner Träume“ hatte sie auch „Begegnung mit Lady Greensleeves“ geschrieben. Ob das ein neues Buch von ihr war? Elion öffnete die erste Seite, wo er eine Widmung fand, die „Für meine Familie“ lautete und offenbar handelte es sich wieder um einen Lacie Dravis Roman. So langsam verstand er nun, was das ganze zu bedeuten hatte. Mit einem wissenden Lächeln reichte er es schließlich an Watari weiter. „Das ist offenbar ein neues Buch von Celia Walters. Vielleicht willst du es ja lesen.“

„Wie?“ fragte Watari verwirrt und nahm das Buch entgegen, dann sah er es sich genauer an. Und tatsächlich. Es war ein Buch von Celia Walters und es handelte sich um einen vierten Lacie Dravis Roman. Aber das konnte doch nicht möglich sein. Celia Walters hatte nur drei Bücher geschrieben, das wusste er selbst und außerdem waren diese Bücher auch schon sehr alt. Danach waren nie wieder welche geschrieben worden und außerdem war die Autorin tot. Es musste also jemand anderes unter ihrem Pseudonym weiterschreiben. Aber wieso hatte jemand dieses Buch auf die Türschwelle gelegt und nicht mal einen Absender draufgeschrieben? Merkwürdig… Ob sich da jemand einen Spaß erlaubte? Nun, es gab nur einen Weg, um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um einen typischen Celia Walters Roman handelte. Nachdem sich Sheol, Ezra und Elion auf ihre Zimmer zurückgezogen hatten, setzte sich Watari mit einer Tasse Earl Grey Tea ins Wohnzimmer und begann zu lesen. Und er war nach kürzester Zeit so in den Roman vertieft, dass er völlig die Zeit vergaß und erst bemerkte, wie spät es eigentlich war, als die anderen so langsam wieder zurückkehrten. Lautes Gelächter war im Flur zu hören und man vernahm etwas wankende Schritte und wie jemand rief „Nastasja, geh besser etwas langsamer. Du hast ein wenig zu viel getrunken.“

„Ach was, ich bin bloß gut angeheitert, mehr nicht. Einen Russen kriegst du nicht so schnell betrunken!“ Daraufhin war ein prustendes Lachen zu hören und wenig später kamen Dathan und Nastasja ins Wohnzimmer. Frederica war auch dabei, um dem Unvergänglichen zu helfen, die betrunkene Russin zu stützen, die ein wenig zu tief ins Glas geschaut hatte. Sie hatte ja auch einen ordentlichen Zug an den Tag gelegt und als sie von einem der schwulen Jungs aus der Bar zu einem Trinkspiel herausgefordert worden war, hatte sie einfach nicht ablehnen können. Als sie aber Watari da so ganz alleine im Wohnzimmer sitzen sah, wurde sie wenigstens wieder genug klar im Kopf, um vernünftig zu reden. Und zumindest konnte sie vernünftig stehen. Sturzbetrunken war sie also nicht. „Was machst du hier noch im Wohnzimmer? Ist irgendetwas?“

„Das hat jemand vor die Tür gelegt“, erklärte er und reichte das Buch an Nastasja und sogleich schaute auch Dathan es sich an. Als er den Namen der Autorin sah, runzelte er verwundert die Stirn und schüttelte den Kopf. „Das ist ja merkwürdig. Schreibt da jemand unter Alices Pseudonym etwa neue Romane?“

„Naja. Ich bin zwar noch erst beim zweiten Kapitel, aber es liest sich haargenau wie ein Celia Walters Roman. Es ist der gleiche Schreibstil, ohne Zweifel. Wer auch immer ihren Stil kopiert, er ist Perfektionist.“

„Ob das was zu bedeuten hat?“ fragte Nastasja uns sah sich das Buch auch an. „Ich meine… Alice ist tot. Ihre Leiche wurde identifiziert und sie kann unmöglich überlebt haben. Selbst wenn sie die Reaktorexplosion überlebt hätte, so hätte das Serum sie definitiv getötet.“ Nachdenklich schwiegen sie eine Weile und rätselten. Da Nastasjas Hirn durch den Alkohol etwas benebelt war, fiel ihr das Denken ohnehin nicht gerade leicht. Schließlich aber erinnerte sich Frederica an etwas und sprach es laut aus. „Erinnert ihr euch noch, was Samajim mal gesagt hatte? Ajin Gamur vergisst niemals, wenn man ihm einen guten Dienst erweist. Keiner weiß, was er vorhat und plant. Aber fest steht, dass er nicht nur die höchste Entität und damit das mächtigste aller Wesen und zugleich der Gott des Chaos und der Zerstörung ist. Er ist auch der König der Shinigami und der Herr des Nichts. Er verkörpert die Endgültigkeit und weil er der Ursprung und das Ende aller Dinge ist, sollte das doch eigentlich heißen, dass er wirklich alles beherrscht und somit allmächtig ist. Oder nicht?“

„Eigentlich schon“, sagte Dathan. „Wenn ich Dad richtig verstanden habe, ist Ajin, also mein Großvater, in der Lage, wirklich alles zu beherrschen, weil er über all diesen Dingen steht. Das gilt sowohl für Zeit und Raum, als auch für Existenz und Nichtexistenz… und für Leben und Tod.“

„Soll das etwa heißen, dass…“ Nastasja sprach diesen Gedanken nicht weiter, weil sie es selbst kaum zu glauben vermochte. Es war eigentlich völlig unmöglich. Zumindest war es das in ihren Augen. Aber Frederica lächelte nur und gab das Buch an Watari zurück. „Wir sollten einfach mal „glauben“, das hat uns auch Samajim gesagt. Und auch wenn die Existenz der Unvergänglichen vielleicht gegen jede Religion sprechen mag, aber vielleicht liegst du mit deinem Glauben von einem gütigen und gerechten Gott, der nur das Beste für uns will, gar nicht mal so verkehrt. Wer weiß… Gottes Wege sind eben unergründlich.“ Und dem konnte ihr niemand wirklich widersprechen.
 

In den nächsten Tagen kehrte wieder der Alltag für die meisten ein. Sheol und Ezra mussten wieder zur Schule, Elion zur Uni und auch Nastasja musste wieder zu ihrem Unterricht zurückkehren. Die ersten Tage blieb Dathan zuhause und kümmerte sich um alles, bis er dann sein Vorstellungsgespräch hatte und tatsächlich die Stelle als Bibliothekar der Harvard Universitätsbücherei bekam. Beyond und L traten ihren wohl verdienten Urlaub an und reisten nach Japan ab. Näher gesagt in einen abgelegenen Kurort mit heißer Quelle. Den Tipp hatten sie übrigens von Rumiko, die sich wahrscheinlich wieder irgendetwas dabei gedacht hatte. Und natürlich drückte sie ihrem Bruder seine „Bestellungen“ gleich mit in die Hand, wobei sie ihm verschwörerisch zuzwinkerte und sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Sie selbst hatte beschlossen, ihren Beruf als Lehrerin endgültig an den Nagel zu hängen. Nach langer Überlegung hatte sie für sich gemerkt, dass es nicht das war, was sie sich als Beruf bis zu ihrer Rente vorstellen konnte. Stattdessen wollte sie nun zusammen mit Terry die Leitung des Lovely Evening übernehmen und dort fürs Erste zur Teilzeit arbeiten. Wenn ihre Kinder alt genug seien, wolle sie dann Vollzeit arbeiten. Dieser Entschluss kam für den Rest der Familie überraschend, aber ein wenig konnten sie sie auch verstehen. In der Bar war sie eben halt zuhause und sie fühlte sich auch wohl. Für viele Schwule in Boston war sie als „Mama Ruby“ eben eine bevorzugte Ansprechpartnerin und dieses Leben schien auch das zu sein, was sie wirklich ausleben wollte. Und auch Beyond meinte, dass es vielleicht die beste Entscheidung war. Denn Fakt war, dass sie sich in der Bar deutlich wohler fühlte, als in ihrem Job als Lehrerin.

Jeremiel und Liam folgten L’s und Beyonds Beispiel und verreisten ebenfalls. Dumm nur, dass sich beide Paare ausgerechnet denselben Kurort ausgesucht hatten und es dazu führte, dass sie sich alle vier in derselben heißen Quelle wiederfanden und es natürlich vorherzusehen war, dass es insbesondere zwischen L und Liam Probleme geben würde. Denn dummerweise waren der Detektiv und der Serienmörder ausgerechnet zu dem Zeitpunkt ins Wasser gestiegen, als Liam und Jeremiel gerade ungestört sein wollten. Für den armen L sogleich das nächste Kopfkino, was ihn für die nächste Zeit noch verfolgen sollte. Als wäre es für ihn schon schlimm genug gewesen, dass er schon seine eigene Mutter in so einer eindeutigen Situation gesehen hatte. Naja, es war nicht für lange, denn Beyond wusste schon, wie er ihn auf andere Gedanken bringen konnte. Trotzdem konnte dieser sich nicht die Bemerkung verkneifen „Naja, man muss schon zugeben, dass dein Bruder einen ziemlich guten Männergeschmack hat. Gut gebaut ist er ja auf jeden Fall.“ Zur Strafe durfte er die Nacht alleine schlafen.

Bei Nastasja und ihrer Familie kam es einige Zeit später zu einer interessanten Neuigkeit in der Nachbarschaft: man hatte Informationen zu den neuen Nachbarn. So wie Nastasja hörte, sollte es eine fünfköpfige Familie sein, die den Namen „Ashenberg“ trug. Viel wusste man ja noch nicht, aber wie sich erzählt wurde, handelte es sich um eine gut situierte Familie, die aus England kam. Als schließlich die Umzugswagen eintrafen, konnte es sich Nastasja nicht nehmen, von der Veranda aus zu beobachten, wer denn wohl einzog und was die Ashenbergs für eine Familie waren. Nachdem die Umzugswagen eingetroffen waren, fuhr wenig später ein Wagen vor, mit welchem die Familie selbst hergefahren war. Sheol, der gerade mit Ezra Fußball spielte, sah, wie ein Mädchen ausstieg, welches nicht größer war als 1,52m. Aber was für ein Mädchen… Sie trug ein schwarzes Shirt mit einem blauen aufgedruckten Stern, einen karierten Rock, gestreifte Strümpfe und sie trug Nietenarmbänder und Ketten. Ihr Haar hatte sie feuerrot gefärbt und man sah auch den schwarzen Ansatz. Ihre Augen waren dunkelbraun und sie trug eine Brille. Irgendetwas ging von ihr aus, was ihn komplett vergessen ließ, was er eigentlich wollte und er nicht mal den Ball abfing, den Ezra zu ihm herüberschoss. Ihm war, als hätte er dieses Mädchen schon mal gekannt, so verrückt das auch klang. Er konnte einfach nicht anders, als zu ihr rüberzugehen und sie anzusprechen. Als das Mädchen aus dem Wagen ausstieg und ihn direkt sah, da blickte sie ihn mit ihren großen Augen an und hatte ein so süßes und lebensfrohes Lächeln, dass sein Herz augenblicklich höher zu schlagen schien. „Hi!“ grüßte sie ihn und lief direkt zu ihm hin. Sie trug Stiefel mit Plateausohlen, um sich wenigstens etwas größer zu machen. Allein vom Aussehen her war sie ein absoluter Punk. Aber das war nicht schlimm, im Gegenteil. Es verlieh ihr etwas Rebellisches, Wildes und Verrücktes. Eigentlich genau das, was auch er war. „Gehörst du zu der Familie nebenan?“

„Äh k-klar“, stammelte er etwas überrumpelt und war verwundert, sich selbst in der Situation wiederzufinden, dass ihm mal die Worte fehlen würden. So etwas passierte ihm normalerweise nie. Aber sie war eben so verdammt süß, da war es doch nur verständlich, dass er nervös wurde. „Mein Name ist Sheol Lawliet und das da ist mein Bruder Ezra.“

„Sheol?“ fragte das Mädchen und hob verwundert die Augenbrauen. „Das ist ja mal ein ungewöhnlicher Name. Naja, zumindest ist es beruhigend, dass ich nicht die Einzige mit einem außergewöhnlichen Namen bin.“

„Wie heißt du denn?“

„Sariel, Sariel Ashenberg.“ Sariel… dieser Name weckte Erinnerungen. Erinnerungen an eine verstorbene Bekannte… „Ich finde ihn schön“, sagte er schließlich, woraufhin das Mädchen meinte „Naja. Meine Mum erzählte mal, dass der Name von dem biblischen Todesengel kommt…“ „Ist doch nicht schlimm. Mein Name ist das hebräische Wort für das Totenreich. Also auch nicht gerade der absolute Glücksgriff.“ Als Sariel das hörte, weiteten sich ihre Augen vor Überraschung und sie wirkte schon fast begeistert. „Das ist doch cool. Das ist doch eine super Kombination mit unseren Namen. Hey, wollen wir heute Nachmittag vielleicht was zusammen unternehmen? Ich bin ja echt froh, wenn ich mal nicht ständig von meinen großen Schwestern geärgert werde…“

„Du hast Schwestern?“ Sariel nickte und sogleich sahen sie auch, wie zwei blondhaarige Mädchen ausstiegen, die vollkommen identisch aussahen. Im Gegensatz zu Sariel waren sie deutlich größer. „Das sind Samira und Samara. Da die beiden sich immer gleich kleiden, kann man sie kaum auseinander halten.“

„Und deine Eltern?“

„Meine Mum ist Autorin und mein Dad arbeitet als Arzt im Krankenhaus. Und was machen deine Eltern?“ Hier wurde Sheol ein wenig verlegen. „Ich wurde adoptiert und weiß nichts über meine richtigen Eltern. Meine Adoptivmutter unterrichtet Humanbiologie und Medizin an der Harvard Universität und ihr Freund ist dort Bibliothekar. Ezra ist ebenfalls adoptiert und ich hab noch einen Pflegebruder. Dann hab ich noch zwei weitere Adoptivbrüder. Also eigentlich besteht meine Familie fast aus Jungs. Witzig, oder?“

„Total!“ Sie lachten beide darüber und verstanden sich auf Anhieb ganz gut. Schließlich aber kamen Schritte näher und eine Stimme rief „Sariel!“ Sofort drehte sich das Punkermädchen um und rief zurück „Ich bin hier, Mum!“ kurz darauf kam eine bildschöne blondhaarige Frau um die 33 oder 34 Jahre zu ihnen. Sie hatte strahlend blaue Augen und etwas, das man eine vornehme aber dennoch sehr herzliche Ausstrahlung nennen konnte. „Wie ich sehe, hast du schon einen netten Jungen kennen gelernt“, erlaubte sie sich die Bemerkung und kicherte, woraufhin Sariel errötete und vorwurfsvoll „Mum!“ rief. Schließlich wandte sich das recht klein geratene Mädchen wieder Sheol zu. „Sheol, das ist meine Mum Alicia. Mum, das ist Sheol. Er gehört zu den neuen Nachbarn.“

„F-freut mich, Sie kennen zu lernen“, stammelte der Rothaarige und grüßte sie mit einem Händedruck. Schließlich kamen Nastasja, Watari und Elion hinzu, die nun auch neugierig auf die neuen Nachbarn geworden waren. Nachdem sich auch Alicias Mann dazugesellt hatte, kam die Russin näher und begrüßte die beiden. „Tagchen. Sie sind sicher die Ashenbergs, unsere neuen Nachbarn, nicht wahr?“

„Ja, ganz recht“, bestätigte das Ehepaar und warf sich kurze verliebte Blicke zu und lächelte. „Mein Mann Joey und ich sind mit unseren Töchtern hergezogen, weil wir in eine vertraute Umgebung ziehen wollten“, erklärte die blonde Schönheit, als sie Nastasjas Händedruck erwiderte. Die Russin hob überrascht die Augenbrauen. „Ach, Sie haben schon mal in Boston gelebt?“ „Das nicht“, erklärte Alicia und warf einen Blick zu Watari und Elion. „Aber wir wollten eben näher zu unseren Freunden wohnen… und unserer Familie.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2015-02-10T20:33:58+00:00 10.02.2015 21:33
Ein wunderschönes Kapitel <3 du sagst es zwar nicht genau aber ich denke mir hier einfach mal alles *kreisch* ich finde das wirklich richtig schön wie du das hier gemacht hast^^ jetzt können alle glücklich werden. Ich bin so froh!:)
Von: abgemeldet
2015-02-09T11:08:19+00:00 09.02.2015 12:08
Ein wirklich wunderschönes Kapitel^^
Bin ich froh das sie es geschafft haben und nun glücklich leben können.


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