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Last Desire 12

von

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Wiedergeburt

Sie hatten sich im Wohnzimmer versammelt und überlegten noch, was sie vielleicht noch tun konnten. Liam hatte sich Dathan geschnappt und wollte ihm den richtigen Umgang mit dem Schwert beibringen. Immerhin würden sie noch auf seine Hilfe angewiesen sein und da musste er wenigstens wissen, wie er mit so einer Waffe umzugehen hatte. Inzwischen war Elion wieder bei Bewusstsein, wirkte aber noch angeschlagen und so kümmerte sich erst einmal Nastasja um ihn, während Frederica Tee und Snacks vorbereitete. Sheol saß gemütlich auf dem Sofa und spielte Spiele auf seinem Nintendo 3DS und wirkte etwas gelangweilt. Als Beyond hereinkam, blickte der Rotschopf kurz von seiner Konsole auf und grinste. „Na? Hast du ihm ordentlich die Muffe versilbert?“ Beyond warf ihm nur einen kurzen Blick zu und setzte sich schließlich auf die schwarze Ledercouch und bekam von Frederica ein Glas Erdbeermarmelade. Nastasja bemerkte recht schnell, dass er alleine gekommen war und fragte direkt „Ist mit L alles in Ordnung?“ „Er ruht sich gerade aus. Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung gehabt, die wir aber glücklicherweise doch klären konnten.“ Da sie schon so eine gewisse Ahnung hatte, ging sie nicht näher ins Detail und fragte stattdessen nur „Weshalb hattet ihr euch gestritten?“ „Nun, wir haben in der letzten Zeit eigentlich nur noch gearbeitet und da blieb unsere Beziehung eben ziemlich auf der Strecke und das schon seit Monaten. Er ist ganz schön in sein altes Muster zurückgefallen und da musste ich ihm auch mal die Meinung geigen.“

„Ist auch richtig so. Henry und ich hatten uns auch mal ganz schön in der Wolle gehabt, weil er manchmal kaum Zeit hatte und seine Projekte teilweise wichtiger waren. Ich durfte mir so was auch hin und wieder mal anhören. Naja, solange ihr euer Problem geklärt habt, ist doch alles gut.“ Dem stimmte der BB-Mörder mit einem einfachen Kopfnicken zu und wandte sich schließlich an Elion, der etwas blass wirkte. „Und wie schaut’s bei dir aus?“ „Es geht“, murmelte er. „Allerdings weiß ich gar nicht mehr, was passiert ist, als wir diese alte Fabrik betreten haben. Liam und Frederica sagten, dass ich auf einmal ganz verändert war und dass ich es geschafft habe, mich gegen Simrah durchzusetzen.“

„Scheint so. Ich war leider nicht dabei, weil L mir Hausarrest gegeben hat. Aber so wie ich gehört habe, hast du diese Simrah echt vermöbelt und auch noch eine ganze Wand eingerissen.“

„Und du hast Ezra das Leben gerettet“, ergänzte Frederica und setzte sich schließlich dazu. Momentan war sie die Einzige in der Runde, die Augenzeugin gewesen war, denn Ezra hatte sich auf sein Zimmer zurückgezogen, da es ihm nicht gerade gut ging und er sich wohl eine Erkältung eingefangen hatte. „Als Simrah dir befohlen hat, ihn zu töten, hast du stattdessen sie angegriffen und klar gemacht, dass du deine Familie beschützen willst. Aber irgendwie warst das nicht wirklich du gewesen. Ich meine… da war auf einmal so eine gewaltige Kraft, dass ich erst gedacht habe, die Fabrik würde noch einstürzen. Und dann hast du dich auch ganz anders verhalten. Du wirktest… nun ja… ich weiß auch nicht, wie ich das beschreiben soll. Irgendwie wirktest du so erhaben und deutlich älter, als du bist. Ich meine jetzt nicht so „alt“, sondern auf eine weise und erfahrene Art. Und dann hattest du von Nivkha gesprochen.“ Hier runzelte Elion fragend die Stirn, als er das hörte und verstand offenbar nicht so wirklich, was Frederica da erzählen wollte. „Nivkha? Wer ist das?“ „Das ist Dathans richtiger Name“, erklärte Beyond schließlich. „Als wir bei Samajim waren, da warst du ja nicht dabei gewesen, deshalb wusstest du das nicht. Dathan ist ein Unvergänglicher, näher gesagt Elohims Sohn und sein wahrer Name ist Nivkha. Seltsamerweise hast du diesen Namen aber gewusst, obwohl das eigentlich nicht möglich ist und Frederica meinte, dass du in diesem Zustand sogar bei weitem stärker warst als Liam. Und bei uns war es so, dass Dathan plötzlich geglaubt hat, sein Vater würde nach ihm rufen und er könne seine Anwesenheit deutlich spüren. Ein merkwürdiger Zufall, oder?“ Nun, Elion war sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte und konnte sich das auch nicht wirklich erklären. Denn er konnte sich an überhaupt nichts erinnern, was passiert war. Ebenso wenig an die Nacht, wo er auf Simrahs Befehl hin Ezra und Beyond angreifen wollte. „Leider leidet mein Gedächtnis darunter, wenn ich unter der Kontrolle eines Alpha-Proxys stehe.“

„Eigentlich auch kein Wunder“, begann Nastasja und erklärte das Phänomen. „Da durch die Frequenz das Großhirn und damit auch das Bewusstseins stark beeinträchtigt ist, funktioniert es auch mit der Erinnerung nicht. Aber ich vermute, dass Elion vermutlich einen zusätzlichen Gedankenschaltkreis besitzt, der sich während seiner Zeugung entwickelte. Allerdings ist dieser nur sekundär und hat Elion bisher noch nie sonderlich beeinflusst. Es kann aber auch sein, dass es schon mal passiert ist, nämlich als er Sariel beschützen wollte.“

„Dann heißt es, dass diese zweite Seele ausschließlich dann reagiert, wenn Elion jemanden beschützen will, der ihm sehr wichtig ist?“ fragte Frederica und warf sogleich Beyond einen Blick zu. Und diesem war anzusehen, dass er schon einen Schritt weiterdachte. „Das heißt also: wenn der kleine Zwerg in Gefahr gerät, dann besteht eine Möglichkeit, dass seine zweite Seele zum Vorschein kommt? Das würde dann also heißen, dass wir eine Gefahrensituation simulieren müssen.“

„Ja aber ohne Ezra in Gefahr zu bringen.“

„Und schon ist da ein Haken an der ganzen Geschichte.“ Nastasja war nicht ganz sicher, was sie davon halten sollte und wollte diese Idee lieber mit den anderen zusammen besprechen. Immerhin ging es hier darum, dass sie etwas sehr Mächtiges wecken würden, gegen welches nicht einmal Liam eine Chance hatte. Ganz ungefährlich war das nicht. Und außerdem behagte ihr der Gedanke nicht, dass Ezra dafür herhalten musste. „Also ich weiß nicht, ob die Idee wirklich so vernünftig ist…“ „Wieso denn nicht?“ warf Beyond ein, der von der Idee begeistert war. „Wenn ein Teil von diesem Elohim tatsächlich auf Elion übergegangen ist, dann muss es sich doch um seine gute Seite handeln. Immerhin hat er Ezra beschützt und Simrah attackiert. Und Frederica sagte doch, dass er seine Familie beschützen will. Demnach also sollte es doch nicht so gefährlich sein, wenn wir das machen.“ Aber Nastasja blieb dabei, dass sie es gemeinsam besprechen sollten. Schließlich wurde die Wohnzimmertür geöffnet und L kam herein. Er sah wirklich abgekämpft aus und als Sheol ihn so sah, konnte er nicht anders als zu lachen. Und natürlich ließ der nächste freche Kommentar nicht lange auf sich warten. „Na, hat da jemand beim Schiffe versenken den Kürzeren gezogen und sein Schlachtschiff nach Achtern versenkt?“ Beyond musste bei dieser Metapher lachen, Nastasja verschluckte sich fast an ihrem Tee und musste husten, Frederica nahm das etwas gefasster auf und versuchte erst einmal, Nastasja zu helfen, wieder Luft zu kriegen. Nachdem sich diese wieder gefangen hatte, warf sie ihrem älteren Adoptivsohn einen strafenden Blick zu und erklärte in einem strengen Ton „Ich hab dir schon oft genug gesagt, dass du dir solche Sprüche besser sparen solltest und jetzt ist auch mal langsam genug. Was L oder die anderen tun, ist allein ihre Sache!“

„Was denn? Ist doch witzig, dass er und sein Bruder die Frauen in der Beziehung sind.“

„Ich hab gesagt, es ist genug. Beim nächsten Mal nehme ich dir den DS weg!“ Und damit hielt Sheol seine Klappe, denn nachdem schon all seine Zombiespiele konfisziert worden waren und er noch Hausarrest hatte, wollte er lieber nicht noch mehr verlieren. L selbst schleppte sich mehr oder weniger auf die Couch und setzte sich, wobei er Beyond einen finsteren Blick zuwarf. „Das zahl ich dir heim“, grummelte er und sah wirklich furchteinflößend aus. Doch der Serienmörder ließ sich nicht davon beeindrucken und erklärte „Der Einzige, der was heimgezahlt bekommt, bist ja wohl eher du. Immerhin hast du mich monatelang komplett vernachlässigt und da wirst du eben einiges wieder gut machen müssen.“

„Mum…“

„Beyond hat da nicht ganz Unrecht. Es ist nicht richtig, seinen Partner derart zu vernachlässigen. Aber wie ihr das lösen wollt, ist allein eure Sache und da mische ich mich nicht ein. Du bist alt genug, um das selbst zu klären.“ Nun, am Anfang hatte Nastasja ihn ja noch ziemlich wie ein Kind behandelt und sich recht schwer damit getan, sich daran zu gewöhnen, dass er jetzt erwachsen war. Aber inzwischen ging sie ziemlich gut damit um und ließ sich auch nicht in solche Sachen reinziehen und machte sowohl L als auch Beyond klar, dass sie sich mal langsam wie Erwachsene benehmen sollten. Wahrscheinlich war auch das der Grund, warum sie beide inzwischen vernünftig miteinander über Probleme reden konnten, ohne sich direkt wie Kleinkinder zu zanken. Sie hatte eben eine ganz andere Vorgehensweise als Rumiko und das schien sich auch bezahlt zu machen. „Wir haben jetzt auch andere Dinge, um die wir uns Sorgen machen sollten. L, bist du fit genug, oder brauchst du noch eine Weile?“

„Es geht schon. Erzähl…“

Nastasja erzählte ihm von Beyonds Plan, dass sie diese andere Seite in Elion wecken wollten, um an Informationen zu kommen, doch wie nicht anders zu erwarten war, zeigte er sich ähnlich skeptisch wie seine Mutter. „Solange wir noch nicht zu hundert Prozent wissen, dass es sich tatsächlich um Elohims gute Seite handelt, sollten wir nichts überstürzen. Zur Sicherheit sollten wir Rücksprache mit Samajim halten, der wahrscheinlich schon längst alles darüber gewusst hat. Wo sind eigentlich Liam und Dathan?“

„Draußen. Liam will ihm den richtigen Umgang mit dem Schwert beibringen. Er meinte, dass das noch von Nöten sein wird, wenn wir gegen den Alpha-Proxy kämpfen wollen. Dathan besitzt als Entität zwar eine große Kraft, aber er kann noch nicht damit umgehen und da wird er auch leider keine große Hilfe sein.“ Ja, das stimmte auch wieder. Gerade, als L noch etwas hinzufügen wollte, klingelte das Telefon und Frederica ging hin. Kurz darauf kam sie mit dem Telefon zurück und reichte es L. „Es ist Samajim. Er will dich sprechen.“ Daraufhin nahm L den Hörer entgegen und fragte kurz „Ja?“ „Ah, da habe ich ja gleich den Richtigen am Apparat. Ich bin gerade wieder zurück und sehe gerade, dass ihr es geschafft habt, Eva zu retten und diese beiden Proxys auszuschalten. Meinen herzlichsten Glückwunsch. Ich denke, dass so einige Fragen bei euch aufgekommen sind. Fragen, die dringend geklärt werden müssen. Komm doch am besten nachher mal bei mir im Pfarrhaus vorbei und bring auf jeden Fall Araphel, Nivkha und deinen Proxy-Freund mit. Ich denke, dass es jetzt Zeit ist, euch noch so einiges zu erklären.“ Auf das Angebot kam der Detektiv selbstverständlich sofort zurück und nachdem das Telefonat beendet war, stand er auf und wandte sich an Elion. „Wir werden Samajim einen Besuch abstatten und du sollst auch mitkommen.“ „Dann komme ich auch gleich mit“, meldete sich Nastasja sogleich. „Dann kann ich mich ja mal selbst überzeugen, was dieser Samajim für einer ist.“

„Ist gut.“ Es kam auch noch Beyond mit und nachdem sie auch Liam und Dathan eingesammelt hatten, machten sie sich auf den Weg. Die anderen blieben zuhause. Da sich die Situation ein wenig entspannt hatte und auch die Gefahr sich etwas gelegt hatte, wollte Frederica noch ein paar Einkäufe machen, wobei sie von Sheol begleitet wurde, während Ezra mit seiner Erkältung vorerst das Bett hütete. Das Wetter war an diesem Tag deutlich wärmer und auch die Sonne schien. Gleich schon, als sie das Pfarrhaus der St. Michael Kirche erreichten, wurden sie schon von Nabi begrüßt, der gerade dabei war, den Hof zu fegen. Wie immer war er sehr beschäftigt, wirkte aber dennoch gut gelaunt. „Hi, bei euch alles in Ordnung?“ „Wie man’s nimmt“, antwortete Liam und er wirkte furchteinflößender denn je. „Und was ist mit Eva?“ „Liegt leider immer noch im Koma. Meister Samajim meinte, dass es wahrscheinlich Tage oder Wochen dauern wird, bis sich ihr Zustand bessert. Sie ist aber in den besten Händen.“ Und gleich richtete sich sein Augenmerk auf Nastasja und seine Augen wurden groß. „Wow, und das ist tatsächlich Nastasja Kasakowa. Die Frau, die tatsächlich eine künstliche Seele und dann auch noch einen zeitversetzten Teleporter konstruieren konnte. Und Elion habt ihr auch gleich mitgebracht. Ich war ja schon echt neugierig, ihn mal persönlich zu sehen. Tagchen erst einmal ihr beiden. Mein Name ist Nabi, ich bin der Diener von Meister Samajim, sein Kindermädchen, sein Laufbursche und so vieles Weiteres.“ Nachdem er die beiden noch mal persönlich begrüßt hatte, legte er den Besen beiseite und führte sie zum Pfarrhaus. Samajim selbst saß gerade am Tisch und rauchte und so wie der Aschenbecher aussah, war es nicht seine erste und wahrscheinlich auch nicht die letzte. Als Nabi das sah, seufzte er genervt und öffnete das Fenster. „Wie oft habe ich Euch schon eigentlich gesagt, Ihr sollt im Haus nicht rauchen und wenn Ihr es schon unbedingt machen müsst, dann öffnet gefälligst ein Fenster! Ich habe Eure Gäste übrigens auch gleich mitgebracht.“

„Ah das trifft sich ja wunderbar“, rief Samajim sogleich, der heute mal keine Priesterkleidung trug, sondern sich mit einem einfachen weißen Hemd begnügte. Damit sah er nun nicht mehr wie ein Pfarrer aus. Nachdem sich alle gesetzt hatten, wollte Nabi wieder seiner Arbeit nachgehen, doch da sagte Samajim „Du kannst übrigens auch gleich da bleiben. Ich werde sicherlich noch deine Hilfe brauchen.“ „Äh okay… aber vorher will ich erst mal noch die Getränke holen.“ Samajim nahm noch einen kräftigen Zug von seiner Zigarette, bevor er diese ausdrückte und sich seinen Gästen zuwandte. „Also dann erzählt doch erst mal, wie es abgelaufen ist und was alles passiert ist.“ L berichtete, was sich in der alten Fabrik zugetragen hatte und was mit Elion passiert war. Und im Anschluss erzählte Dathan von dem Überfall im Haus, was Samsara gesagt hatte und dass er sich hundertprozentig sicher war, seinen Vater gespürt zu haben. Samajim hörte ihren Berichten aufmerksam zu und schließlich kam Nabi zurück, schenkte ihnen Kaffee ein und setzte sich dann dazu. Und zu guter Letzt erzählte Liam von seiner letzten Konfrontation mit Eva. Nachdem alles erzählt war, zündete Samajim die nächste Zigarette an und dachte nach, wobei er bedächtig mit dem Kopf nickte und „Verstehe“ murmelte. „Und was genau hat Elion gesagt, als er das Proxy-Mädchen angegriffen hat? Wie hat er sich verhalten?“

„Er hat gesagt, dass er nicht zulassen würde, dass seiner Familie etwas passiert. Und dann hat er sich gewundert, dass „Nivkha“ noch lebt und hat vor Erleichterung sogar geweint. Dann ist er zusammengebrochen und kann sich nun an nichts erinnern.“ Samajim nickte wieder und dachte offenbar nach. Nabi selbst wurde kalkweiß und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er sah aus, als wolle er jeden Moment die Flucht ergreifen und er wandte sich schließlich an Samajim. „Meister, was hat das zu bedeuten?“ „Nun, es sieht ganz so aus, als wäre ein Teil von Elohim auf Elion übergegangen. Aber kein Grund zur Sorge, Nabi. So wie es aussieht, schläft sein Bewusstsein noch. Das Ganze ist schon interessant. Ich schau mir das mal näher an.“ Und damit legte Samajim kurz seine Zigarette beiseite und stand auf. Dann ging er zu Elion hin, begutachtete sein Gesicht und legte kurz eine Hand auf seinen Kopf, woraufhin er seine Antwort wohl gefunden hatte. Er setzte sich wieder und nahm seine Zigarette zur Hand. „So in der Art habe ich es mir schon gedacht…“

„Können Sie sich etwas deutlicher ausdrücken?“ fragte Beyond ein wenig ungeduldig, denn es nervte ihn schon ein wenig, dass Samajim nicht immer gleich mit der Sprache rausrückte. Dieser erklärte „Nun, ich hatte so eine gewisse Vorahnung gehabt, aber da ich ihn jetzt so in Natura sehe, muss ich zugeben, wie viele Ähnlichkeiten euer Freund mit Elohim hat. Zwar sind die Augen etwas anders und die Haare sind grau und er ist auch kleiner geraten, aber ansonsten würde ich fast sagen, dass Elohim bei uns sitzt. Und zwar genau der, der er war, bevor sich das Attentat ereignete. Es ist zwar nur eine Vermutung, aber ich würde glatt sagen, dass Elion nicht bloß der Träger von einem von Elohims Fragmenten ist. Er ist seine Wiedergeburt.“ Diese Nachricht machte sie nun alle sprachlos, nicht zuletzt Elion. Sie konnten das einfach nicht glauben und so ganz sahen sie auch noch keinen Sinn. Und das brachte auch gleich Beyond zur Sprache. „Moment mal. Wie kann Elion denn bitteschön Elohims Wiedergeburt sein, wenn Elohim selbst noch existiert?“

„Das ist doch recht einfach“, erklärte Liam. „Bei Eva und L verhält es sich doch genauso. Sie ist in ihrem menschlichen Körper gestorben und dabei ist ein kleiner Teil ihrer Seele, der noch an diesem Körper haftete, ins Nichts übergegangen. Und dieser wurde später in L’s Körper wiedergeboren.“ „Ganz richtig“, erklärte Samajim und blies nun einen Rauchkringel aus. „Wir haben Elohim damals getötet, weil er völlig außer Kontrolle geraten war. Glaubt mir, wir haben wirklich alles versucht, aber uns blieb einfach keine andere Wahl. Er war damals ein so friedliebender Charakter gewesen. Und ein sehr aufopferungsvoller Vater. Wenn jemand ihn geschlagen hätte, dann hätte er sich nicht so schnell gewehrt und er verabscheute Gewalt. Euer Freund Elion besitzt nicht nur äußerlich gewisse Ähnlichkeiten, sie sind vom Charakter her vollkommen gleich und auch wenn Elohim selbst gerade wohl schläft, so ist der Fall eindeutig: Elion ist seine Wiedergeburt. Er verkörpert sozusagen sein gutes Herz, bevor es die anderen endgültig verdorben haben.“ Nun waren sie erst mal natürlich sprachlos. Elion war also tatsächlich die Wiedergeburt von Elohim? Nun, das würde jedenfalls erklären, warum der Alpha-Proxy die ganze Zeit versucht hatte, ihn zum Träger des Unborns zu machen und warum er der Hoffnungsträger von Projekt AIN SOPH war. „Ja aber wieso hat nie jemand etwas gemerkt?“

„Weil Elohim als Entität dritter Ordnung eine so große Macht besitzt, dass ein menschlicher Körper sie nicht auf Dauer aushalten kann. Wäre er in einem gänzlich menschlichen Körper geboren worden und hätte seine Macht freigesetzt, wäre er binnen Sekunden gestorben. Und auch der Körper eines Proxys hat seine Belastungsgrenzen. Elion war lange Zeit nicht stark genug und hatte auch nicht den Willen dazu gehabt, Elohim zu wecken, weil er nicht kämpfen wollte. Als aber Ezra in Lebensgefahr war und sein Bewusstsein getrübt war, da ist Elohim eigenmächtig erwacht, um ihn zu beschützen. Ich hatte ehrlich gesagt da schon so meine Theorie gehabt, aber ich war mir einfach nicht sicher gewesen und wollte deshalb, dass Ezra mit euch geht. Ich war mir sicher, dass ein Teil von Elohim auf euren Freund übergegangen sein muss und ich wollte mir Sicherheit verschaffen. Und so wie es schien, hatte ich Recht. Elions getrübtes Bewusstsein und die extreme Gefahrensituation für Ezra waren der Auslöser gewesen, den es gebraucht hat, um Elohim kurzzeitig zu wecken. Was mich aber erstaunt ist, dass er offenbar noch über Teile seiner Erinnerungen verfügt, was eigentlich nicht möglich sein dürfte. Aber da der Unborn ja in seinem Körper gewütet hat, gehe ich mal davon aus, dass es auch auf Elohim Einfluss hatte und somit ein Teil seiner Erinnerungen zurückgekehrt ist.“

„Und was genau ist dann jetzt der Unborn?“

„Der andere Elohim. Näher gesagt sein Ich nach dem Attentat. Es ist voller Hass und Groll und er kennt nur ein einziges Ziel: Projekt AIN SOPH. Dieses dient einzig und allein dazu, alles Vergängliche und Unvergängliche zu zerstören und damit Ain Soph zurückzuholen. Es würde für euch Menschen sozusagen die Apokalypse werden.“ Dathan war fassungslos, als er das hörte, denn er konnte einfach nicht glauben, dass sein Vater je so etwas tun würde. „Es gibt aber einen Haken an der ganzen Sache. Ain Soph kann nicht mehr zurückgeholt werden. Er ist für immer fort und wenn Elohim wirklich alles vernichten würde, dann würde alles nur wieder ein Teil von Ajin Gamur werden. Alles, was entsteht, kehrt wieder zu seinem Ursprung zurück, das ist ein unumstößliches Gesetz. Das heißt also im Klartext: Projekt AIN SOPH ist vollkommen sinnlos und auf den Plänen eines verbitterten und zugleich desillusionierten Mannes erbaut worden.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2015-01-21T17:37:52+00:00 21.01.2015 18:37
Tolles Kapitel :)
Von: abgemeldet
2015-01-20T18:50:06+00:00 20.01.2015 19:50
Ein klasse Kapitel *O*


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