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Last Desire 11

von

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Eva gegen alle

Als sie die Kirche St. Michael erreicht hatten und schon aussteigen wollten, da hielt Liam plötzlich inne und seine Miene verfinsterte sich. „Was ist?“ fragte L und auch die anderen blieben sitzen, denn zuerst dachten sie, er würde vielleicht die Anwesenheit der Proxys wahrnehmen. Doch dann stieg er wortlos aus dem Wagen aus und ging einfach los. Ohne großartig nachzufragen, folgten ihm die anderen und sahen auch sofort, was es mit seinem merkwürdigen Verhalten auf sich hatte: es war Evas Präsenz, die er wahrgenommen hatte. Die weißhaarige Frau mit den strahlend blauen Augen und dem goldenen Ring in der linken Iris schien offenbar schon gewartet zu haben und wirkte ein wenig unruhig. Außerdem sahen sie sofort, dass ihre rechte Hand bandagiert war. Sie kam ihm entgegen und sank sogleich zusammen, da seine Gegenwart sie wohl irgendwie einzuschüchtern schien. „Hallo Bruderherz“, grüßte sie ihn und wich schuldbewusst seinem Blick aus, der von Kälte und Härte zeugte. „Ist ja mal nett, dass du dich auch wieder mal blicken lässt, Eva. Weißt du eigentlich schon, dass die Proxys Jeremiel entführt haben und er wieder zu Sam Leens geworden ist, nachdem er selber zu einem Proxy geworden ist? Wo warst du überhaupt die ganze Zeit?“

„Ich hatte einige Dinge zu erledigen“, erklärte sie und wirkte irgendwie eingeschüchtert. Sie bot schon ein ziemlich trauriges Bild und man hätte die beiden genauso gut für ein Ehepaar halten können, in welchem der Mann mit Gewalt den Ton angibt und Eva im Grunde die unterdrückte und tyrannisierte Ehefrau war. „Schön, wenn du Dinge zu erledigen hattest, die wichtiger waren, als deine eigene Familie“, bemerkte der Unvergängliche kalt und verschränkte die Arme. Da er mit seinen knapp zwei Metern Größe eh schon eine furchteinflößende Erscheinung war, wirkte er nun noch gefährlicher und bedrohlicher als ohnehin schon. „Du hast schon so viele Menschen geopfert, um deine Familie zurückzuholen und letzten Endes haust du einfach wieder ab und überlässt sie dieser Gefahr. Wie verantwortungslos kann man bloß sein?“

„Du verstehst das nicht“, versuchte sie zu erklären und wirkte dabei nur noch verschüchterter als ohnehin schon. Sie war auch ziemlich kleinlaut geworden. „Ich habe meine Familie doch gar nicht im Stich gelassen. Es gab nur ein paar Dinge, die ich tun musste.“

„Und was bitteschön?“

„Das kann ich nicht sagen. Wirklich nicht.“ Nun wurde es Liam langsam genug. Ihm platzte so langsam der Kragen, denn seine Geduld mit Eva war ohnehin schon sehr knapp begrenzt. Aber dass sie jetzt auch noch nicht mal eine vernünftige Entschuldigung parat hatte, dass sie einfach verschwunden war und nicht einmal Jeremiels Entführung verhindert hatte, reichte ihm nun endgültig. Er packte sie am Kragen und funkelte sie hasserfüllt an. „So langsam reicht mir deine Geheimniskrämerei. Du bist mir ohnehin noch ein paar Antworten schuldig. Nämlich zum Beispiel auf die Frage, wie es sein kann, dass ich überhaupt nicht wusste, dass es außer uns noch andere Unvergängliche gibt und wieso ich mich an nichts erinnern kann. Wieso hast du mir das all die Jahre verschwiegen und mich in dem Glauben gelassen, wir beiden wären die Einzigen?“ Eva wirkte ziemlich unglücklich und man hätte echt meinen können, sie würde gleich in Tränen ausbrechen, aber sie tat es nicht. Und als Dathan sie so sah, musste er sich an Alice erinnern. Sie hatte genau denselben verzweifelten und hoffnungslosen Blick… als hätte sie sich selbst längst aufgegeben. Doch Liam schien das gar nicht wahrzunehmen und zu erkennen, wie es seiner jüngeren Zwillingsschwester ging. Stattdessen reagierte er umso wütender, als Eva immer noch nicht mit der Sprache rausrücken wollte. Auch L konnte irgendwie nicht wirklich verstehen, was sie daran hinderte. Aber es musste wohl ein sehr wichtiger Grund sein, denn so wie sie aussah, würde sie ihm am liebsten die Wahrheit sagen, aber irgendetwas hielt sie davon ab. „Das ist ja mal wieder so was von typisch für dich“, sagte er schließlich und stieß sie verächtlich weg. Eva stolperte nach hinten und wäre beinahe gestürzt, doch sie fing sich wieder. „Du machst wie immer nur dein eigenes Ding, ohne Rücksicht auf Verluste und ich darf hinterher wieder alles ausbügeln, was du angerichtet hast. Weißt du, so langsam habe ich deine ganzen Aktionen satt und ich bin es leid, hinterher derjenige zu sein, der es ausbaden darf. Ich bin dein älterer Bruder und ich will verdammt noch mal wissen, wieso ich mich an nichts erinnern kann und warum du mich immer nur angelogen hast. Und warum hast du nichts unternommen, als sie Jeremiel mitgenommen haben? Er gehört zu deiner Familie und du weißt, wie viel er mir bedeutet. Ich schwöre dir eines: wenn du nicht endlich mit der Sprache rausrückst, dann schlage ich noch einen ganz anderen Ton an, das verspreche ich dir.“ „Du verstehst das nicht“, erklärte Eva und wirkte irgendwie noch verschüchteter und ängstlicher als ohnehin schon. Sie konnte ihrem Bruder nicht mal wirklich in die Augen sehen. „Ich kann es einfach nicht sagen. Bitte Liam, vertrau mir einfach. Ich kümmere mich schon darum.“

„Dir vertrauen?“ rief er und lachte spöttisch. „Wieso sollte ich dir vertrauen, Eva? Du hast mir nie einen Grund dafür gegeben und ich kann mich nicht entsinnen, dass du jemals vertrauenswürdig warst. Du warst es doch, die einfach so abgehauen ist und sich über 400 Jahre nicht blicken ließ. Kurz, nachdem du wieder auftauchst, verschwindest du auch schon wieder und ich erfahre die Dinge immer erst viel zu spät. Du verschweigst mir so vieles und ich soll dir vertrauen? Nenn mir auch nur einen guten Grund, warum ich das tun sollte.“

„Weil ich dich schützen will, Bruderherz.“

„Wovor denn bitteschön?“

„Das kann ich dir nicht sagen.“ Nun hatte Liam endgültig genug davon. Er hatte mit seiner Schwester ohnehin schon nicht sehr viel Geduld, aber nun reichte es ihm. Also wandte er sich von ihr ab und machte Anstalten zu gehen. „Mir reicht es endgültig mit dir. Mach doch was du willst, aber ich werde nach Jeremiel suchen und diesen verdammten Alpha-Proxy eigenhändig erledigen, wenn du das schon nicht tun willst.“ Als Eva das hörte, da regte sich etwas in ihr. Ihre Augen weiteten sich und was man sah war Angst. Angst um ihre Familie, aber insbesondere Angst um ihren Bruder. Blitzschnell war die kleine verschüchterte Eva verschwunden und ehe Liam und die anderen sich versahen, hatte sie ein Schwert gezogen, dessen Klinge weißgolden schimmerte und richtete sie mit einem wild entschlossenen Blick auf ihren älteren Zwillingsbruder. „Nein, das werde ich nicht zulassen“, rief sie und machte sich bereit zum Angriff. „Du wirst dich da raushalten und ich lasse nicht zu, dass du nach Jeremiel und dem Alpha-Proxy suchst. Das ist nicht deine Angelegenheit, Liam. Also halt dich da raus und lass mich die Sache klären!“ „Soso“, sagte der Mafiaboss kalt und lächelte verächtlich. Dann begann er auch sein Schwert zu ziehen. Es war genauso ungewöhnlich wie Evas und Dathans, weil diese Klinge pechschwarz war. Sie war sogar so tiefschwarz, dass sie das ganze Licht zu absorbieren schien. „Du willst mich allen Ernstes mit Gewalt abhalten? Na schön, Eva. Das kannst du gerne haben. Und eines schwöre ich dir: wenn ich mit dir fertig bin, dann wirst du die nächsten hundert Jahre noch daran zu arbeiten haben.“ Es sah wirklich ganz stark danach aus, als würde die Situation nun endgültig eskalieren. Beyond und L hätten am liebsten eingegriffen, aber sie wussten beide, dass sie gegen die Unvergänglichen keine Chance hatten. Und sich in diesen heftigen Geschwisterstreit einzumischen, wäre mit großer Sicherheit lebensgefährlich. Aber dann ging Dathan dazwischen und versuchte die Situation zu entschärfen. „Hey ihr beiden! Ich weiß ja nicht, was ihr für Probleme habt, aber wir werden das Hauptproblem sicherlich nicht lösen können, indem wir uns alle gegenseitig die Köpfe einschlagen. Wenn wir Jeremiel retten wollen, müssen wir zusammenarbeiten. Können wir nicht in Ruhe und auch ganz vernünftig miteinander reden?“

„Ganz gewiss nicht“, erklärte Liam und stieß ihn beiseite. „Mit jemandem wie Eva kann man nicht vernünftig reden. Das konnte man noch nie. Denn kaum, dass es für sie problematisch wird, haut sie einfach ab und ich kann einfach nicht verstehen, wieso sie mich die ganze Zeit einfach so angelogen hat. Und du Grünschnabel hältst dich da gefälligst raus. Das ist allein eine Sache zwischen uns beiden und wenn sie Stress haben will, den kann sie gerne haben. Ich hab endgültig genug.“ Damit ging Liam auf sie los und griff an. Er holte blitzschnell zum Schlag aus und schlug zu, doch Eva konnte den Angriff parieren und bei dem Aufprall der beiden Klingen wurde eine so immense Kraft freigesetzt, dass sie es alle deutlich spüren konnten. Ein Mensch hätte diesen Schlag nicht so leicht abwehren können. Nun hatte sich auch Evas Blick verfinstert und sie sah wild entschlossen aus, Liam nicht so einfach gehen zu lassen. „Ich sag es dir noch ein Mal“, sagte sie und griff nun ihrerseits an. Unzählige Schläge prasselten auf Liam nieder, die er allesamt parieren konnte, aber es war unglaublich zu sehen, was für eine verbissene und vor allem erfahrene Kämpferin Eva eigentlich war, denn so etwas hätte man ihr gewiss nicht zugetraut. Das Klirren der Schwertklingen klang wie ein Trommelfeuer, denn jeder Angriff war so schnell, dass man kaum mit dem Auge zu folgen vermochte. „Ich lasse nicht zu, dass du auf eigene Faust nach Jeremiel und dem Alpha-Proxy suchst. Ich werde das ganz alleine machen und du hältst dich gefälligst da raus.“

„Den Teufel werde ich tun.“ Der Kampf der beiden ungleichen Geschwister wurde immer heftiger und keiner traute sich noch so wirklich, sich da einzumischen oder zu versuchen, die beiden auseinander zu bringen. Wenn zwei Parteien so verbissen gegeneinander kämpften, war es vollkommen leichtsinnig, einfach so dazwischen zu gehen. „Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich einfach tatenlos da sitze, während Jeremiel sich in der Gewalt dieser Dreckskerle befindet, die solch grausame Experimente machen. Ich habe geschworen, dass ich ihn und seine Familie beschützen werde und davon wird mich niemand abhalten, nicht einmal du. Ich schwör dir eines, Eva: wenn du nicht sofort damit aufhörst, dann werde ich für rein gar nichts mehr garantieren.“ Doch Eva schien tatsächlich bereit zu sein, dieses Risiko einzugehen. Aus irgendeinem Grund wollte sie ihren Bruder unbedingt aufhalten und ihn daran hindern, Jeremiel zu retten und das sah ihr doch gar nicht ähnlich. Normalerweise war sie doch bereit, wirklich alles zu tun, um ihre Familie zu beschützen und nun das… L sah sich diese heftige Auseinandersetzung zusammen mit Dathan und Beyond aus sicherer Distanz an und dachte nach. Irgendetwas musste Eva wissen, das sie mit aller Macht verschweigen wollte. Konnte es vielleicht sein, dass Jeremiels Entführung vielleicht eine Falle war und Eva davon wusste und deshalb versuchte, Liam aufzuhalten, weil sie ihn genau davor schützen wollte? Wenn dem so war, dann schien sie tatsächlich mehr über das alles zu wissen. Aber wieso sagte sie nicht einfach die Wahrheit? Was war es denn, wovor sie so große Angst hatte, dass sie sogar ihren eigenen Bruder attackierte, um ihn aufzuhalten? Tatsache war, es war ihr absolut todernst, ihn unter keinen Umständen gehen zu lassen. Und sie würde auch bereitwillig in Kauf nehmen, von ihrem Bruder schwer verletzt oder schlimmstenfalls sogar getötet zu werden. „Wieso tust du das alles überhaupt? Warum hast du mich all die Jahre belogen und mich glauben lassen, wir beiden wären die Einzigen?“ rief Liam und versuchte, sein Schwert in Evas Herz zu stoßen, doch sie konnte noch rechtzeitig ausweichen und ging dann zum Gegenangriff über. „Weil ich dich beschützen wollte. Du hast doch keine Ahnung, was damals alles passiert hat. Dass du dich an nichts erinnern kannst, das war zu deinem eigenen Besten.“

„Red keinen Quatsch. Und überhaupt: ich bin hier der Ältere von uns beiden, ich brauch deine Hilfe und deinen Schutz ganz sicher nicht!“ Liam schaffte es fast, Eva am Arm zu treffen, doch erneut wurde sein Angriff pariert und so langsam zeigte sich, dass zwischen den beiden kräftemäßig Gleichstand herrschte. Beide gingen absolut gnadenlos und aggressiv vor und schenkten sich nichts. Man hätte wirklich meinen können, dass sie vorhatten, sich gegenseitig umzubringen. „Glaub mir Liam, du willst dich nicht an die Vergangenheit erinnern. Es ist das Beste für uns alle, wenn du dich nicht erinnerst und der bleibst, der du jetzt bist. Auch für dich. Du hast doch keine Ahnung!“

„Wie denn auch, wenn du mir alles verheimlichst. Warum kann ich mich denn an gar nichts erinnern? Erklär mir das mal.“

„Weil ich damals deine Erinnerungen gelöscht habe, nachdem ich dir einen Teil meines Lichts überlassen habe, damit du fähig bist, überhaupt so etwas wie Liebe oder Mitgefühl zu empfinden.“ Das war nun endgültig der Tropfen, der bei Liam das Fass zum Überlaufen brachte. Dass seine Schwester seine Erinnerungen löschte und ihn dann auch noch die ganze Zeit zum Narren hielt, war einfach zu viel für ihn. Es war mit Eva doch jedes Mal das Gleiche. Ständig machte sie nur ihr eigenes Ding, ohne Rücksicht auf Verluste und sie stieß andere einfach so ins Unglück, weil sie ihre eigenen Interessen verfolgte. Und dass sie ihn die ganze Zeit zum Narren gehalten hatte, ging nun endgültig zu weit. Eva machte wirklich nur Ärger, egal ob sie da war oder nicht. Wegen ihr gab es erst diese ganzen Probleme mit den Projekten, weil sie sich den Menschen ja unbedingt offenbaren musste, um ihre Familie zusammenzubringen. Sie hatte Frederica ins Unglück gestürzt und sie diesen Qualen ausgesetzt und sie hatte zugelassen, dass Jeremiel 25 Jahre lang als Serienmörder Sam Leens sein Unwesen trieb. Wegen ihr waren die Kinder im Norington Waisenhaus gestorben und Henry Lawliet und Nastasja. Und nun hieß es auch noch, sie habe seine Erinnerungen gelöscht und ihn all die Jahre belogen, was seine Vergangenheit und ihre Herkunft betraf. Und warum nur? Nur, damit sie einfach ihre eigenen Pläne verfolgen konnte. In seinen Augen war sie einfach nur selbstsüchtig und unverantwortlich. Ja, sie war schon immer unverantwortlich gewesen. „Weißt du was, Eva? Ich frage mich ernsthaft bis heute noch, wie wir beide nur Geschwister sein können. Ich habe dir so einiges nachgesehen, deine ganzen Aktionen und sogar diesen einen Vorfall, als du die ganze Welt unvergänglich machen und damit alles ins Chaos stürzen wolltest, nur weil es dir gerade in den Kram passte. Ich war sogar bereit, mit dir Frieden zu schließen und dir auch das mit Nikolajs Tod zu verzeihen, ebenso wie die Tatsache, dass du Jeremiel die Wahrheit über sein altes Leben gesagt hast. Aber das hier ist nun endgültig zu viel des Guten. Ich habe ehrlich gesagt überhaupt keine Lust mehr, mich von dir für dumm verkaufen und mich für deine Pläne benutzen zu lassen. Du kannst dir einen anderen Depp suchen, aber ich mache da nicht mit. Ernsthaft, die Welt wird so viel besser dran sein, wenn du für immer verschwindest. Deine ganzen Aktionen gehen langsam wirklich zu weit und ich denke es wäre das Beste für alle Beteiligten, wenn es dich nicht mehr gibt. Ich weiß echt nicht, warum ich mit so einer Schwester wie dir gestraft worden bin.“ Der Kampf artete immer weiter aus und schließlich gelang es Liam, Evas Hand zu streifen, woraufhin die Bandagen zerschnitten wurden und sich lösten. Und was darunter zu sehen war, waren dunkle fast schwarze Geschwüre, die sich wie Adern über die Haut zogen und ihrer sonst so blassen und makellosen Hand einen schrecklichen Anblick verlieh. Eva geriet kurz ins Straucheln, fing sich aber wieder und versuchte die Entstellung zu verbergen. Obwohl ihr Bruder harte Worte sprach und es sie mit Sicherheit ziemlich verletzt hatte, blieb sie standhaft und wirkte immer noch sehr entschlossen. „Dann versuch doch, mich zu töten. Das wirst du eh nicht schaffen. Ich war schon immer die Stärkere von uns beiden. Du hattest noch nie eine Chance gegen mich, Araphel.“

„Du sollst aufhören, mich ständig bei diesem Namen zu nennen!“ Ja, er hasste seinen Namen genauso sehr, wie er Eva hasste. Araphel. Das bedeutete „tiefe Finsternis“ oder „dunkle Wolke“. Es war ein Name, der nichts Gutes in sich trug, kein Licht und keine Wärme. Es war ein Name, der von einem kalten Charakter zeugte und nichts als Dunkelheit und Kälte in sich trug. Aus diesem Grund hatte er angefangen, sich selbst Liam zu nennen. Denn dieser Name bedeutete „Beschützer“. Er wusste, dass er die Finsternis verkörperte und nichts daran ändern konnte. Das war ja auch nicht schlimm, denn ohne die Dunkelheit gäbe es kein Licht. Aber er wollte nicht bloß jemand sein, der die Dunkelheit verkörperte und vor dem wirklich alle Angst haben mussten. Er wollte jene beschützen, die ihm wichtig waren und das galt sowohl für seine Familie, als auch für Jeremiel. Und er war bereit, auch für Jeremiels Familie sein Leben aufs Spiel zu setzen, um sein Versprechen zu halten. Er war ein Krimineller und auch gefährlich, aber er war auch stolz darauf, als Chirurg den Mittellosen zu helfen und seine Macht auszunutzen, um auch zum Beispiel Menschen wie Ezra zu helfen, wenn diese nicht alleine gegen die Mafia ankamen. Deshalb reagierte er auch jedes Mal aggressiv, wenn er bei seinem richtigen Namen angesprochen wurde.

Blitzschnell griff er wieder an, konnte ein Täuschungsmanöver durchführen und wollte sie in den Rücken treffen, doch Eva durchschaute diese Taktik, duckte sich und stieß ihr Schwert nach hinten. Sie traf Liam direkt in den Bauch und während er von dem Treffer noch benommen war, drehte sie sich um und schlug dabei erneut zu. Das Schwert riss eine tiefe Wunde in die Brust des Unvergänglichen und Blut floss. Doch anstatt, dass Eva aufhörte, griff sie einfach weiter an und es sah wirklich danach aus, als wollte sie ihrem Bruder ernsthaft Schaden zufügen. In diesem Moment aber reagierte Dathan. Er konnte einfach nicht mehr ruhig dastehen und diesen brutalen Geschwisterkampf mit ansehen. Zudem fürchtete er auch um Liam und dass Eva vielleicht zu weit gehen würde. Er rannte einfach los und stellte sich dazwischen, woraufhin Eva den Schlag nicht mehr rechtzeitig aufhalten konnte und die Klinge ihn unbeabsichtigt traf. Ein tiefer Schnitt zog sich diagonal über seinen Oberkörper und riss eine tiefe Wunde. Schwer verletzt stürzte Dathan zu Boden und blieb liegen. „Dathan!“ Beyond und L eilten zu ihm hin und befürchteten schon das Schlimmste. Doch zum Glück lebte er noch, aber die Wunde war dennoch sehr tief und musste dringend ärztlich versorgt werden. Für einen Moment sah Eva erschrocken aus und schien selbst noch gar nicht realisiert zu haben, was da gerade passiert war. Doch dann hob sie Liams Schwert auf und nahm es an sich. Dieser hatte sich selbst noch nicht wirklich erholt und sogleich richtete sie die Klinge ihres Schwertes auf ihn. „Ich habe dich gewarnt, Bruder. Ob es dir nun passt oder nicht, ich bin hier die Stärkere von uns beiden. Du hältst dich da raus und ihr hört auch auf, euch da noch weiter einzumischen. Ich werde Jeremiel alleine befreien und den Alpha-Proxy aufhalten. Das ist nicht euer Kampf.“

„Nicht unser Kampf?“ rief Beyond und baute sich vor ihr auf. „Das war schon unser Kampf, als wir geboren wurden. Die Proxys haben es auf uns abgesehen und sie haben auch den klaren Befehl, uns zuerst zu töten. Sie haben L’s Bruder entführt, ihm seine Familie genommen und dieser Drecksarsch James Brown hat Frederica und Andrew genug Leid angetan. Mag sein, dass ich nur ein Mensch bin, aber das heißt noch lange nicht, dass ich nur mit Wattebällchen schieße, um mich zu wehren. Ich kann a…“ Bevor er weiterreden konnte, hatte Eva ihm auch schon niedergeschlagen und den Serienmörder mit einem einzigen Schlag K.O. gehauen. Schließlich wandte sie sich L zu, packte ihn am Kragen und sah ihn ernst in die Augen. „Ich sage es euch noch ein allerletztes Mal: haltet euch da raus! Ich werde mich um alles kümmern. Und wenn ihr es wagen solltet, nicht auf mich zu hören, dann werde ich nicht mehr so rücksichtsvoll sein.“ Und danach raubte ein heftiger Schlag in die Magengrube L endgültig das Bewusstsein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-01-14T05:55:20+00:00 14.01.2015 06:55
Das Kapitel war Wow. Eva ist wirklich stark. Man sollte sie nicht unterschätzen. Ihre Familie bedeutet ihr ja alles.
Von:  pri_fairy
2015-01-13T20:36:53+00:00 13.01.2015 21:36
Ein spitzen Kapitel! Wie gefährlich Eva auch sein kann! Ich hätte es nicht von ihr erwartet denn immerhin war sie sonst immer so schüchtern. Aber sie wird sicher ihre Gründe haben...


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