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Last Desire 9.5 Teil 2

Uncertain Desire
von

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Ein Tag mit Monica

Die Nacht hatte Ezra in Elions Zimmer verbracht und war am nächsten Morgen früh aufgestanden. Nach dem Frühstück hatte er seine Mutter angerufen und mit ihr ein Treffen vereinbart. Nachdem er Nastasja und den anderen Bescheid gesagt hatte, suchte er sich ein paar ordentliche Klamotten raus und ließ sich von seiner Pflegemutter zum Hotel bringen. Nastasja setzte ihn direkt vor der Tür ab, wünschte ihm viel Glück und bat ihn, sich telefonisch zu melden, wenn sie ihn abholen sollte. Ezra stieg aus dem Wagen aus und ging direkt auf das Hotel zu. Es war eines der teuersten in Boston und seine Mutter war in einem der teuersten Zimmer untergebracht. Das einzige Mal, wo er im Ritz gewesen war, das war, als Parson ihn herbestellt hatte, um mit ihm zu schlafen. Na hoffentlich traf er niemanden aus seinem alten Leben, darauf konnte er nun wirklich verzichten. Gleich schon, als er die Eingangshalle erreichte, wurde er schon vom Concierge aufgehalten, bevor er überhaupt den Fahrstuhl erreichte. Er erklärte mehrmals, dass er zu Monica Denaux wollte, nannte die Zimmernummer und erklärte auch, dass er ihr Sohn sei. Da er aber mit seiner recht gewöhnlichen Kleidung sehr stark danach aussah, als könne sich seine Familie nie und nimmer das Penthouse leisten, fiel es dem Mann nicht gerade leicht, ihm das zu glauben. Ein Anruf verschaffte schließlich Klarheit und Ezra konnte dann endlich rauf. Sichtlich genervt drückte er den Knopf für das oberste Stockwerk und hätte diesem blöden Concierge am liebsten zwischen die Beine getreten. Er hasste diese Luxushotels und freiwillig hätte er nicht einen Fuß hier reingesetzt. Aber er wollte seine Mutter besuchen und da nahm er das eben in Kauf. Als er das oberste Stockwerk erreichte, ging er zu der Zimmernummer hin, die auf seinem Zettel geschrieben stand und er klopfte an. Einen Moment später wurde die Tür geöffnet und tatsächlich stand Monica Denaux vor ihm. Sie trug ein hochwertiges Chanelkleid und hatte sich die Haare elegant hochgesteckt. Zudem trug sie teuren Schmuck. „Ezra“, rief sie und war hocherfreut, ihn zu sehen. Sie umarmte ihn und führte ihn sogleich ins Penthouse. Es war luxuriös eingerichtet und dem 16-jährigen blieb fast der Mund offen stehen. Zugegeben, er war schon mal in einem so luxuriösen Zimmer gewesen, aber da hatte er nicht viel davon gesehen. Allerhöchstens vom Schlafzimmer. Sogleich führte Monica ihn zur Couch und bot ihm Getränke und Snacks an. Als er sah, dass es Sushi war, lehnte er ab. „Tut mir Leid, aber ich esse keine Tiere.“ „Wirklich nicht? Aber wenn du keine Proteine zu dir nimmst, wirst du immer so klein und dünn bleiben!“

„Mit Tierprodukten wie Eier und so habe ich ja keine Probleme. Aber ich will eben keine Tiere essen.“ „So eine Schande, du weißt nicht, was du verpasst.“ Monica trank ein Glas Champagner und Ezra bekam einen alkoholfreien Cocktail. Irgendwie kam er sich schon ein wenig deplatziert vor. Insbesondere weil er immerzu dran denken musste, wann er überhaupt mal solche Bonzenhotels betreten hatte. Er war nervös und unsicher, was er jetzt sagen sollte. Dann aber fiel ihm wieder ein, wieso er in erster Linie hierher gekommen war und fragte „Was hast du in den 16 Jahren gemacht und wieso bist du gegangen?“ Monica überkreuzte die Beine und trank noch einen Schluck Champagner. „Damals war ich eine aufstrebende Künstlerin gewesen und habe auch Kunst studiert gehabt. Ich wollte eine weltberühmte Künstlerin werden und habe von einer großen Karriere geträumt. Dein Vater Declan hat mich nie verstanden oder unterstützt. Wir haben uns hinterher nur noch gestritten und da kam vieles zum anderen. Zwischen uns war es wirklich nicht rosig und es gab hinterher ziemlich viel böses Blut. Wir hatten uns schon vor deiner Geburt getrennt und dann gab es einen schlimmen Sorgerechtsstreit. Ich wollte dich mit nach Frankreich nehmen, aber dein Vater hat eine Intrige nach der anderen gesponnen. Da habe ich zum ersten Mal gesehen, was für ein Mensch er wirklich war. Er hat das alleinige Sorgerecht gewollt, um mir heimzuzahlen, dass ich ihn verlassen habe. Also hat er mich vor dem Jugendamt als eine Rabenmutter dargestellt, die ihr Kind vernachlässigt und quält. Letzten Endes lief es darauf hinaus, dass er das alleinige Sorgerecht zugesprochen bekam und ich dich nicht mehr sehen durfte. Das war ein wirklich harter Schicksalsschlag für mich und so habe ich den Kampf aufgegeben und mich stattdessen meinem Ziel gewidmet. Ich bin nach Frankreich ausgewandert und lebte seitdem in Montmartre. Dort habe ich auch meinen jetzigen Ehemann Jean kennen gelernt. Er ist erfolgreicher Modedesigner und wir sind seit knapp 14 Jahren verheiratet.“

„Und hast du es geschafft, deinen Traum zu verwirklichen?“

„Aber natürlich habe ich das. Was für eine Frage. Meine Gemälde und Skulpturen sind selbst auf den internationalen Kunstmärkten sehr gefragt und schließlich habe ich es im Gegensatz zu deinem Vater wenigstens zu etwas gebracht. Er war ja nur ein Cop. Soweit ich gehört habe, scheint er ja auch in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen zu sein. Das passt zu einem Versager wie ihn.“

„Er hat sich auf Glücksspiele und Drogengeschäfte eingelassen…“

„War ja zu erwarten. Und mit Sicherheit hat genau das ihm das Genick gebrochen. Hab gehört, dass jemand ihn getötet hat.“ Ezras ganzer Körper verkrampfte sich und er betete inständig, dass sie nicht näher fragen würde. Doch leider kam es anders als erhofft. „Sag mal, weißt du näheres?“ Innerlich bereitete er sich darauf vor, dass seine Mutter genauso entsetzt und angewidert reagieren würde, wenn er ihr die Wahrheit sagte. „Ich war es“, sagte er und seine Hände verkrallten sich in seine Jeanshose. „Dad war high gewesen und hatte immense Schulden. Nachdem er mich vergewaltigt hat, ist ihm eingefallen, dass auf meinem Namen eine Lebensversicherung läuft und wollte mich töten. Ich hab ihn daraufhin aus Notwehr getötet und kam daraufhin diverse Pflegefamilien, weil das Jugendamt dich nicht finden konnte.“

„Nun, ich war ja auch sehr beschäftigt gewesen. Ich war in Budapest, Rom und Venedig, in London und vielen anderen Ländern zu Kunstausstellungen. Dabei habe ich wirklich viele Persönlichkeiten kennen gelernt. Sogar mit Schauspielern und Politikern habe ich das Vergnügen gehabt.“ Ezra verstummte und war ziemlich irritiert, dass seine Mutter nicht mal näher auf diese Geschichte einging, sondern gleich sofort davon sprach, wo sie überall gewesen war und was sie für Leute getroffen hatte. Interessierte sie das etwa gar nicht, oder fand sie das nicht so schlimm? Nun, wenigstens verurteilte sie ihn nicht und das war ja auch was. „Nun, jedenfalls ist es ganz gut, dass ich jetzt hier bin. Da kann ich mich jetzt um dich kümmern und du kommst endlich von diesen schrecklichen Leuten weg.“ „So schlimm ist Nasta… ähm… Natascha nicht. Sie kümmert sich gut um mich.“

„So meine ich das auch nicht. Aber mir behagt der Gedanke nicht, dass mein einziges Kind bei so einer Person lebt, die noch nicht einmal Amerikanerin ist. Man hört ja von solchen Leuten vieles.“ Ezra wurde langsam etwas unruhig und so wirklich gefiel ihm nicht, was seine Mutter da über Nastasja sagte. Sie kannte sie doch überhaupt nicht, wie konnte sie sich da so ein Urteil bilden? „Nur weil sie Russin ist, ist sie noch lange kein schlechter Mensch. Im Gegenteil, sie hat schon mit 13 Jahren an der Uni unterrichtet und arbeitet nun an der Harvard Universität.“

„Hm, sieht man ihr aber nicht gerade an. Nun ja, zum Glück bin ich ja jetzt da und kann mich um dich kümmern. Und keine Sorge, dieses Mal wird Declan uns nicht auseinander reißen. Was du als Erstes brauchst, ist erst einmal anständige Kleidung.“ „Wieso?“ fragte Ezra und sah seine Sachen an. Zugegeben, es waren keine teuren Markenklamotten, aber sie sahen doch ganz anständig aus und taten ihren Zweck. „Stimmt etwas nicht mit meinen Sachen?“ „Ich kann doch nicht mit ansehen, wie du in so gewöhnlichen Sachen herumläufst. Und deine Haare erst. Die sind doch viel zu lang und damit siehst du wie ein Mädchen aus! Weißt du was? Wir machen uns einen schönen Tag und werden dich ganz neu einkleiden. Und eine neue Frisur bekommst du auch gleich. Glaub mir, du wirst formidable aussehen!“

„Ich fühl mich aber so ganz wohl, auch mit den langen Haaren.“

„Ach papperlapapp! Das sagst du doch nur, weil du nichts anderes gewöhnt bist. Aber glaub mir, es gibt Besseres und das kannst du auch haben.“ Damit verwies sie mit einer ausladenden Handbewegung auf den gesamten Raum und meinte damit den Luxus, den sie führen konnte. „Glaub mir, aus dir können wir noch einen richtig ansehnlichen jungen Mann machen. Wir werden dich erst mal komplett neu einkleiden und einen neuen Look für dich finden.“ Immer noch war Ezra etwas unschlüssig, was diese Idee betraf, aber es fiel ihm schwer, Widerworte zu geben. Eigentlich war das ja eine wirklich lieb gemeinte Geste seiner Mutter, dass sie das für ihn tun wollte. Aber dennoch fühlte er sich nicht ganz so wohl dabei. Schließlich aber willigte er dann doch ein und so erhob sich Monica und rief sogleich telefonisch einen Chauffeurdienst. Nachdem sie sich noch einen Mantel angezogen und eine passende Handtasche ausgesucht hatte, setzte sie noch eine Sonnenbrille auf und verließ zusammen mit Ezra das Hotel. Direkt vor der Tür wartete eine große schwarze Limousine. Immer noch fühlte sich der 16-jährige irgendwie ziemlich deplatziert. Diesen ganzen Luxus hatte er nie gekannt und war es gewohnt, in mehr als bescheidenen Verhältnissen zu leben. Wenn er daran zurückdachte, wo er zuvor gewohnt hatte, bevor er zu Nastasja kam… Seine Mutter hingegen schien das Leben in purem Luxus vollkommen gewöhnt zu sein und schien es auch ein Stück weit als Normalität anzusehen. Und sogleich erzählte sie ihn auch, dass sie in Montmartre in einer ansehnlichen Villa wohnte und sowohl sie als auch ihr Mann eine eigene Galerie hätten. Überhaupt erzählte sie ziemlich viel, während er selbst kaum zum Reden kam. Trotzdem war er schon sprachlos, wie viele Prominente sie alle schon kennen gelernt hatte. Sie redete fast ohne Punkt und Komma und sogleich, als sie das erste Geschäft erreichten, stiegen sie aus der Limousine aus. Gleich schon vom Umsehen erkannte Ezra, dass sie im Bonzenviertel waren. Hier gab es Geschäfte, wo man sich Klamotten nur dann leisten konnte, wenn man sich deutlich von der Mittelschicht abhob. Und irgendwie kam er sich ziemlich ärmlich vor. Ein weiterer Grund, wieso er um diese Gegend meist einen großen Bogen machte. Sogleich suchten sie einen Friseur auf, der Preise verlangte, die ja eigentlich schon unverschämt waren. Monica wandte sich direkt an dem Chef und erklärte „Mein Sohn braucht einen ordentlichen Haarschnitt. Was können Sie uns empfehlen, damit er nicht mehr wie ein Mädchen aussieht?“ Ezra wurde nervös, denn obwohl er ja selbst wusste, dass man ihn mit den langen Haaren schnell mit einem Mädchen verwechselte, mochte er seine Haare auch eigentlich so wie sie waren. Er stand nicht so wirklich auf kurze Frisuren, wo sich diese ganzen Leute so viel Gel in die Haare schmierten, dass es schon wieder hässlich und übertrieben aussah. Zu einem Ken-Verschnitt wollte er sicherlich nicht werden und so erklärte er „Ich möchte meine Haare aber nun mal etwas länger haben!“ „Das ist kein Problem“, erklärte der Chef und führte ihn direkt schon zu einem Stuhl hin. „Wir werden die Haare auf Schulternlänge kürzen und den Scheitel begradigen.“ Am liebsten wäre Ezra aufgestanden, denn so wirklich wohl war ihm nicht bei dem Gedanken, sich die Haare kürzer schneiden zu lassen. Zugegeben, sie waren schon ziemlich lang und es war nicht immer sehr praktisch. Insbesondere weil es immer so lange dauerte, bis sie endlich trocken waren. Er konnte sich eigentlich nicht erinnern, sich überhaupt jemals die Haare geschnitten zu haben. Nur widerwillig ließ er sich darauf ein, hauptsächlich um seiner Mutter einen Gefallen zu tun, denn im Grunde wollte sie ihm ja nur eine Freude machen. Ach jetzt stell dich mal nicht so an, Ezra. Es sind bloß Haare und die wachsen nach. Der Einzige, der sich gegen solch eine Prozedur sträuben darf ist Elion, weil der höllische Schmerzen kriegt, wenn jemand ihm an die Haare geht. Na hoffentlich wurde die Frisur nicht allzu schlimm.

So wurde es schließlich ernst und Ezras Haare wurden geschnitten. Aber das Ergebnis konnte sich hinterher doch sehen lassen. Seine Haare waren für seinen Geschmack noch lang genug, aber es sah bei weitem besser aus als vorher. Und tatsächlich gefiel es ihm auch wirklich. Schließlich begutachtete seine Mutter das Ergebnis, war aber weniger begeistert. „Naja, sie sind zwar immer noch viel zu lang, aber es ist zumindest annehmbar.“ Damit bezahlte sie den Friseur und sogleich ging es in ein Modegeschäft. Ezra weigerte sich vehement, Hemden und Anzüge zu tragen, weil das einfach nicht sein Stil war. Zum Glück beharrte seine Mutter nicht allzu sehr darauf und teilte dieselbe Meinung. Und da sie sowieso Künstlerin war und es sich bei ihrem zweiten Mann um einen Modedesigner handelte, hatte sie ganz andere Pläne. Zuerst betrachtete sie ihn nachdenklich. „Du bist wirklich furchtbar klein, da wird es schwierig, etwas in deiner Größe zu finden. Das Beste wird sein, dass wir die Kleidung anpassen. Wichtig wird erst einmal sein, dass wir einen Stil für dich finden, der zu deinen langen Haaren passt und dich nicht wie ein androgynes magersüchtiges Mädchen aussehen lässt. Aber überlass das ruhig mir. Ich finde schon etwas, das perfekt zu dir passt.“ Und gleich, als die Verkäuferin zu ihnen kam, um sie zu beraten, bekam Monica ein Glas Sekt und Ezra etwas Alkoholfreies zum Trinken. Im Grunde konnten sie sich ganz entspannt hinsetzen, die Verkäuferin suchte alles heraus, was Monicas Ansprüchen gerecht war und beriet auch ausführlich. Ezra selbst war da ein klein wenig überfragt in der Situation. Er hatte sich noch nie für Mode interessiert, immerhin hatte er sich doch sowieso so etwas niemals leisten können. Die meisten Klamotten, die er hatte, stammten von der Altkleiderspende. Ein paar neue Sachen hatte er von Nastasja bekommen, weil viele der alten Klamotten schon ziemlich ramponiert waren. Aber so eine komplette Stylingberatung war für ihn völlig neu und er hatte da auch überhaupt keine Vorstellung, was eigentlich am besten zu ihm passte. Und insgeheim fragte er sich auch, wozu er das überhaupt brauchte. Immerhin war er ein stinknormaler 16-jähriger, der in die Mittelschicht hineingeboren wurde, jahrelang in der Unterschicht gelebt hatte und nun wieder in die Mittelschicht zurückgekehrt war. Jetzt kam seine Mutter an und schon fand er sich im High Society Leben wieder. Und ehrlich gesagt war er sich auch nicht sicher, ob das auch wirklich seine Welt war. Das alles kam ihm irgendwie… oberflächlich und falsch vor. Und auf die Frage, wieso es unbedingt wichtig war, ihn mit solchen Markenklamotten einzukleiden, da antwortete Monica „Nun, man muss eben auf das Erscheinungsbild achten. Wenn man in den höheren Kreisen verkehrt, muss man sich eben anpassen.“

„Aber ich gehöre doch gar nicht dahin.“

„Jetzt nicht, aber schon bald. In Frankreich wird dich ein herrliches Leben erwarten. Da wirst du dein eigenes Haus bekommen und deinen eigenen Privatlehrer und eigene Angestellte. Dann wird Geld das letzte sein, worum du dir Gedanken machen musst. Du brauchst mir nicht zu danken. Als deine Mutter mache ich das natürlich gerne.“ Als Ezra das hörte, sah er sie schon fast entgeistert an. „Wie jetzt? Ich soll mit nach Frankreich?“

„Na selbstverständlich. Sobald ich die Formalitäten mit dem Jugendamt geklärt habe und ich endlich das Sorgerecht bekomme, kann ich dich dann zu mir holen und kann dir ein deutlich besseres Leben bieten, als diese Pflegefamilie. Glaub mir, du wirst es lieben, wenn du dich daran gewöhnt hast. Dann kannst du nicht mehr ohne den Luxus leben!“ „Aber man kann doch auch ohne Geld glücklich sein.“ Als Monica das hörte, lachte sie, so als hätte ihr Sohn einen ziemlich guten Witz erzählt. „Du bist wirklich sehr blauäugig. Fakt ist nun mal, dass man für alles Geld braucht, ganz egal was es ist. Und wer viel Geld hat, kann sich auch viel erlauben. Reisen auf die Malediven oder in die Dominikanische Republik, Jachtausflüge und Privatinseln… Der Luxus, den du ausleben wirst, davon können andere nur träumen. Dann wirst du auch endlich dieses klägliche Leben in Armut vergessen, glaub mir.“

„Aber Rumiko ist Milliardärin und sie ist mit ihrem normalen Leben als Musiklehrerin glücklich.“

„Das sieht man auch an ihrem Kleidungsstil. Lass mich dir eines sagen, Ezra: wenn du erst mal auf den Geschmack gekommen bist, wirst du nichts anderes mehr wollen. Du kannst dir alles leisten, was du dir je gewünscht hast und kannst das Leben führen, von dem andere nur träumen können. Oder glaubst du, dass wir so eine Sonderbehandlung wie diese hier in einem gewöhnlichen Geschäft bekommen? Nein, dort würde man sich einen Dreck um uns scheren. Und wir könnten dann auch nicht mit einer Limousine fahren so wie jetzt. Wer kein anderes Leben gewöhnt ist, kann sich eh nichts Besseres vorstellen.“ Ezra wurde schließlich in die Umkleidekabine geschickt und probierte die Klamotten an, die ihm herausgesucht wurden. Als er diesen kurzen Augenblick alleine war, musste er nachdenken. Seine Mutter wollte tatsächlich nach Frankreich zurück und er sollte mit ihr mitkommen. In ein für ihn vollkommen fremdes Land, weitab seiner Heimat. Auch wenn er viele schlimme Erinnerungen mit Boston verband, es war immer noch sein Zuhause! Und der Gedanke, für immer von hier fortzugehen, behagte ihm nicht. Was sollte er tun? Hier bleiben, oder seiner Mutter nach Frankreich folgen? „Scheiße verdammt“, murmelte er und begann sich umzuziehen. Irgendwie hatte er sich das alles anders vorgestellt. Wozu war seine Mutter denn sonst nach Boston gekommen? Kaum, dass er sie endlich kennen lernte, musste er auch schon eine Entscheidung treffen, ob er nach Frankreich auswanderte, oder nicht. Was sollte er nur tun? Er wusste es einfach nicht.

Schließlich, nachdem die Shoppingtour beendet war, nahm seine Mutter ihn noch in eine Luxus-Wellness-Oase mit und zum ersten Mal in seinem Leben bekam Ezra so etwas wie eine Maniküre und Dinge, von denen er eher gedacht hätte, dass das typischer Weiberkram war. Und so wirklich geheuer war es ihm nicht, dass da irgendwelche fremden Leute an seinen Fingernägeln herumschnibbelten, wenn er das auch verdammt noch mal selbst machen konnte. Er fragte auch „Ist so etwas denn wirklich nötig?“, aber seine Mutter war der Ansicht, dass es das war und sie erklärte „Wenn man gepflegt erscheinen will, dann muss man auch auf solche Dinge achten. Und glaub mir, nichts entspannt mehr als sich verwöhnen zu lassen. Jean und ich gönnen uns so etwas regelmäßig, um uns von der Arbeit zu entspannen.“ Und wieder begann sie zu reden. Überhaupt schien sie ein Mensch zu sein, der gerne und vor allem viel erzählte, insbesondere über ihre eigene Person. So ging das die ganze Zeit weiter, bis sie schließlich so ganz nebenbei fragte „Sag mal Ezra, hast du schon eine Freundin?“ Und hier musste er schlucken, denn er wusste, dass nicht alle Mütter so begeistert reagierten wie Rumiko und auch nicht so entspannt und tolerant waren wie Nastasja. Da war schon fraglich, wie Monica erst reagieren würde. Schließlich aber dachte er sich „Ach scheiß drauf. Entweder akzeptiert sie es, oder sie akzeptiert es nicht“ und antwortete „Nicht direkt. Ich bin mit jemandem zusammen, allerdings nicht mit einem Mädchen.“ Und hier ließ seine Mutter ihr Glas fallen und starrte ihn fassungslos an. „Um Gottes Willen, soll das etwa heißen, du bist…“ Sie brachte das letzte Wort nicht hervor und es schien ihr im Hals stecken geblieben zu sein. Oder aber sie sträubte sich einfach, dieses für sie so fürchterliche Wort auszusprechen. Ezra seufzte und nickte. „Ja verdammt. Ich bin schwul!“

„Seit wann das denn?“

„Woher soll ich das denn wissen? Es ist einfach so.“

„Mit Sicherheit ist es die Schuld deines Vaters. Hätte er sich anständig um dich gekümmert und dich vernünftig erzogen, dann wäre das ganz sicher nicht passiert. Aber mach dir keine Sorgen, das kriegen wir schon wieder in Ordnung.“

„Ich bin doch nicht kaputt oder so!“ rief der 16-jährige und stand auf. Zu hören, wie seine Mutter über dieses Thema redete, verunsicherte ihn total und sogleich ging alles in ihm auf Abwehr. „Ich hab es mir nicht ausgesucht, klar? So etwas ist doch keine Krankheit und ich bin glücklich damit.“

„Ezra, so meine ich das doch nicht. Aber das hat doch keine Zukunft. Du wirst niemals eigene Kinder haben, ist dir das denn gar nicht wichtig?“

„Ich will doch gar keine Kinder! Elion bedeutet mir alles und er hat mich aus dem Ghetto rausgeholt. Er hat mir das Leben gerettet und mir geholfen, vom Straßenstrich wegzukommen, damit ich ein anständiges Leben führen kann. Du hast nicht das Recht, dich da einzumischen.“ Die Situation war sehr angespannt und schließlich schaltete Monica einen Gang zurück als sie merkte, dass ihr Sohn sehr empfindlich auf das Thema reagierte und schaffte es schließlich, die Situation schnell wieder zu entschärfen und Ezra zu beruhigen. Sie verbrachten den ganzen Tag zusammen und Monica bot auch an, dass Ezra bei ihr im Hotel wohnen könnte, aber er wollte lieber zurück nach Hause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2014-12-17T14:40:36+00:00 17.12.2014 15:40
Tolles Kapitel :)
ich finde es nicht schlecht das sie ihn umstylt und er scheint seine neue Frisur durchaus zu mögen doch ich finde es nicht richtig von ihr ihn ändern zu wollen...
aber dennoch schönes Kapitel denn hier treffen Ezra und seine Mutter zunächst ersten mal richtig aufeinander :)
Von: abgemeldet
2014-12-16T20:37:37+00:00 16.12.2014 21:37
Ein echt cooles Kapitel. Da konnte man zum ersten Mal die Beziehung zwischen Sohn und Mutter sehen, mehr oder weniger. Monica will in Ezras Leben alles ändern und war sogar gegen seine Schwulheit. Aber trotzdem war der Anfang ja nicht schlecht.

LG^^Alien^^



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