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The Angel who kills

Azrael Chronicles
von

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Mission Three: Find the herd!

Während die Feuerwehr damit begann Löschvorkehrungen zu treffen, die Polizei die Straße abriegelte und die Sanitäter auf ihren Einsatz warteten, stand er immer noch bei seinem Auto und starrte auf seine brennende Wohnung.
 

Mit einer Erleichterung die er nicht verstand, registrierte er am Rande, dass das alte Ehepaar und der junge, aber erfolglose Schriftsteller, hustend aber soweit unversehrt das Gebäude verließen.

Das junge Ehepaar von oben war sowieso mal wieder auf Geschäftsreise, weshalb er sich darum keine Sorgen machen musste.
 

Nachdem er sich einigermaßen gefangen hatte, zog er sein Shirt über seine Holster mit den Waffen, und schlich sich zwischen den Autos der Rettungskräfte hindurch zur Rückseite des Gebäudes. Etwas, das er stets bemängelt hatte, kam ihm nun zu Gute: Die unverschlossene Feuertür, die immer sperrangelweit aufstand.
 

Schon auf den Treppen zur Feuertür schlug ihm der Qualm entgegen, und er kniff die Augen zusammen, während er sich den Unterarm über Mund und Nase hielt, um den Qualm nicht auch noch einzuatmen.
 

Der Rauch war so dicht, dass Azrael kaum die Hand vor Augen sah, und sich deshalb an der Wand entlang zu seiner Wohnungstüre tasten musste.

Natürlich war die Wohnungstüre zu, und er trat ein paar Schritte zurück, bevor er mit voller Wucht dagegen trat, und die Tür aus den Angeln krachte und nach innen in den Wohnungsflur fiel.
 

In der Wohnung war der Rauch noch dichter, und auch wenn es ihm nicht gerade behagte, ging er auf Hände und Knie und krabbelte langsam vorwärts.

So konnte er allerdings nicht seine Atemwege schützen, weshalb er nach ein paar Metern schon anfing, erbärmlich zu husten und am liebsten umgedreht wäre.
 

Es lag ihm nicht, sein Leben durch schwachsinnig Aktionen in Gefahr zu bringen. Auf der anderen Seite lag es ihm noch weniger, seine Männer zurück zu lassen.

Dass keiner von ihnen für die Organisation arbeitete, war ihm so herzlich egal. Ed war der Vater für ihn, den er nie gehabt hatte. Yung bedeutete ihm absolut nichts, aber dieser war der beste Freund von Yong Tae, an dem er zu seinem Leidwesen und dem seines Egos doch mehr hing, als er zugeben wollte.

Er wusste nicht einmal, wie er reagieren würde, wenn Ed oder Yong Tae etwas zustoßen sollte. Vermutlich wäre er nicht nur am Boden zerstört, sondern würde auch eine Art Halt in seinem Leben verlieren.
 

Im Wohnzimmer angekommen, robbte er nahe genug zum Sofa um festzustellen, dass dieses leer war. Zwar lagen noch die Kabel herum, die er zum Fesseln von Yong Tae und seinem Freund benutzt hatte, aber von den Beiden fehlte jede Spur.

Nachdem er auf allen Vieren die Hälfte der Wohnung durchsucht hatte, stellte er fest, dass von Ed und seinen Hunden ebenfalls jede Spur fehlte, was ihm die Hoffnung gab, dass der Alte die Jungs aus der Wohnung geschafft hatte, bevor diese angefangen hatte zu brennen.
 

Die Rauchentwicklung war mittlerweile so schlimm, dass es selbst auf dem Boden schwer war Luft zu bekommen. Er hatte inzwischen festgestellt, dass seine Küche, sein Badezimmer und das Gästezimmer in Flammen standen, und der Weg zum Flur war ihm inzwischen auch versperrt.

Zwar konnte Azrael kein Feuer im Flur sehen, da es schwer war überhaupt etwas zu sehen, aber sein Instinkt sagte ihm, dass er den Weg zurück zur Wohnungstüre vermeiden sollte.
 

Also robbte er zu seinem Schlafzimmer, in dem sich zwar auch Rauchschwaden gesammelt hatten, aber in dem wenigstens noch mehr zu sehen war als im Rest der Wohnung.

Er knallte die Türe hinter sich zu und lehnte sich kurz mit dem Rücken dagegen, um etwas Luft zu bekommen, oder zumindest mehr als in den letzten fünf Minuten.

Er war sich ziemlich sicher, dass er inzwischen eine Rauchvergiftung hatte, so sehr wie er husten musste, ohne es unterbinden zu können.
 

Azrael stand auf und wankte zu seinem Kleiderschrank, dessen Tür ganz rechts er aufriss, und die Jacken auf ihren Bügeln wirsch zur Seite schob.

Vor ihm, an der Rückwand des Kleiderschranks, blickte ihm sein Waffenarsenal entgegen, und er griff gezielt hinein, wo er sich sein Scharfschützengewehr, einige Dolche und ein Schrotgewehr herauszog und sie in eine Sporttasche warf, die er ebenfalls aus dem Kleiderschrank zog.
 

Ein ohrenbetäubender Knall ließ ihn herum fahren und einen leisen Fluch ausstoßen.

Durch das ganze Absuchen der Wohnung hatte er vollkommen vergessen, was er im Gästezimmer so lagerte, obwohl er vorhin auf der Straße noch daran gedacht hatte, dass die Wohnung ganz schnell in die Luft fliegen konnte.
 

Er eilte zum Fenster und riss dieses auf, ehe er die Tasche nach unten warf, wo sie im Gebüsch des Gemeinnützigen Gartens landete, ehe er hinterher sprang und sich fragte, warum unter seinem Schlafzimmerfenster unbedingt Rosenbüsche stehen mussten und nicht irgendetwas weicheres, wie zum Beispiel eine stinknormale Hecke.
 

Leise vor sich hin fluchend schob er seine Waffe wieder zurück an ihren Platz und kämpfte sich mit der Tasche einen Weg aus den Büschen, die nicht nur seine Hose und sein Hemd einrissen, sondern auch seine Haut.

Aber er wäre nicht einer der Besten, wenn er sich jetzt darüber Gedanken machen würde, weshalb er erneut um das Gebäude herum eilte, um zu seinem Wagen zu gelangen.
 

Der Weg unentdeckt zurück zu seinem Wagen zu kommen war schwerer, als andersherum.

Manchmal hasste Azrael das schnelle Schalten der Polizei in Seoul, denn diese hatten das Viertel inzwischen abgeriegelt, was ihn mit den Zähnen knirschen ließ.

Jetzt unbemerkt in einer Massenpanik zu flüchten, war unmöglich, da die Massenpanik offensichtlich schon vorbei war.
 

Während er sich hinter das Lenkrad schob, ging er in Gedanken kurz alle Möglichkeiten durch die er hatte, und das waren weiß Gott nicht viele.

Noch ehe er sich allerdings entscheiden konnte, klopfte es an seine Scheibe und er sah sich mit einem Hüter des Gesetzes konfrontiert, weshalb er die Scheibe langsam herunter ließ und versuchte angespannt auszusehen, was im Anbetracht der Situation nicht besonders schwer war.
 

„Was suchen Sie hier? Dieses Gebiet ist gesperrt!“, schnauzte ihn der Beamte an, während er ihn misstrauisch beäugte.

Azrael hatte keine Zeit mehr sich eine Geschichte auszudenken, weshalb er auf die einfachste Lösung zurück griff: Er machte ein noch angespannteres Gesicht.
 

„Nishi, NIS. Ich bin beauftragt dieses Viertel zu untersuchen.“, erklärte er dann mit einem Unterton in der Stimme, den nur die Hüter des Gesetzes, egal in welcher Abteilung, anschlagen konnten.

Der Polizist blinzelte und Azrael hielt ihm seine Dienstmarke vor die Nase, ehe er sie wieder zuklappte und auf den Beifahrersitz warf.

„Was macht der NIS hier? Wegen einem Wohnungsbrand?“

Die Verwirrung war dem Polizisten förmlich anzusehen und Azrael zog die Augenbrauen zusammen, blickte kurz nach rechts und links, ehe er sich verschwörerisch zu dem Beamten neigte.
 

„Azrael.“, flüsterte er, bevor er sich wieder aufrecht hinsetzte, die Hände gut sichtbar auf dem Lenkrad.

Der Schrecken war dem jungen Beamten förmlich ins Gesicht geschrieben, und er sah sich hektisch nach allen Seiten um.

„Der 'Engel-Mörder'?“

„Genau der. Er soll sich hier in der Gegend aufhalten.“

„Wirklich?“

„Angeblich sogar wohnen.“

„Oh mein Gott.“

„Halten sie Augen und Ohren offen, und verhalten Sie sich ganz natürlich, wenn ihnen eine verdächtige Person auffallen sollte.“

„Selbstverständlich Sir!“

„Am besten Sie informieren auch ihre Kollegen darüber. Das Letzte was wir wollen, sind auch noch tote Polizisten, nicht wahr?“

„Natürlich Sir!“
 

Azrael's Mundwinkel zuckten, ehe er leicht lächelte, als der junge Polizist zu seinen Kollegen sprintete, und er langsam anfuhr und mit gemäßigtem Tempo die Straße entlang rollte.

Sein Blick fiel kurz auf die Dienstmarke des NIS, und er zog eine Grimasse, ehe er danach griff und sie in sein Handschuhfach warf.
 

Er hatte nicht wirklich ein schlechtes Gewissen, die Marke mitgehen gelassen zu haben, auch wenn seine Freundin Mi Hae ihm wochenlang die Ohren damit voll geheult hatte, dass ihr Chef über den Verlust der Marke stinksauer war, sie sich aber nicht erklären könne, wer ihr diese gestohlen haben könnte, oder wofür.
 

Eigentlich war er nicht der Typ dafür, sich mit Frauen abzugeben, was nicht hieß, dass er immer noch jungfräulich war. Aber Frauen waren anstrengend, Nerven raubend und außerdem brauchte man für sie mehr Zeit als für eine Topfpflanze.

Frauen verlangten nach Aufmerksamkeit, Sicherheit, Verständnis, einer Schulter zum ausweinen und was sonst noch, am besten natürlich auch noch alles zeitgleich.
 

Dass er Mi Hae über den Weg gelaufen war, war wirklich purer Zufall gewesen, und hätte beinahe seine Identität auffliegen lassen. Wenn die Kleine nicht so unglaublich blauäugig und naiv, sondern misstrauischer gewesen wäre.

Stattdessen war sie von Anfang an zutraulich wie eine Katze gewesen, und hatte ihm einfach so ihre Nummer zugesteckt.
 

Er war nicht der Typ dafür, der sich mit Frauen abgab. Aber Mi Hae könnte ihm nützlich sein, dachte er damals. Und mehr oder minder war sie das auch.

Sie war ein kleines Plappermaul und plapperte öfter einmal irgendwelche Einzelheiten zu laufenden Ermittlungen bei einem Kaffee vor sich hin, was für ihn eine Art Freifahrtschein war sich durch größere Razzien oder Polizeikontrollen zu bewegen, oder sie gar zu umgehen.

Ihre Dienstmarke war natürlich auch praktisch.
 

„Wenn das Yong Tae wüsste, würde er mir vorhalten, was für ein Arsch ich eigentlich bin.“, murmelte er vor sich hin, während er die Polizeisperre passierte, indem er die Marke erneut aus dem Handschuhfach wühlte und sie an die Fensterscheibe hielt, und somit ohne jegliche Fragen durchgewunken wurde.
 

Sein Weg führte ihn auf die Autobahn, bis zu der heruntergekommenen Bar von Ed, in der natürlich gähnende Leere herrschte.

Um ehrlich zu sein, hatte Azrael auch nicht erwartet den Alten und die Jungs hier anzutreffen. Der einzige Grund, warum er hier hergekommen war, war dass diese Bar sich perfekt als Stützpunkt für die kommenden Schachzüge eignete.

Es kam nie jemand vorbei, und wenn doch wunderte man sich sicherlich nicht, wenn ein Auto vor der Bar stand. Denn immerhin hatte diese vierundzwanzig Stunden geöffnet. Zumindest laut dem Schild, das an der quietschenden Eingangstür hing.
 

Azrael warf die Tasche hinter den Tresen auf den Boden, bevor er die Kühlschranktür aufriss und sich ein kühles Bier heraus fischte, das er gewissenhaft auf seinem Bierdeckel notierte.

Er hätte es nicht getan, wenn er den geringsten Zweifel daran gehabt hätte, dass Ed und die Jungs den Löffel abgegeben hätten.

Aber die fehlenden Leichen, zusammen mit den fehlenden Hunden veranlassten ihn zu der Überzeugung, dass sie noch lebten. Zumal Ed niemals seine Hunde zurücklassen würde, genauso wie umgekehrt.

Zwar hatte die Zeit nicht gereicht, um zu checken ob Ed's Taschen noch in der Wohnung waren, aber im Prinzip spielte das keine Rolle.
 

Er öffnete die Flasche mit seinem Feuerzeug und nahm einen großen Schluck, bevor er eine der Schubladen hinter dem Tresen aufriss, und so lange herumwühlte, bis er die Karte von Seoul und Umgebung gefunden hatte.

Warum Ed überhaupt eine Karte hatte, wo sich doch zu ihm sicher niemand verirrte, um nach dem Weg zu fragen, würde ihm vermutlich nie einleuchten. Zumal heutzutage jeder Vollidiot ein Navigationssystem bedienen konnte. Manche mehr und andere weniger.
 

Den Alten zu finden würde definitiv nicht leicht werden. Ed war ein schlauer Fuchs, und es hatte immerhin seinen Grund, warum die Geheimdienste weltweit ihn in seiner vierzig-jährigen Laufbahn nicht mal ein Haar von ihm fangen konnten.

Zwar war der Alte einer seiner Ausbilder gewesen, aber das hieß noch lange nicht, dass er ihm wirklich alles beigebracht hatte, was er wusste.
 

Ed hatte das so nie gesagt, aber Azrael war selbst lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass man niemandem wirklich alles beibrachte was man wusste, denn dieser Jemand konnte ganz schnell zur Gegenseite wechseln, und dann hatte man den Salat.
 

Mit der Bierflasche in der Hand hing der Blonde über der Karte und versuchte so zu denken wie sein ehemaliger Ausbilder, was nicht wirklich leicht war, aber über ein paar Dinge war er sich im klaren.

Ed würde logischerweise irgendwo untertauchen. Aber nicht irgendwo, sondern an einem Ort an dem auch die Jungs sicher waren. Und da diese keine gefälschten Pässe mit sich herumtrugen, gab es nicht besonders viele Optionen, aber immerhin genug um Azrael's Laune nach unten zu ziehen.
 

Zwar lag es ihm nicht, sich selbst die Schuld an Dingen zu geben, die er für gewöhnlich auch nicht hatte, aber dieses eine Mal machte er eine Ausnahme.

Wäre er nicht Hals über Kopf verschwunden, wüsste er jetzt zumindest wo sie sich aufhielten, und vielleicht wären sie überhaupt nicht angegriffen worden.
 

Dass Frau Kang etwas mit der ganzen Sache zu tun hatte, war klar wie Leitungswasser. Und wenn er annahm, dass sie der Boss hinter dem Ganzen war, war es unwahrscheinlich, dass dieser Angriff stattgefunden hätte, denn der Boss dieser Idioten wollte ihn offensichtlich nicht verletzen. Zumindest wurde das behauptet.

Er selbst war da eher anderer Ansicht. Vielleicht wollte dieser ominöse Boss ihn nicht töten, aber verletzt hatte er ihn schon.
 

Sein Handy klingelte, und er nahm ab, während sein Blick immer noch auf der Landkarte klebte.

„Was ist?“, murrte er verstimmt in den Hörer, als ihm klar wurde, dass es einfach zu viele Optionen gab, wohin Ed mit den Jungs und den Hunden hingegangen sein könnte.

Genauso gut hätte er eine Stecknadel im Heuhaufen suchen können.
 

„Der Wagen von Frau Kang wurde zwei Straßen vom Zentrum entfernt gefunden. Türen offen, Wagen leer, aber dafür unglaublich viel Sprengstoff im Kofferraum.“, meldete sich die Stimme seines Bosses und Azrael knirschte mit den Zähnen.

„Das mit dem Sprengstoff dachte ich mir schon fast.“, murrte er.

„Woher?“

„Meine Wohnung ist vorhin in die Luft geflogen. Könnte allerdings auch mein Zeug gewesen sein.“
 

Die aufgeregten Fragen seines Bosses, die sich auf seine Gesundheit bezogen, blendete der Blonde geschickt aus, und nahm stattdessen noch einen Schluck aus seiner Flasche, ehe er die Karte packte und sie mit einem Messer an die Holzwand hinter sich nagelte.
 

„Ich würde mir an deiner Stelle eher Sorgen um meinen Neffen machen, als um den Auftragskiller, den du gerade an der Strippe hast.“

Azrael war erleichtert, dass sich seine Stimme anhörte wie sonst auch, wenn er über einen Auftrag sprach, und nicht, als würde er tatsächlich an Yong Tae hängen.

Auch wenn dem so war, musste das ja nicht gleich jeder wissen.
 

„Was ist mit ihm?“

„Weg.“

Kurze Zeit herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, ehe Azrael das Handy etwas von seinem Ohr weghalten musste.

„Was soll das heißen: 'Weg'? Wie weg? Wo weg?“, brüllte es aus dem Hörer und der Blonde verdrehte aus reiner Gewohnheit gegenüber seines Bosses die Augen.

„Na weg halt. Offensichtlich hat ihn die Explosion nicht erwischt. Zumindest bin ich keinen Leichenteilen begegnet, und da hätten eigentlich einige sein müssen.“, kam es trocken über seine Lippen, während er die Bierflasche in einem Zug leerte.

Gespräche mit seinem Chef führten meistens dazu, dass er sich irgendwann vorkam wie ein Alkoholiker, obwohl er keiner war.
 

Bevor sein Boss ihm allerdings weiter ins Ohr brüllen konnte, erklärte er ihm kurz und in Stichpunkten wie die ganze Katastrophe, an der er gewissermaßen die Schuld trug, zustande gekommen war, und auf welchem Stand sie sich gerade befand.

Als er damit geendet hatte, herrschte am anderen Ende der Leitung eine Stille, die ihn stark an die Ruhe vor einem Sturm erinnerte.
 

„Du willst mir also sagen, dass ein Freund von Yong Tae 'irgendwie' in 'die Sache rein geraten ist' und sich dann 'zufällig' in deiner Wohnung aufgehalten hat, in der sich auch 'zufällig' ein pensionierter Auftragsmörder aufgehalten hat, der dich ebenso 'zufällig' ausgebildet hat, und dessen Namen du 'zufällig' nicht weißt. Und nun ist dieser pensionierte Auftragskiller mit Yong Tae, dessen Freund und zwei Hunden unterwegs und versucht sie zu beschützen, weil du ihn 'aus Versehen' darum gebeten hast. Und 'dummerweise' weißt du auch nicht so genau wo sie sich aufhalten, um genau zu sagen gar nicht. Verstehe ich das richtig?“
 

„Absolut richtig.“, bestätigte der Blonde, und ignorierte gekonnt den zynischen Unterton seines Bosses, den er bei manchen Wörtern anschlug.

„Und das nennst du eine 'kleine' Katastrophe? Das ist die größte Katastrophe, die ich mir vorstellen kann! Wie soll ich meinem Bruder erklären, dass sein Sohn weg ist?“, kam es erbost aus dem Handy und Azrael murrte.
 

„Wie wäre es mit gar nicht? Ich find die schon wieder. Zumal es ja schlimmer sein könnte.“

„Ach ja?“

„Ich hätte Leichenteile finden können.“
 

Wieder kehrte Stille ein und Azrael hob automatisch eine Augenbraue, während er in seiner mitgebrachten Reisetasche wühlte, auf der Suche nach den Ersatzmagazinen für seine Lieblingswaffen.

„Deine Art des positiven Denkens ist der schwärzeste Humor, dem ich je begegnet bin.“

„Danke.“

„Das war kein Kompliment, Azrael!“

„Entspann dich. Ich beschaff die schon wieder. Mir ist noch nie jemand entkommen.“

„Du hast 48 Stunden.“
 

Azrael starrte sein Handy an, als nur noch ein gleichmäßiges Tuten erklang und verzog das Gesicht.

Wenn er etwas hasste, dann war das unter Zeitdruck gesetzt zu werden. Zeitdruck sorgte immer dafür, dass er angespannt und äußerst gereizt war.

Manchmal neigte er in solchen Momenten auch zu Dingen, zu denen er sonst nicht den geringsten Bezug hatte. Wie zum Beispiel seinem Boss eine Kugel in den Kopf zu jagen, während dieser schlief.

Allerdings war das erst einmal vorgekommen.
 

Murrend schnappte er sich die beiden Magazine und seine Autoschlüssel, ehe er die Bar wieder verließ und zu seinem Wagen ging.

Auf halber Strecke drehte er noch einmal um und verschloss die Tür zur Bar, ehe er das 'Geöffnet'-Schild umdrehte und den Laden somit offiziell als geschlossen erklärte.
 

Der Weg zurück in die Stadt kam ihm irgendwie kürzer vor als sonst, aber er schob es darauf, dass er seinen Gedanken nachhing, in denen es sich hauptsächlich um seine Wut über den Zeitdruck drehte.

Es war natürlich kein Ding der Unmöglichkeit, die verlorenen Schafe innerhalb der gesetzten Frist zu finden, aber besonders einfach war es natürlich auch nicht.

Also war das Erste das er tun musste, den Radius einzugrenzen, in dem Ed und Anhang sich aufhalten konnten.
 

Sein Weg führte ihn durch ganz Seoul bis in das Villenviertel im Süden. Er fuhr genau der Geschwindigkeitsbegrenzung entsprechend die ruhigen Straßen mit den gepflegten Vorgärten, den weiß gestrichenen Zäunen mit Stacheldraht und Alarmanlagen, entlang, und verzog automatisch das Gesicht.

Es konnte ja sein, dass manche Menschen davon träumten so zu leben, aber er gehörte definitiv nicht dazu. Jedes Mal wenn er durch gepflegte Vororte oder durch dieses Villenviertel fuhr, hatte er Mühe damit, seinen Brechreiz zu unterdrücken, der bei so viel Perfektion ansprang.
 

Er hielt am Randstein vor einer nicht besonders großen Villa, vermutlich der kleinsten im ganzen Viertel. Sie war tadellos weiß gestrichen, genauso wie der weiße Zaun, an dem Spitzen empor ragten, die einen Einbrecher unter Umständen aufspießen würden, wenn er abrutschte.

Genauso tadellos waren die vier Rottweiler im Garten, die schon am Zaun klebten als er ausstieg, sich jedoch ruhig verhielten, solange er sich außerhalb des Grundstücks befand.
 

Azrael sperrte seinen Wagen mit Hilfe der Zentralverriegelung ab und drückte den Klingelknopf, während er durch den Zaun hindurch den gepflegten Vorgarten betrachtete, in dem Büsche und anderes Grünzeug wuchs, von dem er nicht mal wusste, was genau es war.

Musste er auch nicht, denn er hatte noch nie den Wunsch verspürt, seine Karriere an den Nagel zu hängen und ein Gartencenter zu eröffnen, das aufgrund seines nicht gerade grünen Daumens vermutlich innerhalb des ersten Jahres bankrott wäre.
 

Über sich selbst den Kopf schüttelnd, riss er seinen Blick von dem Vorgarten los, als sich eine Gestalt in schwarzem Anzug, Sonnenbrille und Handschuhen dem Tor näherte und dahinter stehen blieb.

„Sie wünschen?“

So formvollendet die Umgangsformen des Mannes auch sein mochten, Azrael war sofort klar, dass dieser Mensch kein Butler war.
 

Mal abgesehen von dem ungewöhnlichen Erscheinungsbild, strahlte dieser Mann Autorität, Erfahrung und eine Prise Gefahr aus.

Alles andere ließe sich einfach erklären. Unter normalen Umständen hätte dieser Mann auch ein Butler mit ausgeprägter Sonnenallergie und Bindehautentzündung sein können, mit einem Hang zu James Bond Filmen.
 

„Ich will zu Taki.“, erwiderte er dann nicht ganz so formvollendet und schnalzte mit der Zunge, als sein Gegenüber bedauernd den Kopf schüttelte.

„Mister Nagoya ist im Moment nicht zu sprechen.“

Eine Weile schwieg der Blonde und musterte den Mann genau, um die eventuelle Gefahr abzuschätzen, dass dieser ihm gefährlich werden konnte.

„Du solltest mich rein lassen, ansonsten ist hier gleich die Hölle los, und dein werter Boss hat ein paar Körperöffnungen mehr.“, gab er ruhig von sich, und veranlasste den anderen somit dazu, nach seiner Waffe zu greifen.
 

„Nimm die Waffe runter, Jun. Lass ihn rein.“

Azrael's Blick sowie der seines Gegenübers wanderten die Einfahrt hoch, bis zu den Treppen der Veranda, auf denen ein junger Mann in weißem Anzug stand.

Während Azrael durch das Tor, das Jun für ihn geöffnet hatte, und den Weg hinauf zur Villa ging, musterte er den Mann im weißen Anzug und schob seine Hände in die Hosentaschen.
 

Taki war tatsächlich jung, und ziemlich erfolgreich.

Wenn man es als Erfolg bezeichnen konnte, mit gerade einmal fünfundzwanzig Boss eines Drogenrings zu sein, der sich über sämtliche asiatische Inseln und Länder erstreckte.

Rechtschaffende Menschen würden das vermutlich nicht als erfolgreich betiteln, er hingegen schon.

Zudem sah Taki nicht schlecht aus und hatte einen gewissen Charme, der durch sein natürliches Charisma nur verstärkt wurde. Er schaffte es innerhalb von Minuten Menschen um den Finger zu wickeln, und es kostete ihn nicht die geringste Anstrengung, wofür ihn bestimmt ein paar Leute beneideten, zu denen Azrael nicht gehörte.
 

Schweigend folgte er Taki durch die Villa in sein Büro, während ihm Jun fast am Rücken klebte und blieb vor dem schweren Eichenschreibtisch stehen, hinter dem sich Taki in einen breiten, weißen Ledersessel fallen ließ, ehe er die Beine überschlug, sich eine Zigarre anzündete und ihn ansah, ehe er grinste.
 

„Wieder hier, um mich zu töten?“

Azrael spürte wie sich der Sicherheitschef, denn er war sich inzwischen sicher, dass Jun genau das war, hinter ihm verspannte, ignorierte ihn allerdings.

„Wäre ich jemals hier gewesen, um dich zu töten, würdest du nicht hier sitzen. Meine Erfolgsquote ist unschlagbar.“, kommentierte er ruhig und griff nach dem Briefbeschwerer auf dem Schreibtisch, um ihn sich genauer anzusehen.

Zwar brauchte er keinen, aber dieses hölzerne und lackierte Ding, das aussah wie eine Mischung aus verschiedenen Wesen, war trotzdem ganz hübsch anzusehen.
 

„Halten Sie Abstand!“, kam es von Jun und Azrael hob eine Augenbraue, ehe er sich zu ihm umdrehte und in den Lauf einer Waffe blickte.

Jun stand schätzungsweise zwei Meter von ihm entfernt, richtete die Waffe auf ihn und war angespannt wie eine Bogensehne.
 

„Jun, nimm die Waffe runter.“, mischte sich Taki ein, und erntete sich einen verstörten Blick seines Angestellten, der mit dem Kopf in Richtung Azrael nickte.

„Er droht Ihnen Sie zu töten!“

„Falsch. Ich sagte, würde ich ihn töten wollen, würde er nicht mehr hier sitzen.“, korrigierte ihn Azrael, während er den Briefbeschwerer wieder auf seinen Platz zurückstellte.
 

„Nimm endlich die verdammte Waffe runter! Azrael würde dich innerhalb von ein paar Sekunden erledigen.“, fuhr Taki Jun an, ehe er Azrael einen Platz anbot, indem er auf einen Stuhl deutete.

Mit einem Blick auf den Älteren in der Runde, ließ sich der Blonde auf eben jenen Stuhl fallen, und lehnte sich zurück.
 

„Azrael?“, japste der Ältere, während er die Waffe sinken ließ, und Azrael anstarrte.

„Das ist...?“

„Azrael.“, kam es gleichzeitig aus dem Mund von Taki und Azrael.
 

„Ich nehme an, das hier ist kein Höflichkeitsbesuch, um zu überprüfen ob ich noch lebe.“, stellte Taki fest und nahm einen Zug von seiner Zigarre, nachdem er dazu übergegangen war, das ungläubige und erschütterte Gesicht seines Mitarbeiters zu ignorieren, was Azrael ihm gleich tat.
 

„Um genau zu sein, brauche ich deine Hilfe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-06-23T18:46:47+00:00 23.06.2015 20:46
Ja, das hat Azrael. Jetzt weiß man auch inwiefern praktisch. Eine Frau vom NIS sollte doch eigentlich etwas mehr misstrauen haben, aber anscheinend ist sie wirklichso naiv und vertraut Azrael. Ich bin ja mal gespannt, ob sie irgendwann herausfindet, mit wem sie da eigentlich wirklich geht.
Von: abgemeldet
2015-06-22T20:29:20+00:00 22.06.2015 22:29
Ich musste so lachen. Da gibt sich Azrael als ein Beamter von NIS aus.^^
Dieser Taki ist noch schlecht einzuschätzen. Mag er auch ein gutaussehender Typ sein, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sein Charakter auch dem enspricht. Da bittet Azrael ihn also um Hilfe. Mal sehen, was daraus wird.
Wenigstens sind keine Leichen in Azraels Wohnung gefunden worden. Doch das der Boss so sauer geworden ist, ist verständlich. ^^
Antwort von: abgemeldet
23.06.2015 17:41
Er hat ja schon mal erwähnt, dass seine Freundin praktisch ist xDD Konnte ja keiner ahnen wie praktisch.
Taki ist...anders....ICh weiß gar nicht wie ich Taki beschreiben sollte o3o


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