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The Angel who kills

Azrael Chronicles
von

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You've forgotten who I am

Mit quietschenden Reifen lenkte er den Wagen um die Ecke und trat genau in dem Moment auf die Bremse, als Yong Tae und sein Freund aus dem Haupteingang stürmten.

Vielleicht hätte er dem Jungen am Telefon sagen sollen, er sollte sich nicht anmerken lassen, dass er wusste, dass er verfolgt wurde, aber nun war es auch schon zu spät.

Hinter den beiden Jungs verließen vier Männer in schwarzen Anzügen und getönten Sonnenbrillen ebenfalls mit eiligen Schritten das Gebäude, und Azrael verzog das Gesicht, während er die Zentralverriegelung des Wagens löste.
 

Auffälliger ging es nun wirklich nicht mehr.

Jeder zurückgebliebene Vollidiot würde bemerken, dass er verfolgt wurde, wenn die Verfolger das so offensichtlich zur Schau trugen.

Das peinlichste an der ganzen Sache war allerdings, dass diese Typen selbst tatsächlich dachten, mit ihrer Umgebung verschmelzen zu können, und sie keinem verdächtig vorkamen.

Vermutlich wäre ein Zebra in einer Wildpferdherde anpassungsfähiger, als dieses Gesockse, das jeden vernünftigen Auftragskiller in den Dreck zog, indem sie sich ebenfalls dieser Berufsbezeichnung bedienten.
 

„Du siehst irgendwie nicht erfreut aus.“, wurde er von Yong Tae angesprochen, der die hintere Autotür zuzog und sich anschnallte, ehe er seinen Freund aufforderte dasselbe zu tun.

Warum der Junge sich nach hinten setzte, verstand Azrael nicht so wirklich, aber es missfiel ihm.

Seit ihrem ersten Zusammentreffen hatte sich der Junge vehement geweigert auch nur den kleinsten Teil einer Arschbacke auf der Rückbank zu platzieren.

Und jetzt tat er es freiwillig?

Verstehe einer Studenten, er tat es nicht!
 

„Ich bin auch nicht 'erfreut'.“, murrte er zurück, während er auf das Gaspedal trat und in einem weiten Bogen wendete, um wieder auf die Straße zurückzukommen.

Es wunderte ihn nicht im geringsten, dass die unauffälligen auffälligen Herren ihre Verfolgung in einem schwarzen SUV aufnahmen, und sich dabei ungefähr genauso unauffällig verhielten wie davor, indem sie fast an seiner Stoßstange klebten.
 

„Wow! Eine richtige Verfolgungsjagd! Das ist so cool!“

Die Augenbraue des Blonden wanderte ein Stück nach oben, während er Yong Tae's Freund durch den Rückspiegel betrachtete, und sich insgeheim fragte was mit der heutigen Jugend eigentlich schief lief.

„Haben wir auch Waffen? So richtige zum Schießen?“

„Yung, halt besser den Mund.“, zischte Yong Tae und sah den Blonden durch den Rückspiegel entschuldigend an, während er zeitgleich versuchte seinen Freund zum Schweigen zu bringen.

Azrael war kurz davor ihm seine Hilfe in Form seiner Waffen anzubieten, ließ es dann aber doch bleiben, allein schon damit der Haussegen bei ihm und Yong Tae nicht schief hing.
 

Nach ein paar weiteren Minuten, in denen Yung natürlich nicht den Mund gehalten hatte, lehnte sich Yong Tae nach vorne und legte sein Kinn fast auf Azrael's Schulter, in dem Versuch mit ihm zu reden, ohne dass es der Dritte im Bunde mitbekam.

„Wird das wieder so wie beim letzten Mal?“

„Nein, diesmal pass ich auf den Wagen besser auf.“, entgegnete er unterkühlt und bog an der nächsten Kreuzung ab, wo er sich brav und sittlich in den Berufsverkehr einreihte.

„Scheiß doch auf den Wagen. Du wurdest das letzte Mal verletzt, und einiges davon ist immer noch nicht wieder ganz in Ordnung.“
 

„Sag mir wenn ich falsch liege, aber du studierst Geschichte und Sport auf Lehramt, oder?“, hakte Azrael nach, ohne auf seine Verletzungen einzugehen.

„Was hat das damit zu tun?“

„Solang du nicht im Ansatz einen Doktortitel in deinem Namen hast, halt die Klappe.“

„Ich mach mir doch bloß Sorgen.“, kam es genuschelt von dem Jüngeren und Azrael murrte.
 

„Unnötig.“, murrte er vor sich hin, auch wenn er wusste, dass das den Jungen wohl nicht im geringsten beruhigte.

Solche Schafe wie Yong Tae brauchten überzeugende Argumente gegen etwas, das ihnen Angst machte, und überzeugende Argumente hatte er im Moment nicht zu bieten.
 

„Cool, du magst den echt voll gerne, was?“

Vermutlich war er nicht der Einzige, der den Kommentar von Yung gerade als äußerst störend empfand, sagte dazu aber wieder nichts, weil Yong Tae schon dazu übergegangen war sich die Seele aus dem Leib zu stottern, um das Ganze zu verneinen, was es im Endeffekt nur noch schlimmer machte.
 

„Hey, cool man. 'It's okay to be gay' und so, du verstehst? Ich find das voll schmusig.“, winkte Yung ab.

Yong Tae sagte dazu gar nichts, sondern wechselte lieber die Gesichtsfarbe, weshalb Azrael sich zu den Beiden umdrehte und den Freund seines Schützlings fixierte, als sie an einer Ampel halten mussten.

„Steig aus, lass dich abknallen und tu mir damit einen Gefallen.“, forderte er den Anderen kühl auf.
 

Eine kurze Zeit lang herrschte absolute Stille im Wageninneren, die zuerst von Yung unterbrochen wurde.

„Sorry Bruder, ich wusste nicht, dass du emotional im Tümpel schwimmst. Keine Absicht.“

„Du kannst ihn doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Wir müssen ihn mitnehmen.“, sprang Yong Tae seinem Freund zur Seite und Azrael murrte, bevor er seinen Schützling ins Visier nahm.
 

„Ich bin keine Auffangstation für Studenten in Not. Für dich werd ich wenigstens bezahlt.“

Keine Sekunde später, kaum dass er es ausgesprochen hatte, biss er sich auf die Zunge.

Da hatte er definitiv etwas Falsches gesagt, wenn er sich Yong Tae so ansah.

„Stimmt ja. Irgendwie...hab ich das vergessen.“
 

Noch nie, wirklich niemals, hatte er ein schlechtes Gewissen gehabt, zumindest konnte er ich nicht daran erinnern.

Aber bekanntlich gab es für alles ein erstes Mal, und er stufte dieses nagende und unangenehme Gefühl in seiner Magengegend so ein, dass es ein schlechtes Gewissen sein könnte.

Zumindest fühlte er sich reichlich mies, und das allein kam schon selten genug vor.

Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch der Jüngere winkte nur ab.

„Tut mir leid. Ich dachte nur dass wir...na ja, egal. Tut mir leid.“
 

„Halt die Klappe! Es tut mir leid, okay?“, kam es etwas lauter über seine Lippen, während er seinen Blick wieder nach vorne wandte und die paar Meter weiter rollte, die sich der Verkehr inzwischen bewegt hatte.

„Ich hätte das so nicht sagen sollen. Ist mir raus gerutscht.“, hängte er etwas ruhiger hinten dran, und sah kurz in Rückspiegel, ehe er das Gesicht verzog.

„Und grins nicht so dumm, da wird man ja blind.“, maulte er sofort los, als er einen Blick auf den Jungen erhascht hatte, wobei seine Mundwinkel zuckten.
 

„Sollte ich nicht aussteigen?“, kam es vom Rücksitz, als Azrael wieder Gas gab und knapp vor einem erneuten Rot die Ampel passierte, die ihre Verfolger ausbremste.

„Bleib wo du bist, und halt die Klappe.“, murrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, ehe er die Musik anschaltete und sie lauter drehte.

Zumindest so laut, dass er das sinnfreie Geschwafel von Yung nicht mehr hören musste.
 

Der restliche Weg zu seiner Wohnung verlief zu Azrael's Freude reibungslos. Durch die Musik konnte er das sinnfreie Gerede der Studenten nur noch als Murmeln wahrnehmen, und die Verfolger waren irgendwie verschwunden.

Vermutlich standen sie immer noch an der Ampel, weil sie den ersten Gang nicht reinbrachten, dachte der Blonde gehässig und zeigte ein boshaftes Grinsen,
 


 

„Das ist so cool! Die Bude ist der Hammer! Geil, und du wohnst jetzt hier? Echt jetzt?“

Die Lautstärke mit der Yung sprach, konnte vermutlich auch noch das schwerhörige Ehepaar in der Wohnung gegenüber hören, dachte sich der Blonde, während er sich mit einer Hand das freie Ohr zuhielt und das Handy an das andere presste.
 

„Was ist denn bei dir da los?“

„Ich glaube, ich habe ein Problem.“, kam es trocken über seine Lippen.

Azrael warf einen Blick über seine Schulter und verzog sein Gesicht, während Yong Tae versuchte seinen Freund davon abzuhalten, alle möglichen Schubladen im Wohnzimmer zu durchwühlen und ihn vom Schlafzimmer fern zu halten.
 

„Irgendwie ist mir ein zweiter Student zugelaufen.“, hängte er hinten dran, als das Schweigen am anderen Ende der Leitung ihm zu lange andauerte.

Anstatt einer Antwort, bekam er erst einmal Gelächter, gefolgt von einem fürchterlichen und lang anhaltenden Husten, das vermutlich durch jahrzehntelanges Rauchen ausgelöst wurde.

„Dir ist was zugelaufen?“, kam es immer noch glucksend zurück und er murrte unfreundlich, bevor er sich ins Badezimmer begab und die Türe hinter sich schloss, um in Ruhe telefonieren zu können.
 

So erzählte er Ed, was in der Stunde passiert war, seit er bei ihm losgefahren war, und wie es dazu gekommen war, dass er nun einen zweiten Typen in seiner Wohnung hatte, wo er schon gegen den Ersten gewesen war.

Mit Yong Tae konnte er sich arrangieren, oder zumindest redete er sich das ein, um sich nicht damit herumschlagen zu müssen, dass er den Kleinen doch ganz gerne mochte.

Aber Yung würde er vermutlich aus Versehen nachts erschießen, während er schlafwandelte. Wobei ein Mord an Yung seiner Meinung nach nicht mal ein Mord war, sondern reine Notwehr, um den Versand zu retten.
 

„Wenn ich das jetzt richtig verstehe Junge, dann bist du bei mir losgefahren, um dein Schätzchen abzuholen, ne? Und aus irgendeinem Grund hast du den Freund da auch mitgenommen, obwohl er für die Typen total uninteressant ist und eigentlich nichts zu befürchten hat? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Mitwissende sind immer ein Risiko, das weißt du besser als ich, also wieso hast du den Bengel mitgenommen?“
 

Azrael betrachtete sich im Spiegel und zupfte an ein paar Ponysträhnen herum, während er vor sich hin murrte und mit den Schultern zuckte, auch wenn Ed das nicht sehen konnte.

„Weiß nicht. Vielleicht damit der Haussegen nicht schief hängt. Sagt man doch so, oder?“, nuschelte er dann und zündete sich eine Zigarette an, deren Rauch er gegen den Spiegel blies.
 

„Der Haussegen?“, kam es fast schon fassungslos aus der Leitung und er knurrte, ehe er tief Luft holte.

„Ja man! Was glaubst du wie sauer oder deprimiert Yong Tae sein wird, wenn der Typ den Löffel abgibt. Bestenfalls ist er nur eins davon und nicht beides zusammen. Ich will dann nicht zu Hause sein.“

Azrael runzelte die Stirn, als am anderen Ende nichts zu hören war, außer Stille und gelegentliches Atmen.

„Weißt du, wie du dich gerade anhörst? Wie ich in meiner ersten Ehe.“, entgegnete Ed trocken und der Blonde schwieg.

„Ist gar nicht wahr.“, murrte er zurück und aschte in das Waschbecken, bevor er sich mit der Hüfte dagegen lehnte.
 

„Weswegen ich eigentlich anrufe: Ich brauch einen Babysitter.“, kam er dann endlich auf den Grund seines Anrufes zurück und zog erneut an der Zigarette, während er auf eine Antwort wartete.

„Und da rufst du mich an? Ich bin ein alter Mann und im Ruhestand. Ich bin zu alt, um auf zwanzigjährige Bengel aufzupassen.“, nölte es aus dem Handy, und der Blonde hob interessiert eine Augenbraue.

„Aber du wolltest doch immer Enkelkinder haben. Das ist die Chance, Opa.“

„Nenn mich nicht Opa. Außerdem hab ich mit dir genug Arbeit.“
 

Azrael rollte mit den Augen, bevor er in den Spiegel grinste und sich durch die Haare fuhr.

„Mh, hast recht. Schade...ich weiß echt nicht zu wem ich sie bringen soll, der normale Dinge mit ihnen macht wie...Schach spielen, ins Kino gehen und so.“

„Warte! Die machen so normales Zeug? Auch kochen?“

„Yong Tae liebt kochen.“, schnurre er in das Mobiltelefon und fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, während sein Grinsen noch eine Spur breiter wurde.

„Ich bin in zwei Stunden bei dir.“, damit wurde aufgelegt.
 

Azrael schob das Handy in seine hintere Hosentasche und grinste weiter, ehe er vor sich hin pfiff und sich im Spiegel betrachtete.

Vielleicht war es etwas hinterhältig gewesen, sich Ed's Schwäche für Normalität zu Nutze zu machen, aber ihm fiel sonst wirklich niemand ein, der auf die beiden Idioten aufpassen konnte, und dem er genug vertraute, um sie ihm zu überlassen.
 

Mal abgesehen davon hatte er ja nicht einmal gelogen.

Die Bälger waren ja normal und hatten mit Waffen an sich nichts am Hut.

So bekam Ed seine 'Enkelkinder' inklusive Normalität, und er selbst konnte sich um die wirklich wichtigen Dinge im Leben kümmern, ohne ständig das Handy im Blick haben zu müssen.
 

Als er das Badezimmer verließ, fand er das Wohnzimmer verlassen vor, dafür aber drang ein ziemlicher Tumult aus seinem Schlafzimmer, was seine Augenbraue kurz zucken ließ, bevor er sich zu eben jenem Zimmer begab und im Türrahmen stehen blieb.
 

Yong Tae umklammerte Yung mit Armen und Beinen um ihn am Vorwärtskommen zu hindern, während dieser sich auf dem Boden wand wie ein Wurm.

Das ganze sah so lächerlich aus, das Azrael kurzzeitig überlegte, es zu filmen und bei der nächsten 'Firmenfeier' abzuspielen, oder es zumindest auf Youtube zu veröffentlichen.

Aus Gründen des Daten- und Personenschutzes verwarf er den Gedanken.
 

„Ich will sie doch nur mal sehen. Die sind bestimmt voll cool!“

„Auf keinen Fall! Das hier ist Privatsphäre!“, hielt Yong Tae dagegen, und auch wenn der Blonde keine Ahnung hatte worum es ging, gab er seinem Schützling im Stillen einfach mal recht.
 

„Kinder, genug gespielt! Bald kommt Opa und passt auf euch auf, weil Papa mal arbeiten gehen muss.“, warf er in den Raum, und hatte prompt die gesamte Aufmerksamkeit der beiden am Boden Liegenden.

Aus beiden Gesichtern sprach das gleiche Unverständnis, die gleiche Verwirrung und vor allem die gleiche Vermutung, dass er selbst nicht mehr alle Latten am Zaun hatte.
 

Der Erste, der sich aus dieser verstörenden Szene reißen konnte, war Yong Tae, der Yung los ließ und sich aufrichtete, bevor er ihn mit großen Augen ansah.

„Du gehst weg? Wohin?“

Vielleicht war ihre Beziehung in der Zeit doch etwas zu viel des Guten geworden, dachte Azrael, sprach es jedoch nicht aus.

„Arbeiten.“, wiederholte er deswegen, sah den Jungen jedoch nicht an, sondern stattdessen den Freund.
 

Mitwissende waren wirklich nicht gut, das wusste er. Eigentlich wäre es das beste Yung auszuschalten, um jedes größere Risiko zu vermeiden.

Auf der anderen Seite jedoch, stand Yong Tae der absolut dagegen sein würde, und der drohende schiefe Haussegen.

Wie er sich nun also diesem Problem entledigen sollte, war ihm schleierhaft.

Während er sich umdrehte und in die Küche ging, um sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Wasser zu holen, versuchte er eine Lösung zu finden.
 

Er könnte Yung genauso wie Yong Tae einfach bei sich behalten und auf ihn achten. Und sobald der Auftrag mit Yong Tae erledigt war, konnte er ihn um die Ecke bringen, damit keine Zeugen zurück blieben. Somit wäre er beide Probleme los, und konnte wieder in allem Frieden und Waffengewalt seinem Leben nachgehen.
 

Im Allgemeinen fand er die Idee nicht schlecht, aber bei dem Gedanken daran mit zwei Kindern auf unbestimmte Zeit seine Wohnung teilen zu müssen, wurde ihm kotzübel.

Rein theoretisch betrachtet, sollte der Auftrag Ende des Sommers erledigt sein. Aber praktisch gesehen konnte keiner wissen, wie lang Yong Tae's Vater brauchen würde, um die Schulden abzubezahlen.
 

Er war schon immer ein Fan von den absurdesten Eventualitäten gewesen und bezog sie in seine Aufträge auch gern mit ein.

Angenommen also, dem Vater wurde alles zu viel und er nahm sich einen Strick, was zur Hölle sollte er dann mit dem Jungen anfangen? Sollte der die Schulden dann fertig bezahlen? Aufgrund der Tatsache, dass dieser immer noch Student war und es vermutlich auch die nächste Zeit bleiben würde, wäre er mit der Tilgung der Schulden, laut Azrael's Berechnungen fertig, wenn er ungefähr vierzig war.

Und nein danke, so lange wollte er nicht mit ihm in einer Wohnung wohnen. Zumal es immer in den Sternen stand, wie lange er aufgrund des Berufsrisikos überhaupt noch lebte.
 

Mit gerunzelter Stirn starrte der Blonde aus dem Fenster, während er die Wasserflasche in seiner Hand hin und wieder drehte und mit den Zähnen seine Unterlippe malträtierte.

Als er Schritte hinter sich hörte, sah er über seine Schulter und direkt in die Gesichter seiner Mitbewohner.

Vermutlich würde er es niemals verkraften, dass es sein Fehler war nun die Mehrzahl benutzen zu müssen.
 

„Wir beide müssen mal reden. Unter vier Augen.“, kam es über Yong Tae's Lippen und er nickte nur ergeben ehe er dem Jungen ins Badezimmer folgte, während Yung im Wohnzimmer zurück blieb.

Warum sein Weg immer im Badezimmer endete, würde er wohl nie verstehen, aber es lag vermutlich daran, dass dieses kein Fenster hatte, und die Tür nach außen aufging, was ein Eintreten unmöglich machte.
 

„Verdammt, was sollen wir ihm denn sagen?“, platzte es aus dem Jüngeren heraus, kaum dass Azrael die Türe abgeschlossen und sich auf den Klodeckel gesetzt hatte.

Im Allgemeinen war das eine ziemlich gute Frage. Die Lüge mit der Schädlingsbekämpfung wäre vermutlich absolut sinnfrei, denn kein Kammerjäger der Welt wurde von Typen verfolgt die aussahen, als wären sie aus einer zweitklassigen Men in Black Verfilmung gestolpert.
 

„Kein Schimmer.“, antwortete der Blonde deswegen wahrheitsgemäß und fischte sich eine Zigarette aus der Schachtel, die er aus seiner Hosentasche gezogen hatte.

„Dass das vorhin eine Verfolgungsjagd war, hat er definitiv begriffen.“, hängte er hinten dran.

Was leider seine Theorie widerlegte, dass Yung dumm wie eine Schale Reis war.
 

„Dass meine Wohnung wegen eines Kurzschlusses explodiert ist, ist ja noch irgendwie logisch. Dass ich hier bei dir wohne immerhin auch, weil du der Sohn von Freunden meiner Eltern bist, und nun mal eine größere Wohnung hast als meine Studentenfreunde. Aber der glaubt uns nie im Leben, dass du ein netter und unschuldiger Bürger bist.“
 

Azrael hob interessiert eine Augenbraue, ehe er seine Augen zu Schlitzen verengte und den Jungen mit Blicken taxierte.

Und sofort wurde dieser nervös und fing an, an seinen Fingern herumzuzupfen.

„Abgesehen davon dass sich kein Kammerjäger solche Autos wie du leisten kann, hat er vorhin dein Waffenarsenal im Kleiderschrank gesehen.“, kam es leise, und Azrael hatte Mühe nicht seine Zigarette fallen zu lassen, während er den Jungen anstarrte.
 

„Ich hab nur kurz nicht hingeschaut und da hat er halt schon alle Schränke aufgerissen. So ist er eben. Ich hab den Schrank zwar schnell wieder zu geschlagen, aber gesehen hat er sie trotzdem kurz.“
 

Das erklärte, warum die beiden am Boden herumgekrochen waren.

Er zog an seiner Zigarette und stieß den Rauch durch die Nase wieder aus, während er überlegte. Im Prinzip konnten sie sich jetzt jede Ausrede sparen.

„Also heißt das im Endeffekt, er hat zu viel gesehen.“, kam es ruhig über seine Lippen und Yong Tae nickte, ehe er die Augen aufriss.
 

„Warte!“

Noch ehe Yong Tae einen Schritt nach vorne gemacht hatte, war Azrael aufgestanden, und hatte eine seiner Waffen aus den Holstern am Gürtel gezogen, bevor er die Badezimmertüre aufschloss.

„Das kannst du nicht machen!“, stieß der Jüngere aus, und packte ihn am Unterarm, weshalb er inne hielt.
 

Er sah den Schwarzhaarigen über seine Schulter hinweg eisig an und schwieg kurz.

„Wenn er ein Wort darüber verliert, war es das mit der Organisation.“, erwiderte der Blonde monoton, während er seinen Arm aus der Umklammerung wand.

„Das mag dir vielleicht recht gelegen kommen, denn immerhin wärst du dann wieder frei. Aber so weit wird es nicht kommen.“
 

Noch ehe der Andere reagieren konnte, riss Azrael die Badezimmertüre auf und ging ohne Umschweife ins Wohnzimmer, wo Yung sich gerade an seinem Fernseher zu schaffen machte.

Der Junge mit den Dread's blinzelte, als er die Waffe auf ihn richtete und hob langsam die Hände, während er die Fernbedienung fallen ließ.

„Ey, Bruder. Tut mir leid! Ich wusste nicht, dass der Fernseher tabu ist.“
 

So viel Unverständnis hatte nicht einmal er Yung zugetraut, aber er konnte darauf nichts mehr erwidern, da sich seine Nackenhaare aufstellten und er sich in einem Reflex duckte.

Im nächsten Augenblick rauschte eine Vase über seinen Kopf hinweg, und er packte blitzschnell das Handgelenk des Angreifers, an dem er ihn nach vorne zog, und ihm den Ellenbogen des Arms in den Brustkorb rammte, in dessen Hand er auch die Waffe hielt.
 

Ein schmerzerfülltes Keuchen traf sein Gehör, noch während er sich im selben Moment umdrehte und den Hals des Angreifers mit seinem Arm umschloss, während er dessen Kopf an seinen eigenen Oberkörper drückte, und damit die Luftzufuhr des Anderen einengte.
 

Der Angreifer war natürlich Yong Tae gewesen, und er sah nach unten in dessen schmerzverzerrtes Gesicht, während er gleichzeitig mit seiner Waffe auf Yung zielte.

„Du hast in deiner Zutraulichkeit offenbar vergessen, wer ich bin.“, kam es kalt über seine Lippen.
 

Yong Tae's Lippen zitterten leicht, während er versuchte sich aus der Umklammerung, die seinen Hals umschlang, zu befreien, und mit den Händen an Azrael's Unterarm zog.

„Und dass ich dich töten darf, wenn du Mist baust.“, hängte der Killer hinten dran, ehe seine Mundwinkel sich zu einem kühlen Lächeln hoben, und er die Waffe auf den Kopf des Schwarzhaarigen richtete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-06-08T21:56:51+00:00 08.06.2015 23:56
Ich glaube nicht, dass Azrael Yong Tae wirklich umbringen wird, aber Yung hätte er besser wirklich nicht mitnehmen sollen. Dann hätte dieeer auch nicht solche Kommentare abgegeben. Und Yung ist mir eindeutig zu neugierig. Das macht man doch nicht. Einfach die Schubläden zu öffnen, ohne Erlaubnis. Yong tae hätte da besser aufpassen sollen.
Die Fragen stellen sich jetzt natürlich folgendes. Wird Yung jetzt doch umgebracht? Und wenn ja, die Waffen sind ja nicht gerade sehr leise, auch wenn es Spezialanfertigungen sind. Und Yong, wird er von Azrael noch richtig verletzt, oder nicht? Dabei kann Azrael ja der Haussegen völlig egal sein. Falls du doch vor hast, dass Yong Tae stirbt, wie soll Azrael es dann seinem Chef verklickern, was er getan hat? Denn dann gebe es nicht nur kein Druckmittel mehr, wegen den ganzen Schulden, sondern vermutlich mehr als das. Ich kann mir dann gut vorstellen, dass Azrael beim Chef nicht nur unten durch ist, sondern dieser ihn dann auch umbringt für sein Versagen. Alles in allem ist es spannend bald zu erfahren, wie es weiter geht. ^^


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