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Last Desire 7

L x BB
von

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Der Kater danach

Es war mitten in der Nacht, als L kurz aufwachte, da Beyond gerade so laut schnarchte. Zugegeben, es war zwar wirklich angenehm, sich beim Schlafen an ihn zu kuscheln aber manchmal war dieses Geschnarche echt nervig. Und Beyond seinerseits schlief so tief und fest, dass ihn nicht einmal Kanonenschüsse aufgeweckt hätten. Meist half da nur eines: L hielt ihm kurz die Nase zu und danach hatte sich das Schnarchen von selbst wieder erledigt. Na Gott sei Dank, jetzt war endlich wieder Ruhe. Also legte L wieder seinen Kopf auf Beyonds Brust ab und schloss die Augen um wieder zu schlafen, da hörte er plötzlich schlurfende Schritte auf dem Flur. War das Watari? Nein, die Schritte klangen ein wenig torkelnd. Offenbar Jeremiel, der wohl durchs Haus irrte. Ob ich nicht vielleicht mal nachschauen sollte, bevor er schlimmstenfalls noch die Treppe hinunterstürzt und sich was bricht? L wollte schon gerade aufstehen, da wurde die Tür geöffnet und Jeremiel kam wankend hereingeschlurft. „Hey was…“ Bevor der Detektiv mit den Pandaaugen weiterreden konnte, kam sein älterer Bruder zum Bett und ließ sich dann einfach fallen. L schaffte es nicht mehr rechtzeitig, seinem Zwillingsbruder Platz zu machen und so fiel dieser direkt auf ihn drauf und einen Augenblick später begann er zu schnarchen. Nun versuchte L irgendwie den Schlafenden wegzudrücken, doch leider befand er sich jetzt in einer mehr als blöden Situation. Er lag bäuchlings auf dem Bett und lag halbwegs auf Beyond drauf und nun lag sein Bruder, der dieselbe Größe und knapp das gleiche Gewicht hatte, auf ihm drauf und schnarchte genau in sein Ohr rein. Und jeglicher Versuch, irgendwie aufzustehen oder sich herauszuwinden war auch vergebens. Er saß fest… „Jeremiel… Hey!“ Zwecklos, der schlief tief und fest. Nun versuchte er es damit, Beyond aufzuwecken, aber leider pennte der auch so tief und fest, dass es ihn nicht einmal aufweckte, als L laut zu rufen begann. Und als Beyond am nächsten Morgen aufwachte, sah er Jeremiel eingerollt neben dem Bett liegen. Natürlich wunderte sich der Serienmörder schon, warum der Kerl da neben dem Bett lag aber er dachte sich einfach: er wird wohl in der Nacht aufgestanden sein und so betrunken wie er war, hat er das Zimmer nicht mehr gefunden und ist auf dem Fußboden eingepennt. Na was soll’s. Also stand er auf und brachte Jeremiel zurück in L’s Zimmer, damit er vernünftig schlafen konnte. Danach ging er zurück, um sich noch mal eine Weile hinzulegen, da hatte sich L schon aufrecht im Bett hingesetzt. „Na, ausgeschlafen?“ Der verschlafene Detektiv sah ihn mit einem todbringenden Blick an. „Wie denn, wenn du mir in das eine Ohr hineinschnarchst und Jeremiel mir ins andere? Ich hab die ganze Nacht kein Auge zugekriegt und weil er die ganze Zeit auf mir drauf lag, konnte ich auch nicht aufstehen. Also frag mich nicht, ob ich ausgeschlafen hätte!“ Meine Güte ist der stinkig heute, dachte sich der Serienmörder und beschloss, L erst mal in Ruhe zu lassen. Also ging er alleine ins Wohnzimmer, sah sich die Nachrichten an und aß ein wenig Erdbeermarmelade. L kam knapp drei Stunden später, nachdem er wieder kurz eingeschlafen war. Allerdings war er immer noch deutlich verstimmt und man hätte echt meinen können, er wäre von einer dunklen Aura umgeben, so schlecht gelaunt war er. Deshalb verkniff sich Beyond seine Späße lieber, da er sonst echt Angst um sein Leben haben musste. Selten kam es vor, dass er überhaupt mal Angst hatte und noch seltener vor Menschen. Aber direkt nach Sam Leens war L seiner Meinung nach echt zum Fürchten, wenn er schlecht gelaunt war. Schließlich kam aber gegen Nachmittag Jeremiel zu ihnen, der ganz schön angeschlagen aussah und einen fürchterlichen Kater hatte. Sogleich bekam er Aspirintabletten von Watari und konnte sich überhaupt nicht erinnern, was eigentlich passiert war, nachdem er in die Bar gegangen war. Nun, er konnte sich zumindest sehr verschwommen erinnern, dass irgendein Typ ihn angesprochen hatte. Ein ziemlich fieser Zeitgenosse, der wohl nichts Gutes im Schilde geführt hatte. Und er wusste nur noch, dass da auf einmal Johnny aufgetaucht war, um ihm den Typen vom Leib zu halten. Sie hatten dann eine Weile geredet und dann war er wohl eingeschlafen. Und dann wachte er auf einmal in L’s Bett wieder auf. Seltsam das Ganze. Tja und jetzt hatte er den totalen Hangover. Und auch L schien irgendwie schlecht gelaunt zu sein, das sah er sofort. Auch entging ihm nicht, dass Beyond sich ein Lachen verkneifen musste, aber so wirklich einen Reim darauf machen konnte er sich auch nicht. „Wie bin ich denn eigentlich wieder hierher gekommen?“ fragte er, nachdem er das Aspirin eingenommen hatte. Dennoch brummte ihm gewaltig der Schädel und ihm war schlecht. Großer Gott, wieso nur war er auf die bescheuerte Idee gekommen, Alkohol zu trinken wenn er doch nicht mal gewusst hatte, was das Zeug eigentlich bei ihm anrichtete? Dabei hatte er doch gesagt gehabt er wollte einen Drink. Und das Zeug hatte zwar wie Wasser ausgesehen, aber total komisch geschmeckt. Und da er so viel getrunken hatte, ließ das nur einen Schluss zu: er hatte sich total abgeschossen! „Wir haben gestern dein Handy orten lassen, als du abgehauen bist. Wir haben dich in dieser Bar aufgesammelt und dann wieder zurückgebracht. Du warst so hackendicht, dass du nicht mal mehr alleine laufen konntest.“

„Und es war niemand bei mir?“

„Nein. Wieso fragst du?“

„Nicht so wichtig.“ Dann ist Johnny also schon gegangen, bevor L und die anderen in die Bar gekommen sind. Oder aber er ist im Hintergrund geblieben, um auf mich aufzupassen. Mit Sicherheit hat Liam ihn und Delta darum gebeten, ein Auge auf mich zu haben, damit mir nichts passiert. Jeremiel musste bei dem Gedanken schmunzeln. Liam ist aber auch wirklich etwas überängstlich… Na wenigstens ist nichts passiert und ich bin nicht schon wieder in so eine fürchterliche Situation geraten wie bei diesem Norman Hayes und Mr. Fincher. Noch einmal muss ich das wirklich nicht haben. Wieso bin ich überhaupt noch mal gegangen? Jeremiel versuchte nachzudenken, aber in seiner Verfassung war das mehr als schwer und er konnte kaum die Konzentration aufbringen. Aber dann erinnerte er sich wieder. Ja richtig. Rumiko hatte erzählt gehabt, dass Beyond L vor die Wahl gestellt hatte und er hatte sich daraufhin entschieden, freiwillig zu gehen. Er hatte den Gedanken nicht ertragen können, dass sein Bruder wegen ihm seine große Liebe verlieren würde. Eigentlich wollte er zu Liam zurück, war dann aber in die Bar gegangen, nachdem er den ganzen Tag spazieren gewesen war, um den Kopf freizukriegen. Und dann hatte er sich versehentlich betrunken. Wie hatte er nur so spät merken können, dass das kein Wasser war? Nun, vielleicht war es ja auch ein Stück weit absichtlich gewesen als er gemerkt hatte, dass er mit dem ganzen Alkohol seine Sorgen wegen L und Beyond vergessen konnte. Naja, zumindest vorübergehend, denn jetzt waren diese Probleme zusätzlich zum Hangover auch noch da. „Tut mir Leid, dass ich solche Schwierigkeiten mache“, murmelte er und trank einen Schluck Wasser. „Ich platze einfach so in euer Leben rein und habe nicht darüber nachgedacht, was das für euch und eure Beziehung bedeutet. Ich war egoistisch und hätte vielleicht gar nicht herkommen sollen. Ich möchte nicht, dass du dich für jemanden entscheiden musst, L. Du und Beyond seid schon so lange zusammen und ihr seid glücklich miteinander. Das merkt sogar jemand wie ich, der kaum Ahnung von solchen Dingen hat. Ich bin doch eh nur ein Fremder und gehöre nicht hierher. Deshalb dachte ich, es wäre das Beste für alle, wenn ich wieder gehe.“

„Bist du deshalb in diese Bar gegangen?“ fragte L und unsicher zuckte sein älterer Zwillingsbruder mit den Achseln. „Ich bin den ganzen Tag unterwegs gewesen, weil ich nachdenken wollte. Und dann war ich total erschöpft und wollte was trinken gehen. Und dabei habe ich den Wodka wohl mit Wasser verwechselt und erst zu spät gemerkt, dass ich schon total angetrunken war. Aber da ich gemerkt habe, dass ich somit wenigstens diese ganzen negativen Gefühle vergessen konnte, da hab ich weitergemacht, bis ich am Tresen eingeschlafen bin.“ Beyond musste fast lachen als er hörte, dass es tatsächlich Menschen gab, die so blöd waren und Wodka für Wasser hielten. Mensch, der Idiot hätte doch merken müssen, dass das Alkohol war und kein Wasser! Aber na ja, da Sam Leens wohl nie Alkohol angerührt hatte, konnte Jeremiel ja eigentlich nichts dafür, dass er nicht wusste, dass er da Wodka bekommen hatte. Irgendwie war er in der Hinsicht wirklich wie ein Kind, das nicht viel Ahnung von der Welt hatte. Ein Stück weit war das ja auch gestern Abend ziemlich witzig gewesen, als er sich im betrunkenen Zustand wie ein trotziger kleiner Junge aufgeführt hatte. Oh Mann, bei der nächsten Party müssen wir L mal abfüllen um zu sehen, wie der sich dann aufführt. Bei dem Gedanken musste er wieder in sich hineinlachen. Die beiden Lawliet-Brüder ignorierten dies und widmeten sich einfach wieder ihrem Gespräch zu. L schüttelte den Kopf und legte eine Hand auf Jeremiels Schulter. „Das ist doch Unsinn. Natürlich hat es ziemlichen Krach zwischen mir und Beyond gegeben, aber ich hab doch gesagt, dass es öfter mal zwischen uns schwierig wird, weil wir beide nun mal echte Dickköpfe sind. Aber eben weil wir uns lieben, versuchen wir auch immer eine Lösung zu finden und uns vernünftig auszusprechen, um einander besser zu verstehen. Nicht umsonst ist Rumiko hier Dauergast bei uns. Sie ist hier sozusagen die Paartherapeutin für uns alle und hilft auch Andrew und Oliver, wenn die beiden sich mal am Streiten sind. Streitereien passieren immer wieder, aber man darf das nicht jedes Mal auf die Goldwaage legen. Besonders nicht bei Beyond. Manchmal redet er schneller als er nachdenkt und sagt auch vieles im Affekt, was er später bereut. Deshalb solltest du dir nicht allzu viele Gedanken deswegen machen. Als du gestern Abend deinen Rausch ausgeschlafen hast, da haben wir uns alle zusammengesetzt und beschlossen, dich in die Familie aufzunehmen und dir zu helfen.“ Jeremiels Augen weiteten sich, als er das hörte und er war nun vollkommen sprachlos. Und so ganz konnte er das auch nicht glauben. Alle waren einverstanden, dass er zu einem Teil ihrer Familie wurde? Selbst Andrew und Beyond? „Wirklich alle?“ Beyond nickte und erklärte „Als wir dich in der Bar aufgesammelt haben, da hast du dich so bescheuert aufgeführt, dass du Andy vollends überzeugt hast, dass du nicht Sam bist. Selbst er musste lachen, als du angefangen hast zu singen. Wie ging das noch mal? „Ich singe ein trauriges, trauriges Lied. Jawohl ein trauriges, trauriges Lied…“ Das war der absolute Lacher gewesen! Zu schade, dass ich keine Kamera dabei hatte.“ Wieder musste er sich kugeln vor Lachen, Jeremiel hingegen war überhaupt nicht nach Lachen zumute. Er konnte nicht glauben, dass er das tatsächlich getan hatte. Unfassbar, wozu Alkohol denn so alles imstande war. Kaum vorzustellen, wie er sich noch aufgeführt hatte. „War das alles?“ „Nee, du hast dich noch am Barhocker festgeklammert und wolltest unbedingt in der Bar bleiben, dann hast du noch 248 durch eine Kartoffel dividiert, Andrew als sprechendes Streichholz bezeichnet und Oliver für eine Frau gehalten. Ach ja, du hast L noch auf den Mund geküsst, als er dir aus dem Wagen helfen wollte.“ Als Jeremiel das hörte, wurde er hochrot im Gesicht und schämte sich in Grund und Boden, dass er sich derart furchtbar und kindisch aufgeführt hatte. Warum nur musste er sich so betrinken? Am liebsten würde er das alles sofort rückgängig machen. „Tut mir Leid. Das wollte ich nicht.“ Doch Beyond wollte ihn noch ein bisschen weiterärgern und begann ihn auch noch nachzuahmen, als er betrunken gewesen war. Und so klammerte er sich an L und rief „Du bist gemeeeeeein, L. Warum hast du mich denn nicht liiiieeeeb? Ich bin doch dein großer Bruder…“ Und nun platzte dem Detektiv der Kragen. Er schnappte sich die Fernsehzeitung, rollte sie zusammen und gab dem BB-Mörder damit einen gepfefferten Schlag auf den Kopf. „Jetzt reicht es aber endgültig! Ich hab gestern schon genug Ärger gehabt, da musst du nicht noch einen draufsetzen. Und wenn du meinst, du müsstest dich hier auch noch so dämlich aufführen, dann kannst du die nächsten Tage auf der Couch schlafen!“

„Ja, ja“, murmelte Beyond und rieb sich die Stelle, wo L ihn mit der Zeitschrift getroffen hatte. „Musst ja nicht gleich so zickig werden, Pandabärchen.“ Und sofort gab es noch einen Klaps hinterher. Jeremiel runzelte die Stirn als er das hörte. Pandabärchen? Wieso nannte Beyond ihn so? Nun, die beiden liebten sich, also mussten es wohl so einer dieser merkwürdigen Kosenamen sein, die sich Verliebte gaben. Oder eben wie Delta, der mich ja auch immer Engelchen nennt. „Warum reagierst du so, wenn er dich so nennt?“

„Warum? Na weil ich so etwas nicht haben muss. Es ist einfach nur peinlich und Beyond macht so etwas eh nur, um mich zu ärgern.“

„Aber Kosenamen sind doch ein Ausdruck von Liebe, oder?“

„Da hast du es gehört, Zuckerschnütchen! Jeremiel stört es rein gar nicht, wenn ich dich so nenne.“

„Sei bloß still, bevor ich dir endgültig das Maul stopfe!“ Und da L sowieso in einer extrem miesen Stimmung war, ergriff Beyond vorsichtshalber die Flucht. Da er ohnehin noch völlig verkatert war, legte sich Jeremiel wieder hin und ruhte sich für den Rest des Tages aus. Bevor er das aber tat, holte er sein Handy hervor und wählte Liams Nummer. Er hatte sich schon eine Weile nicht mehr gemeldet und wahrscheinlich hatte er auch schon Wind bekommen, was in der Bar passiert war. Und bevor er noch aufkreuzte und Ärger machte war es besser, ihm Bescheid zu sagen, dass alles in Ordnung war. Und tatsächlich ging er endlich ran. „Jeremiel, was gibt es? Wie geht es dir?“ „Ich bin ziemlich verkatert. Nachdem es mit Beyond einigen Stress gab, bin ich von dort abgehauen und den ganzen Tag in Boston unterwegs gewesen und dann in eine Bar gegangen.“

„Ja ich weiß. Johnny hat erzählt, dass du dich betrunken hast.“ Sein Ton klang ziemlich streng und auch ein klein wenig vorwurfsvoll. Nun, er ist sicherlich sauer, weil ich schon wieder so unvorsichtig war. „Kann es sein, dass du ihn geschickt hast?“

„Natürlich. Ich habe ihn und Delta gebeten, auf dich aufzupassen und einzuschreiten, wenn du in Gefahr geraten solltest. Und das war ja wohl auch mehr als nötig gewesen. Du musst echt mal etwas vorsichtiger werden. Wenn er nicht da gewesen wäre, hätte wer weiß was passieren können. Und in dieser Bar treiben sich ohnehin viele gefährliche Kriminelle herum. Zum Glück wussten die, wer Johnny ist, dann hatten sie dich wenigstens in Ruhe lassen. Du solltest insbesondere dieser Bar lieber fern bleiben und mehr auf dich Acht geben.“ „Ja ich weiß“, murmelte Jeremiel und spürte, wie das Dröhnen in seinem Kopf immer schlimmer wurde, je lauter Liam sprach. Dieser verdammte Kater… „Ich hab den Wodka irrtümlich mit Wasser verwechselt und erst zu spät gemerkt, dass ich schon betrunken war. Aber zumindest hat sich hier alles geklärt.“

„Inwiefern geklärt?“

„Sie haben mich als Teil der Familie akzeptiert und auch eingesehen, dass ich nicht Sam Leens bin. Du hör mal, wäre es in Ordnung, wenn ich noch eine Weile hier bleibe, bevor ich wieder zurückkehre? Ich würde sie alle noch gerne etwas näher kennen lernen.“ Liam schwieg und Jeremiel ahnte schon, was ihm durch den Kopf ging. Er hatte wohl doch noch Sorgen, dass er nicht mehr zu ihm zurückkehren würde. „Hey, jetzt mach dir nicht so viele Gedanken. Ich bleib ja nicht für immer hier. Ich will nur etwas Zeit mit ihnen verbringen und sie näher kennen lernen. Aber das heißt nicht, dass ich nie mehr zurückkomme. Ich mach dir einen Vorschlag: du rufst mich einfach an, wenn du Zeit hast und dann können wir uns mal treffen.“

„Und was willst du L sagen?“

„Ich werde mir schon etwas einfallen lassen. Ich weiß ja, dass du nicht willst, dass er erfährt, dass du bei der Mafia bist.“

„Du solltest besser aufpassen, dass du nicht zu laut sprichst. Er könnte vielleicht etwas mitbekommen.“

„Er ist eh gerade nicht da. Wahrscheinlich ist er wieder irgendwo mit Beyond am zanken. Wie schaut es bei dir soweit aus?“

„Das Übliche. Viel Arbeit und Ärger mit einem Lieferanten, der die Ware unterschlagen hat. Wir sind gerade dabei, ihm die Daumenschrauben anzulegen und aus ihm rauszuquetschen, wo er die Ware versteckt hat. Und Delta führt sich wie ein sterbender Schwan auf, seit du weg bist. Er vermisst dich jetzt schon. Und… ich vermisse dich auch.“ Der 25-jährige spürte, wie sein Herz schneller schlug und er rot im Gesicht wurde. Ach Gottchen, was sollte er denn darauf jetzt erwidern? Zugegeben, er hatte oft an Liam denken müssen seit er hier war. Und auch wenn er L und die anderen hier gern hatte und sie näher kennen lernen wollte, so wollte er auch wieder zu Liam zurück und wieder bei ihm sein. „Ich vermisse dich auch“, sagte er schließlich und lehnte sich mit dem Rücken zur Wand. „Und es tut mir Leid, wenn ich dir Sorgen bereitet habe wegen gestern Abend. Ich hab dem Barkeeper gesagt, ich will einen Drink aber ich konnte nicht wissen, dass er mir deshalb gleich was Alkoholisches gibt.“

„Ach Mensch! Wenn man von einem Drink spricht, dann ist damit immer etwas Alkoholisches gemeint.“

„Und wenn ich etwas ohne Alkohol will?“

„Dann sagst du, du willst einen alkoholfreien Drink. Lass dir den Vorfall gestern Abend einfach eine Lektion sein und damit haken wir das Ganze ab. Hauptsache, du passt in Zukunft besser auf.“ Jeremiel versicherte ihm dies und war froh, dass sich Liam nicht allzu sehr aufregte. Er hatte schon insgeheim befürchtet, dass der noch ziemlich sauer sein oder ihn sogar abholen würde. Ob Liam entspannter geworden ist? Oder hat Delta ihm vernünftig zugeredet? „Sei ehrlich: wieso regst du dich nicht auf?“ Ein leises Seufzen kam vom anderen Ende der Leitung, dann gestand der Unvergängliche, was bei ihm zuhause los gewesen war. „Als Johnny mir erzählte, dass du dich in dieser Spelunke betrunken hast, da stand ich wirklich davor, dich eigenhändig zurückzubringen und auf den Tisch zu hauen. Aber dazu hat es Delta gar nicht erst kommen lassen und mir das alles schnell wieder ausgeredet. Immerhin ist ja nichts Schlimmes passiert und Johnny hat ja dafür gesorgt, dass diese Kerle in der Bar dich in Ruhe lassen. Und ich will dir ja auch nicht die Chance vermasseln, deine Familie kennen zu lernen. Auch wenn ich schon eine sehr lange Zeit lebe, muss ich echt noch lernen, etwas entspannter zu sein.“

„Mach dir keine Sorgen, es geht mir gut und ich bin auch zuversichtlich, dass es mit dem Zusammenleben in der Familie gut laufen wird. Und ich schau mal, dass ich auch mal zum Wochenende zurückkomme, wenn mir eine passende Ausrede für L eingefallen ist. Das Dumme ist nur, dass ich momentan noch niemanden habe, der mir vielleicht ein Alibi liefern könnte. Diese Hester Holloway ist zwar eine sehr hilfsbereite Person, aber sie hält treu zu L und würde mir sicherlich nicht helfen. Die einzige Möglichkeit die ich kennen würde wäre, Rumiko um Hilfe zu bitten. Immerhin sagte sie ja, dass sie sozusagen die Paartherapeutin in der Familie wäre und vielleicht kann ich sie überreden, mich für eine Weile zu decken.“

„Jetzt mach dir keinen Stress deswegen. Ich habe über 400 Jahre gewartet, da sind ein paar Tage auch nicht dramatisch für mich. Für mich verläuft die Zeit anders als für die Menschen, weil ihr ja eine so kurze Lebensspanne habt.“

„Das weiß ich ja. Aber ich würde dich trotzdem gerne wieder sehen. Wir telefonieren demnächst wieder, okay? Ich muss mich ein wenig hinlegen. Der Kater macht mir echt zu schaffen.“

„Ist gut. Dann erhol dich mal schön.“ Damit beendeten sie das Gespräch und Jeremiel ließ sich aufs Bett fallen. Irgendwie fiel es ihm immer noch schwer zu glauben, dass er es tatsächlich geschafft hatte, ihnen allen zu beweisen, dass er nicht Sam Leens war. Sie hatten ihn bereitwillig in die Familie aufgenommen und akzeptierten ihn als einen der ihren. Zufrieden lächelte er und obwohl der Kater ihm echt zu schaffen machte, fühlte er sich wirklich glücklich. Er hatte einen Bruder und echt nette Menschen, die bereit waren, ihn in ihr Leben zu lassen. Und er hatte auch noch Liam und die anderen. Zum ersten Mal fand er es nicht schlimm, dass er keine Erinnerungen an seine Vergangenheit hatte. Vielleicht hatte das ja alles auch sein Gutes. Denn so konnte er komplett von Null auf anfangen und versuchen, das Beste aus seinem Leben zu machen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2014-11-21T21:35:03+00:00 21.11.2014 22:35
schönes Kapitel :)
besonders das Gespräch von Liam und Jeremiel war toll :)
Von: abgemeldet
2014-11-20T21:48:08+00:00 20.11.2014 22:48
Ein tolles Kapitel^^


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