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Last Desire 7

L x BB
von

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Am nächsten Morgen

Am nächsten Morgen ging es Jeremiel deutlich besser und auch seine Kopfschmerzen waren gewichen. Als er hörte, dass Beyond mit Andrew und Oliver gesprochen hatte, da weiteten sich seine Augen vor Erstaunen und er wusste gar nicht, was er sagen sollte. Dann aber fiel er ihm um den Hals und sagte „Danke“. Sofort drückte Beyond ihn weg und rief „Ja, ja schon gut. Du musst mir aber jetzt nicht ständig um den Hals fallen oder so.“

„Aber in meinen Büchern stand, dass man seine Dankbarkeit sehr oft durch eine Umarmung oder durch eine ähnliche Geste zum Ausdruck bringt.“

„Aber nicht bei jedem, du Genie.“

„Danke.“

„Beyond, er versteht keinen Sarkasmus… und Ironie und Redewendungen auch nicht so wirklich.“ Ach herrje, das konnte ja noch gut mit ihm werden. Wenn er nicht mal so was erkannte, dann hatte er ja noch erheblichen Nachholbedarf. Aber andererseits war das ja auch nicht verwunderlich. Immerhin hatte Sam aufgrund seiner Einschränkungen auch erhebliche Schwierigkeiten mit der Sprache gehabt und konnte nicht viel mit so etwas anfangen. Insbesondere nicht mit Begriffen, die keine festen Gegenstände beschrieben. Schön und gut, dass Jeremiel aus den Büchern lernen wollte, wie man vernünftig mit anderen Menschen umging, aber das half auch nicht gerade weiter. Und das hatte sich ja gerade mehr als deutlich gezeigt. Zwar meinte er es gut, aber dennoch musste er mehr darüber lernen, wann welche Gesten in welchen Situationen angebracht waren und welche nicht. Er war in der Hinsicht irgendwie genauso unschuldig und unwissend wie Jamie, aber bei dem konnte man ja so etwas sofort verzeihen, weil er eine geistige Behinderung hatte. „Schreib dir was hinter die Ohren, ich…“ Als er den fragenden Blick sah merkte er, dass Jeremiel auch diese Redewendung nicht ganz verstand und erklärte „Das heißt: merke dir was für die Zukunft! Also, aus Dankbarkeit jemanden umarmen tut man nur, wenn man denjenigen gut kennt und ihn auch mag. Mach das aber bloß nicht bei Andy, der kriegt noch vor Schreck einen Herzinfarkt, wenn du ihm um den Hals fällst. Sicherheitshalber fragst du einfach nach, ob du denjenigen umarmen darfst.“ Jeremiel nickte und gab sich damit zufrieden. Beyond atmete laut aus und wandte sich schließlich an L. „Ich ahne schon, das wird noch echt lustig mit ihm.“

„Ah, das war jetzt ironisch gemeint, oder?“ Na zumindest lernt er schnell dazu. Das war doch wenigstens ein kleiner Lichtblick. Beyond verschwand ins Bad, L folgte ihm und Jeremiel, der recht früh auf den Beinen war und wie schon in seinem Leben als Sam akkurat gekleidet war, unterstützte Watari. Und dabei kamen sie ein wenig ins Gespräch. „Kannten Sie meine Mutter wirklich?“ Der alte Mann lächelte und nickte. „Ja. Nastasja war für mich so etwas wie meine zweite Tochter. Meine Tochter Alice ist leider bei einem Autounfall ums Leben gekommen und da Nastasja selber auch keine Eltern hatte, da wurden wir zu einer kleinen Familie.“

„Und wie war sie so?“

„Nun, ich kann schon sagen, dass du und dein Bruder einiges von ihr habt. Nastasja hatte auch immer die Angewohnheit, so ungewöhnlich zu sitzen, um besser nachdenken zu können. Sie war sehr dickköpfig und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann hat sie sich von nichts und niemandem davon abbringen lassen. Sie war ein sehr gutherziger Mensch, konnte aber auch sehr temperamentvoll werden wenn sie wollte. Ihre Mutter war Italienerin, da konnte Nastasja schon mal etwas heißblütig werden. Aber sie hatte einen unbestechlichen Gerechtigkeitssinn. Sie wollte immer nur das Beste für ihre Familie und hat auch jeden Abend gebetet.“

„Gebetet?“

„Ja, sie war sehr religiös, auch wenn sie eigentlich Atheistin war. Sie war der Meinung, dass keine Religion passend für sie wäre, weil immer irgendwelche Randgruppen ausgegrenzt werden und sie sich auch nicht zum Glauben verpflichten wollte. Für jemanden, der sich auf die Wissenschaft konzentriert hat, ist das schon sehr ungewöhnlich. Denn Glauben und Wissenschaft haben noch nie sonderlich gut im Einklang miteinander existieren können. Und was ich noch bemerkenswert an ihr fand war, dass sie sich nicht scheute, Fragen zu stellen, die manche Leute niemals stellen würden. Zum Beispiel fragte sie eines Tages während der Mittagspause „Wenn Wolle zusammenschrumpft, wenn sie nass wird, müssten dann nicht auch die Schafe schrumpfen?“ Und ein Mal fragte sie mich „Wenn alles, was existiert, seinen Namen von jemand anderem bekommt und sich nicht selbst benennt, wie sieht es dann mit dem Gehirn aus? Im Grunde entscheidet unser Hirn, welche Dinge wie benannt werden. Also muss sich das Gehirn doch selbst Gehirn genannt haben. Oder etwa nicht?“ Sie hat die Welt aus einer ganz anderen Sicht gesehen als so viele andere Menschen. Sie ist immer unvoreingenommen an die Dinge herangegangen und hat so vieles hinterfragt. Aber sie hatte auch was im Kopf. Immerhin ist es ihr gelungen, einen künstlichen Gedankenschaltkreis zu entwerfen, um Menschen zu retten. Und sie konnte die Pläne so gut verschlüsseln, dass niemand auf der Welt sie entziffern konnte. Nicht einmal ich. Nur Andrew ist es nach langer Arbeit gelungen. Nastasja war ein unglaublich genialer Kopf. Im Schach habe ich sie nie schlagen können. Und auch L hätte niemals eine Chance gegen sie.“ Als Jeremiel das hörte, spürte er einen schmerzhaften Stich in der Brust und niedergeschlagen senkte er den Kopf. Seine Mutter war offenbar eine wunderbare Frau gewesen. Und er hatte sie niemals kennen lernen dürfen. Sie hatte nie etwas von ihm gewusst und nicht einmal für ihn beten können. Wie sehr wünschte er sich, ihr wenigstens ein Mal begegnen zu können… einfach nur um wenigstens zu sehen, wer seine Mutter war. Er hatte ja nicht einmal ein Bild von ihr und wusste nicht mal, wie sie aussah. Watari holte schließlich etwas aus seiner Tasche und gab es Jeremiel. Es war etwas, das wie ein Rosenkranz aussah. „Dieser Rosenkranz hat eurer Mutter gehört. Er war ihr wichtigster Besitz und vielleicht hätte sie auch gewollt, dass du ihn nimmst.“ Jeremiel nahm den Rosenkranz und betrachtete ihn. Es war ein recht schlichter Rosenkranz mit Rosenquarzperlen und einem silbernen Kreuz. Das war also ein Erbstück seiner Mutter Nastasja Kasakowa… Watari zeigte ihm noch ein Foto, wo eine blonde Frau zu sehen war, die zwischen 27 und 30 Jahre alt war und die eine Brille mit schwarzem Rahmen trug. Neben ihr stand ein Mann, dem L wirklich aus dem Gesicht geschnitten war. Bei ihnen war ein weißhaariges Mädchen, das knapp 14 Jahre alt war und rote Augen hatte. Was Jeremiel aber auffiel war der goldene Ring in der linken Iris. Sie hatte einen kleinen Jungen an der Hand, der nicht älter als 4 oder 5 Jahre war und sich schüchtern an das Mädchen klammerte. „Das Foto wurde an L’s fünften Geburtstag aufgenommen. Der Mann neben deiner Mutter ist dein Vater Henry. Das Mädchen bei ihnen ist Frederica. Sie war keine Verwandte, sondern…“

„Ja ich weiß. Ich kenne die Geschichte. Sie war es, die dafür gesorgt hat, dass L und ich leben konnten. Sie war wie eine große Schwester für L und hat Evas Familie zusammengeführt. Und sie ist vor kurzem gestorben.“ Watari nickte und wieder wirkte er in diesem Moment viel älter und gebrechlicher. Man sah ihm auch so langsam sein Alter an. Er setzte sich und wirkte ziemlich unglücklich in dem Moment. Jeremiel schenkte ihm eine Tasse Tee ein und setzte sich zu ihm. „Sie scheinen einiges durchgemacht zu haben, oder?“ „Ich weiß nicht, ob es so etwas wie ein Fluch oder eine Strafe ist. Als ich meine Frau Teresa damals heiratete und sie schwanger wurde, da dachten wir noch, wir könnten die Welt verändern. Ach, wir waren ziemlich naiv damals. So voller Tatendrang und voller Optimismus. Sie starb, als sie unsere Tochter zur Welt brachte und Alice kam Jahre später bei einem Autounfall ums Leben. Henry und Nastasja wurden getötet, Frederica wurde zwanzig Jahre in einem Institut festgehalten und gequält und ist jetzt auch tot. Alle, die mir etwas bedeutet haben, sind fort. L ist das Einzige, was mir im Grunde geblieben ist. Nastasjas letztes Vermächtnis an mich. Ich habe mich immer bemüht, ihm so gut es ging zur Seite zu stehen und ihm immer das zu geben was er brauchte. Und ich wollte, dass er sich die gleichen Ziele vornimmt wie seine Mutter. Nämlich die Welt ein Stück weit besser zu machen. Aber leider habe ich auch viele Fehler in meinem Leben gemacht. Andrew hat damals Selbstmord begangen, weil ich zu viel von ihm erwartet und nicht erkannt habe, wie schlimm es um ihn wirklich steht. Und ich habe Beyond nicht helfen können und auch nicht gesehen, was wirklich mit ihm los war.“

„Jeder Mensch macht Fehler. Selbst Eva hat welche gemacht und auch ich mache viele Fehler. Aber aus Fehlern lernt man und man darf auch nie vergessen, was man richtig gemacht hat. Ich meine, Sie haben L doch all die Jahre beschützt und sind immer für ihn da gewesen. Und ich glaube dass er Ihnen auch sehr dankbar dafür ist. Also ich möchte mich auch persönlich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich all die Jahre um meinen Bruder gekümmert haben. Wahrscheinlich wäre er auch gestorben, wenn Sie ihn nicht gerettet hätten.“ Watari lächelte als er das hörte. „Du und dein Bruder, ihr seid euch wirklich sehr ähnlich.“

„Anscheinend. Nur vom Aussehen her haben wir überhaupt keine Gemeinsamkeiten.“

„Nun, zumindest hast du dasselbe blonde Haar wie Nastasja.“ Als es an der Tür klingelte, erhob sich Watari und ging hin um zu öffnen. Rumiko stand vor der Tür und hatte die Zwillinge bei sich. „Guten Morgen Watari, sind Dideldei und Dideldum schon auf den Beinen?“

„Sie müssten gleich kommen.“ Watari wollte sie ins Wohnzimmer führen, da kam Jeremiel herbei, da er sehen wollte, wer denn da war und sogleich standen sie sich gegenüber. Ihre Blicke trafen sich und der 25-jährige bemerkte, dass auch die Halbjapanerin diese unmenschlichen roten Augen hatte. Sie hatte auch das Shinigami-Augenlicht. Jeremiel musste schon zugeben, dass sie eine umwerfende Schönheit war. Er hatte sie, als er das erste Mal hier vor der Tür stand, nur kurz gesehen und nicht gewusst, wer sie eigentlich war. Aber jetzt fiel es ihm wieder ein. Das war Rumiko, Beyonds Adoptivschwester und die Tochter einer steinreichen japanischen Geschäftsfamilie, deren letzte lebende Angehörige sie war. Sie sah ihn mit einem etwas zögerlichen und skeptischen Blick an, als wüsste sie nicht genau, wen sie da jetzt vor sich hatte. Also ging er auf sie zu und reichte ihr mit einem freundlichen Lächeln die Hand zum Gruß. „Guten Tag, Mrs. Miller. Mein Name ist Jeremiel Lawliet. Ich bin L’s älterer Zwillingsbruder.“ Nachdem sie ihre anfängliche Skepsis überwunden hatte, lächelte sie herzlich und gab ihm eine kurze freundschaftliche Umarmung. „Nur nicht so förmlich, nenn mich ruhig Rumiko. Schön dich kennen zu lernen, Jeremiel. Das hier sind meine beiden Kinder Faith und Eden.“ Jeremiel sah die beiden Babys fasziniert an und betrachtete sie. Sie sahen wirklich niedlich aus. Und so hatte er mal auch ausgesehen, als er noch ein Baby war? „Wie alt sind sie?“ „Einen Monat. Faith ist der ältere Zwilling. Dafür ist Eden der größere Schreihals von beiden.“ Sie gingen ins Wohnzimmer und setzten sich. „Wie geht es dir eigentlich? Ich hoffe, Beyond hat sich nicht allzu sehr daneben benommen.“

„Wir haben ein klärendes Gespräch gehabt. Und er ist bereit, mir eine Chance zu geben.“

„Aber es ist doch auch nicht wirklich leicht für dich, oder? So wie ich erfahren habe, hast du keine Erinnerungen und nichts und niemanden sonst.“

„Nun, ich hatte Evas Bruder und seine Familie. Und L hat mich ja auch vor Beyond in Schutz genommen und will mich in die Familie integrieren. Natürlich weiß ich, dass das nicht einfach sein wird. Ich bin den Umgang mit Menschen nicht gewöhnt und weiß nicht immer, wie ich mich zu verhalten habe. Alles was ich bisher weiß, habe ich aus Büchern oder von anderen, die es mir extra erklären müssen. Und es ist leider so, dass mich alle immer noch als Sam Leens ansehen und es deshalb auch nicht einfach ist, sie davon zu überzeugen, dass ich nicht er bin.“ Rumiko nahm Eden auf den Arm, als diese langsam unruhig wurde und wiegte sie sanft im Arm. Sie sah Jeremiel mit einem prüfenden Blick an, so als versuche sie ihn zu durchschauen. Dabei neigte sie ein klein wenig den Kopf zur Seite. „Weißt du, ich bin nicht nur Musiklehrerin, sondern auch studierte Psychologin. Ich hab L und meinen Knallkopf von Bruder schon oft genug zurechtweisen müssen und ich besitze eine ziemlich gute Menschenkenntnis. Bislang hab ich immer richtig gelegen, wenn mir irgendein Kerl nicht ganz koscher war. Und von Männern halte ich ohnehin nicht viel, zumindest nicht von Heteros, weil die mir ständig an die Wäsche wollen. Aber bei dir hab ich zumindest kein ungutes Gefühl und ich glaube dir auch wenn du sagst, dass du es ehrlich mit deinem Vorhaben meinst. Weißt du, das Problem mit Beyond ist, dass er ein verdammter Dickkopf ist. Wenn er sich in irgendetwas festgefahren hat, dann kann man einfach nicht vernünftig mit ihm reden. Zumindest nicht normal. Dann muss immer Mama Ruby ran und ich hab ihm auch klar gesagt, dass er sich mal zusammenreißen soll.“

„Mama Ruby?“

„Ein Spitzname, den mir Jamie und Beyond gegeben haben. Ich musste schon sehr früh erwachsen werden und mich um Beyond kümmern, als meine Adoptiveltern sich nicht mehr um uns gekümmert haben. Sein Vater war ein Säufer und seine Mutter schwer depressiv. Also habe ich früh gelernt, auch Ersatzmutter zu sein. Und ich neige nun mal auch dazu, ganz klar zu sagen was ich denke und ich habe auch einen ziemlich strengen Ton, wenn ich Ansagen mache. Deshalb nennen mich alle dann Mama Ruby. Und Ruby kommt daher, weil Jamie mein Mann Stotterer ist und als Kind meinen Namen nicht richtig aussprechen konnte. Also nannte er mich Ruby.“ Soso, dann hatte sie Beyond also gesagt gehabt, er solle nicht mehr so gemein sein. Irgendwie… irgendwie erinnert sich mich da ein bisschen an Delta, dachte er sich, sagte aber nichts weiter dazu. Schließlich aber fragte Rumiko „Wie hast du L eigentlich finden können, wenn du dich doch an gar nichts erinnern kannst?“

„Evas Bruder hat mir geholfen. Alleine hätte ich mich eh in Boston verlaufen. Ich kann mich auch nicht erinnern, wo ich was in der Stadt finde. Vermutlich ist es wegen meiner Amnesie, oder aber ich habe als Sam Leens noch nie hier gelebt. Manchmal ist es schon frustrierend, dass ich mich weder an mein Leben als Sam Leens erinnern kann, noch als ich in Evas Welt existiert haben soll.“ Als er das ansprach, da sah Rumiko ihn nun mit ganz anderen Augen an. Dieser Blick hatte etwas emotionales, doch leider war Jeremiel nicht in der Lage zu erkennen, was sie wohl gerade fühlte. Sie konnte traurig oder auch einfach nur tief bewegt sein. Er wusste es nicht. „Was das betrifft, so wollte ich mich ohnehin bei dir bedanken. Ohne dich wäre Beyond vielleicht nicht mehr derselbe. Dank dir, Eva und Frederica hat er seine Erinnerungen wieder und er muss auch nicht mehr in der Angst leben, er könnte eine Gefahr für uns werden, weil er seine andere Seite nicht vollständig unter Kontrolle hatte. Du hast ihm sehr geholfen.“

„Hab ich gerne gemacht“, antwortete Jeremiel ein wenig unsicher. „Wahrscheinlich könnte ich diesen Dank leichter annehmen, wenn ich mich wenigstens daran erinnern könnte.“

„Ist doch nicht schlimm. Aber du weißt: Wenn etwas sein sollte, dann kannst du auch mich gerne um Rat fragen. Ich bin hier der Ansprechpartner für alle in der Familie. Und insbesondere mit schwulen Beziehungen kennt sich keiner besser aus als ich.“ Dies sagte sie mit einem scherzhaften Zwinkern und sie kicherte amüsiert. Schließlich kamen Beyond und L hinzu und waren überrascht, dass Rumiko sich so locker mit Jeremiel unterhielt und dann auch noch so lachte. „Bei euch beiden scheint ja alles wunderbar zu laufen.“

„Er ist eben ein Süßer“, erklärte die Halbjapanerin und stieß dem älteren Zwilling scherzhaft in die Seite. „So ehrlich wie der ist, erinnert er mich ein kleines bisschen an Jamie.“

„Dann… dann hast du kein Problem mit ihm?“ fragte Beyond überrascht und gesellte sich mit L dazu. Eigentlich hätte er erwartet, dass Rumiko vielleicht noch ein wenig zurückhaltend reagieren würde, da sie ja wusste, was Sam in der Vergangenheit alles getan hatte. Aber anscheinend hatte er da wohl falsch gelegen. „Nö, wieso denn? Er ist doch immerhin L’s Bruder und wenn der sagt, dass alles in Ordnung ist, dann muss es ja so stimmen. Und meine Menschenkenntnis sagt mir ohnehin, dass wir von ihm nichts Schlimmes zu erwarten haben. Oh Mann Beyond, und du hast dich wegen ihm so heftig aufgeregt? Kann ich mir ja eigentlich nicht vorstellen. Nun wobei… bei deinem Temperament und deinem Sturschädel…“ Der Serienmörder grummelte missmutig darüber und wich ihrem Blick beleidigt aus. Aber die Halbjapanerin kümmerte sich nicht großartig darum und lächelte darüber nur. „Wo hast du eigentlich Jamie gelassen?“

„Er muss noch in der Werkstatt arbeiten und kommt heute später zurück. Und da ich mir ein klein wenig Sorgen um euch beide gemacht habe dachte ich, ich schau bei euch vorbei. Nach dem heftigen Streit, den ihr hattet, dachte ich echt, jetzt brennt die Hütte.“

„So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht gewesen“, versuchte Beyond herunterzuspielen, doch das ließ Rumiko nicht zu. „Natürlich war es das. Immerhin hast du L vor die Wahl gestellt, dass er sich zwischen dir und seinem Bruder entscheiden soll und das war ja wohl unmöglich!“ „Ich hab mich ja auch schon dafür entschuldigt.“

„Das will ich aber auch für dich hoffen. L ist so ein lieber Mensch und einen wie ihn findest du so schnell nicht wieder. Du solltest echt mal aufhören, immer nur deinen Dickkopf durchsetzen zu wollen und könntest auch mal anfangen, L zu vertrauen.“ Jeremiel beobachtete die Gesprächsrunde schweigend und immer noch war sein Gesicht ausdruckslos und starr. Aber in seinem Inneren spürte er, wie sich seine Brust zusammenschnürte. Beyond hat L vor die Wahl gestellt, sich zu entscheiden? Und wenn er sich für mich entscheidet, dann macht er mit meinem Bruder Schluss? Ich hab es doch geahnt. Es wird nur Ärger bedeuten. Jeremiel erhob sich und verließ das Wohnzimmer. Beyond und Rumiko waren immer noch am Diskutieren, sodass niemand bemerkte, dass er gegangen war. Er ging zur Haustür und nur Watari fragte „Wo willst du hin?“ „Es war vielleicht doch ein Fehler, herzukommen. Ich möchte nicht, dass sich Beyond und L meinetwegen trennen und sich nur streiten. Sagen Sie ihnen bitte, dass es mir Leid tut. Ich werde lieber gehen, bevor ich nur noch mehr Probleme verursache.“ Damit ging er und schloss die Tür hinter sich. Draußen war es zwar recht warm, aber für seine Verhältnisse noch erträglich. Er ging die Straße entlang und dachte nach. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, herzukommen. Er wollte L so gerne kennen lernen, dass er nicht daran gedacht hatte, was es für die Beziehung seines Bruders bedeutete. Nun, er hätte es ja schlecht vorhersehen können, wenn er noch nicht die nötige Erfahrung in Sachen Gefühlen hatte. Zwar hatte L gesagt, dass sich alles wieder einrenken würde, aber dass es so schlimm stand, das hatte er nicht gewollt. Vielleicht war es ja besser, wenn er jetzt schon zu Liam zurückkehrte, wenn er doch sowieso ein Problem für L war. Ja, das war wahrscheinlich besser so für alle Beteiligten. Aber bevor er zurückkehrte, wollte er lieber noch einen Spaziergang machen, um den Kopf freizukriegen. So streifte er den ganzen Tag ziellos durch die Gegend, bis es schließlich Abend wurde und er sich dann in eine Bar begab.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2014-11-19T20:12:24+00:00 19.11.2014 21:12
schönes Kapitel :)
schön das Mama Ruby sich gut mit ihm verstanden hat :)
Von: abgemeldet
2014-11-19T14:45:42+00:00 19.11.2014 15:45
Ja endlich ein Kapitel ^-^
Es war echt toll.


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