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Last Desire 6

L x BB
von

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Beyonds Entführung

Beyond hatte das Krankenhaus problemlos verlassen und gleich darauf den Arztkittel und die Brille abgelegt. Als er den Parkplatz erreichte, schlug er eine Frau nieder, schnappte sich die Wagenschlüssel und fuhr mit einem schwarzen Chevrolet davon. Doch er merkte selbst, dass er alles andere als fit war. Die Wirkung der Schmerzmittel ließ allmählich nach und er spürte einen schmerzhaften Stich in seiner Seite, wo eine Wunde vernäht worden war. Er atmete tief durch und presste eine Hand auf die Stelle. Nicht nur das machte ihm zu schaffen, sein Kopf schmerzte höllisch und sein Kreislauf war ziemlich unten. Diese ganze Aufregung war echt ungesund gewesen und er brauchte jetzt dringend Ruhe. Na was soll’s, dachte er und startete den Motor. Wenigstens bin ich diese Verrückten losgeworden. Was fällt denen auch ein, mir an meinem Hirn herumfummeln zu wollen, nachdem sie mir einen Chip eingesetzt haben? Die können ja behaupten was sie wollen, aber ich werde das ganz sicher nicht mit mir machen lassen. Ich bin ja nicht bescheuert. Hinterher unterziehen die mich noch einer Gehirnwäsche! Sicherlich haben sie es schon versucht und ich hab deshalb so eine dicke Gedächtnislücke. Aber nicht mit mir! Ich bin doch nicht bescheuert und lass mich zu irgendwelchen perversen Versuchszwecken missbrauchen. Na warte. Wenn ich wieder fit bin, dann werde ich L für das zur Rechenschaft ziehen, was er mir und Andrew damals angetan hat. Ich werde ihn ganz langsam töten und diesen bescheuerten Andrew-Doppelgänger auch. Und dann werde ich… Beyond brachte den Gedanken nicht zu Ende, denn ein brennender Stich durchfuhr seinen Kopf und er presste eine Hand gegen seine Schläfe. Es tat so entsetzlich weh, dass für kurze Zeit sogar sein Sichtfeld verschwamm. Er brauchte jetzt dringend Ruhe, um sich von seinen Verletzungen zu erholen. Er brauchte ein gutes Versteck, damit er nicht so schnell gefunden wurde. Beyond fuhr erst mal auf die Hauptstraße und wollte erst mal so weit weg wie möglich von L, bevor dieser ihn noch fand und ihn irgendwo einsperrte. Zuzutrauen war das diesem Mistkerl ja alle Male. „Komm her…“ Die ganze Zeit hörte er diese Stimme, die ihn rief. Die Stimme, die ihn zu sich holen wollte. Wer war das nur, der ihn da rief und wieso hörte er sie ständig? Und warum fühlte er sich so… so hin und her gerissen? Irgendwie fühlte er sich schrecklich und würde am liebsten heulen und er konnte sich einfach nicht die Ursache dafür erklären. Er hatte das Richtige getan und er hatte ganz klar gesagt, was er dachte. Nämlich, dass L ein eiskalter Mistkerl war, der seinen besten Freund in den Tod getrieben hatte. Seine große Liebe… Merkwürdig. Warum nur fühlte er denn da nichts mehr, wenn er an Andrew dachte? Immerhin hatte er ihn doch so sehr geliebt und ihn auf solch schreckliche Weise verloren. Er hatte seinen Tod nicht verhindern können und sich immer die Schuld gegeben, bis der Zorn in ihm erwacht war und er nichts anderes mehr wollte als Vergeltung. Andrew war der einzige Mensch in seinem Leben gewesen, der ihm helfen konnte, warum nur fühlte er denn da plötzlich nichts mehr, wenn er an ihn dachte? Und wieso fühlte er sich stattdessen so mies, dass er gesagt hatte, L könne ruhig krepieren? Als er diesen verletzten Ausdruck in diesen pechschwarzen Augen gesehen hatte, da hatte er gespürt, wie sich tief in seinem Inneren etwas geregt hatte. Und auch als L ihn umarmt hatte, um ihn zu beruhigen… da hatte er sich so seltsam gefühlt. Als käme ihm das irgendwie vertraut vor. Kann es wirklich sein, dass es stimmt, was er sagte? Bin ich wirklich mit dem Menschen zusammen, den ich am meisten auf der Welt hasse? Aber wie kann das sein? Ich verstehe das einfach nicht. Wie komme ich denn dazu, ausgerechnet mit L etwas anzufangen, wenn Andy ihn doch geliebt hatte und ich doch eigentlich in meinen besten Freund verliebt sein sollte? Und warum sind da plötzlich gar keine Gefühle mehr, wenn ich an Andy denke? Was ist denn nur mit mir passiert, dass sich alles so verändert hat, was meine Gefühle betrifft? Wieder bohrte sich ein brennender und stechender Schmerz durch seine Schläfe und lähmte für einen Moment seinen gesamten Körper. Er ging vom Gaspedal herunter und bog in eine Seitenstraße ein. Wenig später erreichte er das Industriegebiet und wieder begann es vor seinen Augen zu flimmern. Ihm wurde schwindelig und sein Kopf dröhnte entsetzlich. Es brachte nichts, er schaffte es nicht mehr. Also hielt er am Straßenrand, blieb aber noch eine Weile sitzen, um seine verbliebenen Kräfte zu sammeln. Seine Verletzung schmerzte höllisch und als er in den Spiegel sah, bemerkte er, dass er kreidebleich im Gesicht war. Na super, ich sehe echt katastrophal aus. Wenn das so weitergeht, kipp ich noch komplett aus den Latschen und dann findet mich L schlimmstenfalls noch. Und der ist der Letzte, den ich wieder sehen will.
 

„Beyond… du musst herkommen.“
 

Nein, er wollte nicht. Er wollte diese Stimme nicht hören und schon gar nicht ihr folgen. Wohin denn auch bitteschön? Er versuchte sie zu ignorieren und stieg schließlich aus dem Auto aus, um ein wenig frische Luft zu schnappen in der Hoffnung, dass dies seine Kopfschmerzen lindern würde. Aber dem war nicht so. Stattdessen schienen sie stärker zu werden, je mehr er versuchte, diese Stimme in seinem Kopf zu verdrängen und sie zu überhören.
 

„Du brauchst keine Angst zu haben… Ich will dir helfen…“
 

Ich will keine Hilfe, von niemandem! Ich bin schon immer alleine zurechtgekommen und werde das auch in Zukunft. Einen wie mich will doch sowieso niemand haben. Die Menschen haben mich so schon immer einen gruseligen Freak genannt, nur weil ich anders bin. Also warum sollte ich mir denn helfen lassen, wenn die Menschen mich doch sowieso immer verstoßen? Keiner wollte mich je haben. Mein Vater hat mich gehasst und mich ständig verprügelt und meine Mutter wollte mich umbringen. Ich will alleine sein und niemanden haben, der mich nervt. Es ist besser so, wenn ich ganz alleine bin. So kann ich wenigstens niemandem wehtun. Ich bin dazu bestimmt, alleine zu bleiben, weil ich dazu neige, immer den Menschen wehzutun. Zorn kann nun mal keine Menschen retten. Er verletzt sie nur. Beyond spürte, wie ihm kalt wurde, obwohl die Sonne schien und es gefühlte 25°C waren. Er war müde und erschöpft. Höchste Zeit, dass er sich irgendwo ein Versteck suchte, wo er fürs Erste nicht gefunden wurde und sich ausruhen konnte. Danach würde er wohl weitersehen, was er als Nächstes tun würde. Beyond wollte gerade gehen, da nahm er einen eiskalten Schauer wahr, der ihm über den Rücken lief. Er spürte deutlich, dass jemand ihn beobachtete und er wusste, dass es jene eisblauen leeren Augen waren, vor denen er sich am allermeisten fürchtete. Sein Innerstes verkrampfte sich und er hatte einfach nur Angst. Dabei hatte er sich doch sonst nie so gefürchtet, wenn er spürte, dass Sam Leens ihn beobachtete. Nun gut, er war dann schon ziemlich unruhig, aber dieser Zustand grenzte schon fast an wachsender Panik. Er drehte sich um und sah den namenlosen Killer auf ihn zugehen. Keine Gesichtsregung, kein Glanz in diesen blauen Augen… kein Leben. Beyond überlegte zuerst, ob er weglaufen sollte, aber er wusste, dass er es in seiner Verfassung nicht schaffen würde und er war kein Feigling. Er würde niemals einfach so weglaufen, ohne sich vorher wenigstens ordentlich zur Wehr gesetzt zu haben. Aber Kämpfen sah auch nicht gerade gut aus. Das schaffte er nie und nimmer. „Was willst du hier, Sam? Wenn du hergekommen bist, um mich zu töten, dann lass dich nicht aufhalten. Aber ich sag dir eines: einfach werde ich es dir nicht machen.“

„Hast du es aufgegeben, wegzulaufen?“ Beyond runzelte irritiert die Stirn und verstand nicht, was Sam denn damit wollte. Weglaufen? Was wusste der denn schon? „Was willst du damit sagen?“ „Dass es sinnlos ist, vor den Tatsachen zu fliehen. Der Tatsache, dass du der Zorn bist und du gestorben bist. Ebenso die Tatsache, dass du die Wahrheit nicht erkennen willst und deshalb auch vor dir selbst davonrennst.“

„Willst du mir eine Predigt halten, oder was? Von einem gefühllosen Killer wie dir, der nicht mal die Mundwinkel verziehen würde, wenn man ihm eine Kugel in die Eier schießt, brauch ich mir das nicht sagen zu lassen. Also was ist? Willst du mich denn jetzt nun umbringen oder nicht? Dann mach es bitte schnell, ja? Ich hab keine Lust auf ein Kaffeekränzchen.“ Irgendetwas stimmte mit diesem Kerl nicht. Normalerweise sagte Sam nichts, weil er es hasste, zu reden. Immerhin war er aufgrund seiner Gefühllosigkeit kaum in der Lage, Worte zu verstehen, die keine festen Gegenstände beschrieben. Solche Reden passten überhaupt nicht zu Sam. „Ich werde dich nicht töten.“

„Und wieso bist du dann hier?“

„Weil ich dich mitnehmen werde.“ Damit ging Sam auf ihn zu und schaffte es mit Leichtigkeit, den angeschlagenen Beyond zu überwältigen, ihn zu fesseln und dann in seinen Wagen zu verfrachten. Schließlich setzte sich Sam hinters Steuer, fuhr aber noch nicht los, sondern starrte mit diesem leeren und nichts sagenden Blick aus dem Fenster. Beyond verstand das alles nicht, vor allem nicht, was Sam jetzt eigentlich von ihm wollte. Und so langsam ging ihm das alles richtig auf die Nerven. „Was zum Teufel willst du von mir? Antworte gefälligst!“ „Von dir nichts. Ich habe mit Eva eine Vereinbarung getroffen. Ich liefere dich aus, dafür wird sie mir das geben, was ich will.“

„Wie bitte? Ich kapier hier gar nichts. Wer ist Eva und was will sie dir denn schon geben?“

„Eva ist ein höheres und unvergängliches Bewusstsein, aber du wirst es noch früh genug erfahren. Ich bin lediglich ihr Bote. Und sie wird mir endlich Gefühle geben können. Sie wird mich aus diesem Zustand befreien, in dem ich nichts hassen oder lieben kann. Ich, Evas Leere, werde ein Herz bekommen und damit menschlich werden. Diesen Zustand kann ich schon lange nicht mehr ertragen, in welchem ich nicht einmal sagen kann, dass ich es hasse, leer zu sein. Denn ich empfinde so etwas nicht. Ich hasse und liebe nichts, ich kann nichts Schönes oder Schlechtes finden und Eva hat mir daraufhin angeboten, mir meinen Wunsch zu erfüllen. Mein Dasein als Sam Leens wird enden und damit wird mein jetziges Ich für immer aus dieser Welt verschwinden und sterben. Und als Ausgleich dafür soll ich dich mitnehmen und ausliefern.“

„Und was habe ich mit der ganzen Sache zu tun?“

„Du bist ebenso wie ich ein Teil von Eva. Du bist ihr Zorn und es gibt da jemanden, der Pläne mit dir hat.“ Pläne? Was denn für Pläne? Irgendwie verstand Beyond nur Bahnhof und blickte in dieser ganzen Sache überhaupt nicht mehr durch. Er hatte immer noch nicht ganz kapiert, wer denn nun Eva war und was er mit ihr zu tun hatte. Sam startete den Wagen und fuhr los. Da Beyond zwischen den Sitzen lag, war es für ihn unmöglich zu sehen, wo die Fahrt denn nun hinging. Und noch etwas beschäftigte ihn: Sam hatte gesagt, er wäre Evas Leere und ein Teil von ihr. „Wer oder was bist du wirklich?“ Eigentlich rechnete er nicht wirklich damit, dass er eine Antwort bekam. Besonders nicht von Sam. Doch dieser erwies sich erstaunlicherweise als äußerst gesprächig und antwortete „Mein Name ist Jeremiel Lawliet.“ Lawliet? Moment mal, hieß L denn nicht auch mit Nachnamen Lawliet? Aber wie konnte das sein? „Sag bloß, du bist mit L verwandt.“

„Er ist mein Bruder.“ Nun war Beyond sprachlos und wusste jetzt erst mal nicht, wie er das einzuordnen hatte. Ausgerechnet Sam Leens war L’s Bruder? Seit wann hatte der Kerl überhaupt Geschwister? Noch wichtiger war die Frage, wie so ein Monster mit dem größten Detektiv verwandt sein konnte. Das musste ein Scherz sein. „Willst du mich für dumm verkaufen? Ihr beide seht euch doch überhaupt nicht ähnlich.“

„Du wirst es noch früh genug erfahren.“

„Und wo bringst du mich hin?“

„Wirst du sehen, wenn du wieder wach bist.“ Und damit holte Sam eine Pistole hervor, drehte sich um zielte damit direkt auf Beyonds Hals, dann schoss er einen Betäubungspfeil ab, der den gefesselten Serienmörder sofort schlafen schickte. „Sehr gut, Sam. Nicht mehr lange, dann ist es endlich vorbei und dann werde ich mein Versprechen einlösen.“ Inzwischen stand er fast ständig mit Eva in Kontakt, seit sie ihn das erste Mal gesprochen und ihm aufgetragen hatte, Clear zu töten und zu verhindern, dass dieser mit Beyond abhauen konnte. Alles war so gekommen, wie sie es gesagt hatte und er hatte genauestens ihre Anweisungen befolgt. Nun gab es nicht mehr viel zu tun, bevor er sterben würde. Sam wusste, dass sein jetziges Dasein bald vorbei sein würde. Und wenn Eva ihm seinen Wunsch erfüllte, würde er für immer verschwinden und nie wieder derselbe sein, der er vorher war. Sam Leens würde einfach vom Angesicht dieser Welt verschwinden, als hätte er niemals existiert. Er bedauerte dieses Schicksal nicht, welches nichts Besseres für ihn bereithielt, als den Tod. Zwar wusste er, dass sein Leben mehr als trostlos war und eigentlich nicht lebenswert genannt werden konnte. Aber er war nicht traurig darüber oder sah einen Grund, darüber zu klagen. Er war leer, er war es schon immer gewesen und hatte niemals so lachen können wie die anderen Kinder. Er hatte nie Angst im Dunkeln gehabt, oder nach einem Alptraum heftig geweint. Auch war ihm als Teenager die Liebe immer fremd gewesen und er verstand auch rein gar nichts vom Sozialverhalten der Menschen. Er hatte sich niemals als einen der ihren gesehen und es stimmte ja auch: er gehörte einfach nicht dazu. Er würde niemals in diese Welt dazugehören, weil er anders war. Im Grunde war er ein Fremder in einer Welt, die ihm für immer fremd sein würde. Egal wie sehr er es sich auch wünschte, er könnte niemals seinen größten Wunsch aus eigener Kraft erfüllen und dieser inneren Leere entkommen, die es ihm unmöglich machte, ein normales Leben zu führen. Glücklich war er damit nicht, aber hassen konnte er diesen unerträglichen Zustand auch nicht. Jeder andere Mensch, der vorher Gefühle gehabt hätte, der hätte vielleicht den Verstand verloren oder sich schon längst selbst die Kugel gegeben. Ein Leben ohne Freude und Traurigkeit, ohne Liebe und Hass. Er konnte sich nie über die kleinen Dinge freuen wie andere Menschen oder sich über die simpelsten Sachen ärgern, auch wenn er es wollte. Sein Leben war eine niemals enden wollende Hölle und seine Welt war genauso inhaltslos wie sein Herz. Denn es existierte nichts darin, was man mit Gefühlen hätte verbinden können. Und deshalb war es nur notwendig, wenn der identitätslose Sam Leens ohne Herz für immer aus dieser Welt verschwand. Nichts würde von ihm zurückbleiben, weil er eben nichts war. Nur eine Hülle ohne Inhalt, die er seit dem Tag seiner Geburt irgendwie zu füllen versuchte. Wie er diesen Zustand doch leid war, natürlich auf eine emotionslose Art, die aber nicht anders zu beschreiben war, da die menschliche Sprache sowie das nötige Verständnis dafür nicht ausgereicht hätten. Aber mit den Augen eines fühlenden Menschen hätte man wirklich sagen könnten, dass Sam Leens dieses Leben hasste. Er ertrug es einfach nicht mehr, leer zu sein und wünschte sich nichts sehnlicheres, als endlich menschlich zu werden und damit zu dieser Welt dazuzugehören. War es denn so falsch, mit allen Mitteln dafür zu kämpfen, endlich nicht mehr ein namenloses Nichts zu sein, das weder Wärme noch Kälte ausstrahlte? Er hatte doch nie etwas anderes gewollt und jetzt endlich stand er kurz davor, sich seinen sehnlichsten Traum zu erfüllen. Wenn Eva wirklich ihr Wort hielt, dann war sie in der Lage, ihm endlich Gefühle zu geben und dann würde Sam Leens aufhören zu existieren. Sein jetziges Ich, dem niemand auf dieser Welt eine Träne nachweinen würde (nicht mal er selbst), welches 25 Jahre lang auf der Suche gewesen war, würde sterben. Er würde sterben. Aber… es war notwendig. Er musste sterben, denn Sam Leens selbst würde niemals ein Herz haben. Also war es nur logisch, dass er sterben musste. Deshalb war er auch nicht sonderlich überrascht gewesen, als Eva ihm dies gesagt hatte. Und selbst wenn er Entsetzen oder Fassungslosigkeit oder sogar Angst hätte empfinden können, hätte er nur genickt und gesagt „Es ist gut so“. Im Grunde unterschied ihn nicht sonderlich viel von Beyond. Auch dieser war anders und lebte deshalb auf Distanz zu den anderen Menschen. Und auch er hatte sein Kreuz zu tragen, denn er war der Zorn und als solcher konnte er auf Dauer nicht mit anderen zusammenleben, ohne dass er diese durch seine Ausfälle in Gefahr brachte. Aber darum würde sich jemand anderes kümmern. Er würde ihn einfach dorthin bringen, wie Eva es ihm aufgetragen hatte, ohne großartig Fragen zu stellen. Und damit hatte sich die Sache.

Sam ließ sich die Richtung von Eva nennen und dachte nach. „Was genau wird passieren, wenn alle zusammengefunden haben und Sophies Wunsch erfüllt wurde?“

„Nun, darüber habe ich noch nicht ganz so sehr nachgedacht. Vielleicht werde ich dieser Welt noch ein Mal eine Chance geben und mein Glück suchen. Aber wichtig ist erst einmal, dass meine Familie wiedervereint ist und alle glücklich werden, so wie es sich Sophie damals gewünscht hat. Aber ich glaube, da gibt es noch jemanden, dem ich danach ein wenig helfen muss. Ich habe ihn damals im Stich gelassen, als ich fortgegangen bin und er war ziemlich verletzt deswegen. Ich will mich mit ihm versöhnen und auch ihm sein Glück zurückgeben.“ „Verstehe.“

„Hm, irgendwie bist du redseliger als sonst, Sam. Kann das sein?“

„Womöglich liegt es daran, weil ich sterben werde.“

„Bedauerst du es?“

„Nein, dazu bin ich einfach nicht in der Lage. Und vielleicht ist es auch gut so, sonst könnte ich mich nicht zu diesem Entschluss durchbringen.“ Manchmal hatte es schon seine Vorteile, emotionslos zu sein. So konnte er wenigstens immer eine objektive Entscheidung treffen. Aber dennoch war er diesen Zustand mehr als leid und wollte einfach nur so schnell wie möglich die ganze Sache hinter sich bringen, um aus seiner inneren Leere befreit zu werden und zu dem Menschen zu werden, als der er eigentlich geboren werden sollte. „Da hast du wohl recht. Aber mach dir keine Sorgen. Es wird schon alles klappen. Dieses Mal klappt es ganz bestimmt, dass alle ihr Glück finden, auch du.“

„Ich mach mir keine Sorgen. Ich kann so etwas auch nicht.“

„Ich weiß. Es sollte auch nur eine Redewendung sein.“

„Redewendung?“

„Du weißt nicht mal, was eine Redewendung ist?“

„Das sollte ein Scherz sein.“

„Na du hast ja eine komische Auffassung von Scherzen. Und wenn du schon anfängst, Scherze machen zu wollen, muss ich mir ja noch wirklich Sorgen um dich machen, mein lieber Sam.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-10-23T07:27:55+00:00 23.10.2014 09:27
Wieder mal ein klasse Kapi^^



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