Zum Inhalt der Seite

Mugen Tsukuyomi – Träume sind Schäume

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1.


 

„Und der Preis für den herzigsten Traum geht an“ – der Laudator räusperte sich – „Gaara mit seinem Traum von der intakten Familie und Freundschaft!“
 

Die Menge applaudierte, der Gewinner trat auf die Bühne und nahm seine Auszeichnung – ein furchtbar hässlicher Pokal mit einem Sharingan aus Gold obendrauf – entgegen.
 

Shikamaru zog die Augenbrauen zusammen.

Herzigster Traum … Wie absurd, dass für Herzigkeit ein Preis verliehen wurde. Fast so absurd wie die Tatsache, dass irgendjemand die Träume angezapft und zu einem Kurzfilm verarbeitet hatte. Wenn er das vorher gewusst hätte, hätte er lieber von einer Partie Shougi geträumt, aber nein, sein Gehirn hatte die Abhandlung seiner Ansicht über die Ehe wohl interessanter gefunden. Schöne Scheiße … Er wartete nur darauf, dass seine Mutter zu ihm herüber kam und für ihre vorteilhafte Darstellung bedankte. Im Moment verfolgte sie noch die Preisverleihung, aber sobald sie vorbei war, konnte er sich auf was gefasst machen.

Gerade erst den Krieg überlebt und doch dem Tode geweiht. Das war alles andere als gerecht.
 

Ino, die mit bei ihm am Tisch saß, kreischte und sprang auf.

Sie grinste ihre beiden Teamkameraden an, murmelte ein zuversichtliches „Ich mach jetzt Sai klar!“ und stiefelte los.
 

Shikamaru fühlte ein Quäntchen Mitleid für sie aufkommen, aber er war nicht lebensmüde genug, um ihr hinterher zu gehen und darauf hinzuweisen, dass Sai überhaupt nicht auf sie stand. Um es mal nett auszudrücken.

Und Sasuke … Ja, der war klug gewesen und bei dieser Veranstaltung gar nicht erst aufgetaucht. Er konnte ihn zwar nicht leiden, aber in dem Punkt hatte Alle-Weiber-finden-mich-geil!-Uchiha ihm wirklich etwas voraus gehabt.

Mist, warum hatte er sich nicht in seinem Zimmer eingeschlossen? Für die nächsten zehn Jahre, bis Gras über das Ganze gewachsen war?!
 

Er erhaschte einen Blick auf Kurenai, die bei ihrem ehemaligen Team saß. Sie strahlte vor Freude – sie war in seinem Traum auch gut weggekommen – und winkte ihm zu.

Wenigstens ein Gutes an der Sache und das Gekeife seiner Mutter, das ihm bevorstand, machte es fast wieder wett. Aber eben nur fast.
 

---
 

Hinata schaute in die Menge.

Sie konnte ihn nirgends entdecken. Was für eine Enttäuschung …

Sie versuchte sich zu erinnern, ob sie Naruto im Kino gesehen hatte und war sich zu neunundneunzig Prozent sicher, dass er da gewesen war. Ob er ihr wohl absichtlich aus dem Weg ging?

Hinata seufzte. Jetzt war ihr Traum schon publik geworden und dann ging er trotzdem nicht in Erfüllung. Wie frustrierend …
 

„Ein Riesenkäfer?“, stichelte Kiba los. „Ist das dein Ernst?“
 

Shino schwieg.
 

„Dein Traum ist es, einen riesigen Käfer zu entdecken?“
 

„Das ist sehr viel realistischer, als dass du Hokage wirst und einen Feiertag für Hunde einführst“, sagte er monoton. „Riecht nach dem Preis für den lächerlichsten Traum.“
 

Hinata blinzelte ihre Teamkollegen an. Sie überlegte, ob sie etwas sagen sollte – es war nicht das erste Mal, dass sie eine Meinungsverschiedenheit schlichtete –, aber Kurenai legte ihre Hand auf ihren Unterarm und nickte rechts über ihre Schulter.
 

„Er ist da“, sagte sie. „Willst du nicht zu ihm gehen?“
 

Hinata sank tiefer in ihren Stuhl. Ihre Wangen brannten und sie schüttelte den Kopf.
 

„Und nun zum nächsten Preis“, sprach der Laudator ins Mikrofon. „Und der Gewinner für den unrealistischsten Traum ist“ – Trommelwirbel – „Inuzuka Kiba!“

„Was?“ Der Aufgerufene schlug auf den Tisch. „Das muss ein Versehen sein!“

„Ich wiederhole: Inuzuka Kiba, bitte auf die Bühne kommen!“
 

Hinata tauschte mit Shino einen vielsagenden Blick aus. Für Kiba war es zwar scheiße, aber sie war froh, dass diese Auszeichnung nicht an sie gegangen war.
 

---
 

Kiba nahm seinen Preis widerwillig an, dann kündigte der Sprecher eine Pause an.
 

Shikamaru sah, wie seine Mutter von ihrem Platz aufsprang, sich zwischen den Tischen durchschlängelte und – Drei, zwei, eins! – Da war sie.
 

„Was denkst du dir eigentlich dabei, mich so vor den anderen dastehen zu lassen?“, blaffte sie los. „Weißt du überhaupt, wie unangenehm und peinlich mir das ist?“
 

Anstatt mit Das ist die Realität! Du bist ’ne Tyrannin! zu antworten, zuckte er nur die Achseln.
 

„Hast du nicht mal eine Entschuldigung für mich?“
 

Wofür entschuldigen? Die Wahrheit tat manchmal eben weh. Obwohl … Am besten war es, wenn er sie zumindest ein wenig besänftigte.
 

„Ja, sorry“, murmelte er. „War keine Absicht.“

„Das will ich auch ganz schwer für dich hoffen.“
 

Für den Bruchteil einer Sekunde verschwand der Ärger aus ihrem Gesicht, doch …
 

„Und was hat diese junge Frau in deinem Traum verloren? Erklär dich!“
 

Ein erneutes Schulterzucken.

Shikamaru hätte gerne eine harmlose Erklärung abgeliefert, aber ein Ja, ich steh auf sie! war keine Option. Nein, das musste er nicht mal aussprechen, denn das dachte sich seine Mutter wahrscheinlich eh schon. War auch ziemlich eindeutig gewesen.
 

„Läuft da was zwischen euch?“, hakte Yoshino weiter nach.

„Nein“, antwortete er wahrheitsgemäß.

„Wenn du lügst, kannst du was erleben! Für so was bist du noch viel zu jung!“
 

Zu jung? Mit siebzehn? Ein guter Witz.

Aber im Moment war er doch ganz froh, dass er es noch nicht drauf angelegt hatte. Zumal zu so was immer zwei gehörten und er nicht glaubte, dass Temari mehr als Sympathie für ihn übrig hatte.

Ja, vom Vögeln – vor allem mit ihr – war er meilenweit entfernt.
 

„Generell ist es falsch, Sex vor der Ehe zu haben. Aber da du anscheinend ohnehin nicht vorhast zu heiraten, hat sich das Thema wohl erledigt.“ Yoshino presste die Lippen aufeinander – diesen Gesichtsausdruck machte sie immer, bevor sie einen Wutanfall bekam –, dann legte sie plötzlich ihre Hände auf seine Schultern und schüttelte ihn durch. „Willst du dir das nicht noch mal überlegen?“, fragte sie und Shikamaru sah die Tränen in ihren Augen. „Ich möchte doch so gerne Enkelkinder haben!“
 

Er starrte sie an ohne zu blinzeln.

Die Frau war verrückt geworden! Genau sie war doch der Grund, warum er sich gegen das Heiraten entschieden hatte – was Kinder überhaupt nicht ausschloss, aber auf ihre mittelalterlichen Ansichten sprach er sie bestimmt nicht an.
 

„Sag mir bitte, dass es ein Scherz war!“
 

In der Hoffnung, dass er damit einem Schütteltrauma entging, sagte er: „Von mir aus. Ich überleg’s mir noch mal.“
 

Was er natürlich nicht tat, doch im Moment war ihm fast jede Ausrede Recht, um sie loszuwerden.

Wilde Ehe mit Kindern, okay, aber in diesem Leben steckte er garantiert keiner Frau einen Ring an den Finger. Und in den nächsten auch nicht. Seine Mutter hatte ihn in dem Punkt für die nächsten fünf Daseine traumatisiert.
 

Yoshino wischte sich das Gesicht trocken, stieß ein „Das ist mein Junge!“ aus und ging zurück an ihren Tisch.
 

Ja, leider, dachte er nur. Was er mit dieser Mutter doch für ein Glückslos gezogen hatte …

Das Gute daran war, dass sie ihn nicht einen Kopf kürzer gemacht hatte. Was sicher nur daran lag, dass sie Enkel wollte.

Es zahlte sich doch mal aus, der einzige Sohn zu sein.
 

---
 

„Ich bekomme den Preis für den erstrebenswertesten Traum, oder, Gai-sensei?“
 

Tenten rührte deprimiert mit dem Trinkhalm in ihrem Drink herum und schüttelte in Gedanken den Kopf.

Der erstrebenswerteste Traum … Wow, er hatte in seinem Traum Naruto und Neji verkloppt, um bei Sakura zu landen. Das hatte höchstens etwas mit dem Streben nach Absurditäten zu tun.
 

„Auf jeden Fall, Lee!“ Gai streckte den Daumen in Siegerpose aus und hüfte dann mit Lee aufgeregt wie zwei Mädels vor ihrem ersten Date herum.
 

Warum hatte Kiba den Preis für den unrealistischsten Traum abgesahnt? Der stand ihr doch viel mehr zu! Lee und ihr Lehrmeister hatten nicht einmal eine Spur Coolness in sich. Die beiden waren die Uncoolness und Peinlichkeit in Person, da gab es absolut nichts dran zu rütteln.
 

Tenten stand auf.

Kibas Preis gehörte ihr und den holte sie sich.
 

---
 

Gelangweilt schaute Shikamaru seinem besten Freund beim Essen zu. Er verputzte gerade seinen vierten Nachschlag und das war selbst für Chouji schon eine ganze Menge.
 

„Wenn du weiter so viel Essen in dich reinstopfst, bekommst du nachher noch eine Magenverstimmung“, sagte er in dem Wissen, dass es nichts brachte.
 

Er kaute den letzten Bissen, schluckte ihn herunter und erhob sich von seinem Stuhl.
 

„Hast du nicht das süße Mädchen am Buffet gesehen? Sie lächelt mir die ganze Zeit zu.“
 

Chouji drehte sich dorthin um und hob die Hand. Ein recht hübsches Mädchen mit mittelangen braunen Haaren winkte zurück.
 

„Warum sprichst du sie nicht an, anstatt alle zehn Minuten hinzugehen und dir neues Essen zu holen?“
 

Sein Kumpel grinste und schlenderte mit dem Teller in der Hand davon.

Shikamaru beobachtete, wie er sie tatsächlich ansprach. Sie lachte, dann setzten sie sich auf die nächsten freien Plätze – ganz ohne Essen.
 

Er ließ seinen Blick schweifen und entdeckte Ino, die ihr Objekt der Begierde zutextete und gezielte Körpersprache einsetzte.

Bewirkte das Bekanntwerden ihrer Träume eine Hormonüberproduktion oder was war mit seinen Freunden heute los? Und was sollte er jetzt noch alleine hier herumsitzen und eine Preisverleihung verfolgen, die ihn nicht interessierte? Sein Traum war ohnehin zu langweilig, um dafür so einen grauenhaft hässlichen Briefbeschwerer zu kassieren, also konnte er sich auch gleich aus dem Staub machen.
 

Shikamaru inspizierte noch einmal seine Mutter – sie war zu beschäftigt, um ihn am Gehen zu hindern – dann bahnte er sich einen Weg durch die stehenden Leute hindurch und …

Weibliches Traumwesen Nummer Drei kam ihm in die Quere.

Ausgerechnet sie hatte ihm noch gefehlt.
 

---
 

„Ich glaub das einfach nicht.“ Kiba fluchte. „Träume mit Toten sollen realistischer als meiner sein?“

„Nimm es dir nicht so zu Herzen“, versuchte Hinata ihn aufzuheitern. „Es ist doch nur ein nichtssagender Preis.“

„Kann sein, aber“ – ein erneuter Fluch – „das kann doch verdammt noch mal nicht wahr sein!“

„Genau wie dein Traum vom Hokagesein“, bemerkte Shino trocken.

„Du musst mit deinem Riesen-Mistkäfer gerade reden!“, blaffte er zurück. „Den Preis für den beklopptesten Traum geht auf jeden Fall an dich.“

„Wenn du das sagst …“
 

Die Gelassenheit seines Teamkameraden machte Kiba richtig fuchsig.

Er nahm seinen vergoldeten Totschläger und spielte mit dem Gedanken, ihn Shino an den Kopf zu werfen, doch ein Tippen an seiner Schulter hielt ihn davon ab.
 

Er wandte sich um und sah Tenten.
 

„Was gibt’s?“, fragte er irritiert.

„Rück deinen Preis raus“, erwiderte sie forsch.
 

Kiba starrte sie an.
 

„Guck nicht wie ’n Eimer“, sagte sie. „Klar, es ist sehr unwahrscheinlich, dass du Hokage wirst, aber dass Lee und Gai-sensei jemals auch nur annähernd so etwas wie cool werden, ist völlig ausgeschlossen.“
 

Weiteres Starren.
 

„Was ich damit sagen will: Dein Preis steht rechtmäßig mir zu. Und wenn du ihn mir nicht freiwillig gibst, hol ich ihn mir mit Gewalt.“
 

Kiba betrachtete sie noch einen Moment vor Ungläubigkeit. Normalerweise rückte er seine Sachen – egal, wie er in den Besitz gekommen war – nicht raus, aber in diesem Fall …

Er brach er in Gelächter aus, packte Tenten am Unterarm und drückte ihr den Pokal – oder was immer es auch darstellte – in die Hand.
 

„Bitteschön“, sagte er und japste nach Luft. „Wenn ich noch einen gewinnen sollte, kannst du ihn auch haben.“
 

Zufrieden kehrte sie zu ihrem Team zurück. Das war ja viel einfacher als gedacht gewesen.
 

---
 

„Willst du etwa schon gehen?“, fragte Temari.
 

Shikamaru antwortete mit einem Schulterzucken. Er wartete nur darauf, dass sie ihm einen Spruch um die Ohren haute und voll Ironie betonte, wie putzig sein Traum gewesen war. Nur um ihm dann zu sagen, dass er keine Chance hatte.

Allein die Vorstellung daran war … ernüchternd.
 

Sie sagte nichts in die Richtung und lächelte nur.
 

Egal, was gerade in ihr vorging: Er wollte es nicht wissen. Ein schneller Themenwechsel musste her. Nur worüber sollte er reden?

Er suchte nach einem Gesprächsthema und musterte sie beiläufig. Sie trug die Haare offen und in dem kurzen roten Abendkleid sah sie verdammt heiß aus.

Heiß? Dachte er das jetzt wirklich?
 

„Schönes Wetter heute, oder?“, sagte er in seiner Verzweiflung.
 

Temaris Lächeln wurde noch unheimlicher.
 

„Es regnet“, sagte sie belustigt. „In Sunagakure wäre es schönes Wetter, aber hier …“ Sie näherte sich ihm und senkte ihre Stimme. „Du hättest ruhig früher sagen können, dass du scharf auf mich bist.“
 

Shikamaru erstarrte. Der Abend wurde immer schlimmer …
 

„Bin ich doch gar nicht“, widersprach er halbherzig und ohne Sinn, da sie es ihm ohnehin nicht glauben würde. Ihm kam ein plötzlicher Geistesblitz, mit dem er dezent von sich ableiten konnte. „Warum hat man deinen Traum eigentlich nicht gesehen?“ Und um dem noch eins draufzusetzen: „War bestimmt total uninteressant.“
 

Das musste es sein. Wenn sogar sein Langweiler-Traum gezeigt worden war, gab ihrer sicher auch nicht viel her.
 

„Uninteressant? Wohl kaum“, meinte Temari sachlich und ihr Lächeln ging in ein Grinsen über. Ein außerordentlich gruseliges Grinsen.

„Dann war’s so was Kitschiges wie bei Hinata?“
 

Ein Kopfschütteln.

Das weckte Shikamarus Neugierde. Warum zum Teufel machte sie so eine Heimlichtuerei daraus?
 

„Das würdest du jetzt gern wissen, was?“
 

Nein, es interessierte ihn null. Deswegen fragte er ja!

Frauen …
 

„Und?“, hakte er nach. „Warum wurde so gut wie jeder Traum ausgeschlachtet? Außer deinem?“
 

Sie zog amüsiert die Augenbrauen hoch, dann sagte sie: „Aus Jugendschutzgründen?!“

„Jugendschutzgründe?“, fragte er. „Hast du von einem Horrorfilm mit Splattereffekten geträumt?“
 

Temari lachte und Shikamaru verstand nicht, was an seiner Aussage so lustig war.
 

„Was denn?“

„Ach, nichts“ – sie winkte ab – „Splatter hab ich in der Realität schon genug gesehen. Den brauch ich nicht auch noch in meinen Träumen.“
 

Wunderbar … Er war keinen Schritt weiter.
 

„Okay, mit anderen Worten“, setzte sie nach. „Es hat irgendwie mit Kindern zu tun, ist aber definitiv nicht für Kinderaugen bestimmt.“
 

Konnte man das noch nebulöser ausdrücken? Warum konnte sie nicht wie sonst auch einfach Klartext sprechen?

Gut, dann eben rätseln. Wenn es kein Gemetzel war, dann blieb nur …

Nein, das konnte nicht sein.
 

Er zwickte sich in den Unterarm und erwartete, dass er aus einem Traum erwachte, aber nichts änderte sich.

Ein erneutes Zwicken. Er stand immer noch im Festsaal.

Es dämmerte ihm. Keine Ahnung, was sie damit bezweckte, aber sie verarschte ihn gerade. Das musste es sein.

Und wenn es doch stimmte? Verdammt noch mal, das war tatsächlich ein guter Grund, warum ihr Traum nicht im Film vorgekommen war. Aber ...

Nein, das konnte nichts anderes als ein schlechter Scherz sein.
 

„Sehr witzig“, sagte Shikamaru trocken.

„Nein, ernsthaft.“ Temari demonstrierte ein ernstes Gesicht, dann bogen sich ihre Mundwinkel wieder zu einem entschlossenen Lächeln.
 

Sein Herz sank eine Etage tiefer. Und das nicht nur sprichwörtlich.

War das hier gerade eine Aufforderung zum …

Nee, ausgeschlossen. Warum sollte sie …?

Argh, war das kompliziert. Er verspürte den Drang, sich augenblicklich in Luft aufzulösen.
 

Sie näherte sich ihm noch weiter und flüsterte: „Soll ich ihn dir zeigen?“
 

Wow, sie zog ihre Verarsche wirklich knallhart durch. Aber was sie konnte, konnte er schon lange. Ja, mal sehen, wie weit sie ging, wenn er mitspielte. Mit ein bisschen Glück war sie am Ende die Dumme, nicht er.
 

„Da fragst du noch?“
 

Temari sagte nichts mehr, packte ihn am Handgelenk und zog ihn mit sich.

2.

Temari schleppte ihn in ein Nebenzimmer, das an den Saal grenzte. Der Couch nach zu urteilen, diente es entweder als Aufenthaltsraum für das Personal oder als Ruheraum für betrunkene Besucher.

Sie drehte den Schlüssel im Schloss und wandte sich zu ihm um.
 

„Das Setting stimmt zwar nicht“, meinte sie, „aber was Gemütlicheres finden wir hier wohl nicht.“
 

Shikamaru hatte keinen Schimmer, was sie mit der Aussage bezweckte. Entweder wollte sie ihre Rolle so überzeugend wie möglich spielen oder sie hoffte, dass sie ihn so zur Kapitulation brachte. Aber Letzteres konnte sie vergessen.
 

„Reicht doch“, sagte er schulterzuckend und in einem Anflug Wagemut setzte er nach: „Also worauf wartest du noch?“
 

Er musterte sie und wartete auf das obligatorische „April, April“ – gut, es war Oktober, aber derbe Scherze konnte man das ganze Jahr über machen –, aber sie lächelte bloß. Und das bestätigte seine Vermutung.

Sie hatte die Klappe aufgerissen, um ihn zu veralbern. Als Frau der Tat, wie er sie kannte, würde sie sonst nicht mehr dort herumstehen und –
 

Er spürte, wie sich ihre Arme um seinen Nacken schlangen und sie ihren weichen Mund auf seinen drückte.
 

Ein Kuss.

Damit hatte er nicht gerechnet, aber ein bisschen Geknutsche war halb so wild, wenn er bedachte, womit sie ihn mehr oder minder hierher gelockt hatte.

Die Genugtuung, dass sie gewonnen hatte, gab er ihr trotzdem nicht. Nein, stattdessen ging er zum Gegenangriff über. Wenn er ihren Kuss erwiderte, streichte sie schon die Segel …
 

Er wartete darauf, dass sie von ihm abließ, doch nichts da. Stattdessen komplimentierte Temari ihn zur Couch und setzte sich auf seinen Schoß.

Perplex hielt Shikamaru einen Moment inne – sie zog ihren schlechten Witz bis jetzt ohne Skrupel durch –, dann startete er die nächste Offensive. Eine Offensive, die sie definitiv zum Aufgeben bewegte. Da war er sich sicher.
 

Seine rechte Hand wanderte ihren Oberschenkel hinauf. Er merkte, wie sie leicht zusammenzuckte, doch das blieb ihre einzige Reaktion.

Er schob ihr Kleid hoch, aber anstatt sich davon beirren zu lassen, schien sie das nur zu ermutigen.

Das vermutete er zumindest, als ihre Zunge dezent anklopfte.
 

Gut, die erste Steigerung also. Da ging er doch glatt mit.

Um den Ganzen noch eins draufzusetzen, tat seine freie Hand es der anderen gleich, verschwand unter ihrem Kleid und tastete sich zu ihrem Hintern vor.
 

Und auf einmal machte es klick bei ihm.

Gott, befummelte er gerade tatsächlich Temari und tauschte Zungenküsse mit ihr aus? Die Frau, auf die er seit geraumer Zeit stand und – wie er jetzt wirklich nicht mehr verschweigen konnte – auf die er scharf war?

Das konnte nur ein Scherz sein! Wo war die Kamera und der Moderator, der aus seinem Versteck sprang und „Überraschung!“ rief?
 

Sie löste sich von ihm und er dachte, dass sie ihr Schauspiel beendete, doch stattdessen zog sie ihm das T-Shirt aus. Anschließend küsste sie ihn wieder und zu allem Überfluss fuhren ihre Hände über seine Brust, hoch zu den Schultern und zurück.
 

Shikamaru seufzte und fluchte innerlich. Nun hatte sie ihre Bestätigung. Wenn ihr das nicht reichte, dann …
 

Kein schadenfrohes Lachen, kein blöder Spruch kam.

Sie machte einfach weiter und der Gedanke, dass sie es ernst gemeint hatte, drängte sich ihm wieder auf.
 

Nein, das war völlig ausgeschlossen.

Wenn er mitspielte, gab sie auf jeden Fall irgendwann klein bei. Und er freute sich jetzt schon drauf, ihr unter die Nase zu reiben, dass er es die ganze Zeit gewusst hatte.

Ja, dieses Spiel trieb er so lange weiter, bis sie aufgab.
 

Seine Rechte wanderte auf ihren Rücken zum Reißverschluss ihres Kleides. Er zog daran und befürchtete, dass Temari es als Aufgabe auffasste, wenn er ihn nicht gleich aufbekam, aber es funktionierte auf Anhieb. Anschließend streifte er die Träger von ihren Schultern und als er sich an ihrer Vorderseite nach unten arbeitete –
 

Dort, wo er ein Stück Stoff erwartet hatte, war … nichts. Nur die straffe, zarte Haut ihrer weichen Brüste.

Gott, warum zum Teufel trug sie keinen BH? Und warum störte es sie nicht, dass er sie dort anfasste?

Verdammt, wenn sie wirklich nicht daran dachte aufzuhören, musste er es übernehmen. Das Blöde war nur, dass er jetzt überhaupt keine Lust mehr hatte, das zu tun. Nicht mit dieser halbnackten Frau vor Augen, die zu allem Überfluss auf ihm saß und ihren heißen Körper an seinen presste.

Shit, was sollte er jetzt machen?
 

Er dachte an den Kinofilm, an die Preisverleihung.

Wozu sollte er an diesem ohnehin schon absurden Abend vernünftig sein und sich das entgehen lassen?

Ja, scheiß auf die Vernunft und den Verstand! Und wenn es sich gleich doch als Scherz herausstellte, auch gut.
 

Er umfasste ihre Oberarme und drückte sie neben sich auf die Couch. Rasch entfernte er bei der Gelegenheit ihr Kleid, beugte sich über sie und setzte den Kuss mit ihr fort.
 

Wenn Temari meinte, es übertreiben zu müssen, bitte. Das konnte er auch.
 


 

---
 

Zufrieden betrachtete Tenten ihren Preis. Es störte sie nicht im Geringsten, dass sie ihn nicht auf herkömmlichem Wege bekommen hatte, sondern Kiba aus dem Kreuz geleiert hatte.
 

„Du hast ’n Preis gewonnen, Tenten?“, fragte Lee und machte große Augen. „Hab ich gar nicht mitgekriegt.“

„Du musstest auch mit Gai-sensei Hüpfburg spielen“, bemerkte sie sarkastisch.

„Wofür ist er denn? Dein Traum war doch ziemlich uncool.“

„Findest du?“
 

Natürlich fand Lee das. Nach seiner Auffassung waren er und Gai-sensei schon die coolsten Menschen auf Erden. Aber zum Glück standen sie mit ihrer Meinung alleine da.
 

„Jep.“
 

Er nickte mit starrem Blick, was ihn noch bizarrer als sonst aussehen ließ.

Tenten schlug sich in ihrer Vorstellung an die Stirn. Alle Teams, die an der damaligen Chuunin-Prüfung teilgenommen hatten, waren vollständig geblieben. Außer ihres. Und dann traf es auch noch ausgerechnet Neji. Der Neji, der mit seiner Coolness die bescheuerte Art von Lee und Gai-sensei einigermaßen ausgeglichen hatte.

Ach, ihr war zum Heulen zumute.
 

„Alles klar?“, fragte Lee.

„Ja. Ich musste nur gerade an Neji denken.“

„Neji …“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er biss sich auf die Unterlippe. „Wie schön, dass du an ihn denkst.“
 

Und er brach in uncoolster Manier in Tränen aus.
 

„Ich vermisse ihn ja auch.“
 

Tenten tätschelte ihm aus Trost die Schulter und betrachtete den Preis. Den hatte sie sich wirklich redlich verdient.
 

---
 

Hinata beobachtete Naruto.

Er saß am Nebentisch und schaufelte eine Portion Ramen in sich hinein. Beim Hereinkommen hatte er sie flüchtig gegrüßt, aber das war es gewesen. Das war der Beweis, dass er nichts von ihr wollte.
 

„Jetzt geh schon zu ihm“, sagte Kurenai mit einem Lächeln.
 

Sie schüttelte den Kopf.
 

„Warum denn nicht? Du hast doch nichts zu verlieren!“
 

Doch, den klitzekleinen Hauch Selbstbewusstsein, den ich habe, wenn er mich abblitzen lässt, dachte sie.
 

„In zwanzig Minuten muss ich nach Hause“, sagte ihre ehemalige Lehrerin. „Und wenn du bis dahin nicht neben ihm sitzt und dich mit ihm unterhältst, entziehe ich dir Hiruzens Patenschaft.“

„Das ist Erpressung“, protestierte Hinata und seufzte. „Gut, aber wenn ich gleich heulend in der Ecke sitze, musst du mich trösten.“
 

Sie nahm einen Schluck aus Kurenais Glas – was war da bloß drin? – und ihr Magen erwärmte sich ein wenig. Wenn Naruto sie ablehnte, dann hatte sie wenigstens Gewissheit.

Bestärkt stand sie auf. Und ging zu ihm.
 

---
 

Shikamaru starrte vor sich hin. Die letzte Viertelstunde lief wie ein Film in seinem Kopf ab. Ein Film. Haha.

Sie hatte keinen Rückzieher gemacht. Nein, verdammt noch mal, das hatte sie nicht. Und weil ihn der ausgeprägteste Trieb aller Lebewesen überrannt und seinem Verständnis von Moral das Licht weggepustet hatte, er auch nicht.

Dieser Abend war nicht nur absurd, sondern völlig verkorkst. Nicht schlecht, aber verkorkst.
 

Temari angelte ihr Kleid vom Boden und streifte es sich über. Dann strich sie sich mit den Fingern durch ihre Haare und bemerkte amüsiert: „Wenn du das meinen Brüdern erzählst, bist du so was von tot.“
 

Wer brachte ihn dann um? Sie höchstpersönlich oder Gaara und Kankurou? Pah, und wenn schon! Wenigstens hatte es sich gelohnt.

Ein Aspekt gruselte ihn trotzdem.
 

„Das bin ich auch, wenn meine Mutter dahinterkommt“, erwiderte Shikamaru und zog sich das letzte fehlende Kleidungsstück, sein T-Shirt, an. „Da spring ich lieber freiwillig in Gaaras Wüstensarg.“

Sie lachte, wandte ihm den Rücken zu und sagte: „Zumachen.“

„Schon mal was von dem klitzekleinen Wort bitte gehört?“, kommentierte er sarkastisch, zog den Reißverschluss aber trotzdem hoch.

„Unnötig“, gab sie zurück. „Du hast ihn aufgemacht, also kannst du ihn auch wieder zumachen. Aber danke.
 

Sie zupfte noch einmal ihr Kleid zurecht und ein Blick auf ihr Dekolletee beantwortete seine Frage nach dem nicht vorhandenen BH. So wie dieser rote Hauch eines Nichts ihre Oberweite formte, war so ein Ding mehr als überflüssig.
 

„Ich hätte übrigens nicht gedacht, dass du so leicht rumzukriegen bist. Klar, du bist ’n Kerl, aber so schnell?“

„Ich hab nur mitgemacht, weil ich dachte, dass du mich verarscht.“

„Warum sollte ich das tun? Du weißt doch, dass ich das, was ich sage, auch genau so meine.“
 

Ein Achselzucken.
 

„Ich hatte auch erst die Befürchtung, dass du asexuell oder so was ähnliches bist“ – sie grinste – „aber das hast du mir eben eindeutig widerlegt.“

„Asexuell?“, erwiderte er. „Bin ich Sasuke?“

„Zum Glück nicht. Aber dann wäre das hier auch niemals passiert.“

„Wie kommst du überhaupt darauf?“

„Wie soll eine Frau nicht auf diese Idee kommen, wenn du erst Interesse an ihr zeigst, wenn sie mit dir vögeln will?“
 

Er antwortete nicht.

Wirkte er wirklich immer so desinteressiert?
 

„Ehrlich, ohne diesen Film wäre ich nie drauf gekommen. Wenn du mir in der Vergangenheit irgendwelche Signale geschickt hast, hab ich sie nicht verstanden.“

„Falls du mir welche gesendet hast, hab ich sie auch nicht verstanden.“

„Dafür, dass du normalerweise so intelligent bist, bist zu verdammt schwer von Begriff. Ein Wunder, dass du überhaupt kapiert hast, was ich von dir will.“

„Eindeutiger wäre es nur gewesen, wenn du dich gleich ausgezogen hättest.“

„So was Plumpes mache ich nicht.“

„Ach, deine Masche, um mich hierher zu locken, war nicht plump?“

Temari zuckte mit den Schultern. „Wir hatten unseren Spaß, also wen interessiert’s?“
 

Sie wühlte sie in ihrer Tasche herum, zog ein Deo heraus und sprühte sich ein. Dann reichte sie es ihm.
 

„Was soll ich damit?“, fragte Shikamaru.

„Meinst du, dass man wie ’ne Blumenwiese riecht, wenn man rumgevögelt hat?“ Sie roch demonstrativ an ihm und setzte nach: „Sogar ’n Toter riecht, dass du gerade Sex hattest. Oder hast du doch Todessehnsucht?“
 

Er konnte sich nicht vorstellen, dass es viel besser war, wenn er nach blumigem Mädchendiesel roch, aber dafür konnte er sich im Notfall eine Ausrede einfallen lassen.
 

„Schon gut, schon gut“, gab er nach. „Her mit dem Zeug.“
 

---
 

Tsunade schwenkte die Sakeflasche.

Die Stimmung im Saal war – mit wenigen Ausnahmen – ausgelassen und jeder schien seinen Spaß zu haben. Nur sie saß blöd in der Ecke und starrte vor sich hin.

Es war nett gewesen, im Mugen Tsukuyomi vor sich hinzuträumen, aber zurück in der Realität deprimierte es sie nur noch. Bis auf Orochimaru waren alle Personen tot, die in ihrem Traum vorgekommen waren, und Ersterer hatte es noch nicht mal für nötig befunden, hier aufzutauchen und – nun doch wieder auf der Seite der Guten – ein Schlückchen auf die alten Zeiten mit ihr zu trinken. Und dann hatte sich Terumi Mei, die Mizukage, in ihrem Traum noch unterschwellig über sie lustig gemacht.

Die Jugend von heute hatte keinen Respekt mehr. Dafür bekam die Ziege für die nächsten fünf Jahre Einreiseverbot in Konoha. Sollte sie sich die Ausscheidungskämpfe doch gefälligst bei sich zu Hause über die Glotze ansehen.

Ein gehässiges Grinsen blitzte auf, dann übernahm ihre schlechte Laune wieder die Führung.

Tsunade schenkte sich nach. Und trank.

Diese Veranstaltung konnte sie nur betrunken überstehen.
 

---
 

Seine Mutter saß auf Inos Platz, als er zurück in die Halle kam.

Shikamaru spielte mit dem Gedanken, sich zu verdrücken, doch da winkte sie ihn schon zu sich heran. Heute blieb ihm wirklich gar nichts erspart …

Er setzte sich und rückte unauffällig ein Stück von ihr weg.
 

Sie kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, ihn so besser durchschauen zu können und fragte: „Wo bist du so lange gewesen?“

„Auf dem Klo“, sagte er. „Was dagegen?“
 

Was dagegen?

Toll, für den Ton und die Wortwahl durfte er garantiert eine Woche alleine seine Wäsche machen. Im besten Fall.
 

„Wie redest du“ – sie brach ab und schnüffelte in der Luft herum – „Wonach riechst du eigentlich? Das ist doch ’n Frauenduft! Mit wem hast du dich getroffen?“

„Mit niemandem“, log er. „Chouji hat Inos Deo geklaut und mich aus Spaß damit eingesprüht.“

„Und du sagst auch die Wahrheit?“

„Ehrenwort!“
 

Ein Ehrenwort, das gerade nichts wert war, aber solange seine Mutter keine Gedanken lesen konnte, war er aus dem Schneider. Er durfte nur nicht vergessen, seinen Kumpel einzuweihen, bevor er sich verplapperte.
 

Ein Trommelwirbel und Yoshinos Aufmerksamkeit ging in Richtung Bühne. Sie sprang auf und gesellte sich wieder zu ihren Freundinnen.

Das nannte man wohl perfektes Timing.
 

---
 

Voll Neid betrachtete Kankurou den Preis seines Bruders. Okay, die Trophäe sah richtig scheiße aus, aber immerhin war es eine Auszeichnung die besagte, dass man irgendwas geleistet hatte. Und das war in Gaaras Fall, dass er die Hälfte der Zuschauer mit seinem sentimentalen Traum zum Heulen gebracht hatte. Da konnte er selbst mit seinem Wunsch nach der größten Marionettensammlung, denn der Herr Mangaka schön ignoriert hatte, nicht mithalten.
 

Sein Blick fiel auf den leeren Platz neben sich.

Temari war schon seit einer halben Stunde verschwunden und er fragte sich ernsthaft, wo sie sich gerade herumtrieb. Und was zur Hölle ihr Traum gewesen war. So wie er seine Schwester kannte, konnte es nichts Langweiliges gewesen sein, aber warum wurde er dann nicht gezeigt? Das beschäftigte ihn.

Vielleicht sollte er ihren neusten Verehrer mal fragen. Wenn er sich eine wilde Ehe mit ihr wünschte, war es nicht ausgeschlossen, dass er noch etwas mehr wusste.
 

Kankurou wollte gerade aufstehen, da ließ Temari sich auf ihren Stuhl fallen.
 

„Wo zur Hölle bist du gewesen?“ Eine Duftwolke stieg ihm in die Nase. „Hast du in billigem Parfüm gebadet oder warum hast du dich so eingedieselt?“

Sie grinste, dann antwortete sie: „Ich hab mich nur ein bisschen frisch gemacht. Mascara und Kajal nachziehen … du weißt schon, Weiberkram. Obwohl … vom Schminken hast du ja auch ’ne ganze Menge Ahnung!“ Ein Lachen.

„Ich lach mich auch tot“, sagte ihr Bruder trocken. „Und du hast mir immer noch nicht erklärt, warum du so … riechst.“

„Das Sprühdings von meinem Deo klemmt.“

„Und deswegen hast du dich immer weiter damit eingesprüht?“

„Genau.“
 

Er betrachtete seine Schwester genauer. Irgendetwas schmeckte ihm an ihrer Geschichte nicht.
 

„Dafür, dass du dich frisch gemacht hast, siehst du aber nicht besonders frisch aus“, bemerkte er.

„Die Beleuchtung im Klo ist einfach Mist.“

„Wenn ich es recht bedenke, siehst du sogar weniger frisch als vorher aus.“

„Findest du?“
 

Temari fuhr sich über die Stirn und ein leichter Glanz blieb an ihrem Handrücken haften.

Sie schnappte sich eine Serviette und entfernte den Fettfilm.
 

„Ist es so besser?“, fragte sie dann.
 

Kankurou zuckte die Achseln.
 

„Mir doch egal, wie du herumläufst“, sagte er. „Mir ist es aber nicht egal, wenn du merkwürdige Dinge treibst.“

„Ja, total merkwürdig, wenn man mal ’ne halbe Stunde aus dem Saal verschwindet“, meinte sie ironisch. „Außerdem bin ich die Ältere von uns beiden. Wenn dann muss ich auf dich aufpassen, nicht umgekehrt.“
 

Bei Letzterem war er sich nicht sicher, aber er stimmte ihr zu.

Vorerst.

3.


 

„Applaus für unsere ehrenwerte Hokage Tsunade!“
 

Sie schwankte betrunken zum Podest, schlug dem Laudator ihren Preis aus der Hand und schubste ihn mit einem Hüftschwung beiseite.
 

„Is’ das an?“ Sie tippte ans Mikro und eine Rückkopplung ging quer durch den Saal. Einige Zuschauer verzogen das Gesicht oder hielten sich die Ohren zu und da sie es in ihrer Trinklaune lustig fand, wiederholte sie es.
 

„Dange, dange, dange“, nuschelte sie los. „Sin’ zwar alle tot – Orochimaru, du Bastard, wo bis’ du? –, aber dange. Ich fühl’ mir geehrt.“
 

Tsunade lachte wie eine Irre los, fuchtelte mit dem Pokal herum und fiel nach hinten. Ein Rumms und sie blieb reglos liegen.
 

Shizune eilte zu ihr.
 

„Tsunade-sama!“, rief sie, ging in die Knie und rüttelte an ihrer Freundin herum. „Aufwachen! Das ist nicht der richtige Ort zum Schlafen.“
 

---
 

Temari beobachtete, wie Kotetsu und Izumo ihre Vorgesetzte, deren Schnarchen man durch den halben Raum hörte, wegtrugen.

Dies war ein Moment, an dem sie froh war, dass Gaara – trotz seines Alters – der Kazekage war. So einen Bockmist, der am nächsten Tag peinlich durch die Medien ging und das Ansehen des Dorfes schadete, leistete er sich nicht. Nein, er punktete stattdessen mit putzigen Träumen. Bessere Werbung gab es für ihn und Sunagakure gar nicht.
 

Sie merkte, wie Kankurou sie mit dem Ellenbogen anstieß.
 

„Was denn?“

„Wie war dein Traum?“, fragte er und brachte sie so zum Grinsen. „Jeder noch so langweilige Scheiß wurde gezeigt, nur deiner nicht.“

„Ja, weil meiner noch belangloser war. Typischer Mädchenkram. Hat man bei den anderen schon genug gesehen.“

„Das glaub ich dir nicht.“

„Dann halt nicht. Du solltest doch wissen, dass ich in diesem Manga nicht wichtig genug bin.“

„Ich bin noch unwichtiger als du und meiner wurde trotzdem im Film gezeigt.“

„Ja, keine Ahnung. Frag den Regisseur“, sagte sie. „Ich hab den Streifen nicht gemacht.“

„Mädchenkram …“, nuschelte ihr Bruder vor sich hin. „Etwa so einen Kitsch wie bei dieser Hinata?“

„So ungefähr.“

„Ihh … Das passt doch gar nicht zu dir!“

„Nein? Ist die Vorstellung so abwegig, dass ich mich vielleicht doch mal verlieben möchte?“
 

Ach, dieses Schauspiel machte ihr heute keiner nach.

Okay, irgendein Außenstehender verstand es eventuell als kleinen Wink, der nach Liebe gerufen hatte – die Person musste hoffnungslos romantisch sein –, aber für sie sah es einfach nur nach Sex aus. Und das Beste: Dieser Traum war in Erfüllung gegangen. Nicht eins zu eins, aber die Besetzung stimmte schon mal und an weiterem konnte man ja noch arbeiten.

Sie fragte sich, warum ein Großteil der anderen so eine Kitschkacke geträumt hatten. Es war ihr unbegreiflich, wie man als junger Erwachsener nicht vom Vögeln träumen konnte, wenn man in einem Shounen-Manga festsaß, in dem sich das Thema Sex auf kindische Verwandlungen von Naruto, schlechte Peniswitze von Sai und einen lüsternen Spanner in den Fünfzigern beschränkte.
 

„Apropos“, warf ihr Bruder ein. „Was willst du wegen deinem Verehrer unternehmen?“

„Du meinst Shikamaru?“ Sie tat ahnungslos. „Mal gucken. Aber als Verehrer würde ich ihn nicht bezeichnen.“
 

Ihr fielen nach der Nummer im Nebenzimmer ein paar Begriffe für ihn ein, aber die blieben besser unausgesprochen.
 

„Ach, komm. Es ist offensichtlich, dass er was von dir will.“

„Weil ich in seinem Traum vorgekommen bin, oder wie kommst du auf diese Idee?“

„Hast du richtig hingesehen?“, fragte Kankurou empört. „Ein Blinder sieht, dass er ohne zu heiraten ein paar Kinder mit dir in die Welt setzen will.“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Aber ich sag dir eins: Das werd ich auf keinen Fall tolerieren.“

„Weil?“

„Man setzt unverheiratet keine Kinder in die Welt. Das gehört sich einfach nicht.“

„Dafür, dass du gerade mal achtzehn bist, lebst du ganz schön in der Vergangenheit“, sagte sie. „Ich frag dich bestimmt nicht um Erlaubnis, wenn ich vorhaben sollte, uneheliche Kinder zu bekommen.“

„Hast du es denn vor?“

„Wie kommst du denn darauf? Etwa weil seit Kurzem an der ersten Stelle meines Alters ’ne Zwei steht?“

„Gut, dass du das ansprichst“, sagte er. „Du gehst jetzt zu ihm und erklärst ihm höflich, dass du dich nicht auf einen Jüngeren einlässt.“

„Sagt wer?“

„Ich.“

„Wie nett von dir“, erwiderte Temari. „Aber du weißt schon, dass ich in meinem Leben die Spielregeln aufstelle?“

„Und eine besagt hoffentlich, dass du dir einen älteren Mann suchst, oder wenigstens ’nen Gleichaltrigen.“

„Also wenn er umgekehrt drei Jahre älter als ich wäre, wäre es in Ordnung, oder wie?“

„Soll das heißen, dass du auch was von ihm willst?“
 

Dieses Gespräch nahm absurde Züge an.

Und es nervte sie, dass er ihr solche Vorschriften machte. Aber Regeln waren da, um gebrochen zu werden.
 

„Du bist manchmal genau so ein Arschloch wie unser Vater!“ Theatralisch sprang sie auf und wandte sich zum Gehen.

„Wo willst du jetzt schon wieder hin?“, fragte Kankurou.

„Ein Herz brechen“, sagte sie. „Beschwer dich aber nicht, wenn es ein bisschen länger dauert. Bei so was ist Sensibilität gefragt und nicht die Holzhammermethode.“
 

Sie drehte ihrem Bruder den Rücken zu. Und grinste.
 

---
 

Missmutig starrte Kiba vor sich hin. Eigentlich wollte er froh darüber sein, dass er das Mistding los war, das ihm verliehen wurde, aber irgendwie …

Er wollte so eine verdammte Auszeichnung haben! Aber nicht für den unrealistischsten Traum. Verdammt, er wollte die Anerkennung, die er verdiente.
 

Er warf einen Blick zu Tenten herüber, die ihren – nein – seinen Preis anstarrte und vor sich hingrinste. Wie konnte sie sich nur so darüber freuen, obwohl er rechtmäßig nicht mal ihr gehörte?
 

„Du willst ihn wohl wiederhaben, was?“, bemerkte Shino zwischen zwei Schlucken Tee.
 

Tee …

Kiba rollte innerlich mit den Augen. Wer trank denn so was Langweiliges bei so einer Veranstaltung?
 

„Bestimmt nicht“, murmelte er. „Von mir aus soll Tenten das Teil einschmelzen oder im Fluss versenken. Ist mir total egal!“
 

Kurenai wandte sich an ihre beiden ehemaligen Schüler und schenkte ihnen ein Lächeln.
 

„Ich hätte gerne so ein schmuckes Teil“, sagte sie, „aber mein Traum wurde leider nicht aufgenommen.
 

Schmuckes Teil …

Kiba schätzte seine Lehrerin immer noch, aber dass sie dieses Etwas, das hier Preis geschimpft wurde, schick fand, ließ ihn an ihrem Geschmack zweifeln. Aber so recht wunderte es ihn nicht, wenn sie ihren Sohn den altertümlichen Namen Hiruzen gegeben hatte. Hiruzen … So hießen doch nur alte, faltige Greise.
 

„Sei froh“, brummte er und musterte Shino aus den Augenwinkeln. „Dann können sich die Leute wenigstens nicht drüber lustig machen.“
 

Und Spott hatte er sich schon genug angehört, seit er aus dem Mugen Tsukuyomi erwacht war.

Ihm kam eine Idee. Mit der richtigen Auszeichnung …
 

Ein Grinsen breitete sich in Kibas Gesicht aus.
 

---
 

Shikamaru langweilte sich. Schon wieder.

Ino ließ Sai gerade in Ruhe – da er nirgends zu sehen war, war er wohl vor ihr geflohen, was eine weise Entscheidung war – und unterhielt sich mit Sakura. Und Chouji schäkerte mit dem Mädchen herum, das zu allem Überfluss alle fünf Sekunden lachte. Er gönnte es seinem Freund, dass sich nun doch mal eine für ihn interessierte, aber die damit verbundene Langeweile nervte.

Nun ja, heute Abend nervte ihn eh alles – mit einer kleinen Ausnahme. Und um die Erinnerung daran so angenehm wie möglich und sein Lügengebilde aufrecht zu halten, musste er seinen Kumpel kurz bei der Flirterei stören.
 

„Was gibt’s?“, fragte Chouji. Sein Grinsen ging über beide Ohren, bis es sich in eine irritierte Miene einfügte. „Wow, was hast du denn gemacht?“

„Nicht so wichtig“, murmelte Shikamaru. „Aber wenn meine Mutter dich fragt – und das wird sie –, dann sag ihr bitte, dass du mich aus Spaß mit Inos Deo eingedieselt hast.“

„Okay, aber warum sollte ich so was Beklopptes tun?“

„Weil sie mich sonst umbringt.“

„Gutes Argument. Verlass dich auf mich!“
 

Sein bester Freund wandte sich von ihm ab und schenkte seinem Date wieder die volle Aufmerksamkeit.
 

Shikamaru kehrte zu seinem Platz zurück und blinzelte. Keine zwei Minuten war er von seinem Tisch weg und schon wartete jemand auf ihn. Und zum Glück war es nicht seine Mutter. Sie regte sich zwar tierisch auf, wenn sie sah, dass Temari mit ihm herumhing, aber das konnte ihm egal sein. Obwohl … Was, wenn sie anfing, an ihr herumzuschnüffeln und dann eins und eins zusammenzählte? Dann wurde es unangenehm.
 

„Was machst du denn hier?“, fragte er.
 

Und warum grinste sie wie ein Honigkuchenpferd vor sich hin? Irgendwie suspekt …
 

„Wow, ich hätte nicht gedacht, dass ich so unerwünscht bin.“
 

Sie schlug die Beine übereinander und lehnte sich gemütlich auf Inos Platz zurück. Jemand, der gleich ging, sah anders aus.
 

Er erwiderte nichts, sondern deutete flüchtig auf Yoshino.
 

„Sie hat dich ganz schön in der Hand, was?“, bemerkte Temari amüsiert.
 

Shikamaru konnte nicht darüber lachen. Sie hatte keine Ahnung, wie es war, unter der Fuchtel eines dauergereizten Hausdrachens zu leben, der nun zu allem Überfluss niemanden anderen mehr hatte, den er terrorisieren konnte.
 

Er zuckte die Schultern und setzte sich.
 

„Kankurou spielt sich auch wie der Chef auf. Redet von wilder Ehe mit Kindern und so ’n Zeugs und dass er es auf keinen Fall zulässt. Total bescheuert!“
 

Er hatte keinen Schimmer, wovon sie redete oder worauf sie hinauswollte.
 

„Muss ich das verstehen?“

„Es war dein Traum“, sagte sie mit einem Lächeln. „Wenn du es selbst nicht verstehst, muss er da wohl was falsch interpretiert haben.“
 

So falsch war die Interpretation ihres Bruders nicht, aber er konnte sich im Moment Besseres vorstellen, als seine Wünsche für die Zukunft auszudiskutieren. Vor allem, weil es nichts zum Diskutieren gab. Er machte ja schon Kompromisse, indem er das Thema Ehe ad acta gelegt hatte und sich für eine Frau interessierte, die von seiner ursprünglichen Vorstellung fast genauso weit entfernt war wie seine Mutter. Die Frau, mit der er es vorhin ohne voriges Liebesgewäsch getrieben hatte und die nun Smalltalk hielt, als wäre nichts gewesen. Abstruse Situation. Wirklich.
 

„Ach, du hast mich ja gefragt, was ich hier mache“, warf Temari ein. „Kankurou geht davon aus, dass ich ein unangenehmes Gespräch mit dir führen will, aber da hab ich keine Lust drauf. Ich meine, wozu auch?“
 

Ja, wozu?

Woher zum Teufel sollte er das wissen, wenn er nur Bahnhof verstand?
 

„Lange Rede, gar kein Sinn: Wir gehen jetzt raus und wenn du hierher zurückkommst, machst du ein betretendes Gesicht. Alles klar?“
 

Shikamaru kapierte nicht, was sie damit bezweckte, nickte aber.
 

---
 

Hinata sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein.

Sie stand nun schon seit drei Minuten hier und er hatte sie immer noch nicht bemerkt. Manchmal fragte sie sich, warum er überhaupt ihren Namen wusste, so selten, wie er Notiz von ihr nahm. Er hatte auf ihr Liebesgeständnis bei Pains Angriff auf Konoha nicht reagiert, nach dem Krieg kaum ein Wort mit ihr gewechselt und ihren Traum beachtete er auch nicht.

Sie betrachtete ihre linke Hand, die er kurz nach Nejis Tod gehalten hatte. Wahrscheinlich war das die innigste Berührung von ihm, die ihr jemals vergönnt war. Naruto war vielleicht der Weltretter und Held, aber von der Liebe hatte er absolut keine Peilung.

Was musste sie noch tun, damit er sie richtig beachtete? Ihm um den Hals fallen und küssen? Vielleicht raffte er dann endlich mal, was sie für ihn empfand.

Die Vorstellung an einen Kuss trieb ihr die Röte ins Gesicht. Na, toll, ausgerechnet jetzt.
 

Sie drehte sich zu Kurenai-sensei um. Sie lächelte und nickte ihr zu, um ihr Mut zu machen.

Hinata schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter, streckte den Arm aus und berührte ihren Angebeteten an der Schulter.
 

---
 

Shikamaru war zwar auf Nummer sicher gegangen, dass seine Mutter ihn nicht gesehen hatte, wie er den Veranstaltungsraum verlassen hatte, aber warum spürte er dann die ganze Zeit ihren unheilbringenden Atem in seinem Nacken? Ein widerliches Gefühl, auch wenn sie ihm im Moment nichts vorwerfen konnte. Okay, er war in Frauenbegleitung, aber er stand nur mit ihr auf dem Flur herum und schlug mit Warten die Zeit tot. Da gab es nichts Verwerfliches dran. Nicht mal in den Augen seiner Mutter. Hoffte er.
 

Temari öffnete die Tür mit der Aufschrift Umkleide – Nur für Personal und lugte in den Raum. Es war dunkel und niemand zu sehen.
 

„Rein da“, sagte sie forsch.

„Und warum?“

„Meinst du, Kankurou fällt drauf rein, wenn er sieht, wie wir auf dem Flur herumgammeln und Abhandlungen übers Wetter halten?“
 

Das war ein Argument.

Ihm war es im Großen und Ganzen zwar schnurz, ob sie sich wegen ihm mit ihrem Bruder anlegte, aber nachdem sie ihm vorhin unerwartet diesen Gefallen getan hatte, konnte er sich ruhig revanchieren.
 

„Und was jetzt?“, fragte Shikamaru.
 

Sie zog die Tür hinter sich zu und kicherte vor Belustigung. Zusammen mit dem Halbdunkel, in dem der Raum getaucht war, bekam er den Eindruck, dass er sich mit einer bösen Hexe eingesperrt hatte.
 

„Du bist gerade echt süß mit deiner jugendlichen Unbedarftheit.“
 

Es war unheimlicher als jeder Psycho-Horror-Streifen. Nicht, dass er an so was glaubte, aber gegen diese Frau kamen keine Aliens und Zombies der Welt an. Nicht einmal wenn sie sich verbündeten.
 

„Das Leben hundert Jahre im Voraus planen, aber vom Wesentlichen verstehst du trotzdem nichts“, hörte er sie sagen. „So wird das nichts.“
 

Wovon sprach sie jetzt schon wieder?
 

„Kannst du dich nicht einmal klar ausdrücken?“, gab er zurück. „Dieses Rätselräten ist echt anstrengend.“

„Wie du willst.“
 

Sie lachte, drückte ihn an die Wand und küsste ihn.

Ihre Lippen wanderten von seinem Mund abwärts über seinen Hals.

Es war nicht so, dass es ihm nicht gefiel – nein, das konnte er wirklich nicht behaupten –, aber …
 

Er legte die Hände auf ihre Schultern und hielt sie fest.
 

„Was soll das werden?“, fragte er.
 

Sie ließ von ihm ab und schnaubte belustigt.
 

„Wonach sieht’s denn für dich aus?“
 

Nach Notgeilheit, dachte er, sprach es aber nicht aus.
 

„Und wenn hier jemand reinkommt?“

„Unwahrscheinlich“, sagte sie. „Ich würde ja sagen, dass wir zu dir oder zu mir gehen, aber das kommt beides nicht in Frage.“
 

Die Vorstellung, dass seine Mutter – besonders seine Mutter! – oder ihre Brüder hineinschneiten, war alles andere als reizvoll.
 

„Da deine ehrenwerte Vorgesetzte das andere Zimmer blockiert, indem sie dort ihren Rausch ausschläft, ist das hier die beste Alternative.“
 

Wie gut Temari sich informiert hatte. Es wunderte ihn nicht, wenn das mit Kankurou auch nur eine Ausrede war, um ihn hierher zu locken. Und das war ihr gelungen – und dreist noch dazu.
 

„Und jetzt hör auf zu fragen und mach einfach.“ Sie grinste. „Wenn Kankurou schon einen Grund hat, mir zu misstrauen, soll er wenigstens berechtigt sein.“
 

Sie wartete keine Antwort ab und machte dort weiter, wo er sie unterbrochen hatte.

Und er ließ sie machen.

4.


 

Geschafft stieg Shikamaru in seine Sachen und sank auf die Bank.

Er hatte das Bedürfnis, sich auf der Stelle hinzulegen und zwölf Stunden zu pennen – oder aus diesem komischen Traum aufzuwachen.

Die Veranstaltung ging noch eine Weile und wer garantierte ihm, dass Temari genug hatte?

Gut, er fand Gefallen daran – viel mehr, als er gedacht hätte –, doch für seinen Teil reichte es erstmal. Nicht nur für die nächste Stunde, sondern wahrscheinlich für den Rest des Abends. Bei ihr war er sich da aber nicht so sicher, so quicklebendig, wie sie gerade herumwuselte und ihr Aussehen in Ordnung brachte.
 

Sie steckte ihr Schminkzubehör zurück in die Tasche, zückte ihr Deo und hüllte sich in eine penetrante Duftwolke.
 

„Was ist mit dir?“, fragte sie. „Unsere Gerüche werden nicht unbedingt besser.“
 

Er schüttelte den Kopf. Darauf fiel seine Mutter kein zweites Mal herein.
 

„Ah, schon klar!“, sagte sie, als könnte sie Gedanken lesen. „Vergiss den ursprünglichen Plan. Wir machen es so …“
 

---
 

„’ey, ’inata! Al’s kla?“, nuschelte Naruto und ihr sprühte Nudelsuppe entgegen.
 

Jeder andere hätte ihm für diese Unhöflichkeit definitiv eine gescheuert, aber sie selbst störte sich nicht daran. Sie mochte seine Tollpatschigkeit. Nein, nicht nur jetzt, sie hatte sie schon immer gemocht.
 

Er schluckte sein Essen herunter, murmelte ein „Entschuldige“ und tupfte ihr mit einer Serviette die Suppe aus dem Gesicht.
 

Hinata merkte, wie ihre Wangen wieder glühten und sie verfluchte Kishimoto, dass er ihr diese Eigenschaft angedichtet hatte. Ein schüchternes Mädchen gab es in jeder Geschichte, aber warum musste es ausgerechnet sie treffen? Was gab sie nicht dafür, um nur ein Zehntel des Selbstbewusstseins ihres Alter Egos aus Road to Ninja zu haben. Die Hinata war im Gegensatz zu ihr sexy – verdammt sexy sogar – und nicht auf den Mund gefallen.

Na ja, zumindest musste sie in Narutos Gegenwart nicht mehr herumstammeln, wie noch vor dem Zeitsprung. Das war besser als nichts.
 

„Schon okay“, sagte sie und winkte ab. „Ich mag Ramen.“
 

Ich mag Ramen? Was war denn das für ein Blödsinn? So eine Antwort gab auch nur sie.
 

„Magst du auch ’ne Portion?“
 

Sie starrte ihn an. Sie war pappsatt, aber wenn er ihr schon was von seinem Lieblingsessen anbot …

Hinata nickte, Naruto zog den freien Stuhl vom Tisch und sie setzte sich.
 

---
 

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend folgte Shikamaru ihr zurück in den Festsaal.

Vom Eingang bis zum Buffet war es ein ganzes Stück und wenn seine Mutter ihn auf dem Weg dahin abpasste –
 

Temari blieb plötzlich stehen, riss einer Frau das Glas aus der Hand und …

Sie holte mit Schwung aus und der Inhalt landete in seinem Gesicht und auf seinem T-Shirt.

Er blinzelte. Erst vor Ungläubigkeit, dann weil das Was-auch-immer in seinen Augen brannte wie Feuer.
 

„Verdammt“, fluchte er. „Was ist das für ein Zeug?“

Sie roch am Glas und bemerkte: „Sekt. Leider.“

„Leider?“

„Ich hab gehofft, ich erwische was, das ein bisschen geruchsintensiver ist.“
 

Sie schaute sich um und luchste einem älteren Mann irgendeine klare, braune Brühe ab, als er nicht hinsah.
 

Um ganz sicher zu gehen, nahm sie einen Schluck.
 

„Whiskey“, sagte sie und verzog eine angeekelte Miene. „Perfekt! Augen zu und –“

„Bist du bescheuert?“ Shikamaru griff geistesgegenwärtig nach ihrem Handgelenk. „Wenn ich wie ein Alkoholiker stinke, kann ich mich gleich einsargen lassen.“

„Dann riech halt weiter nach Sex“, erwiderte Temari und grinste, „und lass dich von deiner Mutter auseinandernehmen.“
 

Diese Dreistigkeit …

Warum in aller Welt hatte er sich darauf eingelassen? Scheiß Traum, scheiß Hormone …
 

Sie stellte das Whiskeyglas ab und angelte sich eine Flasche vom nächsten Tisch.
 

„Bitteschön.“ Sie schwenkte sie auffordernd hin und her. „Bier stinkt wie nichts Gutes und du darfst es rechtlich gesehen sogar in einigen Ländern trinken.“
 

Er zögerte noch einen Moment, dann nahm er ihr die Flasche ab und kippte sich einen Teil über die rechte Seite seines Shirts.

Sie hatte Recht. Der Kram stank wirklich abartig.
 

„Siehst du?!“ Temari lächelte zufrieden. „Nicht, dass dir es überhaupt jemand zutrauen würde, aber jetzt kommt erst recht keiner mehr auf die Idee, dass du gevögelt haben könntest.“
 

So eine Frechheit …

Diese Frau war wirklich ein dreistes Biest. Und dummerweise machte sie das nur noch interessanter für ihn.
 

Sie wandte sich zum Gehen, hielt aber inne.
 

„Ich hab noch was vergessen“, warf sie ein.
 

Shikamaru stellte sich einen Augenblick noch die Frage, was sie wollte, doch …

Temari holte aus, er zuckte zurück und er spürte einen stechenden Schmerz auf der linken Wange.
 

Sie schüttelte die Hand aus, mit der sie ihm die Ohrfeige verpasst hatte, und ging.
 

---
 

Hinata nahm einen Bissen. Und noch einen. Ihr Magen grummelte.

Wenn sie noch eine Nudel essen musste, geschah ein Unglück …

Sie schob die Schüssel von sich, drehte sich weg und hielt die Hand vor den Mund. Ein Aufstoßen. Sie hoffte inständig, dass Naruto diesen wenig damenhaften Vorgang nicht gehört hatte.

Sie linste aus den Augenwinkeln zu ihm und sah sein Grinsen.

Oh Gott, er hatte es wirklich …
 

„Isst du die Ramen noch?“, fragte er.
 

Sie schüttelte den Kopf – aus der Peinlichkeit war sie gerade noch so entkommen – und er verleibte sich den Rest ihrer Portion ein.
 

Als Naruto aufgegessen hatte, rülpste er laut. Ein paar Leute von den umliegenden Tischen wandten sich zu ihm um. Er murmelte eine Entschuldigung und lachte.

Einerseits fand Hinata es unfair, dass für Männer offensichtlich andere Regeln in der Öffentlichkeit galten, aber andererseits …

Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Selbst wenn sie wollte, konnte sie ihm nicht böse sein. Warum auch?
 

„Sag mal, Hinata“ – er sah sie direkt an und sie fühlte, wie sein Atem ihre Wange streifte – „Wer war eigentlich der Typ in deinem Traum?“
 

Sie blinzelte. War das sein Ernst oder erlaubte er sich einen blöden Scherz mit ihr?
 

„Meinst du Neji?“, fragte sie, in der Hoffnung, dass er tatsächlich ihren Cousin meinte.

„Nein“, erwiderte er, „ich meine den, an den du dich angelehnt hast.“
 

Okay, man hatte sein Gesicht nicht gesehen, aber – Das konnte wirklich nicht sein Ernst sein!
 

Hinata sprang auf, zischte ein „Du bist so ein Idiot!“ und kehrte wütend zu ihrem Team zurück.
 

---
 

Shikamaru drückte sich sein Wasserglas an die Wange.

Davon, dass sie ihm eine scheuerte, hatte nichts auf ihrem Plan gestanden.

Mit der anderen Hand rieb er sich die Augen. Sie tränten nicht mehr und das Brennen klang allmählich ab. Wenigstens etwas.

Der Geruch von Bier stieg ihm in die Nase. Ekelhaft.

Langsam kam ihm der Gedanke, dass irgendetwas gehörig schief ließ. Ja, toll, jetzt hatte er schon ein zweites Mal mit ihr geschlafen, aber darauf, dass sie ihn mit Alkohol übergoss und ohrfeigte, hätte er gut verzichten können. Das war es nicht wert gewesen.

Obwohl, andererseits … Okay, vielleicht doch, aber Verschleierungstaktiken gab es sicher bessere. Zu dumm nur, dass ihm, dem Meister des Verschleierns, gar nichts einfiel. Es musste wohl was dran sein, dass das Gehirn während und unmittelbar nach dem Sex aussetzte. Da half einem der ausgeklügelste Verstand nichts.
 

„Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“
 

Er zuckte zusammen. Yoshino starrte ihn an und ihre Augenbrauen waren zu einer Linie verschmolzen. So einen gruseligen Blick hatte er länger nicht mehr bei ihr gesehen.
 

„Hast du dich etwa betrunken?“
 

Seine Alarmglocken läuteten. Und wie.
 

„Nein, ich hab nur jemanden angerempelt“, erwiderte er und hoffte, dass seine Mutter diese Ausrede schlucken würde. Tat sie natürlich nicht.

„Erzähl mir nichts, junger Mann!“, wetterte sie los. „Oder hat die Person zufällig ein Fass mit sich herumgeschleppt, in das du seltsamerweise rein gerannt bist?“

„Klar, ich bin wie Obelix in ein Fass mit Zaubertrank gefallen“, sagte er sarkastisch.
 

Shikamaru fluchte innerlich. Musste sein Hirn langsam nicht mal wieder funktionieren? Es war doch inzwischen mindestens eine Viertelstunde her, dass er –
 

„Jetzt wirst du auch noch frech!“, zeterte Yoshino weiter. „Ich hab dich nicht zu so ’nem Rotzlöffel erzogen! Erklär dich gefälligst, sonst gibt’s zehn Jahre Stubenarrest und kein Taschengeld!“
 

Gleichmütig erwiderte er ihren Blick. Er erinnerte ihn an eine hungrige Würgeschlange, aber irgendwie beeindruckte ihn das nicht.
 

„Ich verdiene seit Jahren eigenes Geld“, bemerkte er nüchtern. „Und wenn du mich einsperrst, kannst du lange auf deine Enkel warten.“
 

Sein Verstand war wieder da. Gott sei Dank.
 

Die Angriffslust verschwand aus ihrem Gesicht und er wusste, dass er ihr endlich mal eine Nasenspitze voraus war. Zum ersten Mal in seinem Leben.
 

„Gut.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und atmete tief aus. „Gut“, wiederholte sie. „Einmal lass ich es dir durchgehen, aber wenn ich noch einmal Alkohol an dir rieche, bevor du achtzehn bist, war’s das, mein Lieber!“
 

Shikamaru zitterte vor Angst. Nicht.
 

„Ich hab nichts getrunken“, beharrte er. „Oder meinst du, ich bin zu blöd, um aus ’nem Glas zu trinken?“
 

Yoshino stieß einen Seufzer aus.
 

„Und wo ist der Beweis?“
 

Sein T-Shirt war zur Hälfte mit dem Zeug durchtränkt. Reichte ihr das etwa nicht als Beweis?
 

„Hauch mich an!“
 

Er starrte sie an.

Das verlangte sie jetzt nicht wirklich von ihm, oder?
 

„Garantiert nicht“, protestierte er.

Sie verpasste ihm einen Nackenschlag – er kam sich vor, als wäre er ein ungezogenes Kleinkind – und zischte: „Treib’s nicht zu weit! Lass dir eins gesagt sein: Alkohol ist böse! Saufen ist scheiße! Und solange du unter meinem Dach wohnst, werde ich es auf gar keinen Fall dulden.“
 

Er gab es auf, ihr zu widersprechen, geschweige denn anzumerken, dass ihr werter Ehegatte vor seinem Ableben regelmäßig getrunken hatte, und nickte.
 

„So ist es brav.“ Seine Mutter tätschelte ihm den Kopf – er hoffte inständig, dass es niemand beobachtet hatte, den er kannte – und fragte: „Und warum hat dir die junge Frau aus deinem Traum gerade eine gescheuert?“
 

Na, großartig, sie hatte es mitbekommen. Heute hatte er vielleicht ein Glück …
 

„Hast du ihr etwa nachgestellt?“

„Nein!“, gab Shikamaru zurück. „Warum sollte ich so etwas Dämliches machen?“

„Ich find’s ja süß, dass du dich so für mich ins Zeug legst“ – Yoshino kicherte los – „aber bei Frauen ist Fingerspitzengefühl angesagt.“
 

Und das galt besonders für Temari, dachte er voll Ironie. Es war ja nicht so, dass sie ihn angequatscht, ins Nebenzimmer geschleppt und ihn dort dazu gebracht hatte, mit ihr zu vögeln. Fingerspitzengefühl war bei ihr genauso überflüssig wie Blumengießen nach einem kräftigen Regenschauer. Zumindest in dem Punkt.
 

„Ich geb dir einen guten Rat“, plapperte sie weiter. „Mach ihr bloß nicht schon nach dem dritten Date einen Heiratsantrag. Das kommt in den wenigsten Fällen gut an.“
 

Er zog die Augenbrauen hoch und starrte sie an.

Wovon zur Hölle redete sie da? Einen Heiratsantrag? Die Frau hatte doch nicht alle Tassen im Schrank!
 

„Ich will sie überhaupt nicht heiraten!“, entgegnete er konfus. „Ich …“
 

Seine Mutter schaute ihn erwartungsvoll an.
 

Na, toll. Und was nun?

Wenn er zu lange für eine Antwort brauchte, machte ihn das nur verdächtig. Und wenn er das Falsche sagte … Mist.
 

„Ach, nichts“, schloss er. „Vergiss es.“
 

---
 

Kankurou erwartete seine Schwester mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Temari setzte sich auf ihren Platz und er stieß ihr freundschaftlich den Ellenbogen zwischen die Rippen.
 

„Dem hast du es aber gegeben!“, bemerkte er belustigt.

„Allerdings“, bestätigte sie und grinste ebenfalls.
 

Gegeben hatte sie es ihm tatsächlich. Und wie.
 

„Scheint dir wohl richtig Spaß gemacht zu haben, was?“, setzte Kankurou nach.

Selig grinste sie vor sich hin. „Das kannst du laut sagen.“
 

Ach, sie liebte diese Zweideutigkeit. Und dieses Spiel sowieso. Allein der Gedanke daran löste eine leichte Gänsehaut bei ihr aus. Diese Heimlichtuerei war irgendwie … anregend.

Ja, mit Shikamaru war sie heute noch lange nicht fertig, das stand mal fest.
 

Ihr Bruder zog angewidert die Nase kraus und fragte: „Hast du dich etwa schon wieder im Nuttendiesel gesuhlt?“

„Ich mag den Duft“, erwiderte sie, „und mir ist es egal, ob ich’s deiner feinen Nase recht mache.“
 

Vor allem machte sie ihm mit dem ursprünglichen Geruch noch viel weniger Recht.
 

„Ich find’s widerlich“, sagte er. „Aber wenigstens brauch ich mir dann keine Gedanken darüber machen, dass dich irgendein Kerl anbaggert. Da hält jeder mindestens zwei Meter Sicherabstand von dir!“
 

Normalerweise hätte sie ihm darauf einen Spruch um die Ohren gehauen, aber heute war sie dafür zu gut gelaunt. Auch wenn sie ihm zu gerne aufs Brot geschmiert hätte, dass der, auf den sie es abgesehen hatte, ihr jetzt schon zweimal viel näher gewesen war, als ihrem Bruder lieb war.
 

„Apropos: Wie hat er’s eigentlich aufgefasst?“
 

Kankurou stellte genau die richtigen Fragen. Herrlich.
 

„Wirklich gut“, antwortete Temari, „wirklich, wirklich gut.“

„Und warum hast du ihm dann eine verpasst?“

„Damit wir jetzt was zu lachen haben“, scherzte sie. „Nein, war nur aus dem Affekt. Ich dachte, er wollte mich angrapschen, aber das muss ein anderer gewesen sein.“
 

Die Erklärung machte jetzt gar keinen Sinn. Aber als Ablenkungsmanöver erfüllte es durchaus seinen Zweck. Es war ein rotes Tuch für ihn, wenn irgendjemand den Versuch startete, seiner heißgeliebte Schwester zu nahe zu kommen.
 

Wie erwartet sprang er auf und schlug mit der Faust auf den Tisch.
 

„Wo ist der Kerl!“, brüllte er. „Ich mach ihn fertig!“

„Komm mal wieder runter. Mich haben schon viele Typen aus Versehen berührt. Bleibt halt nicht aus, wenn man nicht in einem meterdicken Schutzanzug durch die Gegend rennt.“

„Ach, ja? Wer denn zum Beispiel?“
 

Kankurou schaute sie todernst an.

Was das betraf, hatte er wirklich einen totalen Sockenschuss.
 

Du hast mich vorhin beim Reingehen angerempelt.“

„Na, und? Ich bin dein Bruder.“

„Und ich finde es ekelhaft, wenn andere deshalb auf inzestuöse Gedanken kommen. Bevor du andere verprügelst, verprügle erstmal dich selbst!“
 

Er setzte sich wieder hin, verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund.

Ein göttlicher Anblick.

5.


 

„Was soll ich vergessen?“ Yoshino schaute ihren Sohn erwartungsvoll an, dann erschien ein unheimliches Grinsen auf ihren Lippen. „Mir kannst du es doch sagen. Es ist ganz normal, dass man in deinem Alter gewisse Gedanken hat.“
 

Shikamaru starrte sie vor Entsetzen an. Klar hatte er das – seit er mit Temari geschlafen hatte, vielleicht sogar noch mehr als vorher – aber er wollte auf gar keinen Fall mit seiner Mutter darüber reden. Nicht mal, wenn sein Leben davon abhing. Da biss er lieber ins Gras.
 

„Ach, da brauchst du dich nun wirklich nicht für schämen“, fuhr sie fort und kicherte. „Die hatten wir alle mal.“
 

Zu viel Info. Viel zu viel Info.
 

„Und solange es nur Gedanken sind, ist es völlig in Ordnung.“ Yoshino klopfte ihm auf den Rücken. „Alles weitere spart man sich für die Hochzeitsnacht auf. Dann wird es umso besonderer.“
 

Am liebsten hätte er ihr ein „Zu spät!“ um die Ohren gehauen, damit sie endlich die Klappe hielt, aber sein Verstand hielt ihn davon ab. Wenn er funktionierte, war Verlass auf ihn.
 

„Ich hab mich anders entschieden“, sagte er rasch, bevor sie noch anfing, Dinge zu erzählen, die er noch weniger hören wollte. „Keine Heirat! Nicht jetzt, nicht in den nächsten Jahren, niemals! Ich werde allein und kinderlos sterben.“
 

Seine Mutter verstummte und sah ihn wie ein geprügelter Hund an.
 

„Das kannst du mir doch nicht antun!“, jammerte sie los.

„Doch, kann ich“, meinte Shikamaru selbstsicher. „Du tust mir diese Peinlichkeit an, also ist das nur fair.“

Sie hob zur Verteidigung die Hände. „Ich bin ja schon ruhig. Also?“
 

Das war seine Chance, um sie loszuwerden. Für die nächsten fünf Minuten jedenfalls.

Die Tatsache, dass er von nun an gegen den Hausdrachen etwas in der Hand hatte, gefiel ihm.
 

„Gut“, sagte er. „Ich nehm’s zurück. Ausnahmsweise.“
 

Yoshino atmete auf und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
 

Er hörte ein verdruckstes Kichern neben sich.
 

[align type="center"]---[/align]
 

„Was ist denn los, Hinata?“
 

Kurenai schaute ihre ehemalige Schülerin an, als sie sich auf ihren Stuhl warf.
 

„So ein Trottel!“, fluchte sie. „Der Kerl ist so ein Trottel! Was will ich mit so einem Idioten?“
 

Kiba und Shino starrten ihre Teamkollegin mit großen Augen an.
 

„Was?“, fuhr sie die beiden gereizt an. „Habt ihr mich noch nie fluchen gehört oder was?“

Kurenai tätschelte ihre Schulter. „Was ist denn passiert?“
 

Hinata runzelte die Stirn.
 

„Naruto hat nicht mal erkannt, dass ich von ihm geträumt habe“, meinte sie geknickt. „Ehrlich, ich geb’s auf. Ich such mir lieber jemanden, der nicht so schwer von Begriff ist.“

„Du bist doch schon so lange in ihn verliebt, da kannst du doch jetzt nicht einfach so aufgeben“, sagte Kurenai. „Von den Gefühlen einer Frau versteht er nichts, aber gerade diese Naivität mochtest du doch so an ihm, oder?“

„Schon …“

„Siehst du. Du gehst jetzt wieder zu ihm hin und dann redest du mit ihm und erklärst ihm das Ganze.“
 

Hinata seufzte.
 

„Wie viele Liebeserklärungen soll ich ihm denn noch machen?“, erwiderte sie.

„Noch tausend, wenn es sein muss!“

„Nein, danke. Er kapiert’s ja doch nicht. Also lass ich es ein für alle mal bleiben“, resignierte sie.

„Weißt du eigentlich, was du da redest?“, fragte Kurenai. „Das passt überhaupt nicht zu der Hinata, die ich kenne.“

„Die schüchterne Hinata gibt’s nicht mehr.“ Entschlossen sprang sie auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Tschüss, altes Leben, ich stürz mich jetzt auf den Singlemarkt!“
 

Selbstbewusst stapfte sie davon.
 

---
 

„Was ist denn mit der heute los?“, fragte Ino.
 

Sie setzte sich auf ihren Platz und schwenkte ein Glas mit Weißwein hin und her.
 

„Sie spinnt“, entgegnete Shikamaru. „Nicht, dass das was Neues für mich wäre, aber jetzt ist sie vollkommen übergeschnappt.“
 

Seine Teamkollegin lachte und nahm einen Schluck.
 

„Torschlusspanik“, legte sie fest. „Sie muss denken, dass sie demnächst den Löffel abgibt, wenn sie jetzt schon einen Enkel von dir erwartet. Aber du bist ja selbst Schuld.“

„Weil?“

„Wenn du dir so einen Kram zusammenträumst, brauchst du dich nicht wundern.“
 

Was zur Hölle war an seinem Traum denn so verwerflich? Er war bodenständig und langweilig und trotzdem hängten sich ständig Leute daran auf, als ob sie den ganzen Tag nichts Besseres zu tun hatten.

Er verspürte den Drang, den Kerl zu verprügeln, der alles aufgenommen und für ein paar lausige Kröten an eine Filmfirma vertickt hatte. Wenn er dem irgendwann über den Weg laufen sollte, dann …

Auf der anderen Seite hatte die Verfilmung aber für das gesorgt, was mit Temari lief. Mist, wenn er daran nicht so viel Gefallen finden würde, könnte sich der Typ warm einpacken. Aber so …
 

„Also ehrlich, wer in unserer Altersklasse – außer dir – träumt von Dingen, die so weit in der Zukunft sind?“, quatschte Ino weiter. „Das ist so typisch für dich.“

„Und?“, gab er zurück. „Ich versteh immer noch nicht, worauf du hinaus willst.“

„Auf gar nichts“, sagte sie. „Ich wollte nur mal angemerkt haben, dass es selbstgemachte Leiden sind, mein Lieber.“ Sie trank den Rest – ein verdächtiger roter Schimmer erschien auf ihren Wangen – schenkte sich nach und fragte mit einem Grinsen: „Und wie läuft’s?“
 

Frauen. Ein ewiges Mysterium.
 

„Womit?“

„Na, mit Temari. Oder hat sie dich noch gar nicht drauf angesprochen, dass du von ihr geträumt hast?“
 

Da ihm nichts Besseres einfiel, zuckte er die Achseln.
 

„Shikamaru, Shikamaru, Shikamaru …“ Ino schüttelte den Kopf und seufzte. „Ich kenne dich inzwischen so lange, also raus mit der Sprache! Schweigen bringt gar nichts.“
 

Von einer unangenehmen Situation in die nächste … Das schaffte auch nur er.
 

„Was soll ich sagen, wenn’s nichts zu erzählen gibt?“
 

Sie rückte ihren Stuhl näher an ihn heran, musterte ihn, rümpfte kurz die Nase und lächelte. Es war das Lächeln, das sie aufsetzte, wenn sie nach ihrer Auffassung etwas Interessantem auf der Spur war.
 

„Hmm, fassen wir mal zusammen: Du verschwindest mit ihr nach draußen, ihr seid eine Weile weg und als ihr wiederkommt, schüttet sie dir irgendwas ins Gesicht und verpasst dir eine Ohrfeige. Was könnte das bedeuten?“
 

Innerlich atmete Shikamaru auf. Er wusste jetzt schon, dass sie mit ihrer Interpretation auf dem totalen Holzweg war.
 

„Man könnte meinen“, fuhr Ino fort, „dass du irgendwas Dummes angestellt hast, was sie wütend gemacht hat.“
 

Wenn es tatsächlich so ausgesehen hatte, umso besser. Dann waren wohl Schauspieler an Temari und ihm verloren gegangen.
 

„Aber –“
 

Er schauderte. Irgendetwas an dem Aber seiner Teamkollegin schmeckte ihm nicht.
 

„Du riechst zwar gerade wie ein Alki, aber was ist das da drunter?“
 

Sie machte eine dramatische Pause. Wie einer dieser Detektive in einem Krimi, bevor sie einen Fall auflösten.
 

„Ein blumiger Duft und – was ist denn das?“ Ihr breites Grinsen war unheimlich. In jeder Hinsicht.
 

Er erwiderte ihren gefräßigen Blick mit Unschuldsmiene. Wenn sie glaubte, dass sie ihn damit zum Reden brachte, hatte sie sich geschnitten.
 

„Wie böse … Wenn das deine Mutter erfährt.“
 

Dann konnte er sich warm anziehen, aber das interessierte ihn im Moment nicht.

Shikamaru gähnte demonstrativ. Ino wusste nichts und ihre Masche, ihm irgendeine Info aus dem Kreuz zu leiern, wirkte schon lange nicht mehr auf ihn.
 

Das Grinsen seiner Teamkollegin verschwand wider seiner Erwartung nicht. Aber sollte sie sich ruhig was drauf einbilden. Das war ihm total egal.
 

„Ich dachte mir schon, dass du so reagierst“, sagte sie siegessicher. „Hm, was wird deine Mutter wohl antworten, wenn ich sie frage, was du mit der Frau aus deinem Traum zwanzig Minuten lang in einer Umkleide getrieben hast?“

„Spionierst du mir nach oder was ist das?“, erwiderte er im Affekt.
 

Er wusste in der Sekunde, in der er es aussprach, dass es ein Fehler gewesen war. Ein saudummer Fehler.

Er hatte einer ausgehungerten Schlange eine fette Maus hingeworfen. Verdammt.
 

„Und erwischt!“ Sie klatschte in die Hände und fuhr im Flüsterton fort: „Ich hab’s nur zufällig mitbekommen, als ich nach Sai gesucht habe. Aber niedlich, wie du versucht hast, mir das zu verheimlichen.“ Ino lächelte überlegen. „In Liebesdingen finde ich alles heraus. Und wenn es nur so ein plumpes Techtelmechtel wie bei euch beiden ist.“
 

Er seufzte genervt.
 

„Ehrlich, es interessiert mich im Großen und Ganzen null“, setzte sie nach. „Aber deine Mutter …“
 

Gott, warum musste er sich heute nur mit dreisten Weibern abgeben? Die eine war ja noch schlimmer als die andere …
 

„Okay, was willst du?“, wollte er wissen.

„Gut, dass du fragst.“ Sie stützte sich mit dem Unterarm auf seiner Schulter ab und ihr Lächeln wurde noch gruseliger als vorher. „Ja, was möchte ich haben?“
 

Irgendwie hatte er das Gefühl, dass das Ganze nicht gut für ihn ausging, wenn er nicht schnell etwas dagegen unternahm.
 

„Ich geb dir Geld und alles Materielle, was man dafür kaufen kann, aber das kriegst du ganz bestimmt nicht.“
 

Seine Teamkollegin schaute ihn einen Augenblick verdutzt an, dann brach sie in Gelächter aus.
 

„Also das will ich von dir ganz sicher nicht“, japste sie. „Selbst wenn ich auf dich stehen würde – und das ist völlig ausgeschlossen –, würde ich mich doch nicht bei deiner süßen, putzigen Romanze mit Temari dazwischendrängen.“ Sie klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Ich hab zwar keine Ahnung, was eine so gutaussehende Frau von einem durchschnittlichen Typen wie dir will – außer Sex, meine ich, und selbst in dem Punkt versteh ich nicht, warum sie damit ausgerechnet zu einem chronisch demotivierten Langweiler wie dir geht –, aber meinen Segen habt ihr.“

„Wie beruhigend“, sagte Shikamaru sarkastisch. „Und worum geht’s dir dann.“

„Du hast doch meinen Traum gesehen.“

„Und?“

„Da Sasuke ein unerreichbarer Eisklotz und nicht hier ist, will ich Sai“, meinte Ino geschäftsmäßig. „Und du hilfst mir gefälligst dabei.“

„Und wie soll ich das machen?“, fragte er. „Sai steht nicht mal auf dich. Wunder kann ich auch nicht vollbringen.“

„Dann lass dir was einfallen. Irgendeiner deiner Millionen Gehirnzellen wird schon ein guter Plan einfallen“ – sie senkte abermals die Stimme – „Und wenn nicht, wird deine Mutter leider erfahren müssen, dass du nicht so unschuldig und anständig bist, wie sie glaubt.“
 

Das war Erpressung. Und er kannte Ino gut genug, um zu wissen, dass sie ihre Drohung wahr machen würde. Ihm blieb also keine Wahl.
 

„Okay“, sagte er. „Gehen wir’s an.“
 

---
 

Hinata rauschte durch den Festsaal und schaute sich um. Überall standen Typen herum, die als potenzielle feste Freunde infrage kamen, aber irgendwie …

Sie blieb stehen.

Diese Kerle interessierten sie nicht. Es gab nur einen, mit dem sie zusammen sein wollte, und der stand total auf dem Schlauch, was romantische Gefühle betraf. Hinzu kam, dass er auf Sakura stand und was hatte sie ihr schon großartig entgegenzusetzen? Gut, im Gegensatz zu seiner Teamkollegin hatte sie einen Vorbau, den man tatsächlich als Brüste bezeichnen konnte, aber in allen anderen Belangen stank sie gnadenlos gegen sie ab.

Sakura war sexy und selbstbewusst. Und sie?
 

Hinata fluchte.

Diesen Kishimoto wollte sie nur zu gern verprügeln. Dieser Mistkerl … Seit Jahren quälte er sie nun schon so und es wurde Zeit, dass sie selbst ihr Leben in die Hand nahm.

Sie angelte sich ein Glas vom Tisch, goss sich Sekt ein und trank es mit einem Zug aus. Gegen ihren Charakter konnte sie nicht viel machen, aber unterdrücken, das ging.

Ihr wurde warm und sie schenkte sich nach. Noch eins, zwei Gläser davon und –
 

Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter.

Irritiert wandte sie sich nach rechts und stockte. Naruto stand dort und grinste sie breit an.
 

„Ich wollte mich entschuldigen“, sagte er.
 

Hinata ließ die Sektflasche sinken.
 

---
 

Temari gähnte.

Wenn man sich nicht gerade in irgendwelchen Nebenzimmern menschlichen Bedürfnissen hingab, war die Veranstaltung stinklangweilig.

Sie überlegte, ob sie sich aus Langeweile ein wenig betrinken sollte – da sie nun zwanzig war, stand ihr das gesamte Sortiment an Alkohol ohne Einschränkungen zur Verfügung –, aber da sie das Zeug nicht mochte und an diesem Abend noch andere Sachen auf der Liste standen, ließ sie es bleiben. Die Vorstellung auf Sex im Vollsuff übte keinen Reiz auf sie aus und in einer Seitengasse in ihrer Kotze liegen wollte sie noch viel weniger. Nein, mit beiden Varianten verdarb sie sich nur den Tag, der eine so nette Wendung für sie genommen hatte.

Apropos …
 

Sie schaute sich um, doch sie konnte ihn nirgends entdecken.

Sie wusste schon lange, dass Shikamaru nicht der knallharte Typ war und in einigen Punkten recht sensibel sein konnte, aber … Nein, so doll hatte sie auch nicht zugeschlagen, dass er sich nach Hause geflüchtet hatte, um sich dort in einem Anfall Selbstmitleid die Augen auszuheulen.

Sie bekam Schüttelfrost. Das war wirklich eine widerliche Vorstellung und wenn sich das als Tatsache herausstellte, musste sie ihre Entscheidung, dass sie sich ausgerechnet ihn herausgepickt hatte, überdenken. Nichts gegen eine gewisse Portion Empfindsamkeit, doch so eine Reaktion war definitiv too much und auf keinen Fall tragbar für sie.
 

Temari bemerkte, dass Kankurou sie mit einer fragenden Miene anstarrte, und warf ihm ein Grinsen zu.
 

„Suchst du jemand Bestimmten?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Nein, sollte ich?“, gab sie zurück.
 

Ein Achselzucken.
 

„Sieht aber ganz danach aus.“

„Ich suche höchstens nach einem Zeitvertreib. Also mal ehrlich, wenn man nicht mit einem dieser lächerlichen Preise rechnet, ist es hier doch öde.“

„Vielleicht hättest du auch einen bekommen, wenn du etwas Interessantes geträumt hättest“, stichelte ihr Bruder.

„Gibt es hier denn eine Auszeichnung für den besten Porno?“
 

Kankurous Augen weiteten sich vor Entsetzen.
 

„Das war ein Witz!“, setzte sie rasch nach. „Also wirklich, wer träumt denn so was Unanständiges?“

Er atmete vor Erleichterung aus und sagte: „Ich jedenfalls nicht. Möchtest du mir deinen nicht doch erzählen?“

Sie lachte. „Sicher.“

„Na, dann …“, forderte er sie auf.
 

Okay, welche Geschichte machte sich als Traum gut?
 

„Ich war in einer postapokalyptischen Welt und hab eine Horde Zombies niedergemäht“, sagte sie.

„Bestimmt“, kommentierte ihr Bruder sie ironisch.

„Ist aber so. Ich spiel doch gern Horrorgames und ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als in der Wirklichkeit ein paar von diesen Kollegen zurück in die Hölle zu schicken.“
 

Für einen Tag oder so hatte dieses Szenario sogar einen gewissen Reiz, mehr aber auch nicht. Ihren richtigen Traum tauschte sie dagegen jedenfalls nicht ein. Nein, dafür machte es ihr in Echt zu viel Spaß.
 

Kankurou streckte angewidert die Zunge heraus und meinte: „Gut, das passt in gewissen Maße schon eher zu dir, aber … Igitt, wer wünscht sich denn so was?“

„Ich“, antwortete Temari trocken.
 

In seinem Gesicht breitete sich Sorge aus und er legte einen Arm um sie.
 

„Ich weiß, dass unsere Kindheit nicht ganz leicht war“, sagte er, „aber wenn das tatsächlich stimmen sollte – was ich irgendwie nicht hoffe –, solltest du dir ganz dringend einen Termin beim Psychologen machen.“

Seine Schwester rollte mit den Augen. „Ich bin doch keine Psychopathin!“

„Das sage ich auch nicht“ – er tätschelte ihren Unterarm – „aber von Zombieschnetzeleien träumen scheint mir nicht ganz gesund zu sein. Vor allem, wenn ich bedenke, was das Mugen Tsukuyomi eigentlich bewirken sollte.“

„Okay, okay, ich kann’s ja zugeben: Ich bin total irre!“

„Wenn du dich lieber mit Untoten rumschlägst, anstatt wie andere Frauen in deiner Altersklasse von der Liebe oder anderem Kitsch zu träumen, solltest du zumindest aufpassen.“

„Vielen Dank für deine ehrliche Einschätzung“, murmelte sie. „Beim nächsten Mal werd ich dran denken und träumen, dass ich mit irgendwem rumvögle oder so, wenn es dich beruhigt.“

„Kommt drauf an mit wem –“ Er unterbrach sich selbst, zog die Stirn kraus und fuhr fort: „Moment, ich sprach von romantischem Kitsch und nicht von so was!“

„Sex gehört doch dazu, oder etwa nicht?“

„Irgendwie schon, aber –“
 

Temari rückte vom Tisch und stand auf.
 

„Wo willst du denn jetzt schon wieder hin?“, warf Kankurou ein.

„Du langweilst und nervst mich gerade“, erwiderte sie. „Ich brauch ein bisschen Spaß!“

„Und das wäre?“
 

Seine Schwester ignorierte seine Frage und ging.


 

6.
 

„Jetzt verrate mir doch mal eins“ – Ino schaute ihn neugierig an – „wie ist das mit euch beiden zustande gekommen?“
 

Shikamaru antwortete nicht.
 

„Jetzt erzähl schon. Ich weiß eh schon mehr, als manchem lieb ist.“

„Soll ich dir jetzt helfen Sai aufzutreiben oder nicht?“

„Du bist nicht in der Position zum Handeln“, bemerkte sie und prustete in Anbetracht ihrer Wortwahl los.

Er unterdrückte einen genervten Seufzer und sagte trocken: „Sehr lustig.“

„Ach, komm – nein, das Kommen streichen wir besser“ – ein erneutes Lachen – „Ich meinte, hab dich nicht so. Ich mache doch nur ein paar Witze.“
 

Schlechte Witze, über die im besten Fall vorpubertierende Teenager lachten, aber sollte sie mal. Sobald sie das Objekt ihrer Begierde fanden, war Ino Sais Problem und nicht mehr seins. Und da er gern dumme Bemerkungen über das primäre Geschlechtsmerkmal des Mannes machte, war sie mit ihrem Kindergartenhumor bei ihm in der besten Gesellschaft.

Tja, vielleicht passten die Zwei doch besser zusammen, als er gedacht hatte.
 

„Deine Mutter hat dir den Humor als Kind nicht gerade mit dem Löffel verabreicht, was?“, flachste seine Teamkollegin.

„Doch“, sagte er, „zusammen mit einer Portion Niveau.“

„Und mehr wird von dir nicht übrig bleiben, wenn deine Mutter hinter deine Bettgeschichte mit Temari kommt“, entgegnete Ino ohne jegliche Spur von Belustigung.
 

Er hatte ihren wunden Punkt getroffen. Klar, er durfte es nicht übertreiben, aber darauf ließ sich aufbauen.
 

„Da gab’s kein Bett“, merkte er monoton an. „Und in dem anderen Raum auch nicht.“
 

Abrupt blieb sie stehen. Ihr Mund stand offen und in ihrem Blick stand die pure Verblüffung geschrieben.
 

„Tatsächlich?“, fragte sie und stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. „Du musst ja schwer in sie verliebt sein, wenn du die Motivation dafür aufbringst und es an einem Abend gleich zweimal mit ihr machst.“
 

Mist, warum hatte er ihr jetzt diese Info gegeben? Hoch gepokert und verloren. Glücksspiel lag ihm einfach nicht.
 

„Aber so was von“, sagte er trocken.

„Ach, warum gibst du es nicht einfach zu? Da jetzt jeder deinen Traum kennt, ist Abstreiten ohnehin sinnlos.“
 

Shikamaru schwieg.
 

„Meine Güte, ist doch nichts Schlimmes dabei, wenn man verliebt ist. Klar, es lässt sich drüber streiten, ob es nicht ein bisschen früh ist, das Leben mit dieser Person zu verplanen, bevor man überhaupt mit ihr in einer Beziehung ist, aber –“ Ino legte eine Pause ein und fragte: „Ihr seid doch zusammen, oder?“

„Kannst du nicht einfach den Rand halten?“
 

Da sie es nicht gewohnt war, von ihm so angefahren zu werden, zuckte sie zusammen und warf ihm dann einen mitleidigen Blick zu.
 

„Autsch“, sagte sie. „Das ist wohl ein Nein. Dann will sie wohl nur das Eine von dir, was?“

„Das ist immer noch besser als wie du jemandem hinterher zu jagen, der nicht mal das von dir möchte, oder?“, gab er Kontra und wich flink ihrer flachen Hand aus, die auf ihn zuschnellte. Eine Ohrfeige reichte für diesen Abend.

„Pass auf, was du sagst!“, zischte seine Teamkollegin gefährlich. „Sonst bereust du es!“
 

Shikamaru lachte innerlich über seinen errungenen Sieg.
 

---
 

Unauffällig musterte Temari ein paar Männer, die ungefähr in ihrem Alter sein mussten. In einer solchen Gruppe fand sich wahrscheinlich ein leichtes Opfer.
 

Opfer … Irgendwie war es abartig, wie sie darüber dachte.
 

Sie bemerkte, wie einer der Kerle sie betrachtete. Er stieß einen seiner Kumpel an, nickte zu ihr herüber und beide starrten sie so anzüglich an, als würden sie sie in ihren Gedanken schon ausziehen.

Ja, vielleicht hatte sie es mit ihrem knappen Outfit heute Abend übertrieben, aber diese Reaktion erregte Mitleid bei ihr. Generell war es traurig und jämmerlich, dass ein Großteil der männlichen Bevölkerung seinen Hormonen erlegen war, wenn man sich als Frau nur entsprechend präsentierte.

Sex war nicht schlecht, aber jede Frau, die einen Mann hatte, der ernsthaftes Interesse an ihr zeigte, konnte sich glücklich schätzen.
 

Sie schaute sich weiter um und ihr Blick blieb auf Kotetsu haften. Ihr war schon lange klar, dass er heiß auf sie war. Die Anmachsprüche, die er ihr seit Jahren entgegenschmetterte waren mehr als eindeutig und es wäre demnach ein Leichtes für sie, ihn abzuschleppen, aber nein, so verzweifelt war sie nicht. Außerdem gab es ihn nur mit Izumo im Doppelpack und das war ihr zu viel des Guten.

Davon abgesehen hatte sie eh nicht vor, heute mit einem anderen Kerl anzubandeln. Wozu sollte sie sich auch die Mühe machen, wenn sie für das Wesentliche jemanden hatte?
 

Temari wandte sich ab und überlegte, wie sie sich die Zeit vertreiben konnte, wenn Männer vorführen nicht infrage kam.

Sie suchte einen Tisch nach dem anderen ab und …

Bingo!

Dieser Herausforderung stellte sie sich gerne.
 

---
 

„Gibt’s auf, er ist nicht mehr hier“, sagte Shikamaru zu Ino, die mit geschürzten Lippen und zusammengezogenen Brauen nachdachte.

„Ich gebe garantiert nicht auf“, erwiderte sie selbstsicher. „Und du ganz sicher auch nicht, wenn du keinen vorzeitigen Tod erleiden möchtest.“

„Weißt du was? Ist mir egal. Ich hab keine Lust, mich noch länger von dir erpressen zu lassen.“
 

Er lief an seiner Teamkollegin vorbei, doch sie griff nach seinem Arm und klammerte sich fest.
 

„Nicht so schnell!“, fuhr sie ihn an. „Glaubst du etwa im Ernst, dass ich dich jetzt einfach so gehen lasse? Wir haben nicht mal alle Räume abgegrast!“

Er seufzte. „Wir haben überall nachgesehen. Sai ist abgehauen! Finde dich damit ab.“

Sie legte eine erneute Denkpause ein, dann meinte sie: „Auf dem Männerklo waren wir noch nicht.“

„Dann geh allein hin!“

„Auf gar keinen Fall!“, protestierte Ino. „Das kannst du mir nicht antun! Es ist eklig und was noch viel schlimmer wäre: Was, wenn mir irgendein Perversling auflauert?“
 

Eine absurde Vorstellung. Und selbst wenn das passieren sollte, so war sich Shikamaru sicher, dass sich der Kerl im Krankenhaus wiederfand. Wenn sich jemand in Acht nehmen musste, dann der nicht existierende Fan von ihr.
 

„Okay, ich seh nach“, gab er nach. „Aber wenn er da nicht zufällig herumlungert, hast du Pech gehabt.“

„Dann hast du ebenfalls Pech. Doch geteiltes Leid ist halbes Leid.“
 

Seine Teamkollegin meinte wohl eher, dass Schadenfreude die größte Freude war, denn die hatte sie definitiv, wenn seine Mutter ihn vor allen Leuten eine Szene machte, aber den Kommentar schenkte er sich.
 

Shikamaru betrat den Raum mit den Toiletten. Zwei der drei Kabinen standen offen, die letzte in der Reihe war verschlossen.

Er blickte zum Fenster an der Seite. Es war angekippt und er hatte große Lust, diese dämliche Feierlichkeit hinter sich zu lassen und sich aus dem Staub zu machen. Das machte Ino zwar erst so richtig sauer, aber wenigstens hatte er für ein paar Stunden seine Ruhe, bevor ihre Rache ihn morgen mit der Wucht eines Tornados einholte.

Verdammt, ständig musste er sich mit so lästigem Scheiß herumärgern. Frauen konnten so was von ätzend sein!
 

Er richtete seinen Blick wieder auf die Kabine. Dahinter lag seine letzte Chance darauf, dass er diesen Abend einigermaßen heil überstand. Zu dumm nur, dass so viel Glück bei ihm ausgeschlossen war. Also warum kehrte er nicht gleich um und fügte sich in sein Schicksal?

Selbst wenn Ino seiner Mutter alles erzählte, was erwartete ihn schon? Im schlimmsten Fall beharrte sie auf eine Zwangsheirat und die machte Temari auf gar keinen Fall mit. Und ja, vielleicht verstieß und enterbte sie ihn, aber was juckte ihn das schon? Dann war er den Hausdrachen von einer Mutter wenigstens los.

Ach, wie einfach sich das anhörte … Wunschdenken konnte so etwas Schönes sein.
 

Shikamaru ging in die Hocke und spähte ohne die Hoffnung auf Erfolg unter der Tür hindurch.
 

---
 

Temari beobachtete ihre Zielperson.

Sie spielte mit zwei Frauen eine Runde Karten und schien eine ordentliche Portion Glück dabei zu haben. Sie deckte ihr Blatt auf und mit einem Grinsen zog sie den kleinen Haufen Geldscheine an sich.

Drei Frauen mittleren Alters, die sich die Pausen mit einer Partie Poker vertrieben, war ein durch und durch bemitleidenswerter Anblick. Besonders, wenn zwei davon soeben ihr Haushaltsgeld für die Woche verzockt hatten.

Da sich eine Verliererin in Richtung Büffet verzog, wartete sie noch einen Moment, bis die andere sich ebenfalls aus dem Staub machte, dann ging sie zum Tisch herüber.

Sie nahm sich den Stapel Karten, setzte sich und begann sie zu mischen.
 

Yoshino steckte gerade ihren Gewinn ein, hielt aber in Angesicht des Besuchs inne.

Ein breites Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
 

„Wenn das mal nicht die zukünftige Mutter meiner Enkel ist!“, sagte sie voller Euphorie. „Was für eine nette Überraschung!“
 

Temaris Augenbrauen zuckten kurz nach oben, dann kehrten sie in ihre neutrale Ausgangsposition zurück.
 

„Ach, bin ich das?“, erwiderte sie monoton.

„Wenn’s nach mir geht, könnt ihr in einem Jahr, wenn er achtzehn ist, heiraten und gleich loslegen.“
 

Wow …

Shikamaru behauptete öfter, dass seiner Mutter einen Knall hatte, aber dass sie so ein schwerer Fall war, kam doch etwas unerwartet.
 

„Das wüsste ich aber“, antwortete sie unbeeindruckt..
 

Sie stellte das Mischen ein und deckte auf zwei Stapeln nach und nach die Karten auf.
 

„Ach, stell dich nicht so an.“ Yoshino näherte sich ihr, tätschelte ihren Unterarm und Temari konnte die Sektfahne riechen, die sie ausstrahlte. „Shikamaru mag zwar häufig faul und demotiviert sein, aber er ist ein netter Kerl und sicher kein schlechter Fang.“

„Sie haben intelligent vergessen“, ergänzte sie.

Die Frau klatschte in die Hände. „Stimmt. Intelligenz macht sexy, oder wie heißt das bei euch jungen Leuten noch mal?“
 

Ein Achselzucken.
 

„Egal. Aus dem Grund hab ich auch Shikaku geheiratet“, fuhr sie fort und biss sich auf die Unterlippe. „Auch wenn er mich viel zu früh verlassen hat …“
 

Sie hatte keine Lust, als Seelentrösterin zu fungieren. Von daher musste sie rasch von dem Thema ablenken.
 

„Spielen wir ’ne Runde“, forderte sie Yoshino auf.
 

Die Frau blinzelte, aber der Anflug Selbstmitleid verschwand aus ihrem Gesicht.
 

„Und was? Poker macht zu zweit wenig Sinn.“
 

Temari kehrte die beiden Stapel wieder zusammen und mischte sie durch.
 

„Blackjack“, sagte sie. „Und wenn Sie gewinnen sollten, heirate ich Shikamaru und setze irgendwann bestimmt auch ein paar Kinder mit ihm in die Welt.“
 

Ein hoher Einsatz und sie konnte sich Besseres vorstellen, als in nächster Zeit einen Typen zu heiraten, mit dem sie gerade mal zwei Testdurchläufe hinter sich hatte, aber sie liebte das Risiko.
 

Irgendwann ein paar Kinder?“, hakte die Frau unzufrieden nach. „Auf ein Irgendwann lasse ich mich nicht ein.
 

Sie seufzte.

Shikamarus Mutter war gar nicht so dumm …
 

„Gut, dann in den nächsten Jahren“, lenkte sie ein.

„Das ist mir noch zu schwammig“, protestierte sie. „Ihr macht euch sofort nach der Hochzeit dran.“

„Ich sagte, in den nächsten Jahren“, wiederholte Temari. „Näher gehe ich nicht auf Sie zu. Oder möchten Sie keine Enkel?“
 

Yoshino kaute verdrießlich auf ihrer Unterlippe herum.
 

„In Ordnung“, gab sie nach und sah sie mit forschendem Blick an. „Und welchen Einsatz verlangst du von mir?“

„Wenn ich gewinne“ – Temari ließ ein Grinsen aufblitzen – „gibt es keine Heirat, nichts. Dann gehört er ganz mir und ich darf mit ihm machen, was ich möchte, ohne dass Sie sich einmischen.“
 

Yoshinos Brauen vereinten sich zu einer Linie und sie wusste, dass sie mit dieser Option nicht zufrieden sein konnte, doch –
 

„Einverstanden.“
 

---
 

Zehn blasse Zehen sprangen Shikamaru ins Auge.

Kaum zu glauben, dass er doch einmal Glück hatte … Jetzt blieb nur die Frage, wie er Sai dazu bringen konnte, sich Ino freiwillig zum Fraß vorzuwerfen.
 

Er drehte den Wasserhahn auf und wusch sich die Hände. Nicht, dass noch irgendein Verdacht aufkam. Er überlegte, wie er das Objekt der Begierde seiner Teamkollegin aus seinem Versteck locken konnte, doch die Frage erübrigte sich.
 

„Ist die Luft rein?“, hörte er Sai fragen und er bekam Bedenken, ob er ihn wirklich auflaufen lassen sollte. Wenn eine wild gewordene Furie hinter ihm her war und Sachen von ihm verlangte, die er nicht wollte, würde es ihn auch abfucken, wenn man ihn verriet.

Andererseits hatte Ino schon ein paar schlagkräftige Argumente, aber … Mist, um so etwas zu tun, war er nicht Arschloch genug.
 

„Ino lauert dir vor der Tür auf“, flüsterte Shikamaru und – Gott, wie er das bereuen würde! – setzte nach: „Also sieh besser zu, dass du hier verschwindest.“
 

---
 

Ino legte ihr rechtes Ohr an das Holz der Tür und lauschte. Sie hörte, wie ihr Teamkollege ein paar Sätze mit jemandem wechselte, dann brach plötzlich ein Tumult los.
 

Sie drückte die Klinke herunter und stürzte in die Herrentoilette.

Eine der Kabinentüren hing aus den Angeln, die Fensterscheibe war gebrochen und ein widerlich kalter Windzug sauste ihr um die Beine und Arme und ließ sie frösteln.
 

„Wo ist er!“, blaffte sie Shikamaru an.
 

Anstatt zu antworten, deutete er nur aufs Fenster.
 

„Verdammt!“, fluchte sie. „Warum hast du ihn nicht mit Kagemane am Abhauen gehindert? Scheiße!“
 

Sie rempelte ihn zur Seite, zog einen Regenschirm aus ihrer Handtasche und stürzte sich flink wie ein Wiesel durch den Durchgang. Eine Tintenspur breitete sich vor ihr aus und sie hechtete los.
 

Er seufzte. Wenn seine Teamkollegin wiederkam, konnte er sich wahrscheinlich warm anziehen.
 

Die angelehnte Kabinentür ging mit einem Knarren auf.
 

„Danke, Mann!“, murmelte Sai und atmete erleichtert aus.
 

---
 

Yoshino machte einen angestrengten Gesichtsausdruck. Sie hatte siebzehn Punkte und wenn eine Zahl kam, hatte sie verloren, aber …
 

„Noch eine!“
 

Temari deckte die oberste Karte auf. Es war ein König.
 

„Verdammt!“, fluchte sie und wischte den Stapel beiseite. So viel Glück konnte man doch gar nicht haben …

Zwei Runden blieben noch und diese musste sie unbedingt für sich entscheiden. Und wenn nicht … Mist, sie hatte sich wohl etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt.
 

Sie deckte die nächsten Spielkarten auf und Yoshino stieg bei einer Neunzehn aus.

Neunzehn … Nicht unmöglich, aber auch nicht leicht zu schlagen.
 

Eine Neun, ein Bube, eine Sieben … Jetzt brauchte sie ein Wunder.

Temari sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und drehte mit zitternden Händen die nächste Karte um. Wenn es kein Bube oder eine Dame war, gute Nacht.

Sie kniff die Augen zusammen, um die letzten Sekunden in Freiheit zu genießen. In ihrer Vorstellung erschien ein Standesbeamter, der eine Liste mit Fragen abarbeitete.

Wer den Antrag gemacht habe, würde er fragen und sie würde antworten, dass sie ihre Hand beim Blackjack verspielt hatte.

Gott, wie bescheuert war das denn?
 

Yoshino fluchte und ihre Lider gingen auf.

Die Herz-Dame strahlte sie an und für den Moment fühlte sie sich besser. Jetzt war es ein Remis und die fünfte Runde entschied.
 

Diesmal stieg ihre Gegenspielerin mit einer Zwanzig aus.

Temaris Puls raste. Jetzt brauchte sie definitiv die glatten einundzwanzig Punkte, sonst durfte sie sich, wenn ihr Alter dieselbe Zahl zählte, auf eine Ehe einlassen, auf die sie überhaupt keinen Bock hatte.

Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Das war wirklich eine Herausforderung …
 

Ihre erste Karte war eine Zehn.

7.


 

Als Shikamaru zurück in den Festsaal kam, wollte er seinen Augen nicht trauen.

Dass seine Mutter sie irgendwann im Laufe des Abends belästigte, hätte ihn nicht gewundert, aber warum zur Hölle saß Temari an ihrem Tisch herum und –

Was trieben sie da überhaupt?
 

Er ging ein Stück, um das Ganze aus der Nähe zu betrachten.

Die beiden spielten ein blödes Kartenspiel, das er nicht kannte, und Temari sah zu allem Überfluss ziemlich angespannt aus. Sie machte fast den Eindruck, als ginge es um ihr Leben, aber wahrscheinlich war sie nicht nur in beruflicher Hinsicht ehrgeizig und vertrug es nicht, wenn sie verlor.
 

Sie drehte eine Karte um – es war ein As –, machte eine ungläubige Miene und –

Seine Mutter sprang auf, schlug mit der Faust auf den Tisch und stieß ein paar Flüche aus. Shikamaru hatte sie noch nie so fluchen gehört und er verstand nicht, warum sie ausgerechnet bei einem belanglosen Spiel ihre so hoch gepriesene Etikette vernachlässigte.

Yoshino griff nach der nächsten Weinflasche und da sie anscheinend beschlossen hatte, sie auf Ex zu trinken – so viel zu Alkohol ist böse –, nutzte er die Chance.

Er packte Temari am Handgelenk, zog sie vom Stuhl und schleifte sie ein paar Meter mit sich.
 

„Bist du völlig bescheuert?“, fragte er sie.

„Da ich mich auf dich eingelassen habe, ist das wohl offensichtlich, oder?“, konterte sie und grinste. „Ich hab dir gerade deine Freiheit erspielt. Also sei gefälligst ein bisschen dankbar!“
 

Er sah sie voller Argwohn an, dann realisierte er langsam, was sie gesagt hatte.
 

„Du hast mir meine Freiheit erspielt?“, fragte er. „Und das bedeutet was?“

„Mein Einsatz war, dass ich dich in einem Jahr heiraten muss, wenn ich verliere, aber da ich gewonnen habe …“
 

Nun starrte Shikamaru sie an. Da war er mal ein paar Minuten nicht hier und Temari nahm sich die Dreistigkeit heraus, mit Yoshino um ihn zu spielen. Wenn sie keine Frau wäre, hätte er sie an Ort und Stelle erwürgt. Und seine Mutter gleich mit dazu.
 

„Hast du sie noch alle?“, fuhr er sie an. „Ich will dich überhaupt nicht heiraten!“

„Meinst du etwa, dass ich dich heiraten möchte?“, erwiderte sie. „Aber das müssen wir jetzt zum Glück auch nicht mehr.“

„Was, wenn du verloren hättest?“

„Tja, shit happens.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Dann hätten wir uns irgendwie damit arrangieren müssen. Spielschulden sind schließlich Ehrenschulden. Apropos“ – sie legte eine übertrieben dramatische Pause ein – „ich darf jetzt frei über dich verfügen.“
 

Er runzelte die Stirn. Allein die Vorstellung jagte ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken.
 

„Und das heißt?“, fragte er, obwohl er wusste, dass es nichts Gutes bedeutete. Nicht für ihn.

„Nichts Großartiges“, sagte sie. „Für dich ändert sich nicht viel. Du musst mir nur hin und wieder einen Gefallen tun, mehr nicht.“
 

Hin und wieder einen Gefallen …

Was das war, konnte er sich lebhaft vorstellen. Ein Dasein als persönlicher Sklave einer Verrückten … Genau so hatte er sich sein Leben vorgestellt.
 

„Ihr habt mich nicht mal um Erlaubnis gefragt, als ihr um mich gespielt habt. Also vergiss es! Dein Sieg zählt nicht.“

„Und wie er zählt“, widersprach Temari gelassen. „Du kannst mir nicht entkommen. Und mal ehrlich: Du willst es auch gar nicht. Du stehst nämlich insgeheim drauf, wenn man dir zeigt, wo es lang geht.“
 

Was für ein Miststück …

Dummerweise hatte sie das absolut richtig erkannt.
 

Shikamaru starrte sie an und brachte kein Wort heraus.

Er beobachtete, wie sie einen Blick über ihre Schulter warf und sich ihm dann näherte. Sie kam ihm näher, als es ihm an diesem Ort lieb war.
 

„Entschuldige übrigens noch für vorhin“, flüsterte sie, platzierte ihre Hände auf seiner Brust und zupfte an seinem Oberteil herum. „Ich mach die Ohrfeige wieder gut, versprochen.“
 

Es behagte ihm gar nicht, dass zwei Tische weiter seine Mutter saß und die Wahrscheinlichkeit hoch war, dass sie Temaris Avancen beobachtete.
 

„Musst du nicht“, sagte er rasch. „Und jetzt hör auf mich zu befummeln.“

„Wieso denn? Kankurou sieht gerade nicht her und deine Mutter kann nichts dagegen tun.“

„Meinst du, dass sie sich ernsthaft für den Inhalt eines verlorenen Spieleinsatzes interessiert?“

„Spielschulden sind Ehrenschulden“, erwiderte sie. „Wenn sie dir blöd kommt, werd ich sie eben dezent daran erinnern. Wenn ich verloren hätte, hätte ich meinen Einsatz genauso erfüllt – ungern, aber ich hätte es gemacht.“ Sie lachte. „Auch wenn mein alter Nachname besser als deiner zu mir passt.“
 

Sie war um Haaresbreite einer Zwangsehe entkommen – in der Theorie zumindest, denn in der Praxis wäre er niemals darauf eingegangen – und der Wechsel des Nachnamens war ihre größte Sorge? Nicht zu fassen …
 

„Du hast sie wirklich nicht mehr alle!“ Shikamaru trat einen Schritt zurück und sie ließ von ihm ab. „Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, so einen dämlichen Einsatz zu machen?“
 

Sie zuckte die Achseln und grinste.
 

„Mir war langweilig.“
 

---
 

Samui rührte in ihrem Cocktail herum.

Die anderen durften im Mugen Tsukuyomi ihren Träumen nachhängen. Und sie? Sie hatte in der Zwischenzeit mit Atsui in diesem komischen Gefäß festgesessen und darauf gewartet, dass jemand den Korken zog, um sie daraus zu befreien. Wenn sie sich nur nicht von diesem Trottel hätte einfangen lassen … Das war nicht gerecht.
 

„Na, Schwesterchen, schmollst du immer noch?“, fragte ihr Bruder.

„Nein, alles cool“, erwiderte sie tonlos. „Ich sitze hier tausend Mal lieber und verzichte auf einen netten Traum, als immer noch in dieser Flasche zu versauern.“

„So siehst du aber nicht aus“, bemerkte Atsui. „Mir ist mein Leben jedenfalls heilig und ich bin dankbar, dass ich mich nicht in einen Schluck Sake verwandeln musste.“

„Das bin ich auch“, sagte sie. „Aber interessiert es dich nicht trotzdem, was du geträumt hättest?“

„Klar, warum nicht?“, gab er zurück und zuckte die Achseln. „Aber diese einzigartige Möglichkeit haben wir verpasst. Also bleib cool.“
 

Samui seufzte.

Gar nichts war cool.
 

---
 

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kam Chouji zurück zu seinem Platz.
 

„Genug Süßholz geraspelt?“, fragte Shikamaru.

„Nein, sie ist nur kurz los, um sich frisch zu machen“, antwortete er und klang dabei wie ein frisch verliebter Teenager. „Sie ist so nett. Und niedlich …“
 

Nett und niedlich …

Zumindest das Erste war eine Eigenschaft, die nicht verkehrt war. Aber Temari war weder das eine noch das andere.

Irgendwie beneidete er seinen besten Freund.
 

„Hörst du mir überhaupt zu?“

„Ja, ich dachte nur gerade, dass du anscheinend ’nen ganz guten Fang gemacht hast.“

Chouji hoch eine Augenbraue und fragte: „Und du etwa nicht?“

„Meinst du?“

„Ich hab eben gesehen, wie sie sich an dich rangeschmissen hat.“ Er grinste und setzte nach: „Du stehst doch schon seit ’ner Weile auf sie, oder nicht?“

„Ja“, sagte Shikamaru. „Und ich hab inzwischen keine Ahnung mehr, warum.“

„Das würde ich mich auch fragen, wenn mich meine Süße in Alkohol getränkt und geohrfeigt hätte.“

„Hat das eigentlich jeder hier gesehen?“

„Ich hab’s nicht gesehen. Ino hat’s mir erzählt.“

„Hat sie sonst noch was erwähnt?“

„Nö. Sie hat nur vor sich hin gekichert“, erwiderte sein Kumpel. „Du weißt ja, wie sie ist.“
 

Er nickte nur.
 

„Deine Mutter wollte mich übrigens vorhin ausquetschen“, warf er ein. „Ich hab ihr deine Geschichte aufgetischt und dann ist sie wieder abgezischt. Keine Ahnung, ob sie es geglaubt hat.“

„Danke.“

„Kein Problem.“ Chouji winkte ab. „Verrätst du mir wenigstens, warum du die Ausrede brauchtest?“

„Muss das sein?“

„Nein, aber –“ Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Versteh schon, Temari hat dich eingesprüht, oder?“

„Ja.“

„Und warum?“

„Ist das nicht egal?“

„Jetzt sag schon! Ich bin doch dein bester Freund.“

„Schon, aber …“ Shikamaru seufzte. „Ach, was soll’s. Wir haben’s vorhin getrieben.“
 

Chouji blinzelte. Die Unwissenheit stand ihm im Gesicht geschrieben.
 

„Was denn?“
 

Er machte eine genervte Miene und sagte: „Na, was wohl?“
 

Ein erneutes Blinzeln von seinem Kumpel.
 

„Wirklich?“

„Ja.“

„Wow …“
 

Auf die Sache an sich traf es vielleicht zu, aber auf den Rest? Nee … So hatte er sich das wirklich nicht vorgestellt.
 

---
 

Die Mizukage schaute sich zum gefühlt tausendsten Mal im Festsaal um. Nirgendwo war ein hübscher Mann in ihrer Altersklasse zu sehen, sondern überall nur Teenager, Jungspunde und alte Säcke. Wenn sie nicht bald jemanden fand, der dafür geeignet war, den Bund der Ehe mit ihr einzugehen, dann endete sie noch so allein und verbittert wie Tsunade.

Gut, sie war dank ihrem Chakrasammelsurium auf der Stirn immer noch gut in Schuss und sah für ihr Alter wirklich verdammt gut aus. Sie hatte schöne, blonde Haare, eine weiche Haut und eine Top-Figur. Wenn sie sich die nächsten zwanzig Jahre nur halb so gut hielt, ohne sich einem Lifting nach dem anderen zu unterziehen, konnte sie schon zufrieden sein.
 

Mei seufzte.

Sie war Anfang dreißig, hatte im Leben viel erreicht – immerhin war sie das Dorfoberhaupt einer der fünf großen Shinobinationen –, aber trotzdem fehlte ihr zu ihrem Glück noch etwas. Ganz davon zu schweigen, dass ihre biologische Uhr langsam tickte. Sie war nicht der größte Kinderfreund – sie waren laut und das konnte unter Umständen ziemlich nerven –, doch irgendwann … Sie musste ihr tolles Kekkei Genkai und das Vermächtnis ihrer Familie schließlich vererben, bevor es mit ihr ausstarb.
 

Deprimiert rührte sie in ihrem Drink herum.

Sie brauchte dringend einen Mann, bevor sie tatsächlich zu Tsunade 2.0 mutierte.
 

---
 

„Es tut mir leid, dass ich so ein unsensibler Vollidiot war.“
 

Hinata starrte ihn an. Träumte sie das gerade oder woher hatte Naruto auf einmal die Erkenntnis, dass er sich daneben benommen hatte?

Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder.

Er war noch da.

Sie zwickte sich in den Unterarm.

Er stand immer noch vor ihr.

Es war kein Traum.
 

„Ist schon in Ordnung“, sagte sie.

„Nein, ist es nicht“, widersprach er. Dann streckte er den Arm aus und fragte: „Gehen wir eine Runde? So als Wiedergutmachung?“
 

Hinatas Herz schlug abrupt höher.

Wollte Naruto – der Naruto, in den sie schon so lange verliebt war – tatsächlich einen Spaziergang mit ihr machen? Nein, unmöglich …
 

Er schenkte ihr ein Lächeln und nahm ihre Hand.
 

---
 

„Was zur Hölle treibst du eigentlich die ganze Zeit?“
 

Kankurou verengte seine Augen zu Schlitzen und stierte seine Schwester an.
 

„Ich hab ein bisschen Karten gespielt“, entgegnete Temari. „Und? Ist doch nichts dabei.“

„Warum hast du nicht mich gefragt? Es ist nämlich echt nicht gerade spannend hier“, maulte er. „Aber nein, stattdessen gehst du zu … Wer war das überhaupt?“

„Shikamarus Mutter.“

„Was? Warum gehst du ausgerechnet zu der?“

„Nur so“, antwortete sie mit einem Achselzucken. „Einfach aus Spaß.“

„Und mit mir Maumau zu spielen macht keinen Spaß?“

„Nicht in dem Sinne.“

„Was soll das jetzt heißen?“

„Nichts weiter.“
 

Ihr Bruder musterte sie noch etwas genauer.
 

„Irgendwas verheimlichst du mir“, legte er fest. „Und ich schwöre, dass ich heute noch dahinter kommen werde, was es ist.“

„Viel Erfolg bei der Suche nach der nicht vorhandenen Nadel im Heuhaufen“, erwiderte Temari unbeeindruckt.
 

Er zog die Augenbauen hoch und schüttelte den Kopf.
 

„Oh doch, da ist eine Nadel“, sagte er und klang wie ein Besserwisser. „Es würde mich nicht wundern, wenn da sogar ein ganzes Nähset ist.“

„Wenn du das sagst …“
 

Sie gähnte demonstrativ und lehnte sich zurück.
 

„Sag ich“, beharrte Kankurou. „Übrigens: Warum bist du dem Kerl eben so auf die Pelle gerückt? Willst du etwa doch was von ihm?“

„Ich hab mich nur für die Ohrfeige entschuldigt. Sonst nichts.“

„Und um das zu tun, musstest du dich ihm so weit nähern?“

„Es ist laut hier“, meinte seine Schwester. „Und es ist ja nicht so, dass wir es hier vor allen Leuten getrieben hätten. Also reg dich nicht so auf.“

„Das wäre noch schöner, wenn du das tun würdest“, brummte er.

„Es würde zwar ein bisschen Abwechslung in diese dämliche Veranstaltung bringen“, witzelte sie, „aber es reizt mich nicht, das in der Öffentlichkeit zu tun.“
 

Ein Wink mit dem Zaunpfahl, aber sie bezweifelte, dass ihr Bruder ihn bemerkte. Er war einfach begriffsstutzig ohne Ende.
 

„Das will doch keiner sehen“, sagte er und verzog eine angewiderte Miene. „Erst recht nicht mit dem. Wie kommst du eigentlich darauf, dir so was vorzustellen?“

„Keine Ahnung. Aus Langeweile vielleicht?“

„Ach, du Scheiße!“, stieß er aus. „Du bist scharf auf ihn, oder?“

„Genau, weil er auch total mein Typ ist“, erwiderte sie sarkastisch. „Ich bitte dich. Meinst du, ich finde nichts Besseres, als so einen durchschnittlich aussehenden Mann ohne Motivation wie ihn?“

„Okay, in dein Beuteschema passt er tatsächlich nicht.“

„Beuteschema?“, fragte sie angesäuert. „Für wen hältst du mich? Für die Schlampe vom Dienst, die es mit jedem macht?“

„Entschuldige, natürlich nicht“, verbesserte er. „Wenn du mir von jemandem vorgeschwärmt hast, waren es Blondies. Was anderes wollte ich damit gar nicht sagen.“

„Dein Glück!“, murmelte sie und wandte sich ab.
 

Beuteschema …

Gut, sie hatte tatsächlich eins, aber wer sagte denn, dass man daraus nicht auch mal ausbrechen konnte?
 

---
 

Ino betrachtete die Wasserlache vor ihren Füßen.

Sie war schwarz. Tiefschwarz. Voller Tinte. Die Tinte, in die sich das Tier aufgelöst hatte, dem sie die letzte Viertelstunde gefolgt war. Weil sie dachte, dass sie Sai auf der Spur war.
 

Sie wandte sich ab und machte kehrt.

Mit großen Schritten stapfte sie über den aufgeweichten Boden zurück in Richtung Festsaal.

Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Ein Grinsen, das nach Rache sinnte.
 

Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.

Wenn sie bei der Veranstaltung ankam, konnte sich ihr ehemaliger Teamkollege auf etwas gefasst machen. Ja, diese Verarschung, die er mit ihr abgezogen hatte, würde Shikamaru bitter bereuen.
 

Beflügelt von dem Gedanken beschleunigte sie noch einmal. Und rannte.


 

8.
 

Shikamaru gähnte. Die Preisverleihung hatte ihren öden Höhepunkt erreicht, da sich keiner mehr für diese billigen Plastikpokale zu interessieren schien.

Er lugte zu seinem besten Freund herüber, der der Grund war, warum er sich noch nicht aus dem Staub gemacht hatte. Chouji blickte sich nervös im Saal um und sah sehr niedergeschlagen aus. Eine halbe Stunde war es her, dass sich sein Date zum Pudern auf die Frauentoilette verzogen hatte und nur sein Anstand hielt ihn davon ab, ihn darauf hinzuweisen, dass das Mädchen ihn sitzen gelassen hatte.
 

„Siehst du sie hier irgendwo?“, fragte Chouji plötzlich. Verzweiflung schwang seiner Stimme mit.

Shikamaru blinzelte, sah sich eingehend um und schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Kumpel.“
 

Auf seiner Stirn breitete sich die trübseligste Dackelfalte aus, die er je gesehen hatte. Zögernd tätschelte er seinem besten Freund den Rücken. Er hatte keine Lust, in den Liebeskummer hineingezogen zu werden, aber da es sich um Chouji handelte, hatte er keine Wahl.

Dieser schlug sich deprimiert die Hände vors Gesicht und murmelte: „Bin ich nicht liebenswert genug?“

„Unsinn“, sagte er aufmunternd. „Sie wird ihre Gründe haben, warum sie gegangen ist.“

„Bestimmt bin ich ihr zu fett!“, jammerte Chouji.

Shikamaru seufzte innerlich. „Wenn sie nicht erkannt hat, was für ein großes Herz du hast, ist sie es eh nicht wert.“

Sein bester Freund starrte ihn unglücklich an. „Aber sie war so nett und süß“ – er schnappte nach Luft – „und dir kann’s egal sein, schließlich hast du dir ein heißes Teil geangelt.“

„Ich wollte sie nicht mal“, log er. „Wenn du willst, kannst du diese durchgeknallte Nymphomanin haben!“
 

Chouji starrte ihn mit glasigen Augen an. Shikamaru glaubte schon, er würde dem zustimmen, doch er schüttelte den Kopf.
 

„Was würde so eine hübsche Frau von einem Klops wie mir wollen?“, wimmerte er.

„Hör auf, dich zu bemitleiden“, sagte er. „Im Übrigen ist es null erstrebenswert, was diese Irre möchte. Es sei denn, du stehst drauf, benutzt, noch mal benutzt und geohrfeigt zu werden.“

„Sie ist nicht deine Freundin?“

Er hob die Brauen. „Würde eine richtige Freundin so was machen?“

Chouji glotzte ihn einen Moment sprachlos an, dann sagte er: „Und ich war schon dabei, dich zu beneiden.“

„Wenn das Drumherum nicht stimmt, kann man’s getrost vergessen.“

„Dann macht es keinen Spaß?“

„Nicht unter diesen Bedingungen“, sagte Shikamaru. „Also warte auf eine Frau, die es ernst mit dir meint und dich nicht wie einen Sklaven nach Bedarf in Beschlag nimmt.“

Sein bester Freund stieß einen überraschten Pfiff aus. „Und das lässt du mit dir machen?“
 

Er biss die Zähne zusammen. Choujis Frage traf es auf den Punkt. Warum ließ er das mit sich machen? Er war erwachsen und musste sich von keiner Frau herumschubsen lassen. Wenn es doch wirklich so schlecht wäre, wie er es ihm beschrieben hatte. Dann wäre es ein Leichtes, Temari in ihre Wüste zu schicken.

Falls sie wie angedroht noch mal bei ihm antanzte, blieb er standhaft. Und wenn er sich seine Freiheit mit einem dämlichen Spiel zurückholen musste! Diese Frau hatte ihn genug ausgenutzt.
 

Ein seliges Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Jetzt nicht mehr.“
 

---
 

„Rück ihn wieder raus!“
 

Tenten, die ihren ergaunerten Preis bewunderte, wandte sich unbeeindruckt zu Kiba um.
 

„Vorhin konntest du ihn nicht schnell genug loswerden“, erinnerte sie ihn, „also warum sollte ich ihn dir wiedergeben?“

Er fletschte die Zähne. „Weil er rechtmäßig mir gehört.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte sie ihn an. „Dann gibst du also zu, dass dein Traum unrealistischer als alle anderen ist?“
 

Er presste die Lippen aufeinander. Wenn er sich das Teil wiederholte, bestätigte er damit nur, dass er die Wahl der Juroren akzeptierte. Und das tat er nicht.
 

„Guck dir die beiden Flitzpiepen dort an.“ Tenten deutete auf Lee und Gai, die sich mit einer ihrer Kraft-der-Jugend-Nummern zum Affen machten. „Meinst du, es gibt jemanden, der diesen Preis mehr verdient hat als ich?“
 

Kiba beobachtete die Zwei, die gerade versuchten, ein paar Frauen als Gewichte für Liegestütze zu gewinnen. Es war ein jämmerlicher Anblick.
 

„Das ist kaum zu überbieten“, gab er zu und ballte die Hände zu Fäusten. „Aber verdammt noch mal, ich möchte rechtmäßiger Besitzer von so einem Plastikpokal sein!“

Tenten bettete ihr Kinn auf den Händen und stellte ihren Denkerblick zur Schau. Schließlich erwiderte sie: „Ich glaub, ich hab da ’ne Idee ...“
 

---
 

Mit deutlich besserer Laune schlenderte Chouji zum Buffet. Sein bester Freund hatte immer die richtigen Worte parat, um ihn aufzuheitern. Irgendwann fand er schon ein Mädchen, das ihn so mochte, wie er war und bis dahin wartete er geduldig.

Er schnappte sich einen Teller und legte sich ein paar schöne Stücken gegrilltes Fleisch auf. Er übersprang die grünen Beilagen und fixierte seinen Blick auf den Teller mit den Kroketten. Ein Typ stand davor und als er sich verzog, war nur eine übrig.

Missgestimmt schürzte Chouji die Lippen und schlurfte den Tisch entlang. Er holte mit der Gabel aus, um sich die letzte zu sichern, aber bevor er sie aufspießte, schlossen sich zwei Essstäbchen um die verlockende goldbraune Kruste.

Er blies die Wangen auf und wollte loswettern, doch der Anblick der goldenen Augen der Frau vertrieben jeglichen Widerspruch aus seinem Mund.
 

„Sorry“, sagte Karui, „klau ich dir gerade dein Essen?“

Er starrte ihr ins Gesicht. Er war viel zu fasziniert von ihrer dunklen Hautfarbe und ihren leuchtenden roten Haaren, um sich über eine Krokette das Hirn zu zermartern.

Schließlich schüttelte er den Kopf.

„Danke“, sagte sie heiter. „Du bist ein echter Gentleman.“

Verdutzt sah er sie an und brachte keinen Ton heraus.

„Du siehst nicht aus, als würdest du gern dein Essen teilen“, erklärte sie und lächelte keck.

Als er wieder nichts erwiderte, lachte sie auf. „Falls du deine Sprache wieder findest und dir langweilig ist“ – sie deutete auf den übernächsten Tisch – „ich sitze gleich hier.“
 

Karui machte kehrt und balancierte ihren Teller zu ihrem Platz. Chouji starrte ihr unschlüssig auf den Rücken. Das Thema Mädchen hatte er für heute abgehakt, aber …

Er umklammerte seine Gabel fester, schluckte und folgte ihr.
 

---
 

Shikamaru runzelte die Stirn, als er sah, wie sich sein bester Freund zu der Rothaarigen aus Kumogakure setzte. Er wusste, dass sie nicht das nette Mädchen von nebenan sein konnte, so brutal, wie sie Naruto vor dem Kagetreff zusammengeschlagen hatte, doch das ahnte Chouji nicht. Und schlimmer als eine gewisse Frau aus der Wüste konnte sie nicht sein. Das hoffte er für seinen Freund.

Er leerte sein Glas und liebäugelte mit einer Flasche Sake, die irgendwer vor ihm platziert hatte. Seine rechte Hand umfasste den Hals, dann schob er sie nach kurzem Innehalten von sich. Ein benebeltes Gehirn war das letzte, das er an diesem allzu absurden Abend gebrauchen konnte. Von den berühmt berüchtigten Kopfschmerzen am nächsten Morgen abgesehen. Es war schließlich nicht so, dass er morgen davon noch nicht genug haben würde, weil sein Leben seine bisherige Umlaufbahn verlassen hatte. Ino war stinkwütend auf ihn, weil er sie auf eine falsche Fährte geschickt hatte; seine Mutter fand schon irgendwas, womit sie ihm sein Dasein erschweren konnte – vor allem, nachdem sie seine Freiheit verspielt hatte – und Temari …

Ihr tat er keinen einzigen Gefallen mehr. Ihre erspielten Besitzrechte konnte sie sich an den wohl geformten Hintern nageln!

Bei dem Gedanken kribbelte es einen Moment in seinem Unterleib. Verdammt, warum musste er sich ausgerechnet jetzt vor Augen halten, wie heiß sie war?

Er schluckte den Speichel herunter, der sich in seinem Mund angestaut hatte und griff die Flasche. Er roch daran und schüttelte angewidert den Kopf. Dieses Gebräu würde er nicht mal hinunterkippen, wenn sein Leben davon abhinge.
 

„Lässt die Whiskeydusche schon nach oder was wird das?“
 

Die Stimme bohrte sich von seinem Gehör bis zu seinem Gehirn. Da war sie wieder, die unersättliche, böse Hexe.

Shikamaru setzte die gleichgültigste Miene auf, zu der er fähig war und drehte sich zu ihr um. Seine Augen huschten über ihren Ausschnitt zu ihrem Gesicht.

Er stellte den Sake zurück und sagte: „Geht dich nichts an.“

Sie schlug die Beine übereinander und lächelte belustigt. „Soll ich deine Laune wieder in die Höhe treiben?“
 

Was für eine Frage. Als ob sie nicht den größten Anteil an seinem Befinden hatte.
 

„Danke“, gab er zurück, „ich verzichte.“

Sie lehnte sich vor und betonte so ihr Dekolletee noch mehr. „Du siehst aus, als könntest du eine Aufheiterung gebrauchen“, beharrte sie. Verschwörerisch hob sie die Brauen. „Also in zehn Minuten in der Umkleide?“

Er ignorierte das Kribbeln, das sich in ihm ausbreitete.

„Nein“, erwiderte er prompt. „Such dir einen anderen Trottel für deine Heimlichtuerei.“

Ihr Lächeln verschwand. „Ist das der Dank dafür, dass ich dich aus dem Würgegriff deiner Mutter befreit habe?“

„Du hast mich aus gar nichts befreit“, sagte er missgelaunt. „Du hast es nur schlimmer gemacht. Und jetzt verschwinde.“
 

Er rechnete mit einem Redeschwall, in dem sie weiter auf ihr Recht beharrte, doch stattdessen stand sie auf und ging.

Tief atmete er aus. Er hatte nicht gedacht, dass es so einfach werden würde, aber nun fühlte er sich wirklich befreit.
 

---
 

Als Temari einen gewissen Abstand zu dem Tisch hatte, an dem Shikamaru saß, blieb sie stehen. Sie hatte nicht mit Widerspruch gerechnet, mit dem er es im Grunde nur interessanter machte, aber warum fühlte sie sich so ernüchtert? War sie vielleicht doch zu aufdringlich gewesen und hatte es übertrieben? Okay, die Aktion mit Yoshino und sämtliche Kommentare dazu hätte sie sich schenken können, aber zu allem anderen hatte er sich bereitwillig breitschlagen lassen. In dem Punkt hatte sie sich nichts vorzuwerfen.
 

Sie ließ ihren Blick durch die Menge schweifen. Ihr Tisch war leer und selbst wenn Kankurou dort gesessen hätte, hätte sie keine Lust auf seine Gesellschaft gehabt. Gaara und Matsuri machten die Tanzfläche unsicher und da sie sich nicht dazwischen drängen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als die nächste halbe Stunde allein zu verbringen. So viel Zeit wollte sie sich lassen, bis sie Shikamaru noch mal auf den Zahn fühlte.

Beinahe automatisch trugen sie ihre Füße zu dem Tisch mit den Getränken. Sie nahm sich ein Glas Fruchtbowle und leerte es mit einem Zug. Der Alkohol erwärmte sie von innen und da das Zeug nicht übel schmeckte, schenkte sie sich nach und stellte sich an einen der freien Stehtische, die links und rechts vom Buffet aufgestellt waren.
 

Gedankenverloren aß sie ein paar Salzstangen aus einer Schale vor ihr. Sie bemerkte Kotetsu und Izumo erst, als beide ihr ein unverschämtes Grinsen entgegenwarfen.

Temari zog irritiert die Augenbrauen zusammen und öffnete den Mund, um sie wieder loszuwerden, aber der rote Schimmer auf ihren Wangen und die glasigen Blicke sagten ihr, dass das ein aussichtsloses Unterfangen werden würde.

Dann schäkerte sie eben ein bisschen mit ihren Prüfungskollegen. Was war schon dabei, zwei Bekannten mit geschätzten zwei Promille im Blut ein gutes Gefühl zu geben?
 

Sie lächelte ihr charmantestes Lächeln und fragte: „Ein netter Abend, oder?“

Izumo hob sein Bierglas und stieß mit seinem Kumpel an. „Jetzt ist er großartig!“, lallte er und starrte ihr ungeniert in den Ausschnitt.

Ihre rechte Braue zuckte genervt nach oben, aber solange er keinen körperlichen Übergriff auf sie startete, sollte er von ihr aus glotzen.

Sie lehnte sich nach vorn und stützte ihr Kinn auf ihrem Handrücken ab. Die Blicke der beiden Chuunin verfolgten ihr Dekolletee, als wäre es das Interessanteste, was sie jemals zu Gesicht bekommen hatten. So dämlich, wie sie sich bei Frauen anstellten, war es das wahrscheinlich auch.
 

Mit einem Wink ihrer freien Hand deutete sie auf ihr Gesicht. „Meine Augen sind hier oben“, bemerkte sie und lächelte, obwohl sie ihren Kollegen für diese Unverschämtheit am liebsten eine gepfeffert hätte.

Izumos Alkoholröte verdunkelte sich und er schaute beschämt weg, doch Kotetsu blieb unbeeindruckt auf den Ansatz ihrer Brüste fixiert.

„Rechnet ihr euch Chancen auf einen Preis aus?“, fragte sie freundlich weiter.

Kotetsu seufzte und richtete deprimiert seinen Blick von ihr ab. „Nö“, sagte er, „unsere Träume waren so belanglos, dass sie in den Zusammenschnitt im Abspann verbannt wurden.“

Izumo nickte. „Jeder zweite Kerl träumt wohl von ’ner festen Freundin.“ Er grinste anzüglich und fuhr fort: „Shikamaru war da keine Ausnahme.“

Sein Kumpel kicherte mädchenhaft. „Hast ihn sicher schon abserviert, was?“

Temari runzelte die Stirn. „Nein.“ Sie machte eine kurze Pause und musterte die Zwei eingehend. Beide glubschten sie neugierig an. „Ich hab ihn abgeschleppt und mit ihm geschlafen.“

Die beiden starrten sich fassungslos in die Augen und prusteten los.

„Guter Witz!“, brüllte Kotetsu und schlug Izumo auf den Rücken.

Dieser schnappte nach Luft. „Und was für einer!“, japste er. „Du hast ihn abgeschleppt! Ich kann nicht mehr!“
 

Die Chuunin wieherten um die Wette und Temari war versucht, zu gehen und sich einen anderen Tisch zu suchen. Stattdessen setzte sie ein künstliches Grinsen auf und trank ihre Bowle aus. Sie hatte nicht vorgehabt, sich zu betrinken, aber die Gesellschaft der zwei Deppen vor ihr machten ihr diesen Gedanken schmackhaft.
 

„War er denn gut?“, flachste Kotetsu weiter.

Sie stellte ihr Glas auf dem Tisch ab. „Er ist der Beste, den ich je hatte“, antwortete sie trocken.
 

Zwei Paar betrunkene Augen glänzten sie an, dann warf sie ihren Kopf in den Nacken und brach ebenfalls in Gelächter aus.
 

---
 

Tsunade rieb sich die Schläfen. Ihr Schädel pochte, in ihrem Kopf drehte sich alles und ihr Magen tanzte den wildesten Samba ihres Lebens. Keine gute Kombination.

Sie hielt sich die Hand vor dem Mund und torkelte zur Tür. Erst im dritten Anlauf gelang es ihr, sie zu öffnen. Sie stürzte auf den Flur und legte den Sprint ihres Lebens ein.


 

9.
 

Temaris Lachen verstummte jäh. Kotetsu und Izumo bemerkten es nicht, sondern lachten weiter. Sie mussten der Auffassung sein, dass sie wirklich einen Witz auf Shikamarus Kosten gemacht hatte, aber für sie waren beide ein Beispiel, wie beschränkt und naiv übermäßiger Alkoholkonsum machte.

Sie holte sich ein Glas Cola und als sie zum Tisch zurück kam, machte Kotetsu einen merkwürdigen Ausfallschritt. Sie wich ihm mit einer halben Drehung aus und sein Ellenbogen streifte ihre Hüfte, bevor er es schaffte, sich am Tischrand festzukrallen.
 

„Tschuldige“, lallte er und verbeugte sich übertrieben vor ihr.
 

Sie winkte ab und stellte ihr Getränk auf dem noch schwankenden Tisch. Sie überlegte, ob ihr Prüfungskollege sie absichtlich angerempelt hatte, aber so eine Dreistigkeit traute sie ihm nicht mal in betrunkenem Zustand zu.
 

Eine Rückkopplung des Mikrofons schallte durch den Saal und die meisten lenkten ihre Aufmerksamkeit auf die Bühne.

Temari angelte sich eine Salzstange und starrte desinteressiert zum Laudator.
 

---
 

Shikamaru war es ganz recht, dass er ignoriert wurde. Er langweilte sich zwar, aber alles war besser, als sich in den Fuchteln dieser anstrengenden Weiber zu befinden.

Sein Blick fiel auf seine Mutter. Sie saß bei den Müttern von Chouji und Ino und hatte in der Weinbowle einen neuen Freund gefunden. Wenn er lebensmüde gewesen wäre, hätte er sie vom Trinken abgehalten, aber für den Rest des Abends hielt er sich aus allen Schwierigkeiten heraus.

Seine Augen fuhren automatisch zu Temari. Sie stand nahe des Buffets und schäkerte mit Kotetsu und Izumo, die ihr beide ungeniert ins Dekolletee starrten und ihre übermäßige Speichelproduktion sichtlich bemüht unter Kontrolle hielten. Der Anblick seiner lechzenden Kollegen löste nichts in ihm aus. Wenn sie die beiden für eine Nummer zu dritt abschleppen wollte, sollte sie das. Dann hatte er seine Ruhe vor ihr.

Er wollte seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken, doch er schaffte es nicht, länger als ein paar Sekunden von ihr wegzusehen. Er war froh, dass er sie los war, aber irgendetwas schmeckte ihm an dem Szenario trotzdem nicht.
 

Shikamaru beobachtete, wie Kotetsu ein Stolpern vortäuschte. Es sah total lächerlich und dilletantisch aus, aber er erhaschte eine flüchtige Berührung ihres Körpers. Er entschuldigte sich sofort dafür, doch sein dreckiges Grinsen, das er Izumo präsentierte, als Temari kurz nicht hinsah, entging ihm nicht.

Verdrießlich fuhr er mit den Zähnen über seine Unterlippe und sah zur Bühne, wo der Laudator eine langweilige Rede zum Besten gab. Er starrte den Mann an, ohne ihn zu sehen, während sich in seinem Kopf das eben gesehene Szenario wiederholte.

Seine Finger gruben sich in die Tischdecke und er verspürte den Drang, Kotetsu für diese dämliche Aktion eine reinzuhauen.

Er malträtierte seine Lippe weiter und ihm wurde bewusst, dass er doch nicht so froh darüber war, dass er sie verscheucht hatte. Nur wann war sie zu diesem Biest geworden, das freiwillig in den Blicken lüsterner Volltrottel badete? Wo zur Hölle war die fast liebenswerte Temari hin, die er seit Jahren kannte? Die Temari, die jedem Kerl gnadenlos eine gescheuert hätte, der sie mit Hintergedanken ansah?

Und wo war der Shikamaru hin, der sich einen Scheißdreck für weibliche Reize interessierte?
 

Er seufzte, linste auf die Uhr und schlug die Hände vor dem Kopf zusammen.

Temari hatte sein altes Ich vor gut zwei Stunden umgebracht. Ohne Aussicht auf Wiederbelebung. Er war dazu verdammt, für den Rest seines Lebens ein Opfer seiner Hormone zu sein, nachdem er sich siebzehn Jahre erfolgreich dagegen gesträubt hatte. Eine unumgängliche Erfahrung, die er gern noch etwas nach hinten verschoben hätte.

Gott, wenn er heute Morgen gewusst hätte, in was er geraten würde, wäre er gar nicht aufgestanden.
 

Shikamaru linste durch seine Finger und traute seinen Augen kaum.

Drei Typen, die er nicht kannte, beglotzten Temari, als wäre sie im Umkreis von tausend Kilometern die einzig attraktive Frau. Einer der Kerle stieß seinem Kumpel die Ellenbogen zwischen die Rippen, grinste und drängte sich in die Lücke zwischen dem Objekt seiner offensichtlichen Begierde und Izumo.
 

---
 

Temari erwachte aus ihrem Delirium der Langeweile.

Ein fremder Mann lächelte sie unverholen an und sie starrte verwirrt zurück. Was wollte diese Grinsebacke von ihr? Und warum kamen diese notgeilen Böcke ausgerechnet jetzt aus ihren Höhlen? Weil der Alkoholpegel die Hemmschwelle gesenkt hatte?
 

„Ja?“, fragte sie gelangweilt.

Mit den Fingerspitzen berührte er ihr Handgelenk. „Dürfte ich einer bezaubernden jungen Dame einen unvergessenen Abend bereiten?“

Bei der Wortwahl überkam sie ein Würgereiz. Sie zog ihren Arm zurück, schwenkte ihr Colaglas und erwiderte: „Dummerweise hatte ich den bereits.“

Der Mann wirkte nicht die Spur ernüchtert. „Vielleicht kann ich ihn noch besser machen?“
 

Er hob eine Braue und sah sie wie ein Schauspieler aus einem dieser Agentenfilme an. Er hielt sich für unwiderstehlich – und sein markantes, sonnengebräuntes Gesicht mit den rauchblauen Augen gab ihm Recht. Ihr Interesse weckte er trotzdem nicht, aber eventuell taugte er ein wenig, um die Zeit totzuschlagen.
 

„Und wie beachsichtigen Sie, das zu schaffen?“, fragte sie.

„Wie wäre es mit einem Tanz nach der nächsten Preisverleihung?“

Ihre Lippen umspielte ein Lächeln. „Warum nicht?“
 

Kotetsu und Izumo glotzten, als hätten sie die Zurückweisung ihres Lebens kassiert.
 

---
 

Shikamarus Augen waren auf den Kerl fixiert. Entweder ignorierte Temari den Neuankömmling oder sie duldete ihn. Er hatte keinen Schimmer, was zutraf und wollte es auch nicht wissen, aber die Miene dieses Trottels ging ihm gehörig gegen den Strich. Er rechnete sich garantiert Chancen bei ihr aus und so, wie sie sich heute gab, war das nicht mal ausgeschlossen. Was ihn natürlich null interessierte.
 

Das Gefasel des Laudators verstummte und Stille brach im Saal aus. Für Shikamaru war das nur eine Randnotiz, bis ihm jemand seinen Ellenbogen in die Seite rammte. Er blickte zu beiden Seiten des Tisches. Kiba und Tenten, von denen er sicher war, dass sie vor wenigen Sekunden noch nicht dort gesessen hatten, grinsten ihn auffordernd an.
 

„Beweg deinen Hintern die Bühne hoch“, flüsterte Kiba. Seiner Stimme schwang eine Art Vorfreude mit, doch Shikamaru hatte keine Lust, den Grund zu hinterfragen. „Du hast ’nen Preis gewonnen.“
 

Er erwiderte nichts und schaute sich um. Die Leute, die ihn kannten und noch Interesse an der Verleihung hatten, starrten ihn an – nur Temari nicht. Sie zeigte ihm die kalte Schulter und das brachte ihn zusätzlich auf die Palme.

Er sprang vom Stuhl auf, der dabei fast umkippte und stapfte zur Bühne. Dann riss er dem Laudator den billigen Pokal aus der Hand und verließ den Saal. Er wollte das verdammte Ding loswerden und einen Haken hinter diesen vermaledeiten Abend setzen.
 

---
 

Temari sah ihm mit gerunzelter Stirn nach. Sie hatte keine Ahnung, was der Grund für seine schlechte Laune war, aber sie lief ihm besser nicht hinterher und fragte nach. Sie machte sich lieber etwas rar, bevor sie es noch völlig bei ihm verkackte. Das hieß, wenn sie das noch nicht geschafft hatte.

Die Musik setzte wieder ein und der gar nicht so schlecht aussehende Typ warf ihr einen auffordernden Blick zu.

Lust hatte sie nicht zum Tanzen, aber bei Shikamaru hatte sie zu ihrem Wort gestanden, also tat sie es bei dem Fremden auch.

Der Mann reichte ihr die Hand, um sie auf die Tanzfläche zu führen, doch sie war schon an ihm vorbei gelaufen.
 

Da ein langsamer Song lief, verschränkte sie widerwillig die Finger mit seinen, während er seine Rechte auf ihre Hüfte legte. Sie spürte nichts bei der Berührung, aber sie schwor sich, ihm eine saftige Ohrfeige zu verpassen, wenn er es wagte, seine Hand tiefer wandern zu lassen.

Zu seinem Glück behielt er sie bei sich, doch als das Stück auf seinen Höhepunkt zuging, zog er sie an sich. Temari fand sich an seine Schulter gepresst wieder.
 

„Du duftest exotisch“, hauchte er ihr zu.
 

Sein Atem streifte ihr Ohr. Wenn er von einer anderen Person gewesen wäre, wäre es sogar angenehm gewesen, aber so kam sie nicht an einer entsprechenden Antwort vorbei.
 

„Nicht so exotisch, wie du glaubst“, gab sie zurück. „Das ist ein gutes Deo gemischt mit dem Schweiß meines heimlichen Liebhabers.“

Sein Lachen war nicht die Reaktion, auf die sie gehofft hatte. Er übernahm die Führung und begann, sich langsam mit ihr im Kreis zu drehen.

„Fährst du gern mehrgleisig?“, wollte er wissen.

„Nein“, antwortete sie, obwohl es für eine bestimmte Person so aussehen musste, dass sie genau das tat. Wenn sie es recht bedachte, kam sie sich selbst so vor, obwohl es nur als Zeitvertreib gedacht war. Genauso wie vieles anderes an diesem Abend ein Zeitvertreib gewesen war.

Sie dachte an Shikamarus angesäuerte Reaktion und den missgelaunten Abgang, den er hingelegt hatte. Es war nicht unwahrscheinlich, dass sie einen gewissen Anteil daran hatte. Wenn sie sich an seinen Traum erinnerte, hatte sie den ganz bestimmt.

Der Lied klang aus. Ein schnellerer Song wurde eingespielt, der jeglichen Körperkontakt überflüssig machte und so riss sie dich von dem Kerl los, dessen Namen sie immer noch nicht kannte und auch nicht kennen wollte.

Sie ging auf Distanz, bewegte sich zum Takt der Musik – und ehe sie sich versah, war sie von einer Männerschar umringt.
 

---
 

Shikamaru pfefferte seinen Preis fluchend in den Müllcontainer im Hinterhof. Er hatte nicht einmal einen Blick darauf geworfen, wofür er ihn überhaupt gewonnen hatte und es interessierte ihn auch nicht. Das Einzige, woran er noch Interesse hatte, war sein Bett. In genau das warf er sich nämlich in einer Viertelstunde, mit dem Ziel bis zum nächsten Mittag zu schlafen und jeden Aspekt dieser Verleihung zu vergessen – in jeder Hinsicht. Besonders den einen.

Er lief um das Gebäude und wühlte in seinen Hosentaschen herum. Er hatte seinen Schlüssel vergessen und das bedeutete, dass ihn nicht mal ein ruhiger Spaziergang nach Hause vergönnt war.

Mit schweren Schritten stiefelte er durch den Haupteingang und in den Saal. Er peilte den Tisch seiner Mutter an und blieb abrupt stehen. Nicht weil ihm einfiel, dass er die Schlüssel, die am Anfang der Veranstaltung noch in seiner rechten Tasche geklimpert hatten, verloren haben musste und ihm das ein riesiges Donnerwetter einbrachte. Ein Massenauflauf von betrunkenen Männern johlten auf der Tanzfläche. Er verstand nichts von dem, bis einer „Schwing den Hintern, Blondie!“ gröhlte.

Shikamaru erhaschte einen Blick auf ein knallrotes Kleidungsstück und seine Augen huschten automatisch zu dem Stehtisch, an dem Temari eben noch gestanden hatte. Kotetsu und Izumo vegetierten angetrunken vor sich hin, aber sie war nicht mehr da.

Er zuckte die Schultern. Temari wurde bedrängt und sie kam bestens allein zurecht, also was kümmerte ihn das?

Er tat ein paar Schritte und blieb abrupt stehen.
 

---
 

„Los, Baby! Worauf wartest du noch?

Temari warf ihrer Tanzgelegenheit einen hilfesuchenden Blick zu. Dieser machte keine Anstalten, ihr zur Seite zu springen und glotzte überfordert vor sich hin.

„Beweg endlich deinen heißen Arsch!“, schmetterte ihr ein Dritter entgegen, der vom Alkohol tiefrot im Gesicht war. Wieder ein anderer musterte sie von oben bis unten und grinste lüstern.

Temari wusste nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte. Wo kamen plötzlich all die betrunkenen und notgeilen Idioten her? Und warum umringten sie sie erst jetzt?

Es dämmerte ihr. Natürlich, Kankurou war nicht in der Nähe. Es war eine Weile her, dass sie ihn das letzte Mal im Saal gesehen hatte. Er war der Kater, der das Stück Käse bewacht hatte und da er nicht mehr da war, kamen die Ratten aus ihren Löchern gekrochen, um sich auf den Schmaus zu stürzen. Verdammt.

Sie zählte die Männer, die es auf sie abgesehen hatten und verlor die Hoffnung. Es waren acht und da sie ihren Fächer nicht dabei hatte, stand sie auf verlorenem Posten. Vielleicht schaffte sie es, zwein oder dreien zu zeigen, dass man sich mit der Schwester des Kazekage nicht anlegte, aber acht?

Sie sah sich nach einem Ausweg um. Es gab keinen. Sie war verloren in den Untiefen einer Männerschar.


 

10.
 

Shikamaru suchte die Menge nach Kankurou ab. Natürlich glänzte er mit Abwesenheit, also blieb die Verantwortung an ihm hängen. So gern er Temari ihrem Schicksal überlassen hätte – mit ihrem Auftreten hatte sie so eine Reaktion geradezu provoziert –, war sie in diesem Augenblick eine im Ansatz hilflose Frau. Und eine Frau, die nicht den Hauch einer Chance gegen eine Überzahl hatte, ignorierte er nicht.
 

Mit zusammengebissenen Zähnen und einer Wutfalte auf der Stirn stapfte er zur Tanzfläche und bahnte sich mit den Ellenbogen gnadenlos eine Schneise durch die tanzenden Leute.

Er stieß den Kerl, der Temari „Baby“ genannt hatte, zur Seite und wurde Zeuge, wie einer der Typen sie am Hintern begrapschte. Sie schien es nicht zu bemerken, doch ihn ließ diese Aktion endgültig rot sehen.

Shikamaru packte den Mann am Handgelenk. Seine Rechte ballte sich automatisch zur Faust und bevor ihm bewusst war, was er tat, hatte er dem Grapscher einen Kinnhaken verpasst. Die Wucht des Schlages streckte diesen zu Boden.

Seine Fingerknöchel pochten, aber das Adrenalin verpasste ihm ein seltenes Hochgefühl.Er schüttelte seine Hand kurz aus und blitzte herausfordernd die übrigen Männer an.
 

„Traut sich noch jemand, sie anzufassen?“, fragte er angriffslustig.
 

Die Typen starrten ihn nur an. Keinem schien noch der Sinn danach zu stehen, Temari bedrängen zu wollen.
 

Shikamaru nahm jeden einzelnen in Augenschein, dann schloss er: „Dann verpisst euch gefälligst und schlagt eure Zelte woanders auf!“
 

Er wartete nicht, dass die Typen seiner Aufforderung nachkamen, sondern nahm Temari am Arm. Er zog sie von der Tanzfläche und aus dem Festsaal und ließ sie erst im Flur wieder los.
 

„Ich wusste gar nicht, dass du so schlagfertig sein kannst“, sagte sie imponiert.
 

Er zuckte die Achseln. Das Hochgefühl verpuffte jäh und er hatte seinen Soll erledigt, also musste er sich nicht länger mit ihr befassen.
 

„Zieh dir was Richtiges an“, sagte er gleichgültig, dann drehte er sich um und schlenderte Richtung Ausgang. Zur Not warf er eine Fensterscheibe ein, um ins Haus zu kommen, aber mit seiner Mutter schlug er sich an diesem Abend nicht mehr herum.

Temari legte ihm eine Hand auf die Schulter und er blieb stehen.

„Danke“, sagte sie.

Er nickte, dann ging er weiter. Noch bevor er den Saal passiert hatte, schloss sie zu ihm auf.
 

„Warte!“
 

Er hielt inne und warf ihr einen desinteressierten Blick zu.

„Ich hab mich heute ziemlich danebenbenommen, oder?“

Seine rechte Augenbraue zuckte nach oben. „Wie kommst du nur auf die Idee?“, fragte er sarkastisch.

Sie atmete tief ein. „Ich weiß, dieses Spielchen mit deiner Mutter war bescheuert –“

„Bescheuerter geht’s nicht“, pflichtete er ihr bei.

Sie biss sich auf die Unterlippe, verkniff sich einen genervten Kommentar und fuhr fort: „Und natürlich bist du mir zu nichts verpflichtet, also –“

„Gibst du mir das schriftlich?“, unterbrach er sie.

Ihre Augen funkelten ihn missgestimmt an. „Ich versuche, mich gerade bei dir zu entschuldigen!“, fuhr sie ihn an.

Er musterte sie gleichgültig. „Und wofür?“

Sie schürzte die Lippen und seufzte.

„Falls dir was einfällt, womit ich es wieder gutmachen könnte …“ Sie zuckte die Achseln und angelte ihre Jacke von der Garderobe.
 

Shikamaru, der höchst erstaunt von ihrem plötzlichen Sinneswechsel war, starrte auf ihren Rücken. Und auf einmal war es, als würde sich ein Schalter in seinem Kopf umlegen. Mit der Verrückten in ihr hatte er abgeschlossen, aber …
 

„Temari?“
 

Sie wandte sich zu ihm um – und ihr aufrichtig deprimierter Gesichtsausdruck verleitete ihn dazu, etwas Unüberlegtes zu tun.
 

---
 

Obwohl sie schweigend nebeneinander durch den Regen spazierten, konnte Hinata ihr Glück kaum fassen. Naruto hielt den Schirm wie ein Gentleman über sie und es schien ihm nichts auszumachen, dass sein rechter Arm, der nicht unter dem Schutz verborgen war, nass wurde.

Aus den Augenwinkeln lugte sie zu ihm herüber. Sie wollte etwas sagen, ihn dazu auffordern, näher an sie heranzukommen, damit er ganz im Trockenen war, doch sie wollte diesen wunderbaren Moment nicht zerstören, indem sie den Mund aufmachte und Unsinn stammelte.

Bei dem Gedanken stieg ihr das Blut noch mehr ins Gesicht. Am liebsten wäre sie vor Verlegenheit schreiend davongelaufen, aber das Selbstbewusstsein, das sie sich an diesem Abend zugelegt hatte, war noch nicht aufgebraucht, sodass sie dem Drang standhalten konnte.

Sie bemerkte, wie er sie musterte. Unsicher wollte sie zur Seite schauen, doch dann schenkte er ihr ein Lächeln und nahm ihre Hand. Hinata war froh, dass es dunkel war und der Schatten des Regenschirmes sie vom Licht der Straßenlaternen abschirmte, sodass er nicht erkennen konnte, wie verlegen er sie damit machte.

Sie lenkte ihren Blick auf den Asphalt des Weges und gab sich ihrer Fantasie hin.

Ein seliges Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie wusste nicht, wann und warum sie auf der Preisverleihung einschlafen war, aber Fakt war, dass sie in ihrem Traum mit Naruto Hand in Hand durch den Regen ging. Der Regen, der unaufhörlich auf Konoha einprasselte und ihre Fantasie auf wunderbare Weise akustisch untermalte. Bewusst spürte sie die Wärme seiner Hand, versank noch tiefer in ihrer Gewissheit, dass sie nur träumte, als plötzlich ein dunkler Schemen vor ihr auftauchte.

Naruto zog sie sanft aber bestimmt zur Seite und in seine Arme, doch Hinata hatte nur Augen für die wütende Person, die sie fast umgerannt hätte.

Ino stapfte mit einer dämonischen Grimasse den Weg entlang. Ihre Kameradin murmelte Flüche, die sie nicht verstand, dann verschwand sie wieder aus ihrem Blickfeld und in die Dunkelheit.

Perplex starrte Hinata ihr nach – und ihr wurde schlagartig bewusst, dass sie sich nicht in einem Traum befand.
 

---
 

Temari drehte sich zu ihm um.

Seine Augen lagen nur kurz auf ihren, aber er erkannte, dass sie den durchgeknallten Teil ihres Ichs zurück in seine Zelle gesperrt hatte. Dasselbe galt für sein Widerstreben, ihr auf irgendeine Weise noch einmal zu nahe zu kommen.

Ohne ein Zögern ging er zu ihr, drückte sie bestimmt an die nächste Wand und küsste sie. Einen Moment lang stand sie reglos da, dann erwiderte sie seinen Kuss und verschränkte ihre Arme in seinem Nacken. Seine Hände fuhren ihre Taille hinab zu ihrer Hüfte. Er machte die offenstehende Tür zu ihrer Linken auf, führte Temari dorthin, ohne von ihr abzulassen. Der Raum war leer und das verlassene Sofa lud ihn regelrecht dazu ein, zu wiederholen, was sie schon einmal dort getan hatten. Außerdem hatte sie ihn gleich zweimal für ihre Zwecke benutzt, also war es nur fair, wenn er es genauso tat.

Ein Fünkchen in Shikamarus Verstand blitzte auf, doch er erstickte ihn auf der Stelle. So egoistische Scheiße war nicht seine Art, aber heute, am Abend der Dummheiten, kam es auf eine mehr nicht an.
 

---
 

Die Tür war gerade hinter den beiden ins Schloss gefallen, als Ino wutschnaubend in den Eingangsbereich stürmte. Sie hinterließ bei jedem Schritt Pfützen auf dem Steinboden und ihr Kleid klebte an ihr wie eine zweite Haut. Sie stiefelte zur Garderobe und versuchte in dem Gewirr Shikamarus Jacke auszumachen, die ihr als Handtuch gute Dienste leisten konnte, doch sie fand sie nicht. Zitternd rieb sie sich mit den Händen über die Oberarme, dann stakste sie in Richtung Personalgarderobe. Als sie am Festsaal vorbei kam, erhaschte sie einen Blick auf Yoshino. Die Kälte in ihrem Körper verschwand, um einem seligen Gefühl der Rache Platz zu machen. Es erwärmte sie wie ein Kaminfeuer, zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen. Sie konnte es kaum erwarten, ihr von den Treiben ihres Sohnes zu berichten. Und im Anschluss würde sie Kankurou aufsuchen und genüsslich dabei zusehen, wie er Shikamaru in seine Einzelteile zerlegte.

Mit diesen Gedanken betrat Ino die Garderobe, peilte den großen Schrank an und holte ein paar Duschtücher heraus. Ihre Rache musste noch ein wenig warten, aber bis dahin würde sie den süßen Geschmack der Vorfreude darauf voll auskosten.
 

---
 

Kiba schlug den Müllcontainer im Hinterhof zu. „Wo ist das verdammte Ding?“
 

Tenten, die ihn beobachtete, legte die Stirn in Falten. Sie konnte kaum glauben, dass er tatsächlich den Abfall durchwühlte, um einen Preis an sich zu nehmen, der nicht für ihn bestimmt war.
 

„Du hast doch gesehen, wie er ihn hier hinein geworfen hat, oder?“, fragte er forsch.

„Ich habe gesehen, dass Shikamaru durch diese Tür ist und kurz darauf ohne die Auszeichnung wieder herein kam.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, legte den Kopf schief und bemerkte spitz: „Aber zuhören war ja noch nie deine Stärke.“

Kiba knurrte, was ihn erst recht wie ein Hund wirken ließ und fixierte sie bedrohlich. „Warum mach ich diesen Scheiß überhaupt? Warum gibst du mir meinen Preis nicht einfach wieder?“

„Weil du ihn mir überlassen hast und er rechtmäßig mir gehört“, sagte sie und warf ihm ein verschlagenes Lächeln zu. „Oder möchtest du den Titel des unrealistischen Traums wirklich wieder haben?“

Seine Gesichtszüge entglitten und er schüttelte sich angewidert. „Bloß nicht.“

„Und möchtest du dir den Preis eines anderen heimlich aus dem Müll fischen und dich wie ein Dieb nach Hause schleichen?“

Irritiert blinzelte er sie an. „Was soll die Fragerei?“

„Willst du das“, fuhr sie unbeirrt fort, „oder möchtest du erhobenen Hauptes vor allen Leuten stehen, die neidisch auf dich sind, weil sie denken, dass du gleich zwei Preise abgesahnt hast?“

Mürrisch schürzte er die Unterlippe. „Wenn du ’nen Plan hast, spuck ihn aus.“
 

Sie klatschte in die Hände und stellte das unverschämteste Grinsen zur Schau, das Kiba je gesehen hatte. Ihm war alles gleich, solange er zu einer ehrenhafteren Auszeichnung kam als die, die er dieser gerissenen Kunoichi überlassen hatte.
 

---
 

„Stimmt etwas nicht?“
 

Narutos Stimme holte sie aus ihrer Gedankenwelt.
 

„Hmm“, murmelte Hinata. „Ich mache mir Sorgen wegen Ino. Meinst du, wir sollten ihr nach und fragen, was los ist?“

„Ich glaube, sie kommt allein zurecht“, erwiderte er und sein Atem machte ihr bewusst, wie nah sich seine Lippen an ihrem Ohr befinden musste.

In ihren Inneren zog sich alles vor Entzückung zusammen und sie glaubte, eine Ohnmacht drohe, über sie zu kommen. Sie schnappte nach Luft, behielt die Fassung und rang sich ein „Du hast Recht“ ab.

Er legte ihr daraufhin einen Arm um die Schulter und flüsterte: „Heute Abend zählen nur wir beide.“
 

Hinata versuchte, das Glücksgefühl, das sie hatte, seitdem er sie zu einem Spaziergang aufgefordert hatte, aufrecht zu erhalten, doch es löste sich in nichts auf. So gern sie daran geglaubt und es weiter festgehalten hätte: Irgendetwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht.
 

---
 

Ino betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Ihr wasserfestes Make-up zahlte sich aus und das Kleid, das sie in einem Spind gefunden hatte, passte ihr wie angegossen.

Sie verließ die Umkleide und hielt auf den Festsaal zu. Tenten und Kiba, die nahe der Hintertür herumlungerten, nahm sie nur am Rande wahr. Falls die beiden etwas am Laufen hatten, würde sie es früher oder später herausfinden, aber in diesem Moment lag ihr Interesse woanders.

Ino hechtete in den Festsaal. Sie machte Shikamarus Mutter an einem Tisch aus, ließ in Vorfreude ihre Fingerknöchel knacken und bahnte sich entschlossen einen Weg durch die Menge.

Sie lächelte. Ihr Rachefeldzug konnte beginnen.
 

---
 

Hinata löste sich aus dem Griff ihres Begleiters und blieb stehen.

Naruto hielt inne und blickte sie verwundert an. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er und erneut warf er ihr dieses Lächeln entgegen.
 

Diesmal erwärmte sie es nicht, sondern es machte sie wütend. Sie zog die Augenbrauen zusammen und trat einen Schritt zurück.
 

„Wer bist du?“
 

Ihr Gegenüber lächelte weiterhin und trat auf sie zu. Abermals wich sie zurück.
 

„Ich bins, Naruto“, sagte er. „Erkennst du mich denn nicht?“
 

Sie wollte seinen Worten so gern Glauben schenken, doch sie wusste es besser.
 

„Du bist nicht der Naruto, den ich so mag“, gab sie entschlossen zurück. „Der Naruto, den ich liebe, ist ein ungeschickter Dummkopf und kein perfekter Gentleman.“

„Ich liebe dich auch, Hinata“, erwiderte er und setzte sich in Bewegung.
 

Er verzog keine Miene, als wäre er sich keiner Schuld bewusst und das war es, was sie erst recht wütend machte.

Was bildete sich dieser Fremde ein? Dass er nur sein Äußeres ändern musste und sie so dumm war, dass sie seine Maskerade nicht durchschaute?

Sie biss die Zähne zusammen und als er sie fast erreicht hatte, ballte sie die Hand zur Faust und holte aus. Sie traf Fake-Naruto am Kinn, seine Augen weiteten sich, dann flog er rückwärts. Bevor er auf dem nassen Asphalt aufkam, verhüllte ihn eine Rauchwolke.

Hinata hörte ein Krachen, hechtete nach vorn und blinzelte ungläubig. Ein Henge, ganz wie sie vermutet hatte, doch die Person, die sie sah, war die letzte, mit der sie gerechnet hatte.

Vor ihr in der Pfütze lag niemand geringeres als Uchiha Sasuke.
 

---
 

Ihr schwerer Atem streifte Shikamarus Ohr. Im Gegensatz zu den beiden Malen, bei denen Temari ihn mehr oder minder freiwillig für ihre Zwecke benutzt hatte, fühlte er sich phänomenal. Er hatte sich die Zügel nicht von ihr aus der Hand nehmen lassen und es ihr heimgezahlt – wobei heimgezahlt ein unschönes Wort war. Er hätte sich geschämt, dass ihm diese Formulierung überhaupt in den Sinn kam, wennTemaris durchgeknallte Seite und dieses Hochgefühl nicht gewesen wären. Ein Erbsenzähler wäre mit seiner Revanche noch nicht fertig gewesen, aber für Shikamaru waren sie quitt. Er konnte sich mit versöhnlicher Laune und ohne ein schlechtes Gewissen verziehen.

Er spielte mit dem Gedanken, genau das in die Tat umzusetzen, doch die Gemütlichkeit, die er verspürte, hielt ihn davon ab. Der Raum war warm, die kuschelige Decke auf dem noch kuscheligeren Teppich gemütlich und da er hinter dem Sofa lag, brauchte er sich nicht zu fürchten, dass ihn jemand sah, sollte er sich in dieses Zimmer verirren. Das Beste daran war jedoch der heiße, nackte Körper, der halb auf ihm lag. Ihr beider Schweiß hatte sie nahezu aneinander geklebt und der Duft ihrer Haare stieg ihm bei jedem Atemzug in die Nase und löste ein Gefühl der Glückseligkeit in ihm aus.

Er seufzte innerlich. Es war verlockend, abzuhauen und ihr für ihr voriges Verhalten den Stinkefinger zu zeigen, aber er hatte nicht den geringsten Drang danach. Er hoffte einfach, dass sie nicht irgendwas Dämliches von sich gab, war sich gleichzeitig aber sicher, dass sie genau das tun würde. Schließlich war sie eine Frau. Vor allem eine, die vor nicht allzu langer Zeit noch völlig durchgedreht war.

Shikamaru schloss die Augen, inhalierte ihren Geruch – er war eine Mischung aus allem Möglichen und undefinierbar – und sah sich mit dem jähen Ende der wunderbaren Ruhe konfrontiert.


 

11.
 

Ino grinste und legte Yoshino eine Hand auf die Schulter. Sie öffnete den Mund und setzte voll Vorfreude zum Sprechen an, doch diese blieb ihr buchstäblich im Hals stecken, als sie der Frau ins Gesicht sah. Yoshinos Wangen waren knallrot und ihre Augen glasig. Sie sah aus, als hätte sie drei Tage am Stück durch getrunken.
 

„Ino, meine Liebe“, setzte sie an, „schön, dich zu sehen.“

Für die Angesprochene klang es wie ›Inno, mei Libbe, schee di so sehn‹, doch sie machte eine gute Miene und lächelte ihr zu.

Ino setzte sich neben sie und rückte nah an sie heran. Die Hoffnung, dass für Shikamaru heute die Hölle losbrach, gab sie noch nicht auf. Wer wusste schon, wozu seine Mutter betrunken in der Lage war.

„Ich bin hier“, begann sie, „um dir eine interessante Neuigkeit zu berichten.“

„Was denn für eine?“, fragte die Frau. Sie hörte sie sich beinahe nüchtern an.

Die linke Augenbraue der Jüngeren zuckte nach oben. Die Gegenüberstellung mit Yoshino gefiel ihr gleich besser.

„Es geht um deinen lieben Sohn“, sagte sie.

Yoshino spitzte die Ohren.

„Hast du eine Ahnung, was er heute Abend alles getrieben hat?“ Ino senkte die Stimme und fuhr fort: „Und vor allem: mit wem?“
 

Der Blick der Frau verschleierte sich. Die Röte ihrer Wangen verdunkelte sich und sie kicherte los.

Ino musterte sie irritiert. Sie setzte zum Sprechen an, als das merkwürdige Lachen verstummte.

„Hab’n verloren“, murmelte sie betreten.

Das merke ich, dachte Ino, behielt den Gedanken jedoch für sich und fragte stattdessen: „Wen meinst du?“

Yoshino packte sie an den Schultern. „Shikamaru!“, schrie sie aufgebracht und sank wieder kraftlos auf ihren Stuhl. „Hab’n an dieses gerissene Wüstenweib verloren.“

Die Jüngere verstand nicht, wovon die Frau sprach, aber die Vorlage kam ihr mehr als gelegen.

Sie konnte ein schiefes Lächeln nicht unterdrücken. „Da du sie gerade erwähnst …“, begann sie und gluckste. Jetzt kam der beste Teil. Und sie würde den Moment auskosten, wenn Yoshino die Kinnlade bis auf den Boden fiel. „Temari und dein Sohn“, begann sie langsam, „haben heute Abend mehrmals unanständige Sachen gemacht.“

Die Ältere blinzelte sie an und da die Nachricht ihr Gehirn scheinbar noch nicht erreicht hatte, setzte Ino nach: „Ich wette, jetzt gerade treiben sie es wieder.“
 

---
 

Temari Atem durchschnitt die Stille. „Du hast bestanden.“

Seine Lider gingen auf und er stützte sich mit dem linken Unterarm ab, sodass er sie sehen konnte.

„Wie bitte?“

Sie wischte sich mit dem Handrücken über ihre schweißnasse Stirn und warf ihm ein schelmisches Lächeln zu.

„Was meinst du, was der Zweck der zwei Probeläufe war?“, erwiderte sie amüsiert. „Ich lass mich nicht auf einen Tanuki im Sack ein.“
 

Entgeistert starrte er ihr ins Gesicht. Da sie keine Miene verzog, musste es ihr Ernst sein. Und das Komische daran war, dass es ihn nicht ärgerte, weil so ein Verhalten zu der Temari passte, die er schon so lange kannte.

Er legte sich zurück, grinste über seinen Gedankengang und sprach seine Frage aus: „Und wenn ich durchgefallen wäre?“

Sie deutete ein Schulterzucken an. „Dann wärst du an einigen Übungsdurchläufen nicht vorbeigekommen.“

„Und wenn ich trotzdem versagt hätte?“

Sie wandte sich ihm zu und stützte sich auf ihren Ellenbogen. „Hätte, wäre, wenn …“ Sie ließ ein Grinsen aufblitzen. „Wen juckt’s?“
 

---
 

Kiba und Tenten lagen auf der Lauer. Sie warteten, dass sich die Tür vor ihnen öffnete und sich die Person zeigte, die –

Eine Toilettenspülung erklang und Kiba machte sich zum Sprung bereit.

Die Kabinentür ging auf. Der Mann, der noch dabei war, seinen Gürtel zu schließen, starrte die unbekannte junge Dame mit geöffnetem Mund an. Seinem Blick nach zu urteilen, fragte er sich, was eine Frau in der Herrentoilette machte, doch er hatte nicht mehr die Gelegenheit, diesen Gedanken auszusprechen. Kiba drückte den Mann an die Tür der nebenliegenden Kabine, die er vorsorglich geschlossen hatte, und knebelte ihn mit einem Tuch.

Angsterfüllt starrte der Laudator seine Peiniger an.
 

Tenten seufzte. „Musstest du so übertreiben?“ Sie deutete auf den Knebel und stemmte die Hände in die Hüften. „Der arme Mann.“

Kiba rümpfte angriffslustig die Nase. „Willst du, dass er hier alles zusammen brüllt und Verstärkung antanzt?“

Die Angesprochene ging nicht auf seine Provokation ein und befreite den Mann von seiner unfreiwilligen Maulsperre.

„Entschuldigen Sie sein Ungestüm“, sie nickte zu ihrem Kameraden herüber und lächelte charmant, „aber wir haben eine Kleinigkeit mit Ihnen zu klären.“
 

---
 

Yoshino starrte sie an. Es schien Ino, als sehe die Frau durch sie hindurch.

„Ist das so?“, fragte sie nach einer gefühlten Ewigkeit.

Inos Blutdurst war geweckt. „Absolut!“, gab sie zurück und freute sich auf einen Wutausbruch. „Ich habe vorhin gesehen, wie sie zusammen aus der Umkleide kamen.“

Yoshino blieb zu ihrem Leidwesen gefasst. Sie sah regelrecht aus, als wartete sie auf die Pointe der Geschichte.

Ino schluckte ihren aufkeimenden Unmut herunter. „Du nimmst es hin, dass dein minderjähriger Sohn mit einer älteren rummacht?“

Ihr Gegenüber zuckte die Achseln. „Sie hat ihn rechtmäßig erworben. Sie kann mit ihm machen, was sie will.“

Die Jüngere wollte protestieren, als die Frau wieder zu lachen anfing.

„Soll’n se mal“, nuschelte sie. „Dann kann ich bald auf ’nen kleinen süßen Enkel hoffen!“

Yoshino gab eine Lachsalve zum Besten, die keine Betrunkene besser hinbekommen hätte, dann verstummte sie und sank mit dem Oberkörper auf den Tisch. Sie war auf direktem Wege ins Delirium. Ino, die bis vor wenigen Minuten voller Hoffnung und Rachegelüste gewesen war, verlor bei ihrem Anblick jede Freude auf eine Revanche.
 

---
 

Shikamaru hielt Temaris Blick einen Moment lang stand. Mit Was-wäre-wenn-Fragen beschäftigte er sich ungern und in diesem Fall schien es besonders sinnfrei zu sein. Stattdessen gingen ihm andere Fragen durch den Kopf.

Sollte er sie küssen?

Nein, dachte er. Er wusste nicht mal, ob er sich glücklich darüber schätzen sollte, dass er ihren kleinen Test bestanden hatte. Es machte ihm nichts aus, aber er fühlte sich von ihr benutzt. Noch mehr als zuvor.

Und was bedeutete ihr Palaver überhaupt? Dass sie an einer Beziehung interessiert war? Falls ja, wollte er das überhaupt mit ihr?

Er verschränkte seine Arme im Nacken und legte sich zurück. Er brauchte nur die Sekunden rückwärts zählen, dann würde Temari, die tatkräftigste Frau, die er kannte, dieses Rätsel aufklären. Hundertprozentig.

Sein Augen hafteten an der Zimmerdecke, als sie schon von blonden Haaren und einem auffordernd-lächelndem Gesicht verdeckt wurde.
 

„Was sagst du?“, wollte Temari wissen. „Harmonieren wir nicht gut miteinander?“
 

Er lenkte seinen Blick zur Seite und unter das Sofa. Ein metallisches und glänzendes Etwas lag dort. Es war sein verloren geglaubter Schlüsselbund. Shikamaru griff nach ihm, ließ ihn in die freie Hand wandern und schaute Temari an. Er zuckte die Achseln.
 

„Wie man’s nimmt.“
 

Missbilligend beobachtete sie, wie er mit den Schlüsseln herumspielte, und luchste sie ihm mit einer raschen Bewegung ab.
 

„Das ist keine Antwort“, legte sie fest.

Gleichgültig erwiderte er ihren Blick. „Nein?“, fragte er. „Und was wäre eine zufriedenstellende Antwort für dich?“
 

Sie antwortete ihm nicht, sondern näherte sich ihm, bis er ihren Atem an seiner Wange spürte. Er machte einen flüchtigen Hauch ihrer Lippen auf seinen aus, als die Tür aufging.
 

---
 

Erwartungsvoll blickte Kiba in Richtung Bühne. Es war Zeit für die letzte Preisvergabe und die Ehre, diese Trophäe entgegenzunehmen, stand ihm zu. Das hieß, wenn sich der Mann an die Abmachung hielt, aber Kiba war Optimist. Tenten und er hatten überzeugende Argumente gebracht.

Er tauschte einen vielsagenden Blick mit seiner Komplizin aus. Tenten grinste breit und nicke ihm zu. Die beiden hörten die Rückkopplung des Mikrofons, dann setzte der Laudator zum Sprechen an.
 

---
 

Keuchend schleppte sich Ino auf den Flur. Sie hatte Mühe, Yoshino, die fast schlief, richtig zu stützen und am liebsten hätte sie die Frau an Ort und Stelle liegenlassen. Es war ihr Anstand, der sie von dieser Tat abhielt. Außerdem machte sie sich nicht kaputt, wenn sie die volltrunkene Mutter seines normalerweise besten Freundes einen Gefallen tat und in den Ruheraum brachte, um ihren Rausch ausschlafen zu können.

Der Gedanke an Shikamaru gab ihr einen Energieschub. Wenn sie ihn das nächste Mal traf, riss sie ihm persönlich den Allerwertesten auf. Oder besser und effektiver: Sie berichtete Kankurou die Sachlage. Dieser nahm ihr garantiert mit Freuden die Drecksarbeit ab.

Sie drückte die Klinke herunter und stieß die Tür auf.
 

---
 

Temari hielt in ihrer Bewegung inne. Ihre Augen huschten über die Rückseite der Couch zu dem Lichtstreifen, der durch die geöffnete Tür an die Wand fiel und den Raum zusätzlich zu der Straßenlaterne vor dem Fenster beleuchtete.

Shikamaru blieb liegen und hielt den Atem an. Sein Herz pochte schneller und er dankte einer höheren Macht für die Eingebung, die Temari und ihn hinter das Sofa gebracht hatte. Tsunades Speichelansammlung auf der Sitzfläche sei Dank.

Ein Seufzen und etwas Schweres sank auf die Couch. Shikamarus Innereien zogen sich ruckartig zusammen. Er kannte diese Art zu seufzen nur zu gut. Ino.

Ein eisiger Schauer fuhr ihm über die Haut. Nur einen Meter entfernt stand seine missgelaunte Teamkameradin, während er nackt mit einer Frau außerhalb der Reichweite des Lichtes lag und hoffte, nicht entdeckt zu werden.

Er suchte Temaris Blick und sie erwiderte ihn gelassen. Wenn sie ihm eins auswischen wollte, hatte sie nun die Gelegenheit dazu, doch sie rührte sich nicht. In diesem Moment schien sie eindeutig auf seiner Seite zu sein und das beruhigte ihn. Er atmete aus – eine Spur zu laut.
 

---
 

„Und der Sonderpreis geht an“ – der Laudator fuhr sich unauffällig über die schweißnasse Stirn und blickte Tenten und im Anschluss Kiba in die Augen – „Inuzuka Kiba!“
 

Eine Handvoll Leute applaudierte, doch generell wurde die Verkündung mit Ignoranz hingenommen. Der Gewinner nahm seinen erschlichenen Preis in Empfang und ließ sich feiern wie ein weltbekannter Rockstar, der die höchste Auszeichnung des Planeten bekommen hatte. Ohne Tierverbot im Gebäude hätte er im Freudenrausch mit Akamaru ein Tänzchen über das Parkett gelegt.

Das letzte, halbherzige Klatschen versank im Gequassel der trunkenen Menge. Die Ignoranz der Leute ernüchterte Kibas Siegestaumel und er trottete von der Bühne.
 

„Guck nicht wie ein begossener Collie!“, schmetterte ihm seine Komplizin entgegen. „Du musst doch zufrieden sein.“

„Jaja“, nuschelte er demotiviert.
 

Tenten schüttelte den Kopf. Kiba hatte den Preis und verhielt sich immer noch wie eine launische Katze. Männer.
 

„Wen hast du um seine Auszeichnung betrogen?“, fragte sie, um Salz in die Wunde zu streuen.

Lustlos betrachtete er den Pokal. „Temari.“

„In welcher Kategorie?“

Kibas Augen fuhren ein Stück tiefer und seine gelangweilte Miene erstarrte.

Tenten seufzte. Was hatte er nun?“

„Erde an Kiba“, sie fuchtelte wild vor seinen Augen herum, „Die Eiszeit ist vorbei.“

Er blinzelte ungläubig. „Dass die Frau Feuer im Blut hatte, wusste ich, aber das …“ Der Rest seines Satzes ging in unverständliches Gestammel über und sein Gesicht verzerrte sich zu einer bizarren Fratze unangebrachter Verträumtheit. Tenten versuchte abermals, ihn aus seinem La-La-Land zu holen. Ohne Erfolg.

Sie riss ihm den Pokal aus der Hand. Der eingravierte Nachname musste ein Fehler sein, aber die billige Blechplatte darunter war ohnehin viel interessanter.

Tenten las die Kategorie. Ihre Augen weiteten sich und ihre Kinnlade fiel hinunter.
 

---
 

Temari drückte Shikamaru die Hand auf den Mund. Er stieß ein leises Glucksen der Überraschung aus und ihre Augen funkelten ihn ermahnend an. Es musste ein Wunder geschehen, wenn Ino das nicht gehört hatte.
 

„Ist da jemand?“, hörte er seine ehemalige Teamkollegin fragen.
 

Eine unangenehme Stille folgte und sein Herz vergaß einen Augenblick zu schlagen. Shikamaru befürchete, dass Ino über die Sofalehne sah und auf diese Weise die Beweisstücke S und T auf ewig in ihrem Gedächtnis abspeicherte. Es gab nur eine Person, von der er noch weniger nackt auf dem Boden liegend mit Temari erwischt werden wollte – wobei dieser seinen sofortigen Tod herbeiführen würde. Zu seinem Glück befand sich dieser jemand nicht in diesem Raum.

Die Zeit zog sich wie ein Kaubonbon. Erst als seine Mutter anfing zu schnarchen, machte Ino kehrt und verließ den Raum.

Temari entließ ihn aus ihrem Erstickungsgriff und bei Shikamaru setzte Schnappatmung ein.
 

„So außer Atem bist du nicht mal, nachdem wir’s getrieben haben“, stichelte sie belustigt.

„Beim Sex erwürgst du mich auch nicht“, bemerkte er gleichmütig.

Temari blickte ihn verheißungsvoll an. „Würdest du drauf stehen?“

Shikamaru klemmte es sich, sie zu fragen, ob sie noch alle Kakteen auf der Fensterbank hatte – mindestens die Hälfte davon war seit diesem Abend eh futsch – und forderte sie stattdessen heraus: „Wäre einen Versuch wert.“

Sie stellte ein vielsagendes Lächeln zur Schau und stürzte sich auf ihn.
 

---
 

Verdrießlich dreinblickend kehrte Kankurou in den Festsaal zurück. Er hatte das Gebäude und die nähere Umgebung abgesucht, doch seine Schwester blieb verschwunden. Er wusste, dass er sich keine Sorgen um sie zu machen brauchte, aber es passte nicht zu ihr, dass sie sich einfach dünn machte. Temari sagte immer Bescheid. Was ging an diesem merkwürdigen Abend in ihr vor, dass sie sich komplett Out of Character benahm?

Kiba und Tenten stellten sich ihm unerwartet in den Weg. Die beiden grinsten ihn dermaßen süffisant an, dass er ihnen – perplex, wie er von der Aktion war – nicht einmal einen Spruch um die Ohren schlug.
 

„Hab ich was Lustiges verpasst?“, fragte er arglos.

Die beiden glucksten, machten jedoch keine Anstalten, ihm eine Erklärung für ihr kurioses Auftreten abzuliefern.

„Raus mit der Sprache!“, blaffte er. „Ich will nicht dumm sterben!“
 

Die Zwei wechselten einen spöttischen Blick und nickten sich zu.

Kankurou kam zu dem Schluss, dass er es mit einer Verschwörung zu tun hatte und wappnete sich für einen verbalen Angriff. Kein durchschnittlicher Chuunin hielt ihn zum Narren – vor allem, wenn er aus Konoha stammte.

Er öffnete den Mund, um den Störenfrieden das Gefühl zu vermitteln, dass sie sich ein gehöriges Problem eingehandelt hatten, als ihm Kiba ein sperriges Ding in die Hand drückte.
 

„Was soll das?“, fragte er unwirsch.

„Ich habe ihn mir zwar rechtmäßig ergaunert“, sagte Kiba, „aber bei dir im Wohnzimmer macht er sich eindeutig besser.“

Kankurou erntete erneut dieses unverschämte Grinsen. Wenn ihn nicht die Neugier gepackt hätte, hätte er diesem dreisten Hundejungen ein Veilchen verpasst. Weltfrieden hin oder her.

Irritiert musterte er das mit Gold überzogene Stück Plastik. Er las den Namen seiner Schwester.
 

„Nara ist nicht ihr Nachname!“ Er durchbohrte Kiba und Tenten mit seinen Augen. „Was soll die Verarsche?“

„Scheiß auf den Druckfehler!“, warf die Kunoichi ein und deutete auf die Unterschrift. „Lies lieber, was unten drunter steht.“

Kankurou schnaubte missbilligend. Der Ton von dem Mädchen passte ihm nicht, aber er wollte sich mit den zwei Störenfrieden nicht länger abgeben als nötig.

„Goldener Ehrenpreis in der Kategorie des besten –“ Die letzten Worte blieben ihm im Hals stecken.

Tenten und Kiba brachen in hemmungsloses Gelächter aus.

Kankurou war nicht in der Lage, mit einem Wutanfall zu reagieren, so sehr widerte ihn die Bedeutung der Trophäe an. Seine gesittete, gut erzogene Schwester hatte eine abscheuliche Seite, die er nicht für möglich gehalten hatte.

Kiba klopfte dem schockgefrorenen Kankurou kumpelhaft auf den Rücken. „Der Preis für den besten pornografischen Traum“, japste er. „Das ist die beste Auszeichnung des Abends!“
 

Sein und Tentens Wiehern hallten durch den Saal.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie hatte ich schon seit dem Erscheinen des Kapitels Lust, eine Parodie zu schreiben, und hier ist sie nun.
Ursprünglich sollte es ein Oneshot werden, aber der nahm dann Ausmaße an, die nicht mehr feierlich waren, und so werden es nun also so fünf, sechs Kapitel. Und ich hatte den guten Vorsatz, alle Charaktere gleichberechtigt zu behandeln, doch an Shikamarus Sicht hatte ich dann so viel Spaß (für die meisten hier wahrscheinlich was ganz Neues :D), dass er mal eben zum Hauptcharakter mutiert ist. Aber zumindest mit Hinata könnt ihr auch noch öfter rechnen.

Ich danke fürs Lesen! =)
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
An der ersten Szene hatte ich den meisten Spaß. Dass Temari ihn nur verarscht, hatte zwar auch irgendwie seinen Reiz, aber nee. :D
Ich weiß auch, dass Kurenai höchstwahrscheinlich eine Tochter hat, aber bei mir hat sie immer einen Sohn namens Hiruzen.
Und ja, haut mir für den Diss gegen Sasuke ruhig Beleidigungen um die Ohren! Das ist mir so was von egal! ;D

Ich danke fürs Lesen! :)
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Heute mal keine Sidestory, aber dafür etwas mehr Hinata.
Von der RtN-Hinata hätte ich gerne mehr gesehen. Ich mag die weiblichen Kick-ass-Charaktere irgendwie immer am liebsten. :D
Meine angekündigte Kapitelanzahl muss ich übrigens zurückziehen. Ich peile jetzt etwa zehn an. Egal, was ich mache, ich schaffe es nicht, mich kurzzufassen. :D

Thank you for reading! :)
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und endlich kommt Ino auch mal zum Zug. Die Szenen mit ihr und Shikamaru haben wirklich Spaß gemacht. :D

Danke fürs Lesen! :)
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ist es nicht dreist, wie die beiden um Shikamaru spielen? :D

Danke fürs Lesen! :)
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Irgendwie tut mir Yoshino schon ein bisschen leid. Aber es musste ja eine Verliererin geben. :D

Ob nächste Woche ein Kapitel kommt, kann ich noch nicht sagen. Ich hab momentan einfach zu viel zu tun.^^°

Thanks for reading! :)
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nein, ihr habt euch nicht verguckt. Nach über einem Jahr Pause geht es hier weiter. Ich wollte diese Geschichte gar nicht so lange pausieren lassen. Ich hatte nur völlig die Lust verloren und als ich mich Ende Januar wieder hieran setzte, war ich der festen Überzeugung, dass es nichts wird. Vor allem Temaris Darstellung hat mir gar nicht mehr geschmeckt, aber es hat geholfen, ein bisschen umzudenken und die Charaktere in eine andere Richtung zu lenken, als ich ursprünglich beabsichtigt hatte. Vielleicht merkt man den Stilbruch. Wenn ja, stehe ich dazu, wenn nicht, umso besser. Diese Baustelle wird auf jeden Fall geschlossen, bevor es bei irgendeiner anderen Naruto-Fanfic weitergehen wird.
Lange Rede, wenig Sinn:
Ich bedanke mich für eure Geduld. :)
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich danke fürs Lesen! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dies ist das vorletzte Kapitel. Ich hoffe, dass ich euch bis zum Ende nicht so lange warten lassen muss und bedanke mich bei jedem fürs Lesen! :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bevor ich den Versuch starte, mich in meine längeren Fanfics hineinzuwuseln, beende ich erst einmal diese alte Fanfic-Leiche. Ich hatte auch sehr viel Spaß – hätte ich gar nicht gedacht, nachdem ich damals völlig die Lust an dem Ganzen hier verloren hatte.
Ein Kapitel und ein Epilog folgen noch. Geschrieben sind sie noch nicht, aber nachdem ich zurück in den Schreibfluss gefunden habe, bin ich vorsichtig optimitisch.

Ich bedanke mich bei allen, die trotz der Wartezeit an der Stange geblieben sind. Ich hoffe, dieses Kapitel ist keine Enttäuschung für euch. :)
Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (16)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Majaaaa
2017-08-27T09:18:48+00:00 27.08.2017 11:18
Heißt das jetzt Temari und Shikamaru sind zsm? Oder hat sie wieder nur der Heißhunger überkommen 😂.
Und wie geschickt Kankuro einfach ist😂 oh man. Zu lustig. Man müsste denke der kennt seine Schwester eben am besten, aber nix da.
Ich habe leider vergessen wrm Ino so rachsüchtig ist, aber die betrunkene Yoshino ist echt gechillt😂.
Super Kapitel. Mach weiter so
Antwort von:  Rabenkralle
28.08.2017 10:05
Hallo!
Ich danke dir herzlich für deinen Kommentar! =)
Hm, man kann schon irgendwie sagen, dass sie zusammen sind, aber zu ernst würde ich es nicht nehmen. Es ist halt eine Parodie. :D
Ino ist sauer auf Shikamaru, weil dieser Sai zur Flucht verholfen hat. Aber nach der langen Pause hätte ich das als Leser sicher auch vergessen.

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  Sera10
2016-06-14T13:17:59+00:00 14.06.2016 15:17
Ich les grad nebenbei black stoiries und da kam grad ne Karte die heißt auch Träume sind Schäume.xD
Von:  Majaaaa
2016-04-12T12:12:48+00:00 12.04.2016 14:12
Ohoh😨 was kommt jetzt. Vielleicht kommen Ino und Yoshino rein. Das wäre sehr peinlich. Aber irgendwie auch lustig. Hoffentlich bleiben die beiden jetzt zusammen. Das Kapitel war super. Und omg Sasuke Uchiha. Vor Hinata. Na das kann was geben😂. Bin schon mega gespannt auf das nächste Kapitel. Mach weiter so
Antwort von:  Rabenkralle
16.04.2016 21:53
Vielen Dank für deinen Kommentar! :)
Es freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat. Für das letzte Kapitel habe ich schon einiges im Kopf. Ich muss es nur noch aufschreiben. :D

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  Isamu_17
2016-04-02T14:24:37+00:00 02.04.2016 16:24
Besonders sie hat sich verraten Temari
Von:  Majaaaa
2016-02-27T13:16:36+00:00 27.02.2016 14:16
Uuuh jetzt wird es spannend. Shikamaru würde ihr in so einer Situation immer beistehen. Obwohl Temari war schon sehr asozial, aber wird sie bestimmt retten. Zumindest hoffe ich das. Supi Kapitel. Mach weiter so
Von:  Majaaaa
2016-02-08T12:07:57+00:00 08.02.2016 13:07
Also ich fand man hat den Stilbruch nicht gemerkt. Ich finde es sehr gut, dass Shikamaru Temari abgeblockt hat. Man konnte förmlich spüren, dass Temari wirklich sehr enttäuscht War. Ich bin gespannt, wie die Sache mit Izumo und Kotestu weiter geht. Es ist auch echt süß, dass Chouji und Karui zusammen essen. Die beiden wären ein sehr süßes Paar. Ich hoffe Temari wird sich darüber klar, dass sie Shikamaru liebt. Sehr gutes Kapitel. Mach weiter so
Antwort von:  Rabenkralle
08.02.2016 21:04
Dankeschön für dein Review! :)
Chouji und Karui lag irgendwie auf der Hand. :D
Na ja, da die Geschichte in erster Linie eine Parodie ist, ist eine Liebeserklärung eher unwahrscheinlich. Aber lange warten musst du nicht mehr. Nach maximal zwei Kapiteln ist hier Schluss.

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  Tinebine
2014-12-19T18:18:18+00:00 19.12.2014 19:18
Super coole Story! Sehr amüsant, ich hoffe, dass du bald weiter machst ;-)
Antwort von:  Rabenkralle
20.12.2014 08:48
Dankeschön!
Ein bisschen wird es noch dauern, da ich erst ein paar andere Kapitel abarbeiten möchte, aber bald geht es weiter.

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von: abgemeldet
2014-11-09T20:54:01+00:00 09.11.2014 21:54
Genial... Das ist so typisch. Temari. Bin ja gespannt wer das Rennen macht. Grüßle

Antwort von:  Rabenkralle
10.11.2014 09:07
Dankeschön für dein Kommentar! :)
Ja, irgendwie passt so eine Schnappsidee zu ihr. :D

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  a-z-0
2014-11-09T19:35:29+00:00 09.11.2014 20:35
Das war echt spitze. ^^ verückt wie die beiden un shikamaru zocken. Aber ich wette das temari gewinnen wird. Mach bitte schnell weiter
Antwort von:  Rabenkralle
10.11.2014 09:05
Dankeschön fürs Kommentar! :)
Du sagst es. Ich weiß selbst nicht, wie ich auf die Idee bekommen bin. :)
Diese Woche wird kein Kapitel kommen, aber nächste geht es wie gewohnt weiter.

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  Moorleiche
2014-11-01T23:22:29+00:00 02.11.2014 00:22
Tolle fanfic. Die idee dazu ist grandios. Bin gespannt wie es weiter geht.
Antwort von:  Rabenkralle
02.11.2014 07:42
Dankeschön für dein Kommentar! Schön, dass dir die Idee gefällt. :)

Liebe Grüße,
Rabenkralle


Zurück