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Last Desire 3

L x BB
von

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Ein heftiger Streit

Kaum, dass sie im Haus waren, verschwand Rumiko sofort im Badezimmer und schloss sich ein. Beyond legte in der Zwischenzeit seine Jacke ab und sah nach, ob L schon wach war. Dieser war nicht in seinem Zimmer und da er weder im Wintergarten, noch im Wohnzimmer oder im Arbeitszimmer aufzufinden war, musste er sich im japanischen Zimmer aufhalten. Wahrscheinlich hatte er es sich unterm Kotatsu bequem gemacht. Naja, Beyond konnte ihn noch später grüßen, er wollte zuerst nach Rumiko schauen. Irgendwie brauchte sie ziemlich lange im Bad und das machte ihm schon Sorgen. Zögernd klopfte er an die Tür und rief „Rumi, alles okay bei dir?“ Keine Antwort. Schließlich aber öffnete sie die Tür und sah sogar noch blasser aus als vorher. Sie wirkte irgendwie völlig neben der Spur und schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Sanft legte Beyond eine Hand auf ihre Schulter und fragte „Hey, was ist los? Soll ich einen Arzt rufen?“ Nachdem sie einen Moment lang überhaupt keine Reaktion von sich gegeben hatte, schüttelte sie den Kopf und murmelte „Nein, nein! Schon in Ordnung. Ich geh erst mal zurück ins Hotel.“

„Soll ich dir ein Taxi rufen?“ Wieder ein Kopfschütteln, dann schob sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie hatte den Kopf gesenkt und irgendetwas schien sie zu beschäftigen. Doch sie wollte wohl nicht so wirklich mit der Sprache rausrücken. „Rumiko, was ist los mit dir?“ „Mir ist gerade nicht gut, das ist alles. Ich brauch erst mal frische Luft. Wir telefonieren aber noch mal, okay? Mach’s gut und lass den Kopf nicht hängen, ja? Du weißt, du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du mich brauchst.“ Damit gab sie ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange und ging. Beyond begleitete sie noch zur Tür und sah ihr besorgt nach. Na hoffentlich wurde Rumiko nicht krank und das ausgerechnet in ihrem Urlaub. Irgendwie schien wohl tatsächlich gerade eine Grippewelle zu grassieren. Beyond schloss die Tür und ging in sein Zimmer. Er war todmüde und wollte sich noch ein wenig hinlegen. Kaum, dass er durch die Tür verschwunden war, kam aus einer kleinen Ecke L hervor. Dieser hatte schon vom Fenster aus gesehen, wie Beyond mit dieser Frau reingekommen war und spürte wieder die Eifersucht aufkommen. Wieso verschwand der denn mitten in der Nacht und kam am Morgen in Begleitung dieser Rumiko Karasuma wieder? Warum verschwand sie minutenlang im Badezimmer und wieso bat sie ihn, dass er sich bei ihr melden sollte? Die beiden haben doch was miteinander am Laufen, dachte er und ballte seine Hände zu Fäusten. Am liebsten hätte er laut geschrieen, irgendetwas umgeschmissen und Beyond wütend zur Rede gestellt, aber das konnte er nicht. Er als L der Meisterdetektiv verlor niemals die Beherrschung, egal was auch kam. Doch trotzdem fühlte er sich elend und konnte nicht fassen, dass Beyond ihn so dermaßen hinterging. Und dann hatte diese Frau ihn auch noch geküsst. Das war für ihn der absolute Genickschuss gewesen und hätte er nicht so eine unglaubliche Selbstbeherrschung besessen, er hätte diese Frau eigenhändig aus dem Haus geworfen und ihr klar gemacht, dass sie sich von Beyond gefälligst fernzuhalten habe. Stattdessen hatte er das alles stillschweigend beobachtet und ging nun ins Bad. Dass diese Frau so lange gebraucht hatte, war selbst für ihn verdächtig und wer weiß: vielleicht hatte sie irgendwelche verdächtigen Spuren hinterlassen, die ein schlechtes Licht auf sie werfen könnten. Und wenn es irgendwelche Drogen oder Medikamente waren. Solange er etwas gegen sie in der Hand hatte, gab er sich mit allem zufrieden. Selbst wenn es bloß ein Haar war. Das konnte er ja analysieren lassen, um herauszufinden, ob die gute Rumiko nicht vielleicht in irgendwelche Drogengeschichten verwickelt war. Die Superreichen hatten sowieso immer irgendwelche Leichen im Keller und das galt dann auch für diese Rumiko. L begann alles zu durchsuchen und durchwühlte letztendlich sogar den Müll. Dort fand er etwas, allerdings waren das keine Joints, Spritzen oder Kokstütchen, wie er vielleicht erhofft hatte. Es war etwas, das alles nur noch schlimmer machte und ihn endgültig an den Rand der Verzweiflung und Hilflosigkeit brachte. Ihm war, als würde er in einen bodenlosen Abgrund hinabstürzen, als er einen Schwangerschaftstest in den Händen hielt, der zu allem Übel auch noch positiv war. L verlor den Halt unter den Füßen und fiel auf die Knie. Er starrte wie betäubt ins Leere und in seinem Gesicht waren keinerlei Gefühlsregungen zu sehen, sein Blick war starr und abwesend. In diesem Moment dachte oder fühlte er nichts. Er stand komplett unter Schock und konnte nicht fassen, was er da gefunden hatte. Diese Rumiko war schwanger… deshalb hatte sie Beyond aufgesucht? War sie nach Japan gekommen, weil sie diesen kleinen Verdacht hatte, oder war sie etwa schwanger geworden, nachdem Beyond die Nacht bei ihr verbracht hatte? Das konnte doch alles nicht wahr sein. Warum nur passierte ihm das alles nur? Beyond und er lebten jetzt schon knapp vier Monate zusammen (wobei der Serienmörder die ersten zweieinhalb Monate bei L in Sicherheitsverwahrung verbracht hatte) und in all der Zeit hatte dieser nie ein Wort über Rumiko verloren und jetzt war sie schwanger von ihm. Das war die wohl schlimmste Katastrophe von allen, die L widerfahren konnte. Gleich nachdem Beyond wahrscheinlich noch mit ihm Schluss machen und ihn für Rumiko verlassen würde. Was sollte er denn jetzt tun? Es blieb ihm wohl keine andere Wahl, als mit Beyond darüber zu sprechen und ihn endgültig zur Rede zu stellen. Er wollte endlich Klarheit haben und nicht mehr länger mit diesen Zweifeln leben. Beyond sollte es ihm schon direkt ins Gesicht sagen, wenn diese Frau wirklich von ihm schwanger war. Auch wenn die Wahrheit schmerzhaft war und es ihm das Herz brechen würde, er musste es einfach hören, sonst würde es ihn nur noch länger quälen.

Er ging direkt in Beyonds Zimmer, ohne vorher anzuklopfen. Der Serienmörder hatte sich aufs Bett gelegt und wollte gerade schlafen, deshalb war er dementsprechend auch ein wenig genervt, als der aufgewühlte Meisterdetektiv hereinstürmte. „L, was willst du denn? Ich wollte mich gerade hinlegen, ich hatte eine recht kurze Nacht.“ Das glaube ich dir aufs Wort, dachte L und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Als Beyond merkte, dass irgendetwas nicht stimmte, setzte er sich auf und rieb sich müde die Augen. „Was ist denn los? Geht es dir irgendwie nicht gut? Du siehst aus, als würdest du gleich heulen.“ Stumm schloss L die Tür hinter sich und ging zu ihm hin. Er starrte ihn mit dem gleichen Gesichtsausdruck an, wie er seine Verdächtigen anstarrte, aber seine Stimme zitterte. „Was hast du mit dieser Frau?“ „Frau?“ fragte Beyond und runzelte verwirrt die Stirn, was L fälschlicherweise interpretierte, als wolle der Serienmörder ihn für dumm verkaufen. Und das machte ihn erst recht sauer. „Hör auf, mich zu veralbern. Ich hab sie doch gesehen. Du hast sie hergebracht und dann habt ihr euch geküsst!“ Nun endlich schnallte Beyond, was L von ihm wollte und wirkte schon fast erleichtert. Diese Reaktion konnte der Detektiv noch nicht so ganz verstehen, aber mit Sicherheit versuchte der nur, sich mit irgendeinem Schmierentheater aus der Affäre zu ziehen. „Ach du meinst Rumiko. Das kann ich dir in aller Ruhe erklären.“

„Da bin ich mal gespannt. Zuerst triffst du dich Hals über Kopf mit ihr, dann verschwindest du die Nacht klammheimlich und tauchst erst jetzt wieder auf und bringst sie auch noch mit. Wie lange läuft das denn schon zwischen euch beiden?“

„Da lief nie etwas“, erwiderte Beyond und stand auf, wobei seine Stimme überraschenderweise gar nicht lauter wurde als sonst. Nein, er blieb ruhig und das passte sonst nicht zu seinem typischen Verhalten. „Ich hab mich mit ihr getroffen, weil ich jemanden zum Reden brauchte. Fängst du schon wieder mit dieser Eifersuchtsgeschichte an, L? Ich sag doch immer wieder, dass ich nur dich liebe und niemanden sonst! Wann kapierst du das denn endlich? Und überhaupt: woher weißt du, dass ich mich mit Rumiko getroffen habe, als sie mich angerufen hat? Hast du mir etwa hinterher spioniert?“ Nun wurde er sauer, als ihm klar wurde, was L da getan hatte. Doch der sah ihn nur finster an und entgegnete kalt „Was blieb mir denn sonst übrig? Du verheimlichst mir, dass du dich mit einer Frau triffst, die zum einen umwerfend aussieht und dann noch Millionenerbin ist. Du bist doch selbst Schuld, weil du mir nicht gleich die Karten offen auf den Tisch gelegt hast.“ Nun wurde Beyond richtig sauer. Man hätte in diesem Augenblick wirklich Angst vor ihn bekommen können, denn er sah stark danach aus, als würde er gleich wieder in seine geisteskranke Seite verfallen, doch er konnte sich noch halbwegs beherrschen. Trotzdem änderte es nichts daran, dass er sauer wurde. Nein, er wurde nicht sauer, er war schon fast rasend vor Wut. „Du spionierst mir allen Ernstes hinterher? Hast du sie noch alle? Ich dachte, du vertraust mir. Du hättest vernünftig mit mir reden können, dann hätte ich dir doch alles erklärt!“

„Was denn bitteschön? Dass du schon seit Jahren etwas mit dieser Frau hast?“ Als Beyond das hörte, entgleisten ihm die Gesichtszüge. Er sah fassungslos und ein Stück weit auch angewidert aus. Und das irritierte L nun völlig. Wieso sah Beyond ihn so entgeistert an? „Spinnst du jetzt total?“ rief er und zeigte ihm den Vogel. „Warum sollte ich etwas mit meiner eigenen Schwester anfangen? Das ist doch krank!“ Jetzt kommt er mit dieser Nummer, dachte L und spürte, wie sich seine Brust schmerzhaft zusammenschnürte. Ohne es zu wollen, kamen ihm sogar Tränen. Warum nur war Beyond nicht endlich mal ehrlich zu ihm und kam stattdessen gleich mit der nächsten Lügengeschichte? „Hör doch endlich auf, mir etwas vorzumachen! Du hast doch keine Geschwister, Beyond! Diese Frau hat doch gar keine Ähnlichkeiten mit dir, also komm mir nicht damit.“

Fassungslos schüttelte der Serienmörder den Kopf, als er das hörte. Er konnte es einfach nicht glauben. Nicht nur, dass L ihm hinterher geschlichen war, er schnüffelte auch noch in seiner Familienakte rum. „Ich kann echt nicht glauben, dass du das getan hast, L. Zu deiner Information: Rumiko und ich sind nicht miteinander verwandt, das stimmt. Sie ist von meinen Eltern adoptiert worden, weil ihre Eltern sie wegen ihrer Shinigami-Augen verstoßen haben, als sie noch ein Baby war. Rumiko und ich sind gemeinsam aufgewachsen und nach dem Tod meiner Eltern voneinander getrennt worden. Während ich ins Waisenhaus kam, kehrte sie zu ihrer leiblichen Familie zurück. Hast du es jetzt kapiert, L? Ich habe allein deshalb nichts mit ihr, weil sie für mich wie eine große Schwester ist und sie hat sich um mich gekümmert, als meine Mutter aufgrund ihrer Depressionen nicht mehr in der Lage war, sich um uns zu kümmern. Sie ist wie eine Art Ersatzmutter für mich gewesen in all den Jahren und sie hat mich nach A’s Selbstmord aufgefangen, als ich niemanden mehr hatte. Ich bin kurz vor dem Zwischenfall mit Sam Leens einfach abgehauen und sie hat nach mir gesucht, weil sie sich Sorgen um mich gemacht hat.“ Mit dieser Wende hätte L nicht gerechnet. Rumiko war also damals von ihrer Familie verstoßen und von den Birthdays adoptiert worden und kehrte zu den Karasumas zurück, weil diese einen Spender für die an Leukämie erkrankte Yumiko brauchten? Hatte er wirklich so falsch gelegen und sich in seiner Eifersucht in irgendwelche Hirngespinste verrannt und damit die Beziehung zu Beyond endgültig aufs Spiel gesetzt? „Und der Grund, warum ich die Nacht bei ihr war, war einfach der, weil ich seit Nächten unter Alpträumen leide und einfach nur jemanden zum Reden brauchte. Und Rumiko war damals für mich da gewesen und hat mich vor meinem versoffenen Alten beschützt, wenn der mich verprügeln wollte. Sie hat mir Kraft gegeben, als A sich umgebracht hat, deshalb brauchte ich sie einfach zum Reden. Und überhaupt müsste es doch langsam mal in deinen Dickschädel reingehen, dass ich an Frauen nicht interessiert bin. Aber weißt du was? Das ist jetzt auch egal. Du kannst mir nicht vertrauen und spionierst hinter meinem Rücken meine Vergangenheit aus. Das habe ich nicht nötig und darauf habe ich auch keine Lust. Anscheinend wirst du mir wohl niemals vertrauen können und ich hab mich echt bemüht, dir zu beweisen, dass ich dich liebe und dich niemals hintergehen würde. Offenbar willst du mir einfach nicht glauben und in dem Falle sehe ich keine Zukunft mehr in unserer Beziehung.“ Sämtliche Farbe wich aus L’s Gesicht, als er das hörte. Was sollte das denn bedeuten? Wollte Beyond etwa wirklich mit ihm Schluss machen? Habe ich es dieses Mal wirklich zu weit getrieben und alles zerstört? L machte einen Schritt zurück und sah den Serienmörder fassungslos an. „Was… was willst du damit sagen?“ „Dass es vorbei ist, wenn sich nichts ändert. Ich bin ja wirklich geduldig mit dir, aber das hier geht eindeutig über die üblichen Zankereien hinaus. Wenn du mir nicht vertrauen kannst, dann hat das mit uns beiden keinen Sinn und ich habe echt keine Lust darauf, dass du mir bei jeder Gelegenheit hinterher spionierst.“ Damit stieß Beyond ihn zur Seite und verließ das Zimmer. Zuerst brauchte L einen Moment, aber dann realisierte er, dass der Serienmörder im Begriff war, abzuhauen und er musste ihn unbedingt aufhalten und die Dinge klarstellen. „Warte“, rief er und versuchte ihn am Arm festzuhalten, doch der BB-Mörder riss sich los und stieß L zurück, dann verschwand er durch die Haustür nach draußen.

Der Detektiv brauchte erst mal eine Weile, um sich von dem Stoß zu erholen, denn ihm wurde schwarz vor Augen und alles um ihn herum begann sich zu drehen. Ihm war heiß und sein Kreislauf machte schon wieder Probleme. Verdammt, warum nur musste er jetzt krank werden? Er musste Beyond aufhalten, bevor er wahrscheinlich noch für immer verschwand. Nur mit Mühe kam er wieder auf die Beine und schnappte sich seine Jacke, dann eilte er nach draußen. Doch leider kam genau das, was er befürchtet hatte: Beyond war bereits verschwunden und er wusste auch nicht, wo er ihn suchen sollte. „Beyond!“ Keine Antwort, er konnte ihn in dem Durcheinander auch nicht ausfindig machen. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als einfach zu suchen und darauf zu hoffen, ihn irgendwie zu finden. Also eilte er nach rechts und lief die Straße entlang. Überall hielt er Ausschau und rief nach ihm. So sauer hatte er Beyond das letzte Mal gesehen, als sie noch verfeindet waren und er ihm noch die Schuld an A’s Tod gab. Sie hatten sich niemals ernsthaft gestritten, es waren immer nur harmlose Zankereien gewesen, die zu ihrer Beziehung irgendwie dazugehörten. Aber nie war Beyond so sauer und vor allem verletzt gewesen wie vorhin. Ich hab es wirklich verbockt, dachte L und kämpfte wieder mit den Tränen. Verdammt noch mal. Nur wegen meinem Misstrauen und meiner Eifersucht habe ich alles aufs Spiel gesetzt und es endgültig zu weit getrieben. Dabei hatte Beyond es doch schon im Guten zu klären versucht, als ich ihn das erste Mal mit meiner Eifersucht sauer gemacht hatte. Spätestens da hätte ich doch endlich kapieren müssen, dass ich ihm vertrauen sollte. Und genauso hätte ich doch wissen müssen, dass er an Frauen kein Interesse hat, weil A doch auch ein Junge war und er mich liebt. Ich bin so ein verdammter Vollidiot und habe alles kaputt gemacht.

Er lief weiter und sah sich hastig um, konnte aber nirgendwo ein Zeichen von Beyond entdecken. Wo könnte er denn nur hingegangen sein? L versuchte zu überlegen, wo er am besten nachsuchen könnte, kam aber leider auf keine Antwort. Beyond war nicht der Typ Mensch, der irgendwo bevorzugt hinging und wenn, dann war er lieber alleine und das war in einer Großstadt wie Tokio auch nicht gerade einfach. Es gab einfach zu viele Möglichkeiten, sich für ein paar Stunden oder sogar tagelang zu verstecken. L erreichte schließlich einen Park und wurde von einem erneuten Schwindelanfall gepackt. Ihm wurde schlecht, alles Blut schien aus seinem Körper gewichen zu sein und kurzzeitig wurde ihm schwarz vor Augen, dann brach er zusammen.
 

Beyond wollte eigentlich in ein Cafe, um sich dort erst einmal einen Drink zu gönnen, doch da erhielt er auf halbem Wege einen Anruf von Rumiko und nahm diesen erst einmal an. Eigentlich war er nicht wirklich in der Stimmung für ein Gespräch, aber er wollte den Anruf auch nicht ignorieren. Wenn irgendetwas war und sie Probleme hatte, wollte er es zumindest wissen. Sollte ihr oder Jamie etwas passiert sein und er ging nicht ans Handy, würde er sich das nicht so schnell verzeihen können. „Hey Rumiko, was ist?“ Sie klang total aufgelöst und brachte kaum ein Wort zustande. Er hatte alle Mühe, sie zu beruhigen und zu erfahren, was denn nun passiert war. „Rumi, jetzt atme tief durch und erzähl mir, was passiert ist.“ Sie brauchte einen kurzen Moment und erklärte dann mit immer noch zitternder Stimme „Jamie ist verschwunden und ich kann ihn nicht finden. Wir waren beide am Kanrei-Schrein und ich bin nur kurz ausgetreten, da war er nicht mehr da. Ich hab den Schrein und das Gelände nach ihm abgesucht, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt. Was ist, wenn ihm etwas zugestoßen ist?“

„Hast du schon versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen?“

„Ja, aber er geht nicht ran. Ich fürchte, er muss es mal wieder vergessen oder vielleicht auch verloren haben.“ Rumiko war völlig durch den Wind und das konnte er ihr kaum verübeln nach all den Dingen in der Vergangenheit, die geschehen waren. Normalerweise war Rumiko eine starke Frau, aber wenn es um Jamie ging, da war sie das reinste Nervenbündel und musste mit viel Mühe beruhigt werden. Zugegeben: dass Jamie verschwunden war, das war beunruhigend, vor allem weil er kein einziges Wort Japanisch sprach und sich somit nicht vernünftig verständigen konnte. Er kannte sich nicht in Tokio aus und war darum auch völlig orientierungslos. Und der arme Kerl brachte sich sowieso ständig irgendwie in Schwierigkeiten, wenn man nicht auf ihn aufpasste. Außerdem war er ein besonderer Fall und deshalb war es auch ein entsprechender Notfall, auch wenn bis jetzt nichts darauf hindeutete, dass er in ernsthaften Schwierigkeiten stecken könnte. „Ist seine Lebenszeit abgelaufen?“ „Nein“, antwortete Rumiko und versuchte sich zu beruhigen, aber sie schaffte es einfach nicht. „Er wird nicht sterben, aber trotzdem habe ich Angst, dass er an irgendwelche Leute geraten könnte. Du weißt doch, wie er ist. Was, wenn er an die Yakuza oder an irgendwelche dubiosen Menschenhändler gerät?“

„Jetzt hör auf, dich verrückt zu machen. Sag mal, wo bist du gerade?“

„Am Tokio Tower.“

„Okay. Du gehst zum Hotel zurück und wartest dort, falls Jamie dorthin zurückkehren sollte. Ich werde mich selber auf die Suche nach ihm machen und mich an die Polizei wenden. Wenn ich denen die Sache erkläre, werden die schon irgendwie helfen können. Wenn ich ihn gefunden habe, rufe ich dich an.“

„Nein, Beyond! Es wäre besser, wenn wir beide nach ihm suchen, dann finden wir ihn schneller.“ Wenn Rumiko so aufgewühlt war wie jetzt, war sie kaum in der Lage, klar und logisch zu denken. Sie wollte nicht untätig im Hotel warten und mit dem Gedanken leben, dass Jamie irgendwo da draußen sein und orientierungslos durch die Gegend irren könnte, bis ihm schlimmstenfalls noch etwas passierte. Aber Beyond musste ihr klar machen, dass einer im Hotel warten musste und er konnte in der Situation weitaus besser einen klaren Kopf bewahren als sie. Zwar war er immer noch stinksauer wegen L, aber Jamie hatte jetzt erst einmal Vorrang. Er musste Rumiko helfen, wegen dem Streit konnte er sich noch später Gedanken machen. „Tu was ich sage, Rumiko. Es bringt jetzt nichts, wenn du durchdrehst, okay? Jamie wird jetzt als Erstes versuchen, zum Hotel zurückzukommen und dann macht es auch keinen Sinn, wenn niemand da ist. Ich kenne mich hier etwas besser aus als du, vertrau mir einfach.“

Immer noch schluchzte sie leise, dann aber atmete sie tief durch und murmelte „Okay, ich geh ins Hotel zurück.“ Damit beendete Beyond das Gespräch und machte sich schließlich auf den Weg. Irgendwie wurde der Tag immer beschissener…



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