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Last Desire 3

L x BB
von

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Ein alter Bekannter?

Obwohl die Heizung an war und L es sich unter dem Kotatsu bequem gemacht hatte, war ihm irgendwie kalt und egal was er machte, er konnte sich nicht richtig aufwärmen. Draußen hatte es längst aufgehört zu schneien, trotzdem hatte er das Gefühl, als würde da draußen Eiszeit herrschen. Diese Kälte konnte er einfach beim besten Willen nicht ab. Außerdem fühlte er sich immer noch wie gerädert von der letzten Nacht und obwohl ihm nichts wehtat, hatte er das Gefühl, mal wieder Hochleistungssport betrieben zu haben. Auch sonst fühlte er sich irgendwie ein wenig seltsam, allerdings konnte er nicht genau sagen, was mit ihm nicht stimmte. Er fühlte sich irgendwie manchmal etwas benommen, konnte sich schlecht konzentrieren und ihm fehlte jegliche Energie. Ob das vielleicht vom Sex kam? Beyond übertrieb es ja auch jedes Mal wieder aufs Neue und da war es auch kein Wunder, dass er sich so fühlte. Oder bekam er vielleicht eine Erkältung? L konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal krank war. Nun gut, er hatte die üblichen Krankheiten wie Windpocken und Masern in der Kindheit gehabt, aber ansonsten war er bis jetzt immer verschont geblieben. Mit Sicherheit war es nichts und er bildete sich das nur ein.

Da der Kotatsu nicht wirklich weiterhalf, stand L auf und verließ das Zimmer. Gleich schon als er die Tür öffnete, hörte er wieder diese eine vertraute Melodie auf dem Klavier spielen. Dieses Lied, welches ihn immer an damals erinnerte, als es geschneit hatte. In der letzten Zeit hörte er Beyond oft am Klavier spielen, seit sie nach Japan gekommen waren. Es half ihm, diese schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten, die er durch Clear erleben musste. Dieser hatte ihn immer wieder gefoltert, erniedrigt, gequält und vergewaltigt und ihm Dinge angetan, wovon einigen schlecht werden konnte. Zwar waren die meisten seiner körperlichen Verletzungen vollständig verheilt, aber seelisch hatte er manchmal noch damit zu kämpfen. Zwar hatten sie darüber gesprochen und L hatte ihm klar gemacht, dass er trotz allem für Beyond da sein würde, aber es würde trotzdem noch seine Zeit brauchen, bis er das alles verarbeitet hatte. L ging in den Wintergarten, wo Beyond „Walking in the Air“ von George Winston spielte. Stumm setzte sich der Detektiv mit den Pandaaugen auf eines der Sofas und hörte ihm zu. Beyond selbst war so vertieft in sein Spiel, dass er ihn gar nicht bemerkte, bis er zu Ende gespielt hatte und ihn auf dem Sofa sitzen sah. Erstaunt hob er die Augenbrauen und fragte „Was machst du denn hier?“ „Zuhören“, antwortete L und sah ihn wie immer mit diesen großen Augen an, die von dunklen Schatten umrandet waren. In der letzten Zeit sahen seine Augenringe nicht mehr wie schwarze Schluchten aus, was daher rührte, weil er inzwischen deutlich länger schlief als gewöhnlich. Meist hatte er das allein Beyond zu verdanken. Doch offenbar schien da trotzdem etwas nicht zu stimmen, da der Serienmörder ihn ein wenig besorgt ansah. „Irgendwie siehst du ein klein wenig blass aus, L. Geht es dir gut?“ Ihm entgeht aber auch wirklich gar nichts, dachte der Detektiv und begann an seiner Daumenkuppe zu knabbern. Als könnte er mich wie ein Buch lesen. „Nun ja, ich bin wahrscheinlich noch ein klein wenig erschöpft.“ Doch Beyond wollte sich ein eigenes Bild machen und ging zu ihm hin. Vorsichtig schob er die Haare aus L’s Gesicht und legte seine Stirn auf die des Detektivs. Dass diesem das Herz zu rasen begann, war dabei nur zu erwarten gewesen. „Hm“, sagte Beyond und ging wieder auf Abstand. „Wahrscheinlich brütest du gerade eine Erkältung aus. Bei dem Wetter ist das ja auch kein Wunder.“ Na super, ich krieg also eine Erkältung, dachte L und legte eine Hand auf seine Stirn, um sich selber noch mal zu überzeugen. Nun, seine Stirn fühlte sich schon deutlich wärmer als sonst an. Aber vermutlich war seine Hand einfach zu kalt. Es war wohl besser, er beobachtete das erst mal eine Weile. „Wenn du willst, kann ich ja Krankenschwester spielen. Ich glaub, ich kann sogar ein passendes Kostüm auftreiben.“

„Kannst du auch ein Mal nicht an irgendwelche perversen Spiele denken?“

„Kannst du auch ein Mal Spaß verstehen?“ Damit kniff Beyond ihm scherzhaft in die Wange und setzte sich zu ihm. Ihr gemeinsamer Alltag bestand aus diversen Momenten, in denen sie sich gegenseitig auf die Palme brachten und dann wiederum gab es auch Augenblicke, wo sie wie ein unzertrennliches Paar waren. Was sich liebt, das neckt sich. Und auf L und Beyond traf das besonders zu. Schließlich erklärte Beyond nach seinem etwas dämlichen Kommentar mit dem Schwesternoutfit „Ich hab ein Medizinstudium gemacht. Und da Hester sowieso in Amerika ist und nicht gleich für jeden Kleinkram nach Japan düsen kann, da kann ich mich doch genauso gut um deine kleinen Wehwehchen kümmern. Oder vertraust du mir nicht?“

„Nach der gestrigen Aktion traue ich die keinen Millimeter mehr über den Weg.“

„Mann, bist du nachtragend, mein Lieber. Na komm, der Onkel Doktor wird erst mal nachschauen, was du hast.“ Damit stand der BB-Mörder auf und L folgte ihm wortlos. Es gab im Haus ein Zimmer, welches extra für den Fall eines Notfalls eingerichtet worden war und Hester herkommen und einen Eingriff vornehmen musste. Hier gab es alle möglichen medizinischen Geräte für den Fall, wenn eine Untersuchung, oder ein Eingriff von Nöten war. Da sie wusste, dass Beyond schon einige Kenntnisse im medizinischen Bereich besaß, hatte sie die Ausrüstung da gelassen. Wortlos setzte sich L und beobachtete, wie Beyond einige Geräte aus dem Schrank holte. Doch obwohl er wusste, dass es sich um eine ganz harmlose und normale Untersuchung handelte, so ließ ihn das Gefühl einfach nicht los, als würde dieser Schwerenöter etwas im Schilde führen. Und als Beyond auch noch sagte „L, zieh mal den Pullover aus“, da fühlte er sich in seinem Verdacht bestätigt und misstrauisch beäugte er ihn. Doch dem Serienmörder fehlte dafür das Verständnis. „Wieso guckst du mich so an? Glaubst du etwa, ich hätte irgendwelche Hintergedanken?“ „Bei dir weiß man ja nie…“ Und da konnte Beyond wenig entgegensetzen. Doch L zog trotzdem den Pullover aus und ließ sich untersuchen. Und tatsächlich machte der BB-Mörder eine ganz normale Untersuchung und schien wirklich nicht den geringsten Hintergedanken gehabt zu haben. „Offenbar wirklich nur eine Erkältung. Du solltest vielleicht mal etwas kürzer treten.“

„Das gilt dann ja wohl besonders für dich. Du bist ja immerhin derjenige, wegen dem ich jedes Mal kaum aufstehen kann, weil ich so gerädert bin.“ Damit zog L seinen Pullover wieder an, blieb aber noch sitzen und wartete, bis Beyond alles wieder weggeräumt hatte. „Hab’s ja verstanden. Ich geh aber gleich zur Apotheke und besorg dir etwas gegen Erkältung. Du hast eine leicht erhöhte Temperatur. Zwar noch kein Fieber, aber ich fürchte, da kommt vielleicht noch was.“ Beyond schien sich offenbar ziemlich sicher in seiner Diagnose zu sein. Naja, zumindest war es beruhigend zu wissen, dass er sich schon mal mit so etwas auskannte. L verabscheute alle Arten von Ärzten auf dieser Welt und traute diesen Medizinern nicht über den Weg. Hester war die einzige Ausnahme, aber auch nur, weil sie genau wusste, wie sie mit ihm umzugehen hatte. Doch sie war auch nicht immer zur Stelle. Besonders nicht, seit er zusammen mit Beyond und Watari nach Japan gezogen war. Irgendwie war es schon ein seltsames Gefühl, dass sich jetzt jemand anderes um ihn kümmerte als Hester. Und dann ausgerechnet Beyond. So schlecht fand er den Gedanken ja nicht, wenn er nur nicht immer befürchten müsste, dass der Kerl irgendetwas im Schilde führte.

Sie gingen ins Wohnzimmer, wo Watari einen Tee vorbereitet hatte. Auch dem Engländer entging nicht, dass L ein klein wenig angeschlagen wirkte und fragte besorgt nach. „Nichts Ernstes, nur eine Erkältung“, entgegnete Beyond kühl und gab genauso wie L einen Zuckerwürfel nach dem anderen hinein. Es war immer wieder seltsam zu sehen, wie sehr sich Beyonds Charakterzüge unterschieden. Gegenüber L war er liebevoll, frech, offen, aber auch schadenfroh und provokant. Anderen Menschen gegenüber verhielt er sich vollkommen verschlossen, kühl, abweisend und hatte nur selten für sie irgendwelche Freundlichkeiten übrig. Hester war inzwischen eine Ausnahme, weil sie ihm nach der Vergewaltigung durch Sam und Clear beigestanden und ihm geholfen hatte. Aber Watari und alle anderen Menschen auf dieser Welt konnte er nicht ab. Er war ein Menschenhasser durch und durch und hatte mal zu L gesagt „Gegen die Menschheit an sich hab ich ja nichts, es ist nur der Mensch, den ich so widerlich finde.“ Und in der Hinsicht würde er sich niemals ändern. Er wollte es auch nicht und solange L bei ihm war, brauchte er niemanden auf der Welt. Nun ja… bevor er und L zusammengekommen waren, war da noch jemand gewesen, an den er sich wenden konnte, als er ganz alleine war und nach A’s Selbstmord jemanden brauchte, der ihn wieder aufbauen konnte. Aber… von dieser Person hatte er schon seit einiger Zeit nichts mehr gehört. Nicht, seitdem sie ihm geholfen hatte, aus dem Gefängnis zu fliehen, indem er vorgetäuscht hatte, von Kira getötet worden zu sein. Schon merkwürdig dass er gar nicht mehr an sie gedacht hatte.

L bemerkte, dass er mit den Gedanken irgendwie woanders war und fragte „Woran denkst du gerade?“ Doch Beyond entschloss sich, erst mal nichts zu sagen und grinste nur. „Na woran denn wohl?“ Daraufhin verzog L die Miene und blitzte ihn unheilvoll an. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Das machte er immer so, wenn er von Beyond irgendwie in Verlegenheit gebracht wurde und dann dementsprechend eingeschnappt war. Eben weil Beyond wusste, dass es nichts zu bedeuten hatte, kümmerte ihn dieser Blick wenig. Er behielt seine gute Laune. Nachdem er seinen Zuckertee ausgetrunken hatte, machte er sich auf dem Weg. Zwar hätte er genauso gut Watari schicken können, aber er hatte keine Lust, den ganzen Tag nur im Haus zu hocken und noch den Budenkoller zu kriegen. Immer, wenn er diese Stille um sich herum hatte und er alleine war, kamen jene Erinnerungen wieder, die er so sehr verdrängen wollte. Die Erinnerungen an die Hölle, in welche dieser kranke Psychopath Clear ihn hinabgezerrt hatte, um ihm dort seine Welt der Folter, Schmerzen und des Wahnsinns zu zeigen und ihn zu einem Teil davon zu machen. Beyond hatte zwar schon mit L darüber gesprochen und wusste, dass dieser ihn niemals im Stich lassen würde, aber manchmal hatte er schon wieder diesen Wunsch danach, sie wiederzusehen und mit ihr darüber zu sprechen: jene Person, die für ihn da war, nachdem das grausame Schicksal ihn A weggenommen hatte. Aber er war jetzt in Japan und der Abstand war mit Sicherheit viel zu groß. Völlig ausgeschlossen, dass sie einander so schnell wieder sehen würden. Er zog sich seine Jacke an und wollte gerade gehen, da ging eine Vibration durch seine Hosentasche. Überrascht holte er sein Handy heraus und bemerkte, dass er eine SMS erhalten hatte. Und diese war ausgerechnet von ihr! L, der ihn noch begleitet hatte, um ihn zu verabschieden, war ebenfalls überrascht und bemerkte „Ich wusste gar nicht, dass du ein Handy hast.“ Beyond sah ihn nicht an, sondern öffnete sofort die Mitteilung die ihm geschickt worden war. Es wurde um ein Treffen gebeten.

„Ich habe es schon seit Jahren. Da ist aber sowieso nur eine Nummer eingespeichert.“

„Und welche?“ fragte der Detektiv mit den Pandaaugen misstrauisch, denn irgendwie hatte er ein Problem damit, dass Beyond ein Handy hatte und er nichts davon gesagt hatte. Und da war nur eine Nummer drauf? Wieso das denn bitteschön? Wer war denn so wichtig für ihn, dass er nur deswegen dieses Handy hatte? L konnte sich nicht helfen, aber er hatte einfach ein Problem damit. „Von einem alten Bekannten, der mir geholfen hat, aus dem Gefängnis abzuhauen. Er bittet kurzfristig um ein Treffen. Du hör mal L, ich komm etwas später wieder zurück, okay? Ich denk aber an die Medikamente. Bis später!“ Damit stürmte der BB-Mörder regelrecht aus dem Haus und L sah ihm noch schweigend nach. Ein alter Bekannter? So wirklich wollte er das nicht glauben, denn welcher alte Bekannte war Beyond so wichtig, dass er sich sofort mit ihm treffen musste? Und dann ausgerechnet der Serienmörder und Misanthrop Beyond Birthday, dem die Menschen ein Ekel waren. L spürte, wie der Ärger in ihm hochkam und selbst eine Stunde später sollte es ihm keine Ruhe lassen. Er wollte es wissen. Welcher Mensch war Beyond bitteschön so dermaßen wichtig, dass er ihn unbedingt sofort treffen wollte? Oder war es ein Notfall? Steckte er vielleicht in Schwierigkeiten? Wenn dem so war, hätte er doch etwas sagen können. L’s Gedanken kreisten immer und immer wieder nur um dieses eine verdammte Thema und es machte ihn einfach neugierig. Er wollte unbedingt wissen, wer der ominöse Bekannte war und ob Beyond vielleicht… nein, völlig ausgeschlossen! Zwar war Beyond hinterhältig, aber er würde niemals untreu werden. Mit wem denn auch, wenn er jeden auf der Welt hasste? Ach, es war doch zum Verrücktwerden. L ging wieder ins Wohnzimmer und wollte nachsehen, ob es wieder einen interessanten Fall gab, aber schon als er die erste Akte in die Hand nahm, musste er feststellen, dass das nicht ganz möglich war. Egal was er auch tat, er konnte diese eine Szene nicht vergessen, als Beyond total überrascht war, eine SMS bekommen zu haben. Eine SMS auf einem Handy, auf welchem nur eine einzige Nummer eingespeichert war. Warum hat er mir nichts davon gesagt und wer ist diese Person? L begann zu ahnen, dass dieser Zustand der inneren Unruhe noch länger anhalten würde und seine einzige Chance darin bestand, sich Klarheit zu verschaffen. Aber sollte er Beyond wirklich hinterherspionieren und damit riskieren, den nächsten Streit vom Zaun zu brechen? Beyond war nicht blöd, er merkte sofort, wenn er beobachtet wurde, dafür hatte er nämlich ein besonderes Gespür. Und wenn er merkte, dass es L war, dann war erst mal Zoff angesagt. Das wollte er lieber nicht riskieren. Also blieb in diesem Falle wohl nichts anderes übrig, als zu warten, bis Beyond wieder zurück war und ihm näheres erzählte. Aber andererseits… wenn Beyond ihm schon gerade nichts gesagt hatte, konnte er doch sicherlich davon ausgehen, dass er nach seiner Rückkehr auch nicht sonderlich viel erzählen würde. Wieso diese Heimlichtuerei? Es ließ L einfach keine Ruhe. Er musste verdammt noch mal wissen, wer dieser ominöse Bekannte war, mit dem sich Beyond unbedingt treffen wollte. Was tun? Was tun?

„L, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Erst jetzt bemerkte der Detektiv, dass Watari ja da war. L seufzte und kratzte sich am Kopf. „Irgendwie kann ich mich nicht konzentrieren. Beyond verschweigt mir, dass er ein Handy hat und dann ist da auch nur eine einzige Nummer drauf. Und urplötzlich kriegt er eine Nachricht von einem alten Bekannten, den er jetzt unbedingt treffen muss. Das lässt mir einfach keine Ruhe.“ Der alte Mann betrachtete ihn nachdenklich und nickte schließlich. „Und wenn Sie einfach nachher mit Beyond darüber sprechen?“ „Er hat vorhin schon so geheimnisvoll getan, da wird er sicherlich nicht so schnell mit der Sprache rausrücken. Das Beste wäre vermutlich, selbst nachzusehen. Es genügt mir allein schon, wenn ich das Gesicht dieser Person sehe. Dann wird Beyond sicherlich auch nichts bemerken.“

„Dann fahre ich schon mal den Wagen vor.“ Damit stand L’s Entschluss fest. Er wollte sehen, mit wem sich Beyond traf und ob er irgendetwas zu befürchten hatte.
 

… Befürchten? Was denn bitteschön? Dass ausgerechnet Beyond eine Affäre hätte? Das war doch vollkommen bescheuert. Beyond war zwar in einigen Sachen nicht gerade vertrauenswürdig, aber er war definitiv nicht jemand, der sofort fremdgehen würde. Immerhin hatte er für die Menschen nichts übrig. L merkte gerade selber, dass er ziemlich unfair Beyond gegenüber war. Dieser hatte ihm schon oft genug bewiesen, dass er ihn liebte und L unterstellte ihm doch tatsächlich, dass er ihm untreu werden könnte.
 

Das Beste war wirklich, er folgte Beyond, sah nach, mit wem er sich traf und kehrte dann einfach nach Hause zurück. Dann hatte er seinen Seelenfrieden und konnte sich endlich wieder auf seine Arbeit konzentrieren. Ja, das war die beste Lösung. Also schnappte sich L seine Jacke, da es draußen eisig kalt war und ging zum Wagen. Watari hatte den Wagen bereits vorgefahren und L stieg ein. Immer noch haderte er noch ein wenig, ob es wirklich eine gute Idee war, Beyond nachzustellen und seine Bekanntschaft auszuspionieren. Wenn das ans Tageslicht kam, konnte er sich auf gehörigen Ärger gefasst machen, denn das würde Beyond ihm sicher nicht so schnell verzeihen. Aber L hatte leider ein Problem damit, dass er ein neugieriger und furchtbar misstrauischer Mensch war. Naja, wenn sich herausstellte, dass alles ganz harmlos war und dieser Bekannte keine Gefahr darstellte, brauchte er sich ja keine Sorgen zu machen. Doch was sollte er tun, wenn er Pech hatte und dieser Bekannte eine Gefahr darstellen könnte, weil er… tja, was? Etwa, weil er gut aussehen könnte? Nein, das spielte für Beyond keine Rolle. Auch wenn L es nicht gerade gerne zugab, er war keine Schönheit. Sein schwarzes Haar war stets unfrisiert, er hatte dicke Augenringe und attraktiv sah er nicht gerade aus. Aber was genau zählte denn für Beyond, dass er sich auch verliebte? L dachte nach und versuchte sich daran zu erinnern, wie A immer beschrieben worden war. Immerhin war dieser ja Beyonds erste große Liebe. A war einfühlsam, hilfsbereit und talentiert gewesen. Außerdem hatte er Beyond immer helfend zur Seite gestanden und Rue Ryuzaki erschaffen, damit Beyond das Monster unter Kontrolle halten konnte. L konnte nicht wirklich behaupten, dass er sonderlich viel mit A gemeinsam hatte. In Gefühlssachen war er nicht gerade die hellste Leuchte, er ging viele Probleme auch etwas unbeholfen an und fast jedes Mal gab es kleine Zankereien zwischen ihnen, weil sie oft genug verschiedene Ansichten hatten. Also war es nur verständlich, dass L schon mal hinterfragte, wieso sich Beyond ausgerechnet in ihn verliebt hatte. Vielleicht lag es ja daran, weil er nach A der einzige Mensch war, der Beyond so lieben konnte, wie er wirklich war. Ja, er sah in ihn nicht einfach nur einen gruseligen Freak, oder ein Monster. Er sah in ihn einen Menschen, der sich nach Liebe und Verständnis sehnte. Durch sein Shinigami-Augenlicht war seine Welt anders. Der Tod gehörte für ihn zum Leben dazu und war sein ständiger Begleiter und das spürten die Leute um ihn herum, weshalb sie ihn mieden. L mied ihn nicht. Er sah hinter die Fassade des kalten Menschenhassers, der alle auf Abstand hielt, um nicht schon wieder verletzt zu werden. Nach dem Tod seiner Eltern war Beyond einfach nicht mehr in der Lage, Menschen an sich heranzulassen, weil er genau wusste, wann sie sterben würden. Und da diese spürten, dass er nicht normal war, schubsten sie ihn herum und behandelten ihn wie einen Freak oder einen Außenseiter. Und das führte dazu, dass Beyond nur noch Abscheu für die menschliche Rasse übrig hatte. Doch trotzdem hatte er sich verliebt. A hatte ihm gezeigt, dass es auch Menschen gab, die ihm helfen wollten und das hatte dazu geführt, dass Beyond sich ihm öffnen konnte. Aber was war der Grund gewesen, wieso er sich ausgerechnet in L verliebte, der kaum etwas von dem hatte, was A besessen hatte? Genau das begann ihn zu beschäftigen. Ja, es verunsicherte ihn sogar ein Stück weit und so blieb ihm nichts anderes übrig, als mehr über den mysteriösen Bekannten herauszufinden und zu sehen, ob Beyond ihn genauso behandelte wie all die anderen Menschen.
 

Doch was würde L tun, wenn er erkannte, dass Beyond diesen Bekannten gerne hatte und für ihn Sympathien übrig hatte? Daran wollte er lieber nicht denken. Natürlich würde er es ihm gönnen, wenn er irgendwie seinen Hass auf die Menschen begraben und soziale Kontakte knüpfen konnte, trotz seines Augenlichts. Aber trotzdem war ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken. Vielleicht weil er Angst hatte, dass Beyond jemanden finden könnte, den er dann mehr liebte? Hatte er denn wirklich so wenig Vertrauen in ihn, dass er ihm deshalb hinterher schnüffeln musste? Ich bin wirklich das Letzte, dachte L und seufzte niedergeschlagen. Ich sollte besser nach Hause fahren und mit Beyond in Ruhe sprechen. Doch aus dem Vorhaben wurde nichts, als Watari sagte „Wir sind da.“ Der Detektiv mit den Pandaaugen sah auf und entdeckte Beyond, der vor einem Cafe stand. Er sah sich suchend um und schien bereits eine Weile zu warten. Sein Bekannter verspätete sich offenbar. Nein, doch nicht. Er sah, wie Beyond aufsah und sich zur Seite wandte. Seine Augen wurden groß und er… er lächelte. Verdammt, er strahlte übers ganze Gesicht und seine Augen leuchteten regelrecht. L, der von der anderen Straßenseite aus zuschaute, sah, wie der Serienmörder auf jemanden zuging und im selben Moment warf sich ihm eine Frau um den Hals.
 

Eine Frau… eine blondhaarige groß gewachsene Frau in seinem Alter… mit einer atemberaubenden Figur und einem bildhübschen Aussehen. Der Traum eines jeden Mannes…
 

…und somit L’s wahr gewordener Alptraum. Seine schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten.



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