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Between Heaven and Hell

von

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Notlösung

Sie hatten noch eine ganze Weile zusammen so da gesessen, und Rebecca und Barry hatten nun auch davon berichtet, wie Piers nach Chris' Tod zu ihnen gefahren war, und was sie über die aktuelle Lage der B.S.A.A. herausgefunden hatten.

Es war nicht viel, aber es sah in der Tat so aus, als würde jemand von außerhalb die B.S.A.A. kontrollieren und unterwandern.

Nichts jedoch deutete daraufhin, dass es sich bei dieser Person um Wesker handelte.

Es schien, als gäbe es tatsächlich noch einen weiteren Feind, was die ganze Sache nicht unbedingt leichter machte.

Und noch immer war nicht klar, warum niemand von der B.S.A.A. selbst etwas zu unternehmen schien, warum man sich nicht mit ihnen in Verbindung gesetzt hatte. Abgesehen von den Versuchen, an Piers ran zu kommen.

Bei diesen Gedanken wanderte Chris' Blick wieder zu dem Jüngeren, und ein trauriges Seufzen kam über seine Lippen.

Das alles war wirklich nicht fair, das hatte Piers nicht verdient.

Wieso wurde er so sehr für seine Heldentat bestraft?

Warum konnte es nicht einmal wirklich gut für den jungen Soldaten laufen?

Als sie her gekommen waren, hatte Chris gehofft, dass ihnen nun wirklich einige Tage Ruhe blieben, um gemeinsam ein wenig die Zeit zu genießen und sich noch etwas näher zu kommen.

Doch daraus war nichts geworden, und nun musste der Ältere ein weiteres Mal um das Leben seines Freundes bangen.
 

Seit Rebecca und Barry zu ihnen in die verbrannte Stadt gekommen waren und Piers zu atmen aufgehört hatte, hatte sich der junge Soldat nicht mehr gerührt.

Er lebte, und mittlerweile atmete er auch wieder halbwegs kräftig und regelmäßig, doch er befand sich in tiefster Bewusstlosigkeit, und das Fieber hielt sich konstant und schwächte ihn immer weiter.

Chris wusste einfach nicht, was er tun sollte.

Wesker war ihnen immer einen Schritt voraus, und obwohl er sie alle schon längst hätte töten können, hatte er sich dazu entschieden, weiterhin nur seine Spielchen mit ihnen zu treiben.

Konnten sie ihn überhaupt jemals bezwingen?

Oder war es ohnehin vollkommen unmöglich und schlauer, einfach vor dem Blonden weg zu laufen?

Aber wohin?

Die B.S.A.A. hatten sie auf dem Weg nach Kanada abschütteln können, Wesker jedoch hatte sie selbst hier gefunden.

Nein, es gab kein Entkommen, nicht vor ihm.

Und nun schienen sie es auch noch mit einem weiteren Feind zu tun haben, einem, der vermutlich ebenso schlimm und gefährlich war wie der ehemalige S.T.A.R.S.-Captain.

Noch einmal seufzte Chris, und er drückte die Hand des Bewusstlosen, die er nun wieder in seine eigene genommen hatte.

Auf Rebecca und Barry achtete er nicht wirklich, und die Beiden saßen auch nicht mehr bei ihnen, sondern hatten sich daran gemacht, ihren Einkauf zu holen und in der Küche in Kühlschrank und co. zu verteilen.

Gleich würden sie erst einmal etwas Leckeres kochen, das tat ihnen allen gut, und mit etwas im Magen würde es ihnen gleich besser gehen.

Natürlich waren Angst, Sorge und Unsicherheit dadurch nicht einfach verschwunden, aber vielleicht konnten sie sich dann etwas überlegen.

Irgendetwas mussten sie doch tun können.

Ob es möglich war, Jill zu kontaktieren?

Aus irgendeinem Grund hatte keiner von ihnen bisher daran gedacht.

Es war alles so schnell gegangen, dass nie wirklich Zeit gewesen war, weitere Hilfe dazu zu holen.

Und als Chris und Piers nach Alaska gefahren waren, hatten Rebecca und Barry ohne die Erlaubnis des Soldaten auch nicht einfach irgendwem alles erzählen wollen. Nicht einmal Jill, wenn Chris es nicht selber wollte.
 

Doch nun standen die Dinge ein wenig anders, und sie kamen alleine einfach nicht weiter.

Chris war infiziert, Wesker war wieder da, und Piers hatte durch das Gift und das Virus in seinem eigenen Körper schwer zu kämpfen.

Wenn sie ihn nun doch in ein Krankenhaus brachten, fanden die Ärzte heraus, was mit ihm los war, und dann würde man ihn unter Quarantäne stellen und im schlimmsten Fall in die USA zurück bringen.

Das war also noch immer zu riskant.

Doch wenn sie nichts taten, wenn sie dem Scharfschützen nicht halfen...

Dann würde er sterben.

Und auch, wenn niemand von ihnen das bisher laut ausgesprochen hatte, wussten sie es doch alle.

Es sah alles andere als gut aus für Piers.

Er brauchte Hilfe. Hilfe, die sie ihm nicht bieten konnten.

Aber selbst wenn sie Jill kontaktierten, und diese ihnen ihre Hilfe zusagte...

Bis sie hier sein konnte, war es vermutlich ohnehin längst zu spät.

Sie konnten versuchen, in ein Krankenhaus einzubrechen, unbemerkt irgendwie rein zu kommen, aber ohne zu wissen, was für ein Gift Wesker benutzt hatte, brachte auch das reichlich wenig.

Und wenn das Virus doch alleine gegen dieses Gift ankam, so wie Rebecca es gehofft hatte?

Irgendetwas war ja eindeutig passiert.

Das Virus und das Gift hatten reagiert, nur nicht ganz so, wie sie es eigentlich gehofft hatten.

Dauerte es vielleicht einfach ein wenig?

Sollten sie abwarten und einfach darauf vertrauen, dass Piers schon stark genug sein würde?

Und wenn er es nicht war? Wenn sie durch das Warten wertvolle Zeit verschwendeten?

Der Körper des jungen Soldaten war geschwächt, nicht nur von der Verletzung und von Weskers Gift.

Nach wie vor waren die Ereignisse im Labor der B.S.A.A. nicht allzu lange her.

Dazu war die Trauer um Chris gekommen, die psychische Belastung, das zwanghafte Wachhalten mit literweise Kaffee, als Piers sich auf den Weg zu Barry und Rebecca gemacht hatte.

Und nun hatte Chris ihm ein Messer mit Gift in die Brust gerammt.

Es war ein Wunder, dass Piers das wirklich überlebt hatte, und vermutlich verdankte er das einzig und allein dem C-Virus in seinem Körper.

Doch selbst mit der Dosis, die er durch Chris' Blut dazu bekommen hatte, schien das Virus nicht viel zu tun, und auch die Wunde machte noch keine Anstalten, wirklich zu heilen.

Der feste Verband stoppte die Blutung ein wenig, doch man sah bereits eine leicht rote Verfärbung des sonst weißen Stoffs.
 

Piers würde nicht mehr lange durchhalten, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnten.

Warum passierte das alles?

Hatten sie noch nicht genug gelitten? Hatten sie noch nicht genug getan?

Wieder stellte sich Chris all diese Fragen, und er fragte sich auch, warum gerade sie in dieses Leben gestolpert waren.

Normaler Krieg war eine Sache. Grausam, aber verkraftbar.

Aber was er damals im Raccoon Forest erlebt hatte, das war schlimmer gewesen als jedes gewöhnliche Schlachtfeld.

Zombies, BOWs, mutierte Hunde, das war etwas, das man sich am Lagerfeuer erzählte, um einander Angst zu machen.

Aber doch nichts, das man wirklich erlebte.

Aber sie hatten es erlebt, und das war erst der Anfang gewesen.

Mittlerweile hatte Chris Kreaturen gesehen, die sich andere Menschen nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen vorstellen konnten.

Und das, obwohl mittlerweile sehr viele Menschen mehr oder weniger Bescheid wussten.

Was man in Tall Oaks oder Edonia noch halbwegs hatte verbergen können, war in China ans Licht gekommen.

Zu groß war der Ausbruch gewesen, zu viele Menschen hatten es miterlebt.

Und einige hatten es, zum Glück, auch überlebt.

Aber es waren nicht viele gewesen, und wenn er an Leons Worte dachte, daran, wie viele tote Menschen alleine er genannt hatte...

Sie hatten so viele nicht retten können, so viele waren gestorben, weil irgendwelche verrückten Menschen meinten, Gott spielen zu müssen.

Ob es nun ein Wesker war, irgendwelche Ashfords, ein Simmons oder eine Carla, es machte keinen Unterschied.

Sie waren alle gleich, vollkommen gestört und nicht mehr zu retten.

Wie hatte es jemals so weit kommen können?

Damals hatten sie gedacht, der Ausbruch in Raccoon City wäre schlimm gewesen. Wie naiv sie doch gewesen waren.

Selbst Afrika war nichts gewesen im Vergleich zu dem, was sie zuletzt erlebt hatten.

Nun herrschte zwar halbwegs Ruhe, und es gab keine weiteren Ausbrüche, dafür hatte irgendjemand die B.S.A.A. infiltriert, und Wesker war wieder aufgetaucht.

Ob das nun wirklich besser war, musste wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Die Frage war ja auch, was Derjenige erreichen wollte, der sich da eingeschlichen hatte.

War er wirklich nur hinter Piers her?

Hatte er etwas Bestimmtes vor, oder wollte er einfach nur seine Macht demonstrieren?

Und wie passte Wesker in dieses Bild?
 

"Chris? Es gibt Essen", riss ihn nun Rebeccas Stimme aus den Gedanken, und der Soldat hob den Kopf und blinzelte leicht.

Er war vollkommen weg gewesen, voll und ganz in seine düsteren Gedanken vertieft.

Er bemerkte, wie besorgt ihn die Jüngere ansah, aber zum Glück sagte sie nichts dazu, sondern wandte sich wieder ab und deckte den Tisch fertig, auf den Barry nun das Essen stellte.

Es gab Nudeln mit Sauce und verschiedenem Gemüse, dazu Fleischklöße.

Ein recht deftiges Essen, das auf jeden Fall satt machen würde.

Und die Vitamine im Gemüse konnten sicherlich auch nicht schaden.

Eigentlich hatte Chris gar keinen Hunger. Wobei... Hunger schon, nur überhaupt keinen Appetit, und er fühlte sich nicht wohl dabei, von Piers' Seite zu weichen.

Was, wenn in der Zwischenzeit...

"Hier", war da nun wieder Rebeccas Stimme, und die Biochemikerin stand erneut vor Chris und hielt diesem einen gefüllten Teller hin.

Ihr war klar, dass er Ältere jetzt nicht weg gehen und sich zu ihnen setzen würde, nicht, wenn das bedeutete, den Bewusstlosen aus den Augen zu lassen.

Und so musste sie ihm das Essen eben ans Bett bringen, damit er wenigstens überhaupt etwas aß.

"Gewöhn dich aber nicht dran", meinte die Rothaarige mit einem leichten Grinsen, ehe sie sich selbst wieder zu Barry an den Tisch begab.

Schweigend blickte Chris auf den Teller hinab, den Rebecca ihm gegeben hatte, und erneut fragte er sich, womit er nur so gute Freunde verdient hatte.

War das vielleicht ein kleiner Dank für alles, was sie bisher getan hatten?

Aber dann hätte dieser Dank besser Piers gelten sollen, Piers ganz allein.

Warum konnte das Virus ihn nicht einfach wieder gesund machen?

Ob es half, wenn er noch etwas Blut von dem Älteren bekam?

Nein, bei der letzten Dosis hatte er die Krämpfe bekommen und zu atmen aufgehört, das Risiko war zu groß, dass das noch einmal passierte und sie Piers dieses Mal nicht mehr helfen konnten.

Aber was sollten sie dann tun?

Chris konnte nicht einfach hier sitzen und abwarten, während der Mann, den er über alles liebte, so um sein Leben kämpfte.

Seufzend stocherte der Captain mit der Gabel in den Nudeln herum, bekam aber einfach keinen Bissen weiter.

Er wollte nicht, dass Rebecca und Barry sich jetzt auch noch um ihn sorgten, aber er konnte einfach nicht essen. Nicht jetzt.

Sie hatten eine Mikrowelle in dem Appartement, da konnte er sich die Portion notfalls später noch einmal warm machen.

Das war ja kein Problem.

Also stellte er den Teller erst einmal auf das Nachtkästchen und drehte sich dann wieder zu Piers um, dem er vorsichtig über die Wange strich.

Sie war noch immer so heiß, und mittlerweile war die Blässe verschwunden, und die Wangen es Bewusstlosen waren durch das Fieber nun etwas gerötet, was nicht unbedingt besser war.
 

Sein Zustand schien sich überhaupt nicht zu bessern, ganz im Gegenteil.

Zwar lebte und atmete der junge Soldat noch, aber sein Puls war schwach, und das Heben und Senken seiner Brust kaum zu erahnen.

"Es reicht. Wir müssen etwas tun, irgendwas!", schrie Chris nun schon fast, und Rebecca und Barry zuckten am Tisch richtig zusammen bei seiner lauten Stimme.

"Und was?", erwiderte der Älteste, und seine Stimme war kälter als er beabsichtigt hatte, sodass die Rothaarige ihm kurz einen mahnenden Blick zuwarf.

Die Nerven lagen eben nicht nur bei Chris blank.

"Chris, wir verstehen dich ja", erwiderte die Jüngere nun, und sie erhob sich und trat auf den Soldaten zu, der da saß wie ein Häufchen Elend, mal wieder.

"Aber was sollen wir denn tun? Wesker fragen, was er für ein Gift benutzt hat? Piers in ein Krankenhaus bringen und riskieren, dass man ihn da weg sperrt?"

"Dann wäre er wenigstens am Leben..."

Chris' Stimme war leise und schwach, und als er den Blick hob, um Rebecca anzusehen, wirkten seine Augen richtig leer.

"Ich will einfach, dass er lebt, er darf nicht sterben. Nicht so, nicht jetzt, das hat er nicht verdient..."

Tränen rannen bei den Worten über Chris' Wangen, und Rebecca ging vor dem Sitzenden leicht in die Hocke und sah ihn seufzend an.

"Ich weiß. Keiner von uns will, dass Piers stirbt. Und wir werden das auch nicht einfach zulassen. Aber blindlings los stürmen bringt auch nichts. Das solltest du doch am besten wissen."
 

Rebecca wusste, dass diese Worte hart waren, und dass Chris klar war, dass sie auf Edonia und China anspielte, besonders auf China, als Chris bei seinem Rachefeldzug sein gesamtes Team verloren hatte.

Aber ebenso wusste sie, dass diese Worte sitzen würden, und dass der Ältere so zur Vernunft kommen würde.

Er wollte so etwas nicht noch einmal erleben, und er würde seine Freunde nicht in Gefahr bringen, weil er ohne nachzudenken los rannte, um irgendeine Rettung für Piers zu finden.

Er sollte nicht sterben, nein, aber so hart es auch klingen mochte, durfte Chris Piers' Leben nicht über ihrer aller Leben stellen.

Und das war dem B.S.A.A.-Captain auch klar.

Er wollte nicht Barrys oder Rebeccas Leben riskieren, um Piers' zu retten, das wäre falsch gewesen, und das hätte er sich auch niemals verziehen.

Seine Angst um den Jüngeren war nur so groß, und Chris machte sich so unglaubliche Vorwürfe.

Natürlich konnte er nichts dafür, dass Wesker ihn infiziert hatte, aber er fühlte sich so schwach und hilflos.

Piers hatte damals so gut mit dem Virus umgehen können, er hatte seinem Captain das Leben gerettet.

Und als er nun selber infiziert gewesen war? Da hatte er seinen Freund beinahe getötet.

Beinahe... Vorausgesetzt, er gab nicht doch noch auf und starb.

Chris hätte sich das niemals verziehen, und noch einmal hätte er nicht stark bleiben können.

Wenn Piers nun sein Leben ließ, dann würde dessen Captain absinken, und nichts würde ihn dieses Mal wieder hochziehen können.

Nichts und niemand...
 

"Ch...Chris..s..", riss ihn erneut eine Stimme aus seinen Gedanken, und der Brünette starrte auf Piers hinab, der die Augen halb geöffnet hatte und ihn mit erschreckend leerem Blick ansah.

Viel Leben war in diesem nicht mehr zu erkennen, und dem Älteren schnürte es die Kehle zu.

"Nicht reden", flüsterte er, und er ergriff die Hand, die der Jüngere nach ihm ausstreckte.

So musste sich Piers also gefühlt haben, als er im Krankenhaus an Chris' Bett gesessen hatte, bevor dieser gestorben war.

Was, wenn Piers nun auch...

Der Brünette verdrängte diesen Gedanken und konzentrierte sich ganz auf den jungen Mann, der zu ihm aufsah.

Erstaunlicher Weise hatte Piers tatsächlich auf seinen Captain gehört und schwieg nun, zog die Hand des Älteren aber ein wenig runter und lehnte die kochend heiße Wange gegen diese.

"Warte, ich hole dir ein neues Tuch", murmelte Chris, doch Piers hielt seine Hand mit erstaunlicher Kraft fest und schüttelte den Kopf.

"Bleib", hauchte er, während er langsam wieder die Augen schloss.

Weder das Tuch, noch die Tablette hatten bisher etwas gebracht, warum sich also die Mühe machen, das Stück Stoff auszuwechseln?

Da sollte Chris lieber bei ihm bleiben und diese kühle Hand an seiner Wange lassen.

Das war angenehm, und die Nähe beruhigte Piers ein wenig.

Er wusste, dass er ohne Hilfe nicht überleben würde, dich irgendwie machte ihm das gar nichts aus.

Um Chris tat es ihm leid, weil er diesen allein lassen würde, doch Rebecca und Barry würden sich sicherlich gut um ihn kümmern.
 

"Hey... Nicht schlapp machen", hörte Piers die Stimme seines Liebsten besorgt flüstern, und mühsam öffnete er wieder die Augen.

Ihm war so heiß, so unglaublich heiß, und er hatte das Gefühl, einfach nicht mehr atmen zu können.

Etwas röchelnd rang er nach Luft, und durch die Geräusche waren nun auch Rebecca und Barry wieder zum Bett gekommen, und die Rothaarige biss sich etwas auf die Lippen, als sie Piers so sah.

"Wir haben keine Wahl", murmelte sie, und sie wandte den Blick ab, als der Jüngste immer angestrengter röchelte, die Augen fast schon etwas panisch aufgerissen.

"Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen, oder er überlebt die nächsten Stunden nicht..."

Es schien, als hätten sie wirklich keine andere Wahl mehr.

Chris wollte nicht, dass Piers nun starb, und auch, wenn sie ein großes Risiko eingingen, musste es nun wohl sein.

Und er hatte es selber zuvor ja gesagt und durchaus auch so gemeint.

Wenn man Piers einsperrte, würden sie schon einen Weg finden, ihn zu befreien, solange er dann wenigstens am Leben war.

Also atmete der Soldat tief durch, nickte leicht und hob den nun wieder Bewusstlosen vorsichtig auf seine Arme.

Piers atmete noch, aber nur stockend und sehr schwach, es war eher ein Jappsen nach Luft als irgendetwas anderes.

Rebecca öffnete nun die Tür, und Barry schnappte sich sein Handy, um den Weg zum nächsten Krankenhaus raus zu suchen.

Es war das gleiche, in dem auch Chris zuvor gelegen hatte.
 

Als sie schließlich in Barrys Jeep saßen, sagte der Ältere Rebecca die Richtung an, in die sie mussten, und sie nickte nur leicht, ehe sie den Motor startete und den Wagen vom Parkplatz lenkte.

Sie trat ordentlich aufs Gas, fuhr dabei aber dennoch vorsichtig. Schließlich wollte sie keinen Unfall bauen, ebenso wenig aber wertvolle Zeit verlieren.

Ihr Blick fiel kurz in den Rückspiegel, und sie schloss die Finger fester um das Lenkrad.

Piers lag schwer atmend in Chris' Armen, die Augen halb geöffnet, ohne jedoch wirklich bei Bewusstsein zu sein.

Er sah alles andere als gut aus und schien nur immer schwächer zu werden.

Die Rothaarige trat das Gaspedal noch etwas weiter durch, den mahnenden Blick ignorierend, den Barry ihr zuwarf.

Sie würde sein Auto schon nicht schrotten, sie konnte fahren. Und Piers lief nun einmal die Zeit davon.

Mit quietschenden Reifen bog sie um eine Kurve und raste die Straße entlang, fuhr durch einen Kreisverkehr, dann noch einige hundert Meter weiter und bog schließlich in den Weg ein, der zum Krankenhaus führte.

Der Wagen kam zum Stillstand, und fast im gleichen Moment stieß Chris die Tür auf und stieg aus, hob Piers wieder auf seine Arme und lief los, direkt auf die Tür der Notaufnahme zu, ohne auf Barry oder Rebecca zu warten.
 

"Halt durch, halt durch...", murmelte er immer wieder, und er trat durch die automatische Tür, sah sich um und erblickte zwei Ärzte, die auch ihn und Piers sofort bemerkt hatten.

Und man musste kein Fachmann sein, um zu sehen, dass es dem jungen Mann in Chris' Armen alles andere als gut ging.

Der eine Arzt lief los und zum Empfang der Notaufnahme, während der andere eine freie Liege zu den Neuankömmlingen schob und dem Soldaten half, den Bewusstlosen auf dieser ab zu legen.

"Was ist passiert?", wollte er wissen, während er mit einer kleinen Lampe in Piers' Augen leuchtete und seine Hand nahm, um am Handgelenk seinen Puls zu prüfen.

"Ich, er..."

Chris zitterte leicht, und er musste sich zusammenreißen, nicht vollkommen in Panik zu geraten.

"Er wurde verletzt, ein Messer wurde ihm in die Brust gerammt. Mit.. mit Gift dran..."

Der Brünette wusste ganz genau, dass man ihn weiter ausfragen würde, und dass sie sicherlich auch die Polizei einschalten mussten.

Was sollte er dann tun?

Zugeben, dass er selber auf Piers eingestochen hatte?

Er konnte die Situation kaum wahrheitsgemäß erklären.

Oder doch?

Konnte er es riskieren, Wesker zu erwähnen, und das, was wirklich passiert war?

Und wenn, würde man ihm überhaupt glauben?

"Bleiben Sie bitte hier und warten Sie gleich, wir haben noch einige Fragen", meinte der Arzt dann auch nur, wie Chris es erwartet hatte, und er Captain schluckte leicht, überlegte immer noch, was er sagen sollte.

Ihm war nicht wohl dabei, Ärzte und Polizisten zu belügen.
 

Doch erst einmal wurden seine Gedanken ohnehin wieder abgelenkt, als der Arzt nun noch nach Piers' Blutgruppe und Versicherungsnummer fragte.

Es war Glück, dass Chris beides wusste, und er nannte die Blutgruppe und die Nummer, während er auf seinen Liebsten hinab sah.

Immer diese ganzen Fragen, immer diese unnötige Zeitverschwendung, die über Leben und Tod eines Menschen entscheiden konnte.

"Helfen Sie ihm, bitte...", flehte Chris, und er verstand einfach nicht, warum diese ganzen Formalitäten nicht warten konnten.

Was, wenn jemand nicht versichert war? Ließ man solche Leute dann einfach sterben? War die Welt wirklich so grausam?

Chris schüttelte sich innerlich bei diesen Gedanken, und er war froh, dass sie dank ihrer Arbeit bei der B.S.A.A. gut versichert waren.

Wirklich zu helfen schien diese Tatsache gerade aber nicht, denn noch immer stand die Liege mit Piers einfach hier rum, und der Arzt war zu seinem Kollegen an den Empfang gegangen, um irgendwas mit diesem zu besprechen.

Das war doch wohl ein schlechter Scherz oder?

"Verdammt, helfen Sie ihm endlich!", schrie Chris nun förmlich, und er stapfte auf die beiden Ärzte zu, die ihn etwas unsicher, aber auch beinahe genervt ansahen.

"Es muss alles seine Richtigkeit haben", meinte der eine Arzt nur, und Chris knurrte nun regelrecht, und er packte den Kerl am Kragen und drückte ihn mit dem Rücken gegen den Empfangsschalter.

"Ich sagte, Sie sollen ihm helfen. Ist das so schwer zu begreifen?!"
 

Doch noch ehe der Soldat dem Arzt wirklich etwas hätte antun können, hatten Rebecca und Barry das Gebäude betreten, und die Jüngere blickte erschrocken zu der Szene, die sich da vor ihnen abspielte, und ihr Blick wanderte von Chris und den Ärzten zu Piers, der auf der Liege lag, und auch ihr Blick wurde nun wütend.

Sie hatten durchaus gehört, was Chris gefordert hatte, so laut wie er gewesen war.

"Was ist das Problem?", mischte Barry sich nun ein, und die Rothaarige nutzte die kleine Ablenkung und ging zu dem jungen Soldaten.

Eine Krankenschwester kam gerade vorbei, und Rebecca zeigte ihr ihren Ausweis des Alexander Instituts und bat um ein freies Zimmer, um sich um den neuen Patienten kümmern zu können.

Etwas verwirrt und überfordert gewährte die Schwester Rebecca Zutritt zu einem der Behandlungsräume, und die Biochemikerin grinste leicht und versuchte, Chris und Barry ein unauffälliges Zeichen zu geben.

Wenn die Ärzte meinten, hier wertvolle Zeit verschwenden zu müssen, würde sie sich eben erst einmal selber um Piers kümmern.

Das gab zwar im Nachhinein sicherlich Ärger, aber das war immer noch besser als den jungen Mann einfach sterben zu lassen.

Und vielleicht würde sie mit ihrem Ausweis und ein paar gut gewählten Worten sogar überzeugend genug sein, dass man sie gewähren ließ.

Einen Versuch war es allemal wert.
 

Rebecca schob die Liege mit Piers nun in den Raum und stellte sie an der Wand ab, ehe sie die Bremse aktivierte, damit das Teil nicht einfach irgendwann davon rollte.

"Dann wollen wir mal sehen. Ich bin sicher, dass ich mit den passenden Utensilien schon rausfinde, was Wesker dir angetan hat", murmelte die Rothaarige vor sich hin, und sie wuselte durch den Raum und nahm sich alles, was sie brauchte, ehe sie zur Liege zurück kehrte und die Sachen auf einem Tischchen daneben ablegte.

Vorsichtig band sie nun Piers' Oberarm ab und nahm ihm schließlich vorsichtig etwas Blut ab.

Wenn sie nun schon alles da hatte, um es richtig zu machen, dann wollte sie das auch tun.

Sie tupfte die Stelle ab, an der sie die Spritze angesetzt hatte und klebte ein Pflaster darauf, nachdem sie den Gurt wieder entfernt hatte.

Irgendwie musste Rebecca diese Probe ins Labor bekommen, und das war vermutlich das Schwierigste an der ganzen Sache.

Aber auch da würde sie sich schon etwas einfallen lassen.

Jetzt würde sie sich erst einmal um die Verletzung kümmern und darum, dass Piers wieder besser atmen konnte.

Das Gift zu analysieren brachte auch nichts, wenn der Jüngere nun einfach erstickte oder doch noch verblutete.

Das war nun wirklich nicht der Plan. Sie waren ja schließlich hier, um ihn zu retten. Und genau das hatte Rebecca nun auch vor.
 

Sie atmete einmal tief durch, dann zog sie schon mal einige Geräte an die Liege heran, legte Piers eine Sauerstoffmaske an, und begann vorsichtig, den Verband von seinem Brustkorb zu lösen.

Die Wunde sah gar nicht gut aus, und Rebecca verzog etwas das Gesicht.

Man erkannte an den Wundrändern eine deutliche Verfärbung, die ganz offensichtlich von dem Gift stammte, und ein wenig schien sich die Verletzung auch entzündet zu haben.

Ganz vorsichtig begann die Biochemikerin nun also, die Wunde zu säubern und zu desinfizieren, so gut es eben ging, bevor sie sich daran machte, sie vernünftig zu vernähen.

Die Blutung stoppte endgültig, und Rebecca säuberte und desinfizierte die vernähte Wunde nun noch einmal, bevor sie Piers einen neuen und sauberen Verband anlegte.

Der Jüngere hatte sich die ganze Zeit über kein einziges Mal geregt und auch keinen Laut von sich gegeben, und die Rothaarige blickte ihn deutlich besorgt an.

Hoffentlich kam ihre Hilfe nicht zu spät.

Sie drückte die Finger gegen Piers' Hals und atmete etwas auf, als sie einen schwachen, aber halbwegs regelmäßigen Puls spürte.

Nur das Atmen schien dem jungen Soldaten noch immer Probleme zu bereiten, man sah, dass die Maske schwach und unregelmäßig beschlug.

Wenn es so nicht reichte, musste Rebecca den Bewusstlosen an ein richtiges Beatmungsgerät anschließen.

Aber sie hoffte, dass er noch ein bisschen Kraft aufbringen und so durchhalten konnte.

Mit allem soweit fertig, schloss die Biochemikerin Piers nun noch an einige Geräte an, die seinen Zustand überwachten und es ihr leichter machten, den Überblick zu behalten.

So musste sie nicht selber alle paar Sekunden panisch nach dem Puls des Jüngeren tasten.
 

Es war mittlerweile einiges an Zeit vergangen, und Rebecca fragte sich, warum noch niemand zu ihr gekommen war.

Ob Chris und Barry noch immer mit den Ärzten diskutierten?

Sie wollte sich gerade der Tür zuwenden und nachsehen, als diese mit einem Mal auf gestoßen wurde, und einer der Ärzte den Raum betrat.

Der Kerl sah wirklich alles andere als begeistert aus, und die Rothaarige setzte ihr überzeugendstes Lächeln auf, während sie aufgefordert wurde, ihr Tun zu erklären.

Und wie zu erwarten, drohte der Kerl sogar mit der Polizei.

Was die beiden Männer ihm wohl erzählt hatten?

Hoffentlich nichts, das ihren Plänen widersprach.

Rebecca trat auf den Mann zu und holte wieder ihren Ausweis hervor, den sie dem Arzt nun hin hielt.

Die Fähigkeiten einer Frau wie Ada Wong wären hier hilfreich gewesen, aber sie bekam das schon irgendwie hin.

"Das hier ist eine offizielle Angelegenheit, für eine Studie von höchster Wichtigkeit", erklärte die Rothaarige nun, wobei sie so ernst und offiziell wie möglich klang.

Ihr Blick fiel zu Piers, und sie verschränkte leicht die Arme.

"Er ist infiziert, und wir müssen uns darum kümmern, heraus zu finden, um was für ein Virus es sich handelt, um es zu neutralisieren. Am besten, ohne diesen Mann dabei sterben zu lassen. Es besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Es ist nicht ansteckend."

Der Arzt musterte Rebecca etwas unschlüssig, ehe auch sein Blick zu Piers fiel, und er leicht die Stirn runzelte.

"Warum haben Sie..."

"Das nicht gleich gesagt?", unterbrach die Biochemikerin den Arzt, und sie schüttelte nur leicht den Kopf.

Je mehr sie sagte, desto weniger konnte er fragen.

"Durch das emotionale Auftreten von Mr. Redfield lief das alles nicht ganz nach Plan, und ich wollte keine Zeit verlieren. Ich entschuldige mich dafür."
 

Rebecca hatte etwas den Kopf gesenkt, und sie betete innerlich, dass der Arzt ihr glaubte.

Wenn nicht, hatten sie ein ernsthaftes Problem, denn dann würde man wirklich die Polizei rufen, und Piers würden sie nicht mehr helfen können.

Doch der Arzt schien der Rothaarigen tatsächlich zu glauben, und er blickte nochmal auf ihren Ausweis hinab, den er noch immer in der Hand hielt.

"Darf ich?", hakte Rebecca nun nach, und sie streckte die Hand nach ihrem Ausweis aus.

Es war am besten, den Kerl jetzt erst einmal von diesem ab zu lenken und dafür zu sorgen, dass er wieder seiner Arbeit nachging.

Und das schien auch tatsächlich zu klappen.

"Natürlich, ähm, Professor Chambers", antwortete der Arzt, mit einem Mal erstaunlich höflich, und er reichte der Jüngeren den Ausweis zurück.

"Entschuldigung, ich störe nicht weiter..."

Etwas verwirrt sah Rebecca dem Mann nach, als dieser den Raum verließ, und mit einem erleichterten Seufzen drehte sie sich wieder zu Piers, schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch.

"Das ist ja gerade nochmal gut gegangen."

Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte der Typ ihr letztendlich doch nicht geglaubt.

Aber das hatte er, und nun blieb nur zu hoffen, dass er nicht nachforschte und das Institut oder die B.S.A.A. anrief.

Denn dann konnte diese Sache noch immer ganz schnell nach hinten losgehen.

Aber darum mussten sie sich notfalls später kümmern.

Jetzt galt es erst einmal, das Gift zu identifizieren und Piers wieder gesund zu machen.

Alles andere würden sie dann regeln, wenn es soweit war.

Hoffentlich...



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