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Last Desire 2

L x BB
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
In diesem Kapitel wollte ich auch mal ein wenig Humor reinbringen, um mal für etwas Abwechslung zu sorgen. Und was wäre denn lustiger als Beyond zu erleben, wenn er zu viele Beruhigungsmittel zu sich genommen hat und die Nebenwirkungen deutlich zu spüren bekommt? Vor allem weil L es ist, der es hinterher ausbaden muss. Komplett anzeigen

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Wie du mir, so ich dir

Die Luft war stickig und heiß, zumindest fühlte es sich für L so an. In Wahrheit lag es eher an ihm selbst, dass die Luft ihm so unerträglich und schwer vorkam. Sein Herz pochte wie wild und er war nicht fähig, auch nur für einen kurzen Augenblick klar zu denken. Seine Haut glänzte von Schweißperlen und sein Atem wurde zwischendurch zu einem Keuchen. Sehen konnte er nichts, seine Augen waren verbunden worden und er hatte auch keine Chance, die Augenbinde abzunehmen. Seine Handgelenke waren an den Bettpfosten festgebunden und obwohl die Riemen nicht zu fest waren, so waren sie stramm genug, dass er sich nicht befreien konnte. Er war schutzlos ausgeliefert und konnte nichts tun. Umso schlimmer war es, dass er durch die ausbleibende Sehkraft alles viel intensiver spürte und auch nicht wusste, was passierte, oder was als nächstes kommen würde. Ein wenig hatte er auch Angst dabei, auch wenn das hier nichts Neues für ihn war und dieser Zustand eine gewisse Routine geworden war. Trotzdem war er schrecklich nervös und in dem Moment wurde ihm klar, dass er sich wohl nicht so schnell daran gewöhnen würde.

Seine Hände hatten die Bettpfosten umklammert und sein Oberkörper bäumte sich auf, als eine irrsinnige Welle der Lust und Erregung sein Innerstes durchfuhr und das kochende Blut mit gewaltiger Kraft durch seine Adern strömte und in seinem Kopf und vor allem an seiner sensibelsten Stelle gewaltig pulsierte. Lange würde er nicht mehr durchhalten, wenn das so weiterging.

„Beyond… mach schnell…“

Doch so leicht würde es ihm der Serienmörder nicht machen. Er wollte L noch ein wenig zappeln lassen. Immerhin sollte das Teil der Bestrafung sein. Denn Beyond war immer noch dabei, L die Sache mit den zweieinhalb Monaten Isolation heimzuzahlen, die er ihm zugemutet hatte. Er hatte ganze 75 Tage in einer Zwangsjacke und mit unzähligen Gurten gefesselt mit einer Augenbinde verbringen müssen, ohne sich auch nur einen Zentimeter bewegen zu können. Natürlich hatte es L aus einem guten Grund getan. Mit dieser drastischen Maßnahme wollte er Beyonds Dickschädel knacken und ihn dazu bringen, über seine Probleme zu reden und sich anderen Menschen zu öffnen. Und er wollte ihn vor sich selbst schützen, da sein psychischer Zustand sich extrem verschlechtert hatte und das Monster in seinem Inneren drohte, ihm und anderen in seiner Umgebung Schaden zuzufügen. Auch L war es schwer gefallen, Beyond dieser Folter zu unterziehen, aber es war notwendig gewesen, um ihm zu helfen. Tatsächlich hatten sie sich endlich ausgesprochen und sich zueinander bekannt. Beyond und er waren ein Paar, auch wenn sie die Beziehung eher heimlich auslebten und offiziell die Geschichte anders lautete. Denn Beyond kannte L's richtigen Namen und deshalb stand er unter dessen Bewachung. Und das bedeutete, dass sie den Rest ihres Lebens zusammenbleiben würden. Auch wenn das hieß, dass sie sich ziemlich oft uneinig waren, sich in den Haaren lagen und oft genug gegenseitig ihre eigenwilligen Aktionen und Entscheidungen heimzahlten. Sie beide waren unverbesserliche Sturköpfe, die immer wieder versuchten, ihre Dominanz durchzusetzen, denn keiner von ihnen mochte es, die Kontrolle abzugeben. Also gehörte der Streit irgendwie zu ihrer Beziehung dazu und war inzwischen eine Art Machtspiel zwischen ihnen geworden. Inzwischen hatten sich die Rollen nach und nach verteilt, ohne dass sie sich wirklich abgesprochen hatten. Im Alltag war L es, der das Sagen hatte. Natürlich ließ sich Beyond das nicht immer gefallen und rebellierte oft genug gegen seine Entscheidungen, aber letzten Endes war es immer L, der seinen Dickkopf durchsetzte und Beyond musste wohl oder übel seine Entscheidung akzeptieren (und oft genug ausbaden). Aber beim Sex war er dann derjenige, der dann das Sagen hatte und L seinen Willen aufzwang. Nun gut… „zwingen“ war vielleicht etwas übertrieben. Er wusste schon, wie er L überzeugen konnte und auch wenn er nicht selten zu einem kleinen Grade an Schadenfreude und Sadismus neigte und nicht sonderlich viel Rücksicht zeigte, war er sehr darauf bedacht, L nicht zu sehr wehzutun. Natürlich hinterließ er gerne die einen oder anderen Spuren auf L’s Körper, aber er wollte auch, dass L seinen Spaß hatte. Und er verlangte nichts von ihm, was er von vornherein vehement ablehnte und was für ihn eine Zumutung war. Immerhin hörte bei ihm auch irgendwann der Spaß auf.

Dass L seinen Stolz hatte und nie im Leben zugegeben hätte, dass diese Fesselungsgeschichte irgendwie erregend war, wusste Beyond zu gut. Aber er stand darauf, mit seinem Stolz zu spielen und ihn verlegen zu machen. Er war eben ein sehr schadenfroher Mensch in der Beziehung.
 

„Sorry mein Lieber, aber so schnell kommst du mir nicht davon. Du weißt doch inzwischen, wie es läuft. Oder hast du deine Lektion nicht gelernt?“

Damit ergriff er mit einer Hand L’s Glied und in dem Moment bäumte sich der gefesselte Detektiv noch einmal auf und stöhnte laut. Es war unerträglich… es fühlte sich an, als würde er explodieren, aber er konnte nicht kommen. Denn dieser Mistkerl Beyond hatte sich die Freiheit erlaubt, ihm ein Band um sein bestes Teil zu schnüren, um ihn genau daran zu hindern. Und L wusste, dass er von selbst nicht aus dieser Nummer herauskam. Er war völlig machtlos und dem Willen dieses abgebrühten Serienmörders ausgeliefert.

„Bitte…“, flehte er mit zitternder Stimme und hatte das Gefühl, gleich den Rest seines Verstandes einzubüßen, wenn Beyond das Spiel noch mehr auf die Spitze trieb. Die Erregung hatte sich schon fast ins Schmerzhafte gesteigert und er bebte regelrecht.

Bitte was? Du weißt was du sagen musst.“

L wäre am liebsten im Grund und Boden versunken, wenn er bedachte, zu welchen Worten er genötigt wurde. Nie und nimmer hätte er so etwas überhaupt zu jemandem gesagt, selbst wenn sein Leben davon abhängig gewesen wäre. Er hatte seinen Stolz und den wollte er sich von niemandem nehmen lassen. Aber dieser Mistkerl Beyond wusste wirklich jedes Mal, wie er ihn in solche Situationen bringen konnte, wo der sonst so große L wohl oder übel seinen Stolz herunterschlucken musste. Denn andernfalls würde Beyond ihn nur noch weiter quälen und seinen Spaß haben. L schämte sich in Grund und Boden und war froh, dass niemand sonst da war, der ihn sonst hören könnte.

„Bitte lass mich kommen…“

In diesem Moment spürte er, wie sich Beyond sich seinem Gesicht näherte und ihn dann küsste.

„So ist es brav, mein lieber L. Und zur Belohnung machen wir jetzt weiter im Programm.“

L versuchte, ruhig zu atmen und sich zu entspannen, denn er wusste, was jetzt folgen würde. Er spürte eine Hand, die eines seiner Beine anhob, dann drang Beyond in ihn ein. Wie immer war er vorsichtig und ging behutsam vor, um L die Zeit zu geben, sich darauf einzulassen. Auch wenn er wenig Rücksicht auf L’s eigenen Willen nahm, so bewies er hierbei sehr viel Feingefühl und wusste genau, wann er Vorsicht walten lassen musste und wann nicht. Ein wirklich starker Kontrast zu seinem sonstigen Verhalten. Aber Beyond besaß viele Seiten, die mit verschiedenen Persönlichkeiten vergleichbar waren. Er konnte sensibel und einfühlsam sein, aber auch hinterhältig, sadistisch und schadenfroh. Es gab drei Persönlichkeiten. Seine emotionale und auch trotzköpfige und kindische Seite, die mit L’s vergleichbar war, stellte sein wahres Ich dar. Seine zweite „Persönlichkeit“ war Rue Ryuzaki, welche bei weitem schadenfroher, rücksichtsloser und durchtriebener war als sein wahres Ich. Gegenüber L ließ er in manchen Momenten genug Rücksicht walten, doch gegenüber anderen Menschen verhielt er sich abweisend, verschlossen und teilweise auch feindselig. Und es gab noch eine Seite in ihm… das namenlose Monster, welches nichts anderes wollte als Leid und Zerstörung und sein Sadismus und Masochismus ging bis hin zu Mord und Selbstzerstörung. Ryuzaki war von A damals erschaffen worden, um Beyond die Möglichkeit zu geben, das Monster unter Kontrolle zu halten und einen Kompromiss zwischen ihm und seiner wahren Persönlichkeit zu ermöglichen. Und solange Ryuzaki existierte, bestand auch keine Gefahr, dass die Bestie in Beyond wieder erwachen könnte. Immer noch hatte L Narben auf seiner Brust und an seinem Rücken, als er von dem wahnsinnig gewordenen BB-Mörder blutig gekratzt und gebissen worden war. Und hätte er sich nicht gewaltsam zur Wehr gesetzt, hätte es noch sehr viel schlimmer ausgehen können.
 

Als er vollständig eingedrungen war, verharrte er für einen kurzen Augenblick, bevor er sich in Bewegung setzte. L’s Atem wurde zu einem halb erstickten Japsen und der Griff um die Bettpfosten wurde stärker. Das Blut schoss ihm gewaltsam in den Kopf und ließ ihn völlig benommen werden und das Pulsieren wurde in seinen Ohren zu einem Dröhnen. „Beyond…“ Der Druck wurde immer stärker und er wusste, dass er es nicht mehr lange aushalten würde, wenn ihm nicht endlich dieses verdammte Band abgenommen wurde. Er spürte plötzlich, wie ein Gewicht sich auf seinen Körper legte. Es war Beyond, welcher nun L im Arm hielt, während seine Stöße an Kraft und Schnelligkeit zunahmen. Der gefesselte Detektiv spürte seinen heißen Atem auf der Brust, seinen ebenso verschwitzten und heißen Körper und konnte förmlich seinen rasenden Herzschlag spüren. Er hätte ihn nur zu gerne ebenfalls im Arm gehalten. Er wollte ihn berühren und ihn spüren lassen, dass er ihn genauso begehrte. Aber er konnte es wegen der Fesseln nicht. Das war seine Strafe. Als Beyonds Umklammerung stärker wurde, wusste L, dass er gleich kommen würde… aber er machte keine Anstalten, ihm das Band abzunehmen, welches er um L’s Weichteile geschnürt hatte. Das war alles nicht fair…

„Beyond, ich flehe dich an: nimm mir das verdammte Ding endlich ab! Ich kann nicht mehr!“

Es klang wie ein verzweifelter Schrei und wahrscheinlich war es genau das gewesen, was der BB-Mörder hören wollte. Er löste sich von L und sogleich spürte der Gefesselte, wie das Band langsam gelockert und dann abgenommen wurde. Dafür legte sich eine Hand um sein steinhartes Glied und Beyond begann mit schnellen und kräftigen Bewegungen. In einem letzten Kraftakt keuchte der Serienmörder laut und stöhnte, dann endlich folgte die befreiende Erlösung, als sie gemeinsam kamen. Erschöpft ließ L seinen Kopf ins Kissen sinken und spürte sogleich, wie ihm die Fesseln abgenommen wurden und dann nahm Beyond ihm die Augenbinde ab. Das Licht blendete L zuerst ein wenig und er musste die Augen zukneifen, da legte sich Beyond zu ihm und drückte ihn fest an sich. Er war ebenso schweißgebadet und sein Gesicht glühte. Als sie so eng umschlungen im Bett lagen, spürten sie den lauten und rasenden Herzschlag des anderen und atmeten schwer. Nachdem L sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, setzte er sich auf, griff sich das Kissen und klatschte es Beyond ins Gesicht. Dieser rief protestierend „Hey, was sollte das denn?“

„Du musst es auch immer wieder übertreiben. Dabei hast du versprochen, dich ein wenig zurückzunehmen.“

„Hab ich doch. Oder wolltest du etwa, dass ich dir wieder den Gummiball in den Mund schiebe so wie beim letzten Mal? Ich kann ja beim nächsten Mal ein anderes Spielzeug nehmen, wenn dir das lieber wäre.“

L sah ihn finster an und in dem Moment hätte man wirklich Angst vor ihm bekommen können. Er brauchte Beyond nichts zu sagen, allein sein Blick sagte mehr als deutlich „So hab ich das nicht gemeint und untersteh dich bloß, so etwas zu machen!!!“ Mit einem leisen Seufzer, gefolgt von einem kurzen Kopfschütteln stand Beyond auf und ging ins Bad, um sich eine heiße Dusche zu gönnen.

„Du bist doch selbst Schuld, da musst du eben durch. Du weißt, dass ich mir nicht gerne auf der Nase herumtanzen lasse. Besonders nicht von dir. Und das kriegst du eben alles schön der Reihe nach wieder heimgezahlt.“

Damit schloss er die Tür hinter sich und wenig später hörte man das prasselnde Geräusch von Wasser. L entschied sich dazu, noch ein wenig im Bett liegen zu bleiben. Er fühlte sich ohnehin wie gerädert und da war ans Aufstehen erst mal nicht zu denken. Zwar hatte er keine Schmerzen, aber Beyond nahm ihn manchmal ganz schön hart dran und manchmal verlangte er wirklich alles von ihm ab. Inzwischen dauerte ihre Beziehung schon knapp einen Monat an und es würde noch knapp eineinhalb weitere Monate dauern, bis diese Strafe endlich vorbei war und Beyond in Zukunft hoffentlich etwas mehr Rücksicht und Gnade walten lassen würde. Denn es war ausgemacht, dass L insgesamt 75 Tage bei Beyond wieder gutzumachen habe und das hieß, er musste sich seinem Willen widerstandslos beugen. Und leider war dieser Kerl wie ein vollpubertärer Teenager: Kaum reichte man ihm den kleinen Finger, riss er einem gleich den ganzen Arm ab. Und vollpubertäre Teenager brauchten strenge Regeln, sonst tanzten sie einem nur auf der Nase herum und hinterher durfte man das Chaos beseitigen, das sie angerichtet hatten. Ja, in der Hinsicht war Beyond ein Teenager, der nichts als Ärger machte. Aber irgendwie war es genau das, was L an ihm liebte. Beyond war so anders als er. Er konnte genauso ein stiller Denker sein, konnte aber auch impulsiv und temperamentvoll werden und weil er so schwer kontrollierbar war, stellte er eine Herausforderung dar. Das machte ihn so viel interessanter, als die anderen Menschen. L musste an ein Gespräch zurückdenken, als sie über ihre Beziehung gesprochen hatten. Irgendwann hatte Beyond mal beiläufig erwähnt, dass es nicht unüblich sei, dass Männer mit einer hohen Machtposition eine gewisse Freude daran verspürten, beim Sex dominiert zu werden und sämtliche Kontrolle zu verlieren. L hatte auf diese Bemerkung nichts gesagt und hatte auch keine Lust gehabt, näher darauf einzugehen. Überhaupt war es nicht sein Ding, über solche Sachen zu sprechen. Nun gut, es war kein Problem, wenn es allgemein war oder wenn es andere Leute betraf. Immerhin war er selbst nicht involviert und es kümmerte ihn herzlich wenig, was andere Leute so trieben. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, wie man immer zu sagen pflegte. Aber wenn es ihn betraf und die Tatsache, dass Beyond im Bett mit ihm machte was er wollte, dann schwieg er lieber darüber, oder beendete das Thema so rasch wie möglich. Nur leider ließ Beyond ihn so gut wie nie dazu kommen, weil er wirklich nie eine Gelegenheit auslassen wollte, um L zu ärgern, oder ihn in Verlegenheit zu bringen. Er konnte eben nicht aus seiner Haut und in der Hinsicht hatte er manchmal einen furchtbaren Charakter.

Die Tür wurde geöffnet und Beyond kam aus dem Bad. Er hatte sich ein Tuch um die Hüften gewickelt und sein Haar war noch nass. Auf seiner Brust, an seinem Rücken und an anderen Stellen seines Körpers waren Narben zu sehen. An den meisten Stellen waren Hauttransplantationen vorgenommen worden, nachdem er während des BB-Mordfalls schwere Verbrennungen erlitten hatte. Von Brandwunden selbst war nichts zu sehen und die Ärzte hatten wirklich gute Arbeit geleistet. Außer den Narben und ein paar geringfügigen Unregelmäßigkeiten sah er fast vollständig wiederhergestellt aus. Allerdings besaß er noch nicht sehr viel Gefühl in seiner neuen Haut. Auch ein Grund, warum es jedes Mal L war, der beim Sex daran glauben musste. Und noch andere Narben waren zu sehen, nämlich die Verletzungen, die er sich bei seinem Kampf mit dem namenlosen Killer „Sam Leens“ zugezogen hatte. Drei Male war er angeschossen worden und hatte einen Streifschuss abgekriegt. Hätte L ihn nicht gefunden, wäre er in der Gasse verblutet. Auch L war schon seit einiger Zeit Sam Leens auf der Spur, aber bis heute hatte er seine Identität nicht herausfinden können. Selbst Beyonds Shinigami-Augenlicht versagte bei ihm und gab nur seine Lebenszeit preis, nicht aber seinen Namen. Der Kerl war ein noch größeres Phantom als L. Man wusste nur, dass er ein blonder gut aussehender junger Mann war, der sich stets sehr adrett kleidete (vorzugsweise in Anzügen) und aufgrund eines Hirnschadens, den er seit seiner Geburt hatte, keinerlei Emotionen empfinden konnte. Stattdessen verbrachte er seine Zeit damit, seine Opfer der psychischen Folter zu unterziehen, um ihre Emotionen und Verhaltensweisen zu studieren. Beyond war ihm seit einiger Zeit auf der Spur gewesen, hatte aber aufgrund seines angeschlagenen Gesundheitszustandes nicht richtig aufgepasst, weshalb es dann zu einer handfesten Auseinandersetzung gekommen war, die der BB-Mörder nur knapp überlebt hatte. Danach hatte man nichts mehr von Sam Leens gehört. Inzwischen war aber wieder der Alltag eingekehrt und L ging seiner Beschäftigung als Detektiv nach. Hin und wieder half Beyond ihm ein wenig, auch wenn er wenig Interesse zeigte, mal zum Mitstreiter der Gerechtigkeit zu werden. Zwar hatte L ihm das mehrmals angeboten, aber er sagte nur „Das mit der Gerechtigkeitssache ist dein Ding, L. Die Menschen kann ich sowieso nicht ausstehen. Du und A seid die großen Ausnahmen. Aber wenn du mein Augenlicht brauchst, helfe ich dir natürlich.“ Und das Angebot hatte L oft genug genutzt, denn es ersparte ihm deutlich Zeit und Arbeit. Beyond selbst schien wohl noch nicht so wirklich mit seiner neuen Situation zurechtzukommen. Meist lebte er ein wenig in den Tag hinein, verhielt sich gegenüber anderen Menschen zynisch und etwas abweisend und schien noch auf der Suche zu sein, was er eigentlich tun wollte.
 

So ganz hatte L die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Beyond irgendwann seine Meinung ändern würde. Aber manchmal zeigte sich leider, dass er so gewisse Angewohnheiten nicht bleiben lassen konnte und sich seine Menschenfeindlichkeit wieder zeigte. Als nämlich der Nachbarshund nicht zu kläffen aufhörte und Beyond insbesondere in der Nacht deshalb keine Ruhe fand, hatte er sich mit den Worten verabschiedet „Ich geh kurz ein kleines Wörtchen mit dem Nachbarn reden.“

Kurz darauf war der Hund wie vom Erdboden verschluckt und der Nachbar hatte fluchtartig die Stadt verlassen. Na, zumindest war es schon mal ein Lichtblick, dass Beyond den Mann nicht umgebracht hatte. Aber L wollte lieber nicht wissen, was der mit dem armen Kerl angestellt hatte, dass er so dermaßen verstört gewesen war, als er die Stadt verließ.
 

Gerade wollte L aufstehen und ins Bad gehen, merkte aber, dass sein Körper irgendwie völlig kraftlos war und sich schwer wie Blei anfühlte. Beyond sah dies und half ihm hoch.

„Geht es dir gut?“

Mit einem verärgerten und auch beleidigten Unterton gab der Meisterdetektiv zurück „Wem habe ich es wohl zu verdanken, dass ich nach jedem Mal so gerädert bin? Ich sagte doch, ein Mal reicht völlig, aber du hörst ja nicht auf mich.“

„Du bist da auch nicht besser. Und du hattest sowieso genug Energie für eine zweite und dritte Runde übrig.“

L ließ ein grimmiges Brummen vernehmen und verzog die Mundwinkel zu einer Schmollmiene. Er hätte Beyond für diesen Kommentar gerne eine reingewürgt, aber seine Kampfkraft war um knapp 89,75% gesunken. Es hatte sowieso keinen Sinn, großartig zu protestieren oder sich zu beschweren. Der machte einfach, was er wollte und L musste es ausbaden.

„Deine Worte sagen zwar „nein“, aber dein Körper sagt da ganz was anderes. Also richte ich mich allein nach dem, was dein Körper sagt. Auf meine Worte hörst du ja gewöhnlich auch nicht.“

War ja klar… Manchmal war es ihm irgendwie schon ein Rätsel, wie sie es schaffen konnten, trotz allem zusammenzubleiben, wenn sie sich gegenseitig Tag für Tag so auf die Palme brachten und in den meisten Situationen sowieso nicht viel Rücksicht auf den anderen nahmen. Womöglich lag es daran, weil sie sich eben deshalb liebten? Zwar nervte es L ungemein, dass Beyond nie großartig Anstalten machte, auf ihn oder seine Meinung zu hören, aber es fühlte sich auch irgendwie gut an, mal einfach nicht die volle Kontrolle zu haben und sie auch mal Beyond in die Hand zu drücken. Dann war er nicht mehr L der Phantomdetektiv, der andere Menschen nach seinem Willen lenkte wie ein Schachspieler und der jede Situation unter Kontrolle hatte. In den Momenten, wo Beyond die Kontrolle über ihn hatte, war er nur noch L Lawliet und das hatte ihm wohl all die Jahre irgendwie gefehlt: einfach er selbst zu sein und nicht das Symbol, das er vor der ganzen Welt spielte.

Gerade wollte er die Tür schließen, da legte Beyond einen Arm um seine Schultern und als L in seine rot leuchtenden Augen sah, erinnerten sie an blutrote Rubine.

„Schmollst du jetzt etwa?“

„Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du beim nächsten Mal wenigstens ein bisschen Rücksicht walten lassen würdest.“ Damit knallte der Detektiv die Tür zu und Beyond blieb einen Moment verdattert stehen. Ob er es vielleicht doch wieder übertrieben hatte?

Erste Unruhen

Nachdem sich L wie durch ein Wunder irgendwie berappelt hatte, setzten sie sich ins Wohnzimmer, wo Watari Kaffee und Süßgebäck vorbereitet hatte. Für Beyond gab es mit Marmelade gefüllte Donuts, L bevorzugte da lieber Kekse mit Schokoladencremefüllung. Es gab heute nicht viel zu tun. L durchblätterte ein paar Akten mit Fällen, die vielleicht seinen Ansprüchen genügten, während Beyond eher halbherzig drüberschaute und sich wohl mehr für die Tatortfotos interessierte, auf denen die Leichen zu sehen waren. Es kam schon mal vor, dass er und L zusammenarbeiteten. Aber meistens geschah es, wenn es ein besonders brutaler Mord, oder aber eine sehr ungewöhnliche Tötungsweise war. Denn Beyond hatte eine Faszination für besonders bizarre und brutale Mordfälle entwickelt, auch wenn es dann nur ein oder zwei Tote waren. L war das nicht entgangen und auch wenn er wusste, dass Beyonds Interesse ganz andere Gründe hatte (nämlich weil ihn die Schattenseiten der Menschheit faszinierte), so hatte er in den letzten 30 Tagen des Öfteren mal Fälle herausgepickt, die seinen Ansprüchen genügen konnten. Und Beyond hatte das Talent, sich perfekt in die Lage eines solchen Mörders hineinzuversetzen und seine kranken Fantasien nachzuvollziehen, als wären es seine eigenen. Denn er war selber ein sehr gefährlicher Mörder, das durfte man niemals vergessen.

„Und? Etwas Interessantes dabei?“ fragte Beyond nebenbei, während er mit seinem Donut zugange war. L überflog die Informationen meist nur kurz, dann sagte er „Alles zu einfach.“

Schließlich war Beyond an der Reihe und sah sich ein Bild an, welches ihn ein wenig stutzig machte und zeigte es L. Es zeigte eine Familie, die gefoltert und im Anschluss durch Giftgas getötet worden war.

„Offenbar ist Sam Leens wieder aktiv geworden. Diese Familienmorde sind genau seine Handschrift. Zunächst foltert er das Ehepaar, hetzt sie gegeneinander auf und zwingt sie schließlich dazu, entweder den Partner, oder das eigene Kind zu töten. Wenn er fertig ist, tötet er die anderen mit Giftgas. Hat ja lange gedauert, bis er wieder aufgetaucht ist. Ganze dreieinhalb Monate…“

„Du hast ihm ja auch ziemlich zugesetzt, als du ihn mit dem Messer attackiert hast.“ Der BB-Mörder lächelte zufrieden, auch wenn L das eigentlich nicht als Kompliment gemeint hatte. Schließlich aber bemerkte er „Dieser Sam Leens scheint dich ja sehr zu interessieren.“

„Natürlich, immerhin versagt bei ihm sogar mein Augenlicht. Aber kein Grund, in irgendeiner Weise eifersüchtig zu werden, L. Weißt du, für mich gibt es nur zwei Sorten von Menschen: Jene die mich interessieren und jene, die mein Interesse nicht verdienen.“

„Und ich gehöre also zu den Menschen, an denen du Interesse hast?“

„Nein, du fällst in keine der beiden Kategorien.“ Das klang zwar zuerst wie eine dahingesagte Kränkung, aber L verstand, was Beyond ihm damit sagen wollte und setzte ein kleines Lächeln auf. „Interesse“ und „Liebe“ waren völlig unterschiedliche Dinge und deshalb war er die absolute Ausnahme von Beyonds Einteilung der gesamten Menschheit. Es war nicht zu ändern, dass Beyond Birthday aufgrund seiner schweren Kindheit und seinem Shinigami-Augenlicht nicht fähig war, eine richtige Beziehung zu Menschen aufzubauen und irgendwann eine allgemeine Menschenfeindlichkeit entwickelt hatte. Dass er so offen und emotional gegenüber L war, das war die absolute Ausnahme und dieser bekam das auch immer wieder deutlich zu Gesicht, weil Beyond sich Watari gegenüber genauso verhielt wie allen anderen Menschen gegenüber. Nämlich distanziert, kühl und ein wenig herablassend.
 

Da der Annatown-Serienmord in Ohio binnen drei Stunden gelöst war und es auch nichts Spektakuläres gewesen war, war den Rest des Tages nicht sonderlich viel zu tun und so machte Beyond einen kleinen Spaziergang. Zwar hatte L ihm gesagt, dass er unter Bewachung stünde, aber das hieß noch lange nicht, dass er sich einsperren ließ wie ein Tier und schon gar nicht von L. Wäre ja noch schöner. Zwar war der große Meisterdetektiv ein allgemein sehr misstrauischer Mensch, aber er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass Beyond einfach so abhauen würde. Er blieb einfach eine Zeit lang weg und kehrte dann wieder zurück. Wenn es nichts zu tun gab, verbrachte er seine Zeit damit, seine Umgebung zu beobachten, oder interessante Kandidaten in Mordfällen zu observieren. Denn im Gegensatz zu L zog er es vor, direkt vor Ort zu sein und Tatorte zu besichtigen. Für ihn waren Mordfälle wie Kunstwerke und die Polizei war nichts Weiteres als eine Ansammlung von Kritikern, die diese Kunstwerke begutachteten und bewerteten. Diese Ansicht teilte L nicht mit ihm, aber in der Hinsicht tickten sie beide anders. Den Rest des Tages streifte er durch die Stadt, kaufte im Supermarkt einen Vorrat an Erdbeermarmelade und machte sich schließlich langsam wieder auf den Rückweg. Doch dann begann es zu regnen, weshalb Beyond schließlich in einem Cafe Schutz suchen musste. Eigentlich mochte er ja den Regen, aber er hatte keine Lust auf eine Erkältung. Wenn er das Geräusch des Regens hörte, konnte er seine Sorgen und Gedanken einfach vergessen und hatte das Gefühl, in solchen Momenten seinen inneren Frieden zu finden. Außerdem waren bei Regen nicht so viele Menschen zu Fuß unterwegs und er musste ihnen nicht zu nahe kommen. Nicht, dass er Angst vor ihnen hätte, aber er vermied ihre Nähe, weil er sie nicht ausstehen konnte. Die ganze menschliche Rasse konnte ihm gestohlen bleiben. L war der Einzige, den er brauchte und solange sie zusammen waren, war er zufrieden.

Als der Regen langsam wieder nachließ, setzte er seinen Weg fort und wollte gerade zur Bushaltestelle, da blieb er stehen und wandte sich um. Irgendwie hatte er ein seltsames Gefühl und seine geschärften Sinne hatten ihn in der Hinsicht noch nie getäuscht. Irgendjemand beobachtete ihn. Aufmerksam wanderten seine Shinigami-Augen umher, konnten aber keine verdächtigen Personen ausfindig machen. Aber er spürte ganz deutlich, dass er beobachtet wurde. Und nichts hasste er mehr, als beobachtet zu werden. Das Beste war, er behielt das erst mal im Hinterkopf und beobachtete das erst einmal. Wenn es nur heute war, lohnte es sich auch nicht, sich weiter darum zu kümmern. Sollte das allerdings zum Dauerzustand werden, würde er schon dafür sorgen, dass es aufhörte. Ganz egal, was der Herr Meisterdetektiv dazu sagte. Schließlich hatte er das Haus erreicht, in welchem er zusammen mit L und Watari wohnte und sah sich noch mal um. Er konnte niemanden ausfindig machen, trotzdem spürte er deutlich, dass er beobachtet wurde. Bevor er die Tür aufmachen konnte, musste er einen sechsstelligen Zahlencode eingeben und sowohl seine Netzhaut, als auch seine Fingerabdrücke einscannen lassen. Außerdem wurde er von der Überwachungskamera aufgezeichnet. L war eben ein ziemlich übervorsichtiger Mensch. Zuerst ging er in sein Zimmer und stellte die Marmeladengläser auf dem Tisch ab, dann ging er nach L suchen.

Normalerweise saß L um die Zeit in seinem Büro (eigentlich war das ja auch nur ein Raum vollgestopft mit Monitoren) und ging seiner Arbeit nach, aber dieses Mal saß er im Wohnzimmer vor einem Laptop und hatte das Mikrofon an. Elektronisch verzerrte Stimmen waren zu hören und man sah auf dem Bildschirm, dass er mit den anderen Buchstaben wohl in einer Konferenz war. Zuerst wollte Beyond ja gehen, da er mit den anderen Buchstaben nichts zu tun haben wollte (insbesondere, weil sie ihn schon im Waisenhaus immer wie einen Freak behandelt hatten), aber als er hörte, dass es auch um ihn ging, blieb er an der Tür stehen und hörte zu. Es interessierte ihn ja schon, was über ihn geredet wurde und weshalb sie über ihn diskutierten.
 

P: „Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, wenn L mit einem so gefährlichen Individuum wie B unter einem Dach lebt. Irgendwie verstehe ich den Sinn darin nicht. Was geht bloß in seinem Kopf vor sich?“
 

S: „Wieso hat man ihn nicht denn nicht gleich eingesperrt? Wie sieht das denn aus, wenn L einen Serienmörder bei sich hat, der obendrein versucht hat, ihn umzubringen? Ist er denn verrückt geworden?“
 

R: „Also ich finde, ihr übertreibt alle. Ihr redet immerhin über L, okay? F, was meinst du dazu?“
 

F: „Regelt euren Blödsinn doch alleine. Ehrlich gesagt ist es mir gleich, wer hier was macht und was L sich bei der ganzen Sache denkt. Zugegeben, es ist schon irgendwie komisch, dass er…“
 

S: „So langsam frage ich mich, inwieweit man L überhaupt noch vertrauen kann, wenn er seine Zeit mit so einem gefährlichen Mörder wie ihn verbringt. Was, wenn er mit diesem Psychopathen sympathisiert?“
 

P: „Das ist wirklich ein Skandal, wenn das wirklich stimmen sollte…“
 

H: „Jetzt hört doch endlich auf mit diesem Schwachsinn. So etwas würde L nie und nimmer tun. Ihr solltet euch wirklich schämen, so über ihn zu reden! Ich kann es echt nicht glauben!“
 

L saß schweigend vor dem Monitor, während er den Worten der anderen Buchstaben zuhörte. Sein Gesicht zeugte von keinerlei Emotionen und es war schwer festzustellen, was er dachte oder fühlte. Beyonds Hand hielt die Tür fest und sein Griff wurde stärker. Wie konnten diese arroganten und besserwisserischen Arschlöcher nur so etwas sagen? Wieso zogen sie auf einmal über L her, wo er doch überhaupt nichts getan hatte? Natürlich stimmte es, dass es komisch aussah, wenn der größte Detektiv des 21. Jahrhunderts mit dem Mann unter einem Dach wohnte, der ihn umbringen wollte und der drei Menschen auf dem Gewissen hatte, anstatt ihn der Polizei auszuliefern. Die Reaktion der anderen war in einer gewissen Art und Weise verständlich, aber trotzdem war es hart, dass man so über L sprach. Wie gerne hätte Beyond sich diese Mistkerle persönlich vorgeknöpft und dafür gesorgt, dass sie nicht mehr unterscheiden konnten, ob sie Männlein oder Weiblein waren. Er hasste sie wie die Pest. Als er merkte, dass seine Wut zu groß wurde, knallte er die Tür zu und ging in sein Zimmer. Wenn er sich diesen ganzen Müll noch eine Sekunde länger mit angehört hätte, dann hätte er für rein gar nichts mehr garantieren können. Es war ihm echt ein Rätsel, wie L nur mit solchen Leuten zusammenarbeiten konnte.

Beyond ließ sich in seinem Zimmer aufs Bett fallen und seufzte niedergeschlagen. Irgendwie kam er sich in diesem Moment echt erbärmlich vor. Womöglich war er in den letzten 30 Tagen zu naiv gewesen, als er gehofft hatte, dass sie eine ihren Umständen entsprechend problemlose Beziehung haben könnten und sich keine Sorgen machen mussten, dass irgendjemand davon erfuhr. Aber die Realität sah leider anders aus. Die anderen schienen etwas zu merken und jetzt war L derjenige, der das alles ausbaden musste.
 

Das war einfach nicht fair… so etwas hatte er einfach nicht verdient.
 

Wie hatte das nur passieren können, dass die Situation mit einem Male in die Richtung gegangen war und was sollte denn jetzt geschehen? Wie würde L auf die heftige Reaktion der anderen reagieren und wie sollte das mit ihnen beiden weitergehen? War eine Beziehung unter den Umständen überhaupt noch sinnvoll? Wenn man das Gesamtpaket betrachtete, war das doch alles vollkommen hirnverbrannt! Er war ein verurteilter Mörder und L war derjenige gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass er in den Knast gekommen war. Sie beide waren seit Jahren Erzfeinde und Beyond hätte ihn umgebracht, wenn er ihn in die Finger gekriegt hätte. Wie konnte eine solche Beziehung denn überhaupt gut gehen? Das war doch totaler Blödsinn. Vielleicht war es wirklich besser, noch mal ernsthaft darüber nachzudenken, ob eine Beziehung wirklich gut gehen konnte. Die Tür wurde geöffnet und Watari kam herein.

„Wollen Sie einen Tee?“

„Bringen Sie mir lieber flüssiges Blei, damit ich das diesen Gift spritzenden arroganten Flachzangen in den Rachen schütten kann.“

Aber leider spielte Watari bei diesem Spiel nicht mit und auf Chloroform und Seile zum Strangulieren musste er auch verzichten. Also ließ er von seinen Mordgedanken ab und begann die Zimmerdecke anzustarren. P war ihm schon immer zuwider gewesen und S genauso. Sarah Grimes alias „Susie“ war Bilderexpertin, Violinistin und Schauspielerin, die sehr talentiert darin war, Kunstfälscher aufzuspüren. Aber sie war schon damals eine hochnäsige Schnepfe gewesen und Paul Trylas war weltberühmter Pianist und Hobbydetektiv, der genauso ein Arschloch war. Beyond erinnerte sich daran, als Paul ihm mal ein Bein gestellt hatte und er die Treppe hinuntergesegelt war. Dabei hätte er sich fast den Fuß gebrochen, aber die Racheaktion dafür hatte es in sich. Er hatte Paul gefesselt, ein Rohr in seinen Mund geschoben und eine Tarantel durch jenes Rohr gejagt. Wohl wissend, dass dieser eine panische Angst vor diesen Tieren hatte. Das Beste war ja gewesen, dass die Röhre durchsichtig war, sodass er alles gut sehen konnte. Beyond musste immer wieder schmunzeln, wenn er daran zurückdachte, wie sehr der arme Kerl geheult und geschrieen hatte. Insbesondere, weil er sich nicht befreien konnte. Und auch Susie hatte ihr Fett weggekriegt. Da er wusste, dass sie ein absoluter Sauberkeitsfanatiker war und meist ewig unter der Dusche stand, hatte er die Wasserleitung ein wenig manipuliert, sodass statt Wasser Schweine- und Rinderblut aus dem Duschkopf strömte. Und als T sich über ihn lustig gemacht und ihn herumgeschubst hatte, da hatte er sie gefesselt und geknebelt in die Badewanne geworfen, welche er mit Würmern gefüllt hatte.
 

Ja, er hatte sich damals nach allen Regeln der Kunst an diesen hochnäsigen Schleimern und Strebern für die Schikanen gerächt und es auch genossen, sie leiden zu sehen. Aber nun ging das hier eindeutig zu weit. Ihn konnten sie ruhig ein Monster, einen Freak oder einen Psychopathen nennen, aber dass jetzt auch gegen L Stimmung gemacht wurde, ging eindeutig zu weit. Selbst im Waisenhaus hatten sie A in Ruhe gelassen, da konnte er doch wohl schlecht einfach so hinnehmen, dass L jetzt zur Zielscheibe wurde. Aber was konnte er denn tun? Einfach so losziehen und ihnen die Haut abzuziehen war keine Lösung. Erstens würde es ewig dauern, bis er die beiden Störenfriede fand, zweitens stand er trotz allem unter L’s Beobachtung und drittens hatte er auch irgendwie nicht so wirklich die Geduld dafür, gleich zwei Menschen komplett zu häuten. Viel eher würde er die beiden erst mit Nägeln bearbeiten und sie dann Schritt für Schritt aushöhlen.

Mordgedanken waren für ihn wirklich ein gutes Mittel, um sich für einen kurzen Moment von diesen ganzen Zweifeln und Problemen abzulenken. Und zugleich hellte es auch seine Stimmung wieder ein wenig auf. Schließlich schnappte er sich seinen Notizblock und begann zu schreiben. Zwar würde L ihm diese Genugtuung nicht gönnen und ihn davon abhalten, aber wenigstens konnte er sich den Mord Schritt für Schritt aufschreiben, wenn er ihn wenigstens in seiner Fantasie ausleben durfte.

Als er den perfekten Mord an P aufgeschrieben hatte und sich der Hexe vom Dienst widmen wollte, musste er wieder an die Worte denken, die die beiden gesagt hatten und daran, dass L’s Glaubwürdigkeit in Gefahr war. Irgendwie war das schon seltsam, dass er sich auf einmal um L sorgte. Nicht um L Lawliet als Person, sondern um den Meisterdetektiv L, den er so sehr gehasst hatte. Zugegeben, der Detektiv L war ihm immer noch egal, aber die Person, die dahinter steckte, war ihm nicht egal! L Lawliet war die Person, die er liebte und deshalb konnte er auch nicht mit ansehen, dass der Meisterdetektiv L diffamiert wurde. Irgendwie war die ganze Beziehung schon ein wenig kompliziert, wenn man so darüber nachdachte. Keiner mochte den anderen in seiner Position, liebte aber die Person dahinter. Auch Beyond bekam das zu spüren. Denn obwohl er mit L in einer festen Beziehung war, misstraute dieser dem Mörder B alias Rue Ryuzaki und bewachte ihn auch deshalb. Aber den Menschen Beyond Birthday liebte er, darin bestand keinerlei Zweifel.

Vielleicht sind solch komplizierte Beziehungen von vornherein keine gute Idee, weil sie sowieso scheitern. Vielleicht sollte ich wirklich in Betracht ziehen, ob es eine gute Idee ist, wenn wir so weitermachen. Ich liebe L und er liebt mich. Aber ich will auch nicht, dass er meinetwegen Probleme hat.

Oder gab es noch eine andere Lösung? Seine Persönlichkeit Rue Ryuzaki war der Meinung, dass er das Problem an der Wurzel packen und entfernen sollte (was natürlich hieß, dass Susie und Paul dran glauben mussten) und auf das Monster in ihm zu hören war sowieso keine gute Idee. Allgemein auf sich selbst zu hören und sich danach zu richten, war keine gute Idee. Daran hatte sein Psychiater auch glauben müssen. Es hatte ewig gebraucht, die Sauerei wegzumachen… Mit einem demotivierten Seufzer ließ er den Schreibblock sinken und vergrub sein Gesicht ins Kissen. Warum nur kann nicht ein einziges Mal im Leben etwas gut laufen? Dabei hatte er gehofft, dass er endlich mal glücklich werden könnte, nachdem ihn diese Beziehung mit A vor zehn Jahren schon so fertig gemacht hatte. Rückblickend war das, was sie beide gemacht hatten, ein großer Fehler. A hatte L geliebt und in Beyond nur einen guten Freund gesehen und ihm geholfen, seine Persönlichkeitsstörung in den Griff zu bekommen. Dieser hatte A geliebt und L nachgeeifert, um wenigstens als Ersatz dienen zu können. Als A aber erkannte, dass L nicht interessiert an ihm war, hatte er gemerkt, was alles schief gelaufen war und hatte Selbstmord begangen, indem er vom Dach gesprungen war. Zu der Zeit war er sowieso schon depressiv gewesen und hatte das vor den anderen sehr gut verbergen können. Beyond wusste, dass es damals ein Fehler gewesen war, für A aus Liebe jemand zu sein, der er niemals werden konnte, denn im Grunde hatte es keinen von ihnen beiden glücklich gemacht. Doch bei L war es anders, denn dieser erwiderte seine Gefühle und konnte mit seinem schwierigen Charakter gut leben. Aber jetzt stand das alles auf dem Spiel und warum? Nur weil Paul und Susie schlechte Stimmung verbreiten mussten und die anderen Buchstaben quasi aufhetzten. Oh wie gerne würde er sie dafür bluten lassen, dass sie seine Beziehung zu L schlecht machten. Innerlich begann er schon einen Plan zu schmieden, wie er heimlich von hier abhauen, die beiden aufspüren und sie dann umbringen konnte. Er könnte es wie Selbstmord aussehen lassen. Oder er sorgte ganz einfach dafür, dass die Leichen nie gefunden wurden. Er konnte sie ja in Säure auflösen, dass nur noch eine widerliche stinkende Masse übrig blieb, die er in die Kanalisation kippen konnte. Auch eine gute Idee. Es würden keinerlei Spuren zurückbleiben und er hätte das Problem gelöst. Nun ja, zumindest würde es gut funktionieren, wenn er L nicht als „Babysitter“ hätte und um ihn abzuschütteln, müsste er ihn umbringen. Und das kam nicht infrage. Unter gar keinen Umständen.

Während Beyond immer noch grübelte, öffnete sich langsam die Tür und L kam mit schlurfenden Schritten ins Zimmer. Er ging ein wenig aufrechter als sonst und hatte wie immer die Hände in den Hosentaschen vergraben. Sein Blick war nichts sagend und zeugte von keinerlei Emotionen, so wie sonst auch immer. Aber in der letzten Zeit hatte Beyond ein Gespür dafür entwickelt, wie es hinter dieser Maske aussah. Und er konnte sich schon denken, was L hier wollte. Er machte sich Sorgen und wollte mit ihm über das Gespräch mit den anderen Buchstaben reden. Und da er wusste, dass sich L auch nicht abbringen lassen würde, selbst wenn Beyond ihm mal wieder eine Morddrohung an den Kopf geworfen hätte (L wusste inzwischen, dass diese sowieso nicht ernst gemeint waren), hatte es auch keinen Zweck, sich schon wieder stur zu stellen. Immerhin hatte er zweieinhalb Monate Zwangsjacke und vollständige Bewegungsunfähigkeit gebraucht, um das zu kapieren.

„Ich weiß schon, was du willst. Komm schon rein.“

Zweifel und Ängste

Ein wenig geduckt kam L ins Zimmer und setzte sich in seiner üblichen Art auf Beyonds Bett und sah ihn mit seinem typisch beobachten Blick forschend an.

„Du hast das Gespräch vorhin mitgekriegt, nicht wahr?“

Beyond nickte und wich seinem Blick aus. Er sagte nichts, aber dafür konnte man an seinem Gesicht sehr gut ablesen, was da in ihm drin so vor sich ging. Er war ziemlich unzufrieden mit der Situation und wurde von ernsten Zweifeln geplagt. Und er wusste einfach nicht weiter. Zuerst ruhten die Pandaaugen des Detektivs noch auf ihn, dann aber wanderten sie zu dem Notizblock und L las sich durch, was Beyond da aufgeschrieben hatte. Er hob die Augenbrauen, als er las, was Beyond da überhaupt geschrieben hatte und was für Mordpläne er sich zurechtgelegt hatte. Dann schließlich murmelte er „Netter Plan, allerdings stelle ich es mir schwierig vor, einen tollwütigen Affen zu besorgen und ihn dann auch davon abzuhalten, über dich herzufallen.“

„Das war auch erst mal nur der erste Entwurf. Der zweite sieht vor, dass ich S gefesselt in ein Säurebad werfe und sie darin auflöse, sodass nicht einmal die Leiche zurückbleibt Und was P betrifft, so dachte ich mir, dass ich ihm die Bauchdecke aufschlitze und ihn schließlich an einem Galgenstrick auf dem Fenster werfe.“

Aber auch bei dieser Idee hatte L etwas auszusetzen.

„Zugegeben, dass deine Mordfantasien sehr detailliert sind und du sehr viel Einfallsreichtum im Foltern und Töten von Menschen hast, aber was deinen Mord an P angeht, ist dieser viel zu unoriginell. Das gab es bei Hannibal Lecter schon. Das kannst du doch eigentlich viel besser.“

„Mir doch egal. Ich würde die beiden am liebsten hundert Male umbringen, wenn ich könnte. Weißt du, es ist doch einfach zum Kotzen. Ich hatte echt gehofft, wir beide schaffen das irgendwie und es wird überhaupt keine Probleme geben. Aber ich war wohl die ganze Zeit zu naiv gewesen, weil ich gedacht habe, es würde schon gut gehen, weil wir beide uns lieben. In Wahrheit ist diese Beziehung doch streng genommen eine einzige Verrücktheit. Ich meine: ich bin derjenige, der dich umbringen wollte. Du bist der große L, der für die Gerechtigkeit kämpft und ich bin ein Mörder!“

Dem konnte auch L nicht widersprechen und auch er war sich im Klaren gewesen, dass es nicht gerade die gesündeste Mischung war. Aber er sah die Dinge ein klein wenig anders als Beyond. Vielleicht, weil er noch nicht die Erfahrung gemacht hatte, wie schrecklich es sein konnte, unglücklich verliebt zu sein, oder wenn eine Beziehung von Anfang an nicht wirklich funktionieren konnte. Auf der einen Seite konnte er Beyond sehr gut verstehen, aber auf der anderen Seite dachte er sich, dass er ein wenig übertrieb und es zu negativ sah.

„Wenn ich wenigstens sagen könnte, dass ich ein ehrlicher Mensch werden und in deine Fußstapfen treten will, dann wäre es vielleicht ein klein wenig einfacher für uns beide. Aber dem ist nicht so und ich kann nichts daran ändern, dass ich die Menschen hasse und für sie auch keine Sympathie übrig habe. Selbst wenn ich wollte, könnte ich auch die Morde und meine anderen Verbrechen und Schandtaten nicht bereuen, eben weil mir die gesamte Menschheit gestohlen bleiben kann. Du allein bist nach A’s Tod die große Ausnahme, weil ich dich liebe. Weißt du, ich denke mir manchmal: wenn ich kein Mörder wäre und du nicht der Meisterdetektiv L, dann hätten wir diese Schwierigkeiten nicht und es würde auch niemanden interessieren, dass wir zusammen sind. Doch leider ist es nun mal so, dass ich ein Schwerverbrecher bin und alle mich hassen, oder Angst vor mir haben. Eigentlich passen wir überhaupt nicht zusammen, wenn man es aus einer anderen Perspektive betrachtet.“

L schwieg eine Weile und schaute ihn nachdenklich an, nachdem er den Notizblock wieder weggelegt hatte. Er wusste, womit Beyond zu kämpfen hatte, denn durch sein Shinigami-Augenlicht war seine Welt immer anders gewesen und weil er darunter litt, hatte er es nie leicht im Leben gehabt, vor allem nicht mit seiner Krankheit. Und im Waisenhaus war er oft geschnitten worden und das hatte seine Abneigung gegen die Menschen nur noch weiter geschürt. Das war nun mal er und da konnte L auch nicht viel ändern. Aber er musste irgendwie schauen, dass er dafür sorgte, dass der Serienmörder sich nicht so reinsteigerte und es sich so zu Herzen nahm.

„Jetzt sieh doch nicht alles gleich so schwarz. Nur weil zwei Leute meinen, sie müssten herumstänkern, brauchen wir noch lange nicht darüber nachzudenken, ob unsere Beziehung noch einen Sinn hat oder nicht. Die Fakten sehen doch so aus: Der Mörder B steht unter L’s strenger Beobachtung, weil er eine Gefahr darstellt. Aber ich als Person bin mit Beyond Birthday als Person und nicht als Serienkiller B zusammen. Privates und „Berufliches“ wird voneinander getrennt gehalten, so funktioniert das eben und alles Private geht niemanden etwas an. Oder nimmst du es dir zu Herzen, wie sie so über dich reden?“

„Nein, es ist mir völlig egal, was die für Sachen über mich erzählen. Ich wurde schon immer ein Freak, ein Monster oder ein Psycho genannt und da mir die Menschen sowieso egal sind, kümmert es mich nicht, dass sie über mich herziehen.“

„Und was ist dann dein Problem?“ Beyond spürte, dass er wieder wütend wurde und auch wenn er sich bemühte, er konnte diese Wut nicht zurückhalten und schlug mit der Faust auf die Matratze. Er wollte nicht wütend werden, denn dann ließ er diese an L aus und der konnte doch nun wirklich nichts dafür.

„Mein Problem ist, dass sie dich mit reinziehen. Okay, es ist nun mal Tatsache, dass ich mich mit dem Meisterdetektiv L nicht anfreunden kann. Ich werde immer meine Schwierigkeiten mit ihm haben und zwischen dem Mörder BB und dem Detektiv L wird es immer Streit und Uneinigkeit geben. Die beiden passen einfach nicht zusammen. Aber du bist mir als Person wichtig. Du bist der einzige Mensch, der mir etwas bedeutet und du bist der Einzige, der mich ertragen und mit meinen Launen umgehen kann. Und eben weil mir der Mensch L Lawliet wichtig ist, kann ich doch nicht einfach so mit ansehen, wie der Name, für den du noch stehst, in den Dreck gezogen wird, nur weil du dich mit mir abgibst.“

Beyond hatte alle Mühe, ruhig zu bleiben und nicht direkt wieder laut zu werden. Es brachte rein gar nichts, seinen Frust an L auszulassen, obwohl dieser genauso von diesem Problem betroffen war und ebenfalls überlegen musste, wie sie damit umgehen sollten. Aber es änderte nichts an der Tatsache, dass er einfach nur wütend war und am liebsten alles kurz und klein geschlagen hätte. Aber wenn er diesem Drang nachgab, dann könnte er Gefahr laufen, wieder von seiner extrem instabilen und manischen Persönlichkeit übermannt zu werden, die einfach nur als das Monster bekannt war. Er stand auf, fuhr sich durchs Haar und begann im Raum auf und ab zu laufen, während L sitzen blieb und ihn weiterhin prüfend ansah.

„Und was willst du tun?“

„Na was wohl? Mir ein Alibi besorgen gehen und mich auf den Weg machen, um den beiden einen Besuch abzustatten. Nein, jetzt mal im Ernst: ich weiß es doch selbst nicht. Ich will mit dir zusammen sein und ich liebe dich auch, aber ich kann doch nicht mit ansehen, wie du meinetwegen Probleme kriegst. Du hast nichts Falsches gemacht und kannst am wenigsten etwas für den ganzen Ärger. Wenn hier jemand Probleme kriegen sollte, dann allein ich und nicht du.“

L nickte nachdenklich und begann auf seiner Daumenkuppe zu kauen. Es war ein enormer Fortschritt für Beyond, dass er zumindest nicht mehr ernsthaft über Mord und Rache nachdachte, aber es gefiel ihm auch nicht, dass er sich die ganze Schuld gab. Natürlich hatte er in der Vergangenheit Fehler gemacht und er war ein gefährlicher Serienmörder, aber es war noch lange kein Grund für S und P, irgendwelche Lästeraktionen zu starten und schlechte Stimmung zu verbreiten. Es war Fakt, dass etwas unternommen werden musste. Als er sah, wie unglücklich Beyond mit der Situation war, nahm er seine Hand und lächelte zuversichtlich. „Lass mich das nur mal machen. Ich kriege das hin, mach dir keine Sorgen.“ Doch irgendwie schien das auch nicht wirklich zu helfen und der BB-Mörder riss sich los, wobei er irgendwie noch verärgerter wirkte als vorher, was L in dem Moment nicht wirklich verstehen konnte.

„Wie soll das überhaupt auf Dauer funktionieren mit uns beiden? Dass der alte Knacker die Klappe hält, versteht sich von selbst und Hester ist deine Vertraute. Zwar grinst sie immer total dämlich, wenn sie uns beide zusammen sieht, aber sie würde sich eher die Zunge abbeißen, als etwas auszuplaudern und dich damit in Misskredit zu bringen. Ich weiß ja auch nicht, wie die anderen plötzlich auf den Trichter gekommen sind, dass du was mit mir hast, wo du dir doch solche Mühe gibst, das mit uns beiden geheim zu halten. Aber wenn das die Runde macht, dass du tatsächlich etwas mit einem gefährlichen Mörder hast, dann ist das wahrscheinlich das Ende von L. Alles, wofür du stehst und wofür du gekämpft hast, steht auf dem Spiel! Und das nur, weil ich da bin. Ist dir das denn nicht klar?“

Natürlich war es L klar. Er war sich von Anfang an bewusst gewesen, welchem Risiko er sich aussetzte, wenn er sich auf das Verhältnis mit Beyond einließ. Aber sollte er seine eigenen Bedürfnisse einfach so zurückstellen und komplett auf sein eigenes Glück verzichten, um weiterhin Tag für Tag Verbrechen aufzuklären und seine Identität vor der ganzen Welt geheim zu halten? Vor einem Monat hätte er sich das durchaus noch vorstellen können, aber jetzt, da er sich in Beyond verliebt hatte und er auch das erste Mal in seinem Leben wirklich glücklich war, erschien ihm dieser Gedanke schwierig und schon beinahe unmöglich. Und dieses Glück zu opfern, um seine hohe Stellung bewahren zu können, kam für ihn nicht infrage. Er war sich auch sicher, dass sich eine Möglichkeit finden würde, wie er und Beyond zusammen bleiben konnten, ohne dass es Probleme von außen gab. Momentan arbeitete er auch schon bereits daran, aber Beyond war so voller Zweifel und hatte Angst, dass er wieder einen geliebten Menschen verlieren würde. Und das nur, weil er da war. L wollte ihm diese Angst nehmen und ihm beweisen, dass sie das alles schaffen konnten, wenn sie einander vertrauten, aber im Moment war er noch zu sehr aufgewühlt und in der Verfassung hörte er meist nicht auf das, was L sagte. Wieder begann er langsam auf und ab zu laufen und sah ziemlich unglücklich aus.

„Ich will einfach nicht, dass dein großer Traum und dein Lebenswerk zerplatzt, nur weil du mit mir zusammen bist, okay?“

„Dass muss es doch gar nicht. Es existieren keinerlei Beweise und die offizielle Version stimmt ja auch. Du stehst als Serienmörder unter meiner persönlichen Bewachung und das werde ich den anderen auch so mitteilen. Das andere geht sie gar nichts an und ist eine Sache zwischen dir und mir. Watari hat genauso wie Hester mein vollstes Vertrauen und sie haben auch keinen Grund, etwas über unsere Beziehung auszuplaudern.“

Eigentlich hatte L ja Recht und wenn er sich an die offizielle Geschichte hielt, bestand für die anderen Buchstaben keinerlei Grund mehr, um an seiner Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Trotzdem fühlte er sich schlecht bei der ganzen Geschichte und trotz L’s aufmunternder Worte blieben diese Zweifel.

„Denkst du nicht manchmal auch darüber nach, ob es wirklich so eine gute Idee ist, dass wir beide zusammen sind? Hast du denn nie irgendwelche Zweifel daran, ob wir wirklich glücklich miteinander werden können?“

„Zweifel gibt es immer und die Frage, ob diese Entscheidung wirklich richtig war, ist völlig normal. Aber es wird immer Schwierigkeiten geben und das hätte auch dir klar sein müssen. Die meiste Zeit sind wir uns sowieso uneinig, weil wir, wie du schon richtig erkannt hast, in völlig verschiedenen Welten leben. Aber es geht auch anderen Paaren so und im Grunde ist diese Beziehung wie Schrödingers Katze. Solange man die Kiste nicht geöffnet hat, ist die Katze tot und lebendig. Das Ergebnis sieht man erst, wenn man die Kiste öffnet und nachsieht.“

Beyond nickte und setzte sich schließlich wieder. Er wirkte völlig demotiviert, unglücklich und frustriert und L hatte es nicht gerne, ihn so zu sehen. Da fühlte er sich gleich immer mitverantwortlich für diese schlechte Stimmung. Schließlich ergriff er Beyonds Arm, zog ihn zu sich und küsste ihn. Es war ein etwas kurzer, aber dennoch liebevoller Kuss. „Aber eines haben wir gemeinsam, Beyond: Ich brauche niemanden so sehr wie dich, also schlag dir diesen Unsinn aus dem Kopf. Oder ich greife zu drastischeren Maßnahmen, um dich zu überzeugen.“

„Das ist immer noch mein Text!“ Mit einem unheilvollen und schadenfrohen Grinsen drückte Beyond aufs Bett und beugte sich über ihn. Eine Szene, die sie beide nur zu gut kannten und die sich immer wieder aufs Neue wiederholt wurde, wenn Beyond an der Reihe war, das Kommando in die Hand zu nehmen und L zu zeigen, wo es langging. Doch der Meisterdetektiv seufzte und murmelte „Kannst du mich für den Rest des Tages nicht vielleicht doch schonen? Ich hab mich immer noch nicht von heute morgen erholt.“

„Okay“, gab Beyond mit einem immer noch sehr verdächtigen Grinsen zurück. „Aber nur heute!“

Also beließen sie es dabei, einfach nur Arm in Arm dazuliegen und nichts zu sagen. Zugegeben, L hatte sich eigentlich schon längst erholt und er hätte ja auch nichts dagegen gehabt, wenn Beyond nur nicht so aufgewühlt wäre. Denn wenn er gereizt und aufgewühlt war, dann konnte es auch ziemlich unangenehm werden und das wollte keiner von ihnen. Außerdem war es auch mal schön, einfach nur eng umschlungen da zu liegen und die Zweisamkeit zu genießen, solange sie noch da war. Tief in seinem Herzen war Beyond froh, dass er damals nicht an den Schusswunden verblutet war und dass diese Naomi Misora seine Mordserie rechtzeitig gestoppt und ihn aufgehalten hatte. Denn wäre er damals gestorben, dann wäre er jetzt nicht mit L zusammen und könnte ihn jetzt nicht so im Arm halten. Selbst bei A war das so gut wie nie der Fall gewesen. Höchstens nach dem Sex und selbst da hatte sich Beyond nie wirklich so glücklich gefühlt wie jetzt. Denn er musste sich immer wieder an die Tatsache erinnern, dass A niemals an ihn gedacht hatte, wenn sie beide miteinander geschlafen hatten. Statt ihn bei seinen Namen zu nennen, hatte er ihn immer „L“ gerufen und das hatte ihm jedes Mal unendlich wehgetan, weil ihm bewusst wurde, dass A ihn niemals lieben würde und er nur der Ersatz für L war. Was er getan hatte, war ziemlich erbärmlich und es hatte nicht nur ihm wehgetan bei der ganzen Sache, sondern auch A. Denn dieser hatte mit der Tatsache leben müssen, dass er die Gefühle seines besten Freundes für seine eigenen Bedürfnisse ausgenutzt hatte. Und manchmal hatte sich Beyond schon gefragt, was L dazu bewegt hatte, sich in den Mann zu verlieben, der ihn umbringen wollte. Aber er hatte diese Frage immer vor sich hergeschoben, aber jetzt, da dieses eine Problem im Haus stand, musste er es wissen.

„Sag mal, L… wieso hast du dich ausgerechnet für mich entschieden?“ Der Pandaaugendetektiv hob erstaunt die Augenbrauen, als er diese Frage hörte und wusste ehrlich gesagt auch nicht so wirklich, was er darauf antworten sollte. Über persönlichen Gefühlskram zu sprechen, war schon etwas schwierig für ihn und meist vermied er so etwas lieber. Aber wenn er Beyond ein wenig aufmuntern wollte, dann musste er versuchen, eine ehrliche Antwort zu finden. „Es hat sich einfach so ergeben. Zuerst hatte ich nur rein berufliches Interesse an dir, aber als du in deinem Fieberwahn das erste Mal über mich hergefallen bist, da habe ich irgendwie gemerkt, dass da mehr ist. Ich meine, ich war da ziemlich überfragt mit dieser widersprüchlichen Situation und konnte dich nicht verstehen. Aber mehr noch konnte ich nicht verstehen, dass ich das nicht so schlimm fand, dass du das getan hast.“

„Du meinst, als ich dir einen runtergeholt habe?“ L sagte nichts, sondern verfinsterte seine Miene, einfach aus dem Grund, weil ihm dies ziemlich peinlich war. Ein Grund mehr für Beyond, amüsiert zu grinsen, als er sah, dass L schon wieder so beschämt dreinblickte. Schadenfreude gehörte leider zu seinen weniger schmeichelhaften Charakterzügen und sein Lover war da eben sein absolutes Lieblingsopfer. „Jedenfalls bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen und ich hab mich selbst ziemlich mies gefühlt, als ich dir die zweieinhalb Monate aufgebrummt habe. In der Zeit habe ich auch erkannt, dass da deutlich mehr ist, als bloß berufliches Interesse.“ „Du hast dich also in mich verliebt, als ich dir einen runtergeholt habe…“

„Sag nicht immer alles so direkt! Aus deinem Mund klingt das irgendwie ziemlich pervers“, gab L ein wenig schroff zurück und zog Beyond zur Strafe am Ohr. Eine Gewohnheit, die sich auch so im Laufe der Zeit entwickelt hatte. Immer wenn der BB-Mörder ihn mit solchen Sachen in Verlegenheit brachte, wurde er am Ohr gezogen wie ein kleiner Junge. „Du kennst aber auch wirklich keine Rücksicht.“

Und ob ich Rücksicht kenne, dachte Beyond und drückte L in diesem Moment fester an sich. Egal was auch dafür nötig ist, ich werde nicht zulassen, dass du meinetwegen Probleme hast und deine Zukunft auf dem Spiel steht. Und wenn ich diese Beziehung beenden muss, damit du weiterhin dein Lebenswerk weiterführen kannst.
 

Am nächsten Morgen wachte Beyond etwas später auf und brauchte eine ganze Weile, um wach zu werden und sich aus dem Bett zu quälen. Gott verdammt, wie lange hatte er denn geschlafen und wieso hatte L ihn denn nicht geweckt? Sicher hatte der sich wieder klammheimlich aus dem Zimmer geschlichen, damit er nicht gleich nach dem Aufwachen am Bett gefesselt aufwacht und die heißesten Stunden seines Lebens durchlebt. Verdammter Feigling… Nachdem er sich irgendwie ins Badezimmer geschleppt hatte, machte er sich auf den Weg, um nach L zu suchen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es knapp neun Uhr war. L schlief sowieso nie wirklich lange, sicherlich war er wieder mitten in der Nacht aufgewacht und hatte sich dann wieder an die Arbeit gemacht. Der sollte sich lieber mal etwas zurücknehmen und sich ein bisschen mehr Zeit für den Menschen nehmen, mit dem er zusammen war. Und wenn er dazu gezwungen werden musste. Schließlich aber fand er den Meisterdetektiv in seinem Arbeitszimmer vor diversen Monitoren sitzen. Ihm war anzusehen, dass er hochkonzentriert war und mit Sicherheit irgendeinen wichtigen Fall bearbeitete. In dem Falle war es besser, ihn in der Zeit lieber in Ruhe zu lassen, denn L konnte auch ziemlich ungemütlich werden, wenn man ihn unnötig störte. Und da Beyond sowieso erst einmal einen starken Kaffee und auch ein Glas Marmelade gut vertragen konnte, machte er es sich im Wohnzimmer gemütlich und sah sich die Nachrichten an. Er hoffte ja, dass es irgendwo einen interessanten Mordfall gab, oder dass vielleicht irgendwo etwas über Sam Leens berichtet wurde, der nach dreieinhalb Monaten Pause wieder zurückgekehrt war. Aber leider wurde er enttäuscht. Keine brutal zugerichteten Leichen, kein Sam Leens und kein Serienkiller, der nationales Aufsehen erregt hatte. Eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Wo waren denn nur die ganzen Psychopathen und Serienmörder, wenn man sie brauchte?

Frustriert begann er auf seinem Löffel herumzukauen und grübelte. Ob L schon mit S und P gesprochen hatte bezüglich ihrer Vorwürfe und Verleumdungsaktionen? Gerne hätte er nachgefragt, aber er wollte L nicht auf die Nerven gehen. Wenn er bis zum Hals in einem Fall steckte und seine volle Konzentration brauchte, konnte er echt unausstehlich werden, wenn man ihn mit anderen Sachen ablenkte. Und auf Streit hatte Beyond keine Lust. Als er schließlich nach draußen gehen und einen Spaziergang machen wollte, fand er ein Paket. Es war an ihn adressiert und der Name, der drauf stand, sagte ihm rein gar nichts. Merkwürdig… wer wusste denn Bescheid, dass er hier wohnte? Er hatte doch niemandem etwas gesagt, vor allem weil es niemanden gab, den er davon erzählen würde. Beyond hob das Paket auf und nahm es in sein Zimmer mit. Was da wohl drin war? Vielleicht hatte Sam ihm irgendetwas geschickt, um ihn herauszufordern. Das konnte gut möglich sein. Immerhin war der Kerl noch sauer, weil er so eine Abreibung kassiert hatte. Nun ja, streng genommen konnte er gar nicht wütend auf ihn sein, denn dazu müsste Sam ja erst einmal Gefühle empfinden können. Und das konnte er durch diesen Defekt im Limbischen System nicht. Vom Schreibtisch nahm Beyond eine Schere und begann nun damit, das Klebeband zu durchtrennen. Womöglich hatte Sam ihm ein abgetrenntes Körperteil seines letzten Opfers geschickt. Die Möglichkeit war zumindest nicht ganz von der Hand zu weisen und er versuchte ihn aus seinem Versteck zu locken. Das war ihm auch recht, so konnte er es diesem Mistkerl heimzahlen, dass er fast krepiert wäre.

Schließlich öffnete Beyond den Karton und in dem Moment, als er versuchte den Inhalt des Pakets zu erkennen, gab es einen lauten Knall.

Die Bombe

L war die ganze Zeit mit einem Syndikat beschäftigt und noch ein bisschen übermüdet. Er hatte schlecht geschlafen und leider lag das auch zum Teil daran, dass Beyond ihm so laut ins Ohr geschnarcht hatte. Er konnte so einen tiefen Schlaf haben, dass ihn rein gar nichts aufweckte. Also hatte L ihn erst einmal schlafen lassen und sich an die Arbeit gemacht. Inzwischen musste Beyond aber schon inzwischen wach sein und sicher gleich reinkommen. Oder aber er würde warten, bis der richtige Zeitpunkt zum Stören da war. Beides war dem Meisterdetektiv recht, Hauptsache seine Laune war ein wenig besser als gestern. Watari kam schließlich mit dem Eisbecher herein und schon fragte L „Watari, haben Sie Beyond schon gesehen?“

„Ja, er hat kurz hier reingeschaut, ist dann aber gegangen, um Sie nicht weiter zu stören.“

Zugegeben, L hatte vielleicht ein bisschen Unrecht gehabt mit seiner Behauptung, Beyond würde keinerlei Rücksicht kennen. In Wahrheit nahm er sogar sehr viel Rücksicht auf ihn in seiner Position als Verfechter der Gerechtigkeit. Er setzte einfach nur allzu gerne seinen eigenen Willen durch, wobei L ja auch nicht anders war. Vielleicht sollte er gleich noch mal mit ihm reden. Womöglich lag ihm die Sache von gestern immer noch schwer im Magen und in diesem Fall musste er ihn ein wenig aufbauen. Aber das hatte noch Zeit. Erst einmal ging es darum, ein Syndikat hochgehen zu lassen und dazu brauchte er seine volle Konzentration. Aber irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl. Irgendwie schien etwas Seltsames in der Luft zu liegen und für gewöhnlich täuschte sich sein Instinkt in der Richtung auch nie. Aber was war es denn, das ihm keine Ruhe ließ? Vielleicht der Streit mit den anderen Buchstaben, oder Beyonds Mordgedanken? Nun, dass Beyond an Mord und Totschlag dachte, hatte nichts zu bedeuten. Er war zwar ein Menschenhasser durch und durch, aber seit er sich wieder unter Kontrolle hatte und sie beide zusammen waren, waren diese ganzen Fantasien und Gedanken nie wirklich ernst gemeint gewesen. Das war seine Art, sich abzureagieren. Und er glaubte auch nicht, dass von den Buchstaben ein ernsthaftes Problem ausgehen würde. Zwar waren S und P schwierig und sie machten hin und wieder Ärger, indem sie für Unruhen sorgten, aber mehr als herumlästern würden sie nicht. Und außerdem hatte er mehr als deutlich klar gemacht, dass er in seiner Position als L den Serienmörder B unter Beobachtung hatte, weil dieser seinen wahren Namen wusste und deshalb eine potentielle Gefahr für ihn war. Und was das Private betraf, so ging dies wirklich niemanden etwas an und er würde diese etwas schwierige Beziehung auch geheim halten. Es war das Beste für alle Beteiligten.

Also, wo war er stehen geblieben? Ja richtig, Edward Bundy war der Kopf des Syndikats und steckte nicht nur im Drogenschmuggel, sondern auch im Menschenhandel bis zum Hals drin. Der Kerl war so gut wie geliefert, es musste eigentlich nur in Erfahrung gebracht werden, wo der nächste Deal stattfand. L konnte beim FBI Unterstützung anfordern und dann war Bundy fällig. Fast schon wieder zu einfach, wenn er so darüber nachdachte. Fehlte nur noch…
 

L brachte den Gedanken nicht zu Ende, als ein lauter Knall zu hören war, der sich wie eine kleinere Explosion anhörte. Sofort erhob er sich von seinem Sessel und wandte sich zur Tür, durch welche Watari verschwunden war, um nach dem Rechten zu sehen. Als er den alten Engländer entsetzt rufen hörte, befürchtete er das Schlimmste und eilte förmlich aus dem Zimmer. Was er sah, ließ vor Schreck fast sein Herz aussetzen und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Beyond taumelte benommen durch den Flur, blutüberströmt und er rieb sich vor Schmerz stöhnend die Augen.

„Beyond!“ rief er und lief zu ihm hin. Für einen Moment befürchtete er das allerschlimmste und auch Watari war sehr beunruhigt, doch da wischte sich Beyond das Blut mit seinen Ärmeln aus dem Gesicht und rief „Verdammte Hacke! Ich bring den Bastard um, der das gemacht hat! Der wird sich wünschen, er wäre nie geboren worden, wenn ich ihn in die Finger kriege! SCHEISSE VERDAMMT!!!“

„Geht… geht es dir gut, Beyond?“

„Ja verdammt, ich bin unverletzt. Aber irgend so ein bescheuertes Arschloch hat mir ein Paket geschickt, das anscheinend eine Bombe war. Und als sie hochgegangen ist, spritzte mir all das Blut ins Gesicht und auf die Klamotten. Mein Zimmer sieht aus, als hätten Freddy Krueger und Jason Voorhees eine wilde Party veranstaltet.“

Als L das hörte, wandte er sich an Watari: „Ich sehe mir das genauer an. Watari, kümmern Sie sich um Beyond.“

Damit machte sich der Detektiv auf den Weg in Beyonds Zimmer und musste feststellen, dass dieser nicht übertrieben hatte. Überall klebte Blut an den Wänden und es sah wirklich danach aus, als hätten zwei blutrünstige Monster ihr Unwesen getrieben. Aber wer machte so etwas und schickte Beyond eine Paketbombe, die gar nicht darauf ausgelegt war, ihn zu verletzen, sondern so eine Sauerei anzurichten? Blut… Womöglich war das hier ein sehr persönlicher Angriff auf Beyond gewesen und wer immer das auch gewesen war, er musste über ihn Bescheid wissen. Aber wer wusste denn schon, dass er hier lebte? Selbst seinen eigenen Aufenthaltsort hielt L geheim und demzufolge konnte niemand außer Watari und Hester wissen, wo er sich aufhielt. Es sei denn natürlich, dass jemand nachgeforscht hatte. Und das bedeutete, dass derjenige nicht gerade dumm sein musste. Schließlich sah er sich die Überreste des Pakets an. Allein schon an den Überresten der Bombe erkannte er, dass sie ziemlich einfach gebaut war. Der Auslöser wurde betätigt, wenn das Paket komplett geöffnet war und dann wurde ein Blutbeutel zur Explosion gebracht, welcher dann diese Schweinerei verursachte. Solche Bomben konnte selbst ein Amateur zusammenschustern, wenn er sich im Internet schlau genug machte. Jetzt galt es nur zu überlegen, wer als Verdächtiger in Betracht kam.

Als L sich die Konstruktion genauer ansah, fand er einen Brief, der sich in einer wasserfesten Hülle befand. Vorsichtig fischte er den Brief heraus, der an einem Computer geschrieben worden war. Folgende Botschaft stand geschrieben:
 

DIES WAR EINE WARNUNG! HALTE DICH VON IHM FERN!!!
 

Eine Warnung an Beyond? Offenbar wusste jemand über sie beide Bescheid oder ahnte zumindest etwas. Aber wer könnte dahinter stecken? Er musste mit Beyond sprechen. Er kannte einige der Buchstaben von früher und vielleicht hatte er einen konkreten Verdacht. Nachdem L sich alles genau angesehen hatte, ging er nach Beyond und Watari suchen. Der Engländer war gerade dabei, die blutverschmierte Kleidung wegzubringen und erklärte L, dass Beyond im Bad sei, um sich das Blut abzuwaschen.

„Geht es ihm gut?“

„Keine äußeren Verletzungen. Offenbar war es wirklich nur eine Blutbombe. Haben Sie etwas finden können?“

„Ein Brief mit der Warnung, dass Beyond sich von mir fernhalten soll. Offenbar steckt jemand aus den eigenen Reihen dahinter, der von all dem hier Bescheid weiß, oder zumindest einen so starken Verdacht hat, dass er allein aufgrund dessen diese Bombe geschickt hat.“ Als der Erfinder das hörte, war er zutiefst beunruhigt.

„Wollen Sie etwa damit sagen, dass einer der Buchstaben dahinter steckt?“

L’s Miene verfinsterte sich und jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an. Er war sauer, verdammt sauer sogar und solche Momente hatte Watari nur zwei Male in den 20 Jahren miterlebt, die er an L’s Seite verbracht hatte. Aber selbst da sah er bei weitem nicht so aus. Er war nicht bloß sauer, der Vulkan stand kurz vor dem Explodieren.

„Watari, wer auch immer dahinter steckt, ich werde ihn finden und dann zur Rechenschaft ziehen. Unter keinen Umständen werde ich so etwas dulden. Und wenn tatsächlich ein Abgänger aus Wammys House dahinter steckt, dann werde ich ganz andere Seiten aufziehen.“

Auch Watari konnte nicht glauben, dass wirklich jemand aus Wammys House dahinter stecken sollte. Aber das alles ließ keinen anderen Schluss zu und genau das war ein Skandal. Außer B hatte es noch nie einen Kriminellen gegeben und selbst dieser hatte niemals direkte Anschläge verübt. Und um zu verhindern, dass die Buchstaben ihm und L auf der Nase herumtanzten und meinten, sie könnten sich so etwas erlauben, musste ein Exempel statuiert werden, um somit die Ordnung wiederherzustellen.

Knapp eine halbe Stunde später kam Beyond aus dem Bad. Tatsächlich hatte er keine äußeren Verletzungen und sah nach der Dusche auch nicht mehr aus, als wäre er ein Mordopfer aus „Scream“ gewesen.

„Alles in Ordnung bei dir?“ „Ja schon, aber…“ Beyond unterbrach kurz und sah, dass mit L etwas nicht stimmte. Zwar besaß dieser eine enorme Selbstbeherrschung und verlor deshalb niemals die Fassung, aber mit der Zeit hatte der Serienmörder ein geschärftes Auge entwickelt, um ihn dennoch durchschauen zu können. Und er sah, dass L innerlich kochte. Er umarmte ihn und versuchte, ihn zu beruhigen. „L, beruhige dich erst einmal. Mir ist ja nichts passiert und ich krieg das schon hin. Ich finde den Kerl, der sich…“ Doch L hielt ihm da schon den Brief entgegen, den er gefunden hatte. Nun sah auch Beyond, was das bedeutete und konnte L’s Wut gut nachvollziehen. Er nickte und murmelte „Verstehe. Und das bedeutet, dass jemand dahinter stecken muss, der mich von früher kennt und in Wammys House war.“

„Fällt dir jemand ein, der so eine Tat in Betracht ziehen könnte?“

Schweigend betrachtete der Serienmörder die Nachricht, während er sich sein Haar mit einem Handtuch trocken rieb. Irgendwie wirkte er ein wenig blass und seine Augen wirkten ein wenig unfokussiert, als wäre er ein klein wenig benommen. Vielleicht, weil ihn diese Blutbombengeschichte doch ziemlich durcheinander gebracht hatte.

„Um ehrlich zu sein, würde ich es der Hälfte der Buchstaben zutrauen, mir eine reinzuwürgen. Immerhin hab ich damals einiges angestellt, um mich für die Schikanen zu rächen. J zum Beispiel hab ich an den Fahnenmast gekettet und gesagt, ich hätte sein Essen vergiftet und er würde das Gegenmittel nur bekommen, wenn er sich das Bein absägt. Und was Q betrifft, da frag mich lieber nicht! Ich glaube nicht, dass du das hören willst. S, P und T hab ich auch ziemlich traumatisiert mit meinen Racheaktionen und ich stand mit dem gesamten Waisenhaus sowieso auf Kriegsfuß. Aber die Nachricht klingt mir irgendwie nicht danach, als wolle man mir direkt eine reinwürgen. Ich glaube eher, dass jemand dich auf eine ziemlich drastische Art und Weise vor mir beschützen will. Immerhin klingt das DIES IST EINE WARNUNG! HALTE DICH VON IHM FERN!!! irgendwie nach etwas, was ein rasend eifersüchtiger Verliebter an seinen Nebenbuhler schreiben würde, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Also ich weiß leider nicht, wer da so verrückt nach dir ist. Die anderen haben dich immer sehr bewundert, aber ich wüsste jetzt keinen, der deswegen gleich eine solche Bombe schickt. Der Einzige von dem ich weiß, dass er wie besessen von dir war, das war A und der lebt nicht mehr. Das weiß ich dank meines Augenlichts zu hundert Prozent.“

L wandte den Blick ab und schwieg. Ob Beyond wirklich die Wahrheit sagte, oder einfach nur log, um sich selbst um die Sache zu kümmern? So ganz war er sich da nicht sicher, denn eigentlich hatte er erwartet, dass Beyond vollkommen sauer sein und sogar ausrasten würde. Er hätte ihm auch einen Rückfall in seinen manischen und geisteskranken Zustand zugetraut. Als er dann plötzlich hörte, wie Beyond zu kichern begann, runzelte L die Stirn und sah ihn ungläubig an.

„Alles in Ordnung?“

„Ja, alles bestens…“

Dann schließlich wandte er sich Watari zu, der ihm erklärte, dass Beyond ein Beruhigungsmittel eingenommen hätte, welches Hester für den Fall verschrieben hatte, wenn er drohte, in seine wahnsinnige Seite zu verfallen. Damit konnte er sich schnell wieder beruhigen und somit könne auch ein Rückfall in seine manische Persönlichkeit verhindert werden. Allerdings seien solche euphorischen Schübe eine kleine Nebenwirkung. „L, du bist so süß, wenn du dir Sorgen um mich machst. Ich liebe dich, Mann.“

Irgendwie klang das weniger nach einem euphorischen Schub, sondern mehr danach, als wäre Beyond high. Naja, wenigstens führte er sich jetzt nicht auf wie eine rasende Wildsau. Da der Detektiv befürchtete, dass gleich noch irgendein peinlicher Kommentar kam oder Beyond irgendeine andere Dummheit machen würde, ging er mit ihm in sein eigenes Zimmer und setzte ihn erst einmal aufs Bett, damit er sich hinlegen und ausruhen konnte. Er setzte sich schließlich zu ihm und fragte ernst „Und du bist dir auch wirklich sicher, dass du keinen konkreten Verdacht hast?“

„L, ich weiß es nicht. Im Grunde hatte jeder einen triftigen Grund, unsere Beziehung zu sabotieren, weil der- oder diejenige mir eine reinwürgen will.“

Ein etwas merkwürdiges Grinsen zog sich über Beyonds Gesicht und er fiel L um den Hals. „Ich werde schon dafür sorgen, dass es aufhört. Aber sei nicht mehr so sauer, okay? Ich kümmere mich schon darum.“

„Kümmern klingt aus deinem Munde ein wenig beunruhigend.“

„Hey, seit ich bei dir bin, war ich bis jetzt immer ganz brav! Okay, ich gebe zu, dass ich es beim Sex manchmal übertreibe und das mit dem Vibrator war eine blöde Idee, dafür hab ich ja auch ordentlich Ärger gekriegt. das mit der Pumpe tut m…“

Bevor Beyond weitersprechen konnte, presste L eine Hand auf seinen Mund, um ihn so zum Schweigen zu bringen und funkelte ihn finster an.

„Wir hatten uns darauf geeinigt gehabt, nie wieder darüber zu sprechen, mein Lieber.“

Beyond nickte und so nahm L seine Hand wieder weg. Oh Mann, irgendwie war der Kerl auf Beruhigungsmittel total neben der Spur und neigte offenbar dazu, die peinlichsten Sachen auszuplaudern. Gott sei dank war Watari gerade nicht da.

„L“, begann der Serienmörder in einem Singsangton und grinste ihn an. „Wollen wir Liebe machen?“

L sah ihn genervt an und konnte ihn in dieser Situation überhaupt nicht ernst nehmen. Der hatte sie ja nicht mehr alle! „Nicht, wenn du dich aufführst, als kämst du gerade von einem Woodstockkonzert.“

Damit drückte er entschieden Beyonds Gesicht weg, als dieser einen Versuch machen wollte, ihn zu küssen. Dieser setzte eine Schmollmiene auf, musste aber dann doch wieder lachen. Ob er eigentlich zugehört hatte?

„Du bist sooooo süüüüß, wenn du sauer bist. Wie ein Pandabärchen. Aber sag mal, kann es sein, dass Hester womöglich die Beruhigungsmittel mit irgendwelchen Höhenfliegern vertauscht hat? Irgendwie ist mir ganz komisch…“

„Womöglich verträgst du das Mittel nicht.“

„Wie du meinst, Pandabärchen! Hey, ich hab eine Idee: Du wartest erst einmal hier auf mich und ich hol schon mal die Spielsachen.“ Zuerst schnallte L nicht direkt, was Beyond denn damit sagen wollte. Aber als er realisierte, was er vorhatte, ergriff er ihn am Pullover und versuchte ihn aufzuhalten. „Vergiss das mal lieber! Ich hab ja zu den Fesseln nichts gesagt, aber bei mir gibt es auch Grenzen! Also lass deine Spielsachen schön da, wo sie sind und lass mich mit deinen perversen Fantasien in Ruhe.“

„Das hat sich aber ganz anders angehört, als ich die Sahne und die Schokolade mit ins Spiel gebracht habe. Wenn dir das schon gefällt, dann bist du auch ganz schön pervers, oder etwa nicht?“ Nun reichte es L endgültig. Er bekam ein Magazin in die Hand, rollte es zusammen und gab Beyond einen Klaps auf den Hinterkopf. Der Kerl verlor ja wirklich sämtliche Hemmungen, wenn er auf Beruhigungsmittel war… Wenn Hester das nächste Mal zur Visite vorbei kam, musste sie unbedingt etwas anderes verschreiben. Beyond konnte ja so schon manchmal anstrengend sein, aber unter Drogen war er ja unerträglich und das Schlimmste war ja, dass er partout seine Klappe nicht halten konnte.

„Du verlässt dieses Zimmer erst, wenn die Wirkung nachgelassen hat und du wieder halbwegs normal bist. Wie viele Tabletten hast du denn überhaupt genommen?“

Der Serienmörder begann an den Fingern abzuzählen und kam auf vier Tabletten. Unter den Umständen war dies auch kein Wunder, denn eigentlich sollte er maximal nur eine nehmen. Da war es auch nicht verwunderlich, dass er sich jetzt so komisch verhielt.

„Du bleibst wo du bist, ich rufe in der Zwischenzeit Hester an und frage sie, wie man dich wieder zu Verstand bekommt.“ Doch nun war es Beyond, der ihn aufhielt und sich regelrecht auf ihn warf und ihn dabei an der Taille zu fassen bekam. Und da L plötzlich von seinem ganzen Gewicht heruntergezogen und aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, kam es, dass sie beide zu Boden fielen und es ein Poltern gab. „Geh sofort runter von mir, Beyond. Du benimmst dich wie ein Kind.“

„Aber ich will nicht, dass du gehst…“ Die Tür wurde geöffnet und Watari kam herein, um nach dem Rechten zu sehen. Nun, er sah L auf dem Boden und Beyond auf ihn drauf liegen, während er ihn umklammert hielt. Da war es nur allzu offensichtlich, dass er sich so seinen Teil dachte.

„L, ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ „Nein…“, grummelte der Detektiv und sah missmutig drein. „Ich hab gerade ein hartnäckiges Problem an mir kleben, das ich nicht abschütteln kann…“

„L“, rief Beyond und zog eine Schmollmiene und sah ihn mit einem beinahe bettelnden Blick an. „Warum willst du nicht mit mir Liebe machen?“

„Komm erst mal von den Medikamenten runter! Watari!“

„Ich denke, es ist das Beste, wenn ich Sie beide nicht weiter störe.“

„Sie sind ein echt mieser Verräter, Watari.“

Es hatte keinen Sinn. Die Tür schloss sich und L musste wohl oder übel einsehen, dass er Beyond nicht abschütteln konnte. Und Watari ließ ihn einfach im Stich. Er musste sich wohl oder übel geschlagen geben.

„Also schön, dann mach ruhig. Aber hör wenigstens auf, dich so dämlich aufzuführen und reiß dich zusammen.“

Beyond versprach es und gab L einen Kuss. Schließlich aber schien der Schub langsam abzuflauen, woraufhin er hoffentlich wieder bei Sinnen war. Als er seine Lippen wieder von L’s löste, sah er ihn plötzlich mit einem ernsten und schon fast melancholischen Blick an und strich sanft über sein Haar, während er ihm in die Augen sah. „L, ich werde nicht zulassen, dass du meinetwegen in Schwierigkeiten gerätst. Egal was dafür auch nötig ist, ich werde dich beschützen.“

Bevor der der Detektiv darauf etwas erwidern konnte, küsste Beyond ihn wieder, dieses Mal aber intensiver und leidenschaftlicher. L legte seine Arme um ihn und erwiderte den Kuss. Doch so ganz konnte er immer noch nicht Beyonds Anblick vergessen, als er blutüberströmt durchs Haus getaumelt war. Selten hatte der sonst so kühle und beherrschte Meisterdetektiv, den so gut wie gar nichts aus der Fassung brachte, einen so heftigen Schock fürs Leben gekriegt. Er hatte wirklich Angst gehabt, dass Beyond ernsthaft verletzt worden wäre. Wenn es eine richtige Bombe gewesen wäre, dann wäre er vielleicht wirklich gestorben.

Beyond bemerkte, was ihm durch den Kopf ging und sah ihm tief in die Augen. „L, machst du dir wegen der Bombengeschichte immer noch Sorgen?“

Auch wenn sie beide vollkommen verschieden waren, schienen sie immer zu wissen, was der andere dachte. Irgendwie war diese Behauptung „Gegensätze ziehen sich an“ doch nicht so verkehrt. Stumm nickte L und wandte den Blick ab. Beyond nahm seine Hand und umschloss sie.

„Jetzt hör mal zu: Wer auch immer diese Bombe geschickt hat, er wollte mich bloß provozieren. Wenn er mich loswerden wollte, hätte er mich doch gleich umbringen können. Und jetzt, da wir gewarnt sind, braucht er sich sowieso nicht mehr die Mühe machen. Du machst dir einfach zu viele Sorgen.“

„Wem hab ich das wohl zu verdanken, dass ich mir so viele Sorgen mache?“

„Entschuldige. Aber ehrlich gesagt bin ich auch froh, dass du dich um mich sorgst. Das zeigt immerhin, dass du mich liebst.“ Du legst es auch immer aus, wie du es gerade haben willst, dachte L, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es war selbst nach einem Monat schwierig, mit all diesen Gefühlen umzugehen. Denn zum ersten Mal in seinem Leben hatte er jemanden an seiner Seite, den er wirklich liebte und mit dem er auch den Rest seines Lebens verbringen wollte. Und dieser Bombenanschlag hatte zum ersten Mal die Angst in ihn geweckt. Die Angst davor, den Menschen zu verlieren, der ihm wichtig war. So musste es auch Beyond ergangen sein, als er erkannt hatte, dass A’s Lebenszeit abgelaufen war und er sterben würde. Und er hatte es nicht verhindern können. Natürlich befürchtete L, dass auch ihn dieses Schicksal treffen würde und er Beyond nicht retten konnte. Wenn seine Lebenszeit abgelaufen war, konnte niemand etwas dagegen tun. Der Tod gehörte zum Leben dazu und das war eine grausame Tatsache, die man akzeptieren musste. Beyond hatte ihm mal gesagt „Nicht der Tod selbst ist es, den wir fürchten, sondern allein die Vorstellung des Todes und der Gedanke, dass wir jemanden verlieren könnten, der uns nahe steht.“

Und damit hatte er Recht. L hatte den Tod selbst niemals gefürchtet, lediglich die Vorstellung des Todes und davor, dass er ganz alleine war und niemanden mehr hatte.

Beyonds Hand umschloss die seine fester und sie waren sich so nahe, dass sich ihre Stirn fast berührte. „Mach dir mal keinen Kopf. Ich werde schon dafür sorgen, dass du diese ganzen Ängste und Gedanken gleich vergessen wirst.“

Zwei Herzen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Beyonds Konfrontation

Am nächsten Morgen wachte L viel später als sonst auf und dieses Mal war es Beyond, der als Erster aufgestanden war und sich an die Arbeit gemacht hatte. Doch gleich schon als er ihn grüßte, spürte er eine seltsame und fremde Distanz zwischen ihnen beiden. Irgendwie war er völlig verändert und L wusste nicht, wie er das einzuordnen hatte. Was war nur mit ihm los? Irgendwie wirkte er so abweisend und kühl und das war er nicht ein Mal gewesen, seit sie zusammen waren. „Beyond, alles in Ordnung bei dir?“

„Ja.“

Ein kühles und distanziertes Wort ohne Gefühl. Allein schon vom Gesicht ließ sich ablesen, dass die kalte, introvertierte und abweisende Seite von Rue Ryuzaki momentan die Oberhand über Beyond hatte. So sah er immer aus, wenn er unter Menschen war und genauso sprach er auch immer. Aber L hatte er niemals diese Seite gezeigt, seit sie sich zueinander bekannt hatten und in einer festen Beziehung waren. Irgendetwas war mit ihm, das sah selbst ein Blinder.

„Beschäftigt dich irgendetwas?“

Stumm holte er etwas hervor und legte es L hin. Es war eine weitere Bombe und so wie sie aussah, war es dieses Mal eine richtige.

„Als Watari sagte, dass du heute wegfahren willst, habe ich mir den Wagen näher angesehen und die Bombe gefunden. Wenn der Wagen gestartet worden wäre, dann wäre der Zünder ausgelöst worden und von euch wäre kaum noch etwas übrig geblieben.“

L musste sich erst einmal setzen und sich sammeln. Er hatte ein Statement vor den anderen Buchstaben abgelegt und klargestellt, dass er Beyond aus Sicherheitsgründen in seiner Obhut hatte und dass es kein tieferes Verhältnis zwischen ihnen gab. Und die anderen hatten ihm auch geglaubt oder zumindest hatten sie sich entschlossen, ruhig zu bleiben. Aber offenbar hatte es nicht gereicht, um den Bombenleger davon abzuhalten, in die nächste Runde zu gehen und dieses Mal ging er noch aggressiver vor. Allein schon vom Aufbau erkannte er, dass die Autobombe dieses Mal keine Amateurleistung war. Das war ein Profi. So wie es aussah, lagen hier deutliche Tötungsabsichten vor und dieses Mal richtete sich der Anschlag nicht gegen Beyond, sondern gegen L. Aber wieso ausgerechnet gegen ihn? Wäre es denn nicht logischer, wenn Beyond das Ziel wäre? Das alles wurde langsam merkwürdig.

„Und noch etwas: seit gestern werde ich auf Schritt und Tritt verfolgt, wenn ich das Haus verlasse und ich werde das Gefühl nicht los, dass der Stalker auch das Haus hier beobachtet. Für solche Sachen hatte ich schon immer ein gutes Gespür gehabt.“

L schüttelte den Kopf und fragte „Warum war die Bombe denn am Wagen angebracht?“

„Weil der Stalker dich aus dem Weg räumen will. Ich hab doch gesagt, dass er rasend eifersüchtig ist. Er scheint es nicht auf mich, sondern auf dich abgesehen zu haben. Wer auch immer dahinter steckt, er ist ganz schön auf mich fixiert oder zumindest auf das Monster. Warum auch sonst hätte er die Blutbombe geschickt? Ganz einfach: um mich aus der Fassung zu bringen und dafür zu sorgen, dass ich wieder die Kontrolle verliere.“

Sein Gesicht verhärtete sich und seine Augen wirkten so unmenschlich kalt, dass er auf einmal so fremd wirkte. L erkannte ihn beinahe nicht wieder, aber er verstand auch, wieso Beyond sich so verhielt. Wenn er sich unter Kontrolle halten wollte, musste er seine Gefühle verschließen und absolut eiskalt und gefühllos vorgehen.

„L, ich werde diesen Mistkerl finden, der dich umbringen wollte und dann werde ich ihm zeigen, dass man mich besser nicht zum Feind haben sollte. Der wird sich noch schön umgucken.“

„Beyond, wir sollten…“

„Du hältst dich da raus, L“, unterbrach er ihn forsch und packte sein Handgelenk. Sein Blick war warnend und eiskalt. Ein eiskalter Schauer fuhr dem Detektiv über den Rücken und für einen Moment erschien es ihm so, als würde da kein Mensch vor ihm stehen, sondern eine unheimliche und dämonische Präsenz.

„Soll ich mich etwa wiederholen? Ich werde mich darum kümmern und ich brauche deine Hilfe nicht.“

„Was ist denn mit dir los?“

„Was mit mir los ist? Ich bin stinksauer auf den Bastard, der dich töten wollte. Das ist los! Er wird vor nichts zurückschrecken und dass er überhaupt fähig war, eine Bombe unter dem Wagen anzubringen und dich damit fast zu töten, spricht für einen Profi. Und mit dem ist nicht zu spaßen. Er wird nicht eher Ruhe geben, bis er uns auseinander gebracht hat und das hat, was er will.“

Schließlich stand Beyond auf und ging zur Tür. Irgendwie fühlte sich L unwohl in dieser Situation und wusste nicht, was der Serienmörder jetzt eigentlich vorhatte.

„Und was hast du jetzt vor? Wie soll es für dich weitergehen?“

„Dass wir getrennte Wege gehen.“ Diese harten und kalten Worte versetzten L einen Stich ins Herz und er sah Beyond fassungslos an. Dann erhob auch er sich, ging zu ihm hin und hielt ihn am Arm zurück

„Was willst du damit sagen?“

„Dass es vorbei ist. Ich mach Schluss mit dir, L.“

Nun fiel der Detektiv endgültig aus allen Wolken und konnte nicht glauben, dass Beyond das tatsächlich gesagt hatte. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein. Wieso war denn plötzlich Schluss, wenn sie sich doch vorgenommen hatten, füreinander da zu sein und einander zu beschützen? „Das kann doch nicht dein Ernst sein, Beyond. Willst du einfach so den Aufforderungen des Stalkers nachgeben?“

„Ja, weil es nämlich der einfachste Weg ist, dich vor ihm zu beschützen. Hätte Watari mir das mit dem Wagen nicht gesagt, hätte ich die Bombe nicht entdeckt und du und der Alte wären jetzt tot. Er weiß über uns genauestens Bescheid und ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas antut. Also wirst du gefälligst die Füße stillhalten und mich das klären lassen.“

Damit riss er sich los und ging, doch L wollte ihn nicht gehen lassen. Denn er ahnte, dass das noch ein böses Ende nehmen könnte und Beyond wieder einen Menschen töten könnte. „Beyond, jetzt überstürz doch nicht gleich schon wieder alles. Ich glaube, du…“

Doch weiter kam L nicht, da sich der der BB-Mörder umdrehte und ihm mit der Faust ins Gesicht schlug. Der Schlag war so gewaltig, dass L für einen Moment schwarz vor Augen wurde. Er fiel rücklings zu Boden und da packte Beyond ihn auch schon am Kragen, schlug dieses Mal in seine Magengrube und stöhnend vor Schmerz krümmte sich der Detektiv zusammen.

„Manchmal bist du echt eine Nervensäge“, sagte der Serienmörder kalt und zerrte ihn hoch. „Du weißt echt nicht, wann du dich rauszuhalten hast. Ich mach das ja nicht gerne, aber du zwingst mich nun mal dazu.“

Immer noch durch die Schläge benommen versuchte L, Beyond zu fragen, was er denn jetzt vorhatte. Doch da wurde er schon hochgehoben und ins Zimmer getragen. Wortlos warf Beyond ihn aufs Bett und holte eine Spritze und ein kleines Fläschchen hervor. Er begann nun damit, die Spritze aufzuziehen und wollte offenbar eine Injektion vorbereiten. L wurde ganz anders zumute, als er realisierte, was Beyond da mit ihm vorhatte. Der macht wirklich ernst, schoss es dem Detektiv durch den Kopf und er versuchte zu fliehen, doch da bekam der Serienmörder ihn auch schon zu fassen und drückte ihn mit Gewalt aufs Bett. Während er ihn mit der einen Hand am Hals gepackt hielt und zudrückte, hielt er in der anderen die Spritze. „Ich hab langsam genug davon, dass du dich so stur stellst. Wer nicht hören will, der muss eben fühlen. Und bei dir helfen eben nur drastische Maßnahmen. Also wehr dich nicht und geh schlafen!“

Der Griff um seinen Hals wurde so fest, dass L keine Luft mehr bekam und er versuchte, sich zu befreien, um wenigstens wieder atmen zu können. Doch Beyond drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht nieder und stach ihm schließlich die Nadel unter die Haut und spritzte ihm das Schlafmittel.

„Nein Beyond, tu das nicht. Bitte hör auf und komm zu dir!“

„Tut mir Leid, L. Aber genug ist genug. Also sei so gut und schlaf endlich ein.“

L spürte, wie sich sein Körper langsam komisch anzufühlen begann. Irgendwie fühlte er sich so schwerelos an und er fühlte in seinen Fingerspitzen nichts mehr. Er schaffte es nicht, seine Kraft beisammen zu halten und spürte, wie seine Muskulatur erschlaffte. Es kostete ihn immer mehr Willenskraft und Anstrengung, sich gegen Beyonds Griff zu wehren und er schaffte es kaum noch, die Augen offen zu halten. Aber er durfte jetzt nicht einschlafen. Er musste Beyond aufhalten und verhindern, dass er irgendeine Dummheit machte und sich selbst in Gefahr brachte. Doch es brachte nichts, sich dagegen zu wehren. Seine Augenlider fielen zu und er sank in eine tiefe Bewusstlosigkeit.
 

Nachdem Beyond sichergestellt hatte, dass L wirklich weggetreten war, löste er seinen Würgegriff wieder und steckte das Fläschchen mit dem Schlafmittel wieder ein, die Spritze entsorgte er. Schließlich deckte er den Bewusstlosen zu und verließ das Zimmer. Er ging in Richtung Haustür, da traf er auf Watari, der sich natürlich sofort erkundigte, wohin er gehen wollte.

„Ich habe noch ein paar wichtige Dinge zu regeln und komme wahrscheinlich etwas später zurück. L ist übrigens in seinem Zimmer und schläft. Er fühlte sich ein wenig erschöpft und ich dachte, er könnte etwas Ruhe gebrauchen. Vielleicht sehen Sie ja mal nachher bei ihm vorbei. Und händigen Sie ihm den Zettel hier aus.“

Damit drückte er ihm eine zusammengefaltete Notiz in die Hand und ging. Watari brauchte er glücklicherweise nicht zu betäuben. Der alte Mann kümmerte sich in erster Linie sowieso erst um L und da er von der Beziehung wusste, würde er auch nicht so viele Fragen stellen. Natürlich hatte Beyond nicht gerade Spaß daran gehabt, L zu verprügeln und ihn dann mit einem Narkosemittel schlafen zu schicken. Aber er hatte leider keine andere Wahl gehabt. Dieser Dickkopf hätte sich von rein gar nichts abschrecken lassen, also musste er mit Gewalt daran gehindert werden, irgendetwas zu unternehmen. Somit hatte er wenigstens genug Vorsprung gewonnen, um den Bombenleger zu finden und ihm das Handwerk zu legen, bevor L ihm zuvorkommen konnte. Der dürfte sowieso erst einmal eine ganze Weile schlafen. Und selbst wenn, er würde sowieso nicht so schnell herausfinden, wer dahinter steckte. Dazu fehlte ihm nämlich das Wissen um die genauen Charakterzüge der anderen Buchstaben und er würde erst einmal recherchieren müssen, wer sich auf Bomben spezialisiert hatte. Und selbst dann würde er noch nicht wissen, wer da wirklich seine Finger im Spiel hatte. Für Beyond stand fest, dass er dieses Mal kurzen Prozess machte. Keine Gnade, kein Mitleid… dieses Monster würde endgültig bezahlen und wenn es das Letzte war, was er in seinem Leben tun würde.

Schon während er die Straße entlangging, spürte er, wie er beobachtet wurde. Natürlich wurde er beobachtet. Beyond hatte sowieso damit gerechnet, dass der Stalker hartnäckig blieb und ihn dann schließlich in einem passenden Moment abfangen würde. Er war auf alles vorbereitet und rechnete mit allem. Dass sich der Stalker ihm direkt stellte, dass er in eine Falle tappte oder hinterrücks überfallen wurde. Aber dieses Risiko war er bereit einzugehen. Warum auch sonst hätte er L seine harte und grausame Seite spüren lassen, obwohl er dies niemals tun wollte? Er musste sich in die Höhle des Löwen begeben und dann dafür sorgen, dass dieser verdammte Stalker L in Ruhe ließ und mit den Anschlägen aufhörte. Da er schon so eine Ahnung hatte, wo er hingehen könnte, machte er sich auf den Weg in Richtung Hafen. Dort gab es einige Lagerhallen, die zum Teil leer standen und hin und wieder als Treffpunkte für kriminelle Gruppierungen genutzt wurden.

Da heute ein kalter Wind wehte, hatte sich Beyond seinen Mantel angezogen und trug sein Messer bei sich. Zwar glaubte er nicht, dass er damit sonderlich viel ausrichten konnte, aber zumindest war er nicht unbewaffnet und das war doch schon mal etwas. Aufmerksam ließ er seinen Blick umherschweifen und musste zugeben, dass sein Verfolger seine Arbeit verstand. Er konnte sich sehr gut verbergen, aber trotzdem wusste er bereits, wer ihm da seit Tagen hinterher lief und ihn beobachtete. Und allein der Gedanke daran, dass dieses widerwärtige Subjekt wieder aufgetaucht war, ließ ihm die Galle hochkommen. Wenn der Bastard es auch nur wagen sollte, L etwas anzutun, würde er ihm die Finger einzeln abtrennen und sie ihm in den Mund stopfen, dass er daran erstickt. L… für einen Moment kehrte Beyonds menschlichere Seite zurück und er spürte, wie sich seine Brust schmerzhaft zusammenschnürte und sich Tränen in seinen Augenwinkeln sammelten.

„L, es tut mir so Leid…“

Er kam sich mit einem Male so hilflos und allein gelassen vor. Genauso wie damals, als seine Eltern sterben mussten. Und genauso wie damals, als A vor seinen Augen in den Tod sprang und er es nicht verhindern konnte. Ganz einfach, weil er es nicht ändern konnte, dass seine Lebenszeit abgelaufen war. Er wusste, dass jeder Mensch irgendwann mal sterben musste. Doch da er das Augenlicht der Shinigami besaß, konnte er sehen, wann das passieren würde und genau das war das Schlimme! Das war der Grund, warum er anders war und wieso die anderen sich vor ihm fürchteten. Und eben weil er sehen konnte, wann Menschen starben, konnte er einen gewissen Einfluss ausüben. Durch seine Recherchen und durch den Fall Kira hatte er herausfinden können, dass man in der Lage war, die verbleibende Lebenszeit zu beeinflussen, indem man Menschen früher sterben lassen konnte. Und dies war nur mit den Werkzeugen der Shinigami möglich. Beyond selbst hatte erkannt gehabt, dass er Menschen viel früher sterben lassen konnte, als eigentlich für seine Opfer vorgesehen war. Er hatte quasi die Macht über ihre Lebenszeit. Aber trotzdem war es ihm bis jetzt niemals gelungen, einen Menschen vor dem ihm vorbestimmten Tod zu retten. Als er acht Jahre alt war, hatte er seine Eltern sterben sehen und konnte sie nicht retten. Und er hatte A’s Tod nicht verhindern können. Wenigstens ein Mal wollte er versuchen, den Menschen zu beschützen, der ihm wichtig war. Er würde kämpfen und alles in seiner Macht stehende tun, um zu verhindern, dass er noch einen Menschen verlor, der ihm wichtig war. Selbst wenn der Preis dafür sein Leben war. Aber trotzdem fühlte er sich furchtbar. Er hatte L geschlagen und ihn mit Schlafmitteln außer Gefecht gesetzt, um ihn loszuwerden. Und er hatte die Beziehung beendet. Doch es hätte sonst nicht geklappt, wenn er von Anfang an mit offenen Karten gespielt hätte. Er wusste, dass im Haus Abhörwanzen angebracht worden waren und deshalb hatte er keine andere Wahl gehabt, als L dermaßen vor den Kopf zu stoßen. Trotzdem konnte er diesen fassungslosen und zutiefst bestürzten Blick nicht vergessen, als er gesagt hatte, er würde die Beziehung beenden. Zum Glück hatte er da die kaltherzige Seite von Rue Ryuzaki angenommen, sonst hätte es ihm noch das Herz gebrochen. Ich muss grausam sein, um gute Absichten zu bewahren. Oh Mann, dass er sich in solchen Situationen immer an irgendwelche Literaturzitate erinnern musste, die A ihm früher immer zitiert hatte. Er hatte immer so leidenschaftlich aus Hamlet, Othello oder MacBeth vorgelesen und hatte es stets so überzeugend und fesselnd vortragen können. Und er konnte Klavier spielen, wie kein anderer Mensch sonst auf der Welt. Auch wenn zwischen ihnen einiges schief gelaufen war und eine unglaublich tragische Wendung nehmen musste, er hatte A wirklich viel zu verdanken und sie beide waren wirklich sehr enge Freunde gewesen. Aber er hatte auch L einiges zu verdanken, nämlich sein Leben. Deshalb würde er alles tun, um ihn zu beschützen.
 

Da es ein wenig zu lange dauern würde, den ganzen Weg zu Fuß zu gehen, nahm er den Bus und erreichte schließlich die Lagerhallen am Hafen. Wie erwartet war dort nicht sonderlich viel los und so musste sich sein Verfolger wohl oder übel bald zeigen. Dass er da war, das spürte Beyond deutlich. Er sah sich um, erkannte aber niemanden. Dann aber atmete er tief durch und sammelte sich. Nun musste er sich konzentrieren und nur an sein Vorhaben denken und an nichts anderes sonst. Er verschloss seine Gefühle vollständig und blendete alles andere aus. L… seine Schuldgefühle… seine Angst um ihn… all das schwand, als er wieder die absolut kaltherzige und menschenverachtende Seite annahm, die er die ganze Menschheit sehen ließ, damit sie ihm nicht zu nahe kamen.

„Wie lange willst du mir noch hinterher schleichen? Sieh dich doch um, wir sind ganz alleine. Findest du nicht langsam auch, dass wir das Versteckspiel endlich beenden können?“

Keine Antwort, aber er hörte schließlich langsame Schritte und aus einem Versteck kam ein junger Mann hervor, der ungefähr das gleiche Alter hatte wie Beyond. Sein aschblondes Haar war perfekt frisiert und er trug einen maßgeschneiderten Anzug. Er war sehr elegant gekleidet, bewegte sich genauso elegant und wirkte schon fast vornehm. Sein Gesicht zeugte von keinerlei Emotionen, es war starr und ausdruckslos und seine graublauen Augen wirkten matt und leer. Eine etwas fremdartige Ausstrahlung ging von ihm aus. Es war wie ein kühler Luftzug, als würde sich etwas Lebloses vor Beyond befinden, das weder Körperwärme, noch einen Geruch ausstrahlte. Als wäre diese Person vor ihm gar nicht vorhanden, sondern lediglich eine Art geisterhafte Erscheinung. Der BB-Mörder verzog verächtlich die Mundwinkel, als er den jungen Mann sah, der eine Pistole in der Hand hielt.

„Hat ja echt lange gedauert, bis du wieder auf der Matte stehst. Und ich hatte schon die leise Hoffnung, dass ich dich getötet hätte.“

Sam, der namenlose Alptraum von Amerika, sagte nichts und auch sein Gesichtsausdruck blieb starr. Er war noch nie der Mann der Worte gewesen. Denn sein Gehirn funktionierte anders als das von anderen Menschen. Durch einen Defekt im Limbischen System seines Gehirns war er von Geburt an unfähig, Emotionen zu empfinden. Er war leer und verstand die menschlichen Emotionen nicht. Für ihn waren Begriffe wie Mitgefühl, Hass, Liebe, Glaube, Hoffnung und Furcht unverständlich, genauso wie Moral, Gott, Engel oder andere Dinge, die keine greifbaren irdischen Gegenstände beschrieben. Sam lebte nicht, er funktionierte bloß und das auf rein logischer Basis. Deshalb bediente er sich der menschlichen Sprache nur äußerst ungern, weil die Menschen viele Begriffe benutzten, die er nicht verstand und es dann so kam, dass er sie falsch verwendete. In Beyonds Augen war Sam Leens kein Mensch, denn von Menschen konnte er wenigstens die Namen erkennen, wenn schon nicht die Lebenszeit. Aber bei ihm war es genau anders herum. Die Lebenszeit konnte er erkennen, aber nicht den Namen. Bisher war ihm niemals ein solcher Mensch begegnet und das ließ nur einen Schluss zu: Sam Leens hatte keinen Namen, keine Identität und keine Vergangenheit. Er war das wahre Phantom des 21. Jahrhunderts. Ein gefährlicheres Phantom, als L es jemals sein konnte.

„Eines muss ich dir lassen, Sam. Dass du ein echt harter Brocken bist, war mir ja schon immer klar gewesen. Du bist der unmenschlichste Mensch, der mir jemals untergekommen ist und ehrlich gesagt jagst du mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken, wenn ich dich sehe. Ich dachte, ich hätte dich schon längst durchschaut, aber dass du bei deinem Rachefeldzug einen Komplizen hattest, das erstaunt selbst mich. Das sieht dir eigentlich überhaupt nicht ähnlich, weil du die Menschen ja allerhöchstens als intelligentere Affen für deine perversen Verhaltensforschungen siehst. Aber andererseits… dass du die Gefühle der anderen für deine Zwecke nutzt, passt ja wieder zu jemandem wie dir.“

„Und du bist trotzdem hierher gekommen.“

„Weil ich mir nun mal nicht gerne von jemandem wie dir auf der Nase herumtanzen lasse, damit das mal klar ist. Du bist mir schon lange genug auf den Senkel gegangen. Und überhaupt: steck das Schießeisen wieder weg, du wirst mich doch eh nicht abknallen. Immerhin sollst du mich doch lebendig ausliefern, oder etwa nicht?“

Doch Sam sagte nichts, sondern feuerte einen Schuss ab. Dieser traf Beyond direkt in den Hals und alles, was der BB-Mörder spürte, war ein schmerzhafter Stich. Instinktiv berührte er die Stelle mit seiner Hand und zog etwas heraus, das verdächtig nach einer Art Betäubungspfeil aussah.

„Du mieser Arsch…“

„Ich werde dich nicht töten, weil ich es mit eigenen Augen sehen will: dieses Monster in dir, das sogar für dich lebensgefährlich ist. Du gehörst zu meinen interessanteren Studienobjekten und deshalb will ich sehen, wie es wieder erwacht und womöglich sogar L tötet, den du so sehr beschützen willst.“

„Den Teufel werde ich tun!“

Beyond stürmte los, zog das Messer und griff Sam an, doch dieser feuerte zwei weitere Schüsse ab und der Serienmörder verlor daraufhin die Kontrolle über seinen Körper, woraufhin er zu Boden stürzte. Sam trat näher an ihn heran und beobachtete ihn, während das Mittel langsam seine Wirkung tat.

„Es wäre eine Verschwendung, ein Forschungsobjekt zu töten, ohne es vorher genügend studiert zu haben.“

Das war das Letzte, was Beyond vernahm, bevor er ohnmächtig wurde.
 

Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis er Sams Komplizen, dem mysteriösen Bombenleger gegenüberstand. Und dann würde sich zeigen, ob er gegen die beiden ankommen würde. Wenn nicht, dann würde er wohl oder übel sterben.

In der Falle

Das Erste, was Beyond wieder wahrnahm, war eine Stimme. Ein leiser Gesang, der ihm irgendwie vertraut vorkam. Nur klang diese Stimme etwas älter als damals, als er sie zum ersten Mal gehört hatte. Er spürte einen harten und kalten Boden und stramme Fesseln an seinen Handgelenken. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt und so wie es sich anfühlte, hatte man ihm die Klamotten ausgezogen. Na super, das wird ja immer besser, dachte er und schaffte es irgendwie, sich aufzusetzen. Sein Kopf fühlte sich noch ein wenig dumpf an und er brauchte eine Weile, bis sich seine Sinne wieder klärten.

„Na endlich bist du wach. Und ich hatte schon fast Angst gehabt, dass der gute Sam dich ein wenig zu hart rangenommen hat.“

Diese Stimme… Beyond kannte sie nur zu gut und innerlich verkrampfte sich alles bei ihm. Also hatte er sich doch nicht mit seinem Verdacht geirrt. Es war ausgerechnet jene Person, die er gleich nach Sam nie wieder sehen wollte. Vor ihm stand eine sehr zierliche Gestalt, von der sich unmöglich auf dem ersten Blick sagen ließ, ob es ein Mann oder eine Frau war. Das Haar war rötlich und die Augen glänzten bernsteinfarben. Ein eiskaltes und sadistisches Lächeln zog sich über das zarte Gesicht. In seiner Hand hielt er eine Gerte und Beyond ahnte schon, was da gleich noch alles auf ihn zukommen würde. Aber er ließ sich davon nicht im Geringsten beeindrucken. Nie und nimmer würde er klein bei geben und um Gnade winseln wie ein Feigling. Das wäre nun wirklich nicht seine Art gewesen.

„Ich hab mir ja gleich gedacht, dass du dahinter steckst, C. Du bist der Einzige der 26, der sich auf Bomben spezialisiert hat und schon im Alter von acht Jahren eine voll funktionsfähige Bombe auf Plastiksprengstoffbasis bauen konnte. Das hat dir den Spitznamen C-4 eingebracht, obwohl du ja eigentlich den Decknamen „Clear“ erhalten hast. Wobei dieser Deckname bei einem so geistesgestörten Sadisten wie dir ja eigentlich vollkommen fehl am Platz ist.“

„Immer noch der alte Charmeur, mein lieber Beyond. Aber es ehrt mich sehr, dass du mich nach all der Zeit immer noch nicht vergessen hast. Ich war ja schon damals total verrückt nach dir, aber du hattest ja nur Augen für A und das war einfach nicht fair! Wo wir beide doch ein viel besseres Pärchen wären…“

„Und dass du eine Bombe unter seinem Bett deponiert hast, um ihn aus Eifersucht umzubringen, findest du okay?“

„Du gehörst zu mir, hast du das verstanden? Du musst doch irgendwann mal einsehen, dass das doch nicht dein wahres Ich ist. A hat dich manipuliert und dich einer Gehirnwäsche unterzogen. Ich bin der Einzige, der erkannt hat, dass diese Bestie in dir dein wahres Ich verkörpert und wonach du dich wirklich sehnst. Aber du läufst davor weg, weil dir die Leute eingeredet haben, dass das nicht du bist und es gefährlich ist. Ich bin der Einzige, der diese Seite an dir liebt! Ich liebe dieses Monster in dir abgöttisch, weil ich genau weiß, dass wir beide das Gleiche fühlen! Deshalb gehörst du zu mir, das muss dir doch klar sein!“

Es hatte sich wirklich nichts geändert und Beyond musste sich wirklich zusammenreißen, um sich und besonders seine Wut in Zaum zu halten. Schon im Waisenhaus war Clear ein absoluter Freak gewesen. Ein Stalker wie aus dem Bilderbuch, der irgendwie eine kranke Faszination für das Monster entwickelt hatte und regelrecht von diesem besessen war. Er war absolut besitzergreifend und wollte es allein für sich haben und deshalb hatte er es besonders auf A abgesehen. Stets und ständig hatte er ihn unter Druck gesetzt und versucht, ihn mit selbst gebauten Bomben zu verletzen oder sogar zu töten. Beyond hatte das schon damals mitbekommen und all diese Unglücke vereiteln können, bis es schließlich dazu kam, dass A Selbstmord beging. Für solch eine Person hatte der Serienmörder nichts anderes als pure Verachtung übrig. „Eines würde mich aber schon interessieren: Hast du deine Finger im Spiel gehabt, als A Selbstmord begangen hat?“ Dieses abartige Grinsen und das gehässige Kichern zeigten eindeutig, dass Beyond mit seinem Verdacht gar nicht mal so falsch lag.

„Er war doch sowieso Schuld an der ganzen Misere gewesen. Ich hab einfach nur laut ausgesprochen, was für ein mieser Bastard er war, dass er so mit dir gespielt hat und dass du seinetwegen so leiden musstest. Dass er sich vom Dach gestürzt hat, war allein seine Entscheidung, ich hab ihn nicht dazu gedrängt.“

„Du mieser Bastard…“, knurrte Beyond und presste die Zähne zusammen. In ihm kochte es und er spürte, wie es immer schwieriger wurde, seine Emotionen zu unterdrücken. Aber er durfte jetzt bloß nicht nachgeben. Dieser verrückte Bombenheini durfte seinen Willen nicht bekommen! Freiwillig würde sich Beyond nicht schon wieder von diesem Monster vereinnahmen lassen, welches L so schlimm zugerichtet hatte. Solange er sich vor Augen hielt, für wen er das alles hier tat, konnte er sich auf das Wesentliche konzentrieren. Vergiss niemals, wieso Ryuzaki erschaffen wurde und warum A das alles für dich getan hat. Er wollte, dass ich ein normales Leben führen kann und nicht ständig in der Angst leben muss, dass ich irgendwann wieder die Kontrolle verliere, weil ich mich zu sehr von meinen Gefühlen beherrschen lasse.

Beyond atmete tief durch und versuchte, seine kühle und menschenfeindliche Seite wieder zurückzugewinnen und seine Gefühle wieder vollständig zu unterdrücken. Er lächelte kalt und warf Clear einen fast schon hochmütigen Blick zu.

„Du willst mir einreden, was ich zu sein habe? Als ob ich mir von einem Rotzbengel wie dir sagen lasse, was ich bin. Ich allein entscheide hier und Fakt ist nun mal, dass das Monster in mir nicht das ist, was ich sein will. Diese Kreatur hat mir genug Scherereien gemacht und ich sehe auch nicht ein, warum ich es wieder loslassen soll.“

Doch C ließ sich nicht beeindrucken. Im Gegenteil. Es schien so, als hätte er auf so eine Antwort sogar gehofft, denn nun kam er zu ihm und verpasste ihm einen Tritt ins Gesicht. Beyond verlor beinahe wieder das Bewusstsein und ihm wurde kurz schwarz vor Augen, da drückte C auch schon sein Gesicht mit dem Fuß zu Boden und schien dabei seinen Spaß zu haben.

„Du weißt doch nicht, was du da sagst, weil du die Wahrheit nicht akzeptieren kannst. Das Monster, wie du es nennst, ist doch genauso ein Teil von dir und ich kann verstehen, wie du dich wirklich fühlst. Denn du bist nicht der Einzige, der jemanden so sehr liebt, dass er ihn am liebsten in Stücke reißen würde.“

„So ein Quatsch. Wenn man jemanden liebt, dann verletzt man ihn nicht und bringt ihn auch nicht um.“

„Das sagst du, weil du in deiner jetzigen Verfassung gar nicht erkennst, was wahre Liebe ist! Ich für meinen Teil liebe dese Bestie in dir. Ich liebe dich sogar so sehr, dass ich dich am liebsten aufschlitzen würde.“

Und mit diesem Aufschrei schlug Clear mit der Gerte auf Beyonds Rücken, doch dieser biss die Zähne zusammen und versuchte, den Schmerz zu ignorieren. Er durfte sich nicht darauf einlassen und diesen Schmerz nicht zu nahe an sich heranlassen. Wenn das passierte, konnte er nicht mehr garantieren, dass er noch bei Verstand blieb. Dieser durchgeknallte Bombenleger konnte tun und machen was er wollte, aber so schnell würde er Beyond Birthday nicht in die Knie zwingen. Die Schläge wurden stärker und der Druck auf seinen Kopf wurde so stark, dass der Serienmörder schon befürchtete, dieser würde ihm gleich zerquetscht werden.

„Na, wie fühlt sich das an? Spürst du schon dieses brennende Verlangen danach, noch mehr zu leiden und auch mich leiden zu lassen? Mach dir doch nichts vor. Ich weiß, dass du es in dir schlummert. Lass es raus! Lass mich diese Bestie sehen, die ich über alles liebe.“

„Du kannst mich mal.“

Damit setzte es die nächsten Schläge mit der Gerte, nur dieses Mal nicht auf den Rücken, sondern weiter unten und in Beyond begann es wieder zu brodeln. Er wollte diesen dreckigen kleinen Bastard umbringen und ihm den Hals umdrehen. Nur war das in seiner jetzigen Lage nicht möglich. Er war gefesselt und mit den Lederriemen, die um seinen nackten Körper geschnürt waren, hatte er ohnehin nicht viel Bewegungsfreiheit. Im Grunde genommen konnte er so gut wie gar nichts tun. Das Einzige, was er tun konnte war, zu warten, bis Clear nahe genug war, dass er ihm den Hals durchbeißen konnte. So schnell würde das wohl leider nicht passieren. Aber trotzdem war das für ihn noch lange kein Grund, Schwäche zu zeigen und nach der Pfeife eines Bekloppten zu tanzen, der meinte, er würde wissen, wer er wirklich war. So ein Schwachsinn. Clear hatte doch überhaupt keine Ahnung, wer er war. Dieser Freak liebte ihn doch gar nicht, sondern nur das, was er in ihm zu sehen glaubte. Nämlich ein Monster. Es war nur eine Wahnidee, in die er sich hineinsteigerte.

„Ich werde schon dafür sorgen, dass du dir endlich klar wirst, was du wirklich bist und dass du mir gehörst. Dann wirst auch du mich lieben, dass du mich am liebsten in Stücke reißen würdest.“

„Pah, dafür brauch ich dich nicht extra zu lieben.“

„Warte es nur ab. Ich werde dir wieder beibringen, dass Schmerz der einzig wahre Ausdruck aufrichtiger und leidenschaftlicher Liebe ist.“

„Nein danke, ich verzichte.“

Damit nahm er seinen Fuß wieder von Beyonds Kopf weg, doch bevor dieser reagieren konnte, wurde ihm auch schon etwas um den Hals geschnürt, was sich wie ein Halsband anfühlte. Das alles war so erniedrigend und demütigend, aber er schluckte das alles herunter und versuchte sich einzig und allein darauf zu konzentrieren, möglichst lange durchzuhalten und auf eine Chance zu warten, diesen Verrückten umzubringen und dann eine Möglichkeit zu finden, Sam auch gleich aus dem Weg zu räumen. Hauptsache war nur, dass L nichts zustieß und Watari auf ihn aufpasste. Selbst für den Fall, dass C auf dumme Gedanken kommen und einen weiteren Anschlag planen sollte, hatte er dem alten Engländer eine Notiz da gelassen, dass er gut auf L aufpassen sollte, da dessen Leben in großer Gefahr war. Beyond hatte gewusst, dass er hier in diese Situation geraten würde. Es war unvermeidlich gewesen, weil er es mit zwei extrem gefährlichen Subjekten zu tun hatte. Dem namenlosen Schrecken von Amerika „Sam Leens“ und dem geisteskranken Bombenspezialisten C alias Clear. Seine einzige Chance, L aus der Schusslinie zu holen, bestand einzig und allein darin, sich freiwillig auszuliefern. Und nun musste er nur noch sich selbst beweisen, dass er diese Tortur irgendwie durchstehen konnte.

„Ich hatte gehofft, dass du das sagst, mein Lieber“, flüsterte C in sein Ohr und drückte seinen Oberkörper mit dem Fuß hinunter. „So hab ich wenigstens die Chance, dich zu deinem Glück zu zwingen.“

Beyond biss sich unmerklich auf die Unterlippe und sein Körper verkrampfte sich. Irgendwie hatte er das ungute Gefühl, dass da noch ziemlich viel auf ihn zukam. Was hatte C bloß mit ihm vor? Mit Sicherheit nichts Gutes, so wie er ihn einschätzte. Der würde ihm noch ordentlich die Hölle heiß machen. Ein plötzlicher Ruck an seinem Halsband schnürte ihm die Luftzufuhr ab und er wurde gewaltsam hochgezerrt und dann fiel er rücklings wieder zu Boden. C drückte ihn mit einem Fuß auf dem Bauch runter und fuhr langsam mit der Gerte über den nackten Oberkörper des Serienmörders.

„Eine Schande, dass du dich damals angezündet hast. Aber andererseits stehen dir die Narben irgendwie. Sie passen mehr zu deinem wahren Wesen, wenn ich es so recht bedenke. Ein paar werde ich dir auch noch verpassen, so viel kann ich dir schon mal versprechen.“

Er schlug wieder mit der Gerte zu und traf Beyonds Brust. Da aber an der Stelle die meisten Hauttransplantationen vorgenommen worden waren, spürte er dort nicht sonderlich viel und das kam ihm zugute. C hatte womöglich mitgehört, dass er nicht sehr viel Gefühl in einigen Stellen seines Körpers besaß, aber er wusste nicht wo. Nicht einmal L hatte er davon erzählt. Womöglich konnte sich das jetzt langsam bezahlt machen.

„Du kannst mit mir machen was du willst“, sagte Beyond schließlich und sah ihn mit einem verächtlichen Blick an. „Aber du vergisst, dass ich der größte Sturkopf von allen bin und auf niemanden höre.“

„Nun… es wird sich noch sehr bald zeigen, wer hier von uns den längeren Atem hat. Denn ich werde noch sehr viel Spaß mit dir haben.“

Dieser widerliche kleine Dreckskerl, dachte Beyond und sah ihn hasserfüllt an. Mit einem hämischen Grinsen schlug C erneut zu, dieses Mal weiter unten und Beyond biss sich fast die Unterlippe blutig, um nicht zu schreien. Der Schmerz war höllisch und selbst er hätte nicht damit gerechnet, dass Clear ihn ausgerechnet an seiner empfindlichsten Stelle schlagen würde. Aber was hatte er von so einem ausgekochten Sadisten wie ihm denn auch anderes erwartet? Das konnte ja noch echt heiter werden… Ein kräftiger Tritt in den Brustkorb presste ihm alle Luft aus den Lungen und er gab ein ersticktes Stöhnen von sich. Er rang nach Luft, musste krampfhaft husten, da kniete sich Clear neben ihm nieder und fuhr mit seinen Fingernägeln über Beyonds Brust, während er ihn küsste.

„Ich frage mich wirklich, ob du jemals von einem anderen Mann rangenommen wurdest. Dass du es A und L ordentlich besorgt hast, das hab ich ja mitgekriegt. Aber du selbst bist noch Jungfrau, oder?“

Beyond sagte nichts, aber innerlich begann er zu zittern, denn er begann zu ahnen, was Clear mit ihm vorhatte und das gefiel ihm noch weniger, als von ihm zusammengeschlagen zu werden. Als er plötzlich eine Berührung zwischen seinen Beinen spürte, zuckte er und sein Körper krampfte sich zusammen. Und das erwies sich als nicht gerade vorteilhaft, als er spürte, wie Clears Finger mit Gewalt seinen Weg in sein Inneres suchte und es sich als sehr schmerzhaft gestaltete. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er presste die Zähne zusammen und versuchte still zu bleiben, aber er konnte leider nicht verhindern, dass sich Tränen in seinen Augenwinkeln sammelten, als der Druck in seinem Inneren immer stärker wurde und es sich wie ein brennender Stich anfühlte.

„Na so was. Da zeigst du doch endlich mal deine andere Seite. Offenbar hatte ich recht. In dem Fall hab ich eine ganz besondere Überraschung für dich. Sam!“

Sam? Als Beyond diesen Namen hörte, schrillten bei ihm sämtliche Alarmglocken, er versuchte sich irgendwie freizukämpfen, doch Clear drückte ihn unerbittlich zu Boden und schon sah der Serienmörder, wie Sam Leens hinzukam. Sein Blick war starr und ausdruckslos, die Augen leer und ohne Leben. Beyonds Herz begann zu rasen, als er realisierte, was Clear da eigentlich mit ihm vorhatte und er bekam Angst. Das konnte doch nicht sein Ernst sein!

„Was… was hast du vor?“

„Ich habe mich wirklich gefragt, wie es sich anfühlen muss, wenn sich dein schlimmster Feind an dir vergeht. Wobei… mit L hast du ja eigentlich das Gleiche gemacht, nur werden hier jetzt einfach die Rollen getauscht. Und ein weiterer Unterschied ist, dass Sam keine Gefühle hat. Also geht das für mich in Ordnung, wenn er dich als Erster rannimmt. An dieser Seite von dir habe ich ja auch kein Interesse. Ich werde meinen Spaß mit dir haben, wenn du mich endlich das Monster in dir sehen lässt. Und ich nehme das alles natürlich schön auf Kamera auf, um ein hübsches Andenken zu haben.“

Kamera? Dieser kranke Sadist wollte das Ganze auch noch filmen? Beyond folgte Sams Blick und entdeckte tatsächlich mehrere Kameras, welche direkt auf ihn gerichtet waren. Fassungslosigkeit und Entsetzen überkamen ihn, als er sich bewusst wurde, auf was er sich da überhaupt eingelassen hatte. Das konnte doch nur ein furchtbarer Alptraum sein. Er hatte ja mit einigem gerechnet, aber nicht damit, dass Clear so weit gehen würde. Und dann ausgerechnet Sam Leens. Der Mann, der ihn fast umgebracht hatte und vor dem er sich als einzigen Menschen auf der Welt wirklich fürchtete. Das war einfach zu grausam. Das konnte Clear doch nie und nimmer wirklich ernst meinen.

„Du hast die Wahl, Beyond. Entweder du lässt endlich das Monster frei, oder ich werde dich eben dazu zwingen müssen.“ Selbst wenn er wirklich das vorhat, was ich befürchte, darf ich nicht nachgeben. Egal was mir noch bevorsteht, ich muss bei Verstand bleiben und den passenden Moment abwarten, um Sam und diesen dreckigen Sadisten umzubringen. Und wenn ich ihnen beiden dafür in den Kehlkopf treten muss! Die werden mich niemals klein kriegen. Egal was sie tun werden. Von mir hören die keinen Ton, ganz sicher nicht!

Beyond biss sich fester auf die Unterlippe und spürte Clears Fingernägel auf seiner Haut. „Wobei… ich hab ja gehört, dass dein Vater ein echt übler Zeitgenosse gewesen sein soll. Womöglich hat er sich ja schon an dir vergnügt. Dementsprechend müsstest du ja eigentlich schon wissen, wie es sich anfühlen muss.“

„Hör bloß auf, dir irgendwelche Geschichten über meine Kindheit zusammenzuspinnen, wenn du doch sowieso keine Ahnung hast.“

„Macht dich das etwa sauer, dass ich über deinen verhassten Vater rede?“

Beyond wollte etwas erwidern, unterließ es aber, als er plötzlich einen stechenden Schmerz in seinen Brustwarzen spürte und sah, dass Clear Klammern angebracht hatte. Sein Atem wurde schwerer und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. Dabei wusste er genau, dass dieser kranke Sadist noch nicht einmal angefangen hatte. Aber es änderte nichts daran. Er hasste es. Er hasste es einfach, von ihm angefasst zu werden und ihm wurde schlecht. Am liebsten hätte er sich übergeben. Schließlich wurde ihm eine Augenbinde angelegt, um es noch schlimmer zu machen. Sein Herz begann schneller zu schlagen und er fragte sich, was denn wohl noch kommen würde. Doch zuerst kam nichts, oder zumindest spürte er kaum etwas, da Clear irgendetwas an seinem Bauch und seinem Oberkörper machte. Aber dann vernahm er einen sehr schwachen, aber dennoch vertrauten Blutgeruch. Und dann spürte er an den weniger tauben Stellen Clears Zunge, die gierig das Blut aufleckte. Dieser Kerl hatte ihm also die Haut aufgeschnitten und ließ ihn sprichwörtlich bluten…

„Ich kann schon gut verstehen, warum Blut dich so berauscht. Es ist wie eine Droge, nicht wahr?“

Und bevor der BB-Mörder etwas erwidern oder antworten konnte, küsste Clear ihn und schob seine Zunge in Beyonds Mund. Dieser schmeckte diesen metallischen Geschmack nun selbst und spürte, wie das Adrenalin in seinen Körper floss. Blut… es berauschte ihn jedes Mal und raubte ihm fast den Verstand. Es rief Bilder in ihm wach… Erinnerungen… Gefühle. In einer Kurzschlussreaktion biss er Clear auf die Zunge, woraufhin dieser sofort die Lippen von ihm löste. Doch anstatt, dass er sauer wurde, lachte er nur.

„So gefällst du mir am Besten: Widerspenstig bis zuletzt. Aber keine Sorge. Bevor ich den guten Sam an dich ranlasse, will ich noch ein bisschen mit dir spielen. Es wäre doch sonst viel zu langweilig.“

Er hörte ein Rascheln und wurde umso nervöser, vor allem weil er nicht sah, was da gerade um ihn herum geschah. Er sah rein gar nichts, dann aber hörte er, wie Clear „Sam, hilf mal ein bisschen“ rief und plötzlich seine Beine angewinkelt wurden. Sofort begann er sich nach Leibeskräften zu wehren und zu treten.

„Nehmt eure dreckigen Finger von mir, ihr perversen Schweine!“ rief er und schaffte es tatsächlich, sich zu befreien, doch da wurde ihm etwas gegen den Hals gedrückt und ein Stromschlag raste durch seinen Körper und sämtliche Muskeln begannen sich zu verkrampfen, während er sämtliche Kontrolle über sich selbst verlor. Es tat weh… es brannte! Wirklich alles verkrampfte sich schmerzhaft in ihm. Beyond glaubte schon fast, ohnmächtig zu werden, da hörte es endlich auf und er sank kraftlos und erschöpft zusammen. Die Stelle an seinem Hals, wo ihn der Elektroschocker berührt hatte, brannte und tat weh. Da er nicht die Kraft aufbrachte und mit dem Bewusstsein rang, konnte er sich nicht zur Wehr setzen, als Sam erneut seine Beine anhob, damit Clear freie Bahn hatte. Es brachte nichts, sich zu wehren. Es brachte überhaupt nichts. Egal was er auch tat, die beiden würden ihn einfach in die Knie zwingen und ihn noch härter bestrafen. Er musste da durch und versuchen, es irgendwie zu ertragen. Aber er wollte nicht. Er wollte das alles nicht! Gab es denn keine andere Möglichkeit, als bei Verstand zu bleiben und abzuwarten, bis sich endlich eine Chance ergab, die beiden zu töten und dann zu L zurückzugehen?
 

L…
 

Es war der einzige Gedanke, den er zu fassen vermochte, als ein irrsinniger Schmerz ihn durchfuhr und er wirklich alles geben musste, um nicht zu schreien. Sein Innerstes fühlte sich an, als würde es auseinander gerissen werden. Sein ganzer Körper verkrampfte sich, seine Brust schnürte sich zusammen, als ein gewaltsamer Druck ausgeübt wurde, der einfach zu viel für ihn war. Sein Gesicht wurde leichenblass und kalter Schweiß lief seine Stirn hinunter. Hört auf, wollte er sagen, doch er brachte kein Wort hervor. Bitte hört auf!

„Meine Güte“, murmelte Clear und grinste amüsiert. „Das sieht übel aus. Ich glaub, das muss echt wehtun. Aber du musst noch ein wenig durchhalten, Beyond. Wir müssen dich nämlich noch vorbereiten, bevor es losgeht.“

Nur halbwegs bekam der Serienmörder die Worte von C mit. Zwar hörte er sie, aber er war durch diesen unerträglichen brennenden Schmerz so betäubt, dass er sie nicht verstand oder verarbeiten konnte. L… Ohne es zu wollen, kamen ihm wieder Tränen.
 

Seine einzigen Gedanken waren, wie sehr er es bereute, L das Schlafmittel gespritzt zu haben und dass er ihn so sehr verletzt hatte. Und ebenso tat es ihm leid, dass er ihn so behandelt hatte. Es blieb ihm nur noch, diese Tortur hier irgendwie zu ertragen, ohne verrückt zu werden. Doch er begann langsam zu zweifeln, dass er das lange durchhalten würde.

L auf der Suche

Als L aufwachte, tat ihm der Kopf fürchterlich weh und er fühlte sich immer noch etwas neben der Spur. Er setzte sich auf und wusste zuerst nicht, was passiert war und wie lange er eigentlich weggetreten war. Doch als ihm langsam die Erinnerung zurückkam, sprang er regelrecht auf, was er aber sofort wieder bereute. Sein Kopf dröhnte höllisch und ihm wurde schwindelig. Dieses Schlafmittel, was Beyond ihm gespritzt hatte, wirkte noch nach und das konnte er deutlich spüren. Unfassbar, dass er tatsächlich so weit gegangen war und so etwas tun würde. Und die Schläge hatten auch ordentlich gesessen. Es tat immer noch ganz schön weh und so wie es sich anfühlte, würde es noch eine ganze Weile nachwirken. Nun stand er etwas langsamer auf, trotzdem wurde ihm schwindelig und die Stellen, wo Beyond ihn geschlagen hatte, taten wieder richtig weh. Einen Moment lang blieb er stehen, um sich zu sammeln, dann stand er auf und verließ das Zimmer. Im Wohnzimmer fand er schließlich Watari, der gerade dabei war, den Tee vorzubereiten. Als er L sah, war er zunächst ein wenig erschrocken, weil er so ungesund blass und angeschlagen aussah, aber er bewahrte wie immer die Ruhe.

„L, geht es Ihnen besser?“ Irritiert runzelte der Detektiv die Stirn, als er das hörte und verstand die Frage nicht wirklich. „Wieso besser? Was meinen Sie damit?“ Der Engländer hob etwas verwundert die Augenbrauen und erklärte „Nun, Beyond hat gesagt, dass Sie sich schlafen gelegt hätten, weil Sie sich nicht gut fühlen.“

„Wann ist er weggegangen?“

„Vor knapp vier Stunden und er sagte, dass er erst spät zurückkehren würde. Er bat mich zudem, Ihnen diese Notiz zu geben.“ Damit reichte er ihm einen zusammengefalteten Zettel, den L entgegennahm und durchlas. Viel stand da nicht geschrieben, nur folgende Worte:
 

Die Wände haben Ohren! Sieh am besten zu, dass du und der Alte euch ein anderes Versteck sucht. Und wag es bloß nicht, etwas anderes zu tun und nach mir zu suchen, sonst bring ich dich um!
 

Beyond
 

Die Wände haben Ohren… Also hat der mysteriöse Stalker Wanzen im Haus angebracht und hatte somit alles mitverfolgen können. Wirklich alles… Dann hatte er nicht nur die unzähligen Gespräche mitgehört, sondern auch die intimsten Momente und damit auch ihre gemeinsamen Überlegungen, wer der Stalker sein könnte. Wortlos reichte L Watari die Notiz und auch dieser schien deutlich zu verstehen, was Beyond mit der Nachricht sagen wollte. „Wir sollten erst dieses Problem beseitigen, bevor wir weiterreden.“

Der 71-jährige nickte bedächtig und überlegte. „Machen Sie sich keine Gedanken, L. Ich glaube, ich habe da etwas, was unser Problem lösen wird.“

Damit ging Watari und L setzte sich aufs Sofa in seiner gewohnten Position und begann zu grübeln. Was zum Teufel hatte sich dieser Sturkopf schon wieder dabei gedacht, als er sich dazu entschlossen hatte, einfach so im Alleingang gegen den Stalker vorzugehen? Dieses ganze Verhalten war mehr als merkwürdig und wer weiß, was der schon wieder vorhatte. Ob er vielleicht wirklich vorhatte, den Stalker umzubringen? Nun, so wie er sich verhalten hatte, war es ihm durchaus zuzutrauen. Und wenn er dermaßen drastische Maßnahmen ergriff, konnte es nur eines bedeuten: Beyond hatte ihn angelogen und wusste genau, wer der Stalker war, der auch heimlich die Wanzen im Haus angebracht hatte. Doch wie hatte er das herausgefunden? Mit Sicherheit hatte er jemand ganz bestimmtes im Visier gehabt und war so überzeugt gewesen, dass er beschloss, aktiv zu werden und alleine zu gehen. Dieser Idiot!

Watari kam schließlich wieder zurück und stellte eine kleine flache Metallbox auf den Tisch.

„Dieses Gerät sendet ein Störsignal, um die Wanzen außer Kraft zu setzen. Wir können uns in aller Ruhe unterhalten.“ Doch L schwieg noch und kaute auf seiner Daumenkuppe herum. Sein Gesicht hatte sich merklich verdüstert und er wirkte schon fast unheimlich. Watari wusste, dass der Meisterdetektiv sich ernsthaft Sorgen um den verschwundenen Beyond Birthday machte und als er schließlich erfuhr, dass L von ihm betäubt worden war, erkannte auch er, dass die Lage ernst war. Aber auch er stand vor einem Rätsel. Wie nur wollte Beyond herausgefunden haben, dass eine ganz bestimmte Person hinter der ganzen Sache steckte? Es musste jemand sein, dessen Handschrift solche Bomben waren. „Watari, wer von den Buchstaben hat sich auf Bomben spezialisiert?“

„Nun, das wäre C. Er ist in einem internationalen Bombenentschärfungskommando, welches unabhängig von der Regierung Sprengsätze und Blindgänger entschärft und neue Fachkräfte ausbildet. Laut meinen Informationen müsste er sich zurzeit in Tansania aufhalten.“

Offenbar nicht, wenn er wirklich hinter den Angriffen steckte. Aber wieso nur hatte er es auf Beyond abgesehen? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Er musste die anderen Buchstaben sprechen, um mehr herauszufinden. Doch wen könnte er denn fragen? Natürlich Hester. Sie war seine engste Vertraute und absolut loyal. Ihr konnte er vertrauen. Also ließ er sich von Watari das Handy reichen und wählte die Nummer, die ihn direkt mit Hester Holloway alias H verband. Ihre Stimme meldete sich schließlich am anderen Ende der Leitung, allerdings klang sie ein klein wenig abgelenkt. „Hester, bist du gerade verhindert?“

„Nein, nein! Alles okay. Ich hab zwar beide Hände im Hirn eines Patienten, aber ich hab mein Bluetooth Headset an, damit wir telefonieren können. Also schieß los, wo drückt denn der Schuh?“

Mitten in einer Hirnoperation telefonieren? So etwas konnte auch nur Hester machen. Das letzte Mal, als er sie zu einer etwas ungünstigen Zeit angerufen hatte, war sie gerade dabei, eine Lebertransplantation durchzuführen. Sie war schon immer multitaskingfähig gewesen und auch wenn sie so etwas eigentlich nicht machte, dass sie während der Operation telefonierte, so machte sie für L und Watari immer eine Ausnahme.

„Erzähl schon, was ist los? Hattet ihr zwei Turteltäubchen wieder Zoff, oder ist es was Ernstes?“

„Zweiteres. Hester, erinnerst du dich noch gut an die anderen Buchstaben aus dem Waisenhaus?“

„Klar doch. Die hab ich alle persönlich gekannt. Manche besser und manche weniger. Wieso fragst du? Gibt es etwa schon wieder Stress mit S und P, oder hat E dich wieder angezickt?“ L erklärte ihr die ganze Geschichte. Angefangen von der ersten Bombe und der Warnung bis hin zu den Lästerattacken von S und P und Beyonds Einzelgängeraktion. Hester war sprachlos, als sie hörte, wie Beyond vorgegangen war. Zwar kannte sie seine skrupellose und grausame Seite, aber seit er und L ein Paar waren, hatte er sich schon deutlich geändert und deshalb war es eigentlich nicht mehr seine Art, L etwas Derartiges anzutun. Wenn er so drastisch vorging, musste es sich um etwas Ernstes handeln. Hester schwieg eine Weile, wobei sich L aber nicht sicher war, ob sie jetzt gerade nachdachte, oder ob sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren musste. Denn zwischendurch gab sie dem Assistenzchirurgen Anweisungen.

„Also du willst wissen, ob C dahinter stecken könnte.“

„Ja. Hast du ihn näher gekannt?“

„Zum Glück nicht. Der war mir fast genauso unheimlich wie Beyond. Weißt du, im Waisenhaus hatte er den Namen Clear, aber wir haben ihn immer C-4 genannt, weil er bereits mit acht Jahren eine funktionsfähige Bombe auf Plastiksprengstoffbasis gebaut hat. Er hat ziemlich viel vor seiner Zeit bei uns erleben müssen. Soweit ich weiß, stammt er aus Israel und verlor seine Familie bei einem Bombenangriff und wurde selbst wochenlang gefoltert, bis er gerettet wurde und nach Winchester kam. Vom Charakter her besaß er wie Beyond zwei Gesichter. Für gewöhnlich war er ein absoluter Einzelgänger und hat sich nicht im Geringsten für uns und die anderen interessiert und die Gesellschaft anderer vermieden. Er war auch recht still, aber ich weiß noch, dass er ein echt gefährlicher Zeitgenosse sein konnte. Ich erinnere mich noch gut daran, dass Beyond ihn ziemlich heftig attackiert hatte, weil C-4 angeblich eine Bombe in A’s Zimmer platziert haben soll, um ihn umzubringen.“

„Und wieso hat er das getan?“

„Weil er fasziniert von den Abgründen der Seele war. Er schien irgendwie besessen von dieser monströsen Seite in Beyond zu sein und hat es nicht gerne gesehen, dass dieser sich für A interessiert hat. Aber er konnte diese Seite sehr gut verbergen und allen den braven und unauffälligen Jungen vormachen. Doch in Wahrheit steckte genauso ein Monster in ihm wie Beyond. Er hat Beyond auch schon mal gesagt, er würde ihn so sehr lieben, dass er ihn am liebsten den Kopf abreißen würde. Total krankes Zeug, aber Beyond hat in seinen manischen Phasen ja auch nicht anders geredet.“ Also war es eindeutig Clear, der dahinter steckte. Und sein Motiv war, Beyonds monströses Ich wieder zu erwecken und deshalb hatte er diese Bomben geschickt: um Beyond zu provozieren und ihn dazu zu bringen, wieder in sein altes Verhaltensmuster zu verfallen und die Kontrolle zu verlieren. Ob Beyond deshalb abgehauen war, weil er verhindern wollte, dass dieser Fall tatsächlich eintreffen und er L etwas antun könnte? Oder befürchtete er, dass Clear ihn an seiner schlimmsten Schwachstelle traf, nämlich indem er den Menschen in Gefahr brachte, den er liebte?
 

Er ist einfach so abgehauen und hat mich zusammengeschlagen und betäubt, weil er mich beschützen wollte…
 

Eine Pause trat ein und die Stille wurde plötzlich unterbrochen, als Hester den Assistenzchirurgen ankeifte, da dieser offenbar einen groben Fehler gemacht hatte und sie diesen wieder korrigieren musste. „Sorry L, Jared fand es offenbar ziemlich clever, einfach so mit dem Skalpell in den Scheitellappen vorzustoßen und eine wichtige Arterie zu verletzen. Heutzutage kriegen die meisten Chirurgen ihren Abschluss ganz offensichtlich im Lotto! Der blanke Alptraum. Also, hast du sonst noch etwas auf dem Herzen?“

„Könntest du dir jemanden vorstellen, der mit Clear gemeinsame Sache machen könnte? Wenn Beyond wirklich befürchtet, mir könnte etwas passieren, dann muss es wahrscheinlich eine zweite Person geben, die mit Clear zusammenarbeitet. Wenn im Haus eine Bombe gewesen wäre, hätte Beyond mich sicherlich gewarnt.“

Dem konnte Hester nur zustimmen, aber leider fiel ihr niemand ein, der mit C zusammenarbeiten könnte. „Entschuldige, aber ich wüsste wirklich niemanden. Er war ein typischer Einzelgänger und hatte keine wirklichen Kontakte, außer eben halt dem Bombenentschärfungskommando. Und von denen sind alle grundehrlich. Womöglich könntest du ja was herausfinden, wenn du bei X anrufst, der arbeitet bei der CIA und hat Kontakte zur NSA. Wenn C-4 irgendwo angerufen hat, könnte man vielleicht herausfinden, wer sein Komplize ist. Ich mach mich aber trotzdem nach der Operation hier auf den Weg zu euch. Wenn Jared nicht schon wieder Mist baut, dürfte ich hier gleich so gut wie fertig sein.“

„Das musst du doch nicht tun, Hester.“

„Ach was. Ich wollte sowieso bei euch vorbeischauen und Beyond neue Beruhigungsmittel verschreiben, nachdem du mir das mit den Nebenwirkungen geschildert hast. Und du vergisst, dass ich Weltmeisterin in Judo und Karate bin. Wenn C-4 also auf dumme Gedanken kommt oder Beyond tatsächlich durchdreht, kann ich die beiden wohl besser unter Kontrolle bekommen als du. Und Watari ist auch nicht mehr der Jüngste!“

Dem konnte L leider nicht viel entgegensetzen und so wie er die Chirurgin kannte, würde sie sich um nichts in der Welt abhalten lassen. Da sie gerade dabei war, eine Klammer einzusetzen, um die verletzte Arterie zu schließen, musste sie das Gespräch beenden und versprach, sich bei ihm zu melden, wenn sie auf dem Weg war. Außerdem empfahl sie ihm noch, X und V anzurufen. Diese wären vielleicht in der Lage, Clears Aufenthaltsort zu bestimmen und seinen Komplizen zu ermitteln. L bedankte sich für die Informationen und telefonierte sogleich mit X. Dieser konnte herausfinden, dass Clear mit einem gewissen „Sam“ in telefonischen Kontakt getreten war und dass wohl irgendetwas von einem Vorhaben die Rede war. Jedenfalls sei der Bombenspezialist in Los Angeles und das bedeutete, er hielt sich in der Nähe auf. Nachdem L sich auch mit V kurz geschlossen und ihn um Unterstützung gebeten hatte, trank er erst einmal Zuckerkaffee und dachte nach. Clear hatte mit einem gewissen Sam telefoniert. Soweit konnte X durch die NSA herausfinden. Das konnte nur eines bedeuten: Es musste sich um Sam Leens handeln. Beyond war schon gestern aufgefallen, dass dieser wieder auf der Bildfläche erschienen war und der Mord an einer Familie exakt seine Handschrift trug. Nach dreieinhalb Monaten war er wieder zurückgekehrt und offenbar wollte er sich an Beyond rächen. Nein, das war Unsinn. Rache war nicht Sams Art, denn dazu fehlten ihm die Emotionen, um so etwas wie Hass oder Rache zu wollen. Rache war rein emotional geprägt und Sam Leens war ein absolut logischer Mensch, der nicht lebte, sondern „funktionierte“. Er führte an seinen Opfern Verhaltensstudien durch, während er sie folterte und tötete sie im Anschluss, um Zeugen zu beseitigen. Und das bedeutete wiederum, dass Beyond für ihn auch nichts anderes als ein Studienobjekt war. Wenn er von dessen monströser Seite gewusst hatte, musste er zu dem Schluss gekommen sein, dass es von Vorteil für ihn war, mit Clear zusammenzuarbeiten, um dieses Monster zu studieren und mehr darüber zu erfahren. Summa summarum musste Beyond zu dem Ergebnis gekommen sein, dass Sam Leens und Clear zusammenarbeiteten und es sich zum Ziel gemacht hatten, das Monster in ihm zu erwecken. Dabei war ihnen jedes Mittel recht und da Beyonds derzeit größte Schwachstelle nun mal L war, musste er drastische Maßnahmen ergreifen, um ihn aus der Schusslinie zu holen. Dabei hätte er doch selber wissen müssen, in welche Gefahr er sich gab. Clear war gefährlich, sowohl als Mensch, sowie auch als Bombenleger. Und Sam Leens war der namenlose Schrecken von Amerika. Ein Monster ohne menschliche Emotionen, das niemals Gnade, niemals Mitleid und niemals Hass empfand. Eine Maschine aus Fleisch und Blut, die nur zu dem Zweck existierte, um die Verhaltensweisen von Menschen in besonders extremen Situationen zu studieren und sie dann umzubringen. Worauf hatte sich dieser Dummkopf da nur wieder eingelassen? Im Alleingang kam er doch niemals gegen die beiden an. Oder hatte er etwa beabsichtigt, sich freiwillig von ihnen gefangen nehmen zu lassen? Aber wieso dann? Was für einen Sinn hätte es denn, sich von ihnen einfangen zu lassen und damit zu riskieren, dass sie ihm weiß Gott was antaten? Denn so wie L von Hester gehört hatte, war Clear nicht ohne und mit Sicherheit konnte er noch ziemlich gefährlich werden.
 

Hatte Beyond etwa den Kopf verloren, oder hatte er das alles aus Liebe getan?
 

Menschen, die verliebt waren, neigten manchmal dazu, nicht mehr rational denken zu können. Und wer weiß… vielleicht hatte Beyond diese ganze Aktion nur deshalb durchgezogen, weil er unter allen Umständen den Menschen beschützen wollte, den er liebte. L senkte den Blick und fühlte sich elend. Hätte er doch viel früher gemerkt, was mit Beyond los gewesen war, dann hätte er ihn aufhalten können. Dann wären sie jetzt nicht in dieser Situation. Es war dasselbe wie damals. Vor zehn Jahren hatte er auch nicht erkannt, wie es in Beyond ausgesehen hatte und wie verfahren die Situation mit A gewesen war. Und hätte er damals rechtzeitig das Problem erkannt und entsprechend geholfen, wäre Beyond nicht zum Mörder geworden. Und jetzt befand er sich mit Sicherheit in der Gewalt eines emotionslosen Killers und einem Bombenleger, der krankhaft besessen von dem Monster war und für sein Ziel sogar über Leichen ging. Warum nur musst du immer solche Alleingänge machen und redest nicht mit mir, fragte sich L und schüttelte den Kopf. Ich hätte doch helfen können und dann hättest du dich nicht in eine solche Gefahr gebracht. Du bist so ein unverbesserlicher Sturkopf!
 

… im Grunde also genauso wie ich. Womöglich hätte ich in deiner Situation ähnlich gehandelt aus Angst davor, dass dir etwas passieren könnte. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät und du schaffst es noch, ein wenig durchzuhalten, bis ich dich finde.
 

Da zu befürchten war, dass sich Beyond in einer schlechten Verfassung befinden könnte, wenn er ihn fand, wollte er noch abwarten, bis Hester eingetroffen und die von V angeforderte Verstärkung da war. Es war zu befürchten, dass Clear sein Versteck mit Fallen gesichert hatte und dass es dazu kommen könnte, dass alles mit Bomben versehen war. In dem Falle brauchte L dringend Unterstützung, denn so leichtfertig wollte er sein Leben nicht aufs Spiel setzen. Allein schon deshalb nicht, weil Beyond sich dann völlig umsonst in diese Situation gebracht hätte. Glücklicherweise war V alias Vincent Thale Militärpilot und hatte deshalb einige Leute, die ihn unterstützen würden. In der Vergangenheit griff L gerne mal auf die Hilfe der anderen Buchstaben zurück, wenn es etwas schwieriger für ihn wurde. So wie auch in diesem Fall, wo er es mit einem Bombenspezialisten zu tun hatte, der über Leichen ging, um sein Ziel zu erreichen. Doch trotzdem fand er keine Ruhe. Er wusste, dass mit jeder weiteren verstreichenden Sekunde Beyond gefoltert wurde und obwohl L wusste, dass der Serienmörder einer von der Sorte war, die sich nichts sagen ließ und nicht so einfach nachgab, konnte er sich kaum konzentrieren. Zugegeben, es würde mit Sicherheit einiges brauchen, um eine so harte Nuss wie Beyond Birthday zu knacken. Immerhin hatte L zweieinhalb Monate gebraucht, um ihn endlich dazu zu bewegen, mit ihm über die Vergangenheit und über seine Gefühle zu reden. Aber da hatte er ihn bloß mit Gurten und einer Zwangsjacke fixiert, aber ihm sonst nichts Schlimmeres angetan. Es konnte gut möglich sein, dass Clear zu drastischen Maßnahmen griff, um ihn seelisch zu brechen. In dem Falle konnte L leider nicht einschätzen, wie lange Beyond das noch durchhalten würde. Zudem waren bereits vier Stunden vergangen, seit er betäubt worden war. Kaum auszudenken, wie lange er schon in der Gewalt von Clear und Sam Leens war. Das konnte der Meisterdetektiv auch nicht genau einschätzen. Im schlimmsten Fall war Beyond schon seit Stunden bei ihnen und musste leiden. Allein der Gedanke daran, was die beiden ihm antun würden, ließ L einfach keine Ruhe. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er wirklich Angst um jemanden und konnte kaum klar denken. Er hatte Angst um Beyond und wenn er nicht irgendeine Möglichkeit fand, wieder zur Ruhe zu kommen und sachlich an die Situation heranzugehen, würde er noch Fehler machen. Fehler, die er sich unmöglich leisten konnte, immerhin ging es hier um Beyonds Leben. Das Leben des Menschen, den er über alles liebte.

Watari bemerkte, was mit L los war und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „L, es wird nichts bringen, wenn Sie sich in Ihre Angst hineinsteigern. So oder so wird es seine Zeit brauchen, bis Sie ihn befreien können. Weder ihm noch Ihnen wird geholfen, wenn Sie jetzt kopflos handeln.“

„Waren Sie denn noch nie in meiner Lage, Watari? Hatten Sie denn nie Angst um einen Menschen, der Ihnen wichtig war und der in großer Gefahr war?“

„Doch schon. Aber ich hatte damals nicht die Möglichkeit, den Menschen zu retten, den ich geliebt habe. Ihnen hingegen stehen genug Mittel zur Verfügung, um Beyond zu retten. Also müssen Sie auch ihm vertrauen, dass er es schaffen wird, bis zu seiner Rettung durchzuhalten.“

Der Sadist und sein Opfer

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Brennendes Verlangen

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Die ersehnte Rettung

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Sams Verhaftung

Es war alles überraschend schnell von statten gegangen und Beyond wurde sofort nach seiner Einlieferung operiert. Die Operation selbst war kein großes Problem für Hester gewesen und sie ging mit der üblichen Diskretion und Professionalität vor, genauso wie bei jedem anderen Patienten, den sie behandelte. Nachdem sie mit ihrer Arbeit fertig war, rief sie L an, um ihn über den Stand der Dinge zu informieren. Glücklicherweise hatte Beyond keine lebensgefährlichen Verletzungen und während der Operation gab es auch überhaupt keine Komplikationen. Insgesamt hatte er einige offene Wunden, die teilweise von einer Messerklinge und dann von einer Peitsche oder etwas ähnlichem herrühren konnte. An den Handgelenken hatte er mehrere blutige Abschürfungen und zudem einige Hämatome und eine Rippenprellung. Die schlimmsten Verletzungen waren innere Blutungen, die ihm durch die Vergewaltigungen zugefügt worden waren. Natürlich war L im ersten Moment erleichtert, dass es nicht allzu schlimm um Beyonds körperliche Verfassung stand. Aber die Tatsache, dass Clear und Sam ihn gefoltert und vergewaltigt hatten, traf ihn sehr und er wusste nicht, was er tun sollte. Wie sollte er sich Beyond gegenüber verhalten, wenn dieser erst mal wieder zu sich kam? Was Clear betraf, so war er fest entschlossen, an ihm ein Exempel zu statuieren und somit ihm als auch den anderen Buchstaben zu zeigen, dass er keine Gnade kannte. Egal was nötig war, er wollte Beyond vor diesem sadistischen Monster beschützen und nicht zulassen, dass ihm jemals wieder so etwas angetan wurde.

„L“, sagte Hester und ihre Stimme klang sehr bedrückt. „Hör mal, wenn du reden willst, dann sag es ruhig. Du weißt, dass ich für dich da bin, wenn du mich brauchst.“

„Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten?“

Er fühlte sich so elend in dem Moment, dass ihm selbst der Appetit auf Süßes vergangen war. Die Aufnahmen, die all den Terror zeigten, den Beyond durchstehen musste, hatte L sich noch nicht durchgesehen. Hester hatte ihm nahe gelegt, es noch nicht zu tun und erst zu warten, bis Beyond etwas dazu sagte. Natürlich würde der Meisterdetektiv L diese Aufnahmen mit der nötigen Professionalität sichten und dann Schritte gegen Clear einleiten. Aber der Mensch L Lawliet würde es nicht ertragen können zu sehen, wie Beyond leiden musste. Er war innerlich zerrissen und wusste nicht, was er tun sollte und wie er mit Beyond reden sollte. Und das schien auch Hester am anderen Ende der Leitung zu bemerken.

„Wichtig ist, dass du stark für ihn bist und ihm hilfst, das Ganze zu verarbeiten. Lass ihm Zeit, bis er bereit ist, selber darüber zu sprechen. Aber er wird sowieso noch eine ganze Weile schlafen, das braucht er jetzt ohnehin nach der ganzen Sache. Wenn er aber wieder aufwacht, wirst du eine Mitteilung auf dem Pager kriegen.“

Damit bedankte er sich bei ihr und blieb den Rest des Tages in einem fast schon apathischen Zustand zuhause und aß rein gar nichts. Selbst Watari konnte ihm nicht wirklich helfen, oder ihn auf andere Gedanken bringen, selbst für Kriminalfälle konnte L einfach nicht die Konzentration aufbringen. Seine Gedanken kreisten einzig und allein um Beyond und er konnte an nichts anderes mehr denken. Insgesamt dauerte es knapp 20 Stunden, bis sich der Pager meldete und kaum, dass der Signalton ertönte, setzte sich L sofort in den Wagen und ließ sich von Watari zum Krankenhaus fahren. Dass er unruhig war, entging dem gebürtigen Engländer nicht. Aber er wusste auch nicht, wie er L diese Sorgen und Ängste nehmen konnte. Zwar hatte er versucht, ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihn wieder aufzubauen, aber wenn eine nahe stehende Person so etwas Furchtbares durchlebt hatte, da war es nun mal schwierig, angemessen damit umzugehen und er konnte L in der Hinsicht verstehen. Aufmunternde Worte würden nichts bringen. Worte bedeuteten in so einer Situation nichts.

Gleich im Erdgeschoss wurden sie von Hester begrüßt, die noch einen Energy Drink austrank, um sich nach der langen Schicht wachzuhalten. Seit L sie kontaktiert hatte, war sie schon knapp 30 Stunden wach und musste nachher noch eine Nierentransplantation durchführen, bevor sie ihren wohl verdienten Urlaub antrat. Sie wechselte mit L und Watari ein paar Worte, dann führte sie die beiden hinauf auf die vierte Station, wo Beyond ein Einzelzimmer hatte.

„Sein Zustand ist stabil und durch die Schmerzmittel müsste es ihm auch wieder besser gehen. Allerdings muss er noch eine Woche zur Beobachtung da bleiben, damit wir seinen Zustand im Auge behalten können und er sich auch von der ganzen Sache gut erholen kann. Wenn etwas sein sollte, dann gib mir Bescheid. Ich denke, es wäre erst einmal besser, wenn du alleine mit ihm redest.“

Aufmunternd klopfte sie ihm auf die Schulter, dann ging sie mit Watari weg und L war nun alleine. Er umklammerte den Türgriff, zögerte aber noch, bevor er die Tür öffnete und das Zimmer betrat. Insgeheim hatte er mit dem Schlimmsten gerechnet, aber zu seiner Erleichterung sah Beyond nicht mehr wie eine lebende Leiche aus. Zwar war er noch blass und wirkte immer noch sehr erschöpft, aber es war wieder etwas Leben in ihn zurückgekehrt. Seine Augen wirkten allerdings etwas matt und leer. Kaum, dass er L sah, setzte er sich auf und mit einem Male leuchteten seine rubinroten Augen auf. „L…“

Der Detektiv mit den Pandaaugen konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er lief direkt zu ihm und schloss ihn in die Arme. In diesem Moment kamen so viele Emotionen hoch und L war einfach nur froh, Beyond wieder im Arm halten zu können und zu wissen, dass er lebte und bei ihm war. Er spürte, wie der Serienmörder am ganzen Körper zitterte und mit den Tränen kämpfte.

„L, es tut mir alles so leid, was ich gesagt und getan habe. Ich wollte dich nicht verletzen, ich…“

„Nein“, unterbrach L und hielt Beyond fest an sich gedrückt, als wolle er ihn nie wieder loslassen. „Du bist hier der Letzte, der sich entschuldigen sollte. Ich hätte viel früher kommen und dich da rausholen sollen. Dann wäre das alles nicht so weit gekommen.“

Beyond schluchzte heftig und vergrub sein Gesicht in L’s Schulter, während er sich an ihn klammerte wie ein kleines verängstigtes Kind, das nun dringend Trost und Geborgenheit suchte. Ihn so zu sehen, brach L fast das Herz. Er fühlte sich elend und fragte sich, ob er das alles wirklich hätte verhindern können, wenn er rechtzeitig erkannt hätte, was in Beyonds Kopf vor sich gegangen war. Womöglich war das ja alles wirklich seine Schuld…

Der Serienmörder löste sich ein kleines Stück von ihm und küsste ihn. Immer noch flossen Tränen seine blassen Wangen hinunter und sein Kuss war etwas stürmisch, aber dennoch sehr liebevoll. Zuerst war L noch zu überrascht, aber dann erwiderte er den Kuss seines Liebsten. „Weißt du“, sagte der BB-Mörder, nachdem sich seine Lippen zaghaft wieder von L’s gelöst hatten.

„Als die beiden mich gefoltert und gedemütigt hatten, da war das Einzige, woran ich wirklich denken konnte du. An dich zu denken, hat mich wieder zu Verstand kommen lassen, als Clear es kurz geschafft hatte, das Monster zu wecken. Dank dir konnte ich das alles irgendwie ertragen. Ich bin so froh, dass du gekommen bist.“

Wieder küsste Beyond ihn und lächelte schwach, dann wischte er sich die Tränen mit dem Handrücken weg. Zärtlich strich L ihm durchs Haar und betrachtete ihn. Er hat die ganze Zeit an mich gedacht, während sie ihn vergewaltigt und gefoltert haben, um irgendwie durchzuhalten? Das war zu viel für ihn und er spürte, wie sich sein Innerstes schmerzhaft zusammenkrampfte. Schon seit er fünf Jahre alt war, hatte er gelernt, seine Emotionen vor der ganzen Welt zu verbergen, um nicht schwach zu wirken. Er hatte nie gelacht oder Angst gezeigt und er war auch nie ausgerastet, oder hatte anderweitig die Beherrschung verloren. Doch jetzt in diesem Moment war er nicht stark genug, um diese Gefühle zurückzuhalten und in seinen Augen sammelten sich Tränen. Zu wissen, dass der Mensch, den er über alles liebte, so viel durchgemacht hatte und nur durchhalten konnte, weil er an ihn gedacht hatte, war einfach zu viel. Er fühlte sich schuldig für Beyonds Zustand, die ganze Angst kam wieder hoch und er war auch unendlich froh, ihn jetzt im Arm halten zu können. Sie waren endlich wieder zusammen und Beyond war am Leben…

Nun aber löste sich Beyond von ihm und wischte ihm eine Träne weg. „Hey, warum weinst du denn? Ich bin noch am leben und so schnell bringt mich nichts um, verstanden? Und hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Dass ich gegangen bin, war allein meine Entscheidung und ich habe die Konsequenzen für diese Entscheidung tragen müssen. Und du hast doch das Richtige getan. Du hast Verstärkung gerufen, mich gerettet und diesen kranken Psychopathen festgenommen. Also schlag dir endlich aus dem Kopf, dass du viel früher hättest kommen sollen. Immerhin habe ich dich doch für ein paar Stunden schlafen geschickt. In dem Zustand hättest du eh nichts tun können.“

Er hat ja Recht, dachte L und nickte. Im Grunde genommen habe ich das Richtige getan, indem ich nicht kopflos losgegangen war, denn in dem Falle hätten mich die Bomben, die Clear installiert hatte, in Stücke gerissen. Ohne V und seinem Ortungssystem hätte ich das nicht überlebt und Beyond wäre immer noch in der Gewalt von Sam Leens und Clear. Ich habe das Richtige getan, aber trotzdem fühle ich mich furchtbar, weil ich Beyond das alles nicht ersparen konnte.

„Und was ich zu dir gesagt habe“, fuhr Beyond fort und schien ein schlechtes Gewissen zu haben. „Dass ich mit dir Schluss mache und so… es tut mir Leid. Ich habe das eigentlich nicht so gemeint. Ich hab das nur gesagt, weil Clear die Wanzen im Haus installiert und all unsere Gespräche abgehört hatte. Und ich wollte dir auch eigentlich keine reinhauen, aber ich musste das alles tun.“ Anstatt, dass er mir Vorwürfe macht, sucht er die Schuld bei sich, dachte L und konnte es nicht fassen. Er ist überhaupt nicht wütend auf mich, weil ich ihn nicht schon viel früher da rausgeholt habe. Unfassbar.

„Mach dir darüber mal keine Gedanken“, beruhigte ihn L. „Ich weiß doch, dass du mich nur schützen wolltest. Aber du bist ein verdammter Dummkopf, dass du dich so in Gefahr begeben hast, anstatt mit mir zu reden. Wir hätten es gemeinsam lösen können und ich wäre rechtzeitig da gewesen, um dich zu retten. Beyond, du musst nicht alles alleine stemmen, ich bin doch auch da. Warum kannst du nicht ein wenig Vertrauen in mich haben und mit mir reden?“

„Ich… ich hatte einfach Angst, dass dir etwas passieren könnte.“

Beyond wischte sich die Tränen weg und betrachtete seine Hände. Seine Handgelenke waren bandagiert worden und trotz der Schmerzmittel hatte er Mühe, sich zu bewegen. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er von einem Auto überfahren worden, anders konnte man es nicht beschreiben und sein Kopf dröhnte leicht. Die ganze Geschichte hatte ihn ziemlich angestrengt und er war müde und hätte am liebsten wieder geschlafen. Aber er war so überglücklich, L wiederzusehen, dass er nicht daran dachte, sich einfach so wieder hinzulegen. Er wollte, dass L bei ihm blieb und ihn spüren ließ, dass dies nicht nur ein Traum war oder irgendeine Illusion, in die er sich hineingeflüchtet hatte, um der grausamen Realität zu entkommen. Also blieb der Meisterdetektiv noch den Rest des Tages an Beyonds Seite. Viel sprachen sie nicht, manchmal schwiegen sie für eine längere Zeit und lagen sich in den Armen. Doch das war für keinen von ihnen ein sonderliches Problem. Sie brauchten nicht zu reden, um einander zu verstehen und sich nahe zu sein. Und in L’s Arm zu liegen, die Wärme seines Körpers zu spüren und seinen Herzschlag zu hören, war beruhigender als irgendwelche tröstenden Worte. Natürlich war die Erinnerung an das, was er durchleiden musste, noch so präsent und es erfüllte ihn mit Angst, Wut und Verzweiflung. Aber solange L bei ihm war, hatte er das Gefühl, es besser verarbeiten zu können und sich nicht so hilflos und abstoßend zu fühlen.

Schließlich aber, gegen Ende des Tages klopfte es an der Tür und Hester kam ins Zimmer. Sie sah abgekämpft und müde aus und hatte wieder einen Energy Drink in der Hand, um sich weiterhin fit zu halten. Als sie die beiden so Arm im Arm auf dem Bett da liegen sah, konnte sie sich dieses Grinsen nicht verkneifen, welches Beyond ihr jedes Mal übel nahm. Denn sie hatte irgendwie eine Schwäche für solche Beziehungen und deshalb natürlich Spaß daran, die beiden so zu sehen. Vor allem freute sie sich aber für L, dass er seine große Liebe gefunden hatte.

„Ich will euch zwei Turteltäubchen ja nicht stören, aber es wird langsam spät und die Besuchszeit ist eigentlich schon seit zwei Stunden vorbei.“

Da konnte man leider nichts machen und so mussten die beiden fürs Erste voneinander Abschied nehmen. Beyond sagte zwar nichts und ließ sich auch nichts anmerken, aber ihm war alles andere als wohl dabei, die Nacht alleine zu verbringen. Er hatte Angst. Zwar war Clear hinter Gittern und würde sich auch so schnell nicht befreien können, aber Sam Leens war immer noch auf freiem Fuß. Beyond wusste, dass er irgendwo da draußen auf der Lauer lag und genau das machte ihm Angst. Nun, vielleicht steigerte er sich ja auch zu sehr rein und Sam würde sich nach der Niederlage nicht mehr blicken lassen. Aber die Wahrscheinlichkeit war groß, denn Sam Leens war nicht der Typ, der sich von so etwas abschrecken ließ. L sah, dass ihn irgendetwas bedrückte und fragte ihn besorgt „Beyond, was hast du?“

Ich muss es ihm sagen, bevor es schon wieder passiert, dachte der BB-Mörder und seine Muskeln spannten sich an und sein Magen verkrampfte sich, als er wieder daran zurückdachte, wie Sam ihn stundenlang vergewaltigt und er dabei Höllenqualen gelitten hatte.

„Sam ist immer noch auf freiem Fuß. Ich hab einfach Angst, dass er wieder hier auftaucht und… und…“

Er sprach es nicht aus, er schämte sich einfach davor, es laut auszusprechen, wovor er Angst hatte. Aber er brauchte es auch nicht, denn L wusste schon, was ihm Angst machte. Auch er hatte sich schon so seine Gedanken gemacht, wie er Beyond während seines Krankenhausaufenthalts schützen konnte. Es war leider sehr wahrscheinlich, dass Sam versuchen würde, ihn entweder zum Schweigen zu bringen, oder ihn aus dem Krankenhaus zu entführen. Der Detektiv wandte sich schließlich an Hester und fragte „Wie schätzt du seinen Zustand ein, Hester? Wäre es möglich, dass Beyond woanders unterkommen würde?“

Doch sie schüttelte entschieden den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Er hat eine Operation hinter sich und deshalb ist es notwendig, dass er im Krankenhaus bleibt. Und außerdem würde es sowieso keinen Sinn machen, ihn bei dir wieder einzuquartieren. Sam weiß bereits, wo ihr wohnt und er ist clever genug, um deine Sicherheitssysteme zu überlisten.“ Auch wieder wahr. Also musste sich L einen anderen Plan überlegen. Und er hatte auch schon eine Idee, allerdings brauchte er bei der Ausführung dieses Plans Unterstützung. „Hester, bist du noch fit genug?“

„Besorg mir noch drei Energy Drinks und ich bin fit wie ein Turnschuh. Ich hab schon mal drei Tage ohne Schlaf durchgearbeitet und für dich würde ich locker vier Tage schaffen.“

Hester war wirklich nicht mit Gold aufzuwiegen. Egal was auch immer anstand, sie war jederzeit bereit und half, wo es nur ging. L war wirklich froh, dass sie ihm so oft zur Seite stand, denn ohne sie wäre er das eine oder andere Mal vielleicht aufgeschmissen gewesen. Er konnte jederzeit auf sie und ihre Hilfe vertrauen, weil sie schon seit damals bedingungslos loyal war und an das glaubte, wofür er kämpfte.

„Das dürfte kein Problem sein. Ich erklär dir alles gleich in Ruhe und ich ruf noch mal V an. Um jemanden wie Sam Leens dingfest zu machen, wird es wahrscheinlich mehr brauchen. Beyond, du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich werde ihn schnappen und dafür sorgen, dass er dir nicht mehr zu nahe kommt.“

Trotzdem kämpfte der BB-Mörder mit den Emotionen, was man ihm nach der ganzen Sache auch nicht verdenken konnte. Das alles war gerade mal einen Tag her und es würde noch eine Zeit dauern, bis Beyonds Wunden verheilt waren. Sowohl seine körperlichen, als auch seine seelischen. Egal was auch nötig war, L würde nicht zulassen, dass wieder so etwas passierte und Beyond wieder so leiden musste. Ein weiteres Mal würde dieser auch sicherlich nicht so schnell durchstehen. Tröstend nahm er den aufgewühlten Serienmörder in den Arm.

„Überlass das alles ruhig mir. Ich werde Sam dingfest machen und dafür sorgen, dass er dir nicht mehr zu nahe kommt.“ Damit löste er sich wieder von ihm. „Ruh dich erst einmal aus. Hester, Watari und ich werden uns um alles Weitere kümmern.“ Dies beruhigte Beyond wieder und mit einem schweigenden Nicken ließ er L gehen. Er wusste, dass er ihm vertrauen konnte, dass er Sam Leens aufhalten würde. L würde schon alles regeln. Dessen konnte sich Beyond sicher sein und sogleich fühlte er sich auch wieder ein Stück besser.
 

Es war spät nachts und alles war dunkel und totenstill im Krankenhaus. Kein Licht brannte, trotzdem fand er sich gut zurecht. Die Dunkelheit war ein guter Schutz für ihn und seine Augen hatten sich so sehr daran gewöhnt, dass er sich problemlos zurechtfand. Lautlos wie ein Schatten schlich Sam Leens durch die Gänge, wurde von niemandem gesehen oder gehört. Seine Präsenz war schon immer so kühl, unnatürlich und trotzdem so unauffällig gewesen, als wäre er eine geisterhafte Erscheinung. Das brachte ihm den Vorteil ein, dass die Menschen dazu neigten, ihn nicht immer direkt zu bemerken, außer vielleicht jene, die seine wahre Natur kannten. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte Beyond gespürt, dass Sam etwas nichtmenschliches ausstrahlte, weil außer seinem Körper sonst nichts an ihm menschlich war. Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte gab es viele Menschen, die man als Monster bezeichnete. Und in der heutigen Zeit wurde dieser Begriff schon fast zu oft und allzu leichtfertig gebraucht. Aber wenn jemand es verdient hätte, ein „Monster“ genannt zu werden, dann war es der namenlose Schrecken von Amerika, der sich selbst Sam Leens nannte. Denn ein Mensch in dem Sinne war er nicht. Rein gar nichts an ihm war annähernd menschlich, außer vielleicht sein Körper. Um sich als Menschen bezeichnen zu können, musste man über eine gewisse Menschlichkeit verfügen und sich seinesgleichen auch anpassen können. Aber genau das konnte Sam Leens nicht. Er war nicht fähig, sich den Menschen anzupassen und er besaß von Geburt an schon keinerlei Menschlichkeit. Er lebte in seiner eigenen Welt, in der es weder Positiv noch Negativ, geschweige denn überhaupt so etwas wie Gefühle gab. Seine ganze Welt funktionierte in einer Sichtweise, wie sie für Menschen unmöglich nachvollziehbar war und die auch nicht in Worte zu fassen war. Denn dazu hätte der menschliche Wortschatz gar nicht ausgereicht. Und genau das war es, was ihn so furchteinflößend machte.

Er blieb vor dem Zimmer stehen, in welchem sein Zielobjekt lag und nichts ahnend schlief. Beyond Birthday… sein wohl interessantestes Studienobjekt, welches er so schnell nicht aufgeben wollte. Clear hatte versagt und war für ihn nicht mehr zu gebrauchen. Auf ihn konnte Sam getrost verzichten, er kam auch ganz gut alleine klar. Immerhin hatte er nur deshalb mit Clear zusammengearbeitet, weil dieser es am ehesten geschafft hätte, diese monströse Seite in Beyond zu wecken. Das hatte er zwar kurzzeitig geschafft, allerdings war Beyond wieder zu Sinnen gekommen und das aus eigener Kraft. Was hatte ihm den Anstoß dazu gegeben und wie hatte er das geschafft? Genau das wollte Sam herausfinden und dazu musste er Beyond mitnehmen. Er würde schon noch in Erfahrung bringen, was der Auslöser war und dazu war ihm jedes Mittel recht. Und wenn er ihn wieder folterte und ihn diesen unzähligen Erniedrigungen und grausamen Schmerzen aussetzte. Er würde nicht einen Moment zögern, um ihn wieder diese Angst und diese Schmerzen spüren zu lassen und dabei war es ihm vollkommen gleichgültig, was das für Beyond bedeutete. Er selbst hasste es nicht, aber er hatte auch keine Freude daran, ihn zu quälen. Es war für ihn bloß ein Mittel zum Zweck, um ihn dahin zu bekommen, wo er ihn haben wollte. Reue, Mitleid, Mitgefühl war ihm genauso fremd wie Angst oder Liebe. Sam Leens war eine Maschine aus Fleisch und Blut, die allein zu dem Zweck existierte, um die Verhaltensweisen der Menschen zu studieren und mehr über Emotionen zu erfahren. Deshalb war ihm auch jedes Mittel recht, um seine Studien weiter voranzutreiben.

Vorsichtig und vollkommen geräuschlos öffnete er die Tür. In seiner Hand hielt er eine Spritze, um zu vermeiden, dass es zu Komplikationen kommen könnte. Außerdem hatte er wie immer seine Smith & Wesson dabei. Er schaute in das dunkle Zimmer hinein und sah nichts außer den schwachen Lichtschimmern des Vollmondes. Die perfekten Bedingungen für ihn. Und obwohl es für andere vielleicht zu dunkel war, konnte er genau sehen, dass da jemand schlafend im Bett lag. Lautlos ging Sam näher und erkannte den Schlafenden tatsächlich als Beyond Birthday wieder. Eingerollt lag er im Bett, tief und fest schlafend und man konnte auch die ganzen Bandagen erkennen. Ideale Bedingungen für eine lautlose und schnelle Entführung. Nun stand ihm nichts mehr im Wege. Er zog die Kappe von der Spritze ab und bereitete alles für die Injektion vor, dann führte er die Nadel näher an Beyonds Hals.

Doch in dem Moment, als er nahe genug war, da wurde das Licht angeschaltet und ehe sich Sam Leens versah, riss der vermeintlich Schlafende die Augen auf und trat ihm ins Gesicht.

„Jetzt!“ rief er und als Sam die pechschwarzen matten Augen sah, erkannte er seinen Irrtum. Das war nicht Beyond, sondern L! Verdammt, er hatte sich zu sicher gefühlt. Er konnte nicht rechtzeitig genug reagieren, als ihn von hinten jemand angriff und ihn mit einem Überwurf zu Boden schleuderte und ihm gewaltsam die Arme auf den Rücken drehte, sodass er nicht an seine Waffe herankam. Im nächsten Moment stürmten mehrere schwer bewaffnete Männer herein und richteten ihre Gewehre auf ihn, während man ihm Handschellen anlegte und ihn hochzerrte. Aus einer Ecke kam schließlich der echte Beyond hervor und seine rubinroten Augen wirkten nicht mehr so unmenschlich und bedrohlich wie sonst. Sie wirkten viel verletzlicher, genauso wie der Mensch dahinter. Doch dann loderte der Hass in ihm hoch und mit einem mordlustigen Funkeln schlug er Sam so fest er konnte ins Gesicht.

„Beim nächsten Mal bring ich dich um, Sam. Das ist ein Versprechen!“

Doch der emotionslose Killer sagte nichts, er verzog nicht einmal das Gesicht. Er ließ sich widerstandslos abführen, denn er war sich sicher, dass es nicht viel brauchen würde, um sich wieder zu befreien. Er würde genauso berechnend und eiskalt vorgehen wie sonst. Und dann würde er sich schon das holen, was er haben wollte.

Aus tiefstem Herzen

Knapp eine Woche blieb Beyond im Krankenhaus und in der Zeit wurde er weiterhin überwacht, da L kein Risiko eingehen wollte. Zwar glaubte er nicht, dass Sam und Clear so schnell aus dem Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses entkommen konnten, aber er wollte kein Risiko eingehen. Es war immerhin nicht auszuschließen, dass dieser geisteskranke Bombenleger einen Komplizen hatte und somit die Möglichkeit weiterhin bestand, dass Beyond entführt werden könnte. Hester selbst trat erst einmal ihren Urlaub an und vertraute ihrem Kollegen Dr. Bloom die Betreuung des Patienten an, den sie als absolut vertrauenswürdig einstufte. Sie schaute aber trotzdem noch mal kurz vor Beyonds Entlassung vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Der Serienmörder erholte sich sehr gut, was sogar die Ärzte überraschte. Obwohl man ihm mindestens drei Wochen gegeben hatte, bis er sich vollständig erholt hatte, war der Heilungsprozess viel schneller und auch sonst schien er sich ganz gut zu berappeln. Am Tag vor seiner Entlassung kam L ihn noch mal besuchen und erklärte ihm, dass sie Los Angeles verlassen müssten. Es sei nicht sicher, weiterhin hier zu bleiben, denn immerhin sei nicht nur Beyonds, sondern auch L’s Aufenthaltsort bekannt und deshalb wäre es sogar notwendig, wegzuziehen. Aber damit hatte der Serienmörder nicht das geringste Problem, er schien sich sogar ein wenig auf den Umzug zu freuen und sagte scherzhaft „Dann fahren wir zwei Hübschen also in die Flitterwochen?“

L hatte nichts dazu gesagt und ihn lediglich mit einem Blick angesehen, der ganz deutlich sagte „Du legst es auch so aus, wie du es gerade haben willst, du Knalltüte.“

Gleich nach seiner Entlassung wurde Beyond von L und Watari abgeholt und schon ging die Reise los. Wohin die Reise ging, hatte L ihm nicht verraten, also blieb dem BB-Mörder nichts anderes übrig, als sich überraschen zu lassen. Fest stand jedenfalls, dass der Flug sehr lange dauerte und Beyond, der noch ein paar Medikamente nehmen musste (darunter auch Schmerzmittel, die ihn etwas müde machten), schlief kurz nach dem Start ein und ließ sich durch rein gar nichts mehr aufwecken. Er hatte seinen Kopf auf L’s Schulter gelegt, hielt seinen Arm fest und schnarchte leise. Sanft strich L dem Schlafenden eine Haarsträhne aus dem Gesicht und betrachtete ihn. In den letzten Tagen hatte sich Beyond ganz gut erholt und auch mental schien es wieder mit ihm bergauf zu gehen. Aber trotzdem spürte L eine eigenartige Distanz zwischen ihnen beiden. Nun gut, Beyond war verletzt und ziemlich angeschlagen, da war es ihnen auch nicht möglich, sich näher zu kommen, aber irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, als wäre da noch etwas. Beyond war seiner Ansicht nach zu gut gelaunt und das störte ihn ganz einfach. Normalerweise wurde der Serienmörder mürrisch, sarkastisch und frech, wenn ihm etwas gegen den Strich ging und er ließ dann auch gerne seine leicht sadistische Seite raus, wenn er L ärgern wollte, aber seit Sam verhaftet worden war, benahm er sich manchmal schon fast kindisch und L war nicht blöd. Er hatte natürlich sofort gemerkt, dass das nur aufgesetzt war, weil Beyond ihm keinen Kummer machen wollte. Oder vielleicht wollte er das alles einfach nur vergessen und verdrängte deshalb alles. Das war auch nicht auszuschließen. Natürlich wollte L ihn darauf ansprechen, aber es gab ein Problem: Er wusste selbst nicht so genau, wie er Beyond darauf ansprechen sollte.

Zum Ende des Flugs hin wachte Beyond wieder auf und gleich nach der Landung ging die Fahrt im Auto weiter. Das Haus, in dem sie von nun an wohnen würden, lag etwas außerhalb der Stadt in einer sehr hübschen Gegend und Beyond, der schon immer ein kleiner Fan von Japan gewesen war, freute sich natürlich, dass sie sich ausgerechnet hier niederlassen würden. Und natürlich musste er wieder breit grinsend sagen, dass das wirklich so etwas wie Flitterwochen sein könnte. L hatte darauf keine Antwort gegeben und Beyond zur Strafe am Ohr gezogen für diesen Kommentar. Das Innere des Hauses war ungefähr so aufgebaut wie in Los Angeles, sodass man sich recht schnell orientieren konnte und genau wusste, wo das Arbeitszimmer und die anderen Räume lagen. Das größte Event für Beyond war ein japanisches Zimmer mit einem Heiztisch. Da es inzwischen Winter war und dementsprechend eisige Temperaturen herrschten, wollte Beyond den Kotatsu auch gleich in Beschlag nehmen. Während L mit Auspacken beschäftigt war, schnappte sich der Serienmörder ein Glas Marmelade und machte es sich gemütlich. Draußen schneite es und irgendwie wirkte das Ganze hier immer noch wie ein Traum für ihn nach dem Horror, den er durchlebt hatte. Manchmal hatte er schon darüber nachgedacht, mit L über alles zu sprechen, aber ein Teil von ihm stellte sich einfach quer. Er wollte einfach nicht, dass sich der Detektiv wieder irgendwelche Sorgen oder Vorwürfe machte und so ganz wusste Beyond auch nicht, was er ihm eigentlich sagen wollte. Denn im Grunde war ja alles gesagt. Keiner von ihnen musste sich Vorwürfe machen für das, was geschehen war, denn niemanden traf Schuld. Die Schuld lag allein bei Clear und Sam und die würden im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses versauern, so viel stand fest. Aber diese ganze Sache hatte dennoch Spuren bei ihm hinterlassen, denn Clear war im Grunde nichts Weiteres als sein eigener Spiegel gewesen. Dieser kranke Sadist und sein eigenes Monster waren quasi ein und dieselbe Person und so erniedrigt und gedemütigt zu werden, war für Beyond die Hölle gewesen. Manchmal fragte er sich schon, ob er denn anders war als Clear. Eigentlich war er doch kein Deut besser, denn auch er hatte L beim Sex gefesselt und ihn manchmal zu Dingen gedrängt, die für ihn vielleicht unangenehm gewesen sein könnten. Dabei hatte er auch nicht wirklich darüber nachgedacht, ob es für L vielleicht genauso schlimm gewesen sein könnte wie für ihn, als Clear und Sam ihn solche Dinge angetan hatten. Er hatte nur seinen eigenen Willen durchgesetzt und gar nicht über L’s Gefühle nachgedacht. Im Grunde war er doch genauso wie Clear. Zwar hatte L sich nie sonderlich beschwert und ihm höchstens übel genommen, wenn er ihn so rangenommen hatte, dass er danach nicht mal mehr die Kraft zum Aufstehen hatte. Aber was war, wenn L nur aus Liebe nichts gesagt hatte? Was, wenn er es jedes Mal hasste, wenn er gefesselt wurde und er dann litt? Allein die Vorstellung, dass es tatsächlich so sein könnte, machte Beyond wirklich fertig und er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er wollte L nicht wehtun und er wollte ihn auch zu nichts zwingen. Aber wie sollte er ihn darauf ansprechen und woher wollte er denn wissen, dass L nicht vielleicht aus Liebe oder Rücksicht auf seine jetzige Verfassung log? Die Zweifel nagten an dem Serienmörder und eigentlich war ihm schon seit seinem Erwachen im Krankenhaus so elend zumute. Er hatte natürlich versucht, sich nichts anmerken zu lassen, weil er wusste, dass L sich sonst wieder die Schuld an der Situation gab, aber wie sollte das denn weitergehen mit ihnen beiden? Auf die Dauer nur zu tun, als wäre alles in bester Ordnung, war auch keine wirkliche Lösung. Doch Beyond war selbst so verunsichert, dass er gar nicht wusste, was er tun sollte. Hester hatte ihm ans Herz gelegt, offen über seine Gefühle zu sprechen, aber irgendwie fand er nie den richtigen Zeitpunkt dafür. Eine Woche ging das schon so und ihm entging nicht, dass L so langsam irgendetwas merkte. Er wäre auch nicht der große Meisterdetektiv gewesen, wenn er gar nichts bemerkt hätte.

Doch warum sprach L nicht mit ihm, wenn er sowieso etwas zu merken begann? Immerhin hatte dieser auch nicht locker gelassen, als Beyond versucht hatte, ihn von sich zu stoßen, bevor sie beide zusammengekommen waren. Wieso verhielt er sich ausgerechnet jetzt so passiv? Womöglich… womöglich beschäftigt ihn diese Vergewaltigung doch sehr und vielleicht findet er mich jetzt irgendwie abstoßend deswegen. Ja, mit Sicherheit ist er nur noch aus Mitleid mit mir zusammen und hat inzwischen sicherlich genug von mir. Bei diesem Gedanken kam wieder all die Angst und Verzweiflung hoch, die er in den letzten sieben Tagen so erfolgreich verdrängt hatte und kämpfte mit den Tränen. Er fühlte sich so elend und widerwärtig und schämte sich auch dafür, was ihm angetan wurde. Clear und Sam hatten ihn in so einer Art und Weise gefoltert und erniedrigt, dass er am liebsten gestorben wäre. Und nun, da er endlich gerettet war, wusste er einfach nicht mehr, wie das mit ihm und L bald weitergehen soll. Er war so verunsichert. Verunsichert, ob L ihn wirklich noch nach der ganzen Sache lieben konnte und ob diese Beziehung zwischen ihnen beiden wirklich immer so ehrlich verlaufen war, wie er gedacht hatte. Was, wenn ich L mit meinen bescheuerten Aktionen nur wehgetan habe? Was, wenn er genauso leiden musste, wenn ich ihn gefesselt habe? Ich bin wirklich das Allerletzte… ich liebe L und tue ihm immer nur weh. Genauso wie ich A immer wieder wehgetan habe, obwohl ich ihn geliebt habe. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht für solche zwischenmenschlichen Beziehungen geschaffen und kann nur Menschen verletzen. Mit einem wie mir kann L doch niemals wirklich glücklich werden. Egal was wir auch tun, es wird immer Schwierigkeiten geben und wir können unsere Beziehung niemals öffentlich machen. Einfach aus dem Grund, weil ich der Mensch bin, der ihn umbringen wollte. Ich bin ein Schwerverbrecher und er der Meisterdetektiv L. Ich bin so ein verdammter Vollidiot. Eigentlich wollte ich, dass wir beide zusammen glücklich sein können, doch ich gehe immer so egoistisch und rücksichtslos vor, dass ich ihn die ganze Zeit nur verletze. Wahrscheinlich hatte Hester am Anfang Recht, als sie sagte, dass so eine Beziehung nicht gut gehen kann. Ich verletze immer die Menschen in meiner Nähe, egal ob sie mir etwas bedeuten oder nicht. Ich kann doch nichts anderes, als anderen wehzutun und sie für meine egoistischen Ziele zu benutzen. So einer wie ich kann doch niemals einen Menschen wirklich lieben und ihn so behandeln, wie er es verdient.
 

Beyond hatte das Gefühl, als würde über ihn die ganze Welt zusammenstürzen und er unter ihrem Gewicht erdrückt werden. Er fühlte sich so hilflos und machtlos und er wusste einfach nicht weiter. Was sollte er tun?
 

Die Tür ging auf und er hörte L’s Schritte. Hastig wischte sich der Serienmörder die Tränen weg und wandte sich ihm mit einem Lächeln zu. „Hey, schon mit Auspacken fertig?“

Doch es kam keine Antwort. L sah ihn mit demselben Blick an, wie er ihn immer hatte: starr, ausdruckslos, bohrend und lauernd. Normalerweise störte sich Beyond nicht an diesem Blick, aber jetzt kam ihm dieser so unangenehm vor und machte ihn nervös. Vielleicht, weil er etwas zu verbergen hatte? Gut möglich… L schloss die Tür hinter sich, kam auf ihn zu und hockte sich in seiner üblichen Position neben Beyond hin und betrachtete ihn. Was ist denn mit dem jetzt los und wieso starrt er mich so an? Irgendwie verhielt sich der Meisterdetektiv mit den Pandaaugen total merkwürdig und das machte ihn nervöser. Schließlich streckte dieser eine Hand nach dem Serienmörder aus und wischte eine Träne aus seinem Augenwinkel.

„Du hast geweint?“

Beyond versuchte sich nichts anmerken zu lassen und lächelte. „Nö, ich musste bloß gähnen. Irgendwie bin ich noch ganz schön kaputt vom Flug.“

Doch man sah L an, dass er sich mit dieser fadenscheinigen Ausrede nicht zufrieden gab und ihm kein einziges Wort glaubte. Dazu kannte er ihn viel zu gut.

„Findest du nicht langsam auch, dass es nichts bringt, weiterhin so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung? Ich sehe doch, dass dir irgendetwas auf dem Herzen liegt.“

Beyond seufzte und wich seinem Blick aus. Er hatte Angst und die machte ihn fast verrückt. Natürlich liebte er L, er liebte ihn so sehr, dass er sich jederzeit wieder in Gefahr begeben würde, um ihn zu beschützen. Aber er hatte Angst davor, dass L ihm genau das sagen würde, wovor er sich so fürchtete. Doch weiter zu schweigen und einen auf heile Welt zu machen, brachte auch nichts. Da hatte L leider Recht.

„Weißt du, als Clear mich gefesselt hat und mich von Sam vergewaltigen ließ, da ist mir etwas klar geworden. Im Grunde bin ich doch kein Deut besser als er. Ich habe nie Rücksicht auf dich und deine Gefühle genommen, wenn ich dich beim Sex gefesselt habe und ich hab dir Dinge zugemutet, ohne daran zu denken, wie du dich dabei fühlst. Ich hab immer nur meinen Willen durchgesetzt und meinen Spaß daran gehabt, dich so zu sehen. Und es bringt doch nichts, wenn du nur weiter mit mir zusammen bleibst, weil du wegen dieser Geschichte mit Clear und Sam Mitleid mit mir hast. Dabei weiß ich doch ganz genau, dass ich doch vollkommen abstoßend auf dich wirken muss, nachdem du gesehen hast, was die mit mir gemacht haben.“

Ohne es zu wollen, war Beyond schon wieder wütend geworden und wurde lauter. Dabei richtete sich seine Wut gar nicht gegen L. Nein, sie richtete sich alleine gegen sich selbst, weil er sich sicher war, dass er nicht besser als Clear war und L genauso hat leiden lassen. Und er konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass der Mensch, den er so sehr liebte, seinetwegen genauso gelitten hatte.

„Sei doch ehrlich, L: was willst du denn mit jemandem wie mir? Immer tue ich den Menschen in meinem Umfeld weh und ich kann auch dementsprechend nichts anderes. Du verdienst jemanden, mit dem du wirklich glücklich wirst und der dich so behandelt, wie du es verdienst.“

L atmete tief durch, schüttelte den Kopf und sah Beyond nun mit einem ganz anderen Blick an. Es war nicht mehr diese bohrende und lauernde Blick, mit dem er seine Mitmenschen für gewöhnlich ansah, sondern jene einfühlsamere Blick, mit dem er nur einen Menschen auf dieser Welt ansah. Er legte sanft eine Hand auf Beyonds Wange und strich ihm eine weitere Träne weg. „Ich brauche so einen Menschen nicht. Ich habe ihn doch schon längst.“ Und damit küsste er den Serienmörder, der sich sowieso schon in einem emotionalen Chaos befand und jetzt umso mehr verwirrt war und nichts mehr verstand. L betrachtete diese wunderschönen rubinroten Augen und sah den tief verborgenen Schmerz und die Angst.

„Beyond, es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Clear und dir und den darfst du niemals vergessen. Clear ist seinem Wahnsinn verfallen und kann keinen Menschen auf normale Art und Weise lieben. Er hat dich vergewaltigt und dich gefoltert und gedemütigt. Seine Definition von Liebe war blanker Wahnsinn und absolut destruktiv. Du bist nicht wie er. Du hast mich niemals mit roher Gewalt zu etwas gezwungen, was ich definitiv nicht wollte und du wolltest mir niemals ernsthaft wehtun. Zwar sag ich manchmal, dass du wenig Rücksicht auf mich nimmst, aber ich habe das nie in so einem Sinne gemeint. Natürlich treibst du die Dinge manchmal ganz schön auf die Spitze und bringst mich oft in eine peinliche Lage. Aber du müsstest mich inzwischen gut genug kennen, dass das auch oft genug an meinem Stolz liegt und weil wir beide schlechte Verlierer sind. Du und Clear seid völlig verschiedene Menschen!“

Aber Beyonds Gesichtsausdruck ließ deutlich darauf schließen, dass er noch erhebliche Zweifel hatte. Denn er musste an etwas Bestimmtes denken, das ihn noch erheblich beschäftigte.

„Als ich wieder die Kontrolle zurückgewonnen habe, nachdem ich meinem Verlangen verfallen bin, da… da habe ich in Clear mein eigenes Selbst gesehen, verstehst du? Er ist der Spiegel meines eigenen destruktiven Verlangens, diesem… diesem Monster, das dich so zugerichtet hat.“

„Mag sein, aber das Monster ist nicht dein wahres Ich. Du hast es zwar in dir, aber du hast es geschafft, es aus eigener Kraft zu bekämpfen und zu unterdrücken, weil du nicht aufgeben wolltest. Clear hingegen ist ihm völlig verfallen und hat sich selbst darin verloren. Was er gesagt hat, ist völliger Schwachsinn und du darfst dich auch nicht davon beeinflussen lassen. Beyond, ich liebe dich und es ist mir vollkommen egal, ob es irgendjemanden stört, dass wir beide zusammen sind. Und dir sollte das genauso egal sein. Es geht niemanden etwas an, dass wir beide ein Paar sind und seit ich mit dir zusammen bin, bin ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich glücklich.“

So langsam zeigten seine Worte Wirkung. Allmählich wichen die Angst und der Zweifel in seinen Augen und zu hören, dass L erst durch ihn wirklich glücklich war, bedeutete ihm viel. Doch noch war der Zweifel immer noch nicht verschwunden und so fügte L hinzu „Und außerdem: wenn ich es wirklich so hassen würde, dass du dein Ding mit mir machst, dann hätte ich das doch niemals zugelassen und dir mit Sicherheit eine reingehauen. Weißt du, ich bin nicht sehr versiert darin, offen über solche Themen zu sprechen, wenn ich selbst involviert bin. Nenn mich in der Hinsicht ruhig verklemmt, in gewisser Hinsicht stimmt das ja auch. Du bist der erste Mensch, mit dem ich eine solche Beziehung habe und es fällt mir auch nicht gerade einfach, mich auf all das einzulassen, weil ich kaum Erfahrung darin habe. Natürlich sag ich zu solchen Sachen sofort „nein“, weil ich mich schlecht auf so etwas einlassen kann. Ich könnte es mir auch nicht vorstellen, aus eigenem Antrieb mit so etwas anzukommen und noch weniger könnte ich es mir vorstellen, wenn es irgendjemand anderes mit mir macht. Du bist die Ausnahme, weil ich dich liebe und ich dir vertraue. Eben weil ich weiß, dass du mir niemals wehtun willst.“

Beyond konnte nicht wirklich glauben, was er da gerade hörte und musste das erst einmal in seinem Kopf verarbeiten. Das war bei seinem derzeitigen Gefühlschaos nicht gerade einfach.
 

Will er mir damit etwa gerade sagen, dass er eigentlich nichts dagegen hat, von mir beim Sex gefesselt zu werden, weil er mich liebt und weil er mir vertraut?
 

„Dann… dann findest du es also nicht schlimm, wenn ich das mache?“

Nun wich L seinem Blick aus und wirkte ein klein wenig verlegen. Und ein wenig rot wurde er dabei auch noch. Er sah jedes Mal so süß aus, wenn er verlegen wurde. „Wenn es so wäre, hätte ich es niemals zugelassen. Zwar übertreibst du manchmal ganz schön, aber ich weiß selbst, dass du trotzdem sehr viel Rücksicht auf mich nimmst und dafür bin ich dir auch sehr dankbar. Ich werde dir jetzt etwas sagen, was ich bis jetzt noch niemandem gesagt habe und was ich auch definitiv niemals wieder laut aussprechen werde.“

Doch bevor es soweit war, machte er noch eine Pause, um sich selber vorzubereiten und die richtigen Worte zu finden. Beyond sah ihn fragend an und verstand nicht so wirklich, was jetzt gleich kam und was L ihm denn sagen wollte. Etwas, das er niemandem sonst gesagt hatte. Also nicht mal Watari? Dann musste es sich wohl um etwas sehr Wichtiges handeln. Schließlich, als L sich gesammelt hatte, nahm er Beyonds Hand und sah ihm tief in die Augen.

„Ich habe mit fünf Jahren meine Eltern auf eine schreckliche Art und Weise verloren und als ich zu Watari kam, hatte ich für mich beschlossen, niemals wieder schwach zu sein, immer die Kontrolle zu wahren und niemals Gefühle zuzulassen. Der L, den du gehasst hast, war eine Maske für mich. Eine Identität, die ich mit Wataris Hilfe geschaffen habe, weil ich Angst davor hatte, schwach und hilflos zu sein. L der große Detektiv war zuerst nur eine andere Identität für mich, hinter der ich mein wahres Ich verstecken konnte. Doch da mein ganzes Leben immer mehr zu dem von L dem Detektiv wurde, begann ich mein wahres Ich immer mehr zu vergessen und so wurde meine erschaffene Persönlichkeit zu meinem einzigen Ich. Ich wollte auch nicht mehr wissen, wer ich wirklich hinter dieser Maske war, aber dann habe ich dich getroffen. Du hast mir die Kontrolle entrissen, mir die Maske abgenommen und mich daran erinnert, wer ich wirklich bin und wonach ich mich wirklich sehne. Nämlich danach, jemanden zu lieben und selbst geliebt zu werden. Und weil du mir das geben konntest, war es für mich auch nicht so schlimm, dieses andere Ich von mir zu akzeptieren und mich wieder auf meine Gefühle einzulassen. Indem du mir die Kontrolle entrissen hast, konnte ich wieder zu dem Menschen werden, der ich wirklich bin und weil du da warst, hatte ich auch keine Angst davor, Gefühle zuzulassen und in dem Moment machtlos zu sein. Erst durch dich habe ich das Gefühl, wirklich lebendig und vor allem wirklich glücklich zu sein. Niemand sonst hat jemals so etwas bei mir bewirkt und ich könnte mir diese Art von Gefühlen auch bei niemand anderem vorstellen. Du bist die einzige Ausnahme, weil ich dich liebe.“

Nun war der allerletzte Zweifel in Beyond gebrochen und überwältigt von seinen Emotionen schloss er L in die Arme. Ein schöneres Zugeständnis hätte er von niemandem sonst bekommen können und der Serienmörder war tief bewegt über diese Worte. Nun wusste er endlich mit fester Gewissheit, dass L ihn aufrichtig liebte und ihm vertraute. Im Grunde hatte dieser vollkommen Recht, als er sagte, dass Beyond und Clear nichts gemeinsam hätten. Denn es gab einen deutlichen Unterschied: Beyond und L liebten sich und deshalb war es auch immer einvernehmlich zwischen ihnen und deshalb ein ganz anderes Gefühl, wenn sie miteinander schliefen. Beyond selbst hatte es ja auch gespürt gehabt, als er in diesem Schlafzimmer gelegen hatte, wo er unter Drogen gesetzt wurde, um gefügiger gemacht zu werden. Der Sex mit Clear war nicht das Gleiche gewesen wie mit L, ganz einfach aus dem Grund, weil er Clear nicht liebte. Er liebte einzig und allein L, deshalb hatte er es auch geschafft, die Kontrolle über sein destruktives Verlangen zurückzubekommen.

„Danke L… das… das bedeutet mir sehr viel, dass du das sagst.“

L erwiderte die Umarmung und war froh, dass er es endlich geschafft hatte, Beyond diesen Blödsinn aus dem Kopf zu schlagen, den er sich selbst eingeredet hatte. Im Grunde war es doch gar nicht mal so schwer gewesen, offen über Gefühle zu sprechen und einfach mal diese ganzen Sorgen und Zweifel aus der Welt zu schaffen. Vielleicht einfach deshalb, weil L mit dem Menschen darüber sprach, den er liebte.

Ich muss mich wirklich mal bei Hester für ihre Hilfe und für die guten Ratschläge bedanken. Unglaublich, dass es wirklich hilft, offen über so etwas zu…

L kam nicht weiter mit seinen Gedanken, als Beyond sein ganzes Gewicht auf ihn verlagerte und er somit rücklings zu Boden fiel. Immer noch hielt der BB-Mörder ihn fest und so lagen sie zusammen da. Dann aber richtete sich Beyond auf, beugte sich zu L hinunter und küsste ihn. Und irgendwie beschlich den Detektiv das Gefühl, als würde es nicht bloß bei einem einfachen Kuss bleiben. Denn diesen verschlagenen Gesichtsausdruck kannte er nur zu gut.

Ende gut, alles gut

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Gleich schon im ersten Kapitel geht es heiß zur Sache. Als ich die Idee hatte, L zu fesseln und ihm die Augen zu verbinden, da kam ich mir irgendwie wie in einer Art Schwulen-Version von "Shades of Grey" vor xD
Aber so wird es wenigstens nicht langweilig und Beyond hat einen guten Weg gefunden, um sich an L zu "rächen". Im Kapitel 4 wird übrigens angedeutet, dass sie schon ziemlich viel gemacht haben in den 30 Tagen und Beyond dem armen L so einiges zumutet. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Auch wenn die beiden ein total schräges aber auch süßes Paar sind, so müssen sie leider mit der Tatsache leben, dass sie eigentlich nicht zusammenpassen und eine Beziehung zwischen ihnen eigentlich nur Probleme schaffen kann. Immerhin ist L nun mal der Meisterdetektiv L und Beyond ein Schwerverbrecher. Wenn ihre Beziehung bekannt werden würde, wäre das für L ein absoluter Skandal! Und dieser Tatsache müssen sie sich wohl oder übel stellen. Und da Beyond schon A verloren hat, wird er nun von der Angst geplagt, auch L zu verlieren. Aber noch mehr sorgt er sich, dass dieser seinetwegen unglücklich wird. Da kann er einem schon leid tun, dass er vor so einem Problem steht. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich liebe es, mit Beyonds Persönlichkeit zu spielen und ihn mal sensibel und emotional, dann wieder makaber, sarkastisch und provokant auftreten zu lassen. Viele sehen ihn als geistesgestörten Psychopathen, aber ich denke, dass er verschiedene Seiten hat. Zumindest habe ich es in "Another Note" herausgelesen. Denn in meinen Augen hatte er mehrere Gesichter. Es gab den Detektiv Rue Ryuzaki und den menschenhassenden eiskalten Killer Beyond Birthday. Eine sehr vielschichtige und interessante Figur, die leider allzu wenig Aufmerksamkeit genießt. Ich finde, er ist eigentlich der interessanteste Charakter in Death Note. Und eben weil er so viele verschiedene Gesichter haben kann, ist es für mich am leichtesten, hauptsächlich über ihn zu schreiben. Denn Light konnte ich noch nie leiden, Mello ist zu einfach und Near... ist eben Near... Aber vielleicht nehme ich mal Matt genauer unter die Lupe, wenn ich mit "Last Desire 2" fertig bin. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich musste beim Schreiben zwischendurch so übelst lachen, weil mir Beyonds anhängliche und kindliche Seite sooo gefällt und der arme L das alles ausbaden muss. Am geilsten fand ich die Stelle, wo Watari die beiden auf dem Boden liegend gesehen hat und dann einfach abgedüst ist. Armer L, der hat es auch nicht immer leicht mit Beyond xD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Und schon wieder sehen wir eine andere Seite von Beyond Birthday und ehrlich gesagt gefällt mir diese fast genauso gut wie seine, wenn er L ordentlich rannimmt xD
Zuerst hatte ich einen anderen als Stalker eingeplant, aber dann habe ich mich für Sam Leens entschieden. Ich fand ihn schon während meiner Death Note Triologie total interessant, weil er (wie Beyond schon gesagt hat) der unmenschlichste Mensch ist. Er ist auch der einzige jemals von mir entwickelte Charakter, über den ich noch niemals Informationen über seine Vergangenheit preisgegeben habe. Außer natürlich der Tatsache, dass seine Mutter ihn gewaltsam abtreiben wollte und er deshalb diesen Hirndefekt davongetragen hat. Streng genommen ist er ein noch größeres Monster als Beyond, wenn er in seine manische Seite verfällt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Der arme Beyond... und L ist nicht da, um ihn zu retten. Hätte er das alles vorher gewusst, dann hätte er sich wahrscheinlich nicht freiwillig in Gefangenschaft begeben.

Ehrlich gesagt tut es mir selbst in der Seele weh, ihm schon wieder so viel zuzumuten. Aber da muss er jetzt leider durch. Bleibt nur zu hoffen, dass L ihn rechtzeitig rettet, bevor Beyond den Verstand verliert. Nicht wahr? Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (13)

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Von: abgemeldet
2014-08-18T14:03:33+00:00 18.08.2014 16:03
Ein super cooles Kapitel :3
I LIKE IT <3 <3 <3 <3 <3
Von: abgemeldet
2014-08-11T21:30:30+00:00 11.08.2014 23:30
Oh fein 😁 das 10. Kapitel 😊
Könntest du es mir Bitte schicken *hundeblick* 😍
Thx^^
LG^^
Von: abgemeldet
2014-08-10T22:44:08+00:00 11.08.2014 00:44
Ich würde gerne das 9 Kapitel lesen ich bin leider erst 17 :(
Sorry.
Antwort von:  San-Jul
12.08.2014 09:04
Hey, da hast du ja leider das gleiche Problem wie ich. Ärgert es dich auch immer so tierisch?
Slenderman, würdest du mir bitte auch die beiden Kapitel schicken?
Lg
Von: abgemeldet
2014-08-10T20:06:35+00:00 10.08.2014 22:06
Ein echt Hammer geiles Kapitel O.O
ich liebe es <3<3<3<3<3<3<3<3

Toll*^^*
Antwort von:  Sky-
10.08.2014 22:15
Dann lies mal Kap. 9! Das zehnte bin ich auch schon am Schreiben und da wird es auch noch mal heiß her gehen.
Von: abgemeldet
2014-08-09T00:01:51+00:00 09.08.2014 02:01
Ein Hammer geiles Kapitel *_*
Mach bitte schnell weiter *^^*
Antwort von:  Sky-
09.08.2014 10:27
Dankeschön! Keine Sorge, ich bin fleißig am schreiben und müsste das nächste Kapitel bald fertig haben.
Von: abgemeldet
2014-08-08T19:16:12+00:00 08.08.2014 21:16
Auch dieses Mal kann ich wieder nur das selbe sagen, wie die Male davor. ^^
Ganz große Klasse, und ich entschuldige hiermit, dass mein Kommentar verspätet kommt. ^^>

-Rat-
Antwort von:  Sky-
09.08.2014 00:27
Ist doch kein Weltuntergang! Ich freue mich immer wieder über Kommis.
Antwort von: abgemeldet
09.08.2014 11:05
Obwohl ich dazu sagen muss, dass Kommentare mit ledeglich positiver Bewertung, mir persönlich, immer nicht sehr weiterhelfen. :'D
Ich weiß nicht, ob ich Heute mit meinen vielen Projekten dazu komme, aber ich wollte mal fragen, ob du eine Vorlage für Clear hast? Denn wenn nicht, möchte ich ihn zeichnen. ^^
Von: abgemeldet
2014-08-05T23:32:22+00:00 06.08.2014 01:32
Ein hammer geiles Kapitel *_*
Von:  San-Jul
2014-08-05T07:58:30+00:00 05.08.2014 09:58
Wirklich ganz großes Lob. Eine der Besten Fanfic´s die ich je gelesen habe. Dein Schreibstiel ist grandios. Und die Story einfach der Hammer.
Lg



Antwort von:  Sky-
05.08.2014 20:13
Großes Dankeschön für das superliebe Lob von dir!
Von: abgemeldet
2014-08-02T10:26:51+00:00 02.08.2014 12:26
Bin ich wirklich der einzige, der hier kommentiert? D:
Kapitel vier auch wieder ganz große Klasse! <3
Und wie vermutet passt die vortellung von Beyonds Verhalten. x'D

-Rat-
Antwort von:  Sky-
02.08.2014 12:35
Dankeschön <3
Meine Schwester hat sich total gekringelt vor lachen und hat total Spaß daran, Beyond nachzuahmen wie er ruft "L, warum willst du nicht mit mir Liebe machen?" Im nächsten Kapitel wird es auf jeden Fall wieder heiß hergehen.
Von: abgemeldet
2014-08-01T01:34:57+00:00 01.08.2014 03:34
Auch hier wieder einen Daumen nach oben von mir,
Ich habe schon einiges gelesen, aber dein Schreibstil ist einer von denen, die mir am besten gefallen.
Außerdem finde ich, dass Beyond meißt nicht so realistisch herübergebracht wird, wie bei dir.
Super lieben Gruß. :D

-Rat-
Antwort von:  Sky-
01.08.2014 06:19
Dankeschön. Ich bemüh mich auch sehr darum, die etwas schwierige Beziehung der beiden überzeugend rüberzubringen. Allerdings befürchte ich, dass das im 4. Kapitel anders wird, denn da lernst du Beyond auch mal von einer etwas... anderen Seite kennen.
Antwort von: abgemeldet
01.08.2014 12:45
Jeder "Mensch" hat viele Seiten, die "verlegene" Seite von L hat man im Anime auch nicht zu gesicht bekommen, und trotzdem finde ich es realistisch, wie du sie schreibst. Ich denke nicht, dass du B so auf den Kopf stellen kannst, dass es nicht mehr in den Kontext passt. :D
Antwort von:  Sky-
02.08.2014 00:28
Wart's ab wenn du ihn auf Drogen (näher gesagt Beruhigungsmittel) erlebst. Der arme L tut mir da besonders Leid. Jedenfalls wird es da sicher einiges zum Lachen geben


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