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Last Desire 2

L x BB
von

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Aus tiefstem Herzen

Knapp eine Woche blieb Beyond im Krankenhaus und in der Zeit wurde er weiterhin überwacht, da L kein Risiko eingehen wollte. Zwar glaubte er nicht, dass Sam und Clear so schnell aus dem Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses entkommen konnten, aber er wollte kein Risiko eingehen. Es war immerhin nicht auszuschließen, dass dieser geisteskranke Bombenleger einen Komplizen hatte und somit die Möglichkeit weiterhin bestand, dass Beyond entführt werden könnte. Hester selbst trat erst einmal ihren Urlaub an und vertraute ihrem Kollegen Dr. Bloom die Betreuung des Patienten an, den sie als absolut vertrauenswürdig einstufte. Sie schaute aber trotzdem noch mal kurz vor Beyonds Entlassung vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Der Serienmörder erholte sich sehr gut, was sogar die Ärzte überraschte. Obwohl man ihm mindestens drei Wochen gegeben hatte, bis er sich vollständig erholt hatte, war der Heilungsprozess viel schneller und auch sonst schien er sich ganz gut zu berappeln. Am Tag vor seiner Entlassung kam L ihn noch mal besuchen und erklärte ihm, dass sie Los Angeles verlassen müssten. Es sei nicht sicher, weiterhin hier zu bleiben, denn immerhin sei nicht nur Beyonds, sondern auch L’s Aufenthaltsort bekannt und deshalb wäre es sogar notwendig, wegzuziehen. Aber damit hatte der Serienmörder nicht das geringste Problem, er schien sich sogar ein wenig auf den Umzug zu freuen und sagte scherzhaft „Dann fahren wir zwei Hübschen also in die Flitterwochen?“

L hatte nichts dazu gesagt und ihn lediglich mit einem Blick angesehen, der ganz deutlich sagte „Du legst es auch so aus, wie du es gerade haben willst, du Knalltüte.“

Gleich nach seiner Entlassung wurde Beyond von L und Watari abgeholt und schon ging die Reise los. Wohin die Reise ging, hatte L ihm nicht verraten, also blieb dem BB-Mörder nichts anderes übrig, als sich überraschen zu lassen. Fest stand jedenfalls, dass der Flug sehr lange dauerte und Beyond, der noch ein paar Medikamente nehmen musste (darunter auch Schmerzmittel, die ihn etwas müde machten), schlief kurz nach dem Start ein und ließ sich durch rein gar nichts mehr aufwecken. Er hatte seinen Kopf auf L’s Schulter gelegt, hielt seinen Arm fest und schnarchte leise. Sanft strich L dem Schlafenden eine Haarsträhne aus dem Gesicht und betrachtete ihn. In den letzten Tagen hatte sich Beyond ganz gut erholt und auch mental schien es wieder mit ihm bergauf zu gehen. Aber trotzdem spürte L eine eigenartige Distanz zwischen ihnen beiden. Nun gut, Beyond war verletzt und ziemlich angeschlagen, da war es ihnen auch nicht möglich, sich näher zu kommen, aber irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, als wäre da noch etwas. Beyond war seiner Ansicht nach zu gut gelaunt und das störte ihn ganz einfach. Normalerweise wurde der Serienmörder mürrisch, sarkastisch und frech, wenn ihm etwas gegen den Strich ging und er ließ dann auch gerne seine leicht sadistische Seite raus, wenn er L ärgern wollte, aber seit Sam verhaftet worden war, benahm er sich manchmal schon fast kindisch und L war nicht blöd. Er hatte natürlich sofort gemerkt, dass das nur aufgesetzt war, weil Beyond ihm keinen Kummer machen wollte. Oder vielleicht wollte er das alles einfach nur vergessen und verdrängte deshalb alles. Das war auch nicht auszuschließen. Natürlich wollte L ihn darauf ansprechen, aber es gab ein Problem: Er wusste selbst nicht so genau, wie er Beyond darauf ansprechen sollte.

Zum Ende des Flugs hin wachte Beyond wieder auf und gleich nach der Landung ging die Fahrt im Auto weiter. Das Haus, in dem sie von nun an wohnen würden, lag etwas außerhalb der Stadt in einer sehr hübschen Gegend und Beyond, der schon immer ein kleiner Fan von Japan gewesen war, freute sich natürlich, dass sie sich ausgerechnet hier niederlassen würden. Und natürlich musste er wieder breit grinsend sagen, dass das wirklich so etwas wie Flitterwochen sein könnte. L hatte darauf keine Antwort gegeben und Beyond zur Strafe am Ohr gezogen für diesen Kommentar. Das Innere des Hauses war ungefähr so aufgebaut wie in Los Angeles, sodass man sich recht schnell orientieren konnte und genau wusste, wo das Arbeitszimmer und die anderen Räume lagen. Das größte Event für Beyond war ein japanisches Zimmer mit einem Heiztisch. Da es inzwischen Winter war und dementsprechend eisige Temperaturen herrschten, wollte Beyond den Kotatsu auch gleich in Beschlag nehmen. Während L mit Auspacken beschäftigt war, schnappte sich der Serienmörder ein Glas Marmelade und machte es sich gemütlich. Draußen schneite es und irgendwie wirkte das Ganze hier immer noch wie ein Traum für ihn nach dem Horror, den er durchlebt hatte. Manchmal hatte er schon darüber nachgedacht, mit L über alles zu sprechen, aber ein Teil von ihm stellte sich einfach quer. Er wollte einfach nicht, dass sich der Detektiv wieder irgendwelche Sorgen oder Vorwürfe machte und so ganz wusste Beyond auch nicht, was er ihm eigentlich sagen wollte. Denn im Grunde war ja alles gesagt. Keiner von ihnen musste sich Vorwürfe machen für das, was geschehen war, denn niemanden traf Schuld. Die Schuld lag allein bei Clear und Sam und die würden im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses versauern, so viel stand fest. Aber diese ganze Sache hatte dennoch Spuren bei ihm hinterlassen, denn Clear war im Grunde nichts Weiteres als sein eigener Spiegel gewesen. Dieser kranke Sadist und sein eigenes Monster waren quasi ein und dieselbe Person und so erniedrigt und gedemütigt zu werden, war für Beyond die Hölle gewesen. Manchmal fragte er sich schon, ob er denn anders war als Clear. Eigentlich war er doch kein Deut besser, denn auch er hatte L beim Sex gefesselt und ihn manchmal zu Dingen gedrängt, die für ihn vielleicht unangenehm gewesen sein könnten. Dabei hatte er auch nicht wirklich darüber nachgedacht, ob es für L vielleicht genauso schlimm gewesen sein könnte wie für ihn, als Clear und Sam ihn solche Dinge angetan hatten. Er hatte nur seinen eigenen Willen durchgesetzt und gar nicht über L’s Gefühle nachgedacht. Im Grunde war er doch genauso wie Clear. Zwar hatte L sich nie sonderlich beschwert und ihm höchstens übel genommen, wenn er ihn so rangenommen hatte, dass er danach nicht mal mehr die Kraft zum Aufstehen hatte. Aber was war, wenn L nur aus Liebe nichts gesagt hatte? Was, wenn er es jedes Mal hasste, wenn er gefesselt wurde und er dann litt? Allein die Vorstellung, dass es tatsächlich so sein könnte, machte Beyond wirklich fertig und er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Er wollte L nicht wehtun und er wollte ihn auch zu nichts zwingen. Aber wie sollte er ihn darauf ansprechen und woher wollte er denn wissen, dass L nicht vielleicht aus Liebe oder Rücksicht auf seine jetzige Verfassung log? Die Zweifel nagten an dem Serienmörder und eigentlich war ihm schon seit seinem Erwachen im Krankenhaus so elend zumute. Er hatte natürlich versucht, sich nichts anmerken zu lassen, weil er wusste, dass L sich sonst wieder die Schuld an der Situation gab, aber wie sollte das denn weitergehen mit ihnen beiden? Auf die Dauer nur zu tun, als wäre alles in bester Ordnung, war auch keine wirkliche Lösung. Doch Beyond war selbst so verunsichert, dass er gar nicht wusste, was er tun sollte. Hester hatte ihm ans Herz gelegt, offen über seine Gefühle zu sprechen, aber irgendwie fand er nie den richtigen Zeitpunkt dafür. Eine Woche ging das schon so und ihm entging nicht, dass L so langsam irgendetwas merkte. Er wäre auch nicht der große Meisterdetektiv gewesen, wenn er gar nichts bemerkt hätte.

Doch warum sprach L nicht mit ihm, wenn er sowieso etwas zu merken begann? Immerhin hatte dieser auch nicht locker gelassen, als Beyond versucht hatte, ihn von sich zu stoßen, bevor sie beide zusammengekommen waren. Wieso verhielt er sich ausgerechnet jetzt so passiv? Womöglich… womöglich beschäftigt ihn diese Vergewaltigung doch sehr und vielleicht findet er mich jetzt irgendwie abstoßend deswegen. Ja, mit Sicherheit ist er nur noch aus Mitleid mit mir zusammen und hat inzwischen sicherlich genug von mir. Bei diesem Gedanken kam wieder all die Angst und Verzweiflung hoch, die er in den letzten sieben Tagen so erfolgreich verdrängt hatte und kämpfte mit den Tränen. Er fühlte sich so elend und widerwärtig und schämte sich auch dafür, was ihm angetan wurde. Clear und Sam hatten ihn in so einer Art und Weise gefoltert und erniedrigt, dass er am liebsten gestorben wäre. Und nun, da er endlich gerettet war, wusste er einfach nicht mehr, wie das mit ihm und L bald weitergehen soll. Er war so verunsichert. Verunsichert, ob L ihn wirklich noch nach der ganzen Sache lieben konnte und ob diese Beziehung zwischen ihnen beiden wirklich immer so ehrlich verlaufen war, wie er gedacht hatte. Was, wenn ich L mit meinen bescheuerten Aktionen nur wehgetan habe? Was, wenn er genauso leiden musste, wenn ich ihn gefesselt habe? Ich bin wirklich das Allerletzte… ich liebe L und tue ihm immer nur weh. Genauso wie ich A immer wieder wehgetan habe, obwohl ich ihn geliebt habe. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht für solche zwischenmenschlichen Beziehungen geschaffen und kann nur Menschen verletzen. Mit einem wie mir kann L doch niemals wirklich glücklich werden. Egal was wir auch tun, es wird immer Schwierigkeiten geben und wir können unsere Beziehung niemals öffentlich machen. Einfach aus dem Grund, weil ich der Mensch bin, der ihn umbringen wollte. Ich bin ein Schwerverbrecher und er der Meisterdetektiv L. Ich bin so ein verdammter Vollidiot. Eigentlich wollte ich, dass wir beide zusammen glücklich sein können, doch ich gehe immer so egoistisch und rücksichtslos vor, dass ich ihn die ganze Zeit nur verletze. Wahrscheinlich hatte Hester am Anfang Recht, als sie sagte, dass so eine Beziehung nicht gut gehen kann. Ich verletze immer die Menschen in meiner Nähe, egal ob sie mir etwas bedeuten oder nicht. Ich kann doch nichts anderes, als anderen wehzutun und sie für meine egoistischen Ziele zu benutzen. So einer wie ich kann doch niemals einen Menschen wirklich lieben und ihn so behandeln, wie er es verdient.
 

Beyond hatte das Gefühl, als würde über ihn die ganze Welt zusammenstürzen und er unter ihrem Gewicht erdrückt werden. Er fühlte sich so hilflos und machtlos und er wusste einfach nicht weiter. Was sollte er tun?
 

Die Tür ging auf und er hörte L’s Schritte. Hastig wischte sich der Serienmörder die Tränen weg und wandte sich ihm mit einem Lächeln zu. „Hey, schon mit Auspacken fertig?“

Doch es kam keine Antwort. L sah ihn mit demselben Blick an, wie er ihn immer hatte: starr, ausdruckslos, bohrend und lauernd. Normalerweise störte sich Beyond nicht an diesem Blick, aber jetzt kam ihm dieser so unangenehm vor und machte ihn nervös. Vielleicht, weil er etwas zu verbergen hatte? Gut möglich… L schloss die Tür hinter sich, kam auf ihn zu und hockte sich in seiner üblichen Position neben Beyond hin und betrachtete ihn. Was ist denn mit dem jetzt los und wieso starrt er mich so an? Irgendwie verhielt sich der Meisterdetektiv mit den Pandaaugen total merkwürdig und das machte ihn nervöser. Schließlich streckte dieser eine Hand nach dem Serienmörder aus und wischte eine Träne aus seinem Augenwinkel.

„Du hast geweint?“

Beyond versuchte sich nichts anmerken zu lassen und lächelte. „Nö, ich musste bloß gähnen. Irgendwie bin ich noch ganz schön kaputt vom Flug.“

Doch man sah L an, dass er sich mit dieser fadenscheinigen Ausrede nicht zufrieden gab und ihm kein einziges Wort glaubte. Dazu kannte er ihn viel zu gut.

„Findest du nicht langsam auch, dass es nichts bringt, weiterhin so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung? Ich sehe doch, dass dir irgendetwas auf dem Herzen liegt.“

Beyond seufzte und wich seinem Blick aus. Er hatte Angst und die machte ihn fast verrückt. Natürlich liebte er L, er liebte ihn so sehr, dass er sich jederzeit wieder in Gefahr begeben würde, um ihn zu beschützen. Aber er hatte Angst davor, dass L ihm genau das sagen würde, wovor er sich so fürchtete. Doch weiter zu schweigen und einen auf heile Welt zu machen, brachte auch nichts. Da hatte L leider Recht.

„Weißt du, als Clear mich gefesselt hat und mich von Sam vergewaltigen ließ, da ist mir etwas klar geworden. Im Grunde bin ich doch kein Deut besser als er. Ich habe nie Rücksicht auf dich und deine Gefühle genommen, wenn ich dich beim Sex gefesselt habe und ich hab dir Dinge zugemutet, ohne daran zu denken, wie du dich dabei fühlst. Ich hab immer nur meinen Willen durchgesetzt und meinen Spaß daran gehabt, dich so zu sehen. Und es bringt doch nichts, wenn du nur weiter mit mir zusammen bleibst, weil du wegen dieser Geschichte mit Clear und Sam Mitleid mit mir hast. Dabei weiß ich doch ganz genau, dass ich doch vollkommen abstoßend auf dich wirken muss, nachdem du gesehen hast, was die mit mir gemacht haben.“

Ohne es zu wollen, war Beyond schon wieder wütend geworden und wurde lauter. Dabei richtete sich seine Wut gar nicht gegen L. Nein, sie richtete sich alleine gegen sich selbst, weil er sich sicher war, dass er nicht besser als Clear war und L genauso hat leiden lassen. Und er konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass der Mensch, den er so sehr liebte, seinetwegen genauso gelitten hatte.

„Sei doch ehrlich, L: was willst du denn mit jemandem wie mir? Immer tue ich den Menschen in meinem Umfeld weh und ich kann auch dementsprechend nichts anderes. Du verdienst jemanden, mit dem du wirklich glücklich wirst und der dich so behandelt, wie du es verdienst.“

L atmete tief durch, schüttelte den Kopf und sah Beyond nun mit einem ganz anderen Blick an. Es war nicht mehr diese bohrende und lauernde Blick, mit dem er seine Mitmenschen für gewöhnlich ansah, sondern jene einfühlsamere Blick, mit dem er nur einen Menschen auf dieser Welt ansah. Er legte sanft eine Hand auf Beyonds Wange und strich ihm eine weitere Träne weg. „Ich brauche so einen Menschen nicht. Ich habe ihn doch schon längst.“ Und damit küsste er den Serienmörder, der sich sowieso schon in einem emotionalen Chaos befand und jetzt umso mehr verwirrt war und nichts mehr verstand. L betrachtete diese wunderschönen rubinroten Augen und sah den tief verborgenen Schmerz und die Angst.

„Beyond, es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Clear und dir und den darfst du niemals vergessen. Clear ist seinem Wahnsinn verfallen und kann keinen Menschen auf normale Art und Weise lieben. Er hat dich vergewaltigt und dich gefoltert und gedemütigt. Seine Definition von Liebe war blanker Wahnsinn und absolut destruktiv. Du bist nicht wie er. Du hast mich niemals mit roher Gewalt zu etwas gezwungen, was ich definitiv nicht wollte und du wolltest mir niemals ernsthaft wehtun. Zwar sag ich manchmal, dass du wenig Rücksicht auf mich nimmst, aber ich habe das nie in so einem Sinne gemeint. Natürlich treibst du die Dinge manchmal ganz schön auf die Spitze und bringst mich oft in eine peinliche Lage. Aber du müsstest mich inzwischen gut genug kennen, dass das auch oft genug an meinem Stolz liegt und weil wir beide schlechte Verlierer sind. Du und Clear seid völlig verschiedene Menschen!“

Aber Beyonds Gesichtsausdruck ließ deutlich darauf schließen, dass er noch erhebliche Zweifel hatte. Denn er musste an etwas Bestimmtes denken, das ihn noch erheblich beschäftigte.

„Als ich wieder die Kontrolle zurückgewonnen habe, nachdem ich meinem Verlangen verfallen bin, da… da habe ich in Clear mein eigenes Selbst gesehen, verstehst du? Er ist der Spiegel meines eigenen destruktiven Verlangens, diesem… diesem Monster, das dich so zugerichtet hat.“

„Mag sein, aber das Monster ist nicht dein wahres Ich. Du hast es zwar in dir, aber du hast es geschafft, es aus eigener Kraft zu bekämpfen und zu unterdrücken, weil du nicht aufgeben wolltest. Clear hingegen ist ihm völlig verfallen und hat sich selbst darin verloren. Was er gesagt hat, ist völliger Schwachsinn und du darfst dich auch nicht davon beeinflussen lassen. Beyond, ich liebe dich und es ist mir vollkommen egal, ob es irgendjemanden stört, dass wir beide zusammen sind. Und dir sollte das genauso egal sein. Es geht niemanden etwas an, dass wir beide ein Paar sind und seit ich mit dir zusammen bin, bin ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich glücklich.“

So langsam zeigten seine Worte Wirkung. Allmählich wichen die Angst und der Zweifel in seinen Augen und zu hören, dass L erst durch ihn wirklich glücklich war, bedeutete ihm viel. Doch noch war der Zweifel immer noch nicht verschwunden und so fügte L hinzu „Und außerdem: wenn ich es wirklich so hassen würde, dass du dein Ding mit mir machst, dann hätte ich das doch niemals zugelassen und dir mit Sicherheit eine reingehauen. Weißt du, ich bin nicht sehr versiert darin, offen über solche Themen zu sprechen, wenn ich selbst involviert bin. Nenn mich in der Hinsicht ruhig verklemmt, in gewisser Hinsicht stimmt das ja auch. Du bist der erste Mensch, mit dem ich eine solche Beziehung habe und es fällt mir auch nicht gerade einfach, mich auf all das einzulassen, weil ich kaum Erfahrung darin habe. Natürlich sag ich zu solchen Sachen sofort „nein“, weil ich mich schlecht auf so etwas einlassen kann. Ich könnte es mir auch nicht vorstellen, aus eigenem Antrieb mit so etwas anzukommen und noch weniger könnte ich es mir vorstellen, wenn es irgendjemand anderes mit mir macht. Du bist die Ausnahme, weil ich dich liebe und ich dir vertraue. Eben weil ich weiß, dass du mir niemals wehtun willst.“

Beyond konnte nicht wirklich glauben, was er da gerade hörte und musste das erst einmal in seinem Kopf verarbeiten. Das war bei seinem derzeitigen Gefühlschaos nicht gerade einfach.
 

Will er mir damit etwa gerade sagen, dass er eigentlich nichts dagegen hat, von mir beim Sex gefesselt zu werden, weil er mich liebt und weil er mir vertraut?
 

„Dann… dann findest du es also nicht schlimm, wenn ich das mache?“

Nun wich L seinem Blick aus und wirkte ein klein wenig verlegen. Und ein wenig rot wurde er dabei auch noch. Er sah jedes Mal so süß aus, wenn er verlegen wurde. „Wenn es so wäre, hätte ich es niemals zugelassen. Zwar übertreibst du manchmal ganz schön, aber ich weiß selbst, dass du trotzdem sehr viel Rücksicht auf mich nimmst und dafür bin ich dir auch sehr dankbar. Ich werde dir jetzt etwas sagen, was ich bis jetzt noch niemandem gesagt habe und was ich auch definitiv niemals wieder laut aussprechen werde.“

Doch bevor es soweit war, machte er noch eine Pause, um sich selber vorzubereiten und die richtigen Worte zu finden. Beyond sah ihn fragend an und verstand nicht so wirklich, was jetzt gleich kam und was L ihm denn sagen wollte. Etwas, das er niemandem sonst gesagt hatte. Also nicht mal Watari? Dann musste es sich wohl um etwas sehr Wichtiges handeln. Schließlich, als L sich gesammelt hatte, nahm er Beyonds Hand und sah ihm tief in die Augen.

„Ich habe mit fünf Jahren meine Eltern auf eine schreckliche Art und Weise verloren und als ich zu Watari kam, hatte ich für mich beschlossen, niemals wieder schwach zu sein, immer die Kontrolle zu wahren und niemals Gefühle zuzulassen. Der L, den du gehasst hast, war eine Maske für mich. Eine Identität, die ich mit Wataris Hilfe geschaffen habe, weil ich Angst davor hatte, schwach und hilflos zu sein. L der große Detektiv war zuerst nur eine andere Identität für mich, hinter der ich mein wahres Ich verstecken konnte. Doch da mein ganzes Leben immer mehr zu dem von L dem Detektiv wurde, begann ich mein wahres Ich immer mehr zu vergessen und so wurde meine erschaffene Persönlichkeit zu meinem einzigen Ich. Ich wollte auch nicht mehr wissen, wer ich wirklich hinter dieser Maske war, aber dann habe ich dich getroffen. Du hast mir die Kontrolle entrissen, mir die Maske abgenommen und mich daran erinnert, wer ich wirklich bin und wonach ich mich wirklich sehne. Nämlich danach, jemanden zu lieben und selbst geliebt zu werden. Und weil du mir das geben konntest, war es für mich auch nicht so schlimm, dieses andere Ich von mir zu akzeptieren und mich wieder auf meine Gefühle einzulassen. Indem du mir die Kontrolle entrissen hast, konnte ich wieder zu dem Menschen werden, der ich wirklich bin und weil du da warst, hatte ich auch keine Angst davor, Gefühle zuzulassen und in dem Moment machtlos zu sein. Erst durch dich habe ich das Gefühl, wirklich lebendig und vor allem wirklich glücklich zu sein. Niemand sonst hat jemals so etwas bei mir bewirkt und ich könnte mir diese Art von Gefühlen auch bei niemand anderem vorstellen. Du bist die einzige Ausnahme, weil ich dich liebe.“

Nun war der allerletzte Zweifel in Beyond gebrochen und überwältigt von seinen Emotionen schloss er L in die Arme. Ein schöneres Zugeständnis hätte er von niemandem sonst bekommen können und der Serienmörder war tief bewegt über diese Worte. Nun wusste er endlich mit fester Gewissheit, dass L ihn aufrichtig liebte und ihm vertraute. Im Grunde hatte dieser vollkommen Recht, als er sagte, dass Beyond und Clear nichts gemeinsam hätten. Denn es gab einen deutlichen Unterschied: Beyond und L liebten sich und deshalb war es auch immer einvernehmlich zwischen ihnen und deshalb ein ganz anderes Gefühl, wenn sie miteinander schliefen. Beyond selbst hatte es ja auch gespürt gehabt, als er in diesem Schlafzimmer gelegen hatte, wo er unter Drogen gesetzt wurde, um gefügiger gemacht zu werden. Der Sex mit Clear war nicht das Gleiche gewesen wie mit L, ganz einfach aus dem Grund, weil er Clear nicht liebte. Er liebte einzig und allein L, deshalb hatte er es auch geschafft, die Kontrolle über sein destruktives Verlangen zurückzubekommen.

„Danke L… das… das bedeutet mir sehr viel, dass du das sagst.“

L erwiderte die Umarmung und war froh, dass er es endlich geschafft hatte, Beyond diesen Blödsinn aus dem Kopf zu schlagen, den er sich selbst eingeredet hatte. Im Grunde war es doch gar nicht mal so schwer gewesen, offen über Gefühle zu sprechen und einfach mal diese ganzen Sorgen und Zweifel aus der Welt zu schaffen. Vielleicht einfach deshalb, weil L mit dem Menschen darüber sprach, den er liebte.

Ich muss mich wirklich mal bei Hester für ihre Hilfe und für die guten Ratschläge bedanken. Unglaublich, dass es wirklich hilft, offen über so etwas zu…

L kam nicht weiter mit seinen Gedanken, als Beyond sein ganzes Gewicht auf ihn verlagerte und er somit rücklings zu Boden fiel. Immer noch hielt der BB-Mörder ihn fest und so lagen sie zusammen da. Dann aber richtete sich Beyond auf, beugte sich zu L hinunter und küsste ihn. Und irgendwie beschlich den Detektiv das Gefühl, als würde es nicht bloß bei einem einfachen Kuss bleiben. Denn diesen verschlagenen Gesichtsausdruck kannte er nur zu gut.



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