As the Sun goes down
One Step Closer – Chapter 16
As the Sun goes down
Stille.
Es ist mucksmäuschenstill, nachdem sie diese Frage gestellt hat. Niemand wagt sich auch nur einen Millimeter zu bewegen und ich könnte schwören, dass mein Herz einen Schlag lang ausgesetzt hat. Mit ihren großen Augen sieht sie uns abwechselnd an. Langsam bilden sich Falten auf ihrer Stirn und sie wiederholt ihre Frage noch einmal – diesmal laut und deutlich.
„Wo ist Hanabi?“
Ihr Vater ist der Erste, der sich wieder gefasst hat. Mit ruhiger Stimme erklärt er ihr, das Hanabi nicht hier wäre und sie sich erst einmal ausruhen sollte. Wir haben uns vor ihrem Erwachen darauf geeinigt, dass sie zunächst nicht erfahren sollte, das Hanabi seit unserem Kampf verschwunden ist. Natürlich bin ich zunächst dagegen gewesen, sie anzulügen, aber nachdem Tsunade mir erklärt hatte, dass Aufregung ihrer Gesundheit schaden könnte, musste ich widerwillig zustimmen. Hinter meinem gut geübten Lächeln verstecke ich die Sorge, die ich für ihre Schwester empfinde und ich schlucke unauffällig den Kloß herunter, der sich in meinem Hals gebildet hatte. Das flaue Gefühl in meiner Magengegend versuche ich zu ignorieren. Mehrere Male wiederhole ich für mich selbst in Gedanken, dass es notwendig ist, ihr diese Lüge aufzutischen. Ich will sie nicht verlieren. Doch, ob dies wirklich der richtige Weg dafür ist, bezweifle ich nach wie vor.
Aufatmend lehnt sie sich zurück ins Kissen und der verkrampfte Gesichtsausdruck weicht Erschöpfung. Die Qualen, die ihr Körper durchmachen musste, stehen ihr ins Gesicht geschrieben und wir können sie davon überzeugen, ihrem Körper die nötige Ruhe zu schenken.
Als sie einige Tage später entlassen wird, stellt sie nach wie vor Fragen. Sie ahnt, dass etwas im Busch ist. Die Suche nach Hanabi's Kidnapper läuft auf Hochtouren und viele Menschen im Dorf sind in heller Aufruhr, weil sie sich Sorgen machen. Sie ist immerhin ein Mitglied eines angesehenen Clans. Lange können wir das nicht mehr vor Hinata geheim halten. Und auch, obwohl ich mir sicher bin, dass ihr Körper dieser Nachricht nun standhält, bringe ich es nicht übers Herz, es ihr zu sagen. Wie könnte ich ihr das antun, wenn ich weíß, dass sie sich selbst die Schuld gibt? Und so spazieren wir bis an den Rand des Dorfes und ich versuche weiter, ihre Fragen zu umgehen. Meine Gedanken, ausnahmsweise, nicht nur bei ihr. Sondern bei ihrer Schwester, die irgendwo dort draußen um ihr Leben bangt. Noch heute Nacht werde ich mich auf den Weg machen, das steht fest. Ich werde sie finden und zurückbringen. Koste es, was es wolle! Und als ich mir meinen Beschluss noch einmal bewusst mache, greift sie nach meiner Hand und zwingt mich, stehen zu bleiben. Sie versucht nicht mehr, ihre Fragen hinter Verherrlichungen zu verstecken und spricht sie deutlich aus: „Was verheimlicht ihr vor mir? Ich dachte wenigstens dir könnte ich vertrauen. Ich sehe dir doch an, dass etwas nicht stimmt!“
Sie kennt mich einfach zu gut. Ertappt starre ich auf meine eigenen Füße. Ich tue mich schwer damit, die folgenden Worte herauszubringen. Mit zitternder Stimme beginne ich, zu erzählen. Von dem Ende des Kampfes. Ihren Verletzungen. Hanabi's Verschwinden. Einfach alles. Die Wahrheit sprudelt nun förmlich über meine Lippen. Ich wende meinen Blick wieder ihrem Gesicht zu und werde Zeuge der ersten Tränen, die über ihre Wangen laufen. Ihre glasigen Augen zeugen von Trauer und Angst um ihre kleine Schwester. Außerdem kann ich in ihnen Enttäuschung lesen. Ich habe versagt. Dabei wollte ich sie glücklich machen. Und obwohl ich mir sicher bin, dass sie mich anschließend verlassen wird, erzähle ich ihr die komplette Wahrheit. Ich beichte ihr schweren Herzens den Grund für die Entführung ihrer kleinen Schwester. Erpressung. So würden es die Meisten nennen. Nicht viele wurden darüber informiert. Doch eines steht fest. Sie wollen mich. Entweder sie bekommen mich oder das Bluterbe des Hyuuga-Clans. Des Weiteren drohen sie mit der Zerstörung von Konoha. Fest balle ich meine Faust um das Stück Papier, welches sich in meiner Hosentasche befindet. Ein Brief, an mich adressiert. Er beinhaltet die Konditionen der Übergabe. Von dem Austausch und meinem Entschluss, dem Feind zu dienen, um ihre Schwester und unser Dorf zu retten, sage ich ihr allerdings nichts. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen.
Immer mehr Tränen entfliehen ihren Augen. Schließlich wendet sie sich von mir ab, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Doch das muss sie auch nicht. Ich verstehe auch so. Ihre Augen verraten mir alles. Und während sie schluchzend der untergehenden Sonne entgegen läuft, wird mir bewusst, dass wir uns vielleicht das letzte Mal für eine lange Zeit gesehen haben. Unser nächstes Wiedersehen würde das von zwei Feinden sein. Und obwohl ich das weiß, bin ich mir sicher, dass meine Entscheidung die Richtige ist. Es wird mich nicht glücklich machen. Aber das ist nicht wichtig. Denn ich tue es für sie.