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Rise of the Titans

von

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2016

Kapitel 23 – 2016


 

Mit einer Tasse Kaffee in der Hand trat ich hinaus auf die Veranda, legte die Unterarme auf das Geländer und ließ den Blick über meinen Hof schweifen. Ich nahm einen Schluck von dem bitteren Gebräu, als plötzlich mein Kater neben mir auf das Geländer hopste.
 

Der fluffige grau getigerte Kerl war mir kurz nach meiner Ankunft zugelaufen. Er sah damals ausgehungert und total räudig aus. Aus Mitleid hatte ich ihm etwas zu Fressen gegeben und nun wurde ich ihn nicht mehr los. In der Zeit, in der meine Verletzungen, körperliche, wie seelische, verheilten, hatte er mir sehr viel Trost gespendet, doch erinnerte er mich auch sehr an einen Abschnitt in meinem Leben, den ich am Liebsten daraus verbannen würde.

Der Kater hatte immer einen Gesichtsausdruck, als würde er auf einen herab sehen und war chronisch schlecht gelaunt, weshalb ich ihn Levi getauft hatte.
 

Levi.
 

Es war nun fast zwei Jahre her, seit er mich hier abgesetzt hatte. Noch immer stimmte es mich mehr als traurig, wenn ich an diesen Tag zurück dachte. Ich konnte mir sein Verhalten einfach nicht erklären. Des öfteren erwischte ich mich dabei, wie ich an die Zeit mit ihm zurück dachte und mir über ihn den Kopf zerbracht.
 

„Meow“, wurde ich aus meinen Grübeleien gerissen. Angepisst blickte der Kater mir entgegen, wobei es den Anschein hatte, er würde die Augenbrauen verärgert zusammen ziehen.

„Was ist los, Stinker? Hast du Hunger?“, fragte ich den Stubentiger. Levi atmete genervt durch, bevor er ein weiteres Mal maunzte. Es bedeutete wahrscheinlich in etwa „natürlich, du Dummkopf“. Zumindest interpretierte ich es so.
 

Ich flocht meine Haare, die mittlerweile wieder brustlang waren, zusammen, während ich zu dem Schuppen ging, in dem ich das Futter aufbewahrte. Nach meiner Genesung hatte ich schnell wieder meinen Job als Schlittenhundeführer aufgenommen. Das hieß, wenn Schnee lag fuhr ich mit Touristen mit dem Hundeschlitten durch die Winterlandschaft. Manche saßen in meinem Schlitten und ließen sich kutschieren, andere waren mutig und führten ihr eigenes Gespann, wobei ich vorneweg fuhr und die Gäste, so wie ich sie immer nannte, mir folgen.

Bevor ich von den Titanen erfuhr, hatte ich an professionellen Hundeschlittenrennen teilgenommen, doch war mir das noch zu stressig gewesen. Ich plante in diesem Winter wieder an einem teilzunehmen.
 

Im Schuppen nahm ich einen kleinen Napf aus dem Regal und füllte etwas Trockenfutter hinein. Ungeduldig strich Levi mir um die Beine und maunzte. Zusammen gingen wir zurück zur Veranda, da blieb der Kater urplötzlich stehen, machte einen Buckel und fauchte in eine unbestimmte Richtung. „Hey Levi, was hast du denn?“

Vorsichtig berührte ich ihn, woraufhin er sich abrupt zu mir umdrehte. Er hüpfte auf meinen Schoss, platzierte sich dann weiter hoch auf meine Schulter und knurrte angsteinflößend Richtung Boden. „Du machst mir langsam echt Schiss, du komisches Vieh“, sagte ich, während ich unseren Weg fortsetzte. Ein riesiger Vogelschwarm erhob sich in die Lüfte und flog über meinem Haus davon.
 

Unerwartet ertönte ein tiefes Grollen und ein Zittern ging vom Erdboden aus. Vor Schreck blieb ich ruckartig stehen und ließ sogar den Futternapf fallen. Auch die Hunde begannen unvermittelt zu bellen. Sie waren aufgeregt und verunsichert, sprangen in den Zwingern hin und her. Eine Gänsehaut zog sich über meinen gesamten Körper.
 

Sofort musste ich an die Titanen denken und was ich alles mit ihnen erlebt hatte. Das Grollen erstarb und das Zittern hörte schlagartig auf.

„Nein, du brauchst gar keine Angst haben. Diese Dinger sind dort, wo es große Menschenansammlungen gibt und ganz bestimmt nicht hier, wo auf einem Quadratkilometer nicht mal zwei Menschen leben“, redete ich mir selbst ein.

Ich steckte Daumen und Ringfinger der rechten Hand in den Mund und pfiff laut, was das Zeichen für die Hunde war, sich zu beruhigen bzw. leise zu sein. Als dies geschehen war, sammelte ich Levis Futter auf und stellte den Napf auf die Veranda, wo der Kater sich sofort darüber her machte, nicht ohne mir einen Blick zu schenken, der soviel wie „das wurde auch mal Zeit“ hieß.
 

Kurz beobachtete ich ihm beim Fressen, hob dann den Blick und sah mich befangen um. Auf dem Hof sah alles noch in Ordnung aus und auch der Wald, der uns umgab deutete auf keinerlei Gefahr hin. Nachbarn hatte ich keine.

Ich ging um das Haus und schaute auf den See, dessen Wasseroberfläche leichte Wellen schlug. Doch auch hier konnte ich nichts erkennen. Als ich wieder zurück ging, bemerkte ich, wie Rauchschwaden hinter dem Wald aufstiegen. Es war die Richtung, in der die nächstgelegene Ortschaft lag.

Natürlich war mein Helfersyndrom mal wieder stärker als meine Angst, so setzte ich mich in meinen Pickup und fuhr ins nächste Ort.
 

Als die ersten Häuser in Sicht kamen, sah ich mich nach der Ursache für den Brand um, den ich hinter den Rauchsäulen vermutete. Da die Gegend nicht sonderlich stark besiedelt war, wunderte es mich nicht, dass keine Menschen auf den Straßen waren oder in ihren Vorgärten standen. Dennoch flatterte mein Magen aufgeregt.

Ich bog gerade Richtung Ortsmitte ab, sah aus dem Fahrerfenster, da knallte etwas gegen mein Auto und schleuderte uns durch die Luft.
 

Glücklicherweise landete das Fahrzeug wieder auf den Reifen. Mit wild schlagendem Herz starrte ich auf das, was sich in diesem Moment auf mich zubewegte.

Es gab einen erneuten Ruck und der Wagen wurde angehoben. Nach kurzer Zeit tauchte ein riesiges Gesicht vor der Windschutzscheibe auf. Als der Titan sein Maul aufriss, erwachte ich endlich aus meiner Schreckstarre.
 

Ich löste den Sicherheitsgurt, krabbelte auf die Rückbank und zog eine Axt unter dem Sitz hervor. Mit dieser Schlug ich die Heckscheibe ein, durch welche ich weiter nach hinten auf die Ladefläche des Pickups kletterte.
 

Genau im richtigen Moment sprang ich von dem Fahrzeug auf das nächstgelegene Dach, wo ich hart auf die roten Ziegel fiel, bevor der Titan in meinen Wagen biss. Er spuckte die Autoteile aus und sah sich suchend nach mir um. Sobald er mich entdeckte, griff er direkt nach mir.

Schnell rappelte ich mich auf, rannte auf dem Dach davon, bis ich vor dem Abgrund stand.
 

Übergangslos sprang ich von dem Dach ins Gras, rollte mich ab, kam wieder auf die Beine und gab Fersengeld. Mit großen Schritten eilte ich auf die Tankstelle, die sich am Ende der Straße befand, zu, wo ich mir erhoffte, irgendetwas hilfreiches zu finden. Dabei kamen meine Füße klatschend auf dem Betonsteinpflaster auf und das Wasser spritze, wenn ich in eine Pfütze trat.
 

Meinem Ziel war ich schon nahe, als die Tankstelle ohne eine Vorwarnung explodierte. Ich wurde von den Füßen gerissen und nach hinten geschleudert. Unsanft landete ich auf dem Rücken und brauchte einen Moment, um mich neu zu orientieren. Schnell hatte ich meine Situation erfasst, weshalb ich mich aufrichtete, damit ich die Flucht ergreifen konnte.
 

Ich strich mir den Pony aus dem Gesicht, wobei ich eine feuchte Spur auf meiner Stirn hinterließ. Irritiert blickte ich auf meine Hände, um festzustellen, dass sie voller Blut waren. Entsetzt betrachtete ich auch meine Arme, mein Oberteil, meinen ganzen Körper. Ich war von oben bis unten voll.

Erst jetzt erkannte ich, dass ich vorher nicht durch Pfützen voller Regenwasser gerannt war, es waren Blutpfützen. Die gesamte Straße war darin getränkt. Sprachlos sah ich zu der Stelle, an der vorher die Tankstelle stand. Nun war dort nur noch ein einziges Flammenmeer.
 

Plötzlich tropfte mir etwas auf den Kopf. Mir gefror das Blut in den Adern, während ich mich widerwillig umdrehte. Vor mir stand ein Titan, der an seinem menschlichen Snack knabberte und mich dabei musterte. Das Oberteil der Person in seinen Händen stach mir sofort ins Auge, denn ich erkannte darauf das Logo, das ich mir einst für mein kleines Kennel zeichnen und auf T-Shirts drucken ließ. Außer mir besaß nur noch Sarah solch ein Shirt.

Tränen kullerten über meine schmutzigen Wangen, als der Titan erneut in ihren leblosen Körper biss.
 

Angewidert löste ich mich von ihrem Anblick und rannte davon. Damit schien ich allerdings den Jagdtrieb des Titanen geweckt zu haben, denn er setzte mir mit polternden Schritten nach.

Ich sprintete durch die Gassen, bis ich an einem Geschäft stoppte, dass die wöchentlichen Sonderangebote draußen aufgebaut hatte. Ohne zu überlegen schnappte ich mir die Sense, die dort stand, umklammerte sie fest mir meinen Fingern und stellte mich dem Monstrum, das mich verfolgte.
 

Mit aller Kraft holte ich aus und als der Titan sich bückte, um mich zu fassen zu bekommen, schlug ich ihm mit der Sense den Kopf ab. Ich wusste, dass ich ihn nicht erledigt hatte, doch hatte ich mir damit Zeit zur Flucht geschaffen. Erleichtert atmete ich auf.
 

Jedoch währte diese nicht lange, denn ich konnte aus der Ferne einen Kopf, welcher über die Dächer ragte, erkennen. Ich ließ die Sense fallen und flüchtete in den dichten Wald. Querfeldein war ich schneller unterwegs, als auf der Straße, da diese immer wieder Schlenker und Bögen machte.
 

Ich hastete nach Hause, dabei quälten mich die Bilder, die ich soeben gesehen hatte und die Sorge um meine Tiere. Gleichzeitig versuchte ich mir einen Plan zu überlegen. Ohne das 3DMG war ich komplett aufgeschmissen. Ich konnte nur fliehen und hoffen, dabei mit keinem Titanen in Kontakt zu kommen. Nur wo sollte ich hin?
 

Durch die Bäume hindurch sah ich die Straße vor mir meinen Weg kreuzen. Ich musste diese nur noch überqueren und nach einem weiteren kleinen Stück durch den Wald war ich auf meinem Hof. Dort würde ich schnell ein paar Sachen zusammen packen, die Hunde aus ihren Zwingern lassen, damit diese ebenfalls fliehen konnten, und zusehen, dass ich Land gewann. Wohin genau, wusste ich noch nicht, Hauptsache weiter südlich. Im Moment herrschten bei uns die sogenannten weiße Nächte. In dieser Zeit ging die Sonne nicht unter, das hieß 24 Stunden Sonnenlicht.

Wenn ich mich richtig entsinnte, bewegten sich die Titanen bei Nacht nur eingeschränkt, bis gar nicht. Also musste ich in den Süden, wo es Nacht wurde, um wenigstens etwas Freiheit vor diesen Biestern zu haben. Dann konnte ich weiter sehen.
 

Total in Gedanken versunken schaute ich weder nach Links noch Rechts, als ich auf die Straße trat. Aus dem Augenwinkel sah ich etwas großes dunkles auf mich zukommen, blieb vor Schreck stehen und hielt die Arme schützend vor meinen Körper. Als warmer Lack sanft meine Handflächen berührte, öffnete ich erstaunt die Augen. Vor mir auf Bauchhöhe prangte der Mercedesstern auf einer schwarzen Motorhaube. Der Van war noch rechtzeitig zum Stehen gekommen.
 

Während mein Herz weiter Adrenalin durch meine Blutgefäße pumpte, zitterte mein ganzer Körper. Für einen Moment fand ich den Gedanken, ich sei knapp den Titanen entkommen, um mich dann von einem Auto fast platt machen zu lassen, sehr lustig. Leise lachte ich, doch schlug die Stimmung schnell um. Erneut sammelten sich Tränen in meinen Augen und Schluchzer ließen meine Schultern beben.
 

Ein Moment der Schwäche, in dem die Welt über mir einbrach. Allerdings unterband ich diese Schwäche augenblicklich wieder. Ich musste nun stark sein.

Langsam hoch ich den Kopf und besah mir den Fahrer. Als ich erkannte, wer dort hinter dem Steuer saß, traf mich der Schlag. Ungläubig öffnete ich den Mund, trat ein paar Schritte rückwärts. Stocksteif blieb ich stehen und sah ihn an.

Auch ihm konnte man die Überraschung deutlich aus dem Gesicht lesen.
 

Dann vernahm ich lautstarkes Knacken aus dem Wald. Erschrocken fuhr ich herum und blickte in diesen. Vermutlich waren die Titanen in unsere Richtung unterwegs. Noch einmal schaute ich in den Wagen, ehe ich auf dem Absatz kehrt machte und zum Waldrand rannte.

Ich hörte, wie die Autotür geöffnet und nach mir gerufen wurde, doch war ich schon im Unterholz verschwunden.
 

Mein Herz machte einen Hüpfer, als er meinen Namen rief.

Was machte ER hier?

Levi.
 



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