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Rise of the Titans

von

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Dreckspatz


 

Kapitel 10 - Dreckspatz


 

Ein prachtvoller Sonnenuntergang, der den Himmel in verschiedensten Rottönen färbte, bot sich der Menschheit, während eine kühle Brise altes Laub aufwehte und verspielt in der der Luft tanzen ließ. Zudem waren die ersten Zugvögel zurückgekehrt und erzählten munter ihre Geschichten von der langen Reise.
 

All das nahm ich nicht wahr.
 

Umso intensiver spürte ich, wie Levi mir eine Strähne meines Haares hinter das Ohr strich. Wie seine warme Hand mein Ohrläppchen berührte, seine Fingerkuppen den Konturen meines Unterkieferknochens folgen und an meinem Kinn stoppten. Dabei blickte er mir aus seinen dunklen Augen entgegen.

Mein Herz raste, meine Gedanken hingegen waren komplett verstummt. In diesem Moment, in dem so viel um uns herum passierte, gab es nur ihn und mich, die Wärme, die er ausstrahlte und seine leichte Bewegung mir entgegen. Es gab keine Titanen, die Familien auseinander rissen und deren Zuhause zerstörten. Keinen Kampf gegen sie. Keinen Schmerz, kein Leiden, keinen Tod. Nur sein Atem auf meinem Gesicht.
 

Ein schrecklich schriller Ton beförderte weckte uns aus unserer friedlichen Welt. Levi erhob sich und fingerte sein Mobiltelefon aus der Hosentasche. „Erwin?“, meldete er sich am Handy.

Ungläubig verharre ich noch kurz in meiner Pose, ehe ich missgestimmt die Arme vor der Brust verschränkte.
 

„Ich bin gleich bei dir", sagte er, wobei er auf irgendeinen Punkt vor seinen Füßen schaute. Dann hob er plötzlich den Kopf und sah in die Richtung wo die Kommandozentrale liegen müsste. Ich folgte seinem Blick und bemerkte den schwarzen Geländewagen auf uns zukommen.

„Verstanden", knurrte er ins Telefon, legte auf und ließ es wieder in der Tasche verschwinden.
 

„Außerplanmäßiger Einsatz", erklärte er mir wenig erfreut.

„Wie lange diesmal?", fragte ich und schaute weiter auf das sich nähende Fahrzeug.

„Das kann ich dir nicht sagen."

Ein Seufzen verließ meine Kehle und als ich mich zu ihm wandte, konnte ich meine Enttäuschung nicht verbergen. Er war doch gerade erst zurückgekehrt. Wieso musste er schon wieder los?
 

Der Jeep hielt nun auf unserer Höhe. Ich erkannte Erwin am Steuer.

„Lass uns etwas essen gehen, wenn ich zurück bin."

Erneut sah ich zu ihm auf. „Gerne." Ein breites Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.

Levi nickte, ging um das Auto herum und schwang sich auf den Beifahrersitz. Erwin warf mir noch einen Blick zu, ehe er weiterfuhr.
 

Skeptisch folgte ich dem Geländewagen mit meinen Augen. Meine Freude über Levis Einladung war gedämpft, denn Erwins Blick stimmte mich misstrauisch. Irgendwas stimmte mit diesem Mann nicht, doch konnte ich nicht sagen was es war. Trotz der netten Worte und dem geschauspielertem Lächeln in seinem Büro versprühte er eine unheimliche Aura. Ich schätze ihn als kalt, berechnend und skrupellos ein. Er würde für seine Ziele alles opfern, da war ich mir sicher.

Nur war ich mir meiner Rolle in diesem Spiel noch nicht sicher. Bei meinem Vater war es klar, aber bei mir? Er veranstaltete das ganze Theater mit der Ausbildung im Schnelldurchlauf doch nicht ohne Grund.
 

Selbst Tage später fand ich keine Antwort auf diese Frage. Ich würde mich wohl überraschen lassen. Ich empfand es als nervig und störend, nicht zu wissen was auf mich zu kam. Außerdem war ich mittlerweile mit meiner Geduld am Ende.

Levi hatte mich zum Essen eingeladen, kam aber nicht von seinem Einsatz zurück. Wie lange sollte das denn noch dauern. Inzwischen war schon über eine Woche vergangen.

Ich schnaubte genervt, während meine Füße ihren Rhythmus weiter fortsetzten.
 

Wie fast jeden Nachmittag war ich laufen. Es nahm mir die überschüssige Energie und befreite meinen Kopf.

Ein Blick auf die Ihr verriet mir, dass ich schon über einer halben Stunde unterwegs war.

Ich beschloss langsam umzudrehen, als mein Smartphone meinen Powersong abspielte.
 

Seid ihr das Essen? Nein, wir sind die Jäger
 

Wie immer konnte ich mir bei diesem Satz ein Schmunzeln nicht verkneifen. Statt umzudrehen, bog ich in den Wald links von mir ab und rannte durch das Unterholz. Während ich die Lautstärke der Kopfhörer in meinen Ohren erhöhte, steigerte ich auch mein Tempo.
 

Our names won't be remembered

if we die like trampled flowers

I refuse to be forgotten

written off as less than worthless
 

Ich spürte wie sich die langen Oberschenkelmuskeln anspannten und wieder lockerten, bei jedem Schritt, den ich auf den Waldboden setzte. Altes Laub wirbelte hinter mir auf und ich sprang über große Steine und umgefallene Baumstämme.
 

Scream and cry but none will hear you

plead and beg but none will help you

You no longer live as cattle

will you rise and join the battle?
 

Der Wald wurde zu einem Parcours. Ich rannte Slalom durch die eng beieinander stehenden Bäume, überwand im Weg liegende Hindernisse, überquerte einen überschwemmten Bach auf einem darüber liegenden morschen und mit Moos bedeckten Baum.
 

There are beings that live off our fears

and their words are like knifes as they play with our lives

They'll try to control you as if they own you

will you let them steal your freedom?
 

Zwar war ich total aus der Puste, doch fühlte ich mich so befreit und wollte einfach nicht aufhören zu laufen, so wie ein Kind auf einem Abenteuerspielplatz.

Doch das Ende des Liedes nahte. Zum krönenden Abschluss legte ich einen Sprint hin.
 

Channel the anger swelling inside you

fighting the boundary 'till you break through

deep in your soul there's no hesitation

so make yourself the one they all fear

There is a wild fire inside you

burning desire you can't extinguish

Your crimson arrow

Rips through the twilight

This is the moment for war
 

Vor mir entdeckte ich abermals einen umgekippten Baum, welcher zwischen sich und dem Boden einige Zentimeter Platz hielt. Mit einem Mal schmiss ich mich auf die Seite und schlitterte unter diesem Baum durch, sprang zurück auf die Füße und gab mit einem kleinen Hüpfer einem Ast über meinem Kopf ein High Five. Exakt in dieser Sekunde endete mein Powersong.
 

In der Stille zwischen den Liedern vernahm ich träges Klatschen. Erschrocken riss ich mir die Kopfhörer aus den Ohren und drehte mich um. Nach kurzer Suche sah ich Levi über mir auf einem Ast stehen. Lässig an den Stamm gelehnt, blickte er zu mir und applaudierte. Er hatte mich doch nicht beobachtet, oder? Wie peinlich war das denn?
 

Ich schlug die Hände vors Gesicht. „Du hast doch nicht etwa zugesehen?", brachte ich zwischen den Fingern hervor.
 

„Wie ich sehe, hast du meinen Rat befolgt und etwas Sport getrieben. Vielleicht wird ja doch noch mal was aus dir."
 

Für diese Antwort hätte ich ihm am liebsten etwas gegen den Kopf geworfen. Doch war ich mir sicher, selbst wenn ich etwas passendes dafür gefunden hätte, würde ich mein Ziel um Längen verfehlen. Also ließ ich es am Besten gleich bleiben, bevor ich ihm noch mehr Grund gab mich zu ärgern.
 

Geschmeidig seilte er sich zu mir ab.

„Auch wenn du eine ganz schön große Klappe hast, ist es schön dich zu sehen", sagte ich, sobald er vor mir zum Stehen kam. Ohne darüber nachzudenken fiel ich ihm um den Hals.

Levi hingegen atmete hörbar angesäuert durch. „Muss das sein?"
 

Ich war zutiefst verletzt, woraufhin ich mich sofort von ihm löste. War ihm meine Geste wirklich so unangenehm?

Allerdings bemerkte ich, als ich einen Schritt zurückgetreten war, was er meinte. Dreck und Blätter klebten an seiner weißen Kleidung. Ein prüfender Blick auf mein Pullover und Dreiviertelhose bestätigte, dass ich durch meine Schlitteraktion mich tierisch besudelt hatte und nun meinen Schmutz an Levi übertragen hatte.
 

„Dreckspatz“, schimpfte er mich.
 

„Sorry, das tut mir echt leid", sagte ich, während ich möglichst schuldbewusst dreinschaute. Ich versuchte den Dreck von seinem Hemd zu klopfen, wobei ich kläglich scheiterte.
 

Levi stoppte mich, indem er meine Handgelenke packte. Nicht grob, jedoch fest. Unsicher sah ich erst zu meinen Händen, dann in seine Augen. Er seufzte. „Was machst du Freitag?", fragte er schließlich.
 

Kurzzeitig machte sich Verwirrung in mir breit, ehe ich mich an seine Einladung erinnerte.

„Mit dir essen gehen?“, antwortete ich gespielt unwissend.

Er schenkte mir ein zufriedenes Grinsen. „Richtig so.“
 

Langsam gab er meine Hände wieder frei. Nachdem er einen Schritt zurück getreten war, schaute er in die Richtung, aus der wir gekommen waren. „Nun gut, wer als Erstes zurück ist“, setzte Levi an.
 

„Bekommt Freitag doppelten Nachtisch!“, ergänzte ich und war schon längst los gerannt.
 


 

Song https://www.youtube.com/watch?v=lTGElV-2GQk



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